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Tante-Emma-Läden

Autoren schreiben von ihren Erfahrungen und Erlebnissen rund um den Tante-Emma-Laden.

 

Mitgeschrieben haben hier: Angelface, Klärchen, Hammerin(Dora), GaSchu, Monirapunzel, Waltraud, Clara 

und Sissi Kallinger.

 

 

Diesen Laden hatte meine Tante in Holsterhausen.

 Privat-Foto Klärchen

das war mal, heute ist vieles anders

 

Tante Emma Läden…

Da entfleucht mir doch glatt ein tiefer Seufzer.

Wir denken zurück in eine Zeit, die einmal völlig anders war.

Unsere Kinder wissen es noch, weil wir sie meist damit großzogen, doch schon die Enkelchen werden nicht mehr wissen was ein Tante Emma Laden war.

Wie im Zirkus oder Zoo, in dem alte Arten gehalten werden damit sie nicht aussterben, und so ist sterben fast gleichzeitig das Thema.

Lang, länger, am längsten ist es her, dass wir einen davon im Dorf hatten.

Apotheke, Arzt, Frisör, zwei Banken natürlich, ja das gibt es noch, ansonsten nur noch Wohnhäuser und den Tierarzt um die Ecke. Den Tante Emma Laden, den gibt’s nicht mehr, aber diese Geschichte darüber.

Ein langer Schlauch mit  drei Gängen, Regale gefüllt bis zur Decke. Am Ende des Raumes die Bäckerei mit Auslagen, daneben die Frischfleischtheke mit Fertigsalaten und gewürztem Hack;  vorne neben der Kasse die Abteilung Frischobst mit Gemüse, direkt nebenan das Katzenfutter in Dosen.

Es war ein hübscher kleiner Laden der alles, aber auch alles führte, was die Hausfrau so in der Woche und zum Wochenende brauchte. Dazu gab es wundersamerweise in Ecken, die man stundenlang erkunden konnte, fast versteckt, aber dennoch wie in einem Kramladen solche Dinge wie,
Haushaltwaren, Unterhosen,Zeitschriften,
gesunde Frotteewäsche, manche in echtem Lammfell und eine Lottoannahmestelle. Später kam die Poststelle noch hinzu und Plastik - Spielzeug, ja sogar Knöpfe entdeckte ich, die man sonst nur in der Stadt im Kaufhaus erblickt.
Die Bäckerei am Ende des langen Raumes duftete mir jedes Mal wenn ich kam verführerisch entgegen, und selten sagte ich nein.

Auch die Wurstabteilung war fein, man konnte sich so viel man wollte von der frischen Fleischwurst selbst mit dem Messerchen das am Haken daneben hing - abschneiden,  die der Metzger von gegenüber ihr lieferte. 
Von ihm bezog sie auch Braten und Salate die sie selbst noch nach alter Hausmannsart verfeinerte,  und dann verkaufte.

Lecker, oberlecker -  und vom Feinsten,  mit Mayonaise hat sie nie gespart.

Zu diesem Zeitpunkt hatte weder Aldi, noch Lidl, auch kein Rewe bei uns das Licht der Welt erblickt.
Viele Kunden die älter waren, keinen Führerschein mehr - oder nie einen besessen hatten, mussten sowieso laufen. Da bot sich das kleine Tante Emma Lädchen mitten im Dorf an um einzukaufen und sich mit dem einzudecken was Mann, Kinder und Enkel brauchten.

Die Haushalte sind in den dörflichen Bezirken eh meist größer als in der Stadt,  weil der Zusammenhalt der Familien noch eine große Bedeutung hat. Da sollte man schon ein wenig aufs Geld achten. Manche Bauern hatten eine schlechte Ernte, sie mussten dann haushalten und so konnten sie in dem kleinen Laden oft auch anschreiben. Man ging ganz entspannt mit dieser Tatsache um.

Gar manchen Schwatz hielten wir wenn wir uns an der Kasse trafen, und wer sich noch nicht kannte der hatte dort ein Forum - wie man es heute nennt -  um sich kennenzulernen.

Da traf sich der Apotheker, der Bauer, die Frisörin und sogar der Arzt der um die Ecke wohnte, und unterhielt sich im fröhlichen Geplausche. Geschichten und Neuigkeiten wurden ausgetauscht, ja auch ein wenig gelästert wer alles neu hinzugezogen war.

Keiner drängelte,  und ging mal was aus, bot sich die dreiundsiebzigjährige Besitzerin, die alles alleine wuppte an, es auch direkt mit ihrem Auto in den persönlichen Haushalt zu liefern.

Es war völlig egal  auch wenn es eine schwere Bierkiste war.
Es gab frisches Gemüse, direkt vom Bauern der sie belieferte, es gab frische Eier, mei – waren die groß und sie schmeckten köstlich, es gab frisches Brot das sie selbst in ihrem kleinen Ofen herstellte.

Man wusste einfach was man kaufte. Im Laden roch es immer frisch und warm nach Gewürzen und Bäckereien, frischem Schlachtefleisch und köstlich rotem von Hand gewürztem Hack. Mit den Gewürzen war sie - ähnlich wie mit der Mayonaise -  nie sparsam.

Auf der Theke standen die mit Süßigkeiten gefüllten Glascontainer, woran so mancher Kinderblick nie vergebens hängen blieb.

Ich nannte es immer – meine kleine Fundgrube.

Was für ein Luxus, welch ein persönlicher Kundenservice. Heute undenkbar bei all der Förmlichkeit und unpersönlichen Verkaufsstrategie von Aldi und Konsorten.

Nichts gegen die Großkonzerne, aber was da in der Theke liegt ist nicht unbedingt Bio nur weil Bio draufsteht.
Man muss schon sehr sorgfältig abwägen und lesen was man kauft. Die Konkurrenz ist groß und die Preise billig, billiger am billigsten. Um im Geschäft zu bleiben ist das wohl unumgänglich. Und um Mehl, Zucker, Kaffee und Nudeln, Reis und Süßigkeiten einzupacken sah man fast immer die gleichen Gesichter die auch schon woanders waren.  Du sahest unter Umständen den gleichen Arzt, den Apotheker und die Frisörin, ja sogar den Bauern und keiner war sich zu fein zuzugeben, dass er gern seine Grundnahrungsmittel dort günstig einkaufte.

 Tante Emma Läden sind natürlich teurer. Kein Wunder, sie haben ja auch nicht den täglich reißenden Umsatz, kaufen auch nicht in solchen Mengen ein und müssen, um im Geschäft zu bleiben, oft sogar für den Einkaufspreis die Ware wieder abgeben, legt also drauf.

So ging es auch unserer Protagonistin von der ich erzähle.

Sie schwatzte ein wenig, verkaufte, erzählte Geschichten und Anekdoten aus ihrem langen Verkaufsleben. Jeder kannte ihren Mann, das Enkelchen, ja fast die gesamte Familie. Für sie war es ein strenges Arbeitsleben dass sie zusätzlich zu ihrem eigenen Haushalt führte. Oft sah man sie noch spät in der Nacht durch die große Glasscheibe der Tür hinter den Geschäftsbüchern hocken und sich müde durch das Gesicht streichen.

Eines schönen Tages hing ein Schild - zu verkaufen - an der Glastür und dahinter sah man ein trauriges Gesicht. An dieser Glastür hingen immer kleine Bekanntmachungen wie – Katze entlaufen – oder - ältere zuverlässige Person zum Kinderhüten gesucht, Fahrradl zu verkaufen oder, wer braucht ein neues Sofa und ähnliches.

Damit informierte sie ihre Kundschaft und sorgte dafür, dass Hilfe da war wo man sie brauchte.

Die melodische Klingel schepperte fast ebenso traurig  wie ihr Gesicht war, als ich die Tür öffnete um zu erfahren was sie so wehmütig machte.
Fast schien es mir so als weinte sie, als sie mir erzählte sie könne den Laden nicht mehr halten und ob ich wohl als Zugezogene einen Rat für sie wüsste. Mir tat es fast körperlich weh als sie so traurig schaute.

Ich wohnte mittlerweile fast schon 10 Jahre in diesem Dorf und hatte durch ihren Laden so manche Bekanntschaft mit den Dorfbewohnern gemacht. Jeden Tag fuhr ich morgens und abends bei ihr am Laden vorbei und sah sie auf den Beinen, die immer dicker wurden.

Um den Laden und sie zu unterstützen hatte ich fast jeden 2. Tag dort eingekauft, obwohl manche ihrer Produkte teurer als in den Geschäften in der Stadt waren, die es an jeder Ecke mit einladenden Aushängen gab, die mit verführerischen Sonderangeboten die Kunden anlockten.

Man muss doch die kleinen Läden unterstützen, die sonst alle aufgaben, war meine ganz persönliche Meinung und solange ich arbeitete, konnte ich es mir auch leisten den einen Penny oder mehr zu bezahlen.

Ich schätzte die Beratung, die Freundlichkeit und Zuwendung die wir alle durch die alte Dame erfuhren.  Sogar als Aldi, Lidl und Rewe ein paar Kilometer weiter wie die Pilze aus dem Boden sprossen und mit Lichterglanz warben, sah ich keine Notwendigkeit die alte Dame und ihren Laden deshalb im Stich zu lassen.

Die Dorfmitbewohner zeigten sich erstaunlich gefestigt in ihrem Vorsatz mich mit einer Petition zu unterstützen als ich einige daraufhin ansprach. Sie versprachen mit zu unterschreiben .
Wir legten eine Liste an, unterschrieben, sammelten an jeder Ecke Unterschriften bis wir fast genauso viel Namen zusammen hatten wie die Anzahl der Einwohner war. Dann schickten wir diese Liste an den Konzern der der alten Dame den Laden vermietet hatte und harrten der Dinge die da kommen sollten.

Zustimmung oder Ablehnung, das war die Frage.

Dem Konzern – den Namen möchte ich hier nicht preisgeben -  war das anscheinend schnurzegal, als sie ihrer Mieterin die Konzession entzogen und damit auch ihre Existenzgrundlage, er machte den Laden gnadenlos zu.

Eine, dem Namen nach bekannte Bäckerei bekam den Zuschlag, und richtete sich ein.
Hinten im Laden, durch eine dunkle  Sperrholztür abgetrennt wurde ihr eine Ecke zugewiesen wo sie bis heute mit traurigem Gesicht und bleiernen Füssen durch ihre Gicht und ihr Rheuma geschwächt, Getränke in Dosen und Zigaretten verkauft.

Als ich umzog habe ich mich schweren Herzens von ihr verabschiedet.

Ob sie wohl heute noch da sitzt und an die Zeit zurückdenkt die sie fast dreißig Jahre in diesem Laden verbracht hat? Ihre Gesundheit war merklich angeschlagen, die Augen machten nicht mehr so recht mit, aber ganz aufgeben das möchte sie nicht.

Computer für sie ein Fremdwort, dafür war nie Zeit als sie noch alleinverantwortlich den Laden führte.

Der Laden, ihr Leben, die Zeit die sie uns schenkte,  fraß sie auf.

Doch ich denke für ein Online Geschäft ist sie nun wirklich zu alt.

 
Diese Zeiten sind eine regelrechte Zeitgeschichte, sie werden niemals wiederkommen, das wissen wir alle und dennoch bleiben sie zeitlos schön denn sie betreffen und schildern einen Zeitraum indem wir als Kinder in die Welt sahen. Vielleicht ja sicher, ganz anders als die Erwachsenen die unser Leben teilten...offene lebensnahe ehrliche Geschichten aus dem Leben der Autoren, von denen ich nur sagen kann: sie sind und bleiben schön.

 

© Angelface

 

Tante Emma-Läden kommen sie wieder?

Tante Emma- Laden

 

Ich erinnere mich gern. Als Kind war ich öfters bei meinen Großeltern in Wanne-Eickel zu Besuch.

Den ersten Tante Emma-Laden an den ich mich erinnere, sah ich in Holsterhausen bei meiner Tante Hedwig. Ich war 4 Jahre alt und bekam dann immer Bonbons und so kleine Lutscher. Meine Tante hatte wenig Zeit weil sie den ganzen Tag im Laden stand.

Ich spielte dann im Garten mit meinen Cousinen. Als ich dann wieder zu Hause war, wurde ich eingeschult.

Die Schule war fast gegenüber von Onkel und Tante Freese. Sie hatten einen kleinen Lebensmittelladen ca. 25 qm groß direkt an der Hauptstraße. Das war in den 50iger Jahren. Da hatten noch nicht viele Leute ein Auto. Wir mussten zu Fuß zum Einkaufen oder unsere Mutter fuhr mit dem Fahrrad. Ein Bäcker war in der Nähe, der auch den Lebensmittelladen mit Graubrot belieferte. Ein Schlachterladen war 3km entfernt.

Wir waren ein sechsköpfige Familie und das Brot war immer schnell aufgegessen. Mit dem Brot an die Brust gepresst, wurden die Scheiben mit  dem Messer vom Brot abgeschnitten. Das Graubrot war soo knusprig und lecker.  Oft wurden wir Kinder zum Kaufmann geschickt um Brot zu holen. Der Weg dort hin und zurück dauerte 30 Min., das Brot wurde von der Rolle mit weißem Papier eingeschlagen. Auf dem Rückweg hatten wir die Kruste am Kanten abgepult. Unsere Mutter schimpfte dann immer.

Zucker und Mehl wurden pfundweise in braunen Papiertüten abgepackt. Wurde nur ein 1/2 Pfund gebraucht, gab es spitze Tüten. Darin gab es auch manchmal Sahnebonbons. Auch der Ostfriesentee und Kandis wurde lose verkauft. In Ostfriesland ist Tee trinken Tradition. Wer zum Monatsende kein Geld mehr hatte, konnte bei Freese anschreiben lassen. Es wurde ein schwarzes Notizbuch angelegt, darin standen die Schulden  die am Ende des Monats bezahlt wurden.

 

Bei Onkel Freese gab es das Nötigste was man im Haushalt brauchte. Von Besen bis Schüssel, für kleine Kinder Spielfiguren und kleine Miniplastikautos, oder Puppen. Wir standen immer davor und schauten es uns fasziniert  an. Anfassen durften wir nichts, da gab es einen Verweis. Die Verlockung war groß, weil wir ja kaum etwas hatten zum Spielen, nur uns selber.

 

Gemüse zum Essen gab es aus dem eigenen Garten. Die nächste Stadt war 15 km entfernt, da fuhr man mit dem Bus hin. Das war ein großes Ereignis für uns Kinder. Ceka hatte Kleidung und Schuhe günstiger, als es sie bei uns im Dorf gab. Mit Deutschland ging es aufwärts und auch die Geschäfte auf dem Lande wurden größer und es gab immer mehr Auswahl an Waren.

Als ich heiratete und wir eine eigene Wohnung hatten auf dem Dorf, musste ich auf jeden Pfennig achten. Da hieß es, ein Markt ist in unserer Kleinstadt Elsfleht in einem ausgedienten Kino eröffnet worden. Da könnte man günstig Lebensmittel kaufen. Wir dachten es wäre ein Ramschladen, aber es war der erste Aldi den ich sah und dort kaufte ich auch ein.

 

 

Es gab sogar Babykleidung ganz billig für unseren Sohn. Es war  ein Segen, dass wir dort auch günstig Lebensmittel  bekamen. Damals führte ich ein Haushaltsbuch und konnte die Preise vergleichen.

Tante Emma konnte da nicht mehr mithalten, entweder sie schlossen sich der Edeka oder anderen Großhandelsketten an.  Für uns war es aber immer wichtig, dass da noch ein kleiner Laden war, wenn wir etwas vergessen hatten beim Einkauf. Der hatte spät noch auf, auch in letzter Minute, und die Verkäuferin war immer freundlich.

Der Weg zu den Supermärkten war unaufhaltsam, in den Städten die Kaufhäuser, auf dem Lande die Supermarktketten.  Bei uns kann man heute den Supermarkt anrufen und bestellen, sie liefern für einen kleinen Aufpreis frei Haus. Für alte Menschen ist es sehr praktisch.

Wir waren froh, dass es noch die Bäcker und Schlachter gab und ja auch heute noch gibt. Es wäre traurig, wenn sie auch wie die Tante Emma- Läden aussterben würden. Für alte Menschen ist es wichtig,  dass sie noch Läden und Einzelhandelsgeschäfte in ihrer Nähe finden.

 

Heute ist das Internet eine große Konkurrenz. Man bestellt z.B. bei Amazon und hat es den nächsten Tag zu hause mit der Post. Preise kann man ganz einfach vergleichen und für sich das günstigste Angebot heraussuchen.

Ich persönlich schaue mir aber auch gerne an, was ich vor Ort kaufen möchte.  Manche Artikel bekommt man tatsächlich einfacher und günstiger übers Internet. Lebensmittel würde ich nie übers Internet beziehen, auch Medikamente hole ich mir lieber aus unserer Apotheke im Ort.  Das Plauschen im Tante Emma-Laden hat sich in den Supermarkt verlegt. Dort treffe ich Bekannte und rede mit ihnen, entweder im Laden oder am Auto. Das Auto ist ein wichtiges Hilfsmittel für den Großeinkauf.

Wenn ich kleine Teile einkaufe fahre ich auch mit dem Fahrrad und verstaue es in der Radtasche. In der Stadt gibt es den Bus. Früher ging alles zu Fuß zum Einkauf, man hatte  Einkaufstaschen oder Papiertüten mit Griff… keine Plastiktüten.

So wandeln sich die Zeiten, wir gehen mit. Ich verweigere aber die Plastiktüten und nehme Stofftaschen oder Körbe für meinen Einkauf.  Ein wenig Nostalgie muss sein, vielleicht gibt es ja doch noch mal den kleinen Laden um die Ecke, wohl eher auf dem Lande als in der Stadt oder umgekehrt? Wer weiß, das Umdenken hat schon eingesetzt!

Bestimmt wünschen sich viele Menschen den Tante Emma-Laden zurück, besonders die älteren.

 

© Klärchen

 

Einkaufen im Wandel der Zeit

 Einkaufen im Wandel der Zeit.

 

 

Zu meiner Kinderzeit in den fünfziger Jahren gab es noch keine Supermärkte von online-Einkäufen ganz zu schweigen. Zu der Zeit gab es kleine Einzelhandelsgeschäfte, genannt  " Tante Emma-Läden ", in denen Lebensmittel und weitere Artikel des täglichen Bedarfs angeboten wurden.

 

Die Läden waren so klein, dass meistens nur eine Person dort arbeitete und das war meistens die Ladenbesitzerin, eben die "Tante Emma".

 

Wieso eigentlich ausgerechnet der Name Tante Emma?. Es interessierte mich und ich habe ein wenig recherchiert. Früher war Emma, wie Minna eine geläufige Bezeichnung für Dienstmädchen. Also der Verkauf in den Tante Emma Läden war ja eine Dienstleistung, deshalb dieser Vorname. Und das Wort "Tante " wird für ältere weibliche Personen gebraucht und ist jugend- und kindersprachlich üblich. Tante Emma bedeutet "Inhaberin eines kleinen Einzelhandelsgeschäfts."

 

Diese Läden, auch Kolonialwarenladen genannt, sorgten früher häufig für die lokale Warenversorgung der Bevölkerung. Zur persönlichen Kundenbindung gehörte u.a. der Einkauf auf "Anschreiben, Rabattmarken-Hefte, Gratiszugaben von Warenproben, Hauslieferungen, Sonderbestellung auf Kundenwunsch und Zusammenstellung von Geschenkkörben. Und die kleinen Kinder wurden oft mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedacht, entweder einem Dauerlutscher oder einer Scheibe Wurst.

 

Mit dem Siegeszug der Discounter in den siebziger Jahren war der Niedergang dieser Verkaufskultur besiegelt.

 

Heute ist der Begriff Tante-Emma-Laden ein nostalgischer Begriff für eine intakte persönliche Beziehung und Dienstleistungsbereitschaft zwischen dem lokalen Händler und seinen Kunden, ganz im Gegensatz zu anonymen Discountern, Kaufhäusern mit Selbstbedienung, Supermärkten und Einkaufszentren.

 

Im ländlichen Raum dienen die Tante-Emma-Läden noch oft der Nahversorgung mit Lebensmitteln. Aber aufgund der Altersstruktur der Ladenbetreiber ist ein weiterer Rückgang der klassischen Tante-Emma-Läden absehbar.

 

An die Rabattbücher kann ich mich noch gut erinnern. Die sammelte ich noch als junge Ehefrau. Also, die gab es noch in den sechziger Jahren.

 

Ich erinner mich noch ganz genau an eine für mich peinlcihe Begebenheit. Ich habe die Rabattbücher als junge Ehefrau für enventuelle Notfälle gesammelt, falls das Geld kurz vor ultimo wieder knapp wurde. Und ausgerechnet in dieser Zeit kam der Mann von den Stadtwerken, um das fällige Geld zu kassieren. Oh weih!! Ich hatte nicht genug. Verlegen bat ich ihn darum, ob er nicht in 15 Minuten noch einmal kommen könnte. Ich musste in dieser Zeit schnell meine Rabattbücher im Laden eintauschen, um ihn bezahlen zu können. Damals wurde noch alles cash bezahlt und die Kassierer von den Stadtwerken suchten die Kunden zuhause auf.

 

War das vielleicht peinsam.

 

Mit dem Internet erreichte uns auch der Begriff des elektronischen Geschäftsverkehrs, d. h.der Einkauf über Internet per online. Es wird in der Regel ein Onlineshop eingesetzt z. b. eBay und amazon. In den Shops können die  Kunden selbständig Waren aussuchen und bestellen. So wird dem Kunden das Einkaufen rund um die Uhr ermöglicht. Bezahlt wird in der Regel per Kreditkarte und die Ware ist nach ein oder zwei Tagen schon da.

Mein Mann ist ein ausgesprochener Onlineshop-Frek. Wenn es nach ihm ginge würden wir, wenn ich nicht ab und an ein Veto einlegen würde, alles nur noch per online bestellen. Ich dagegen suche lieber einen Fachhandel auf und lasse mich dort beraten.

 

Neudings bestellt mein Mann auch Medikamente per online. Zugegeben sie sind erheblich billiger als in unserer Apotheke,. Aber mir fehlt dabei die Beratung unseres Apothekers, der sehr kompetent und auf das Wohl seiner Kunden bedacht ist.

 

Ich hatte mal eine schlimme Bronchitis, bin zur Apotheke, um mir ein Hustenmittel zu kaufen. Mein Apotheker sah mich an, schüttelte den  Kopf und meinte:"Tut mir leid,  so gerne ich ihnen etwas verkaufen würde,das kann ich nicht verantworten, wenn ich sie so ansehe, bin ich der Meinung, sie sollten schleunigst einen Arzt aufsuchen."

 

Das tat ich dann auch. Der verabreichte mir eine Spritze, verordnete mir Bettruhe und verschrieb mir Antibiotika. Und mit dem Rezept kehrte ich zur Apotheke zurück. Ich war dem Apotheker sehr dankbar für den Rat. Seitdem hat er mein vollstes Vertrauen, wenn ich mal wegen  eines Medikaments unsicher bin.

 

Mein Mann und ich haben uns dann auf einen Kompromiss geeinigt. Per online werden nur Kosmetikartikel bestellt und die Medikamente werden bei unserem Apotheker gekauft.

 

So habe ich nicht so ein ganz schlechtes Gewissen und der Hausfrieden ist gerettet.

 

(c) Dora

 

 

 

 

Hol mal bitte schnell...

 

Hol mal bitte schnell…?!

 

 

 

„ Gabi, bitte, hole mal schnell ein Pfund Mehl bei Frau Kaufmann, ja?“

 

Oh nein, ich möchte am liebsten schnell wegrennen und rufen: „Gabi ist gar nicht da!“

Aber dazu ist es zu spät, denn meine Mutter hat mich direkt angesprochen und nun gibt es keine Ausrede mehr.

 

„Sag, sie soll es anschreiben, sie weiß dann schon Bescheid!“

 

Verzweifelt möchte ich im Boden versinken. Ich mag Frau Kaufmann gar nicht, eine schreckliche Tratsch-Tante, die jeden kennt und jeden ausfragt.

 

Doch nun muss ich wohl oder übel schnell los, sonst gibt es heute Mittag keine Pfannkuchen und ich bekomme Ärger.

 

Der Laden von Frau Kaufmann steht am Ende unserer Straße an einer Ecke, die direkt mit zwei Straßen Kontakt hat. Der Eingang des Ladens ist sehr ‚verkehrsgünstig’ direkt auf der Ecke.

 

Ich renne schnell dorthin, -  umso schneller werde ich hoffentlich wieder da raus sein und dann wieder Zeit zum Spielen haben.

 

Beim Öffnen der Ladentüre erklingt eine Glocke und meldet so, dass jemand den Laden betreten hat. Es ist halbdunkel im Geschäftsraum. Riesig hohe Wände mit Regalen ringsum.

Die Regale sind voller Waren….Dosen, Gläser, Pappkartons.

Im kleinen Schaufenster stehen einige Körbe mit Obst wie Apfelsinen, Äpfel, einige Bananen, daneben Körbe mit Gemüse, das mich weniger interessiert, trotzdem nehme ich wahr, dass dort Blumenkohl, Spitzkohl, Möhren und Kartoffeln lagern.

Gegenüber dem Fenster ist die lange Ladentheke mit Bonbongläsern und Eierpappen und in der Mitte die große, messingverzierte Kasse. Frau Kaufmann steht dahinter und ihr gegenüber ist eine Nachbarin aus unserer Straße.

 

Höflich habe ich beim Betreten des Ladens „Guten Tag“ gewünscht, doch Frau Kaufmann hat nicht darauf reagiert. Sie redet ungestört weiter mit einer Nachbarin, die wohl gerade etwas eingeholt hat. Plötzlich dreht sie sich zu mir und bellt mich förmlich an: „Kannst du nicht grüßen, wenn du einen Raum betrittst?“

 

Ich laufe rot an und weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich habe doch gegrüßt! Aber das traue ich mich nicht, dieser Frau zu entgegnen.  Deshalb stottere ich noch mal meinen Gruß und Frau Kaufmann sagt: „ Na bitte, geht doch!“ und redet ungestört weiter mit der Nachbarin.

 

In diesem Moment tönt die Türglocke erneut und eine zweite Nachbarin betritt grüßend den Laden. Sofort antwortet Frau Kaufmann und fragt diese Nachbarin dann auch schnell, was sie denn wünsche.

Die Frau ist etwas verwirrt und meint, dass doch ich vor ihr da gewesen sei, darauf sagt Frau Kaufmann zu mir: „ Du hast es ja nicht eilig, nicht wahr? Ich bediene eben Frau Müller und du wartest solange.“

 

Ich kann gar nicht antworten, mein Mut ist im Keller und ich nicke nur.

Nachdem Frau Müller alles bekommen hat, was sie will, beginnen die Drei ein ausgiebiges Gespräch über das Wetter und was sie für Pläne zum anstehenden Feiertag haben. Niemand scheint auch nur einen Gedanken an mich zu verschwenden.

Endlich schaut eine auf die Uhr und unter viel Geschnatter verabschieden sich die zwei Nachbarinnen und verlassen den Laden.

 

Und nun fällt Frau Kaufmann auch wieder ein, dass ich ja noch da bin und ich bekomme das Mehl ausgehändigt.

 

Schnell renne ich nach Hause, wo ich schon lange von meiner Mutter erwartet werde und sie schimpft mich aus ob meiner Trödelei.

 

Das ist zuviel und ich fange an zu weinen und erzähle das ganze Einkaufserlebnis meiner Mutter haarklein.

 

Sie schüttelt den Kopf und ihre Wut auf mich schwindet, dafür wird sie böse auf Frau Kaufmann und sie nimmt mich bei der Hand und sagt: „ So, Gabilein, nun gehen wir mal zusammen dahin!“

 

Ich will nicht und bitte darum, zuhause bleiben zu dürfen, doch meine Mutter bleibt hart.

 

Wir gehen zusammen zum Laden. Die Glocke erklingt und Frau Kaufmann überschlägt sich vor Freundlichkeit meiner Mutter gegenüber, doch meine Mutter lässt sich nicht irritieren.

 

„ Liebe Frau Kaufmann“, fängt sie an zu reden. „Wenn ich meine Tochter zu Ihnen schicke, dann doch immer nur, weil mir ein Teil dringend fehlt, welches ich dann auch schnell benötige! Den großen Einkauf mache ich sowieso selbst, das wissen Sie doch. Wie können Sie ein Kind so lange einfach da stehen lassen und nicht beachten und sogar andere Kunden, die später gekommen sind, vorziehen?! Das geht doch nicht! Bitte gehen Sie doch der Reihe nach vor, wie sich das auch gehört! Sonst werden wir demnächst unsere Einkäufe woanders machen.“

 

Und mit diesen Worten macht sie kehrt, zieht mich mit sich und wir gehen nach Hause

.

Unterwegs sagt sie zu mir: „ Sie wird dich nicht mehr unnötig warten lassen, keine Sorge!“ und lacht in sich hinein. Ich weiß noch nicht, ob ich das glauben kann, doch ich bin sehr stolz auf meine Mutter.

 

Später stellte ich fest, dass meine Mutter Recht behielt, ich wurde nie wieder so behandelt in diesem Laden.

Leider hat sich die Dame jedoch nicht wirklich geändert, denn sie ließ nach wie vor die meisten Kinder erstmal warten.

 

 

© GaSchu  November 2014

 

 

 

 

 

Damals

 

In den 60er Jahren, als ich ein Kind war, kam täglich außer sonntags der Milchbauer. Seine Glocke war schon von Weitem zu hören. Meine Mutter schnappte die Milchkanne, lief die Treppe hinunter und eilte nach draußen. Die Milch wurde frisch gezapft. Dreimal in der Woche kam der Bäcker. Ich erinnere mich gut an diesen blauen VW-Bulli. Wir mussten immer auf der Lauer liegen, wenn meine Mutter gerade im Garten oder in der Waschküche war. Einmal in der Woche kam der Eiermann. So wurden wir mit allem Notwendigen bequem versorgt. Ebenso einmal in der Woche kam der Getränkewagen. Wir kauften da immer eine Kiste Sprudel. Einmal im Monat kam der Seifenmann. Dort gab es Waschpulver, Spül- und Putzmittel und natürlich Seife. Im Herbst kam der Kartoffelbauer. Er zog seinen Anhänger voller Kartoffelsäcke mit einem Trecker. Ich erinnere mich, dass ich da mal hinten auf dem Anhänger mitfahren durfte. Kurz nach dem Kartoffelbauer kam dann der Kohlenmann. Der Kohlenmann schleppte Säcke mit Kohlen und Briketts zu unserem Kellerfenster und kippte sie da aus. Das gab immer viel Dreck.

 

Ansonsten gab es einen kleinen Edeka-Laden direkt bei uns im die Ecke. Ich bin da gern einkaufen gegangen. Der Verkäufer schenkte uns immer Bonbons. Einmal musste ich für meine Mutter Camelia holen. Ich wusste gar nicht, was das war, machte mir aber auch gar keine Gedanken darum. Der Verkäufer schlug das Paket in Zeitungspapier ein, weil ich keine Tasche dabei hatte. Erst Jahre später ist mir klar geworden, warum er das getan hat.

 

Als Schülerin hatte ich drei Lieblingsgeschäfte. Einen Handarbeitsladen, in dem ich stundenlang Wolle, Stickgarn und Stoffe bewundern konnte, einen Schreibwarenladen, in dem es auch Bastelsachen gab und Oma Lutsch.

 

Wie dieser Laden wirklich hieß, weiß ich gar nicht mehr. Wir nannten ihn immer Oma Lutsch, weil er einer alten Frau gehörte, die Süßigkeiten verkaufte. Es war ein ganz kleiner Laden, in dem es alles gab, was das Kinderherz begehrte. Dort betrachtete ich all die Schätze in großen Gläsern und Schachteln und konnte mich nicht entscheiden. Meistens kaufte ich mir zwei Teufelchen. Mehr als 10 Pfennig gab ich nie aus. Taschengeld gab es damals nicht. Man musste selbst Geld verdienen. Das ging mit Kirchenzeitungen austragen, kleine Kinder hüten und für Nachbarn einkaufen. Viel gab es dafür nicht, aber für Süßigkeiten hat es gereicht.

 

Heute finde ich Einkaufen meistens lästig. Überall ist es voll und die Atmosphäre ist unpersönlich. Nur in dem kleinen Bioladen bei uns im Ort fühle ich mich wohl. Dort wird noch gequatscht so wie früher. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, fällt mir ein, dass es doch noch etwas gibt, was mein Herz höher schlagen lässt und die Kinderfreude in mir hervorruft. Jedes Frühjahr besuche ich ein Gartencenter und stehe stundenlang vor einer großen Wand voller Samentüten. Die bunten Bilder lachen mich an und ich lese hier und da. Kann mich nicht entscheiden und kaufe viel zu viel.

 

 

 

Monirapunzel

Bei Tante Emma´s Krämerladen

Bei Tante Emma´s Krämerladen,

 

ist es privat, sie ist kein Warenautomat,

sie sagt wenn ich nicht zahlen kann,

was macht das schon, dann schreib ich an.

 

Wenn man durch die Türe ging,

macht es laut „klingeling“

und drinnen stand, man glaubt es kaum,

die Ware rum, auf kleinstem Raum.

 

Aus Eimern kommt die Marmelade,

in Pulverform die Schokolade,

Backobst gibt’s in jeder Art,

das beim Kochen wird ganz zart.

 

Von glücklichen Hühnern frische Eier,

die liefert täglich der Nachbar Meier,

Gemüse züchtet Bauer Braun,

legt alles früh am Ladenzaun.

 

In Emma Laden ist viel Leben und Lachen,

man erzählt oft auch heimliche Sachen,

kann Reden und seinen Kummer vergessen,

und bekommt, auch noch seelisches Essen.

 

Bei Tante Emma braucht man keinen Psychiater,

sie ist Zuhörer , Tröster und Berater,

für ein ruhiges Gespräch hat man noch Zeit,

gesprochene Zeit, tut keinem leid.

 

Waltraud

 

 

 

 

 

 

 

 

Lang lang ist's her

 

Tante Emma hieß der Inhaber des Kolonialwaren-Ladens nicht, zu dem ich in unserem Dorf als Kind oft geschickt wurde. Es war Onkel von Holt, so nannten wir ihn.Er freute sich immer, wenn ich kam und 1 Pfund Zucker oder 1 Pfund Salz kaufen sollte. Das Geld, es handelte sich damals noch um Reichmark, wickelte meine Mutter in Papier, damit ich es nicht verliere.Der Laden hatte eine alte Klingel an der Eingangstür.Sofort griff Onkel von Holt in den hohen Glasbehälter mit Deckel, wenn er mich kommen sah und nahm einige Bonbons heraus, die er mir über den Ladentisch reichte.Mehl, Zucker, Salz und auch Nährmittel, wie Grieß, Sago etc. waren damals noch lose in hölzernen Schubladen.Die Ware wurde in Papiertüten auf der Waage abgewogen. Danach hat Onkel von Holt die Tüte, um sie zu schließen, akkurat und fachgerecht in gleichmäßige Falten gelegt und die seitlichen Enden nach oben geknifft.So konnte nichts mehr herausrieseln. Ich packte alles in mein Körbchen und eilte wieder nach Hause.                  © Clara 

Erinnerungen

 

Ein kleines Dorf in der Provinz so um 1961. Das kleine Mädchen trug gerne Kleider und Kniestrümpfe und oft waren ihre Knie aufgeschlagen, denn die Straße, in der sie wohnte, war nur geschottert. Der Großvater zog morgens mit den Kühen und dem Leiterwagen los um Klee zu holen für das Vieh. Großmutter half, so gut es ging im Haushalt und hütete die Kinder, zwei an der Zahl bis dahin, das Dritte war unterwegs. Der Klapperstorch sollte es bringen und das Mädchen glaubte daran.

 

Das Leben war einfach im Dorf, selten ging es auf die Reise in die benachbarte Stadt. Kleidung wurde selbst genäht, Stoffe und Knöpfe gab es bei Emma (sie hieß wirklich so) im Laden für Kurzwaren. Das war ein Paradies für die Kleine, denn wenn Mama einkaufen ging, bekam sie dort immer Glitzerbildchen in den buntesten Farben. Da entdeckte sie ihre Vorliebe für Rosen, wunderschön anzuschauen. In Echt hatte sie die noch nie gesehen, denn der heimische Garten war dem Gemüse vorenthalten. Dazwischen mogelten sich gerne mal Vergissmeinnicht und Schlüsselblumen. Diese gehörten noch heute zu ihren Lieblingsblumen und ihr ging das Herz auf, wenn diese blühten. Alles gab es bei Emma. Bettdecken, Unterwäsche, Knöpfe, Garne, Wolle … ein wunderbarer Laden. Emma gab es schon lange nicht mehr und auch der Bäcker im Ort schloss irgendwann in den 60gern seine Pforten.

 

Rund 700 Einwohner hatte das Dorf und in seinen Glanzzeiten 4 Lebensmittelläden, in denen es vom Zucker über Nudeln bis zum Schulheft alles gab, was man zum Leben brauchte. Die Hausfrau tätigte ihre Einkäufe täglich, nutzte die Gelegenheit für einen Plausch und erfuhr so die Neuigkeiten des Tages. Die Welt war in Ordnung und wenn das alte Mädchen heute darüber nachdachte, dann wünschte sie sich manchmal gerne diese Zeit zurück. Mit 17 allerdings wurde ihr das Leben im Dorf zu eng und sie zog in die große, weite Welt. Die Stadt war verlockend und so manche Shoppingtour wurde unternommen. Wirklich gerne mochte sie die großen Läden allerdings nicht, kaufte oft im Einzelhandel ein. Sie mochte es, Menschen zu begegnen, die sich an sie erinnerten und schon bald hielt sie in diesen Läden einen Plausch.

 

Aldi, Lidl & Co. waren ihr ein Gräuel. Geiz fand sie nicht geil und ein großes Warenangebot war ihr nie wichtig. Irgendwann hatte sie der Stadt den Rücken gekehrt und lebte nun seit 25 Jahren wieder im Ort ihrer Kindheit. Alle Läden hatten mittlerweile geschlossen, einzig den Getränkemarkt und eine Bank gab es noch. Schleichend war es von Statten gegangen, dieses Wegsterben der kleinen Tante Emma Läden. Man gab dem Discounter der nächsten Kleinstadt den Vorzug. Der Bäcker sowie ein Metzger kamen zwei Mal die Woche mit ihrem Verkaufswagen vorbei, ein Gemüseauto jeden Mittwoch. Viele ältere Damen hatten keinen Führerschein und waren darauf angewiesen.

 

Der Ort in der Provinz, idyllisch gelegen, würde sicherlich nicht von der Landkarte verschwinden, seine Bewohner aber schon. Immer mehr Gebäude standen leer, die Jugend zog es in die Ferne. Die Einwohnerzahlen gingen langsam und stetig zurück. Was blieb, waren die Erinnerungen eines alten Mädchens, dass sich 50 Jahre später im Laden von Gerda warten sah, wie diese 100 Gramm Haselnüsse per Hand mahlte, sie in eine Papiertüte füllte und über den Tresen reichte.

Gute, alte Zeit, dachte sie und lächelte.

 

 

© sissi kallinger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 08.12.2014

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