Was tief im Innersten verzweigt
und schließlich öffentlich sich zeigt
sind Pilze die im Waldmoos ranken
oder poetische Gedanken.
Von denen einige erbaulich.
Doch andere höchst unverdaulich.
Jene, die ein mildes Wesen,
wurden hier von Hand verlesen.
Doch ist der Text nicht fehlerfrei
da der Autor selbst Partei.
Jetzt ist der Leser aufgerufen.
Zum Schmunzeln oder
um zu fluchen.
Ein Fußpilz,
dem das Ende droht,
macht sich’s im Wanderschuh kommod.
Absichtsvoll,
um unter andern,
so rasch wie möglich auszuwandern.
Wenn die Oktobersonne wärmt
und die letzte Mücke schwärmt.
Wenn junges Laub von alten Buchen
dich oftmals narrt beim Pilze suchen.
Wenn dir im herbstlich bunten Wald
trotz Hirschbrunft nicht ein Echo schallt.
Dann, wenn der erste Pilz gefunden.
Schätzt du das Glück der stillen Stunden.
Einem Waldweg wurde klar,
das er bisher ein Hohlweg war.
In Selbsterkenntnis
und lobenswert ehrlich
stellt er ein Schild auf.
BETRETEN GEFÄHRLICH!
Erst als sie auf den Holzweg war
schien ihr der Sinn des Daseins klar.
Ihr Lebenswerk war dann im Grunde
als Zahnstocher in aller Munde.
Ein Steinpilz
nebst seiner Verwandtschaft,
gut situiert,
steht in der Landschaft.
In der ein Mensch auf Pilzjagt geht
und nicht entdeckt das er da steht.
Ein Exemplar besonderer Güte.
In seines Lebens voller Blüte.
Muss nicht wie andere
seiner Art
sich von der Heimat trennen.
Dieses Los bleibt ihm erspart.
Man darf ihn Glückspilz nennen!
Ein alter welker Pilz macht klar,
das vergehen muss was war.
Neues kann sich nur entfalten
durch Verrottung alles Alten.
Daher sind von Wichtigkeit,
beim Pilze sammeln, Ort und Zeit.
Doch auch manch mageres Ergebnis
ist immerhin noch ein Erlebnis.
Ein Spaltpilz, konstruktiver Sorte,
verzichtet meist auf große Worte.
Seine Wirkung lässt sich zeigen
an Hand betroffen sein und Schweigen.
Doch auch das all zu laute Dröhnen
ist meist kein Zeichen von Versöhnen.
In beiden Fällen lässt sich sagen,
Humor scheint hilfreich beim Ertragen.
Ein Schimmelpilz, der sehr mobil,
reist durch die Welt, ganz ohne Ziel.
Den Zustand will er schnell beenden.
Er träumt von eigenen vier Wänden.
Schon bald erfüllt sich dieser Traum.
Er findet einen Kellerraum.
Dort hockt er nun in einem Eck
und genießt sein Lebenszweck.
Wenn der Altweibersommer schwindet.
Wenn bunter Blätterregen fällt.
Wenn der Pilz den Sammler findet.
Wird wieder Tee mit Rum bestellt.
Wer aber auf den Rum verzichtet,
weil Alkohol ihn zu sehr schreckt.
Kann sein, wenn er sein Pilzkorb sichtet,
das er ein Substitut entdeckt.
(Wieder der Zuchtpilzhaltung)
ein Beispiel:
Vom Dunkel hin zum Lichte streben
beginnt ein Champignon sein Leben.
Statt neugieriger Weltentdecker,
landet er beim Pizzabäcker.
Dort wird der Pilz sehr fein geschnitten
und auf der Pizza wohl gelitten.
Damit er gut die Speise würzt
wird ihm das Tageslicht gekürzt.
Durch Ofenglut und kalter Nacht
wird er dann zum Verzehr gebracht.
Noch tief im Bauch, den er beschwert,
hat er sich nach dem Licht verzehrt.
Ein Röhrenpilz fühlt sich gestört,
da er den Hirsch laut röhren hört.
Der Herbstwald, im besagtem Fall,
verstärkt die Laute noch durch Schall.
Dieses tat den Pilz verdrießen
seitdem ist er nicht zu genießen.
Das Pilzragout war scheinbar schlecht.
Der Speisegast fordert sein Recht
und unter schwenken seiner Gabel
macht er die Sache Justitiabel.
Pro und kontra streiten sich.
Man bringt den Fall vors Pilzgericht.
Die Juristen, sehr versiert,
haben dann hin und her plädiert.
Recht wurde leider nicht gesprochen.
Der Fall hat sich von selbst erbrochen.
Wer Pilze sucht
bemerkt es gleich.
Die Spezies ist Artenreich!
An Jahreszeit und ortsgebunden.
Doch keineswegs sehr leicht gefunden.
Wer krampfhaft sucht,
der findet oft
viel weniger als er erhofft.
Was uns die Pilze lehren?
Man kann sich auch lautlos vermehren!
Pilzgedichte als "BILDERBUCH" unter:
https://www.yumpu.com/de/document/view/59500720/pilzgedichte
Texte: Hartmut Gelhaar
Bildmaterialien: Hartmut Gelhaar
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2017
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