Moby, Walk with me, Lord
Walk with me, Lord
Walk with me, Lord, all alone
This tedious journey
Won't You walk with me?
Walk with me, Lord
Walk with me all alone
This tedious journey
Won't You walk with me?
Take my hand, Lord
Take my hand, Lord, all alone
This tedious journey
Won't You take my hand?
Let me sleep, Lord
Let me sleep, Lord, let me in
This tedious journey
Won't You let me sleep?
https://www.youtube.com/watch?v=AKgQQ7SuxxE
Während meines Studiums nahm mich einmal ein Dozent zur Seite, den ich sehr oft nach der Vorlesung mit Fragen löcherte nach bestimmten Zusammenhängen. Irgendwie merkte ich sehr schnell, das er keine Lust hatte, mir zu antworten, und er meinte statt dessen, „das würde später noch kommen, und ich solle mich doch bitteschön gedulden“.
Ziemlich unsanft blaffte er mich an diesem Tage an und forderte mich auf, Platz zu nehmen neben seinem Tisch. Wir beide hatten am gleichen Tage Geburtstag und waren möglicherweise aus ähnlichem Holz geschnitzt, vielleicht kam das noch erschwerend hinzu. Jedenfalls schaute er mich mit blitzenden Augen an und bewegte sich ob seiner geringen Körpergröße wie ein unruhiger, von einer Tarantel gestochener Kobold vor mir hin und her, offensichtlich nach richtigen Worten ringend. Noch heute erinnere ich mich genau an sein kariertes Hemd und den Geruch seines Atems vor meinem Gesicht.
Siehe, sagte er, du bist wie ein Wanderer auf einem langen Weg, und anstatt nach vorn zu blicken, geradeaus zum Ziel hin, schaust du am Wegrand nach den Pflanzen und Blumen und kümmerst dich um das Umfeld. Deine Aufgabe, so insistierte er, ist nicht das Umfeld, sondern der gerade und unabgelenkte Blick nach vorn zur Prüfung und zum guten Abschneiden derselben! Damit schickte er mich weg und prägte in mir den Eindruck, dass wir nicht auf gleicher Wellenlänge schwingen würden. Ich habe ihn erst viele Jahre später in einem Brief noch einmal um sein Urteil gefragt, und er hat mir freundlich und zuvorkommend geantwortet. Und vor nicht allzu langer Zeit habe ich an seinem Grab gestanden und habe lachend und leise mit ihm gesprochen: nicht wahr, mein alter Freund, du weißt, das du mir mehr als ähnlich und auch ein Mann des Umfeldes warst! Auch du hast die Pflanzen und Blumen und Steine am Rande des Weges gesehen und hast dich hingehockt und verwundert innegehalten, anstatt immer geradeaus auf das Ende des Weges zu schauen! Ja, mein Lieber, ich bin ein Mann des Anhaltens und des Umfeldes, und ich habe Schwierigkeiten, immer geradeaus zu blicken wie der Bauer beim Pflügen seiner Furche!
Heute bin ich über ein halbes Jahrhundert auf dieser Welt und hocke mich immer noch auf meinem Wege hin, um nach einer Blume oder einem Stein zu sehen, mitunter auch nach einer Libelle oder einem grünen Frosch. Ich schaue mich auch immer noch gerne um, gucke nach oben und atme tief ein und aus. Und in einem kurzen Gebet versunken, spüre ich die Macht meines Geistes, von den realen Dingen dieser mir im Außen erscheinenden Welt abzudriften und sie, wenn auch nur für Augenblicke, hinter mir zu lassen.
Wahrscheinlich – wenn ich schon das Wort verwende – gehört es zum Schicksal des Menschen, als älterer Typ die Heranwachsenden vor bestimmten Erfahrungen bewahren zu wollen aus einer Art Unwohlsein heraus, auf dass die Jüngeren bloß nicht noch einmal vor Augen führen, was im Älteren als Scham oder Belastung hängen blieb. Abgesehen davon, dass der Jüngere eh kaum auf den Älteren hört, weil er seine eigenen Erfahrungen machen will und der Ältere das auch genau weiß, entspinnt sich so immerzu ein Spannungsbogen, der den Jüngeren vom Älteren regelmäßig fort treibt, während der Ältere ob seiner längeren Lebenszeit durchaus in der Lage zu sein scheint, die Spannung in eine Narration hinein zu nehmen, denn aus Spannungen können immer gute Geschichten entstehen: eine gute Narration besteht generell aus einem interessanten Spannungsbogen.
Wohl dem, der seine Sprache kennt und liebt! Gerade das Empfinden von Spannungen erlaubt dem Sprachgewandten nicht nur die Schöpfung von leichten und tiefen Geschichten, die doch den geliebten Geschichtenerzähler ausmachen, es gestattet auch ein bewusstes Umfassen einer Gabe, die den Älteren vom Jüngeren unterscheidet: er muss nicht mehr explizit wie ein Bauer beim Pflügen seiner Furche auf das Ende schauen, wie es mein Dozent von mir forderte. Er darf das, was an mir als junger Student beanstandet wurde: sich umschauen, stehen bleiben, am Wegrand verweilen und statt auf ein Ziel zu schauen alles drum herum in seinen Blick einschließen. Während der Jüngere noch Geschichten vom Ziel, vom Erreichen und von Bestrebung gleichsam natürlich präferiert, kann sich der Ältere schon in die Spannungen seines längeren Weges versenken und daraus seine Narrationen entwickeln. Der Jüngere spiegelt dem Älteren seine Triumpfe und Torheiten vor, wovor sich dieser mehr oder weniger fürchtet, ohne etwas daran ändern zu können, denn es war immer so; der Ältere jedoch spiegelt dem Jüngeren Elend und Mut vor, wovon sich dieser mehr oder weniger ekelt oder ermutigt fühlt, wobei er manche seiner Wege noch zu wählen in der Lage scheint und noch nichts wie in Stein gemeiselt ist.
Der Ältere kann den Jüngeren nicht vor Wegen und Erfahrungen bewahren, nur weil seine schwierigen Erinnerungen im Anblick des jüngeren Spiegels aufbrechen und einen Wiedergutmachungsmechanismus in Gang setzen, der Vergangenes ungeschehen zu mache wünscht, und der Jüngere vermag den Älteren noch nicht vollständig zu verstehen, geschweige denn sich selber. Der Vorteil des Älteren ist kein anderer, als dass er sich länger auf dem Weg befindet und der Jüngere ihm neben seiner Lebenslust und seinen Triumpfen auch seine Torheiten widerspiegelt. Dies jedoch verstärkt im erfahrenerem Älteren die Spannungen zu Geschichten, die er erzählen könnte, denn ganz so weit ist der Jüngere noch nicht. Es ist im Älterwerden darauf angelegt, allgemein die spannenderen Geschichten zu erzählen, tiefgreifendere Narrationen eines längeren Weges. Dem Jüngeren aber ist es vorerst noch vorbehalten, gleichsam an den Elementen zukünftig möglicher Geschichten ihren Mut zu kühlen und die Beschränkung ihrer ungezügelten Lebenslust zu erfahren.
So ist der Jüngere im Wesen ein Elementesammler möglicher Geschichten in der Zukunft und der Ältere ein Elementeverarbeiter wirklicher Geschichten in der Gegenwart. Der Jüngere soll aus Sicht der Älteren nach vorn schauen auf ein Ziel, verharrt aber am Weg und schaut sich lieber um nach Pflanzen und Tieren und Steinen. Der Ältere soll aus Sicht der Jüngeren den Überblick haben, versenkt sich aber lieber in seinen Geist und findet Geschichten, von denen er hofft, der Jüngere würde zuhören und sie mögen. Als Spiegel ruft der Jüngere im Älteren Wehmut und Lehrertum hervor und der Ältere im Jüngeren Auflehnung und Profilierungsbestreben.
In Wirklichkeit geschieht hier allzeit ein gegenseitiges Agieren in Spannungen und Stimulieren für Narrationen, falls sie denn erzählt werden. Der Austausch zwischen Jüngeren und Älteren ist selbst eine spannende Geschichte und lebt als solche zwischen Elementesammlung und Elementeverarbeitung, zusätzlich angeregt durch die Unsicherheit gegenseitigen Verstehens. Geschieht dieses nicht, wird der Jüngere auch älter und der Ältere verharrt womöglich in Wehleidigkeit, geschieht es aber, dann führt die Schönheit des Verstehens beide ins Zuhören und auch ganz sicher in ihr eigenes Wesen: der Jüngere versteht besser sein Sein im Werden, der Ältere sein Werden im Sein. Der eine muss die Elemente suchen, der andere kann damit spielen. Der Jüngere muss Miltons Verlorenes Paradies nachempfinden, der Ältere blickt bereits auf Offenbarung, Kapitel 21.
Inhalt:
I. Milton, Verlorenes Paradies, 12. Gesang, Ende
II. Offenbarung 21, Luther 1984
Adam ging in den Hain, wo Eva schlief.
Er fand sie schon erwacht, und sie empfing
Mit Worten ihn, die nicht von Trauer zeugten:
»Ich weiß, woher Du kommst, wohin Du gehst,
Denn Gott ist bei uns auch im Traum und Schlummer,
Er sandte jetzt mir einen günst'gen Traum,
Der Glück mir prophezeite, da ich just
Mit tiefem Gram dem Schlaf mich überließ.
Nun führe mich, ich folge sonder Zaudern;
Mit Dir zu gehn, ist süßes Hierverweilen,
Doch ohne Dich hier bleiben, ärgste Pein.
Du bist mein Alles unterm weiten Himmel,
Der Du ob meiner Schuld verbannt von hier.[312]
Den einen Trost empfind' ich sicher doch,
Daß, ob auch jetzt das Glück verloren ist,
Ich doch gewürdigt bin, durch eignen Samen
Einst das Verlorne wieder zu gewinnen.«
So sprach der Menschen Mutter. Adam hörte
Sie wohlgefällig, ohn' ihr zu erwidern;
Denn näher trat der Engel, gegenüber
Stieg auch die Cherubschaar vom Berge nieder,
In Strahlenreihen glänzend wunderbar,
Wie Meteore schwebten sie dahin,
Wie oft der Abendnebel aus dem Fluß
Sich über Sümpfe schwingt und an die Ferse
Des Hirten, welcher heimwärts wandert, hängt;
Vor ihnen loderte das Flammenschwert
Des Herrn und Gottes wie ein Glutkomet,
Und sengte, Libyens heißen Lüften gleich,
Der milden Zone wunderreiche Flur.
Da nahm der Engel eilig ihre Hand,
Und führte rasch die Zaudernden zum Thor
In Osten, und die Klippe dann hinab
Auf eb'ne Flur, – dann schwand er ihrem Blick.
Sie wandten sich und sahn des Paradieses
Oestlichen Theil, noch jüngst ihr sel'ger Sitz,
Von Flammengluten furchtbar überwallt,
Die Pforte selbst von riesigen Gestalten,
Mit Feuerwaffen in der Hand, umschaart.
Sie fühlten langsam Thränen niederperlen,
Jedoch sie trockneten die Wangen bald;
Vor ihnen lag die große weite Welt,
Wo sie den Ruheplatz sich wählen konnten,
Die Vorsehung des Herrn als Führerin.
Sie wanderten mit langsam zagem Schritt
Und Hand in Hand aus Eden ihres Wegs.
http://www.zeno.org/Literatur/M/Milton,+John/Epos/Das+verlorene+Paradies/Zw%C3%B6lfter+Gesang
Das neue Jerusalem
1Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
2Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
3Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;
4und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
5Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!
6Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
7Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.
8Die Feigen aber und Ungläubigen und Frevler und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner, deren Teil wird in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.
9Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen mit den letzten sieben Plagen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Frau zeigen, die Braut des Lammes.
10Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott,
11die hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall;
12sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten:
13von Osten drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore.
14Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.
15Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer.
16Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich.
17Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.
18Und ihr Mauerwerk war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas.
19Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd,
20der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.
21Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und der Marktplatz der Stadt war aus reinem Gold wie durchscheinendes Glas.
22Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.
23Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.
24Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen.
25Und ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein.
26Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen.
27Und nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Gräuel tut und Lüge, sondern allein, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes.
http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibelstelle/offb%2021,1-7/
Moby, Almost home
I'll decide
In a moment's time
To turn away
Leave it all behind
So inclined
Somewhere I would draw the line
The ground is hard
The treasure
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG Tag der Veröffentlichung: 28.05.2014 Alle Rechte vorbehaltenImpressum
ISBN: 978-3-7368-1588-9