Mein Großvater war Landwirt mit einer großen Bibliothek und einem wachen Geist, der mich selbst heute, zwanzig Jahre nach seinem Tod, noch zum Lachen bringt und zum Nachdenken, wenn ich an viele Gespräche mit ihm denke. Er war es, der mir die Liebe zu Gott und zur Bibel nahebrachte und unzählige Spuren hinterließ, die mir in meinem Leben als Christ und Theologe aus heutiger Sicht mehr als erstaunlich scheinen. Er hatte unglaubliche Sprüche und Sätze parat, die in seiner von einem starken Dialekt gefärbten Sprache ebenso erstaunlich tief von seiner Fähigkeit, ganz schnell Erscheinungen zu durchschauen und zu erkennen, zeugten.
Er hatte im Dorf einen ihm freundschaftlich zugetanen Bauern, der ebenso gern las wie er und auf Bildung Wert legte. Von ihm erzählte mein Großvater immer wieder eine Geschichte, die mir sehr bedeutend scheint – bis heute. Dieser Mann, so mein Großvater, wusste alles über Saat und Ernte, über Bodenwerte und Fruchtfolgen, über Anbau, Tierzucht und Verwaltung bäuerlicher Wirtschaften. Allein – er brachte die Saat immer zur falschen Zeit, in seinem Falle zu spät, aus und wunderte sich über Misserfolge. Darüber haben sich er und mein Großvater über Jahre hinweg immer wieder gestritten – und mir eine tiefe Geschichte geliefert.
Man kann also theoretisch alles wissen und vortrefflich Examen bestehen und Konversationen betreiben auf hohem Niveau. Aber man kann seine Saat und vieles andere verpassen. Man kann hervorragend über Backmischungen köstlichen Brotes parlieren und sogar ein führender Theoretiker des Backhandwerkes sein – aber man kann, solcherart begabt und ausgestattet mit tiefstem Wissen, um beim Bilde zu bleiben, so vollständig gleichsam „behämmert“ sein, dass man vergisst, Brot zu backen und essen.
Aber genau dieses stelle ich in meiner Theologenzunft und auch in meiner Kirche fest: da finden sich kluge, schnelle und tiefschürfende Worte, Analysen, Exegesen, Aufklärungen über Zusammenhänge, Ätiologien und historische Erhellungen über Bibel und Glauben, die Kirche ist gleichsam ein Hort gelehrter und intelligenter Subjekte geworden, die überall mitreden und sich in der Tugend es großen Maules ebenso üben, wie in der Beherrschung merkantiler Possen und Mentalitäten, nur um mit dem Hintern irgendwie an die Wand zu kommen in einer Welt, die mitnichten vornehmlich aus biblischer und gläubiger Perspektive betrachtet wird. Kurz: man weiß tiefschürfend Bescheid über Bibel und Glauben und malt großartige Gemälde im Haus des Seins (Martin Heidegger über unsere Sprache), man verkündet leckere Brotsorten und wie man sie bäckt, aber man reicht zu selten Brot zum Essen, man isst zu selten, man spricht vom Evangelium und verleugnet allzu schnell seine Kraft.
Und genau das hat mir mein Großvater immer wieder gesagt, als ich heranwuchs: Du musst mit Gott selber reden, nicht über ihn, sondern mit ihm! Rede mit ihm! Du musst ihn gleichsam in dich hineinessen!
Freilich bin ich froh, durch meine theologische Arbeit Griechisch zu können, um mit dem Urtext des Neuen Testaments angemessen zu arbeiten. Ich habe auch in all den Jahren mein Denken geschult und gewann Einblicke in Zusammenhänge und (nicht selten) Untiefen menschlicher Mentalität und Existenz, die ich dankbar als Segen annehme, manchmal auch mit schauriger Zurückhaltung. Allerdings habe ich auch gleichsam eine andere Seite vornehmlich intellektueller Beschäftigung und Geistesbildung gesehen, die mit zunehmend unheimlich erscheint: die Vorliebe, ÜBER etwas zu reden, im theologischen Fall ÜBER Gott und Glauben, ohne dem Zug des Heiligen Geistes nachzugeben, MIT Gott zu reden und das exquisite Brotrezept, ausführlich publiziert, analysiert und bewundert, endlich zu backen und essen, damit man leben kann!
Darum habe ich das Johannesevangelium ausgewählt und übersetzt, um eine Studienhilfe zu gewähren, die dem Bibelstudenten neben einer wörtlichen Übersetzung Anreiz schaffen könnte, womöglich sein Griechisch zu testen und zu schulen. Das Griechisch des Johannesevangeliums ist nicht zu schwer und trotzdem wunderschön und sehr eindrücklich, der Student muss sich nicht unbedingt mit komplizierten Grammatiken herumschlagen, sondern kann am Text selber bleiben und sich austesten oder fortbilden.
Das Johannesevangelium ist neben den synoptischen Parallelwerken im Neuen Testament (Mt, Mk, Lk) ein völlig eigener Komplex, wohl geordnet zu einer spannenden Geschichte eigener Couleur und Absicht. Ich wiederhole noch einmal: wir leben in Zeiten, wo vornehmlich ÜBER etwas geredet und geschrieben wird, anstatt z. B. Werke selber zu lesen und dem Fluss seiner eigenen Gedanken und mentalen Äußerungen zu folgen – man ist also vorwiegend mit Sekundärliteratur beschäftigt, Literatur ÜBER ein Werk. Und, das möchte ich hinzufügen, man verfährt mit dem biblischen Gott, mit Jesus Christus und dem Glauben in ähnlicher Weise – es gibt viel Literatur DARÜBER als wie von DINGEN.
DINGE – das ist es, was abendländische Philosophie vornehmlich geprägt hat, nämlich eine Vorliebe von DINGEN und Strategien zur VERDINGLICHUNG, alles, inklusive Wahrheit, muss in Definitionen, Begriffen, Formeln, Gleichungen, Systemen Platz finden, eben im weitesten Sinne den Regeln von DINGEN und VERDINGLICHUNGEN folgen. Darum wurde Gott zu einem Ding, ebenso Jesus Christus und das Reich Gottes, und zunehmend haben Menschen Schwierigkeiten gehabt, das Reden von Gott und seinem Reich frei von Dinglichkeit zu betrachten, nämlich als Beziehungsgeschehen, als Liebesentfaltung, da doch bekanntlich Liebe und Husten nicht verborgen werden können! Spielt die Liebe zu Gott wirklich nur eine Rolle in Dingbegriffen und Dingbeschreibungen? Man denke nur an die ziemlich schwachen und hilflos erscheinenden Begriffe, die man heute in Verbindung mit Gott gebraucht: Glaube an ihn hat mit Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zu tun!
Nicht schlecht, wirklich, nicht schlecht: allein, es trifft nicht den Kern! Den hat aber als großes Beispiel im Neuen Testament immer wieder der Text des Johannesevangeliums im Blickpunkt: ich in Christus, und Christus in mir, und der Vater in Christus, und der Vater und Christus in mir! Eine seltsam-tiefe Beschreibung aus dem vierten Evangelium, die den Leser aufruft, SELBST in diese Gegenseitigkeit einzutauchen und zu erfahren, wie der Vater in den Glauben an den Sohn HINEINZIEHT, so wie einer, der kräftig zerrt! Der Leser soll also SELBER glauben und mit Jesus im Vater sein, während gleichzeitig der Vater und Jesus in dem Menschen sind, um in ihm zu wohnen!
So redet also das Johannesevangelium und hat dabei eine unbeschreiblich tiefe und schöne Sprache, fern aller grammatischen Extravaganzen und versponnenen intellektuellen Höhenflüge. Das vierte Evangelium will vornehmlich, dass der Leser SELBST einsteigt in die Begegnung mit Jesus und Gott, dass er es wagt, ZU GLAUBEN. Nicht ÜBER Gott und Jesus redet der fundamentale Text, sondern sucht den Leser zu überzeugen, MIT ihnen zu reden.
Deshalb verkneife ich es mir nun mit Bedacht, zu viel ÜBER den Text zu sagen in diesem Vorwort, das haben andere mit Vorliebe an anderer Stelle getan – ich aber nehme mir vor, darüber weitgehend zu schweigen, denn ich möchte, dass der Leser selbst liest, sich dem Text aussetzt und schaut, was mit ihm geschieht. Ich möchte nicht vornehmlich ÜBER das Johannesevangelium reden, sondern ermutigen, sich SELBT hineinzubegeben und Gott und Jesus SELBT kennenzulernen, den lebendigen Schöpfer des Alls und Liebhaber aller Menschen, der seinen Sohn sandte, um sie zu retten!
So werde ich nur wenig sagen DARÜBER, der geneigte Leser möge bitte in zwei Werke schauen, wenn er tiefer interessiert ist. Hier findet er alle möglichen Hintergründe:
Rudolf Bultmann, Das Evangelium des Johannes
Martin Hengel, Die johanneische Frage.
Ich möchte nur so viel sagen:
Der Autor schreibt aus jüdischem Hintergrund, das Evangelium ist gleichsam entstanden und eingebettet im jüdischen Denken.
Man beobachte, dass Johannes immerzu mit Festen arbeitet und seinen Stoff darum verarbeitet. Der Leser suche selbst die Verbindungen und versuche zu verstehen, was Johannes damit bezweckt.
Man beobachte die „Ich bin“ - Worte des johanneischen Jesus und zähle einfach mal nach. Offensichtlich reflektiert hier der Autor die alte Gottesbegegnung des Mose und sieht sie in Jesus erfüllt im Fleisch.
Man beobachte die Abweichungen in den Passionsangaben im Vergleich mit Mt, Mk und Lk. Warum ist Joh anders? Letztlich präsentiert Joh einen Jesus mit eigener Passaheinsetzung – als Neusetzung gegenüber dem mosaischen System.
Man beobachte das Interesse des Evangeliums für besondere Zahlen – selbst für Fische in Kap. 21. Warum? Ist das eventuell eine seltsame, aber wirksame Merkhilfe?
Man beobachte die Repräsentation von Jesus im Evangelium – es beginnt wie die jüdische Thora mit der Schöpfung (Im Anfang), setzt aber keine parallelen Texte zur Thora, sondern Feste, um die herum Jesus etwas bewirkt; damit will der Autor offenbar die Erfüllung von Thoratraditionen in einem bestimmte Jesushandeln und Jesussein anzeigen. Der Leser möge genau schauen.
Man beachte die Kritik an den Juden. Es hat offenbar mit Jesu Erscheinung zu tun, am Ende klagen sie ihn wegen Proklamation der Gottessohnschaft an. Der Leser möge selber schauen, wie Jesus im Evangelientext die alten Texte und Traditionen auslegt. Was sagt das über das Verständnis Jesu?
Und zuletzt: es fällt auf, dass Jesus seine Jünger den Vater bitten heißt; Jesus selbst fragt den Vater eher, wenn er betet. Ist das Zufall? Der Leser möge selber sehen.
Im Einsteigen in den Text und in der Sehnsucht, Gott selbst zu begegnen, wird der Leser im Johannesevangelium eine sehr intensive und ermutigende Sprache finden. Dieses Evangelium ist ein Ermutigungsevangelium ersten Ranges. In diesem Zusammenhang gebe ich die Empfehlung, die Bibel von vorn bis hinten zügig zu lesen, ohne sich zu lange bei einem Kapitel aufzuhalten – das kann man später tun, wenn man den Stoff halbwegs flüssig kennt. Aber je mehr der biblische Stoff vertraut wird, desto mehr zeigen sich Zusammenhänge – auch im Johannesevangelium. Ich biete also mit diesem Evangelium den Einstieg in eine unbeschreibliche Welt, deren erstes Ziel die persönliche Beziehung zu Gott ist. Wie Jesus in Kapitel 14 sagt:
5 Λέγει αὐτῷ Θωμᾶς· κύριε, οὐκ οἴδαμεν ποῦ ὑπάγεις· πῶς δυνάμεθα τὴν ὁδὸν εἰδέναι;
Spricht Thomas zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst! Wie können wir den Weg wissen?
6 λέγει αὐτῷ [ὁ] Ἰησοῦς· ἐγώ εἰμι ἡ ὁδὸς καὶ ἡ ἀλήθεια καὶ ἡ ζωή· οὐδεὶς ἔρχεται πρὸς τὸν πατέρα εἰ μὴ δι’ ἐμοῦ.
Spricht der Jesus zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!
7 εἰ ἐγνώκατέ με, καὶ τὸν πατέρα μου γνώσεσθε. καὶ ἀπ’ ἄρτι γινώσκετε αὐτὸν καὶ ἑωράκατε αὐτόν.
Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn (sogar) gesehen!
8 Λέγει αὐτῷ Φίλιππος· κύριε, δεῖξον ἡμῖν τὸν πατέρα, καὶ ἀρκεῖ ἡμῖν.
Spricht Philippus zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns!
9 λέγει αὐτῷ ὁ Ἰησοῦς· τοσούτῳ χρόνῳ μεθ’ ὑμῶν εἰμι καὶ οὐκ ἔγνωκάς με, Φίλιππε; ὁ ἑωρακὼς ἐμὲ ἑώρακεν τὸν πατέρα· πῶς σὺ λέγεις· δεῖξον ἡμῖν τὸν πατέρα;
Spricht der Jesus zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen! Wie sprichst du: Zeige uns den Vater?
10 οὐ πιστεύεις ὅτι ἐγὼ ἐν τῷ πατρὶ καὶ ὁ πατὴρ ἐν ἐμοί ἐστιν; τὰ ῥήματα ἃ ἐγὼ λέγω ὑμῖν ἀπ’ ἐμαυτοῦ οὐ λαλῶ, ὁ δὲ πατὴρ ἐν ἐμοὶ μένων ποιεῖ τὰ ἔργα αὐτοῦ.
Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater und der Vater in mir ist? Die Lehre, die ich zu euch spreche, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke.
Vielleicht hänge ich noch einen allerletzten Gedanken hinterher. Das Johannesevangelium hat andere Interpretamente und Gedankenstränge als Paulus. Der Leser sollte also nicht vorschnell paulinische Gedanken erwarten und in ihrem Schema das Evangelium betrachten. Es ist spannend, der Eigenart johanneischer Sicht und Erklärungsweise zu folgen, und zwar ohne Paulusblick – jener erzählt wirklich anders als Johannes. Das betrifft auch die Sichtweise auf den Tod Jesu: beide verstehen ihn unterschiedlich, und das zu erforschen ist meiner Erfahrung nach ein großer Segen.
Aber nun werde ich wirklich schweigen. Möge der Text sprechen und der Leser mit dem Herrn!
Als Grundlage für meine Übersetzung diente die Onlineausgabe von Nestle – Aland, 28. Auflage:
https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/novum-testamentum-graece-na-28/lesen-im-bibeltext/.
Abkürzung in der Übersetzung: LXX = Septuaginta, griechische Übersetzung des Alten Testamentes
Kapitel 1
Im Anfang was das Wort (1,1-5)
Das Wort wurde Fleisch (1,6-18)
Der Täufer über sich (1,19-28)
Der Täufer über Jesus (1,29-34)
Jesus findet Jünger (1,36-51)
Kapitel 2
Hochzeit in Kana (2,1-12)
Tempelaufruhr (2,13-25)
Kapitel 3
Nachtgespräch mit Nikodemus (3,1-21)
Der Täufer noch einmal über Christus (3,22-36)
Kapitel 4
Begegnung mit der Samariterin am Brunnen (4,1-26)
Begegnung mit Samaritern (4,27-42)
Ein königlicher Beamter und sein Sohn (4,43-54)
Kapitel 5
Heilung am Teich Betesda (5,1-16)
Verteidigung Jesu I: Vom Sohn Gottes (5,17-29)
Verteidigung Jesu II: Zeugen des Sohnes Gottes (5,30-47)
Kapitel 6
Speisung der Fünftausend (6,1-15)
Jesus geht auf dem See (6,16-21)
Das Brot des Lebens (6,22-59)
Ablehnung Jesu – Petrusbekenntnis – Judas wird der Verräter sein (6,60-71)
Kapitel 7
Laubhüttenfest in Jerusalem I (7,1-13)
Laubhüttenfest in Jerusalem II – Auseinandersetzungen (7,14-39)
Volk und Hoher Rat über Jesus (7,40-53)
Kapitel 8
Begegnung mit der Ehebrecherin (8,1-11)
Ich bin das Licht der Welt (8,12-20)
Ich bin nicht von dieser Welt (8,21-30)
Ihr werdet die Wahrheit erkennen (8,31-36)
Ehe Abraham war, bin ich (8,37-59)
Kapitel 9
Heilung eines Blindgeborenen (9,1-7)
Der Geheilte und die Juden (9,8-34)
Der Geheilte und Sohn des Menschen (9,35-41)
Kapitel 10
Von Dieben und Räubern (10,1-6)
Ich bin die Tür der Schafe (10,7-10)
Ich bin der gute Hirte (10,11-15)
Über andere Schafe (10,16)
Deshalb liebt mich der Vater (10,17-18)
Dämonenbesessen? (10,19-21)
Ich und der Vater sind eins (10,22-30)
Jesus soll gesteinigt werden (10,31-42)
Kapitel 11
Lazarus – Krankheit und Tod (11,1-16)
Lazarus – Auferweckung (11,17-46)
Hoher Rat: Jesus muss sterben (11,47-57)
Kapitel 12
Salbung in Bethanien (12,1-8)
Plan, Lazarus zu töten (12,9-11)
Jesus kommt nach Jerusalem (12,12-19)
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt... (12,20-36)
Unglaube und Glaube unter den Juden (12,37-43)
Glauben und Unglauben (12,44-50)
Kapitel 13
Fußwaschung (13,1-17)
Einer unter euch wird mich ausliefern! (13,18-30)
Ein neues Gebot gebe ich euch (13,31-35)
Ankündigung, dass Petrus den Herrn verleugnet (13,36-38)
Kapitel 14
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (14,1-14)
Der Geist der Wahrheit (14,15-31)
Kapitel 15
Ich bin der wahre Weinstock (15,1-8)
Dies ist mein Gebot: Liebe (15,9-17)
Die Welt hasst euch (15,18-27)
Kapitel 16
Sie tun Schlimmes mit euch (16,1-4)
Vom Wirken des Anwalts (16,5-15)
Eure Traurigkeit wird zur Freude werden (16,16-33)
Kapitel 17
Das lange Gebet Jesu (17,1-26)
Kapitel 18
Gefangennahme Jesu (18,1-11)
Verhör durch Hannas (18,12-24)
Erneute Verleugnung durch Petrus (18,25-27)
Verhör durch Pilatus (18,28-40)
Kapitel 19
Todesurteil gegen Jesus (19,1-15)
Kreuzigung Jesu (19,16-27)
Tod Jesu (19,28-37)
Grablegung (19,38-42)
Kapitel 20
Das leere Grab (20,1-10)
Maria Magdalena begnet dem lebenden Jesus (20,11-18)
Die Jünger begegnen dem lebenden Jesus (20,19-29)
Anmerkung vom Autor zu diesem Buch (20,30-31)
Kapitel 21
Jesus offenbart sich am See Tiberias (21,1-14)
Drei Fregen an Petrus (21,15-23)
Schlusswort vom Autor (21,24-25)
Im Anfang was das Wort (1,1-5)
Hauptwendungen: ἐν ἀρχῇ = im Anfang; ἐν αὐτῷ = in ihm (dem Wort); ἐν τῇ σκοτίᾳ = in der Finsternis; ἐγένετο = es wurde, war
1Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei dem Gott, und Gott war das Wort.
LXX Gen 1,1: ᾿Εν ἀρχῇ ἐποίησεν ὁ θεὸς τὸν οὐρανὸν καὶ τὴν γῆν.
Im Anfang schuf der Gott den Himmel und die Erde.
2 οὗτος ἦν ἐν ἀρχῇ πρὸς τὸν θεόν.
Dieses (das Wort) war im Anfang bei dem Gott.
3 πάντα δι’ αὐτοῦ ἐγένετο, καὶ χωρὶς αὐτοῦ ἐγένετο οὐδὲ ἕν. ὃ γέγονεν
Alles wurde durch dasselbe (das Wort), und ohne dasselbe wurde auch nicht eines. Was geworden ist
4 ἐν αὐτῷ ζωὴ ἦν, καὶ ἡ ζωὴ ἦν τὸ φῶς τῶν ἀνθρώπων·
in ihm (dem Wort), war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5 καὶ τὸ φῶς ἐν τῇ σκοτίᾳ φαίνει, καὶ ἡ σκοτία αὐτὸ οὐ κατέλαβεν.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Das Wort wurde Fleisch (1,6-18)
6 Ἐγένετο ἄνθρωπος, ἀπεσταλμένος παρὰ θεοῦ, ὄνομα αὐτῷ Ἰωάννης·
Es wurde (war) ein Mensch, gesandt von Gott, sein Name (war) Johannes (Gott ist gnädig).
7 οὗτος ἦλθεν εἰς μαρτυρίαν ἵνα μαρτυρήσῃ περὶ τοῦ φωτός, ἵνα πάντες πιστεύσωσιν δι’ αὐτοῦ.
Dieser kam zum Zeugnis, damit er zeugte von dem Licht, auf dass alle durch ihn glaubten.
8 οὐκ ἦν ἐκεῖνος τὸ φῶς, ἀλλ’ ἵνα μαρτυρήσῃ περὶ τοῦ φωτός.
Nicht jener war das Licht, sondern (ein Zeuge), auf dass er zeugte von dem Licht.
9 Ἦν τὸ φῶς τὸ ἀληθινόν, ὃ φωτίζει πάντα ἄνθρωπον, ἐρχόμενον εἰς τὸν κόσμον.
Es (das Licht) war das wahrhaftige Licht, das jeden Menschen, der in die Welt kommt, erleuchtet.
10 ἐν τῷ κόσμῳ ἦν, καὶ ὁ κόσμος δι’ αὐτοῦ ἐγένετο, καὶ ὁ κόσμος αὐτὸν οὐκ ἔγνω.
Es (das Licht) war in der Welt, und die Welt wurde durch es gemacht, und die Welt kannte es nicht.
11 εἰς τὰ ἴδια ἦλθεν, καὶ οἱ ἴδιοι αὐτὸν οὐ παρέλαβον.
Er (Jesus) kam in sein Eigenes,und sein Eigenes nahm ihn nicht auf (vgl. οὐ κατέλαβεν V. 5).
12 ὅσοι δὲ ἔλαβον αὐτόν, ἔδωκεν αὐτοῖς ἐξουσίαν τέκνα θεοῦ γενέσθαι, τοῖς πιστεύουσιν εἰς τὸ ὄνομα αὐτοῦ,
Welche ihn aber aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
13 οἳ οὐκ ἐξ αἱμάτων οὐδὲ ἐκ θελήματος σαρκὸς οὐδὲ ἐκ θελήματος ἀνδρὸς ἀλλ’ ἐκ θεοῦ ἐγεννήθησαν.
die nicht vom Blut her, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14 Καὶ ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο καὶ ἐσκήνωσεν ἐν ἡμῖν, καὶ ἐθεασάμεθα τὴν δόξαν αὐτοῦ, δόξαν ὡς μονογενοῦς παρὰ πατρός, πλήρης χάριτος καὶ ἀληθείας.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, (die) Herrlichkeit wie eines Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
15 Ἰωάννης μαρτυρεῖ περὶ αὐτοῦ καὶ κέκραγεν λέγων· οὗτος ἦν ὃν εἶπον· ὁ ὀπίσω μου ἐρχόμενος ἔμπροσθέν μου γέγονεν, ὅτι πρῶτός μου ἦν.
Johannes zeugt von ihm und rief aus, indem er sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir geworden, denn er war eher als ich!
16 ὅτι ἐκ τοῦ πληρώματος αὐτοῦ ἡμεῖς πάντες ἐλάβομεν καὶ χάριν ἀντὶ χάριτος·
Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen auch Gnade um Gnade.
17 ὅτι ὁ νόμος διὰ Μωϋσέως ἐδόθη, ἡ χάρις καὶ ἡ ἀλήθεια διὰ Ἰησοῦ Χριστοῦ ἐγένετο.
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
18 Θεὸν οὐδεὶς ἑώρακεν πώποτε· μονογενὴς θεὸς ὁ ὢν εἰς τὸν κόλπον τοῦ πατρὸς ἐκεῖνος ἐξηγήσατο.
Gott hat niemand jemals gesehen. Der einziggeborene Sohn, der an der Brust des Vaters (ruht), hat diesen uns dargelegt (exegesiert).
Der Täufer über sich (1,19-28)
19 Καὶ αὕτη ἐστὶν ἡ μαρτυρία τοῦ Ἰωάννου, ὅτε ἀπέστειλαν [πρὸς αὐτὸν] οἱ Ἰουδαῖοι ἐξ Ἱεροσολύμων ἱερεῖς καὶ Λευίτας ἵνα ἐρωτήσωσιν αὐτόν· σὺ τίς εἶ;
Und dies ist das Zeugnis des Johannes (des Täufers), als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, damit sie ihn fragen: Wer bist du?
20 καὶ ὡμολόγησεν καὶ οὐκ ἠρνήσατο, καὶ ὡμολόγησεν ὅτι ἐγὼ οὐκ εἰμὶ ὁ χριστός.
Und er bekannte und leugnete nicht und bekannte: Ich bin nicht der Christus (griechisch der Gesalbte, hebräisch Messias!
21 καὶ ἠρώτησαν αὐτόν· τί οὖν; σὺ Ἠλίας εἶ; καὶ λέγει· οὐκ εἰμί. ὁ προφήτης εἶ σύ; καὶ ἀπεκρίθη· οὔ.
Und sie fragten ihn: Was nun? Bist du Elias? Und er spricht: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.
22 εἶπαν οὖν αὐτῷ· τίς εἶ; ἵνα ἀπόκρισιν δῶμεν τοῖς πέμψασιν ἡμᾶς· τί λέγεις περὶ σεαυτοῦ;
Sie sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Damit wir Antwort geben jenen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?
23 ἔφη· ἐγὼ φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ· εὐθύνατε τὴν ὁδὸν κυρίου, καθὼς εἶπεν Ἠσαΐας ὁ προφήτης.
Er (der Täufer) sprach: Ich bin eine Stimme in der Wüste: Begradigt den Weg des Herrn, wie Jesaja, der Prophet, sagte (Jes 40,3)!
24 Καὶ ἀπεσταλμένοι ἦσαν ἐκ τῶν Φαρισαίων.
Und sie waren gesandt von den Pharisäern.
25 καὶ ἠρώτησαν αὐτὸν καὶ εἶπαν αὐτῷ· τί οὖν βαπτίζεις εἰ σὺ οὐκ εἶ ὁ χριστὸς οὐδὲ Ἠλίας οὐδὲ ὁ προφήτης;
Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Was taufst du nun, wenn du nicht der Christus bist, noch Elias, noch der Prophet?
26 ἀπεκρίθη αὐτοῖς ὁ Ἰωάννης λέγων· ἐγὼ βαπτίζω ἐν ὕδατι· μέσος ὑμῶν ἕστηκεν ὃν ὑμεῖς οὐκ οἴδατε,
Der Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe im Wasser. In eurer Mitte steht jemand, von dem ihr nichts wisst,
27 ὁ ὀπίσω μου ἐρχόμενος, οὗ οὐκ εἰμὶ [ἐγὼ] ἄξιος ἵνα λύσω αὐτοῦ τὸν ἱμάντα τοῦ ὑποδήματος.
der nach mir kommt, dessen ich nicht würdig bin, den Riemen seiner Sandale zu lösen.
28 ταῦτα ἐν Βηθανίᾳ ἐγένετο πέραν τοῦ Ἰορδάνου, ὅπου ἦν ὁ Ἰωάννης βαπτίζων.
Dieses geschah in Bethanien, jenseits des Jordans, da der Johannes taufte.
Der Täufer über Jesus (1,29-34)
29 Τῇ ἐπαύριον βλέπει τὸν Ἰησοῦν ἐρχόμενον πρὸς αὐτὸν καὶ λέγει· ἴδε ὁ ἀμνὸς τοῦ θεοῦ ὁ αἴρων τὴν ἁμαρτίαν τοῦ κόσμου.
Am nächsten Tag sieht er den Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm des Gottes, wegnimmt die Sünde der Welt!
30 οὗτός ἐστιν ὑπὲρ οὗ ἐγὼ εἶπον· ὀπίσω μου ἔρχεται ἀνὴρ ὃς ἔμπροσθέν μου γέγονεν, ὅτι πρῶτός μου ἦν.
Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war eher als ich.
31 κἀγὼ οὐκ ᾔδειν αὐτόν, ἀλλ’ ἵνα φανερωθῇ τῷ Ἰσραὴλ διὰ τοῦτο ἦλθον ἐγὼ ἐν ὕδατι βαπτίζων.
Und ich kannte ihn nicht, aber damit er Israel offenbar werde, deshalb bin ich gekommen, im Wasser zu taufen.
32 Καὶ ἐμαρτύρησεν Ἰωάννης λέγων ὅτι τεθέαμαι τὸ πνεῦμα καταβαῖνον ὡς περιστερὰν ἐξ οὐρανοῦ καὶ ἔμεινεν ἐπ’ αὐτόν.
Und Johannes bezeugte und sprach: Ich gewahrte den Geist wie eine Taube, aus dem Himmel herabgefahren und auf ihm bleibend!
33 κἀγὼ οὐκ ᾔδειν αὐτόν, ἀλλ’ ὁ πέμψας με βαπτίζειν ἐν ὕδατι ἐκεῖνός μοι εἶπεν· ἐφ’ ὃν ἂν ἴδῃς τὸ πνεῦμα καταβαῖνον καὶ μένον ἐπ’ αὐτόν, οὗτός ἐστιν ὁ βαπτίζων ἐν πνεύματι ἁγίῳ.
Und ich hebe ihn nicht gekannt, aber der mich sandte, im Wasser zu taufen, jener sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der im Heiligen Geist tauft!
34 κἀγὼ ἑώρακα καὶ μεμαρτύρηκα ὅτι οὗτός ἐστιν ὁ υἱὸς τοῦ θεοῦ.
Und ich habe gesehen und bezeugt, dass jener der Sohn des Gottes ist.
Jesus findet Jünger (1,36-51)
35 Τῇ ἐπαύριον πάλιν εἱστήκει ὁ Ἰωάννης καὶ ἐκ τῶν μαθητῶν αὐτοῦ δύο
Den anderen tag stand der Johannes wieder da und zwei von seinen Jüngern
36 καὶ ἐμβλέψας τῷ Ἰησοῦ περιπατοῦντι λέγει· ἴδε ὁ ἀμνὸς τοῦ θεοῦ.
Und, auf den Jesus schauend, der umherging, spricht er: Siehe, das Lamm des Gottes!
37 καὶ ἤκουσαν οἱ δύο μαθηταὶ αὐτοῦ λαλοῦντος καὶ ἠκολούθησαν τῷ Ἰησοῦ.
Und das hörten die zwei Jünger ihn reden und folgten dem Jesus.
38 στραφεὶς δὲ ὁ Ἰησοῦς καὶ θεασάμενος αὐτοὺς ἀκολουθοῦντας λέγει αὐτοῖς· τί ζητεῖτε; οἱ δὲ εἶπαν αὐτῷ· ῥαββί, ὃ λέγεται μεθερμηνευόμενον διδάσκαλε, ποῦ μένεις;
Der Jesus aber drehte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi, das heißt übersetzt Lehrer, wo verweilst du?
39 λέγει αὐτοῖς· ἔρχεσθε καὶ
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 01.09.2014
ISBN: 978-3-7368-3615-0
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