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Vorwort

Der kleine und relativ kurze Brief des Paulus an die Galater, einem Gebiet in Zentralanatolien der heutigen Türkei, enthüllt neben dem längeren Römerbrief am konzentriertesten Denken und Glauben des Apostels, nur wird er hier ein wenig mehr persönlich.

 

Mich interessiert nicht vornehmlich historische und theologische Exegese nebst Spekulationen über Zusammenhänge und Genese der Textabschnitte. Der interessierte Leser findet heute äußerst leicht Zugriff auf Informationen darüber und mag selber nachforschen. Ich meine, dass der Text des Briefes allein schon durch aufmerksames und geduldiges Lesen und Vergleichen mit Aussagen des Römerbriefes ausreichend Einblicke zu erlangen in der Lage ist, welche dazu taugen sollten, den Leser in einen inneren Prozess der Auseinandersetzung mit seinem eigenen Glauben hineinzuziehen, um ihn herauszufordern und zu befruchten.

 

Der Galaterbrief spricht vornehmlich Menschen an, die der in ihnen wirkenden Sehnsucht nach Jesus Christus schon nachgegeben haben und schon Erfahrungen in der Nachfolge des Herrn haben. Dabei werden sie den grundlegenden Fragen nach Geboten Gottes, Gehorsam, Glaube an Jesus, Freiheit, Schwachheit des Fleisches und der Unmöglichkeit, Gott im Fleisch zu gehorchen, schon längst begegnet sein und in den Ausführungen des Apostels im Brief ein äußerst bekanntes und unverlierbares Thema gleichsam wiederfinden.

 

Eben dadurch vermag eine neutestamentliche Schrift wie der Galaterbrief eine bis ins Letzte nicht zu beschreibende Hilfe sein, die alles historische, theologische, linguistische und wie auch immer philosophische Explizieren transzendiert, überschreitet: irgendwie beginnt der lebendige Christus, über den das Johannesevangelium bezeugt, dass er im Heiligen Geist zu seinen Jüngern kommt und bei bei ihnen bleibt, im Inneren des Lesers zu sprechen, und der Text wandelt sich sozusagen vom bloßen antiken Komplex überlieferter Buchstaben und in ihnen gefangener Gedanken zu einem Medium, durch das der Leser den historisch bezeugten Christus des Paulus als lebendigen Christus hic et nunc, hier und jetzt zu erfahren vermag. Der Christus des Paulus ist kein vornehmlich historisches Subjekt, sondern der Lebendige jenseits aller Historie, der so lebendig ist, dass er nicht verfehlt werden kann, wenn man sich einmal auf ihn einlässt.

 

Der Text ist nicht bloßer Bericht, bloße Geschichte, bloße Narration irgendwelcher antiker Subjekte mit einem bestimmten Glauben bla bla bla. Vielmehr ist er der Ruf, mit dem lebendigen Herrn zu reden und sich mit ihm zu verbinden, damit das, was im Brief erscheint, verständlich werde als Geschehen, welches auch in und mit demjenigen geschieht, der sich auf Jesus Christus (Paulus benutzt oft den Ausdruck Christus Jesus) einlässt. Dann nämlich kommt das lebendige Wort in den Gläubigen, und nach dem Johannesevangelium ist das lebendige Wort Gottes niemand und nichts anderes als der lebendige Jesus Christus.

 

Die Übersetzung aus dem griechischen Urtext erfolgte nach der Onlineausgabe der 28. Auflage des Nestle-Aland und soll dem Studenten helfen, den Fluss griechischer Expression besser zu verstehen und vielleicht tiefere Einblicke in die Schrift des Apostels jenseits gewohnter Lesemanier zu finden. Der Lernende wird womöglich gute Hilfe finden, sein Griechisch zu verbessern.

 

http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/novum-testamentum-graece-na-28/lesen-im-bibeltext/

 

Lektürevorschläge

 

Der Galaterbrief - Neutestamentliches Repetitorium

http://www.neutestamentliches-repetitorium.de/uebersicht/galaterbrief/Einleitung.pdf

 

Der Galaterbrief

http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/04paul/nt70.htm

 

Epistle to Galatians

https://www.biblicaltraining.org/library/epistle-galatians

 

Sachsen, im Februar 2015

 

Aufbau des Galaterbriefes

Kapitel 1


1. Verfasser, Empfänger, Grüße (1,1-5)


2. Die Galater kehren sich vom Evangelium ab (1,6-10)


3. Wie Paulus zum Evangelium kam (1,11-24)


Kapitel 2


1. Paulus wird von den Aposteln in Jerusalem als Apostel anerkannt (2,1-10)


2. Paulus gerät mit Kephas (Petrus) aneinander (2,11-16)


3. Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir (2,17-21)


Kapitel 3


1. Galater, wer hat euch verzaubert? (3,1-4)

2. Gerechtigkeit kommt aus Glauben, nicht aus Gesetzeswerken (3,5-14)


3. Das Gesetz ist nicht gegen die Verheißungen Gottes (3,15-29)


Kapitel 4


1. Du bist nicht mehr Sklave, sondern Sohn und Erbe (4,1-20)


2. Für Gesetzesliebhaber: Das Gleichnis von den zwei Söhnen Abrahams (4,21-31)


Kapitel 5


1. Zur Freiheit befreit durch Christus (5,1-12)

2. Freiheit nicht zum Dienst am Fleisch, sondern für die Liebe (5,13-15)


3. Wandel im Geist

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 20.02.2015
ISBN: 978-3-7368-7979-9

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