Drei Kurzgeschichten mit einer Lesedauer von ca 15min insgesamt.
- Zerbrochene Freundschaft
- Cassy lässt sich nicht (mehr) ärgern!
- Auszug eines Mobbingopfer
Nicola saß allein im Café an einem kleinen Tisch weit hinten versteckt. Vor ihr stand ihr Eiskaffee, halb ausgetrunken. Ihr Handy vibrierte zum vierten mal, doch sie nahm es nicht wahr.
„So schnell kann man also zum zweiten mal eine geliebte Freundin verlieren?“, dachte sie. Was ist nur passiert? Es fing doch alles so perfekt an, wie in einem schnulzigen Kinofilm. Und nun ist es wieder vorbei, … So schnell?
Ja, dass die Freundschaft beim ersten mal wegen ihr kaputtging, dazu steht Nicola. Damals war sie grade mal 14. Jahre alt, so gesehen noch ein Kind und dazu im Mitten voller Problemen. Probleme die ihr andere verursachten, Probleme die sie sich selbst ein brockte. Zwar stand ihre Familie immer hinter ihr und auch auf ihre wenigen Freunde war immer verlasst, aber sie konnte sich keinen anvertrauten, sagen was in ihr vorging. Wie auch? Sie wusste damals selbst nicht, was in ihr vorging und wie sie sich in manchen Situationen verhalten sollte, daher tat sie das einzigste was sie für richtig hielt und lügte! Sie wusste, dass es nicht okay war zu Lügen und es war bei ihr auch kein Zwang, sondern eher ein Schutzmechanismus. Sie lügte nämlich, um interessanter zu wirken, damit die Leute die sie mobbten sie mochte. Sie lügte, um die Menschen, die sie mochte nicht zu verlieren, damit sie sie weiter liebten. Sie lügte aus Angst und Verzweiflung. Anders wie bei zwängen, wusste sie, was sie mit ihren Lügen anrichten konnte und das sie die Menschen um sich herum verletzten könnte, aber sie wusste nicht, wie sie aus diesem Teufelskreis heraus kommen sollte. Und dabei wollte sie eigentlich nur in Ruhe Leben und glücklich sein! Und dann kam er! Er war mit ihrer besten Freundin Janina frisch zusammen, doch so wirklich glücklich waren die beiden nicht. Janina hing noch an ihre erste Liebe, ein Klassenkamerad und wollte diesen mit ihrem Freund eigentlich nur eifersüchtig machen. Und er? Ja wie es später raus kam, wollte er eigentlich durch Janina an Nicola ran. Doch wie zerbrach ihre so kostbare Freundschaft? Janina hatte selten Zeit, denn ihr Vater ließ sie kaum aus dem Haus und wenn sie mal raus durfte, dann ging sie zum Tanzen. Nicola konnte leider nichts mit ihrem Hobby anfangen, aber sie bewunderte ihre Freundin für ihr können. Und damit sie ein wenig Zeit mit ihrer Freundin verbringen konnte holte sie, sie immer vom Tanzverein ab. Zu diesem Zeitpunkt merkte Nicola schon, dass ihre Freundschaft langsam zu bröckeln anfing. Denn beide fingen an sich zu verändern und durch diese Veränderung fühlte sich Nicola unwohl. Wieder eine Situation wo Nicola nicht wusste, wie sie mit umgehen sollte und am liebsten nur geflüchtet wäre, denn darüber reden konnte sie nicht mit ihrer Freundin aus Angst wie sie reagieren würde, aber auch weil sie selbst das ganze nicht verstand, was zu diesen Zeitpunkt geschah. Eines Tages erzählte dann Janina ihr, dass sie eigentlich noch ihren Klassenkameraden verliebt sei und ihren neuen Freund nur dazu benutzt, um ihn eifersüchtig zu machen. Dies scheint auch gut geklappt zu haben, denn sie wollte ihren Freund schnell loswerden und dabei sollte ihr Nicola helfen! Zuerst verlangte sie von Nicola, dass sie ihren Freund erzählen soll, dass sie gesehen hat, wie sie einen anderen geküsst hatte. Dann wollte sie, dass Nicola in ihren Namen mit ihn Schluss macht, aber dann fand sie doch ihre erste Überlegung besser. Nicola war ganz komplex und wollte diese Aufgabe eigentlich nicht übernehmen, doch sie wollte ihre Freundin nicht in Stich lassen. Sie traf sich also mit ihm, um ihn eine in Auftrag gegebene Lüge zu erzählen, doch sie konnte es nicht! Sie saß neben ihn auf einer Parkbank und überlegte, wie sie ihm am besten die Lüge erzählen sollte, doch sie konnte es nicht über ihre Lippen bringen. Es war irgendwie merkwürdig, denn sonst fiel es ihr immer leicht andere zu belügen, aber diesmal sagte alles in ihr, dass es falsch ist und sie es sein lassen sollte. Also sagte sie ihm die Wahrheit! Sie erzählte ihn alles, dass Janina noch immer in ihren Klassenkameraden verliebt ist, ihn nur eifersüchtig machen wollte, welche Lügen sie für Janina erzählen sollte, aber sie es konnte. Es gab ein langes Schweigen. Nicola zweifelte schon daran, dass es eine gute Idee war die Wahrheit zu sagen und ihrer Freundin so in den Rücken gefallen zu sein, aber sie hatte es satt zu lügen! Und dann nahm er ihre Hand, sah ihr in die Augen und sagte, dass er nur wegen ihr etwas mit Janina angefangen hatte. Nicolas Herz klopfte heftig. Es war selten das ein Junge sich für sie interessierte und sie war solche Komplimente nicht gewohnt. Als er sie dann auch noch küsste, war es ganz um sie geschehen. Sie wusste ja, das Janina ihn nicht liebte und konnte sich deswegen darauf einlassen. Seit diesem Tag trafen sich die beiden fast Täglich. Janina sagte sie es nicht, da sie nicht wusste, wie sie es ihr erzählen sollte und Angst davor hatte das sie Sauer auf sie sein würde, weil sie nicht für sie Lügen konnte. Doch irgendwann kommt alles raus! Obwohl Janina nicht einmal bei Nicola gefragt hatte wie das Gespräch mit ihrem Freund gelaufen ist, obwohl sie sich nicht einmal bei ihn gemeldet hatte, war sie darüber gekränkt, das sich die beiden trafen. Natürlich ist das irgendwo nachvollziehbar, wenn sie irgendwas für den Jungen übrig gehabt hätte, aber Janinas eigentliches Problem war, dass Nicola nun nicht mehr sofort gesprungen ist,, wen sie sich bei ihr meldete. Sie war nun mit ihm zusammen, unternahm mit ihm vieles, war kaum noch zu Hause und war glücklich! Sie dachte natürlich auch an Janina und hätte gern ihr Glück mit ihr geteilt, doch bei jedem treffen merkte sie immer mehr, wie sie sich ändert und wie sich Janina änderte. Und dann kam der Tag, an den ihre Freundschaft enden sollte! Nicola war schon ein paar Monaten mit ihm zusammen und auch die Freundschaft mit Janina hielt sich scheinbar gut, wenn sich Nicola nicht so ausgenutzt und veräppelt gefühlt hätte. Denn egal was Nicola tat, Janina machte es ihr nach und wollte in allen besser sein als sie! Fing Nicola an sich fürs Schreiben zu interessieren, tat es ihre Freundin plötzlich auch. Und wenn Nicola ihr erzählte über, was sie schreibt, gab Janina sofort damit an, an welche Werke sie grade schreibt. Als Nicola dann mit dem Zeichnen begann und ihrer Freundin ihre Bilder zeigte, kam diese am nächsten Tag ebenfalls mit eigenen Zeichnungen an. Eigentlich sollte man sich da drüber freuen, wenn man andere für seine Hobbys begeistern konnte, aber Nicola fühlte sich eher in ein Konkurrenz Kampf. Auch hatte Janina noch immer ein Problem damit, dass Nicola so viel Zeit mit ihrem Freund verbrachte und auch mal Verabredungen absagte für ihn. So standen sie dann eines Tages da und Janina verlangte von Nicola sich zwischen ihr und ihren Freund zu entscheiden. Nicola entschied sich für ihren Freund. Es war eine leichte Entscheidung und das, obwohl sie sich gegen einen Menschen entschied, der sie ein ganzes Leben begleitet hatte und den sie noch immer liebte. Doch sie sah es, als gute Möglichkeit aus der beengten Situation zu entfliehen. Man sah Janina an, dass sie wütend und enttäuscht über Nicolas Entscheidung war, aber sie dachte ja auch, dass sie nur wegen der Liebe zu einem Jungen so fallen gelassen wurde. Hätte sie die Wahrheit gewusst, nämlich das Nicola grade dabei sei eine große Veränderung durchzumachen und sie denn Weg allein gehen musste, ohne von anderen Druck zu bekommen, ohne an andere zu denken, sich nur um sich allein zu kümmern, damit sie eines Tages ein normales Leben führen konnte, ohne das Gefühl zu haben Lügen zu müssen, um gemocht zu werden, dann wäre Janinas Enttäuschung vielleicht nicht zu Hass geworden. Die Zeit verging, ohne dass sich Nicola und Janina je wiedersahen, doch vergessen konnten sich beide nicht. Manchmal erfuhr Nicola von ehemaligen gemeinsamen Bekannten, was Janina so machte und wie sehr sich Janina doch veränderte. Auch Nicola veränderte sich! Die Beziehung zu den Jungen für den sie eins ihre geliebte Freundin verlassen hatte, zerbrach nach nur zwei Jahren auf dramatische weiße. Nicola ging durch ihre persönliche Hölle, aber sie wurde dadurch auch stärker. Immer mehr kam sie ihrem Ziel ein friedliches Leben in Glück näher. Nicola lernte Stück für Stück, dass sie sich nicht verstellen musste, um gemocht zu werden, dass sie keine Lügen brauchte um Menschen zu halten die sie Liebte. Und ihr wurde egal was andere von ihr halten oder wie uninteressant sie vielleicht auf andere wirkte, solange sie ihre Familie hatte und Freunde, die hinter ihr standen! Und dann kam der Tag, an den sie eine zweite Chance erhalten sollte, ein Brief von Janina! Nicola war sehr aufgeregt! Auch wenn sie schon lange keine Freunde mehr waren, fühlte sie sich trotzdem irgendwie mit ihr verbunden und sehnte sich in letzter Zeit zurück in die alten Kinderzeiten, bevor sie ein Mensch voller Probleme wurde. Und nun sollte sie die Chance bekommen eine alte Freundschaft wieder neu erblühen zu lassen, … so dachte sie, denn die Wahrheit sah leider anders aus. Es kam zu einer langen aussprach, in der Nicola mehr zuhörte, als sprach und sich schwere Vorwürfe anhören musste. Tatsachen wurden verändert, die komplette Schuld ihr zugesprochen. Doch Nicola sagte nichts, sie hoffte auf den Moment, wo alles wie früher ist, doch sie wurde enttäuscht. Janina hatte sich verändert, so wie sich jeder in Laufe der Zeit verändert, doch konnte Nicola kaum noch etwas wiederfinden was auf das nette Mädchen von früher Hinweis. Nicola erkannte ihre alte geliebte Freundin nicht wieder und lernte dafür einen Menschen kennen, der so ist, wie sie eins war. Janina wurde zu einen Menschen der lügen erzählte! In einem Moment erzählte Janina ihr eine Geschichte so und in der nächsten komplett anders, doch Nicola traute sich zunächst nicht sie darauf anzusprechen, so mal sie ihr wiedersehen nicht kaputt machen wollte. Ein paar Tage blieben sie im Kontakt, doch Nicola konnte nicht mehr! Sie wusste nicht, was wahr war und was ihr Janina vorlog. Sie merkte jedoch dadurch, wie schwer die anderen damals es wohl mit ihr hatten, und verstand nun, ein Stück besser warum sich alle um ihr Sorgen gemacht hatten. Aber nun war es an der Zeit Janina die Augen zu öffnen, dafür brauchte Nicola jedoch ein Beweis das Janina sie belog. Nicola beschloss Janina eine falle zu stellen, sie bei einer Lüge zu erwischen und hoffte, dass danach alles gut ist. Ihr Plan ging auf und sie hatte nun den 100 % Beweis das Janina sie belogen hatte, doch als sie Janina darauf ansprach, war sie wütend und tat so, als ob sie von nichts wusste. Nicola war traurig, wieder hatte sie ihre Freundin verloren, obwohl sie ihr gerne geholfen hätte und sich auf eine gemeinsame Zukunft gefreut hatte. Nun saß sie da in diesem Café, vor ihr den halb leeren Eiscafé und ihre Gedanken träumend in der Vergangenheit. Sie wusste, dass sie die Zeit nicht mehr zurückdrehen konnte, dass sie inzwischen ein tolles Leben führte, was sie für jeden Preis der Welt nicht mehr hergeben würde wollen, aber auch das sie sich für immer mit einem Menschen verbunden fühlte, dessen Freundschaft und Liebe zerbrochen war.
Cassy war total wüten, als sie wieder mal im Internet einen Eintrag von Azumi gelesen hatte. Seid dem die Freundschaft, zwischen den beiden kaputt war, setzte Azumi auf vielen Foren Seiten Gerüchte über Cassy und niemand wusste so recht, wem er glauben sollte. Cassy´s Freund Sebastian überredetet sie erst mal nicht mehr auf irgendwelche Foren Seiten zu gehen, damit sie sich nicht mehr so sehr aufregte. Aber ihre Neugier war größer! „Das habe ich nun davon“, dachte Cassy, als sie sich den Beitrag noch einmal durch liste. „Hätte ich doch nur auf Sebastian gehört!“, schnaufte sie. Cassy wusste doch nicht, dass ihr Brief soviel Hass in Azumi wecken würde. Sie wollte ihr doch nur die Meinung sagen, dass sie einige Dinge ziemlich merkwürdig fand was sie so erzählte und dass sie das Gefühl hatte, dass Azumi sie belügt. Auch die Freunde und Familie von Cassy, die sie die „Storys“ von Azumi erzählte, fanden es unglaubwürdig. Cassy hätte nie gedacht, dass Azumi so schlecht über sie reden würde und irgendwelche lügen über sie erfindet. Dabei waren sie doch mal befreundet!! Sebastian meinte zu ihr, dass sie sich bloß nicht von Azumi ärgern lassen sollte und sich gar nicht auf die ganze Sache eingehen soll. Und das tat Cassy auch nicht. Warum auch? Das ist doch alles nur Internet und nicht das wirkliche Leben! Cassy hatte ihren realen Freund, ihre reale Familie und vor allem ihre realen Freunde, auf die immer verlass waren! Etwas später kam auch Jessica, eine gute Freundin von Cassy zu Besuch. Schon als Cassy die Tür aufmachte, merkte Jessica sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. „Sag bloß, sie hat wieder etwas über dich im Netz geschrieben, was gelogen war?“, fragte Jessica und Cassy nickte traurig mit dem Kopf. Dann nahm Jessica ihre Hand und sagte zu ihr: „Schau, die Leute im Netz schauen sich ihren Beitrag an, denken dann und im selben Moment haben sie es auch wieder vergessen und beschäftigen sich mit ihrem Alttag. Und das solltest du auch! Lass dich nicht von so was ärgern!“ Dann zwinkerte Jessica sie noch an und auf Cassy´s Lippen kam ein leichtes Lächeln. Cassy ging dann auch eine ganze Zeit lang nicht mehr ins Internet, aber nicht nur wegen Azumi, sondern auch, weil sie auch keine Zeit mehr dafür hatte. Doch irgendwann hatte sie wieder Lust etwas im Internet zu surfen. Sie entdeckte auch wieder ein paar Beiträge von Azumi, wo wieder mal irgendwelche lügen über Cassy stand. Selbst in der Zeit, wo sie überhaupt nicht mehr im Internet war. Aber diesmal war Cassy nicht wütend über Azumi, sie fand es einfach nur lächerlich! Sie fragte sich, was wohl im Azumi´s Kopf los ist, dass sie so was macht? Dann machte sie ihren Computer aus, schnappte sich die Hundeleine und ging mit ihrem Hund Susi spazieren. Am Abend, erzählte sie Sebastian von Azumi´s Beiträgen und wie sie darauf reagierte. Plötzlich mussten beide Anfangen zu lachen, denn sie mussten an Azumi´s Beiträge denken. Denn die ganze Sache war schon so krank, dass man einfach nur noch darüber lachen konnte! Dann nahm Sebastian Cassy in seine Arme, küsste sie und sagte ihr, wie Stolz er auf sie ist und wie froh er darüber ist, dass sie sich nicht mehr von Azumi ärgern lässt! Und das stimmte auch! Egal was Azumi über sie schrieb, Cassy war das alles total egal! Denn Cassy´s reales Leben war viel zu schön, als dass das es ihr interessierte, was irgendwelche Fremden Menschen aus dem Internet über sie dachte. Zwar ging sie noch immer ab und zu ins Internet, aber sie nahm jetzt die ganze Sache nicht mehr so ernst. Denn Internet ist NUR Fun und NICHT das reale Leben! Und das sollte jedem bewusst sein!!
Langsam schleiche ich mich die Treppen hinunter, die Angst im Nacken das meine Mutter mich erwischen würde. Wieder einmal habe ich verschlafen und der Unterricht hat schon längst begonnen. Ich bin schon fast an der Tür, als ich das Knarren des Bodens hinter mir hörte. Ich zucke zusammen, bevor ich die Stimme meiner Mutter wahr nehmen konnte. „Schatz was machst du noch hier?“, fragt sie mich ein wenig geschockt. Ich zwinge mich zu einem lächeln und versuchte nicht ängstlich zu klingen, als ich ihr antwortete. „Aber Mama, das habe ich dir doch gestern gesagt. Die erste Stunde fällt aus“, flötete ich ihr etwas vor und nahm meine Jacke vom Hacken. „Nie hörst du mir richtig zu.“ und ich schluchzte absichtlich laut, um ihr ein schlechtes Gewissen zu geben. „Aber das ist ja so typisch!“, stampfte ich auf und verschwand ohne auf eine Antwort zu warten so schnell wie möglich raus. So schnell mich meine Beine tragen können, gehe ich zur Haltestelle, wo zum Glück auch gleich der Bus kommt. Bevor ich einsteige, schaue ich zurück und sehe, wie meine Mutter an der Tür steht, mit dem Telefon am Ohr. Ich weiß genau, das gibt noch ärger, das sehe ich an ihren Blick. Bestimmt telefoniert sie grade mit der Schule und weiß, dass ich gelogen habe. Am liebsten würde ich jetzt nicht zur Schule fahren, doch wenn meine Mutter wirklich mit der Schule telefoniert hat, dann gibt es doppelt ärger. Vielleicht kann ich sie später noch überzeugen, dass mich einer der Mitschüler belogen hat und wenn ich dabei weine, dann muss sie mir einfach glauben. Seit einiger Zeit verstehe ich mich nicht mehr mit den anderen Schüler, da wäre so eine Situation sogar möglich. Das große Schulgebäude sieht alt und bedrohlich aus, als ob es einen gleich auffressen wollte. Man hört die vielen Kinderstimmen, lachen, schreien, reden, doch vor dem Gebäude ist niemand zu sehen. Ich möchte eigentlich nicht dort rein, aber wenn meine Mutter wirklich die Schule angerufen hat, dann habe ich keine andere Wahl. Leise und unsichtbar gehe ich den Flur hinein. Ein paar Schüler rennen und laufen an mir vorbei, aber beachten tun sie mich zum Glück nicht. Anders sieht es aber aus, als ich meine Klasse betrete. Der laute Haufen wird plötzlich ganz leise und ihre Augen starren mich an. „Ach guck, wer hat sich denn hierher verlaufen?“, spottet mich eins der Mädchen an. „Die hätte lieber zu Hause bleiben sollen, jetzt vermiest sie doch jeden den Tag mit ihrem Anblick!“, brüllt ein anderes Mädchen und die anderen lachen. Ich höre den anderen blöden Sprüchen einfach nicht mehr zu und verkrieche mich auf meinen platz, dabei bewerfen mich die anderen mit Spuckebälle. Ich verstecke meinen Kopf unter meine Arme und bemerke nur das die Lehrerin, da ist, weil es plötzlich leise wurde im Raum. Ich schaue auf und sehe sie schon vor mir, Frau Mars meine Klassenlehrerin. Sie hat so einen komischen Blick, etwas zwischen Ärger und was ich nicht einschätzen kann. „Schön, dass du jetzt auch hier bist“, sagt sie zu mir und einige Schüler lachten kurz auf. Frau Mars blickt streng durch die Reihen, dann bittet sie mich mitzukommen, um ein paar vergessene Arbeitsblätter zu holen. Auf dem Weg zum Lehrerzimmer sagt sie kein Wort und ich bekomme Panik. Ich fühle mich unwohl und möchte am liebsten weg. Plötzlich fange ich an zu plappern. „Wissen sie, eigentlich bin ich nicht Coline.“. Was, habe ich das grade wirklich gesagt? „Eigentlich bin ich ihre Cousine aus Frankreich. Ich wollte mal sehen, ob es wirklich so schlimm ist wie Coline es immer erzählt.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, bereute ich meine Lüge. Ich verstand selber nicht warum ich so, was Dummes gesagt habe. Frau Mars blieb stehen und schaut mich böse an. „Jetzt reicht es aber!“, brüllt sie mich an und ich zucke zusammen. „Was erzählst du da für ein Unsinn, das melde ich sofort den Direktor!“ „Das war mir so klar!“, schrie ich sie zurück an und renne in die Klasse zurück. Frau Mars rief mir was hinterher, aber ich hörte es nicht mehr. Über mein Gesicht laufen Tränen und mein Herz fühlt sich an wie Blei, aus Angst. In der Klasse lachten mich die Schüler wieder aus und sagen gemeine Sachen. Ich nehme einfach meine Tasche und stürme aus der Schule. Ich flüchtete, so schnell es ging in einen Bus der Richtung Stadt fuhr und beruhigte mich erst, als ich weit genug von der Schule weg war. Ich verstand mich selber nicht mehr. Ich verstand nicht, warum ich so was Dummes gesagt habe. Vermutlich weil ich gerne jemand anderes wäre, jemand der nicht täglich diese Demütigung von den anderen Erfahren musste. Ich musste das irgendwie vor meiner Mutter geheim halten! Zum Glück hatte sie heute Spätdienst und würden vor 16 Uhr nicht zu Hause sein, das heiß ich habe genug Zeit den Anrufbeantworter vor ihr abzuhören. Eine weile, fuhr ich noch mit der U-Bahn hin und her, bis ich dann den Mut hatte nachhause zugehen. Es war nicht zu früh, damit sich kein Nachbar wundern konnte, warum ich jetzt nachhause komme und nicht so spät, dass mich jemand von der Klasse gesehen hätte. Ich bin ganz allein zu Hause, trotzdem laufe ich so leise wie möglich. Auf dem Anrufbeantworter leuchtete einen eins für eine neue Nachricht. Ich höre sie mir an, höre die Aufregung in Frau Mars Stimme und ich bekomme eine heilen Wut für die unverschämten Behauptungen die sie zutage liegt, warum ich mich so verhalte. Mir allein wird die Schuld zugewiesen, aber das die anderen mich auslachen, Beleidigung und gewalttätig sind, davon wird kein Wort gesagt. Am liebsten würde ich die Nachricht drauf lassen, damit meine Mutter selbst hören konnte welche Spinner ich täglich ausgesetzt bin. Aber dann wüsste sie, was für ein Schwachsinn ich gemacht habe und das kann ich nicht zulassen. Also lösche ich die Nachricht. Vorsichtshalber gehe ich in meinem Zimmer und lege mich hin. Ich bin das ganze Müde, die Angst und mich immer verstellen zu müssen, aber ich habe das Gefühl keine andere Wahl zu haben. Keiner mag mich mehr und ich weiß nicht warum. Irgendwie muss ich mich ändern, mich interessanter machen, nur wie? Meine Mutter hat Schulden und ich kann dadurch nicht mit den anderen mithalten, weder was die Klamotten angeht, noch das ich Ausgehen könnte. Durch das viele Nachdenken werde ich müde und meine Augen fallen langsam zu. Plötzlich werde ich wach und sehe, dass es draußen schon dunkel ist. Wie lange habe ich geschlafen? Ich höre, wie meine Mutter den Einkauf in der Küche einräumt. Langsam schleiche ich mich zu ihr und schaue vorsichtig in die Küche. „Na, gut geschlafen?“, fragt mich meine Mutter, als sie mich sah. „Hm“, mache ich vorsichtig. „Lisa hat angerufen. Sie möchte wissen, ob du heute zu ihrer Übernachtungsfeier kommst.“ Oh, die Feier, das habe ich vergessen. „Und?“, frage ich vorsichtig. Meine Mutter wirft mir einen Bösen blick zu. Ich glaube sie weiß genau, was heute los war. „Du hättest ruhig etwas früher von der Feier erzählen können“, sagte sie und beschäftigt sich wieder mit dem Einkauf. „Vergessen“, bringe ich nur raus. „Du hast wirklich Glück, das Lisa heute früh hier angerufen hat. Sei morgen um 10 Uhr zurück.“ Meine Augen weiten sich und ich umarmte meine Mutter vor Freude. Schnell packe ich ein paar Sachen zusammen, bevor meine Mutter doch noch erfährt, was heute in der Schule war. Dann ging ich zu Lisa. Vor der Wohnung von Lisa hörte ich schon Party Geräusche. Seitdem ich in der Schule gemobbt werde fühle ich mich bei solchen Partys nur noch unwohl, aber Lisa ist meine beste Freundin und ich möchte so gerne bei ihrer ersten Party dabei sein. Mein Herzt blieb stehen als ich an die Tür klopfe und Lisa sie öffnet. Mit großen Augen schaut sie mich an. „Was machst du denn hier?“, fragt sie mich mit flüsternder Stimme und schloss die Tür soweit das ich nur ihr Gesicht sehen konnte. „Na du hast doch extra bei uns angerufen wegen der Party.“ Lisa schaut bedrückt auf dem Boden. „Ja, aber da wusste ich auch nicht, was du heute wieder gemacht hast.“ Erschrocken schaute ich sie an und sie blickte mir genau in die Augen. „Ich?“, fragte ich sie mit offenen Mund. „Na ja, mir ist das peinlich.“ „Dir?“, fragte ich verwundert. „Hör mal, ich meine es wirklich nicht böse, aber ich will keine Lügnerin auf meine Party. Ich habe dich wirklich gern, aber lass uns ein anderes mal reden.“ und mit diesen Worten lies mich Lisa einfach vor verschlossener Tür stehen. Ich kann es kaum fassen, was sie grade zu mir gesagt hatte. Ich eine Lügnerin!? Reicht es nicht das mich alle in der Schule mobben? Und jetzt soll ich auch noch irgend so eine Lügnerin sein? Mein Herz fühlt sich so an, als ob es gleich zerreißt, es tut mir so weh. Und gleichzeitig bin ich wütend und würde ihr die Party gern vermiesen. Eine Weile sitze ich noch auf den Stufen die zum Haus führen. Was mache ich jetzt nur? Ständig vermiese ich es mir mit allen, die ich gerne habe und gleichzeitig werde ich aber von allen gemobbt, die mir eigentlich egal sein sollten. Aber es ist so schwer für mich mit diesen Leuten klar zukommen die mir das Leben zur Hölle machen. Und jetzt hocken die alle auch noch bei Lisa zu Hause. Alle, die immer sagen ich mache alles kaputt, die mich lieber irgendwo Tod sehen würden, obwohl ich mit denen nichts am Hut habe. Mir kommen die Tränen bei diesen Gedanken. Lisa ist keine wirkliche Freundin, sie soll wie alle anderen in der Hölle schmoren! In solchen Moment wünschte ich mir solche Kräfte zu haben wie die Carrie aus Stephen Kings Buch. Dann würde ich hier einfach alle nieder machen und das Haus abfackeln. Sie wären selber schuld, so wie sie mit mir umgehen. Mal abgesehen von meiner eigenen Blödheit heute, haben diese Schweine mich erst letzte Woche alle zusammen angespuckt, und dass nur, weil ich mich einmal gegen sie gewehrt habe. Mir ist in der Schule der Hacken für die Jacken abgefallen. Vermutlich war dieser schon vorher locker und hätte bei jeden anderen ebenfalls kaputtgehen können, aber ich bin die Schuldige, das Monster! Alle haben mich ausgelacht und gesagt das ich der totale Freak wäre und andere unschöne Dinge. Da habe ich einfach meine Cola Dose genommen und den Inhalt auf einige dieser Lästermäuler geworfen. Plötzlich waren sie leise, doch nur für einen Moment. Schnell bildeten sie ein Kreis um mich und ich war allein und schutzlos. Sie schubsten mich umher und ich rief um Hilfe, aber alle die, die die Situation gesehen haben sind weiter gegangen, selbst unsere Klassenlehrerin. Dann sagten sie zu mir Schlampe, Notgeile und wer weiß noch und fingen an mich zu bespucken. Das kann ich keinen von denen verzeihen und sie müssten eigentlich dafür büßten! „Hey Coline..“, werde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaue zur Tür und sehe Lisa. In ihrer Hand hat sie ein Stück Kuchen. Mit einem Lächeln setzt sie sich neben mir. „Es tut mir leid“, sagt sie und reicht mir das Stück Schokoladenkuchen. Ich nehme es an und sage „Schon okay.“ und nehme einen Happen davon. Kaum habe ich es im Mund schmecke ich, was es wirklich ist, nämlich Katzenkot umhüllt mit ganz viel Schokolade. Auch stürzen die anderen von der Party heraus und lachen mich aus, zeigen mit dem Finger auf mich und schreien „Ieee, sie hat das gegessen!“, „Boah ist die Eklich!“ "Wie krank die ist!“. Ich laufe die Treppe hinunter, aber ich muss mich dabei übergeben wegen dem Geschmack in meinen Mund. Ich falle die letzten Stufen runter und lande auf meinen Po. Die anderen lachen erneut auf und ich kann nur noch heulen. Einen letzten Blick werfe ich meiner Freundin zu, die ebenfalls nicht glücklich aussah, aber das gibt trotzdem Rache. Ich lief bis zum See, der etwa 20 Minuten von unserer Wohnung entfernt war. Ich setzte mich in die Dunkelheit. Durch den Mond konnte ich mein Gesicht im Wasser sehen. Ich schlage auf mein eigenes Spiegelbild ein und fange dabei an erneut zu weinen. Wie sehr ich die anderen Hasse, wie sehr ich mich Hasse! Warum passiert mir das alles? Ich kann es nicht verstehen. Wieso holt mich kein Engel ab und bringt mich woanders hin? Ich hoffe, so sehr das alles nur ein böser Traum ist, und ich bald daraus erwache. Das schlimme aber ist, Montag wieder in die Schule zu müssen. Ich werde dort nicht hingehen, egal welchen ärger ich zu Hause bekomme. Dann sehe ich eine kaputte Flasche neben mir. Die Scherben funkeln so schön im Mondlicht. Ach hätte ich doch den Mut die Scherbe zu nehmen und diese tief in meine Haut zu ritzen. Stattdessen hole ich aus meiner Hosentasche einen Pfennig. Ich ziehe mir die Ärmel hoch und reibe den Pfennig, solange an meinem Arm entlang bis dieser total gerötet ist. Ein wenig sieht es aus wie eine Verbrennung. Es wird auch eine Weile schmerzen, aber die Rötung wird schnell verblasen. So bekommt zu Hause keiner mit das ich mich selbst verletze, dass ich am liebsten Tod sein will. Einige Stunden blieb ich in der warmen Sommernacht am See sitzen und starte einfach auf das Wasser, bevor ich nachhause ging.
Tag der Veröffentlichung: 09.02.2019
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