Wir leben wahrlich in seltsamen Zeiten. Vielfache Entdeckungen innerhalb des letzten Jahrhunderts in Archäologie und antiker Textforschung haben moderne Menschen darin bestärkt, an Geschichte zu glauben, die auf klaren Zeugnissen beruht, gestützt durch klare und unzweifelhafte Funde. Auf diese Weise sind wir dahin gekommen, Geschichte vornehmlich in Begriffen geschriebener Traditionen zu verstehen, falls denn solche Quellen entdeckt werden, wobei mündlichen Überlieferungen ein weit geringerer Wert zugemessen bleibt. Traditionelle Exegese und Hermeneutik waren immer bestrebt, den Text zu verstehen vom Text her selbst, seinen Kontexten, Konnotationen und Beziehungen. So war es dem Text selbst erlaubt, zu denen zu sprechen, die Verständnis suchten, und zwar, indem der Prozess des Verstehens nicht vermischt wurde mit eigenen Interpretationen, die wir Eisegese nennen. Eisegese versucht sich einem Text zu nähern, indem sie nicht zuhört, sondern gleichsam zeitgenössische und persönliche „Brillen“ benutzt – der Text wird verstanden gemäß meinem Vorverständnis, welches ich immer schon hatte. Eisegese missbraucht Texte und stutzt sie zurecht, indem sie diese in mein Verständnis presst, das ich immer hatte und mir günstig schien – ich war nicht wirklich interessiert, auf die besondere Botschaft eines besonderen Textes zu hören.
Und dies ist der Grund, warum Menschen immer dahin tendierten, historische Texte zu ihren Gunsten zu verstehen und damit zu “ändern”. Das Fehlen von Texten förderte Fälschungen mit der Behauptung, sie seien echt. Es wurden viele Dokumente entdeckt, die Fälschung und Betrug offenbaren. Es war besonders üblich im Mittelalter, sagen Forscher, aber nicht nur dann (siehe auch http://www.proaxis.com/~deardorj/legends.htm). Ein berühmtes Beispiel ist die so genannte „Konstantinische Schenkung“:
Die Kirche als Erbin des Imperium Romanum: Die Lüge der angeblichen "Konstantinischen Schenkung"
Dazu passt ein weiterer Sachverhalt, Stichwort: "Konstantinische Schenkung". Wir haben ja schon zahlreiche Fälschungen erwähnt, aufgrund derer Konstantin zum Heiligen der Kirche wurde. Die so genannte Konstantinische Schenkung ist davon sicher die bekannteste. Angeblich hatte Kaiser Konstantin Papst Silvester I. die Herrschaft über Rom, Italien und das ganze weströmische Reich geschenkt. Er habe die katholische Kirche also als Erbin des Imperium Romanum eingesetzt und ihr das Zepter und den Purpurmantel, die Zeichen der weltlichen Herrschaft, verliehen und die Vorherrschaft auch über alle anderen Kirchen. Und zwar angeblich als Dank für die Heilung von einer Krankheit und für die kirchliche Taufe.
Doch das ist eine Lüge durch und durch.
Viele Hundert Jahre lang haben die Päpste mit dieser angeblichen Schenkungsurkunde allerdings ihren Herrschaftsanspruch über Europa und unübersehbare Zahlungen der Staaten an die Kirche weiter gefestigt und immer wieder gegenüber den Staatsmächten durchgesetzt. Im 15. Jahrhundert hat man jedoch zweifelsfrei bewiesen, dass diese Schenkungsurkunde des Kaisers an die Kirche eine Fälschung aus der Zeit um das Jahr 800 ist. Doch es dauerte bis ins 19. Jahrhundert, bis der Vatikan schließlich auch zugab, dass es sich um eine Fälschung handelt.
Es hat also eine "Konstantinische Wende" gegeben, also die Entwicklung zur Diktatur der Kirche in Europa, die mit der Bevorzugung der Kirche durch den Gewaltherrscher Konstantin begann und die 2012 vielfach gefeiert wird. Aber ganz so dreist und verlogen, wie die Kirche diese "Wende" später mithilfe der gefälschten Konstantinischen Schenkung Jahrhunderte lang darstellte, war diese "Wende" auch wieder nicht.
Aber es ist ja nicht die einzige Lüge. Wir haben viele weitere kirchliche Legenden entlarvt, was die Person des Konstantin betrifft. Die Hauptlüge betrifft jedoch Jesus von Nazareth. Das katholisch-konstantinische Staatschristentum ist von Beginn an auch ein riesiger Etikettenschwindel, ein dreister Betrug an der gesamten Menschheit - nämlich den Namen des Jesus von Nazareth, des großen Liebe- und Weisheitslehrers Christus, für das genaue Gegenteil zu missbrauchen: Nicht zum Frieden zu streben, sondern zum Krieg; nicht zur Gleichheit, sondern zur Ausbeutung; nicht zur Geschwisterlichkeit, sondern zur Unterdrückung der Frauen, der Sklaven, der Andersgläubigen, der Natur und der Tiere… ( http://www.theologe.de/kaiser-konstantin_kirche.htm).
Schon vor den großen Funden von Nag Hammadi und Qumran, welche eine erstaunlich akkurate Überlieferung biblischer Texte, als auch eine große Bandbreite von Jesusanhängern offenbarten, nachdem das Christentum Jesus von Nazareth überlebt hatte, müssen gewisse Menschen einen Drang verspürt haben, in die Geschichte einzugreifen, indem sie eigene Texte schufen mit dem Anschein, sie seien echt, und sie fanden dafür gute Gründe. Gab es nicht auch im corpus Paulinum Briefe, die nicht vom Apostel selbst geschrieben waren, obgleich es so darin steht und geglaubt wurde? Zum Bespiel die Briefe and die Epheser und Hebräer und manch andere? Also – warum nicht Jesusmaterial erschaffen in einer Weise, dass es echt erscheint, als sei man vom Heiligen Geist berührt worden oder vom Geist Christi, und zwar in unserer, der modernen Zeit?
Genau dieses geschah über die letzten zwei Jahrhunderte, und möglicherweise geschah es zu allen Zeiten. Solche Texte werden „moderne Apokryphen“ genannt, und in Ermangelung von ausreichend erläuternden Texten in deutscher Sprache führe ich hier eine englische Quelle an, sie nennt solche Werke so: “a number of religious books—perhaps a dozen or more—mostly written within the last hundred years and purporting to add to the revelation of the Bible. They claim to be based upon genuine documents of Christian antiquity, but every one has been shown by scholars to be a hoax. The supposed ancient documents upon which they pretend to be based have never been found; yet many gullible people continue to be persuaded of their genuineness. Most of them deal with the life of Christ, chiefly with the silent years. Some are written to support a particular doctrinal aberration, or to promote a hoax. Because of the fantastic claims that are made for them, Christian people should know something about them lest they be deceived. The following brief descriptions will give some idea of the nature of these fraudulent works.
The Unknown Life of Christ, published in 1894, and written by a Russian named Nicolas Notovitch, on the basis of information he said he received from the chief lama of a Tibetan monastery. It is claimed that Jesus spent the years between thirteen and twenty-nine in India, Tibet, and Persia, and then returned to Pal. to be put to death by Pilate. The monks at Tibet denied ever seeing Notovitch or knowing anything about the ancient MSS about Christ they allegedly showed to him.
The Aquarian Gospel, first published in Los Angeles in 1911. It was written by Dr. Levi H. Dowling through inner illuminations which he said came to him between two and six in the morning. The book gets its title from the strange notion that with the life of Christ the sun entered the sign Pisces and that it is now passing into that of Aquarius. Jesus is described as studying with Hillel, with the sages of India and Tibet, visiting the Magi in Persia, preaching to the Athenians, and being ordained for His work by a council of the seven sages of the world held at Alexandria.
The Crucifixion of Jesus, by an eyewitness. This is in the form of a letter written seven years after the crucifixion of Jesus by an unnamed Essene elder at Jerusalem to another Essene at Alexandria. It first appeared in Sweden in 1851. Joseph, John the Baptist, Nicodemus, Jesus, the angel at the tomb—all were Essenes. There was no resurrection; but Jesus was resuscitated by Essenes following His crucifixion and then lived for six more months before He died.
The Report of Pilate, by the Rev. W. D. Mahan, a Cumberland Presbyterian clergyman, first appeared in 1879, but in 1884 the vol. was enlarged to include reports of interviews with the shepherds, Gamaliel’s interview with Joseph and Mary, Eli’s story of the Magi, Herod’s defense before the Rom. Senate for the slaughter of the innocents, and other similar journalistic scoops. The enlarged book was given a new title, The Archaeological and the Historical Writings of the Sanhedrin and Talmuds of the Jews. Later it was called The Archko Volume and The Archko Library. Scholarly investigation of the book’s claims showed that Eli’s story of the Magi was taken by Mahan verbatim from Lew Wallace’s Ben-Hur, even to typographical errors in the novel.
The Confession of Pontius Pilate was written originally as fiction by a Lebanese bishop in 1889. It appeared in Eng. four years later, but without the preface by the bishop that it was intended as fiction. It tells the story of the arrival of Pilate as an exile in Vienne, of conversations he had there with an old friend about his relationship with Jesus, and of Pilate’s remorse and suicide.
The Letter of Benan, published in Berlin in 1910. Behan, an Egyp. priest, wrote about Jesus to his friend Strato, once secretary to Tiberius, and told him about Jesus’ training in rabbinic lore as a boy in Egypt, later returning to Pal. to be put to death. Benan himself traveled all over the Rom. world and witnessed everything of note happening at that time—like the burning of Rome in 64, the fall of Jerusalem in 70, and the eruption of Vesuvius in 79.
The Twenty-ninth Chapter of Acts, published in London in 1871, contains an account of Paul’s journey to Spain and Britain, where he conferred with the Druids, who revealed to him their descent from the Jews who escaped from the Assyrian captivity in 722 b.c., and where he preached on Mount Lud, the future site of St. Paul’s Cathedral. This work was composed to support the movement which circulates it.
The Letter From Heaven. This is a one page document supposed to have been written by Jesus and found under a large stone at the foot of the cross. It appeared in Lat. as early as the 6th cent. and has circulated in many languages since then, often appearing in the form of a broadside with the promise of blessing to its possessors. It has to do chiefly with the keeping of the Sabbath and commands of Jesus.
The Gospel of Josephus. This was supposedly written by Josephus just before he died and was intended by him to be the source from which all four canonical gospels were later drawn. The discoverer of the MS was an Italian, Signor Luigi Moccia, who later admitted it was a hoax; but in spite of his admission, many people continued to believe in its genuineness.
The Book of Jasher. This is
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG Tag der Veröffentlichung: 07.01.2014 Alle Rechte vorbehaltenImpressum
ISBN: 978-3-7309-7410-0