Die Umleitung ist allemal
bei Hindernisse erste Wahl.
Sie sichert weiteres Bewegen.
Und Zeitgewinn zum Überlegen.
Damit man solches nicht bestreitet,
wird jetzt der Leser umgeleitet.
Der Urlaub ist zwei Stunden her.
Du findest heimwärts im Verkehr.
Kaum das die Gegend Dir vertraut,
wird Dein Genuss im Stau gestaut.
Jetzt wird, was freudig Dich begleitet,
in dunkles Ahnen abgeleitet.
Du summst jetzt nicht mehr Urlaubslieder.
Der Alltag hat Dich schweigend wieder.
Wenn Missgeschick Dir Spaß bereitet,
dann hat man es Dir umgeleitet.
Wird Dir ein Glücksmoment verwehrt,
hältst Du solch Praxis für verkehrt.
Manch Lebenslauf scheint so gelungen.
Dank geglückter Umleitungen.
Ein Irrtum, der stets weit verbreitet,
wird irrtümlich noch umgeleitet.
Die Logik, die dahinter steckt,
macht diesen Irrtum erst perfekt.
Würden sich die Jahreszeiten
untereinander selbst umleiten,
wäre der Mensch zu Ostern prüde.
Und zu Silvester frühjahrsmüde.
Dann würden in gemäßigten Zonen
nur maßvoll, gemäßigte Bürger wohnen.
Ein Mitmensch leitet grimmig, stumm,
sein Unwohlsein auf andere um.
Die so Beschenkten sind indessen
gleichfalls aufs Umleiten versessen.
Und siehe da, in kurzer Zeit,
entsteht ein schöner, langer Streit.
Ums Defizit lohnt sich kein Streiten.
Da hilft es nur, es umzuleiten.
Bleibt dennoch etwas Mangel über,
sag:“Der Gewinn war diesmal trüber“.
Ein Schmerz, im linken Zeh bereitet,
Wird in Dein Großhirn umgeleitet.
Augenblicklich wirst Du laut.
Da Dich der Vorfall nicht erbaut.
Stets tat man Dich als standfest loben.
Jetzt ist das Urteil aufgehoben.
Um Weltgewandtheit zu beweisen
bemüht der Mensch sich durch das Reisen.
Je mehr er dieses pflegt und weitet,
je öfter wird er umgeleitet.
Aus - und Ansichten sie wechseln.
Man darf an seinem Weltbild drechseln.
Die Späne, die sich dabei windet,
ist die Erkenntnis, die man findet.
Durch Reisen, die man so bestreitet,
wird manches Weltbild umgeleitet.
Zum Flicken einer Sicherung
benutzt er eine Umleitung.
Da dilettantisch dieses Tun,
darf er nun für immer ruhn.
Nützlich ist zu manchen Zeiten
manche Wünsche umzuleiten.
Gleiches gilt für heikle Fragen
die sich permanent vertagen.
Kurz und gut, es scheint von Nutzen.
Seine Hoffnungen zu stutzen.
Ob Skeptiker, ob Optimist,
dies Stündlein schlägt Dir beim Dentist.
Ein Grundsatz mit Entschluss gepaart,
trifft seines Gleichen anderer Art.
Zwar ähnlich, doch verschieden schon,
beginnen sie die Diskussion.
Sie sind ihr eigenes Publikum
und leiten Argumente um.
Oft imponiert solche Rochade.
Nur ums Ergebnis ist es schade.
Denn ein Konsens ist ausgeblieben.
Man trennt sich grußlos und zufrieden.
Da Dir Dein Lebensziel noch weit,
nimmst Du Platz im Zug der Zeit.
Die Strecke deiner Lebensbahnen
scheint leichter Dir als die der Ahnen.
Du rechnest schnell mit dem Erreichen.
Doch bedenke auch die Weichen!
Du bist nur Gast auf dieser Reise.
Und nicht der Meister aller Gleise.
Der Anfang und das Ende tauschen,
nach etwas dürftigen Applaus,
sich über ihre Rede aus.
Beiderseits wird festgestellt,
das man nicht viel vom Redner hält.
Das Manuskript war ehrenwert.
Der Redner denkt da umgekehrt.
Auf den Weg vom Rednerpult,
reißen ihm Drehbuch und Geduld.
Die Analyse klingt behände.
Dünner Anfang, dickes Ende!
Doch ist das Ganze halb so wild.
Der Mann übte vorm Spiegelbild.
Als Flippbücher zu lesen und in PDF zu laden:
Texte: H.Gelhaar
Bildmaterialien: H.Gelhaar
Tag der Veröffentlichung: 03.10.2015
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