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Band I

us der Feder des Weisen Montocai aus der dritten Ära des ersten Jahrhunderts:

3Ä 63


Im Herbst des Jahres kam Prinz Pelagius, Sohn des Prinzen Uriel, welcher der Sohn der Kaiserin Kintyra, welche die Nichte des großen Kaiser Tiber Septim war, zum Stadtstaat Camlorn in Hochfels, um der Tochter von König Vulstaed den Hof zu machen. Ihr Name war Quintilla. Sie war die schönste Prinzessin in Tamriel, geschickt in den jungfräulichen Fertigkeiten und eine erfahrene Hexenmeisterin.

Pelagius war seit elf Jahren Witwer und hatte einen jungen Sohn namens Antiochus. Er erreichte den Hof, musste dort aber feststellen, dass der Stadtstaat von einem großen Dämonenwerwolf terrorisiert wurde. Anstatt sie zu umwerben, zog Pelagius mit Quintilla aus, um das Königreich zu retten. Durch sein Schwert und ihre Hexerei wurde die Bestie vernichtend geschlagen und Quintilla kettete mit Hilfe mystischer Kraft die Seele der Bestie an einen Edelstein. Pelagius ließ mit dem Juwel einen Ring schmieden und heiratete sie.

Aber man sagt, die Seele des Wolfs verblieb bis zur Geburt ihres ersten Kindes mit dem Paar.


3Ä 80

"Der Botschafter des Königreichs von Einsamkeit ist angekommen, Eure Hoheit", flüsterte der Hofkämmerer Balvus.

"Gerade jetzt, während des Essens?" murmelte der Kaiser. "Sagt ihm, er soll warten."

"Nein, Vater, es ist wichtig, dass Ihr ihn empfängst", sagte Pelagius und erhob sich. "Ihr könnt ihn nicht warten lassen und ihm dann die schlechte Nachricht mitteilen. Das wäre sehr undiplomatisch."

"Dann geht nicht, Ihr seid viel diplomatischer als ich. Die ganze Familie sollte hier sein", fügte Kaiser Uriel II. hinzu, als ihm bewusst wurde, dass nur wenige Mitglieder der Familie an seinem Tisch tafelten. "Wo ist Eure Mutter?"

"Die schläft gerade mit dem Erzpriester von Kynareth", hätte Pelagius fast gesagt, aber er war, wie sein Vater eben bemerkte, sehr diplomatisch. Stattdessen sagte er: "Bei der Andacht."

"Und Euer Bruder und Eure Schwester?"

"Amiel ist in Erstburg und trifft sich dort mit dem Erzmagister der Magiergilde. Und Galana ist, auch wenn wir das dem Botschafter natürlich nicht erzählen werden, mit den Vorbereitungen für ihre Hochzeit mit dem Herzog von Narsis beschäftigt. Da der Botschafter ja erwartet, dass sie seinen Gönner, den König des Königreichs von Einsamkeit, heiratet, werden wir ihm mitteilen, dass sie bei den Quellen weilt, wo Pestbeulen von ihrem Körper entfernt werden. Erzählt ihm das und er wird nicht sehr auf die Heirat drängen, obwohl es schon aus politischen Gründen recht zweckmäßig wäre", fügte Pelagius lächelnd hinzu. "Ihr wisst ja, wie mulmig es den Nord bei warzigen Frauen wird."

"Aber beeilt Euch, ich habe das Gefühl, ich sollte meine Familie um mich haben, damit ich nicht wie ein alter Trottel aussehe, der von Freunden und Familie verschmäht wird", brummelte der Kaiser und ging ganz recht in der Annahme. "Was ist mit Eurer Frau? Wo ist sie, und wo sind meine Enkel?"

"Quintilla ist im Kinderzimmer mit Cephorus und Magnus. Antiochus hurt wahrscheinlich in der Stadt herum. Wo Potema ist, weiß ich nicht, wahrscheinlich lernt sie. Ich dachte, Ihr mögt die Kinder nicht um Euch haben."

"Doch. Vor allem bei solchen Treffen mit Botschaftern in muffigen Staatsgemächern", seufzte der Kaiser. "Sie bringen frischen Wind herein und einen Hauch von Unschuld und Höflichkeit. Ach ja, lasst den verdammten Botschafter rein", sagte er zu Balvus.

Potema war gelangweilt. Es war Regenzeit in der kaiserlichen Provinz - Winter, und die Straßen und Gärten der Stadt waren überflutet. Sie konnte sich nicht mehr an die Zeit vor dem Regen erinnern. Waren es Tage, Wochen oder schon Monate, seit die Sonne zum letzten Mal geschienen hatte? Unter dem fortwährenden Flackern der Fackeln vor dem Palast war nur schwer zu beurteilen, wie viel Zeit verstrichen war. Potema ging durch die Hallen aus Marmor und Stein. Sie hörte den prasselnden Regen und dachte nur daran, wie langweilig ihr doch war.

Asthephe, ihr Lehrer, wartete sicher schon auf sie. Normalerweise machte es ihr nichts aus zu lernen. Das Auswendiglernen fiel ihr nicht schwer. Sie fragte sich selbst ab, als sie durch die den leeren Ballsaal ging. Wann war der Untergang von Orsinium? 1Ä 980. Wer schrieb die "Tamrielischen Traktate"? Khosey. Wann wurde Tiber Septim geboren? 2Ä 288. Wer ist derzeit König von Daggerfall? Mortyn, der Sohn von Gothlyr. Wer ist derzeit Herrscher von Silvenar? Varbarenth, der Sohn von Varbaril. Wer ist der Kriegsherr von Kleinmottien? Fangfrage: Es ist eine Frau, Ioa.

Was bekomme ich, wenn ich ein braves Mädchen bin, nicht in Schwierigkeiten gerate und mein Lehrer sagt, dass ich eine hervorragende Schülerin bin? Mutter und Vater werden ihr Versprechen, mir mein eigenes daedrische Katana zu kaufen, nicht einhalten und behaupten, dass sie sich an ein solches Versprechen nicht erinnern können und dass es ohnehin zu teuer und gefährlich für ein Mädchen meines Alters ist.

Stimmen kamen aus den Staatsgemächern des Kaisers. Es waren ihr Vater, ihr Großvater und ein Mann mit fremdem Akzent, ein Nord. Potema verschob einen Stein, den sie hinter einem Wandteppich gelockert hatte, und lauschte.

"Lassen Sie uns offen sprechen, Eure Kaiserliche Hoheit", vernahm sie die Stimme des Nord. "Meinem Gebieter, dem König des Königreichs von Einsamkeit, ist es egal, ob Prinzessin Galana aussieht wie ein Ork. Er möchte ein Bündnis mit der kaiserlichen Familie eingehen und Ihr habt zugesagt, ihm Galana zur Frau zu geben. Andernfalls müsst Ihr die Millionen von Gold zurückgeben, die er Euch gegeben hat, damit Ihr den Aufstand der Khajiit in Torval niederschlagen könnt. Das war eine Übereinkunft, die zu ehren Ihr geschworen habt."

"Ich erinnere mich nicht an ein solches Versprechen", hörte sie ihren Vater. "Erinnert Ihr Euch, werter Vater?"

Potema glaubte, aus dem antwortenden Murmeln die Stimme ihres Großvaters, des alten Kaisers, herauszuhören.

"Vielleicht sollten wir zum Archiv gehen und nachsehen. Meine Erinnerung mag mich trügen", erklang die Stimme des Nord sarkastisch. "Ich bin mir ganz sicher, dass Euer Siegel auf der Vereinbarung war, ehe es weggeschlossen wurde. Es kann aber natürlich sein, dass ich mich irre."

"Wir werden eine Pagen zum Archiv schicken, damit dieser die benannten Dokumente bringt", hörte sie ihren Vater, mit der ihr vertrauten milden Stimme antworten, die er benutzte, wenn er dabei war, ein Versprechen zu brechen. Potema kannte sie nur zu gut. Sie steckte den Stein wieder zurück an seinen Platz und eilte aus dem Ballsaal. Sie wusste genau, wie langsam die Pagen gingen, die es gewohnt waren, Botengänge für den tatterigen Kaiser zu machen. Sie konnte in null Komma nichts ins Archiv gelangen

Die massive Ebenholztür war natürlich verschlossen, aber sie wusste, was sie zu tun hatte. Vor ungefähr einem Jahr hatte sie die bosmerische Kammerzofe ihrer Mutter beim Stehlen erwischt. Im Gegenzug für ihr Schweigen musste die junge Frau ihr beibringen, wie man Schlösser knackt. Potema zog zwei Nadeln aus ihrer roten Diamantbrosche und steckte die erste mit ruhiger Hand in das erste Schloss, wobei sie sich die Kombination aus Schlüsselhalmen und Zuhaltung im Mechanismus einprägte.

Jedes Schloss hatte seinen eigenen Charakter.

Das Schloss zur Speisekammer in der Küche: sechs freie Zuhaltungen, eine siebte feste und ein Sicherungsbolzen. Sie war nur zum Spaß in die Speisekammer eingebrochen, aber sie dachte mit einem Lächeln: Wäre sie zum Beispiel eine Giftmörderin, dann wäre der gesamte kaiserliche Haushalt nun tot.

Das Schloss zu Antiochus' verstecktem Vorrat khajiitischer Pornographie: nur zwei freie Zuhaltungen und eine lächerliche Falle aus vergifteten Stacheln, die durch Druck auf das Gegengewicht leicht zerlegt werden konnte. Das war ein einträglicher Treffer gewesen. Es war schon merkwürdig, dass Antiochus, der sonst nie Scham zeigte, so leicht zu erpressen war. Sie war natürlich auch erst zwölf und betrachtete den Unterschied zwischen der Perversion der Katzenmenschen und der der Cyrodiil aus einer eher wissenschaftlichen Perspektive. Nichtsdestotrotz musste Antiochus ihr die Diamantbrosche geben, die sie so sehr schätzte.

Sie war noch nie entdeckt worden, weder als sie in das Studierzimmer des Erzmagiers einbrach, um dessen ältestes Buch mit Zaubersprüchen zu stehlen, noch als sie in das Gästezimmer des Königs von Gilane einstieg, um dessen Krone am Tag der offiziellen Willkommenszeremonie von Magnus zu stehlen. Es war schon fast zu einfach, ihre Familie mit diesen kleinen Verbrechen zu piesacken. Aber nun ging es um ein Dokument, das der Kaiser für ein sehr wichtiges Treffen brauchte. Sie würde es zuerst bekommen.

Leider war dies das schwierigste Schloss, das sie bisher zu knacken hatte. Wieder und wieder drückte sie gegen die Zuhaltungen, schob die gegabelte Klammer beiseite, die gegen ihre Nadeln schnappte und an die Gegengewichte hämmerte. Sie brauchte fast 30 Sekunden, um durch die Tür in das Archiv einzudringen, in dem die Schriftrollen des Ältestenrats aufbewahrt wurden.

Die Dokumente waren wohl sortiert, nach Jahrgang, Provinz und Königreich. Schnell fand Potema das Heiratsversprechen von Uriel Septim II., Kaiser von Gottes Gnaden des heiligen cyrodiilischen Kaiserreichs von Tamriel, zwischen dessen Tochter Prinzessin Galana und Seiner Königlichen Hoheit des Königreichs von Einsamkeit, Mantiarco. Sie schnappte sich ihre Beute und war auch schon wieder aus dem Archiv, dessen Tür sie natürlich wieder verschloss, ehe die Pagen auch nur in Sichtweite waren.

Wieder im Ballsaal angekommen, lockerte sie den Stein erneut und lauschte gespannt den Gesprächen. Ein paar Minuten lang sprachen die drei Männer, also der Nord, der Kaiser und ihr Vater nur über das Wetter und einige langweilige diplomatische Einzelheiten. Dann hörte sie Schritte und ein junge Stimme, die eines Pagen.

"Eure Kaiserliche Hoheit, ich habe das Archiv durchsucht, aber ich kann das Dokument, nach dem Ihr gefragt habt, nicht finden."

"Da seht Ihr es", sagte Potemas Vater. "Wie ich sagte, das Dokument existiert nicht."

"Aber ich habe es gesehen!" Die Stimme des Nords war voller Wut. "Ich war da, als mein Lehnsherr und der Kaiser es unterzeichneten! Ich war selbst dabei!"

"Ich hoffe, Ihr wagt es nicht, die Worte meines Vaters, des höchsten Kaisers von ganz Tamriel anzuzweifeln, nicht jetzt, wo es Beweise gibt, dass Ihr Euch ... geirrt habt", sagte Pelagius mit leiser, bedrohlicher Stimme.

"Natürlich nicht", erwiderte der Nord schnell. "Aber was sage ich meinem König? Er wird nicht mit der kaiserlichen Familie verbandet und erhält auch das Gold nicht zurück, das er Euch gemäß der Vereinbarung - so wie wir sie in Erinnerung haben - gegeben hat?"

"Wir möchten wirklich keine Spannungen zwischen dem Königreich von Einsamkeit und uns", hörte sie die Stimme des Kaisers, zaghaft, aber deutlich. "Wie wäre es, wenn wir König Mantiarco stattdessen unsere Enkelin anbieten?"

Potema fühlte, wie die Kälte des Saals auf sie hernieder sank.

"Die Prinzessin Potema? Ist sie nicht ein wenig zu jung?", fragte der Nord.

"Sie ist schon 13 Jahre alt", sagte ihr Vater. "Alt genug, um zu heiraten."

"Sie wäre eine ideale Partnerin für Euren König", sagte der Kaiser. "Zugegeben, sie ist sehr schüchtern und unschuldig, aber ich bin sicher, dass sie die höfischen Sitten und Gebräuche schnell erlernt. Sie ist schließlich eine Septim. Ich glaube, sie wäre eine hervorragende Königin des Königreichs von Einsamkeit. Nicht besonders aufregend, aber von noblem Charakter."

"Die Enkelin des Kaisers steht ihm aber nicht so nah wie seine Tochter", sagte der Nord übellaunig. "Andererseits weiß ich nicht, wie wir dieses Angebot zurückweisen könnten. Ich werde es meinem König überbringen lassen."

"Ihr könnt gehen", sagte der Kaiser und Potema hörte den Klang der Schritte des Nords, wie er die Staatsgemächer verließ.

Tränen liefen Potema über die Wangen. Sie wusste, wer der König des Königreichs von Einsamkeit war. Mantiarco. Zweiundsechzig Jahre alt und ziemlich fett. Sie wusste auch, wie weit das Königreich von Einsamkeit entfernt war und wie kalt es dort, in den nördlichen Gefilden, wurde. Ihr Vater und ihr Großvater verbannten sie zu den barbarischen Nord. Die Stimmen redeten weiter.

"Gutes Schauspiel, mein Junge. Nun sieh aber auch zu, dass die Dokumente sicher verbrannt werden", sagte ihr Vater.

"Mein Prinz?" fragte der Page leicht verunsichert.

"Die Vereinbarung zwischen dem Kaiser und dem König des Königreichs von Einsamkeit, Ihr Dummkopf. Wir möchten nicht, dass jemand weiß, dass sie existiert."

"Mein Prinz, ich habe die Wahrheit gesagt. Ich konnte das Dokument im Archiv nicht finden. Es scheint verloren gegangen zu sein."

"Bei Lorkhan!" brüllte ihr Vater. "Warum geht in diesem Palast immer alles verloren? Geht zurück zum Archiv und sucht, bis Ihr es findet!"

Potema betrachtete das Dokument. Millionen von Goldstücken wurden dem Königreich von Einsamkeit versprochen, falls Prinzessin Galana den König heiraten würde. Sie konnte es ihrem Vater übergeben und vielleicht müsste sie Mantiarco dann nicht heiraten. Oder lieber nicht. Sie könnte ihren Vater und den Kaiser auch damit erpressen und ein hübsches Sümmchen herausschlagen. Oder sie könnte es hervorzaubern, wenn sie Königin des Königreichs von Einsamkeit wäre und damit ihren Säckel füllen, um alles zu kaufen, was ihr Herz begehrte. Und das war mehr als ein daedrisches Katana, das war sicher.

So viele Möglichkeiten, dachte Potema. Plötzlich stellte sie fest, dass sie auf einmal gar nicht mehr so gelangweilt war.

Band II

 

Aus der Feder des Weisen Montocai aus der dritten Ära des ersten Jahrhunderts:

3Ä 82:

Ein Jahr nach der Hochzeit seiner vierzehnjährigen Enkelin, der Prinzessin Potema, mit König Mantiarco des nordischen Königreichs der Einsamkeit, schloss Kaiser Uriel Septim II. für immer seine Augen. Sein Sohn, Pelagius Septim II., wurde zum Kaiser gekrönt und sah sich, dank der schlechten Verwaltung seines Vaters, einer fast vollständig geleerten Schatzkammer gegenüber.

Als neue Königin des Königreichs der Einsamkeit stand Potema einer Opposition der alten nordischen Häuser gegenüber, die ihn ihr eine Außenseiterin sahen. Mantiarco war bereits einmal verwitwet, und seine frühere Königin war höchst beliebt gewesen. Sie hatte ihm einen Sohn hinterlassen, Prinz Bathorgh, der zwei Jahre älter war als seine Stiefmutter und sie ebenfalls nicht mochte. Aber der König liebte seine Königin, und durchlitt mit ihr eine Fehlgeburt nach der anderen, bis zu ihrem neunundzwanzigsten Lebensjahr, in dem sie ihm einen Sohn gebar.


3Ä 97:

„Ihr müsst etwas gegen die Schmerzen tun!” schrie Potema und bleckte die Zähne. Der Heiler Kelmeth dachte sofort an eine Wölfin in den Wehen, aber verbannte dieses Bild aus seinem Geiste. Ihre Feinde nannten sie die Wolfskönigin, aber nicht aufgrund irgendwelcher körperlicher Ähnlichkeiten.

„Eure Majestät, es gibt hier keine Verletzung, die ich heilen könnte. Die Schmerzen, die ihr fühlt, sind natürlich und hilfreich für die Geburt.” Er wollte noch mehr Worte des Trosts hinzufügen, musste dies aber abbrechen, um sich vor einem Spiegel zu ducken, den sie nach ihm geworfen hatte.

„Ich bin keine schweinsnasige Bäuerin!” fauchte sie, „ich bin die Königin des Königreichs der Einsamkeit, Tochter des Kaisers! Beschwört die Daedra herauf! Ich werde die Seele auch noch des letzten meiner Untertanen gegen ein wenig Linderung eintauschen!”

„Meine Herrin”, sagte der Heiler nervös, als er die Vorhänge schloss und somit die kalte Morgensonne verdeckte. „Es ist nicht weise, solche Angebote auch nur im Spaß zu machen. Die Augen des Reichs des Vergessens spähen nur nach einem solch überstürzten Ausruf.”

„Was wisst Ihr schon vom Reich des Vergessens, Heiler?” knurrte sie, aber ihre Stimme war ruhiger, gelassener. Die Schmerzen hatten nachgelassen. „Würdet Ihr mir den Spiegel bringen, den ich nach Euch warf?”

„Werdet Ihr ihn ein weiteres Mal werfen, Eure Majestät?” sagte der Heiler mit einem angespannten Lächeln und gehorchte.

„Höchstwahrscheinlich”, sagte sie, als sie in ihr Spiegelbild sah. „Und beim nächsten Mal werde ich nicht daneben werfen. Aber ich sehe ja zum Fürchten aus. Wartet Fürst Vhokken noch immer in der Halle auf mich?”

„Ja, Eure Majestät.”

„Gut, dann sagt ihm, dass ich nur meine Haare richten muss und ihn dann empfangen werde. Und lasst uns allein. Ich werde nach Euch schreien, wenn die Schmerzen zurückkehren.”

„Ja, Eure Majestät.”

Einige Minuten später wurde Fürst Vhokken in das Gemach geleitet. Er war ein gewaltiger, kahler Mann, dessen Freunde und Feinde ihn den Vhokkenberg nannten, und wenn er sprach, war es mit dem tiefen Grollen von Donner. Die Königin war einer der wenigen Menschen, von denen Vhokken wusste, dass sie nicht im geringsten von ihm eingeschüchtert waren, und er lächelte sie an.

„Meine Königin, wie fühlt Ihr Euch?” fragte er.

„Verdammt. Aber Ihr seht aus, als ob der Frühling zum Vhokkenberg gekommen ist. Ich schließe aus Eurer fröhlichen Stimmung, dass ihr zum Kriegsleiter befördert wurdet.”

„Nur zeitweilig, während Euer Gatte, der König, überprüft, ob es Beweise für die Gerüchte über den Verrat meines Vorgängers, Fürst Thone, gibt.”

„Wenn Ihr sie dort hinterlassen habt, wo ich Euch sagte, wird er sie finden”, lächelte Potema, und stützte sich in ihrem Bett auf. „Sagt, ist Prinz Bathorgh noch immer in der Stadt?”

„Was für eine Frage, Eure Hoheit”, lachte der Berg. „Heute ist das Turnier der Ausdauer, und Ihr wisst, dass er es niemals verpassen würde. Der Bursche erfindet jedes Jahr neue Strategien der Selbstverteidigung, die er während der Spiele zur Geltung bringt. Erinnert Ihr Euch an das letzte Jahr, wo er den Ring ohne Rüstung betrat, zwanzig Minuten lang sechs Schwertkämpfer abwehrte und dann die Spiele ohne einen Kratzer verließ? Er widmete jenen Wettkampf seiner verstorbenen Mutter, Königin Amodetha.”

„Ja, ich erinnere mich.”

„Er ist weder mein noch Euer Freund, Eure Hoheit, aber Ihr müsst dem Mann den Respekt zollen, der ihm zusteht. Er bewegt sich wie ein Blitz. Ihr würdet es nicht von ihm denken, aber er scheint seine Unbeholfenheit immer zu seinem Vorteil zu nutzen, um seine Gegner abzuschütteln. Manche sagen, dass er seinen Stil von den Orks im Süden gelernt hat. Sie sagen, dass er von ihnen lernte, wie der Angriff eines Feindes durch eine Art übernatürlicher Macht vorausgesehen werden kann.”

„Da ist nichts Übernatürliches am Werke”, sagte die Königin ruhig. „Das hat er von seinem Vater.”

„Mantiarco hat sich nie so bewegt”, gluckste Vhokken.

„Ich habe nie behauptet, dass er es tat”, sagte Potema. Sie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. „Die Schmerzen kommen zurück. Ihr müsst den Heiler holen, aber erst muss ich Euch noch etwas anderes fragen - hat der Bau des neuen Sommerpalastes schon begonnen?”

„Das denke ich, Eure Hoheit.”

„Denkt nicht!” schrie sie, während sie sich in die Decken festkrallte und so fest auf ihre Lippen biss, dass ein Blutfaden von ihrem Kinn tropfte. „Handelt! Vergewissert Euch, dass der Bau sofort beginnt, heute! Eure Zukunft, meine Zukunft, und die Zukunft dieses Kindes hängen davon ab! Geht!”

Vier Stunden später betrat König Mantiarco den Raum, um seinen Sohn zu sehen. Seine Königin lächelte schwach, als er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Als sie ihm das Kind reichte, lief eine Träne über sein Gesicht. Schnell folgte eine weitere, und dann noch eine.

„Mein Fürst”, sagte sie zärtlich. „Ich weiß, dass Ihr rührselig seid, aber so was!”

„Es ist nicht nur das Kind, obwohl er wunderschön ist, mit den holden Gesichtszügen seiner Mutter”, Marciano wandte sich zu seiner Gemahlin, traurig, seine gealterten Gesichtszüge von Qualen verzerrt. „Meine teure Gemahlin, es gibt Schwierigkeiten im Palast. In Wahrheit ist diese Geburt das einzige, was diesen Tag davon abhält, der dunkelste meiner Regentschaft zu werden.”

„Was ist es? Etwas auf dem Turnier?” Potema setzte sich im Bett auf. „Etwas mit Bathorgh?”

„Nein, es ist nicht das Turnier, aber es hat mit Bathorgh zu tun. Ich sollte Euch zu einer solchen Gelegenheit nicht beunruhigen. Ihr braucht Eure Ruhe.”

„Mein Gemahl, erzählt es mir!”

„Ich wollte Euch nach der Geburt unseres Kindes mit einem Geschenk überraschen, also habe ich den alten Sommerpalast vollständig renovieren lassen. Es ist ein wunderschöner Ort, oder jedenfalls war er das. Ich dachte, dass Ihr ihn mögen würdet. Um der Wahrheit willen, es war Fürst Vhokkens Idee. Früher war es Amodethas Lieblingsort.” Bitterkeit schlich sich in die Stimme des Königs. „Jetzt habe ich erfahren, warum.”

„Was habt Ihr erfahren?” fragte Potema ruhig.

„Amodetha hat mich dort betrogen, mit meinem Vertrauten, dem Kriegsleiter Fürst Thone. Es gab einen Briefwechsel zwischen ihnen, die abartigsten Dinge, die Ihr jemals gelesen habt. Und das ist noch nicht einmal das Schlimmste.”

„Nicht?”

„Die Daten der Briefe stimmen überein mit der Zeit von Bathorghs Geburt. Den Jungen, den ich geliebt und aufgezogen habe wie einen Sohn', Mantiarcos Stimme erstickte vor Erregung. 'Er ist Thones Kind, nicht meins.”

„Mein Liebling”, sagte Potema und empfand fast Mitleid mit dem alten Mann. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, und seine Schluchzer übergossen sie und ihr gemeinsames Kind.

„Von nun an”, sagte er ruhig. „Ist Bathorgh nicht länger mein Erbe. Er wird aus dem Königreich verbannt. Dieses Kind, das Ihr mir heute geboren habt, wird aufwachsen, um über das Königreich der Einsamkeit zu herrschen.”

„Und vielleicht noch mehr”, sagte Potema. „Er ist auch der Enkel des Kaisers.”

„Wir werden ihn Mantiarco, den Zweiten, nennen.”

„Mein Liebling, das würde ich gern”, sagte Potema und küsste des Königs tränenbenetztes Gesicht. „Aber dürfte ich Uriel vorschlagen, nach meinem Großvater, dem Kaiser, der unsere Ehe zusammenführte?”

König Mantiarco lächelte seine Gemahlin an und nickte. Es klopfte an der Tür.

„Mein gnädiger Herr”, sagte Vhokkenberg. „Seine Hoheit Prinz Bathorgh hat das Turnier beendet und erwartet Euch, ihm seinen Preis zu übergeben. Er hat erfolgreich Angriffe von neun Bogenschützen und dem Riesenskorpion, den wir aus Hammerfell mitbrachten, abgewehrt und standgehalten. Die Menge brüllt seinen Namen. Sie nennen ihn „Den Mann, der nicht bezwungen werden kann”.”

„Ich werde zu ihm gehen”, sagte König Mantiarco traurig und verließ das Gemach.

„Oh doch, er kann Bezwungen werden, oh doch”, sagte Potema müde. „Aber es bedarf einiger Mithilfe.”

 

Band III

 

Aus der Feder des Weisen Montocai aus der dritten Ära des ersten Jahrhunderts:

3Ä 98

Der Kaiser Pelagius Septim II. starb wenige Wochen vor Jahresende, am 15. Abendstern während des Fests des Nordwindgebets, was als schlechtes Omen für das Kaiserreich ausgelegt wurde. Er herrschte siebzehn schwierige Jahre lang. Um die bankrotte Schatzkammer wieder aufzufüllen, hatte Pelagius seinen Ältestenrat entlassen und sie dann gezwungen, ihre Ämter wieder zurückzukaufen. Einige gute, aber arme, Ratsherren gingen dabei verloren. Viele sagen, dass der Kaiser von einem rachsüchtigen ehemaligen Ratsmitglied vergiftet worden sei.

Seine Kinder kamen, um seiner Bestattung und der Krönung des nächsten Kaisers beizuwohnen. Sein jüngster Sohn, der neunzehnjährige Prinz Magnus, kam aus Almalexia, wo er Ratsherr am Königshof war. Der einundzwanzigjährige Prinz Cephorus kam seiner mit rothwardonischen Braut, Königin Biank-i, aus Giweg. Der dreiundvierzigjährige Prinz Antiochus, ältestes Kind und mutmaßlicher Erbe, hatte bei seinem Vater in der Kaiserstadt gelebt. Als letztes erschien seine einzige Tochter, Potema, die sogenannte Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit. Dreißig Jahre alt und von strahlender Schönheit, erschien sie mit prunkvollem Gefolge und begleitet von ihrem Gemahl, dem älteren König Mantiarco, und ihrem einjährigen Sohn Uriel.

Jeder erwartete, dass Antiochus den Thron des Kaiserreichs übernehmen werde, aber niemand wusste, was von der Wolfskönigin zu erwarten war.


3Ä 99

„Fürst Vhokken brachte spät in der Nacht, und in jeder Nacht dieser Woche, mehrere Männer in die Gemächer Eurer Schwester”, brachte der Meisterspion vor. „Vielleicht sollte man ihren Gemahl darauf aufmerksam machen -”

„Meine Schwester ist eine Anhängerin der Siegesgötter Reman und Talos, nicht der Liebesgöttin Dibella. Sie schmiedet Komplotte mit jenen Männern, und feiert keine Orgien mit ihnen. Ich wette, dass ich mit mehr Männern geschlafen habe, als sie es hat”, lachte Antiochus und wurde dann ernsthaft. „Sie steckt hinter der Verzögerung des Rats, mir die Krone anzubieten, ich weiß es. Sechs Wochen schon. Sie sagen, sie müssen die Protokolle aktualisieren und sich auf die Krönung vorbereiten. Ich bin der Kaiser! Krönt mich, und ins Reich des Vergessens mit den Formalitäten!”

„Eure Schwester ist Euch sicherlich nicht wohlgesinnt, Eure Majestät, aber es sind andere Faktoren im Spiel. Vergesst nicht, wie Euer Vater den Rat behandelt hat. Sie sind es, die Folgsamkeit brauchen, und, wenn nötig, starke Überzeugung”, fügte der Meisterspion hinzu, mit einem viel sagenden Stich seines Dolchs.

„Tut das, aber habt auch ein Auge auf die verdammenswerte Wolfskönigin. Ihr wisst, wo ich zu finden bin.”

„In welchem Bordell, Eure Hoheit?” erkundigte sich der Meisterspion.

„Da heute Fredas ist, werde ich ins „Katze und Kobold” gehen.”

Der Meisterspion notierte in seinem Bericht jener Nacht, dass die Königin Potema keine Gäste hatte, denn sie dinierte jenseits des kaiserlichen Gartens im Blauen Palast mit ihrer Mutter, der Kaiserwitwe Quintilla. Für Winter war es eine warme Nacht und auch überraschend wolkenlos, obwohl der Tag stürmisch gewesen war. Der durchnässte Boden konnte nichts mehr aufnehmen, also sahen die formalen, geometrischen Gärten aus, als seien sie mit Wasser überzogen. Die beiden Frauen nahmen ihren Wein auf dem breiten Balkon ein, um Blick auf die Anlage zu haben.

„Ich glaube, Ihr versucht die Krönung Eures Halbbruders zu sabotieren”, sagte Quintilla und sah ihre Tochter dabei nicht an. Potema sah, wie die Jahre nicht so sehr Falten bei ihrer Mutter hinterlassen hatten, sondern sie eher ausgebleicht hatten, wie die Sonne einen Stein ausbleicht.

„Das ist nicht wahr”, sagte Potema. „Aber würde es Euch viel ausmachen, wenn es doch wahr wäre?”

„Antiochus ist nicht mein Sohn. Er war elf Jahre alt, als ich Euren Vater heiratete, und wir standen uns nie besonders nah. Ich denke, mutmaßlicher Erbe zu sein, hat sein Wachstum beeinträchtigt. Er ist alt genug, eine Familie mit erwachsenen Kindern zu haben, und dennoch verschwendet er seine ganze Zeit mit Ausschweifungen und Hurerei. Er wird keinen guten Kaiser abgeben”, seufzte Quintilla und wandte sich Potema zu. „Aber für die Familie ist es schlecht, wenn Unzufriedenheit gesät wird. Es ist einfach, sich in Parteien aufzuspalten, aber sehr schwierig, sich wieder zu vereinen. Ich fürchte um die Zukunft des Kaiserreichs.”

„Das klingt so ernst - werdet Ihr sterben, Mutter?”

„Ich habe die Omen gedeutet”, sagte Quintilla mit einem matten, ironischen Lächeln. „Vergesst nicht - ich war in Camlorn eine berühmte Hexenmeisterin. In einigen Monaten werde ich tot sein, und dann, nicht einmal ein Jahr später, wird Euer Gemahl sterben. Ich bedauere nur, dass ich nicht mehr erleben werde, wie Euer Kind Uriel den Thron des Königreichs der Einsamkeit übernehmen wird.”

„Habt Ihr gesehen, ob -” Potema hielt ein, denn sie wollte nicht zu viele ihrer Pläne enthüllen, auch nicht gegenüber einer Sterbenden.

„Ob er Kaiser sein wird? Ja, ich kenne die Antwort darauf, Tochter. Fürchtet Euch nicht: Ihr werdet lange genug leben, die Antworten selbst zu sehen, so oder so. Ich habe ein Geschenk für ihn, wenn er volljährig ist.” Die Kaiserinwitwe nahm eine Kette mit einem großen, gelben Edelstein von ihrem Hals. „Es ist ein Seelenstein, der den Geist eines großen Werwolfs enthält, den Euer Vater und ich in einem Kampf vor sechsunddreißig Jahren besiegten. Ich habe Zauber der Schule der Illusion auf ihn gelegt, so dass sein Träger jeden bezaubern kann, den er auswählt. Eine wichtige Fertigkeit für einen König.”

„Und für einen Kaiser”, sagte Potema und nahm die Kette. „Ich danke Euch, Mutter.”

Eine Stunde später, als sie die schwarzen Zweige der Douadensträucher-Skulpturen passierte, bemerkte Potema eine dunkle Gestalt, die bei ihrem Herannahen in den Schatten unter dem Dachgesims verschwand. Sie hatte schon früher Leute bemerkt, die ihr gefolgt waren: Dies war eine der Gefahren, die das Leben am kaiserlichen Hof mit sich brachte. Aber dieser Mann war zu nah an ihren Gemächern. Sie legte sich die Kette um den Hals.

„Kommt heraus, wo ich Euch sehen kann”, befahl sie.

Der Mann tauchte aus den Schatten auf. Er war ein kleiner, dunkler Bursche mittleren Alters, in schwarz gefärbtes Ziegenleder gekleidet. Seine Augen waren starr, gefroren, unter ihrem Zauber.

„Für wen arbeitet Ihr?”

„Prinz Antiochus ist mein Herr”, sagte er mit toter Stimme. „Ich bin sein Spion.”

Ein Plan formte sich. „Ist der Prinz in seinem Arbeitszimmer?”

„Nein, meine Dame.”

„Habt Ihr denn Zugang?”

„Ja, meine Dame.”

Potema lächelte breit. Sie hatte ihn. „Geht voraus.”

Am nächsten Morgen kam der Sturm mit seiner ganzen Wut zurück. Das Geprassel an den Wänden und der Decke war eine Qual für Antiochus, der entdeckte, dass er nicht länger seine jugendliche Unempfindlichkeit gegen eine kräftig durchzechte Nacht hatte. Er schubste die Argonier-Dirne, mit der er sein Bett teilte, hart an.

„Macht Euch nützlich und schließt das Fenster”, stöhnte er.

Kaum war das Fenster verriegelt, klopfte es auch schon an die Tür. Es war der Meisterspion. Er lächelte den Prinzen an und händigte ihm ein Blatt Papier aus.

„Was ist das?” sagte Antiochus und kniff die Augen zusammen. „Ich muss noch immer betrunken sein. Es sieht wie Orkisch aus.”

„Ich denke, dass Ihr es nützlich finden werdet, Eure Majestät. Eure Schwester ist hier, Euch zu sehen.”

Antiochus überlegte, ob er sich anziehen oder seine Bettgefährtin hinausschicken sollte, aber entschied sich anders. „Geleitet sie herein. Soll sie doch schockiert sein.”

Falls Potema schockiert war, ließ sie es sich nicht anmerken. Eingehüllt in orangefarbene und silberne Seide betrat sie den Raum mit einem triumphierenden Lächeln, gefolgt vom Mann-Berg Fürst Vhokken.

„Teurer Bruder, ich sprach letzte Nacht mit meiner Mutter und sie gab mir sehr wertvolle Ratschläge. Sie sagte, dass ich in der Öffentlichkeit nicht mit Euch streiten soll, um der Familie und des Kaiserreichs willen. Deshalb”, sagte sie und zog ein Stück Papier aus den Falten ihrer Robe, „biete ich Euch eine Wahl an.”

„Eine Wahl?” sagte Antiochus und erwiderte ihr Lächeln. „Das hört sich doch freundschaftlich an.”

„Verzichtet freiwillig auf den kaiserlichen Thron, und es gibt keinen Grund für mich, dem Rat dies hier zu zeigen”, sagte Potema und reichte ihrem Bruder den Brief. „Es ist ein Brief mit Eurem Siegel darauf, der besagt, dass Ihr wisst, dass nicht Pelagius Septim II. Euer Vater ist, sondern der königliche Hofkämmerer Fondoukth. Nun, bevor Ihr bestreitet, den Brief geschrieben zu haben, könnt Ihr weder die Gerüchte verleugnen, noch dass der kaiserliche Rat es für recht wahrscheinlich halten wird, dass Eurem Vater, dem alten Narren, Hörner aufgesetzt wurden. Ob es nun wahr ist, oder auch nicht, ob der Brief eine Fälschung ist, oder auch nicht, der Skandal würde Eure Chancen ruinieren, jemals Kaiser zu werden.”

Antiochus Gesicht war weiß vor Zorn.

„Fürchtet Euch nicht, Bruder”, sagte Potema und nahm den Brief aus seinen zitternden Händen. „Ich werde dafür sorgen, dass Ihr ein bequemes Leben führen werdet, und auch all die Huren haben werdet, die Euer Herz, oder jedes andere Eurer Organe, begehrt.”

Plötzlich lachte Antiochus. Er schaute zu seinem Meisterspion hinüber und zwinkerte. „Ich erinnere mich, wie Ihr in mein geheimes Lager von Khajiit-Erotika eingebrochen seid und mich erpresst habt. Das ist fast zwanzig Jahre her. Wir haben jetzt bessere Schlösser, wir Ihr bemerkt haben solltet. Es muss Euch fast umgebracht haben, Eure eigenen Fähigkeiten nicht nutzen zu können, um das zu bekommen, was Ihr haben wolltet.”

Potema lächelte bloß. Es machte nichts. Sie hatte ihn.

„Ihr müsst meinen Diener hier bezaubert haben, damit er Euch in mein Arbeitszimmer lässt und Ihr mein Siegel nutzen könnt”, grinste Antiochus. „Ein Zauber, vielleicht, von Eurer Mutter, der Hexe?”

Potema lächelte weiter. Ihr Bruder war gescheiter, als sie gedacht hatte.

„Wusstet Ihr, dass Bezauberungssprüche, sogar die mächtigen, nur von kurzer Dauer sind? Natürlich wusstet Ihr das nicht. Ihr wart nie an Magie interessiert. Lasst mich Euch sagen, dass ein großzügiges Gehalt eine stärkere Motivation ist, um einen Diener auf Dauer zu behalten, Schwester.” Antiochus nahm sein eigenes Blatt Papier zur Hand. „Nun biete ich Euch eine Wahl an.”

„Was ist das?” sagte Potema, und ihr Lächeln gefror.

„Es sieht wie Unsinn aus, aber wenn Ihr wisst, wonach Ihr sucht, ist es sehr verständlich. Es ist ein Übungsblatt - Eure Handschrift, die versucht, wie meine Handschrift auszusehen. Eine gute Begabung, die Ihr da habt. Ich frage mich, ob Ihr das nicht schon früher einmal getan habt, die Handschrift eines anderen zu imitieren. Ich habe gehört, dass ein Brief der toten Frau Eures Gemahls gefunden wurde, in dem stand, dass sein Sohn ein Bastard ist. Ich frage mich, ob Ihr jenen Brief geschrieben habt. Ich frage mich, ob Eurer Gemahl, wenn ich den Beweis Eurer Begabung zeigte, glauben wird, dass Ihr jenen Brief geschrieben habt. In Zukunft, teure Wolfskönigin, stellt nie zweimal dieselbe Falle auf.”

Potema schüttelte wütend den Kopf, unfähig zu sprechen.

„Gebt mir Eure Fälschung und macht einen Spaziergang im Regen. Und dann, im Laufe des Tages, macht Ihr Eure anderen Komplotte, die mich vom Thron abhalten sollen, zunichte.” Antiochus starrte in Potemas Augen. „Ich werde Kaiser sein, Wolfskönigin. Geht nun.”

Potema gab ihrem Bruder den Brief und verließ den Raum. Draußen im Flur war sie für einige Augenblicke still. Sie starrte bloß auf die Regentropfen, die aus einem kleinen, fast unsichtbaren Riss in der Marmorwand tropften.

„Ja, Bruder, das werdet Ihr”, sagte sie. „Aber nicht für sehr lange.”

 

 

Band IV

 

us der Feder des Weisen Montocai aus der dritten Ära des ersten Jahrhunderts:

3Ä 109

Zehn Jahre, nachdem er zum Kaiser von Tamriel gekrönt wurde, hatte Antiochus Septim seine Untertanen mit kaum etwas anderem als seiner ungeheuerlichen Lust für fleischliches Vergnügen beeindruckt. Seine zweite Ehefrau Gysilla gebar ihm im Jahr 104 eine Tochter, die er Kintyra taufte, nach seiner Ur-Ur-Ur-Großtante, der Kaiserin. Ungeheuer fettleibig und von jeder den Heilern bekannten Geschlechtskrankheit gezeichnet, verwandte Antiochus wenig Zeit auf Politik. Ganz anders seine Geschwister, die sich auf diesem Gebiet besonders hervortaten. Magnus hatte Hellena, die cyrodiilische Königin von Kleinmottien geheiratet - der argonische Priesterkönig war hingerichtet worden - und vertrat die kaiserlichen Interessen in Schwarzmarsch bewundernswert. Cephorus und seine Frau Biank-i regierten das Königreich von Gilane in Hammerfell und hatten eine gesunde Schar von Kindern hervorgebracht. Aber niemand war stärker politisch aktiv als Potema, die Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit von Himmelsrand.

Neun Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes, König Mantiarcos, regierte Potema immer noch als Regentin für ihren kleinen Sohn Uriel. Ihr Hof genoss hohes Ansehen, vor allem bei den Herrschern, die einen Groll gegen den Kaiser hegten. Alle Könige Himmelsrands besuchten das Schloss der Einsamkeit regelmäßig, und mit den Jahren kamen auch Abgesandte aus den Ländern von Morrowind und Hochfels. Einige Gäste kamen sogar von noch weiter her.


3Ä 110

Potema stand am Hafen und sah zu, wie das Schiff aus Pyandonea einlief. Vor der Kulisse der grauen, brechenden Wellen, auf denen sie schon so viele Schiffe aus tamrielischer Herstellung gesehen hatte, wirkte es nicht im geringsten exotisch. Insektenartig, gewiß, mit seinen membranartigen Segeln und dem Rumpf aus rauem Chitin, aber sie hatte ähnliche, wenn nicht sogar identische Schiffe in Morrowind gesehen. Nein, wenn die Flagge nicht wäre, die eindeutig ausländisch war, hätte sie es nicht von den anderen Booten im Hafen unterscheiden können. Während der salzige Nebel um sie herum anschwoll, hob sie die Hand, um die Besucher aus einem anderen Inselreich zu begrüßen.

Die Männer an Bord waren nicht nur blass, sie waren vollkommen farblos, als wenn ihr Fleisch aus irgendeinem durchsichtigen Gelee bestehen würde. Als der König mit seinem Übersetzer erschien, schaute sie geradewegs in ihre ausdruckslosen Augen und streckte die Hand aus. Der König machte seltsame Geräusche.

„Seine Großartige Majestät, König Orgnum”, sagte der Übersetzer stockend, „verleiht seiner Freude über Eure Schönheit Ausdruck. Er dankt Euch, dass Ihr ihm Zuflucht vor diesen gefährlichen Gewässern gewährt.”

„Ihr sprecht sehr gut Cyrodiilisch”, sagte Potema.

„Ich spreche die Sprachen von vier Kontinenten fließend”, sagte der Übersetzer. „Ich kann zu den Einwohnern meines eigenen Landes, Pyandonea, genau wie zu denen von Atmora, Akavir und denen hier in Tamriel sprechen. Eure Sprache ist eigentlich die leichteste. Ich habe mich auf diese Reise gefreut.”

„Bitte teilt Seiner Hoheit mit, dass er hier willkommen ist, und ich ihm voll und ganz zur Verfügung stehe”, sagte Potema lächelnd. Dann fügte sie hinzu: „Ihr versteht den Kontext? Dass ich nur höflich bin?”

„Natürlich”, sagte der Übersetzer und machte einige Geräusche, worauf der König mit einem Lächeln reagierte. Während sie miteinander sprachen, schaute Potema auf den Kai und sah die nun schon vertrauten Graumäntel, die sie beobachteten, während sie mit Levlet, Antiochus' Mittelsmann, sprachen. Der Psijic-Orden von der Insel Summerset. Äußerst lästig.

„Mein diplomatischer Abgesandter, Fürst Vhokken, wird Euch Eure Räumlichkeiten zeigen”, sagte Potema. „Unglücklicherweise habe ich noch einige andere Gäste, die meine Aufmerksamkeit beanspruchen. Ich hoffe, Seine Großartige Majestät hat dafür Verständnis.”

Seine Großartige Majestät König Organum hatte Verständnis, und Potema vereinbarte, am Abend mit den Pyandoneanern zu dinieren. Das Treffen mit dem Psijic-Orden erforderte ihre volle Konzentration. Sie legte ihr schlichtestes schwarz-goldenes Gewand an und ging in den Regierungssaal, um die Vorbereitungen zu treffen. Ihr Sohn, Uriel, saß auf dem Thron und spielte mit seinem zahmen Joughat.

„Guten Morgen, Mama.”

„Guten Morgen, mein Schatz”, sagte Potema und hob ihren Sohn mit gespielter Anstrengung hoch. „Bei Talos, bist du schwer. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen so schweren Zehnjährigen getragen habe.”

„Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich elf bin”, sagte Uriel, der seine Mutter genau kannte. „Und jetzt wirst du sagen, dass ich als Elfjähriger vermutlich bei meinem Lehrer sein sollte.”

„Ich war in deinem Alter ganz wild aufs Lernen”, sagte Potema.

„Ich bin König”, sagte Uriel gereizt.

„Aber gib dich damit nicht zufrieden”, sagte Potema. „Von Rechts wegen solltest du schon längst Kaiser sein, das weißt du, oder?”

Uriel nickte. Potema nahm sich einen Moment Zeit, um seine Ähnlichkeit mit den Portraits von Tiber Septim zu bewundern. Die gleiche unbarmherzige Augenpartie und das kräftige Kinn. Wenn er älter war und seinen Babyspeck verloren hatte, würde er ein beeindruckendes Ebenbild seines Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großonkels sein. Sie hörte hinter sich eine Tür aufgehen und ein Saaldiener führte mehrere Graumäntel herein. Sie versteifte sich leicht und Uriel sprang, wie auf ein Zeichen, vom Thron und verließ den Regierungssaal. Er blieb dabei kurz stehen, um den höchstrangigen Vertreter des Ordens zu begrüßen.

„Guten Morgen, Meister Celarus”, sagte er und betonte jede Silbe auf eine majestätische Art und Weise, die Potemas Herz höher schlagen ließ. „Ich hoffe, Eure Räumlichkeiten im Schloss der Einsamkeit finden Eure Zustimmung.”

„Das tun sie, König Uriel, vielen Dank”, sagte Celarus, vom Charme des Jungen bezaubert.

Celarus und seine Begleiter betraten den Raum, und die Tür wurde hinter ihnen geschlossen. Potema saß für einem Moment auf dem Thron, bevor sie sich erhob und ihre Gäste begrüßte.

„Ich bedaure, dass ich Euch warten ließ”, sagte Potema. „Sich vorzustellen, dass Ihr den ganzen weiten Weg von Summerset gekommen seid und ich Euch noch länger warten ließ. Ihr müsst mir vergeben.”

„Es ist keine so lange Reise”, sagte einer der Graumäntel verärgert. „Wir sind ja schließlich nicht den ganzen Weg von Pyandonea gesegelt.”

„Ah. Ihr habt meine jüngsten Gäste, König Orgnum und sein Gefolge gesehen”, sagte Potema gelassen. „Ich vermute, ihr findet es ungewöhnlich, dass ich sie hier bewirte, da wir doch alle wissen, dass die Pyandoneaner die Eroberung von Tamriel planen. Ich nehme an, Ihr seid in dieser Sache neutral, wie Ihr das in allen politischen Angelegenheiten seid?”

„Natürlich”, lachte Celarus stolz. „Wir haben durch die Invasion nichts zu gewinnen und nichts zu verlieren. Der Psijic-Orden existierte vor der Gründung Tamriels durch die Septim-Dynastie und wir werden unter jedem politischen Regime überleben.”

„Wie ein Floh auf jedem Köter, der gerade vorbeikommt, nicht wahr?” sagte Potema und ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Überschätzt Eure Bedeutung nicht, Celarus. Der Schößling Eures Ordens, die Magiergilde, besitzt doppelt soviel Macht wie ihr, und sie ist vollkommen auf meiner Seite. Wir sind dabei, eine Einigung mit König Orgnum zu finden. Wenn die Pyandoneaner die Macht ergreifen und ich endlich meinen Platz als Kaiserin dieses Landes eingenommen habe, dann sollt Ihr Euren angemessenen Platz in der Ordnung der Dinge kennenlernen.”

Majestätischen Schrittes verließ Potema den Thronsaal und ließ die Graumäntel allein zurück, die von einem zum anderen blickten.

„Wir müssen mit Fürst Levlet sprechen”, sagte einer der Graumäntel.

„Ja”, lachte Celarus. „Vielleicht sollten wir das.”

Levlet war schnell an seinem gewohnten Platz in der Taverne „Zum Übelmond” zu finden. Als die drei Graumäntel, angeführt von Celarus, eintraten, schien der Rauch sich plötzlich aufzulösen und es wurde still um sie herum. Sogar der Geruch von Tabak und Flin schien zu verschwinden. Levlet erhob sich und führte sie zu einem kleinen Zimmer im oberen Stockwerk.

„Ihr habt es Euch anders überlegt”, sagte Levlet mit einem breiten Lächeln.

„Euer Kaiser”, sagte Celarus und verbesserte sich dann, „unser Kaiser hatte uns ursprünglich um unsere Unterstützung bei der Verteidigung der Westküste von Tamriel vor der pyandoneanischen Flotte ersucht. Er offerierte uns dafür zwölf Millionen Goldstücke. Wir boten unsere Dienste für fünfzig an. Nach einer genaueren Erwägung der Gefahren, die eine Invasion durch die Pyandoneaner mit sich bringen würde, haben wir beschlossen, sein ursprüngliches Angebot anzunehmen.”

„Die Magiergilde hat großzügig -”

„Vielleicht für zehn Millionen Goldstücke”, sagte Celarus schnell.

Im Verlauf des Abendessens versprach Potema König Orgnum, mittels des Übersetzers, einen Aufstand gegen ihren Bruder anzuführen. Sie stellte mit Freude fest, dass ihre Fähigkeit zu Lügen bei den verschiedenartigsten Kulturen Früchte trug. Potema teilte ihr Bett in dieser Nacht mit König Orgnum, da es ihr als freundliche und diplomatische Geste angemessen erschien. Er gab ihr zuvor einige Kräuter, durch die sie das Gefühl hatte, auf der Oberfläche der Zeit treiben. Sie war sich der Gesten der Liebe erst bewußt, als sie schon dabei war, sie zu vollziehen. Sie fühlte sich wie ein kühlender Nebel, der das Feuer seiner Liebe wieder und wieder zu löschen suchte. Am Morgen, als er sie auf die Wange küsste und ihr mit seinen leeren weißen Augen mitteilte, dass er sie jetzt verlassen würde, fühlte sie einen Stich des Bedauerns.

Das Schiff verließ den Hafen an diesem Morgen und machte sich auf den Weg nach Summerset und den bevorstehenden Invasionen. Sie winkte ihnen nach, als sie Schritte hinter sich vernahm. Es war Levlet.

„Sie werden es für acht Millionen tun, Eure Hoheit”, sagte er.

„Mara sei Dank”, sagte Potema. „Ich brauche für einen Aufstand mehr Zeit. Bezahlt sie aus meiner Schatzkammer und dann geht in die Kaiserstadt und holt mir die zwölf Millionen von Antiochus. Wir sollten bei diesem Spiel einen guten Profit erzielen und du wirst natürlich deinen Anteil bekommen.”

Drei Monate später erfuhr Potema, dass die Flotte der Pyandoneaner durch einen Sturm, der plötzlich vor der Insel Artaeum aufzog, vollkommen vernichtet worden war. Vor dem Heimathafen des Psijic-Ordens. Von König Orgnum und all seinen Schiffen war nichts übrig geblieben.

„Manchmal erzielt man einen Profit”, sagte sie und hielt ihren Sohn Uriel eng an sich gedrückt, „indem man die Leute dazu bringt, einen zu hassen.”

 

 

Band V

 

Aus der Feder des Inzolicus, Weiser im Zweiten Jahrhundert und Student von Montocai:

3Ä 119

Einundzwanzig Jahre lang herrschte Antiochus Septim in Tamriel, und bewies, dass er trotz seiner moralischen Mängel ein fähiger Anführer war. Sein größter Sieg war im Inselkrieg im Jahr 110, als der Kaiserlichen Flotte und der königlichen Marine der Insel Summerset zusammen mit den magischen Kräften des Psijic-Ordens die Zerstörung der Invasionsarmada von Pyandonea gelang. Seine Geschwister, König Magnus von Kleinmottien, König Cephorus von Gilane und Potema, die Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit, herrschten gut, und die Beziehungen zwischen dem Kaiserreich und den Königreichen Tamriels wurden sehr verbessert. Jedoch hatten auch Jahrhunderte der Vernachlässigung noch nicht die Narben geheilt, die zwischen dem Kaiserreich und den Königen von Hochfels und Himmelsrand existierten.

Während eines der seltenen Besuche seiner Schwester und seines Neffen Uriel fiel Antiochus, der während seiner Regentschaft unter verschiedenen Krankheiten gelitten hatte, in ein Koma. Über Monate siechte er in einem Zustand zwischen Leben und Tod dahin, während sich der Ältestenrat sich auf die Besteigung des Throns durch seine fünfzehnjährige Tochter Kintyra vorbereitete.


3Ä 120

„Mutter, ich kann Kintyra nicht heiraten,” sagte Uriel, von dem Vorschlag eher erheitert denn beleidigt. „Sie ist meine Kusine ersten Grades. Und außerdem glaube ich, dass sie mit einem der Fürsten des Rates verlobt ist, mit Modellus.”

„Ihr seid so zimperlich. Dies ist nicht die Zeit und nicht der Ort, um über Anstand nachzudenken,” sagte Potema. „Aber Ihr habt in jeder Beziehung recht mit Modellus, und wir sollten den Ältestenrat in dieser kritischen Lage nicht verärgern. Wie denkt Ihr über Prinzessin Rakma? Ihr habt in Farrun recht viel Zeit in ihrer Gesellschaft verbracht.”

„Sie ist in Ordnung,” sagte Uriel. „Sagt mir nicht, dass Ihr alle schmutzigen Einzelheiten hören wollt.”

„Bitte erspart mir Eure Erforschung ihres Körpers,” Potema schnitt eine Grimasse. „Aber würdet Ihr sie heiraten?”

„Ich denke schon.”

„Sehr gut. Dann werde ich die Vorbereitungen treffen,” Potema machte sich eine Notiz, bevor sie fortfuhr. „König Lleromo war ein schwer zu haltender Verbündeter, und eine politische Heirat sollte Farrun auf unserer Seite halten. Falls wir sie brauchen sollten. Wann ist die Beerdigung?”

„Welche Beerdigung?” fragte Uriel. „Ihr meint die von Onkel Antiochus?”

„Natürlich,” seufzte Potema. „Ist in letzter Zeit noch jemand gestorben?”

„Es rannte eine rothwardonische Kinderhorde durch die Hallen, also nehme ich an, dass Cephorus angekommen ist. Magnus ist gestern am Hof angekommen, also sollte sie jetzt jeden Tag stattfinden.”

„Dann ist es Zeit, den Rat anzusprechen,” sagte Potema lächelnd.

Sie kleidete sich ganz in schwarz, nicht farbenfroh wie sonst. Es war wichtig, als betrübte Schwester angesehen zu werden. Sie betrachtete sich im Spiegel und fühlte, dass sie ganz nach ihren dreiundfünfzig Jahren aussah. Eine silberne Strähne schlängelte sich durch ihr rotbraunes Haar. Die langen, kalten, trockenen Winter im nördlichen Himmelsrand hatten ihr ganzes Gesicht mit Falten übersät, dünn wie ein Spinnennetz. Aber sie wusste, dass sie, wenn sie lächelte, immer noch Herzen gewinnen konnte, und durch einen finsteren Blick Angst erzeugen. Das war genug für ihre Absichten.

Potemas Rede vor dem Ältestenrat ist vielleicht nützlich für Schüler öffentlicher Reden.

Sie begann mit Schmeicheleien und Selbstbeschämung: „Meine höchst erhabenen und weisen Freunde, Mitglieder des Ältestenrates, ich bin nur eine Provinzkönigin, und ich kann nur annehmen, dass ich zur Sprache bringe, was Ihr bereits bedacht habt.”

Sie fuhr fort, indem sie den einstigen Kaiser lobte, der abgesehen von seinen Fehlern ein beliebter Herrscher gewesen war: „Er war ein wahrer Septim und ein großer Krieger und zerstörte - mit Eurem Rat - die fast unsichtbare Kriegsflotte von Pyandonea.”

Doch sie verschwendete wenig Zeit, bis sie zu ihrem Anliegen kam: „Die Kaiserin Gysilla tat unglücklicherweise nichts, um den wollüstigen Charakter meines Bruders abzuschwächen. Tatsächlich hat sich keine Hure aus den Elendsvierteln der Stadt in mehr Betten begeben als sie. Hätte sie ihre Pflichten im Kaiserlichen Schlafgemach getreuer erfüllt, so hätten wir einen wahren Erben für das Kaiserreich, nicht diese schwachköpfigen, unehelichen Muttersöhnchen, die sich die Kinder des Kaisers nennen. Das Mädchen namens Kintyra wird allgemein als die Tochter von Gysilla und dem Hauptmann der Wache angesehen. Es mag sein, dass sie die Tochter von Gysilla und dem Jungen, der die Zisternen reinigt, ist. Wir können das nicht mit Sicherheit wissen. Nicht so sicher, wie wir die Abstammung meines Sohnes Uriel kennen. Dem ältesten wahren Sohn des Herrschergeschlechts der Septim. Meine Fürsten, die Prinzen des Kaiserreiches werden keinen Bastard auf dem Thron dulden, dass kann ich Euch versichern.”

Sie endete gemäßigter, aber mit einem Aufruf zum Handeln: „Die Nachwelt wird Euch richten. Ihr wisst, was getan werden muss.”

An diesem Abend bewirtete Potema ihre Brüder und deren Ehefrauen im Kartenraum, ihrem liebsten Kaiserlichen Speisesaal. Die Wände waren übersät mit leuchtenden, doch verblassenden Darstellungen des Kaiserreichs und aller bekannten Länder darüber hinaus, Atmora, Yokuda, Akavir, Pyandonea, Thras. Über ihren Köpfen breiteten sich verzerrte Bilder des Sternenhimmels an der großen Glaskuppel aus, die nass von Regen, den Raum überspannte. Blitze leuchteten jede Minute auf und erzeugten fremdartige gespenstische Bilder an den Wänden.

„Wann werdet Ihr vor dem Rat sprechen?” fragte Potema, als das Essen serviert wurde.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich es tun werde,” sagte Magnus. „Ich glaube nicht, dass ich etwas zu sagen habe.”

„Ich werde zu ihnen sprechen, wenn sie die Krönung von Kintyra bekannt geben,” sagte Cephorus. „Lediglich als Formalität um meine Unterstützung und die Unterstützung von Hammerfell zum Ausdruck zu bringen.”

„Ihr könnt für ganz Hammerfell sprechen?” fragte Potema mit einem neckenden Lächeln. „Die Rothwardonen müssen Euch sehr lieben.”

„Wir haben eine einzigartige Beziehung zum Kaiserreich in Hammerfell,” sagte Cephorus Frau, Bianki. „Seit dem Vertrag von Stros M'kai versteht man uns als Teil des Kaiserreiches, nicht als Untertan.”

„Ich nehme an, dass Ihr bereits zum Rat gesprochen habt,” sagte Magnus' Gattin Hellena spitz. Sie war von Natur aus diplomatisch, aber als cryodilische Herrscherin eines argonischen Königreichs wusste sie Missgeschicke zu erkennen und ihnen entgegenzutreten.

„Ja, das habe ich,” sagte Potema und hielt inne, um ein Stück geschmorten Jalfvogel zu genießen. „Ich hielt heute Nachmittag eine kurze Rede über die Krönung.”

„Unsere Schwester ist eine ausgezeichnete Rednerin,” sagte Cephorus.

„Ihr seid zu freundlich,” sagte Potema lachend. „Ich kann viele Dinge besser als Reden halten.”

„Und die wären?” fragte Bianki lächelnd.

„Darf ich fragen, was Ihr in Eurer Rede gesagt habt?” fragte Magnus misstrauisch.

Es wurde an die Tür geklopft. Der Majordomus flüsterte Potema etwas zu, woraufhin sie lächelte und sich vom Tisch erhob.

„Ich sagte dem Rat, dass ich der Krönung meine volle Unterstützung geben würde, vorausgesetzt dass er weise handeln würde. Was könnte daran schlimm sein?” sagte Potema und nahm ihr Weinglas mit zur Tür. „Wenn Ihr mich entschuldigt, meine Nichte Kintyra wünscht, ein paar Worte mit mir zu reden.”

Kintyra stand in der Halle mit der Kaiserlichen Wache. Sie war bloß ein Kind, doch Potema kam der Gedanke, dass sie, als sie in diesem Alter war, bereits zwei Jahre mit Mantiarco verheiratet war. Es gab eine Ähnlichkeit, das war sicher. Potema konnte sich Kintyra als junge Königin vorstellen, mit dunklen Augen und blasser Haut, glatt und fest wie Marmor. Zorn flammte für einen Augenblick in Kintyras Augen auf beim Anblick ihrer Tante, doch die Gefühle verließen sie, wurden ersetzt durch ruhiges Kaiserliches Auftreten.

„Königin Potema,” sagte sie ruhig. „Man hat mir mitgeteilt, dass meine Krönung in zwei Tagen stattfinden wird. Eure Anwesenheit bei der Feierlichkeit ist nicht willkommen. Ich habe Euren Dienern bereits Anweisungen gegeben, Eure Habseligkeiten zu packen, und eine Eskorte wird euch heute Nacht zu eurem Königreich zurück begleiten. Das ist alles. Lebt wohl, Tante.”

Potema wollte etwas erwidern, doch Kintyra und ihre Wache wandten sich um und schritten den Gang zum Prunksaal zurück. Die Wolfskönigin beobachtete ihren Abgang und betrat dann wieder den Kartenraum.

„Schwägerin,” sagte Potema in tiefer Bosheit zu Bianki. „Ihr hattet gefragt, was ich besser kann als Reden halten? Die Antwort ist: Krieg führen.”

 

Band VI

 

Aufgeschrieben von Inzolicus, einem Schüler des Montocai und Weisen des zweiten Jahrhunderts der Dritten Ära.

3Ä 120

Die 15 Jahre alte Kaiserin Kintyra Septim II., Tochter von Antiochus, wurde am dritten Tag der Ersten Saat gekrönt. Ihre Onkel Magnus, König von Kleinmottien und Cephorus, König von Gilane, begleiteten sie, doch ihre Tante, Potema, Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit, war vom Hof verbannt worden. Zurück in ihrem Königreich begann Königin Potema, den Aufstand zu entfachen, den man später den Krieg des roten Diamanten nennen würde. All die Verbündeten, unzufriedene Könige und Edelmänner, die sie über die Jahre gefunden hatte, unterstützten sie mit ihren Truppen gegen die neue Kaiserin.

Die ersten frühen Vorstöße gegen das Reich waren durchaus erfolgreich. In Himmelsrand und dem nördlichen Hochfels wurde die kaiserliche Armee angegriffen. Potema und ihre Streitkräfte kamen über Tamriel wie eine Heimsuchung, wo sie auch waren, stachelten sie Tumulte und Aufstände an. Im Herbst des Jahres schickte der loyale Herzog von Felsschlucht ein dringendes Gesuch nach Verstärkung durch die kaiserliche Armee, und Kintyra führte selbst die Truppen, um den Widerstand gegen die Wolfskönigin zu wecken.


3Ä 121

"Wir wissen nicht, wo sie sind", sagte der Herzog tief bestürzt. "Ich habe Späher durch das ganze Land geschickt. Ich kann nur annehmen, dass sie sich in den Norden zurückgezogen haben, als sie von der Ankunft Eurer Armee gehört haben."

"Ich sage es nur ungern, aber ich hatte mich auf eine Schlacht gefreut", entgegnete Kintyra. "Ich möchte den Kopf meiner Tante auf eine Lanze spießen und ihn im ganzen Königreich zur Schau stellen. Ihr Sohn Uriel und seine Streitkräfte sind direkt an der Grenze zur kaiserlichen Provinz und verspotten mich. Wie können sie so erfolgreich sein? Sind sie nur so gut im Kampf oder hassen mich meine Untertanen wirklich?"

Sie war erschöpft nach den vielen Monaten, die sie sich durch den Schlamm von Herbst und Winter kämpfen musste. Als sie die Drachenschwanzberge überquerte, geriet ihre Armee fast in einen Hinterhalt. Das Losbrechen eines Schneesturms in der normalerweise gemäßigten Baronie von Dwynnen war so unerwartet und heftig, er musste zweifellos von einem von Potemas verbündeten Zauberern verursacht worden sein. Wohin sie sich auch wandte, fühlte sie die Gegenwart ihrer Tante. Und nun war ihr die Aussicht auf ein Treffen mit der Wolfskönigin schließlich wieder durchkreuzt worden. Es war kaum zu ertragen.

"Es ist Angst, ganz einfach", sagte der Herzog. "Das ist ihre mächtigste Waffe."

"Ich muss es fragen", entgegnete Kintyra und hoffte, ihre Stimme würde nichts von der Angst, von der der Herzog gesprochen hatte, verraten. "Ihr habt die Armee gesehen. Ist es wahr, dass sie ein Heer untoter Krieger unter ihrem Befehl hat?"

"Nein, das stimmt nicht, aber sie nährt zweifellos dieses Gerücht. Ihr Heer greift bei Nacht an, zum Teil aus strategischen Gründen und zum Teil, um solche Ängste zu steigern. So weit ich weiß, hat sie keinen anderen übernatürlichen Beistand als die üblichen Kampfmagiere und Schattenklingen jeder modernen Armee."

"Immer nachts", sagte Kintyra nachdenklich. "Ich vermute, um ihre Anzahl zu verbergen."

"Und um ihre Truppen in Position zu bringen, bevor wir sie bemerken" fügte der Herzog hinzu. "Sie ist ein Meister des Überraschungsangriffs. Hört man von einem Vormarsch nach Osten, so ist sie sicher bereits vor dir im Süden. Doch hört, wir werden das alles morgen früh besprechen. Ich habe die besten Zimmer des Schlosses für Euch und Eure Männer vorbereitet."

Kintyra saß in ihrem Turmzimmer und verfasste beim Licht des Mondes und einer einzigen Talgkerze einen Brief an ihren zukünftigen Ehemann, Fürst Modellus, in der Kaiserstadt. Sie hoffte, ihn im Sommer im Blauen Palast, den ihre Großmutter Quintilla so sehr geliebt hatte, zu heiraten, aber der Krieg würde dies vielleicht nicht zulassen. Während sie schrieb, starrte sie aus dem Fenster auf den Hof hinunter und auf die geplagten, blätterlosen Winterbäume. Zwei ihrer Wachen standen auf den Zinnen, einige Meter voneinander entfernt. Ganz wie Modellus und Kintyra, dachte sie, und machte sich daran, diese Metapher in ihrem Brief zu erklären.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Dichtkunst.

"Eure Majestät, ein Brief von Fürst Modellus", sagte der junge Eilbote, als er ihr das Schriftstück reichte.

Er war kurz, und sie las ihn schnell, bevor der Bote die Möglichkeit hatte, sich zurückzuziehen. "Ich bin etwas verwirrt. Wann hat er dies geschrieben?"

"Vor einer Woche", sagte der Bote. "Er sagte, es sei dringend erforderlich, dass ich so schnell wie möglich herkomme, während er das Heer mobilisierte. Ich nehme an, sie werden die Stadt bereits verlassen haben."

Kintyra entließ den Boten. Modellus schrieb, er hätte einen Brief von ihr erhalten, der dringend um Verstärkung für die Schlacht bei Felsschlucht bat. Aber es gab keine Schlacht bei Felsschlucht und sie war heute erst angekommen. Doch wer schrieb den Brief in ihrer Handschrift, und warum würden jene wollen, dass Modellus eine zweite Armee aus der Kaiserstadt nach Hochfels bringt?

Kintyra fühlte einen kalten Schauer von der Nachtluft vom Fenster und wollte es schließen. Die beiden Wachen auf den Zinnen waren fort. Als sie das Geräusch eines gedämpften Kampfes hinter einem der dürren Bäume hörte, lehnte sie sich hinaus, und hörte nicht, wie sich die Tür öffnete.

Als sie sich umdrehte, sah sie Königin Potema und Mentin, Herzog von Felsschlucht, mit einer Schar Wachen im Raum.

"Ihr bewegt Euch leise, Tante", sagte sie nach einem Augenblick. Sie wandte sich an den Herzog. "Was hetzte Euch gegen Eure Treue zum Kaiserreich auf? Angst?"

"Und Gold", entgegnete der Herzog schlicht.

"Was ist meinem Heer zugestoßen?" fragte Kintyra und versuchte, Potema direkt ins Gesicht zu sehen. "Ist die Schlacht so schnell vorüber?"

"Eure Männer sind alle tot", lächelte Potema. „Aber es gab hier kein Gefecht. Lediglich leise und wirksame Ermordung. Es wird noch Schlachten geben, gegen Modellus in den Drachenschwanzbergen und gegen die Überreste der kaiserlichen Armee in der Stadt. Ich werde Euch regelmäßig Bericht erstatten über den Fortschritt des Krieges."

"Also werde ich hier als Eure Geisel festgehalten?" fragte Kintyra, die plötzlich die Festigkeit der Steine und die große Höhe ihres Turmzimmers zur Kenntnis nahm. "Verflucht, schaut mich an! Ich bin Eure Kaiserin!"

"Seht es so, ich mache Euch von einer fünftklassigen Herrscherin zu einer erstklassigen Märtyrerin," sagte Potema mit einem Zwinkern. "Doch ich verstehe es, wenn Ihr mir nicht dafür danken möchtet."

 

Band VII

 

us der Feder von Inzolicus, Weiser im Zweiten Jahrhundert:


3Ä 125

Das genaue Datum der Hinrichtung von Kaiserin Kintyra Septim II. im Turm von Schloss Felsschlucht liegt im Bereich der Vermutungen. Manche glauben, sie sei kurz nach ihrer Gefangennahme im 121sten Jahr hingerichtet worden, während andere behaupten, sie sei wahrscheinlich als Geisel am Leben gehalten worden bis kurz bevor ihr Onkel Cephorus, König von Gilane, das westliche Hochfels im Sommer des 125ten Jahres wiedererobert hatte. Die Gewissheit von Kintyras Ableben versammelte viele gegen die Wolfskönigin Potema und ihren Sohn, der vier Jahre früher zum Kaiser Uriel Septim III. gekrönt worden war, als er die schlecht bewachte Kaiserstadt eroberte.

Cephorus konzentrierte seine Armee auf den Krieg in Hochfels, während sein Bruder Magnus, König von Kleinmottien, seine argonischen Truppen durch das loyale Morrowind nach Himmelsrand brachte, um in Potemas Heimatprovinz zu kämpfen. Die Truppen der Echsenwesen kämpften gut in den Sommermonaten, doch im Winter erholten sie sich im Süden, um sich neu zu gruppieren und wieder anzugreifen, sobald das Wetter wärmer wurde. In dieser Gleichgewichtslage dauerte der Krieg zwei weitere Jahre.

Im Jahr 125 gebar Magnus' Frau Hellena ihr erstes Kind, einen Jungen, den sie Pelagius nannten, nach dem Kaiser, welcher der Vater von Magnus, Cephorus, des letzten Kaisers Antiochus und der furchtbaren Wolfskönigin der Einsamkeit war.


3Ä 127

Potema saß auf weichen Seidenkissen im warmen Gras vor ihrem Zelt und beobachtete, wie die Sonne über den dunklen Wäldern an der anderen Seite der Wiese aufging. Es war ein besonders vibrierender Morgen, bezeichnend für die Sommerzeit in Himmelsrand. Das hohe Gezirpe der Insekten summte um sie herum und der Himmel wogte von Tausenden fahlgelber Vögel, die umeinander herumwirbelten und eine Vielzahl von Mustern formte. Die Natur wusste nichts von dem Krieg, der nach Falkenstern kommen würde, vermutete sie.

„Eure Hoheit, eine Nachricht von der Armee in Hammerfell”, sagte eines ihrer Dienstmädchen und brachte einen Boten zu ihr. Er atmete schnell und war mit Schweiß und Matsch besudelt. Zeugnis eines langen, schnellen Rittes über viele, viele Meilen.

„Meine Königin”, sagte der Bote und schaute zu Boden. „Ich bringe ernste Nachrichten von Eurem Sohn, dem Kaiser. Er traf die Armee Eures Bruders, König Cephorus, in Hammerfell in der Landschaft von Ichidag und dort fand die Schlacht statt. Ihr wäret stolz gewesen, da er tapfer focht, doch am Ende wurde die Kaiserliche Armee besiegt und Euer Sohn, der Kaiser, gefangengenommen. König Cephorus bringt ihn nach Gilane.”

Potema hörte sich die Neuigkeiten mit finsterem Blick an. „Dieser unbeholfene Dummkopf”, sagte sie schließlich.

Potema stand auf und schlenderte in das Lager, wo die Männer sich bewaffneten und auf die Schlacht vorbereiteten. Vor langer Zeit hatten die Soldaten verstanden, dass ihre Königin nicht auf Höflichkeiten wert legte, und sie es bevorzugte, dass sie arbeiteten und nicht ihr salutierten. Fürst Vhokken war vor ihr, hatte bereits eine Unterredung mit dem Befehlshaber der Kampfmagier und erörterte noch schnell ein paar Strategien.

„Meine Königin”, sagte der Bote, der ihr gefolgt war. „Was habt Ihr vor?”

„Ich werde diese Schlacht gegen Magnus gewinnen, trotz seiner überlegenen Stellung, seit er die Ruinen von Schloss Kogmenthist besetzt hält”, sagte Potema. „Und dann, wenn ich weiß, was Cephorus mit dem Kaiser vorhat, werde ich demgemäss antworten. Wenn ein Lösegeld gezahlt werden muss, so werde ich es zahlen, sollte ein Gefangenenaustausch stattfinden, dann soll es so sein. Nun, bitte, nehmt ein Bad und ruht Euch aus, und versucht, dem Kampf aus dem Weg zu gehen.”

„Es ist kein idealer Plan”, sagte Fürst Vhokken, als Potema das Zelt des Befehlshabers betrat. „Wenn wir das Schloss vom Westen angreifen, laufen wir direkt in das Feuer ihrer Magier und Bogenschützen. Wenn wir von Osten kommen, müssen wir durch die Sümpfe, und in dieser Umgebung haben die Argonier einen Vorteil. Einen großen.”

„Was ist mit dem Norden und Süden? Nur Berge, richtig?”

„Sehr steile Berge, Eure Hoheit”, sagte der Befehlshaber. „Wir sollten dort Bogenschützen postieren, doch wir wären zu verletzbar ohne die Mehrzahl unserer Truppen.”

„Genauso ist es mit dem Sumpf”, sagte Potema und fügte pragmatisch hinzu. „Es sei denn, wir entfernen uns und warten darauf, dass sie herauskommen, bevor wir kämpfen.”

„Wenn wir warten, wird Cephorus seine Armee aus Hochfels hierher bringen, und wir werden zwischen den beiden gefangen sein”, sagte Fürst Vhokken. „Keine wünschenswerte Lage.”

„Ich werde zu den Truppen sprechen”, sagte der Befehlshaber. „Und versuchen, sie auf den Sumpfangriff vorzubereiten.”

„Nein”, sagte Potema. „Ich werde zu ihnen sprechen.”

In voller Kampfmontur warteten die Soldaten in der Mitte des Lagers. Sie waren eine bunte Mischung aus Männern und Frauen, Cryodiil, Nord, Bretonen und Dunmer, unerfahrene Kämpfer und alte Veteranen, die Söhne und Töchter von Adligen, Ladenbesitzern, Priestern, Prostituierten, Bauern, Akademikern, Abenteurern. Alle unter dem Banner des Roten Diamanten, dem Symbol der Kaiserlichen Familie von Tamriel.

„Meine Kinder”, drang die Stimme von Potema durch den regungslosen Morgennebel. „Wir haben in vielen Schlachten zusammen gekämpft, über Bergspitzen und Brückenköpfe, durch Wälder und Wüsten. Ich habe große, heldenmutige Taten von jedem von euch gesehen, was mein Herz mit Stolz erfüllt. Ich habe auch schmutzige Kämpfe, Meuchelmord, grausame und mutwillige Großtaten der Barbarei gesehen, die mir genauso gefallen. Denn ihr seid alle Krieger.”

Erregt von ihrer Rede schritt Potema die Linie der Soldaten ab, und sah jedem in die Augen: „Krieg ist in eurem Herzen, in eurem Hirn, in euren Muskeln, in allem, was ihr denkt und allem, was ihr tut. Wenn dieser Krieg vorbei ist, wenn die Kräfte, die den Thron dem wahren Kaiser, Uriel Septim III., verwehren wollen, überwältigt sind, könnt ihr aufhören, Krieger zu sein. Ihr habt die Wahl, zu euren Leben vor dem Krieg zurückzukehren, zu euren Höfen und Städten, und eure Narben zu zeigen und Geschichten der Taten, die ihr heute vollbracht habt, euren staunenden Nachbarn zu erzählen. Doch heute seid ihr Krieger. Ihr seid der Krieg.”

Sie konnte sehen, dass ihre Worte wirkten. Um sie herum fixierten sich blutunterlaufende Augen auf das bevorstehende Blutbad, strafften sich Arme um Waffen. Sie fuhr fort, indem sie laut schrie, „und ihr werdet euch durch das Sumpfland bewegen wie eine unaufhaltsame Kraft aus den dunkelsten Teilen des Reiches des Vergessens, und ihr werdet die Schuppen dieser Echsenwesen in Schloss Kogmenthist abreißen. Ihr seid Krieger, und ihr müsst nicht nur kämpfen, ihr müsst gewinnen. Ihr müsst gewinnen!”

Die Soldaten antworteten mit wildem Gebrüll und schreckten die Vögel in den Bäumen rund um das Lager auf.

Aus einer vorteilhaften Stellung in den südlichen Bergen hatten Potema und Fürst Vhokken einen ausgezeichneten Blick auf die tobende Schlacht. Es sah aus, als würden sich zwei Schwärme zwei verschieden farbiger Insekten über einem Haufen Dreck, den Ruinen des Schlosses, hin und her bewegen. Gelegentlich flackerte die Explosion einer Flamme oder einer giftigen Wolke der Magier über die Schlacht und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, doch nach Stunden erschien das Kämpfen wie ein einziges Durcheinander.

„Ein Reiter nähert sich”, sagte Fürst Vhokken und brach die Stille.

Eine junge Rothwardonin trug den Federbusch von Gilane und eine weiße Fahne. Potema bat sie näher. Wie der Bote am Morgen sah die Reiterin sehr mitgenommen aus.

„Eure Hoheit”, sagte sie und rang nach Luft. „Ich wurde von Eurem Bruder, meinem Fürsten, König Cephorus zu Euch gesandt mit schrecklichen Nachrichten. Euer Sohn Uriel wurde in Ichidag auf dem Schlachtfeld gefangen genommen und von dort nach Gilane gebracht.”

„Das weiß ich alles”, sagte Potema verächtlich. „Ich habe eigene Boten. Ihr könnt Eurem Herrn sagen, dass ich, nachdem ich diese Schlacht gewonnen habe, jedes Lösegeld zahlen werde oder jedem Gefangenen ...”

„Eure Hoheit, ein wütender Mob hat die Karawane, in der Euer Sohn war, erreicht, bevor sie in Gilane angekommen war”, sagte die Reiterin schnell, „Euer Sohn ist tot. Er wurde in seinem Wagen verbrannt. Er ist tot.”

Potema wandte sich von der jungen Frau ab und sah auf das Schlachtfeld hinunter. Ihre Soldaten waren dabei zu gewinnen. Magnus Armee war im Rückzug.

„Noch eine weitere Neuigkeit, Eure Hoheit”, sagte die Reiterin. „König Cephorus wurde zum Kaiser ausgerufen.”

Potema schaute die Frau nicht an. Ihre Armee feierte ihren Sieg.

 

 

Band VIII

 

us der Feder von Inzolicus, Weiser des zweiten Jahrhunderts:


3Ä 127

Nach der Schlacht von Ichidag wurde der Kaiser Uriel Septim III. gefangen genommen und, bevor er zum Schloss seines Onkels im Hammerfell-Königreich Giweg gebracht werden konnte, ereilte ihn der Tod durch die Hand eines wütenden Pöbels. Dieser Onkel Cephorus wurde daraufhin zum Kaiser ernannt und ritt in die Kaiserstadt. Die Truppen, die früher dem Kaiser Uriel und seiner Mutter, der Wolfskönigin Potema, treu ergeben waren, verpflichteten sich nun dem neuen Kaiser. Als Erwiderung auf ihre Unterstützung verlangte der Adel von Himmelsrand, Hochfels, Hammerfell, Insel Summerset, Valenwald, Schwarzmarsch und Morrowind eine neue Ebene der Autonomie und Unabhängigkeit vom Kaiserreich und erhielt sie auch. Der Krieg des roten Diamanten war beendet.

Potema kämpfte weiterhin eine verlorene Schlacht, ihr Hoheitsgebiet schrumpfte und schrumpfte, bis nur noch ihr Königreich der Einsamkeit unter ihrer Macht stand. Sie beschwor Daedra herauf, um für sie zu kämpfen, befahl ihren Totenbeschwörern, die gefallenen Feinde als untote Krieger auferstehen zu lassen, und führte Angriff auf Angriff gegen ihre Brüder, den Kaiser Cephorus Septim und König Magnus von Kleinmottien. Als ihr Wahnsinn größer wurde, fingen ihre Verbündeten an, sie zu verlassen, und ihre einzigen Gefährten waren die Zombies und Skelette, die sie über die Jahre angesammelt hatte. Das Königreich der Einsamkeit wurde ein Land des Todes. Geschichten über eine alte Wolfskönigin, die von verrottenden Skelett-Kammermädchen bedient wurde, und mit Vampirgenerälen Kriegspläne schmiedete, verängstigten ihre Untertanen.


3Ä 137

Magnus öffnete das kleine Fenster in seinem Raum. Das erste Mal seit Wochen hörte er die Geräusche einer Stadt: Karren quietschten, Pferde klapperten über die Pflastersteine, und von irgendwo war das Lachen eines Kindes zu hören. Er lächelte, als er zu seinem Bett zurückkehrte, um sich zu waschen und anzuziehen. Ein unverwechselbares Klopfen ertönte an der Tür.

„Kommt herein, Pel”, sagte er.

Pelagius hüpfte in das Zimmer. Es war offensichtlich, dass er schon seit Stunden auf den Beinen war. Magnus staunte über seine Energie, und fragte sich, um wie viel länger Schlachten dauern würden, wenn sie von zwölfjährigen Jungen ausgetragen würden.

„Habt Ihr schon nach draußen geschaut?” fragte Pelagius. „All die Städter sind zurückgekommen! Es gibt Geschäfte, und eine Magiergilde, und unten am Hafen habe ich hundert Läden gesehen, die von überallher kommen!”

„Sie brauchen sich nicht länger zu fürchten. Wir haben uns um all die Zombies und Geister gekümmert, die früher einmal ihre Nachbarn waren, und sie wissen, dass es sicher für sie ist, zurückzukommen.”

„Wird Onkel Cephorus zu einem Zombie, wenn er stirbt?” fragte Pelagius.

„Das würde ich ihm schon zutrauen”, lachte Magnus. „Warum fragt Ihr?”

„Einige Leute sagten, dass er krank und alt ist”, sagte Pelagius.

„So alt ist er gar nicht”, sagte Magnus. „Er ist sechzig Jahre alt. Nur zwei Jahre älter als ich.”

„Und wie alt ist Tante Potema?” fragte Pelagius.

„Siebzig”, sagte Magnus. „Und ja, das ist alt. Weitere Fragen werden warten müssen. Ich muss jetzt zu einem Treffen mit dem Kommandanten gehen. Aber wir können uns beim Abendessen unterhalten. Könnt Ihr Euch beschäftigen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten?”

„Ja, Herr”, sagte Pelagius. Er hatte verstanden, dass sein Vater die Belagerung von Tante Potemas Schloss aufrecht erhalten musste. Wenn sie es übernommen und sie eingesperrt haben würden, dann würden sie aus dem Gasthaus ausziehen und in das Schloss einziehen. Pelagius freute sich nicht darauf. Die ganze Stadt hatte einen komischen, süßlichen, toten Geruch, aber sobald er in die Nähe des Schlossgrabens kam, musste er von diesem Gestank würgen. Sie könnten eine Million Blumen auf diesem Platz abladen, und es würde immer noch keinen Unterschied machen.

Er wanderte stundenlang durch die Stadt, kaufte etwas zu essen und einige Bänder für seine Schwester und Mutter daheim in Kleinmottien. Er überlegte, für wen er noch Geschenke kaufen könnte, und war ratlos. All seine Cousins und Cousinen, die Kinder von Onkel Cephorus, Onkel Antiochus, und Tante Potema, waren während des Krieges gestorben und einige von ihnen während der Hungersnot, weil so viele Ernten verbrannt worden waren. Tante Biank-i war letztes Jahr gestorben. Es gab nur noch ihn, seine Mutter, seine Schwester, seinen Vater, und seinen Onkel, den Kaiser. Und Tante Potema. Aber sie zählte nicht wirklich.

Als er früher am Morgen an der Magiergilde vorbeikam, hatte er sich entschieden, nicht hineinzugehen. Solche Orte, mit ihrem seltsamen Rauch, Kristallen und alten Büchern, waren ihm unheimlich Es kam Pelagius dieses Mal in den Sinn, dass er ein Geschenk für Onkel Cephorus kaufen könnte. Ein Andenken an die Magiergilde des Königreichs der Einsamkeit.

Eine alte Frau hatte Probleme mit der Eingangstür, also öffnete Pelagius sie für sie.

„Danke”, sagte sie.

Sie war sicherlich das älteste Wesen, das er je gesehen hatte. Ihr Gesicht sah aus wie ein alter, verschrumpelter Apfel mit einem Wirbel von leuchtend weißem Haar. Instinktiv rückte er von ihrer knotigen Klaue ab, als sie begann, ihm über den Kopf zu streichen. Aber da war ein Edelstein um ihren Hals, der ihn augenblicklich faszinierte. Es war ein einzelner leuchtend gelber Edelstein. Aber es sah fast so aus, als ob irgendetwas darin gefangen war. Als das Licht der Kerzen darauf fiel, war die Form eines vierbeinigen Untiers zu erkennen, auf- und abgehend.

„Es ist ein Seelenstein”, sagte sie. „Angefüllt mit dem Geist eines großen Dämonenwerwolfs. Er wurde vor langer, langer Zeit mit der Macht, Personen zu bezaubern, beschworen. Aber ich habe darüber nachgedacht, ihm einen anderen Zauber zu geben. Vielleicht einen Zauber aus der Schule der Veränderung, wie Fesselgriff oder Schutzschild.” Sie hielt inne und schaute den Jungen sorgfältig mit gelblichen, trüben Augen an. „Ihr kommt mir bekannt vor, Junge. Wie heißt Ihr?”

„Pelagius”, sagte er. Normalerweise hätte er „Prinz Pelagius” geantwortet, aber ihm war befohlen worden, in der Stadt keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

„Früher kannte ich jemanden namens Pelagius”, sagte die alte Frau und lächelte langsam. „Seid Ihr alleine hier, Pelagius?”

„Mein Vater ist ... bei der Armee, das Schloss zu stürmen. Aber er wird zurück sein, wenn die Mauern durchbrochen sind.”

„Was, wie ich sagen darf, nicht mehr lange dauern wird”, seufzte die alte Frau. „Nichts, egal wie gut gebaut es ist, hält ewig. Möchtet Ihr in der Magiergilde etwas kaufen?”

„Ich wollte ein Geschenk für meinen Onkel kaufen”, sagte Pelagius. „Aber ich weiß nicht, ob ich genug Gold habe.”

Die alte Frau ließ den Jungen die Waren durchsehen und ging zum Beschwörer der Gilde. Er war ein junger Nord, ehrgeizig und neu im Königreich der Einsamkeit. Es brauchte ein wenig Überredung und viel Gold, ihn zu überzeugen, den Bezauberungsspruch vom Seelenstein zu nehmen und ihn dafür mit einem Fluch zu belegen, der Jahr für Jahr die Weisheit aus seinem Träger heraussaugt, bis sie oder er den Verstand verliert. Außerdem kaufte sie einen billigen Ring der Feuerresistenz.

„Für die Freundlichkeit gegenüber einer alten Frau habe ich Euch dies hier gekauft”, sagte sie und gab dem Jungen die Kette und den Ring. „Ihr könnt den Ring Eurem Onkel geben und ihm sagen, dass er mit einem Levitationszauber belegt wurde. Falls er also jemals von einer hohen Stelle hinunterspringen muss, so wird der Ring ihn beschützen. Der Seelenstein ist für Euch.”

„Ich danke Euch”, sagte der Junge. „Aber das ist zu freundlich von Euch.”

„Das hat nichts mit Freundlichkeit zu tun”, antwortete sie, vollkommen ehrlich. „Seht Ihr, ich war ein- oder zweimal in der Halle der Aufzeichnungen im Kaiserpalast, und ich las über Euch in den Weissagungen der Alten Schriftrollen. Eines Tages werdet Ihr Kaiser sein, mein Junge, der Kaiser Pelagius Septim III., und mit diesem Seelenstein, der Euch leiten wird, wird sich die Nachwelt immer an Euch und Eure Taten erinnern.”

Mit diesen Worten verschwand die alte Frau in einer Gasse hinter der Magiergilde. Pelagius schaute sich nach ihr um, aber er dachte nicht daran, hinter einem Steinhaufen zu suchen. Hätte er es getan, so hätte er einen Tunnel unter der Stadt gefunden, der direkt ins Herz des Schlosses des Königreichs der Einsamkeit führte. Und hätte er dorthin seinen Weg gefunden, wäre er, vorbei an schlurfenden Untoten und schimmelnden Überresten eines einst großartigen Palastes, auf das Schlafgemach der Königin gestoßen.

In jenem Schlafgemach hätte er dann die Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit ruhend vorgefunden, den Geräuschen ihres zusammenbrechenden Palastes lauschend. Und er hätte dann ein zahnloses Grinsen gesehen, das sich während ihres letzten Atemzugs über ihrem Gesicht ausbreitete.

Aus der Feder von Inzolicus, Weiser des zweiten Jahrhunderts:


3Ä 137

Potema Septim starb nach der einmonatigen Belagerung ihres Schlosses. Zu Lebzeiten war sie die Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit, Tochter des Kaisers Pelagius II, Gemahlin von König Mantiarco, Tante der Kaiserin Kintyra I.I, Mutter des Kaisers Uriel III., und Schwester der Kaiser Antiochus und Cephorus. Bei ihrem Tod ernannte Magnus seinen Sohn Pelagius zum nominellen Oberhaupt des Königsreich der Einsamkeit, unter der Führung des königlichen Rats.


3Ä 140

Der Kaiser Cephorus Septim starb beim Fall von seinem Pferd. Sein Bruder wurde zum Kaiser Magnus Septim erklärt.


3Ä 141

Pelagius, König des Königreichs der Einsamkeit, geht in die Aufzeichnungen der kaiserlichen Annalen als „gelegentlich exzentrisch” ein. Er heiratet Katarish, Herzogin von Vvardenfell.


3Ä 145

Der Kaiser Magnus Septim stirbt. Sein Sohn, der unter dem Namen Pelagius der Wahnsinnige bekannt werden wird, wird gekrönt.

 

— Waughin Jarth

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.12.2018

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