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Angst um Ben

Ich sitze im Bus und wir haben schon die Hälfte der Strecke zur Haltestelle hinter uns, als dieser plötzlich anhielt. Es geht ein Raunen durch den Bus und man blickte in genervte Gesichter. Keine 5. Minuten später hört man schon die ersten Beschwerden der Fahrgästen, doch bevor der Busfahrer antworten kann, fahren an uns Unmengen an Polizeiautos und Krankenwagen vorbei. Die menge starrt den Fahrzeugen hinterher und aus genervten Gesichter wurden fragende. Plötzlich ruft ein Jugendlicher, der sein Handy dabei in die Luft hält: "In der Sonnenschein Allee Grundschule läuft ein Idiot Amok!"

Ein entsetzen und Panik geht jetzt durch den Bus.
Die Grundschule wäre unser nächster Halt gewesen, mein Halt!
Kaum haben wir diese Information erhalten, verlangen die ersten Fahrgäste Auszugsteigen, einige um sich das Spektakel Live anzusehen, andere um weit weg davon weg zu laufen.
Ich bleibe wie erstarrt auf meinen Sitz, den meine Gedanken kreisen nur noch um meinen Bruder, der auf diese Schule geht. Ich bin grade auf den Weg zu ihn um ihn abzuholen und nun soll da ein Verrückter sein und wild um sich schießen?
Ich fühle mich gelähmt, als ob einen bösen Traum habe.
Ich hasste es immer meinen Bruder abzuholen. Er brauchte immer ewig bis er sein Zeug zusammen hatte und quatschte mich ständig voll. Ich fühlte mich daher nur noch genervt von ihn und ich war wüten auf ihn, dass ich wegen ihn immer so wenig Freizeit für mich hatte, nur weil ich ihn abholen musste.
Und nun ist er da irgendwo in der Schule und ich weiß nicht ob er noch Lebt oder Tod ist!
Oh Gott, wenn er grade da irgendwo liegt, schwer verletzt und nach mir ruft?!
Ich male mir die schlimmsten Dinge aus, was grade mit meinen Bruder passieren würde und wünschte mir dabei nichts sehnlichster, als das er bei mir wäre und mir den letzten Nerv raubte.
Und dann ein klingeln! Es ist mein Handy. Wie betäubt schaue ich drauf und sehe das ich eine SMS bekommen habe. Ich öffne sie, meine Augen weiten sich und ich fange zu zittern an.
"Ben?", flüsterte ich. Für einen Moment bleib mir das Herz stehen, denn die SMS ist von meinen Bruder!
Hastig und voller Angst öffne ich seine Nachricht und als ich gelesen habe was er mir geschickt hat, fange ich zu weinen an. Die Tränen fallen auf mein Handy und immer wieder lese ich seine Worte.
"Ich hape mich ferstkt. Anks. Bitte hol mich!"
Ben ist grade erst in die 1. Klasse gekommen, aber ich verstehe sofort was er mir geschrieben hat.
Er Lebt und war in einen versteckt, ich fühle mich plötzlich so unglaublich glücklich. Aus meinen Tränen der Angst, werden Tränen der Freude. Aber Ben war noch immer in der Schule mit diesen Monster und wartet darauf das ich ihn hole.
"Sei tapfer, ich komme!", schreibe ich ihn zurück und renne dann aus dem Bus.
Ich muß einfach zu ihn, er wartet auf mich!
Meine Seite fängt an zu stechen, mein Herz tat mir weh, doch ich renne einfach weiter, bis ich die Schule sehe.
Plötzlich falle ich hin und im selben Moment höre ich noch einen lauten Knall. Als ich aufschaue, sehe ich wie Beamte die Schule stürme. Es fallen Schüsse.
"Ben!", schreie ich und weiß noch nicht einmal warum. Dann hörte ich die Stimme meiner Mutter, die meinen Namen ruft.
Sie ist hier, unter all den anderen Eltern und Gaffern.
Sie drückt mich an sich und beginnt zu weinen. "Oh Gott, ich dachte du wärst auch da drin!", flüstert sie mir ins Ohr, doch ich nehme das nicht wirklich wahr, denn meine Gedanken kreisen nur um Ben, der da irgendwo drin ist.
Meine Mutter und ich halten uns in den Armen, eine gefühlte Ewigkeit.
Dann kommen die ersten Beamten, sie tragen eine Leiche. Ob es ein Opfer ist oder der Amokläufer, wir wissen es nicht.
Und dann die Erlösung! Noch mehr Beamten kommen raus, bei ihnen sind Kinder und an der Hand eines der Beamten ist auch Ben.
Ich rufe ihn so laut ich kann und er reißt sich von der Hand und kommt zu uns gerannt.
Meine Mutter schließt ihn in die Arme und brach weinen zusammen. Auch ich fange wieder an zu weinen und schließe ihn in meine Arme, dabei flüstert er mir ins Ohr: "Ich war tapfer wie du gesagt hast. Ich habe auch nicht geweint als er in den Raum kam wo ich mich versteckt habe, weil ich wusste das du mich abholen kommst."
Ich drücke ihn noch fester an mir und weine noch bitterlicher. "Das hast du gut gemacht.", flüstere ich zurück und ich war dankbar dafür das meinen Bruder nichts passiert ist!

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Tag der Veröffentlichung: 05.06.2016

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