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Was ist die Seele? Ha, was für eine Frage! Das ist tiefgründig, erwachsen, ausdrucksstark, deshalb gleich noch mal: was ist die Seele?

Die Frage per se ist ja schon genial. Da können alle drauf antworten, nicht nur eine Fachrichtung. Nein, es können die Philosophen antworten, die Wissenschaftler können ihren Senf dazu geben, und die Religion auch.

Nun ja. Alle die jemals wissenschaftlich tätig waren, und da gehört studieren dazu, wissen dass man, bevor man eine Frage selbst versucht zu beantworten, schauen muss, was andere, im Idealfall klügere, im Normalfall nur geschwollener schreibende Leute dazu gesagt haben. Und bei so einer Frage, die wirklich, also ich meine wirklich wirklich, alt ist, hat es viele Menschen gegeben, die was dazu gesagt haben.

Die Philosophen zum Beispiel, die Betreiber der ältesten Wissenschaft überhaupt. Ich finde da sollte man schon einen wichtigen zitieren, und wer könnte wichtiger, will sagen bekannter, sein als Plato? Der große Plato, einer der großen Dreifaltigkeit von Philosophen, die jeder so landläufig kennt, ohne zu wissen, was sie gemacht haben. Plato verdanken wir eine uralte Abhandlung (was sich zwangsläufig so ergeben hat, da er selbst nicht der jüngste ist), die sich da nennt: “Über die Seele”. Dieses Werk müsste eigentlich jede/r Interessierte gelesen haben. Doch seien wir ehrlich, dazu fehlt uns Zeit, Geld und Motivation. Wir wollen daher glauben, dass irrsinnig kluge Dinge in dieser Abhandlung stehen, und es darauf beruhen lassen.

Wenden wir uns lieber den Wissenschaftlern zu. Meistens, wenn die Seele in Kombination mit Wissenschaft auftritt, dann nicht weil irgendjemand die Seele gefunden oder nur zu finden versucht hat, sondern weil sie ein herrliches Gegenargument ist, eben weil sie so schwer zu finden ist. Wir wollen nur kurz an die Abtreibungsdebatte denken, oder Sterbehilfe. Aber das ist uns jetzt zu düster, da wollen wir nicht hin.

Reißen wir das Ruder herum und wenden uns den Religionen zu, was potentiell ebenfalls düster werden könnte. Doch wir sind tapfer und begutachten die katholische Kirche, die ihre Seelen im Fegefeuer grillt und sie somit zu Lebzeiten zum Gehorsam zwingt. Das ging im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ganz gut, vor allem die Finanzen konnte sich die Kirche damit aufbessern, die Grillsaison monetär zu verkürzen. Schon damals hatten manche was dagegen und gründeten eigene Kirchen. Ganze Kriege wurden deswegen geführt! Vielleicht nicht nur wegen dem Ablasshandel, aber er war zumindest ein auslösender Faktor.

Dabei sollte man sich gut überlegen, ob man überhaupt etwas umbringen sollte. Glauben wir nämlich den Buddhisten, könnte jeder Regenwurm ein Verwandter oder Bekannter sein, der nicht ganz so vorbildlich gelebt hat. Grade eine Gelse erschlagen? Uiuiui, das war die Mitzitant. Auf einen Käfer getreten? Oje, ob das der Kindergartenfreund verzeihen kann, der da drin gesteckt hat?

Man könnte argumentieren, dass, wenn sie als Tiere wiedergeboren werden, eh grauslich waren und es nicht anders verdient haben. Mag sein, aber was das mit dem eigenen Karma anrichtet, wenn man eine Mitseele beziehungsweise den dazugehörigen Körper zerquetscht? Das wird eine Kaulquappe, bestenfalls. Hat man dann endlich alle Stufen durch, verschwindet man. Eigentlich eine Frechheit, da quält man sich die Nahrungskette rauf und runter, und wenn man es dann endlich einmal richtig gemacht hat, verschwindet man einfach. Wie löst sich eine Seele auf?

Persönlich glaube ich, dass die armen Buddhisten ganz schön schauen werden, wenn sie dann mit den frisch gegrillten Seelen der Katholiken zusammenwohnen müssen, die es wiederum nicht packen werden können, das andere ohne Fegefeuer da sind. Vielleicht ist die Nahrungskettenwanderung der Buddhisten das Fegefeuer der Katholiken. Gegrillt versus zerquetscht werden. Da muss es eine Alternative geben.


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Tag der Veröffentlichung: 19.05.2010

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