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Prolog

Sie saß auf ihrem Sofa. Sie war allein zuhause, wenn man ihre 6 ½ Monate alte Schwester mal außer Betracht lässt. Ihre Schwester schlief und sie saß Gedanken verloren auf dem Sofa. Sie hasste es, alleine zu sein. In den letzten Wochen besonders. In diesen Momenten der Stille dachte sie immer besonders viel nach. Über ihn. Sie vermisste ihn, sein Lachen, seine Haare, seine dummen Witze, seine Stimme und vor allem…seine Zuneigung. Ihr Blick schweifte durch den Raum, ohne einen festen Punkt erblicken zu wollen. Diese Gedanken, diese Gefühle hatte sie in letzter Zeit immer öfter. Sie dachte immer, an ihre Fehler, wie sie es wieder gut machen könnte, wie sie die Zeit zurück drehen könnte, doch das konnte sie nicht. Ihr Gefühl, sie wusste nicht was es war, war es Freundschaft oder Liebe? Obwohl sie sich, wenn sie sich im Klaren gewesen wäre wo sie das Gefühl einordnen sollte, das zweite verdrängt hätte. Doch sie war unschlüssig und alles zurückdrängen brachte nichts. Sie konnte nicht einmal ihre Gedanken an etwas anderes Wenden. Sie dachte immer da dran, wenn sie nicht gerade die Welt retten musste, oder mit anderen redete. Doch dann, wenn alles vorbei war und sie wieder Gedanken fassen konnte, die nichts damit zu tun hatte, drängte er sich rein. Langsam fluchte sie in sich hinein, das sie nicht endlich an was anderes dachte. Er hatte sicher eine Freundin in Australien, er bräuchte sie nicht mehr. Sie hatten seit seinem Verschwinden nicht mehr geredet und wahrscheinlich brauchte er sie auch nicht mehr.

Sie stand auf und ging langsam zum Küchentisch, hob ihr Smartphone auf und klickte, ohne groß drüber nachzudenken auf die Kontakteliste und scrollte runter. Beim Name Fletch hörte sie auf. Sie klickte auf den Kontakt. Sie  schaute sich das Bild von ihm an. Ihr Herz raste schneller, der Wunsch die Stimme zuhören wuchs, doch sie konnte nicht auf Anrufen klicken. Was sollte sie sagen? Sie hat sich drei Monate nicht gemeldet. Sie hatte mit Skulduggery mal darüber geredet, als sie im Auto kein Wort mit ihm wechselte und an ihn dachte.

„Du denkst in letzter Zeit öfter an ihn.“ Sagte er.

„Was?“ fragte sie, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde.

„Über Fletcher, du hast immer denselben Blick, wenn du über ihn nachdenkst. So verträumt und jung und wild.“

„Ich bin jung und wild.“ Hatte sie erwidert, „Und ja, du hast Recht, aber seit wann interessiert dich das?“

„Seitdem die Gefahr besteht, dass du in den Kämpfen bei den Gedanken woanders sein könntest.“

„Mach dir darum mal keine Sorgen.“

„Mach ich aber.“

„Brauchst du aber nicht.“

„Du bist echt Stur, weißt du das, Walküre?“

„Wer mir das wohl beigebracht hat.“

„Also von mir kann es nicht kommen, ich bin immer offen für neues und lehne mich gerne an die Ideen anderer an. Trotzdem: Wieso rufst du ihn nicht an?“

„Weil…seitdem du gestorben bist hat sich einiges verändert.“

„Das stimmt, trotzdem bin ich auf den neusten Stand was Mode angeht, oder Mannschaften, oder Politik.“

„Dafür lässt du das Gesetz oft aber fallen.“

„Das stimmt nicht ganz. Ich verändere es in meinem Kopf, damit es richtig ist.“

„Ist das nicht dasselbe?“ ihre Stimme war bereits auf diesen ‚Die-Welt-Nervt-Mich-Ton‘.

„Nein. Redet doch einfach, wie früher, als ihr eure Späße gemacht habt.“

Walküre sagte nichts mehr dazu und die restliche Fahrt verbrachte sie mir Gedanken an ihn.

Sie bemerkte wie ihre Hände zitterten. Sie waren knapp über den Knopf um anzurufen. Schließlich drückte auf drauf und legte das Ohr im selben Moment ans Ohr. Sie wartete. Wartete. Wartete. Dann kam das endlos Abspielband, was ihr sagte, das er gerade am telefonieren ist. Sie legte auf und legte das Handy wieder auf den Tisch. Am liebsten hätte sie es drauf gedonnert, aber Alison schlief und sie wollte sie nicht wecken. Langsam ging sie zu ihr und schaute sie an.

„Komme niemals mit einem Jungen zusammen.“ Flüsterte sie leise.

Die Konfirmation

Zero Carter verfluchte seine Eltern innerlich dafür. Auch wenn es das letztemal war, dass er diese gewöhnlichen, unbedeutenden Sterbliche sehen muss. Er was älter als die anderen. Er war siebzehn, die anderen waren um die fünfzehn. Er hatte es einige Jahre geschafft nicht Konfirmiert zu werden, doch dieses Jahr, konnte er seine Eltern nicht davon abbringen. Er war ein Elementar Zauberer und zugleich ein Teleporter, er war, mit Ausnahme eines anderen, der letzte Teleporter auf der Welt, dazu beherrschte er sogar Elementar Magie, wer konnte das schon von sich behaupten? Genau keiner! Er war besonders! Doch seine Eltern…seine Eltern waren zwar beide Magier, doch sie liebten die Sterblichen und so beschlossen sie auch eines Tages natürlich sterben zu wollen, nicht so wie Zero. Seine Eltern saßen vorne auf den Vordersitzen des Autos. Wozu war das nötig? Er konnte teleportieren und sie wären innerhalb eines Wimpernschlags an der Kirche gewesen. Obwohl…er hätte es wohl nicht zugelassen das er dahin teleportiert wäre. Er wäre auf dem Fleck stehen geblieben, seine Eltern hätten ihn angeschrien und schließlich ins Auto gezerrt. Er liebt seine Eltern, doch manchmal waren sie wirklich nervig. Das Auto wurde langsamer und kam schließlich zum Stillstand. Seine Eltern stiegen aus. Zero blieb stur sitzen.

„Wie ein kleines Kind.“ Sagte der Vater, als er die Tür öffnete. „Wollen wir uns auch mal aus dem Auto bequemen? Oder sollen wir warten bis wir vergammeln?“

Zero seufzte, schnallte sich ab und stieg in die Sonne. Sein schwarzer Anzug, seine schwarze Hose, die schwarzen Schuhe, sogar die schwarzen Socken sogen das Sonnenlicht förmlich auf. Er war kein Goth-Kind, wie es die anderen sagten, oder ein Emo, nein, er war ein normaler Zauberer, der gerne schwarze Sachen trug, natürlich war bei einem solche Ereignis schwarze Sachen nur selbstverständlich. Er schmiss die Tür zu und schaute herunter auf seinen Vater. Sein Vater war knapp ein Kopf kleiner als er, seine Mutter gar zweieinhalb. Mit langsam schlurfenden Schritten ging auf die Kirche zu. Es war die Kirche von Haggard und war einige Meilen von seinem zuhause entfernt. Das war gut, fand er, so hatte er außerhalb keinen Kontakt zu diesen Sterblichen. Er trat in die Kirche ein. Die Blicke fielen auf ihn, er ignorierte es und ging langsam zu den vorderen Reihen und setzte sich auf die unbequeme Bank.

Es kam Zero vor wie mehrere Stunden, dabei waren es nur eineinhalb bis er wieder im Auto saß, genauso bockig wie vorher, nur mit dem kleinen Unterschied, dass er nun Konfirmiert war, was ihm kostbare Zeit gestohlen hatte, er hatte zwar nichts geplant, trotzdem hatte er keine Lust gehabt dorthin zu gehen. Sein Vater blickte ihn über den Rückspiegel an. Zero nahm den Blick auf und schaute seinen Vater wütend an. Auf der Stirn seines Vaters hatten sich bereits vor einiger Zeit Schweißperlen gebildet, sein Sakko hatte er schon beim einsteigen ausgezogen und nur sein weißes Hemd mit der roten Krawatte hatte er nun an. Unter seinen Achseln hatten sich Schweißränder gebildet. „Ich weiß, dass du sauer bist.“ Fing er an.

Zero sagte nichts dazu.

„Ich weiß auch, dass du uns nicht verstehst, wieso wir so fasziniert sind von dem Leben der Sterblichen, doch, Zero, ewiges Leben ist nicht das schönste.“

Zero fragte sich, wieso sein Vater wusste, was er dachte.

„Du musst lernen, dass man mit der Zeit verrückt werden kann.“

„Das“ sagte Zero nun „ist deine Ansicht.“

„Stimmt wohl, aber auch die von deinen Großeltern, deinen Urgroßeltern und deinen Ururgroßeltern.“

„Sie waren dumm.“

„Nein, sie waren weise, dein Großvater war ein Teleporter, der umgebracht wurde, weil er nicht natürlich gestorben ist. Er wurde von jemandem umgebracht, darauf kamen die Gesichtslosen wieder.“

„Was hat das damit zu tun?“

„Nichts, ich wollte dir nur eine Geschichte erzählen.“ Sagte sein Vater vergnügt „Außerdem hast du mal deine finstere Miene abgelegt.“

Zero schwieg, innerlich wieder fluchend, dann fiel ihm etwas ein „Genaugenommen, müsstest du doch auch ein Teleporter sein, oder? Sonst würde ich die Kräfte ja nicht besitzen.“

„Ich bin keiner, Johnison, ich bin ein normale Elementarzauberer, ich habe nur das meiner Mutter geerbt, nicht das meines Vaters, die Stränge von beiden sind aber in mir und sind schließlich bei dir zusammen gekommen, also bist du beides.“

„Du sollst mich nicht Johnison nennen. Ich habe meinen richtigen Namen abgelegt.“

„Das stimmt wohl, dabei ist er so ein schöner Name.“

„Zero ist viel besser.“

„Das ist Geschmackssache.“

„Du hast keinen Geschmack.“

„Ich hab nie behauptet, ich hätte einen.“

Zero seufzte nur und legte seinen Kopf gegen die Scheibe. Sie waren noch immer in Haggard. Auf dem Bürgersteig sah er ein Mädchen, sie hatte schwarze Sachen an, schwarze, schöne Haare und war wunderschön. Zeros Herz schlug schneller. Er schüttelte seinen Kopf. Sie war ein gewöhnliches, sterbliches Mädchen, nichts besonderes, dachte er und blickte nun nach vorne. Doch seine Gedanken, waren nun nicht bei den Flüchen, sondern bei dem Mädchen.

Stillstand der Zeit

Normalerweise wäre er an so einem Sonntagmorgen im Bett geblieben und hätte geschlafen bis zum späten Nachmittag, wenn da nicht diese dämliche Sache gewesen wäre. Die weißen Haare lagen zerzaust auf seinem Kopf und seine grünen Augen waren umgeben von Schlafringe, alles in allem war heute für ihn der schlimmste Sonntag des Jahres. Vor fünf Minuten kam seine Mutter rein und sagte, er solle sofort aufstehen. Noch immer lag er im Bett. Langsam schob er sein Bein aus dem Bett, dann das andere und schließlich saß er sich stöhnend auf. Langsam zog er die Bettdecke weg und stand in seinem Zimmer, die Vorhänge verdeckten die Sonne, normalerweise, denn seine Mutter hatte sie aufgerissen. Gut war, das er auf der Seite vom Haus schlief wo nur Felder und keine Häuser waren, denn er stand da, nur mit einer Unterhose bekleidet. Er fuhr über seinen Bauch, er machte sich nichts daraus, dass ihn viele wegen seines Aussehen beneideten, ebenso wenig hatte er Angst vor Feinden. Er ging zum Spiegel, machte sein Haar zurecht und schaute seinen Körper an. Seine Arme waren Muskulös, nicht so sehr wie diese Bodybuilder die Steroide benutzten, sondern normal, natürlich. Ebenso natürlich war sein Six-Pack. Er öffnete den Schrank, kramte eine Jeans, ein weißes T-Shirt und seine Lederjacke raus. Alles schmiss er auf sein Bett und setzte sich wieder darauf und lies sich nach hinten fallen. Er seufzte. Er wollte nicht aufstehen. Er wollte schlafen. Er nahm sich die Hose und streifte sie über. Dann packte er von seinem Nachtschrank sein Piercing und steckte es sich in seine Lippen. Dann zog er sich das Shirt über und ging nach unten in die Küche, die Lederjacke über seine Schulter geworfen. Mit einem nicken begrüßte er seinen Vater, der in Ruhe Kaffee trank und die Zeitung las. Seine Mutter stand am Herd und kochte Eier und Speck. Es war Typisch für sie, dass sie Eier mit Speck machte. Engländer halt, dachte er sich und setzte sich zum Tisch. Seine Mutter kam mit drei Tellern, stellte sie an drei verschiedene Stellen, einen zum Vater, einen zu ihm und einen zu dem leeren Stuhl, wo sich seine Mutter bald hinsetzen würde. Sie ragte die erste Portion von Eier und Speck zum Vater, die zweite zu ihm und die letzte zu sich selbst. Der Vater legte die Zeitung zur Seite und blickte ihn mit seinen blauen Augen an. „Na, Adrian, wie hast du geschlafen?“ fragte er.

„Ziemlich gut, bis auf dem Moment wo jemand in mein Zimmer kam und die Vorhänge wegzog.“ Antwortete Adrian genervt.

„Wir wollen doch nicht, dass du deinen Tag verschläfst!“ mischte sich seine Mutter an. Sie hatte die weiße Kochschürze um, ihre braunen Haare waren in ein Netz gesteckt, nur eine Strähne hing an der Seite herunter.

„Meinen Tag? Du meinst den Tag, an dem wir eine Probe haben? Das soll mein Tag sein?“

„Sagen wir, es halt so: Wir wollen doch nicht, dass due die Probe zu deinem Tag verschläfst!“ meinte der Vater. Er hatte einen schrecklichen Wollpulli an, er war gelb-rot gestreift und passte so gar nicht zu ihm, weder zu seinem Aussehen, noch zu seinem Charakter. Sein Vollbart war wie immer gepflegt und seine kurzen stoppeligen grauen Haare waren mit Gel hochgestellt.

„Ja, ist klar.“ Sagte Adrian verärgert „Wo ist er eigentlich?“

„Wer?“ fragte die Mutter und aß gerade den letzten Happen Ei.

„Hm…Wer fehlt hier? Ein kleiner Rotzlöffel mit den Namen Ian Clark, ist zufällig mein Bruder – zumindest auf Papier – und wohnt auch in diesem Haus.“

„Ach, du meinst Ian, er hat gestern bei Linda übernachtet.“ Sagte der Vater mit vollen Mund.

„Henry, du sollst nicht mit vollem Mund sprechen! Das gucken sich die Jungs doch ab!“ meckerte die Mutter rum.

Henry zuckte mit den Schultern „Ja, Mutter Theresa.“

„Ich geh dann schon mal Ian holen“ meldete sich Adrian, aß den letzten bissen, schnappte sich die Lederjacke, zog sie über und ging zur Tür. Dort nahm er seinen Schal und seine schwarzen Schuhe mit dem blauen Nike-Zeichen drauf und verließ das Haus. Es war warm, trotzdem trug Adrian den Schal, er war sein Markenzeichen, wenn man so wollte. Er stieg in einen Bus ein und fuhr nach Kronach.

Circa fünfzehn Minuten dauerte die Fahrt von Schweinfurth nach Kronach. Immerhin ersparte er sich den Weg zu Linda, denn die beiden kamen ihm direkt entgegen.

„Hallo, Adrian!“ rief Linda und winkte ihm zu.

„Hallo, Linda.“ Begrüßte Adrian sie höflich „Nervensäge.“ Sagte er zu seinem Bruder.

„Trottel.“ Begrüßte Ian ihn. „Was gibt’s?“

„Ich soll dich abholen, heute ist es soweit.“ Adrian blickte auf die beiden herunter, sie waren beide vierzehn, drei Jahre jünger als er, deshalb auch kleiner, viel kleiner, wobei Ian schon groß war mit ein Meter siebzig. Linda war dagegen zehn Zentimeter kleiner und hatte langes braunes Haar. Ihre Fröhlichkeit passte gar nicht zu Ian, fand Adrian. Ian war ganz anders. Er hatte kurzes schwarzes Haar, es sah ein bisschen aus wie das eines Soldaten und war stur, dumm und nervig.

„Na gut.“ Genervt wandte er sich zu Linda und gab ihr einen Kuss.

Adrian und Ian gingen in zu ein altes, stillstehendes Fabrikgebäude. Seit Jahren wurde hier nicht mehr gearbeitet. Adrian sagte zu Ian, dass er schonmal rein gehen solle. Ian tat wie ihm geheißen und ging hinein. Draußen stand Adrian nun und setzte sich auf eine Bank. Aus seiner Jackentasche holte er eine Schachtel und ein Feuerzeug raus. Eine Zigarette nahm er heraus, steckte sie an und rauchte in Ruhe. Er hatte Zeit. Er hatte einen Plan. Den Zigarettenstummel schmiss er auf den Boden, trat drauf und spreizte dann seine Finger. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. Ein Auto, was gerade vorbeifahren wollte stand still auf der Straße. Die Zeit war angehalten, diese Gelegenheit musste er nutzen. Er rannte, er war ein guter Läufer. Er rannte so schnell es ging. Er sprang über Autos, rannte an Leute vorbei. Bald käme er zu der Grenze. Er kann nur einen bestimmten Raum stillstehen lassen. Er hatte keine Lust auf diese Organisation, die die Welt zerstören wollte. Er wollte zu Jemanden, der ihn retten konnte. Dafür musste er nach Irland. Er rannte weiter. Langsam wurde das Bild verschwommen. Er war gerade aus diesem Bereich gekommen. Hinter ihm ging es aber nun auch weiter. Er hielt ein Taxi an. Nun würde es zum Flughafen gehen. Wenn ich Glück habe, dachte er, dann bin ich weg, bevor sie eine Spur von mir finden.

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Tag der Veröffentlichung: 01.05.2014

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