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Impressum

 

Allison Daniels

 

 

Versprochen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für die Menschen.

Sie sind nervig, kleinkarriert und egoistisch.

Sie haben vor allem Angst was sie nicht kennen.

Sie sind alles andere als Perfekt.

Aber was ist schon Perfekt?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verbannung

 

 

Verbannung

 

 

„Tara Cathrine Pole!“

Ja. Das bin ich.

„Komm sofort hier her!“

Ich schlitterte um die Ecke ins Wohnzimmer und stand vor einer ziemlich wütenden Frau die aussah als wäre sie Anfang 30. Fürs Protokoll. Das ist meine Mutter und in Wirklichkeit war sie sogar schon Anfang 40.

Aber das war jetzt wirklich nebensächlich. In dem ziemlich großen Wohnzimmer sah es aus als wäre eine Bombe explodiert. Bierdosen, Chipstüten, zerwühlte Decken und überall lagen die Sofapolster verstreut. Und wenn mich nicht alles täuschte war die Hälfte des Junkfoods als Dünger für die unzähligen Pflanzen verwendet worden.

Um das Bild abzurunden lag natürlich ein Großteil ebendieser Pflanzen auf der Seite und, ich schluckte erschrocken, die heißgeliebten Orchideen meiner Mutter hatten keine Blüten mehr.

Oder schon. Aber eigentlich nicht. Um genau zu sein hatte irgendein Idiot mit dem IQ eines Stück Holzes die abgerissenen Blüten mit Tesafilm angeklebt.

Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht loszuprusten und bemühte mich um ein ernstes Gesicht.

Meine Mutter stemmte wütend die Hände in die Seiten.

„Du räumst das jetzt sofort auf! Was denkst du dir eigentlich?“ fragte sie mich ruhig. Zu ruhig. Das war ein ganz schlechtes Zeichen. Meine Mutter war eine tickende Zeitbombe. Lange Zeit ungefährlich und harmlos, aber wenn man sie nicht rechtzeitig entschärfte gab es eine Explosion. Eine Gewaltige.

Ich holte tief Luft und versuchte mit sanfter und ruhiger Stimme zu ihr zu sprechen.

„Mutter?“ begann ich vorsichtig, „Das hier … das war nicht Ich. Das weißt du schon, oder?“

Ihre Augen schleuderten wütende Blitze auf mich und wirkten beinahe Schwarz.

„Es ist mir Egal wer das hier war und wenn es Zeus persönlich gewesen wäre! Du räumst das jetzt auf und zwar ein bisschen plötzlich!“ fauchte sie.

Okay. Kein guter Zeitpunkt zum diskutieren. Ich ergab mich in mein Schicksal, konnte mir ein leises Aufseufzen jedoch nicht mehr rechtzeitig verkneifen. Im nächsten Moment flog mir ein schweres Buch an den Hinterkopf. Das tat weh. Ich sparte mir jedoch jeglichen Kommentar dazu. Ich war schließlich nicht lebensmüde.

„Heute noch!“

Ich verdrehte die Augen, wobei ich natürlich darauf achtete, dass sie es nicht sehen konnte und zog mir dann die dünnen weißen Spitzenhandschuhe aus. Ich bewegte leicht die Finger um warm zu werden. Dann bewegte ich meine Hand und sah aus den Augenwinkeln das vertraute weiße Glitzern in der Luft.

Ich konzentrierte mich auf das was ich wollte. Ich stellte es mir so detailliert wie möglich vor und dachte einfach nur daran, dass ich Ordnung in dem Raum haben wollte. Im Grunde zwang ich dem Raum und den Gegenständen einfach meinen Willen auf. Zaubern war gar nicht so kompliziert wie das in den Büchern immer beschrieben wurde. In der Theorie zumindest.

Nach und nach ordnete sich alles. In dem Moment in dem die erste Blüte von den Orchideen abfiel merkte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Das Klebeband gehörte für meinen Ordnungszauber anscheinend nicht an die Orchideen und ich hatte nicht daran gedacht es auszusparen.

Die Worte meines Lehrers hallten durch meinen Kopf. Zu oberflächlich Tara. Du bist zu oberflächlich. Du musst mehr ins Detail gehen. So wird das nie was. Ich zuckte innerlich zusammen als mir wieder einfiel wie er mit dem gerade erst herbeigezauberten Apfel nach mir geworfen hatte. Das Ding war vielleicht apfelförmig gewesen, aber da hörte die Ähnlichkeit mit der eigentlichen Frucht auch schon auf. Die Farbe war seltsam blass und fast gräulich. Er war staubtrocken, schmeckte wie Erde und als er über ihr an der Wand aufgeprallt war, war er sogar explodiert.

Ich sah erschrocken zu meiner Mutter. Eigentlich hatte ich vorgehabt die Blüten später, wenn sie nicht da war, wieder mit der Pflanze zu verbinden – durch einen einfachen Zauber – ohne dass sie etwas davon mitbekam. Doch dazu war es jetzt zu spät.

Sie stand wie erstarrt. Ihr Blick war ausdruckslos und kalt und ein Muskel in ihrer Wange zuckte bedrohlich.

Ich trat vorsichtig einen Schritt zurück. Sie dachte doch hoffentlich nicht das ich das war? Oder etwa doch? Was sie als nächstes sagte beruhigte mich zumindest ein bisschen. Heute würde ich noch nicht sterben.

„Sag deinem Bruder, dass ich ihn frühestens in drei Tagen sehen will. Dich auch.“ Das tat weh. Es war schließlich nicht mein Fehler, dass das hier passiert war. Ihre Stimme war tonlos und ruhig. Kalt. Wirklich kein gutes Zeichen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief so schnell ich konnte aus dem Haus. Mit einem lauten Knall fiel die Haustür hinter mir ins Schloss.

Mist. Ich hatte keine Schuhe an. Auch keine Jacke. Meine Schlüssel und mein Geld lagen in meinem Zimmer. Ich wollte mir schnell die nötigen Klamotten zaubern, mit dem Ergebnis, dass die Jacke dünn und steif wie Zeitungspapier war und die Schuhe sich wie Betonklötze anfühlten. Und auch so aussahen. Ich sah hilfesuchend zum Himmel. Na Klasse. Missmutig streifte ich mir wieder die Handschuhe über.

Da hörte ich ein Rascheln in einem der Büsche. Ich sah misstrauisch in die Richtung aus der das Geräusch kam und ging die Verandastufen hinunter und ein paar Schritte näher. Ich sah  nur flüchtig einen schwarzgelben Fleck der auf mich zustürzte und dann wurde ich zu Boden gerissen. Ich lachte und der Leopard der mich zu Boden drückte schleckte mir  einmal quer übers Gesicht, was mich nur noch mehr zum Lachen brachte. Die große Raubkatze flimmerte kurz golden und verwandelte sich dann in meinen Bruder der jetzt seine Hände in meine Schultern gestemmt hatte und über mich gebeugt war.

„Hallo Schwesterchen.“ sagte er mit einem spitzbübischen Grinsen.

Er gab mir einen Kuss auf die Wange und stand dann mit einer fließenden Bewegung auf. Ich gönnte mir einen kurzen Moment der Eifersucht auf seine Anmut und Eleganz, doch dann verdrängte ich das Gefühl wieder. Eifersüchtig auf meinen eigenen Bruder? Kein feiner Zug. Er hielt mir die Hand entgegen und half mir auf. Als er in Richtung des Hauses gehen wollte, griff ich schnell nach seinem Handgelenk um ihn aufzuhalten.

„Nicht.“

Er drehte sich wieder zu mir um und sah mich verwirrt an. „Was ist los?“

Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Als du gestern von einer kleinen Party gesprochen hast, hättest du vielleicht erwähnen sollen, dass ihr dabei die Blüten von den Orchideen abreißen wollt. Dann hätte ich vorher noch schnell andere gekauft.“

Ihm klappte der Mund auf. Er schien nach Worten zu suchen, seufzte dann jedoch nur und schüttelte den Kopf.

„Die können was erleben...“ murmelte er.

Ich kicherte leicht was mir einen halb verzweifelten, halb amüsierten Blick von ihm einbrachte.

„Wie lange?“ fragte er nur.

„Mindestens drei Tage. Ich würde eher sagen eine Woche. Zumindest, wenn du an deinem Leben hängst. Und … naja...“ Ich malte mit dem Fuß eine Blume aufs Pflaster, „ … Ich bin auch verbannt.“ gestand ich leise.

Er sah mich überrascht an.
„Echt? Und wo willst du dann...?“ Er hielt inne. Die Frage war überflüssig. Meine Freundinnen hatte ich in den letzten 4 Monaten alle verloren.

Kira und Joy, beide halb Hexen und halb Feen und außerdem Zwillinge, waren zusammen mit ihrer Familie weggezogen. Und wegziehen bedeutete nicht nur eine andere Stadt oder ein anderes Land, sondern natürlich gleich eine andere Welt.

Amanda, eine Dschinn, war auf ein Mädcheninternat geschickt worden. Sie war verlobt mit irgendeinem Prinzen und ihre Eltern hatten Angst, dass sie sich vor ihrer Hochzeit in irgendwen verlieben würde. Und dann war da noch Lia.

Die liebe, unwissende Lia. Sie war ein ganz normaler Mensch gewesen. Wir hatten immer vor ihr verheimlichen müssen wer wir in Wirklichkeit waren. Aber bis auf dieses eine kleine Geheimnis war sie die Einzige, der ich wirklich alles erzählen konnte.

Ihr Verlust hatte am meisten weh getan. Nicht nur, dass sie meine beste Freundin gewesen war, sie war mir auch wirklich endgültig und für Immer genommen worden. Das Flugzeug mit dem ihre Familie vor ungefähr einem Monat aus dem Urlaub kommen wollte war auf halbem Wege abgestürzt. Ich hatte am Flughafen gestanden und auf sie gewartet. Ich hatte mir wahnsinnig viel Mühe gegeben um sie schön zu begrüßen, denn es war ihr 18 Geburtstag. Tagelang hatte ich zuhause gezaubert bis mir ihr Geschenk gelungen war und ich hatte mich so gefreut mit ihr zu feiern.

Letztendlich hat sie das weinrote Kleid und den schlichten Schmuck sogar getragen. Und sie tut es auch noch. In dem Sag 3 Meter unter der Erde.

Ich spürte wie die Tränen sich in meinen Augen sammelten. Mein Bruder bemerkte es auch und lenkte mich schnell ab.

„Dann gehen wir zu eben zu den Jungs. Und vielleicht auch noch Eis essen?“ fragte er bemüht fröhlich und boxte mich leicht in die Seite.

Ihm zuliebe lächelte ich und schob meine Einsamkeit und die Trauer um meine letzte Freundin beiseite.

„Nagut. Aber wenn einer der Idioten mich anknurrt oder beißt gibt es Ärger.“ grinste ich.

Er lachte.

„Sag ihnen das doch einfach selbst. Wenn du dich traust. Na komm Kleines.“

Er legte seinen Arm um meine Schulter und führte mich zu seinem Auto.

Auf der Fahrt zum Haupthaus des Rudels sah ich immer wieder nachdenklich zu Jace. Ihm schien alles so leicht zu fallen. Er konnte super zaubern und hatte auch seine Gestaltwandlergene gut im Griff. Er war gut in der Schule, hatte viele Freunde und war immer so wahnsinnig ausgeglichen. Ich war schon ein bisschen neidisch auf ihn. Zum Glück nicht so sehr, das es etwas an unserer guten Beziehung geändert hätte.

Ich verstand nur einfach nicht, warum er das ganze Talent geerbt hatte und ich nur diese mickrigen Reste abbekommen hatte. Vor allem wäre ja zu erwarten, dase es genau andersrum sein müsste. Schließlich war er derjenige der nicht nur Magier, sondern auch noch Gestaltwandler war. Er musste also die doppelte Last tragen. Doch das änderte nichts an den Tatsachen.

Ich war eine Vollhexe und trotzdem schwächer als er im Zaubern. Und ja. Wir waren nur Halbgeschwister. Er war drei Jahre älter als ich. Unsere Väter waren beide Tot. Oft überlegten wir, ob unsere Mutter sie nicht aus lauter Zorn über die Schmerzen während der Geburt getötet hatte. Denn wir hatten beide nie kennengelernt. Zuzutrauen wäre es ihr ja.

Okay. Das klingt als wäre unserse Mutter ein wahres Monster, doch sie ist eigentlich gar nicht so schlimm. Ehrlich. Sie ist bloß bei ihren drei Tanten aufgewachsen. Furien. Das konnte ja nur schiefgehen.

 

Mein Bruder hielt den Wagen vor dem Anwesen der Jungs an.

Ich warf ihm einen leicht verwirrten Blick zu.

„Ich dachte wir gehen Eis essen?“

„Morgen.“ sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln.

Ich verschränkte beleidigt die Arme und machte einen hinreißenden Schmollmund.

Er lachte leise. „Versprochen.“

Ich gab meine Haltung nicht auf.

„Du darfst haben was du willst … und ich gehe auch mit dir einkaufen.“ Damit hatte er mich.

Ich strahlte ihn an, was ihn natürlich noch mehr zum Lachen brachte.

„Du bezahlst?“ hakte ich nach.

Er nickte und ich stieg fröhlich grinsend aus dem Wagen aus. Ich war nicht shoppingbesessen oder so. Eigentlich ging ich nicht mal besonders gerne Einkaufen. Aber bei den Jungs hatte ich immer nur das allernötigste und da wir länger als eine Nacht blieben und wir nicht nachhause konnten war das doch verständlich. Oder? Ich meine wer will schon eine Woche in den gleichen Sachen rumlaufen. Ist ja eklig.

Und im Zaubern war ich eine Niete falls es jemandem bis jetzt entgangen sein sollte.

Seth kam aus dem Haus gerannt und als er mich sah grinste er breit.

„Jace! Hast du uns mal wieder deine süße kleine Schwester mitgebracht?“ fragte er begeistert nach dem Offensichtlichen. Er hob mich hoch und wirbelte mich einmal durch die Luft. „Hey Tara.“

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und legte dann seinen Arm um meine Hüfte.

Jace lachte.

„Finger weg von meiner Schwester.“ knurrte er halbherzig. Natürlich musste er sich keine Sorgen machen. Es war im Grunde nur ein altes Begrüßungsritual. Seth war für mich genau so ein Bruder wie Jace. Und ich war für ihn auch nur eine Schwester.

Jace lief voraus ins Haus und Seth hob mich vor der Veranda plötzlich auf seine Arme.

„Na dann wollen wir dich mal über die Schwelle tragen.“ sagte er lachend. Auch mein Bruder und ich mussten lachen. Spielerisch biss ich Seth in den Hals, was mir jedoch nur ein amüsiertes

„Na Na“ von ihm einbrachte.

Ein Privileg. Hätte jemand weniger vertrautes das gemacht, hätte es echte Probleme gegeben. Aber ich war für alle im Rudel wie eine Schwester. Ich hatte Körperprivilegien. Gestaltwandler brauchten Berührungen wie andere Lebewesen Luft zum atmen. Jedoch hatte nicht jeder das Recht dazu. Da ich als Jace Schwester fast schon zum Rudel gehörte, wurde ich jedoch mit einer Selbstverständlichkeit angefasst, die bei Menschen schnell zu falschen Schlüssen geführt hätte.

Wir kamen in die Küche wo ein paar der Anderen versammelt waren. Mein Bruder begrüßte sie alle mit einem Handschlag. Als sie mich sahen sprangen Chris, Eric und Josh sofort auf und eilten zu mir. Ich wurde wie ein Kuscheltier rumgereicht - ohne auch nur einmal den Boden zu berühren. Einer nach dem anderen presste mich fest an seinen warmen muskelbepackten Körper und gab mir ein Küsschen auf die Stirn oder Wange.

Zuletzt wurde ich an den Rudelführer Paine weitergegeben. Auch er drückte mich einmal fest und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.

„Schön dich mal wieder zu sehen Tara. Was verschafft uns die Ehre?“ fragte er freundlich und setzte mich auf die Küchentheke.

Ich lachte unbehaglich, denn die anderen außer Paine hatten sich bereits wieder auf ihre Stühle gesetzt und sahen jetzt zu mir auf. Ich versuchte von der Theke zu rutschen und mich hinzustellen, doch Paines Arm hinderte mich daran. Er grinste leicht.

Er wusste genau wie ich mich fühlte. Wie ich es hasste wenn ich so über allen saß und im Mittelpunkt stand. Ich konnte einfach nicht gut mit der Aufmerksamkeit umgehen. Ich sah ihn flehentlich an, doch sein Blick gab mir zu verstehen, dass Widerstand zwecklos war. Also ergab ich mich seufzend in mein Schicksal.

Die anderen sahen immer noch stumm und erwartungsvoll zu mir auf. Der ein oder andere grinste frech. Sie wussten wie sie mich ärgern konnten. Nicht einmal mein Bruder machte Anstalten mir zu helfen, sondern biss einfach nur grinsend und mit einem verschmitzeten Zwinkern in meine Richtung in einen Apfel.

„Womit hab ich das verdient?“ seufzte ich leise und übertrieben gequält.

Die anderen lachten alle.

„Das hast du dir selbst so ausgesucht“ stellte Paine belustigt fest.

„Wir haben dich gewarnt.“

Ich verdrehte die Augen und handelte mir so noch ein paar Lacher ein.

„Also?“ hakte Paine nun etwas ungeduldig nach. Ganz der Alpha.

Ich zuckte leicht mit den Schultern.

„Wir sind verbannt worden, weil irgendein Vollidiot....“ ich ließ das Wort kurz wirken und sah mit gehobener Braue von einem zum anderem, „.... meinte die Blüten von den Orchideen abreißen zu müssen.“

Es herrschte kurz Stille dann brachen sie wieder in Gelächter aus.

Ich wartete geduldig bis die Jungs fertig waren.

„Das war Jana“ meinte eine Stimme von der Tür aus.

Mark kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange bevor er sich zu den anderen an den Tisch setzte.

„Was war ich?“ fragte da auch schon die glockenhelle Stimme der zierlichen Jana. Sie stand in der Tür und sah sich verwirrt um. Dabei hüpften ihre hellblonden Locken umher. Ich kicherte leicht. War ja klar. Ihre jadegrünen Augen wandten sich mir zu.

„Hey Tara.“ sagte sie fröhlich und dann, „Was war ich?“

Dabei wirkte sie so unschuldig, dass sie jedem Engel Konkurrenz gemacht hätte, dabei wusste ich, dass sie alles andere als ein Unschuldsengel war.

„Du hast die Blumen unserer Mum zerstört.“ sagte Jace grinsend zu ihr.

„Ooh. Echt?“

Sie legte den Kopf schief.

„Kann ich mich gar nicht dran erinnern.“

Jetzt fingen wieder alle an zu lachen, auch ich. Jana war, wenn sie anfing zu trinken, wie ein Fass ohne Boden. Aber eigentlich vertrug sie nicht mehr als ein halbes Bier.

„Das … ist … kein großes Wunder.“ brachte Seth zwischen den Lachern hervor.

Jana runzelte die Stirn und schien zu überlegen wie sie reagieren sollte. Sie schien sich gerade fürs Schmollen entschieden zu haben, als Mark sie einfach auf seinen Schoß zog und sie küsste.

Wir anderen grinsten nur.

Die gute Stimmung hielt jedoch nicht lange, denn kurz darauf wandte sich Paine wieder an mich.

„Tara. Ich fürchte ich muss dich nochmal für ein paar Stunden verscheuchen. Rudelangelegenheiten.“

Ich seufzte und sah zu Jace. Jetzt wusste ich zumindest, warum er das Eisessen verschoben hatte.

„Nagut.“ murmelte ich missmutig.

Ich sprang von der Theke und ignorierte dabei die helfende Hand die mir Paine anbot.

Ich war gerade an der Tür als Jace „Warte Tara“ rief.

Ich drehte mich zu ihm. Er zog seine Handschuhe aus und zauberte mir eine vernünftige Jacke und Schuhe. Sie sahen wesentlich besser aus als die Sachen vorher und waren vor allem sehr viel bequemer.

Ich lächelte.

„Danke Jace.“

Er zwinkerte mir zu und wandte sich wieder seinem Rudel zu. Ich war für den Moment komplett vergessen also sagte ich nichts weiter und verließ das Haus. Planlos ging ich in Richtung des Waldes, der sich gleich hinter dem Rudelhaus erstreckte.

Das würde ein sehr langweiliger Nachmittag werden.

 

 

Begegnungen

 Begegnungen

 

 

Irgendwo mitten im Wald befand sich eine kleine Lichtung. Ich war schon oft hier gewesen, denn es war so wunderbar ruhig. Und so saß ich jetzt hier. Die Hände auf meine Knie gelegt,die Augen geschlossen und ich versuchte – wirklich- mich zu konzentrieren. Leichter gesagt als getan.

Frustriert öffnete ich die Augen und ließ mich nach hinten ins Gras fallen.

Gute Magier konnten mit nur einem Gedanken die Realität verändern. Richtig gute Magier konnten sogar eigene Welten und Dimensionen schaffen. Ich bekam noch nicht mal einen Apfel hin.

Eine Wolke die aussah wie ein Schmetterling zog über mich hinweg und ich fing an zu Grinsen. Damit stand fest wie ich die nächsten paar Stunden verbringen würde.

Dachte ich zumindest.

Nach mehreren Herzchen, einer Schnecke, einem Lolli, einem Teddybären und einem Baum wurde die Sache langsam langweilig. Und nicht nur das. Ich wurde seltsam unruhig. Fast als würde mich jemand beobachten.

Also setzte ich mich auf und sah mich misstrauisch um, aber da war Niemand.

Vorsichtig tastete ich nun mit meiner Magie die Umgebung ab und fand natürlich immer noch niemanden.

Mit einem Schnauben und einem Kopfschütteln legte ich mich wieder hin.

„Ich werde noch paranoid“ murmelte ich vor mich hin und musste gleich darauf kichern.

„Und ich führe Selbstgespräche...“

Hoffentlich ist Wahnsinn nicht Vererbbar. Sonst werde ich nie Kinder bekommen. Das kann ich der Welt nicht antun.

Ein Rascheln im Gebüsch irgendwo hinter mir ließ mich erschrocken aufspringen. Misstrauisch beäugte ich den Busch, der schon wieder raschelte.

„Jace?“ fragte ich vorsichtig nach, „bist du das?“

Etwas Kühles streifte meinen Nacken und Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus. Ich wirbelte mit einem leisen Aufschrei herum, doch da war niemand. Was hatte ich auch erwartet?

Das erneute Rascheln lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Gebüsch. Ein kleines weißes Kaninchen kam hervorgehüpft und ich sank lachend und mit immer noch vor Schreck geweiteten Augen wieder in die Knie um es zu streicheln.

„Ein Kaninchen.“

Ich kicherte wie eine Irre.

„Ein Kaninchen und der Wind. Ich bin echt ein Angsthase.“ murmelte ich mit einer Mischung aus Belustigung und Scham. Ich starrte auf den Boden und versuchte mich zu beruhigen.

„Ach. So ein Baby bist du gar nicht.“ sagte eine Stimme vor mir. Ich riss die Augen auf und fing an zu kreischen. Auf allen Vieren krabbelte ich rückwärts von der Stimme weg. Das Kaninchen war innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder in die Büsche geflohen.

„Ooh. Hab mich wohl geirrt.“

An einen Baum gelehnt stand ein Mädchen. Oder eine Frau. Sie war auf jeden Fall ziemlich klein. Sie hatte hüftlange kupferrote Haare und die gruseligsten Augen die ich jemals gesehen hatte. Das linke war fast farblos. Das rechte Hingegen leuchtete in intensivem Orange.

„Ääh.“ machte ich sehr einfallsreich. „Wer, was, wie?“ stammelte ich.

Sie schenkte mir ein beunruhigendes Lächeln.

„Tessa, Vampirin und ich denke das beantwortet auch die dritte Frage.“

Sie kam zu mir und streckte mir die Hand entgegen.

„Keine Sorge. Ich bin nur halb so gruselig wie ich wirke. Ehrlich.“

Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich machte keine Anstalten nach ihrer Hand zu greifen.

Halb so gruselig war definitiv immer noch ZU gruselig. Sie zog einen Schmollmund.

„Ach komm schon!“ jetzt hätte nur noch gefehlt, dass sie trotzig mit dem Fuß aufstampfte.

Ich stand ohne ihre Hilfe auf und musterte sie nochmal gründlich. Okay sie war vielleicht gruselig, aber sie schien tatsächlich nicht böse zu sein.

„Verrätst du mir auch wie du heißt?“ fragte sie mit einem – für sie – lieben Lächeln.

Sei nett. Sie hat dir zwar einen riesigen Schrecken eingejagt, aber das ist noch lange kein akzeptabler Grund um unhöflich zu sein. Also zwang ich mich zu einem Lächeln.

„Tara...“ murmelte ich immer noch leicht widerstrebend.

Jetzt strahlte sie regelrecht. „Ooh du redest doch noch mit mir. Das ist so lieb von dir.“

Sie fiel mir um den Hals. Ich stand reglos da. „Weißt du ich dachte erst du wärst ein Mensch. Du riechst echt gut. Aber keine Sorge du weißt ja bestimmt, dass Vampire keine Mythenwesen beißen.“

Sie schnupperte leicht an meinem Hals und kicherte. Sie ist verrückt. „Außer natürlich ihre Gefährtin. Du hast mir noch gar nicht verraten was du bist. Bist du eine Elfe? Ich meine du siehst ein bisschen aus wie eine. Und du hast hier draußen im Wald rumgelegen.“ Sie dachte weiter laut darüber nach was ich wohl sein könnte.

Ich dachte kurz darüber nach ihr mit einem Zauber zu zeigen was ich war, doch ich musste ja nicht unbedingt gleich zeigen was für eine Versagerin ich war.

„Ich bin eine Hexe.“ sagte ich daher so beiläufig wie möglich.

„Echt? Das ist cool.“ Sie ließ ihren Blick erneut über mich schweifen und zog leicht die Nase kraus.

„Aber es passt überhaupt nicht zu dir.“

Ich schnaubte entrüstet. Was soll das denn jetzt bitte heißen?! Bevor ich jedoch die Gelegenheit bekam sie zu fragen rief jemand nach ihr.

„Tessa!“ Sie zuckte leicht zusammen.

„Ooh. Ich muss los. Na wir sehen uns bestimmt noch Bella mia.“

Sie warf mir einen Kuss zu und war innerhalb eines Wimpernschlags verschwunden.

Ich starrte nach wie vor auf die Stelle an der Sie gestanden hatte.

Ja Mythenwesen waren manchmal seltsam. Vor allem wenn sie schon älter waren. Aber dieses Mädchen war echt eine Klasse für sich. Erst erschreckt sie mich zu Tode und dann war ich plötzlich ihre beste Freundin.

Mir schauderte als ich daran dachte was sie über meinen Geruch gesagt hatte. Und jetzt wurde mir auch klar warum sie mich erst so erschreckt hatte. Sie hatte mich gejagt. Zumindest solange bis sie festgestellt hatte, dass ich kein Mensch war. Bei dem Gedanken was passiert wäre wenn sie es nicht rechtzeitig bemerkt hätte wurde mir ganz anders. Na ganz toll. Wirklich. Ich sah seufzend zum Himmel. Doch der schien mir immer noch nicht beistehen zu wollen.

Es war mir egal ob das Rudel mit seinen Angelegenheiten fertig war. Ich hatte genug und wollte nur noch zurück und mich in den beruhigenden Armen meines Bruders verkriechen.

Während ich mich auf dem Weg zum Haus machte hatte ich erneut das Gefühl beobachtet zu werden. Ich schob es einfach auf meine Paranoia und die heutigen Erlebnisse.

 

"Hmmmmmmm"

Ich gab ein langes und genussvolles Stöhnen von mir während ich mit meinem Löffel tief in meinen Schoko-Karamell-Nuss-Becher herumstocherte.

"Das. Ist. So. Gut."

Mein Bruder sah mich amüsiert an während er an seinem Capuccino nippte. Ganz der elegante und feine Herr Gestaltwandler.

"Wenn du weiter so viel Eis futterst wirst du noch fett." sagte er mit einem schelmischen Zwinkern.

Ich ignorierte ihn einfach und aß einen weiteren Löffel.

"Hast du dir schon überlegt, was du für die Woche alles brauchen wirst?" wechselte Jace das Thema.

"Juwelen, Schmuck und Diademe." antwortete ich prompt.

Er schnaubte. "Klar. Sonst noch irgendwelche Wünsche Prinzessin?"

"Dutzende. Aber kannst du mir die auch erfüllen?" fragte ich und schenkte ihm einen neckischen Augenaufschlag.

"Iss dein Eis und sei still." immitierte er Paines besten Kommandoton.

"Alles was ihr wünscht euer Hoheit." antwortete ich gespielt unterwürfig.

Wir kicherten beide und kabbelten uns noch eine ganze Weile während ich mein Eis aß. Doch plötzlich wurde Jace ganz still und sein Blick fixierte sich auf einen Punkt hinter mir. Etwas berührte meine Schulter und ich fuhr herum.

"Hallo Tara." sagte Tessa. Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

Heute trug sie ein schlichtes butterblumengelbes Sommerkleid, dass sie noch kindlicher aussehen ließ als am Vortag.

"Es ist sooo schön dich hier zu treffen. Was für ein glücklicher Zufall. Ich freue mich ja soo! Weißt du, ich bin mit meinem Bruder hier. Wir sind noch nicht sehr lange in dieser ... ääh...." sie zögerte und warf einen Blick auf die Menschen um uns herum "...Gegend. Er war noch nie zuvor hier und braucht noch ein paar angemessene Klamotten."

Das alles hatte sie gesagt ohne auch nur einmal zu atmen. Bevor ich irgendwie reagieren konnte redete sie schon weiter.

"Ist das dein Freund?" fragte sie mit einem Blick auf Jace.

"Ääh..." antwortete ich etwas dümlich, vollkommen überwältigt von ihrem Wortschwall.

"Ich bin ihr Bruder. Jace." seine Stimme klang eisig und sein Blick war kalt und bedrohlich auf Tessa gerichtet. Ich starrte ihn irritiert an. Warum reagierte er so abweisend? Natürlich kannte er Tessa nicht und ja sie sah auch ziemlich gruselig aus. Aber das war doch lange noch kein Grund so unfreundlich zu sein. Vor allem war Jace sonst doch immer die Höflichkeit in Person.

Tessa ließ sich davon nicht stören.

"Hi. Ich bin Tessa. Es freut mich ja soo dich kennenzulernen. Es ist gut, dass du nicht ihr Freund bist. Du siehst nämlich echt heiß aus." sagte sie und warf ihm einen Kuss zu.

Mein Bruder knurrte leicht und wandte sich von ihr ab. Tessa lachte.

"Ooh. Da ist jemand schüchtern."

Das Knurren wurde lauter. Ist sie lebensmüde??? Ich entschied mich einzugreifen bevor die Situation eskalieren konnte.

"Ähm. Tessa..." weiter kam ich nicht, denn sie warf plötzlich mit einem Aufschrei ihre Arme um meinen Hals.

Was bei Zeus...?

"Du hast zum ersten Mal meinen Namen verwendet." quietschte die Vampirin mir aufgeregt ins Ohr.

Ich räusperte mich verlegen.

"Du ... Du kannst mich auch wieder loslassen."

Sie löste sich sofort von mir und trat einen Schritt zurück.

"Tut mir leid. Ich freue mich bloß so, dass ich bereits eine Freundin gefunden habe." sagte sie leicht verlegen und strich sich eine ihrer Locken hinters Ohr.

"Sieh. Da kommt mein Bruder."

Ich drehte mich um und sah in die Richtung in die sie deutete. Nur im letzten Moment schaffte ich es zu verhindern, dass mir die Kinnlade herunterklappte. Er war groß. Sehr groß. Riesig. Seine Schultern waren breit, sein Körper durchtrainiert, sein Kiefer eine einzige harte Linie. Was ihn jedoch am meisten von den Menschen unterschied waren sein Haare und Augen. Die Haare waren ein glänzendes Silber, das ihm wild und ungebändigt bis auf die Schultern fiel. Seine Augen waren von einem intensiven Blauviolett und selbst auf die Entfernung konnte ich die kleinen silbernen Wirbel in seiner Iris sehen. Ich schluckte trocken und versuchte meine Fassung wieder zu gelangen.

Tessa drehte sich zu mir und sah mich fassungslos an.

"Dein Geruch...." sagte sie mit kehliger Stimme und trat einen Schritt auf mich zu. Ihre Augen leuchteten und ihre Fangzähne waren ausgefahren.

Ich erstarrte unsicher. Mein Bruder sprang auf und knurrte sie bedrohlich an. Innerhalb eines Wimpernschlags war Tessas Bruder bei ihr und hielt sie fest während er ebenfalls bedrohlich knurrte. Seine Augen leuchteten jetzt komplett silbern.

Was passiert hier? Warum passiert sowas immer mir?

In Panik sah ich mich um und bemerkte die Menschen die uns mit großen Augen ansahen und tuschelten. Ooh Gott. Ich musste etwas unternehmen.Die Umrisse meines Bruders flackerten leicht. Er stand kurz vor der Verwandlung. Die Menschen durften das nicht sehen.

Mit einer fahrigen Bewegung zog ich mir einen Handschuh aus und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.

Bitte lass es funktionieren. Bitte. Bitte. Bitte.

Ich schloss die Augen und schrieb eine einzelne Rune in die Luft.

Langsam öffnete ich die Augen und sah mich um. Erleichtert atmete ich auf. Die Menschen um uns herum waren alle erstarrt. Beinahe hätte ich aufgelacht. Ich hatte tatsächlich die Zeit angehalten. Gerade als ich das dachte flog ein Schwarm Vögel über unseren Köpfen hinweg. Naja. Fast zumindest. Meine Stimmung sank als ich mich wieder dem eigentlichen Problem zuwandte. Die anderen Mythenwesen waren von dem Zauber natürlich unbeeinträchtigt geblieben.

Die Männer knurrten sich weiter an,während Tessa immer noch versuchte sich von ihrem Bruder loszureißen. Ihr Blick war auf die Stelle an meinem Hals fixiert and der meine Halsschlagader panisch pochte. Sie wirkte wie hypnotisiert. Irgendwie musste ich sie beruhigen. Dann würde sich die ganze Situation entspannen. Hoffentlich.

 

Selene

Selene

 

 

Vorsichtig ging ich einen Schritt auf Tessa zu. Das Knurren meines Bruders wurde noch aggressiver und er zog mich zu sich zurück.

"Jace." hauchte ich.

"Bitte Jace. Du musst mir vertrauen."

Sein Blick war wild und es war deutlich wie schwer es ihm fiel, doch schließlich ließ er mich los.

Ich schluckte leicht und trat erneut einen kleinen Schritt auf Tessa zu. Ihre Augen waren immer noch star auf meinen Hals gerichtet. Noch ein Schritt. Sie zitterte nun stärker. Versuchte sich loszureißen, doch der Griff ihres Bruders war unerbittlich. Um genau zu sein schien er sich nicht einmal anstrengen zu müssen um sie festzuhalten.

Ich warf einen prüfenden Blick auf sein Gesicht. Er knurrte immer noch, die Augen leuchtend silbern und die Zähne gefletscht, doch das galt allein meinem Bruder. Was ich tat interessierte ihn anscheinend nicht im mindesten. Na vielen Dank auch.

Schnell trat ich einen weiteren Schritt nach vorne, bevor mich der Mut verlassen konnte. Tessa fauchte leicht. Sie wollte mein Blut und sie hatte komplett die Kontrolle verloren. So etwas passierte eigentlich nur sehr jungen Vampirin und so wie sie sich normalerweise verhielt, hatte ich eigentlich gedacht das sie schon ziemlich alt sein musste. Aber vielleicht gehörte verrückt  ja einfach zu ihrem Charakter.

"Tessa." meine Stimme war kaum mehr als ein dünnes Piepsen.

 Ihr gleißender Blick löste sich von meinem Hals und sie sah mir direkt in die Augen. Ich glaubte einen kleinen Funken von Erkennen zu sehen. Bei Zeus, ich hoffte es.

"Tessa." sagte ich erneut. Ich überbrückte das letzte bisschen Distanz zwischen uns und hob meine Hand an ihre Wange. Sie fauchte und schnappte danach, ließ es dann jedoch zitternd zu, dass ich sie auf ihrer kühle Haut legte.

"Ich bin es. Tara."

Sie atmete tief ein. Witterte mich. Keine Veränderung.

"Ich bin kein Mensch Tessa. Ich bin ein Hexe. Du willst keine Hexe beißen, nicht wahr?"

Ihr Blick klärte sich etwas. Noch nicht genug.

"Du willst doch nicht deine Freundin beißen, oder Tessa?"

"Freundin..." wiederholte sie langsam. Ihr Blick klärte sich weiter, das Leuchten ihrer Augen erlosch, als hätte jemand einen Lichtschalter umgelegt.

"Ooh mein Gott. Tara." stotterte sie und ihre Augen wurden kugelrund.

In dem Moment in dem Tessa sich beruhigte hörte mein Bruder auf zu knurren und auch Tessas Bruder entspannte sich und ließ sie los.

"Es ... Es tut mir so leid Tara." hauchte sie und kämpfte mit den Tränen.

Ich sah sie stumm an und schüttelte nur sprachlos den Kopf. Dann sah ich zu ihrem Bruder. Er stand mir verschränkten Armen und undurchdringlicher Miene da. Ehe er es sich versah war ich bei ihm und verpasste ihm eine Ohrfeige. Er sah absolut fassungslos aus. Mein Bruder fing laut an zu lachen, verstummte aber abrupt als ich herumwirbelte und auch ihm eine verpasste.

Ich wandte mich wieder Tessa zu und fing an zu sprechen. Mein Tonfall schneidend und kalt wie Eis. "Wie kannst du es wagen. Hast du auch nur einen Moment daran gedacht was du tust? WO du dich befindest. Sie dich genau um. Hier sind MENSCHEN. Hunderte von Menschen. Und du lässt einfach so den ausgehungerten Vampir raushängen. Sie haben uns gesehen. Was tust du wenn all diese Menschen herausfinden was du bist? Du bringst alle in Gefahr. Die gesamte Mythenwelt steht auf dem Spiel wenn du so handelst, also reiß dich gefälligst zusammen."

Sie fing an zu schluchzen und ich zog sie seufzend in meine Arme. Sanft strich ich durch ihr weiches Haar.

"Tu so etwas nie wieder. Versprich es mir." sagte ich nun etwas freundlicher.

Sie hickste und nickte leicht.

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte sah sie zu mir auf.

"Aber ich konnte wirklich nichts dafür Tara... Dein.... Dein Geruch hat sich plötzlich so verändert... Dein Blut... es roch so anders... so... köstlich."

Ich schnaubte ungläubig und schob sie von mir.

"So ein Schwachsinn. Ein Geruch verändert sich nicht einfach."

Mein Bruder räusperte sich leicht. "Sie hat Recht, Schwesterherz. Ich gebe es nur ungern zu, aber dein Geruch hat sich wirklich stark verändert."

"Seid ihr jetzt alle durchgedreht? Der Geruch meines Blutes KANN sich gar nicht verändert haben. Sowas geht gar nicht."

"Anscheinend schon. Ich habe es auch gemerkt." meldete sich nun Tessas Bruder zu Wort.

Ich undertückte ein schaudern. Seine Stimme war tief und rau. Sie passte zu ihm. Konzentrier dich!

Ich sah sie alle nochmal prüfend an, doch sie waren sich anscheinend einig. 

"Na super..." murmelte ich mit einem Blick zum Himmel, der mir jedoch auch heute nicht antwortete.

Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte wandte ich mich wieder meinem Bruder zu.

"Jace könntest du vielleicht....?" Ich machte eine Handbewegung die vage die eingefrorene Menschenmenge umfasste.

Er nickte und innerhalb von Sekunden war wieder alles beim alten. Ich setzte mich hin und stocherte nun lustlos in meinem halb geschmolzenen Eis. Tessa setzte sich neben mich, während die Männer stehen blieben und sich gegenseitig missmutig anstarrte.

"Ähm. Darf ich dich meinem Bruder vorstellen? Alexander das ist Tara. Tara mein Bruder Alexander." sagte sie, deutlich bemüht die Stimmung aufzuheitern.

Ohne den Blick zu heben nickte ich, was zu einem missmutigen Knurren von Seiten Aleanders führte.

"... und das ist Taras Bruder Jace."

Jace nickte ihm zu. "Hey was geht."

Ich stand mit einer abrupten Bewegung auf. "Lass uns gehen Jace."

Er nickte, warf einen Geldschein auf den Tishc und wir wandten uns zum gehen. Weit kamen wir jedoch nicht, denn wir wurden von Alexander aufgehalten.

"Wartet." Er kam ein paar Schritte näher. "Meine Schwester und ich sind nicht ohne Grund in dieser Welt. Sagt mir wo wir Selene finden können."

Ich erstarrte innerlich und mein Bruder und ich wechselten einen Blick.

"Wie bitte?" fragte ich während mein Bruder gleichzeitig "Wir kennen keine Selene" sagte.

Alexanders Augen wurden zu Schlitzen. "Ihr lügt."

Ich trat einen Schritt näher zu Jace.

"Tun wir nicht." sagten wir unisono.

Alexander kam bedrohlich auf uns zu.

"Ich will ihr nichts tun. Sagt mir nur wo ich sie finde."

Wütend stemmte ich die Hände in die Hüften.

"Wir kennen keine Selene! Krieg das doch in deinen Dickschädel!"

Ich packte meinen Bruder an der Hand und zog ihn mit mir weg von diesem unmöglichen Mann. Diesmal hielt uns keiner auf. Kaum das wir außer Sichtweite waren blieb ich stehen und lehnte mich and eine der Häuserwände.

"Jace..." hauchte ich und meine Stimme zitterte leicht.

Er schloss mich in seine Arme und strich mir sanft über den Kopf.

"Ich weiß. Keine Sorge. Alles wird gut."

 

 

Am Vormittag des nächsten Tages hatte das Rudel meines Bruders eine weitere Besprechung wodurch ich gezwungen war das Haus zu verlassen. Ich lag wieder auf der Lichtung im Wald und ließ magische Funken über meine Finger tanzen, als sich plötzlich was veränderte. Mein Puls beschleunigte und das Blut in meinen Adern kribbelte.

Bevor ich die Chance hatte weiter über diese seltsame Veränderung nachzudenken hörte ich eine Stimme hinter mir.

"Tara."

Ich schluckte, doch mein Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Mit einem augesetzten Lächeln auf den Lippen drehte ich mich um.

"Alexander, richtig? Was machst du denn hier?" fragte ich möglichst beiläufig.

Er bemühte sich nicht um Smalltalk um die Situation aufzulockern,  sondern kam gleich zum Punkt.

"Sag mir was du über Selene weißt."

Kein Lächeln. Sein Blick bohrte sich in meinen, als versuchte er meine Gedanken zu lesen. Ich räusperte mich trocken und zwang meine Augen fort von ihm.

"Ich sagte doch bereits, dass ich dir nicht helfen kann. Ich kenne keine Selene."

Er knurrte. Verdammt nochmal er knurrte mich tatsächlich an!

"Sie ist die mächtigste Hexe eurer Welt, aber du willst mir sagen, dass du nicht weißt von wem ich rede?"

Ich gab meinen Versuch weiterzulächeln auf und verschränkte genervt die Arme vor der Brust.

"Ja. Genau das sagte ich gerade. Ich kenne sie nicht. Noch nie von ihr gehört. Und jetzt lass mich in Ruhe."

Plötzlich passierte alles sehr schnell. Ich hörte ein Brüllen, dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Im nächsten Moment stand er vor mir. Seine Hand berührte meine Stirn.

"Qesouhl."

Das letzte was ich sah war ein blaues Licht welches sich langsam zu einem Muster zu formte. Dann war alles schwarz.

 

Schwarz war auch das erste was ich sah als ich wieder zu mir kam. Ich saß irgendwo in einem Raum der so dunkel war, dass ich meine Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Zumindest nahm ich das an, denn überprüfen konnte ich es nicht. Meine Hände waren hinter meinem Rücken gefesselt. Ich versuchte aufzustehen, doch ich kam nur drei Schritte weit, dann kam ich mit einem Ruck zum halt. Der Mistkerl hatte mich tatsächlich angekettet. Wie einen götterverdammten Hund!

"Wie kann er es wagen?!"

Mit einem Aufschrei setzte ich mich wieder hin. Was hatte er jetzt wohl mit mir vor? Würde er mir wehtun? Mich töten? Nein. Mein Bruder würde mich finden bevor Alexander mir irgendetwas antun konnte. Hoffe ich.

Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Wie hatte er durch meine Schutzschilde dringen können? Er musste wirklich sehr mächtig sein. Das er mich in Ketten gelegt hatte anstatt mich durch einen Zauber zu binden war pure Boshaftigkeit. Und was wollte er überhaupt von Selene? Wie würde er wohl reagieren, wenn er die Wahrheit herausfände? Bestimmt nicht gut.

Ich schüttelte den Kopf um die bösen Gedanken zu vertreiben. Ich musste einen Weg hier herausfinden.

Wäre ich eine bessere Hexe könnte ich mich trotz gefesselter Hände befreien. Schwach wie ich war käme ein Versuch jedoch einem Selbstmord gleich. Und so lebensmüde war ich nicht.

Ich wusste zwar nicht wie lange ich schon hier war, doch mein Bruder war sicher schon auf der Suche nach mir. Er und das Rudel würden kommen um mich zu befreien bevor ich auch nur bis drei Zählen konnte. Und dann würde Alexander sein blaues Wunder erleben.

Er hatte sich mit den falschen angelegt!

Ich nickte entschlossen und öffnete die Augen. Wieder fühlte ich mich seltsam kribbelig und dann flackerte plötzlich ein magisches Licht auf und erleuchtete den Raum. Alexander stand vor mir breitbeinig und mit grimmiger Miene. Bei Zeus er hatte sich einfach aus dem Nichts materialisiert!

Ich sah ihn einen Moment lang mit erstaunen an bis ich meine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle bekam und eine betont gleichmütige Miene aufsetzte.

"Hallo Alexander. Ich muss schon sagen, ich hätte gedacht du hast bequemere Räumlichkeiten zu bieten. Das ist wirklich nicht sehr gastfreundlich. Ich würde also gerne nach Hause gehen."

Er verschränkte die Arme vor der Brust und hob langsam eine seiner Augenbrauen.

"Nein."

Ich wartete. Nichts. Ich schnaubte missmutig.

"Ist das alles was du zu sagen hast?! Lass mich gefälligst frei oder du wirst es bereuen!"

"Nein." zuckte da etwa ein Lächeln um seine Mundwinkel? Der Kerl hatte echt Nerven.

"Du kannst mich nicht einfach entführen. Mein Bruder wird mich finden und dann wird er dich umbringen. Wenn er mit dir fertig ist würde nicht einmal Zeus dich noch erkennen!" zischte ich wütend.

Die zweite Augenbraue gesellte sich zu der ersten.

Wütend presste ich die Lippen zusammen und Stille breitete sich zwischen uns aus.

"Bist du fertig?" fragte er schließlich.

Ich fauchte ihn an, was ihn jedoch nicht im mindesten zu beeindrucken schien.

"Dann können wir ja jetzt zur Sache kommen."

Er beugte sich zu mir runter..

"WO. IST.SELENE?"

Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

"Ich weiß nicht von wem du redest." presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Er packte mein Kinn und zwang mich zu ihm aufzusehen.

"Hör auf zu lügen. Ich weiß IMMER wenn man mich belügt. Also versuch es gar nicht erst. Und jetzt beantworte meine verdammte Frage!"

Mir stiegen Tränen in die Augen.

"Ich kann dir nicht helfen!"

Mit einem kurzen Brüllen ließ er mich los und richtete sich auf.

"Ich werde dich nicht gehen lassen bevor du mir nicht gesagt hast was du weißt! Es ist zu wichtig!"

Wichtig?

Zu meiner Überraschung klang er wirklich verzweifelt.

Ich sah zu ihm auf.

"Warum?"

Er hielt inne und sah mich nachdenklich an. Wahrscheinlich überlegte er ob er mir die Wahrheit sagen konnte.

Schließlich verhärteten sich seine Gesichtszüge. Er hatte eine Entscheidung getroffen.

"Nur sie kann unsere Welt noch retten."

Tod

Tod

 

 

Geschockt sah ich ihn an.

"Was meinst du damit?"

Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte, doch er begann tatsächlich zu sprechen.

"Meine Welt ist ohne sie dem Untergang geweiht. Die Krata, eine Form von mächtigen Hexen in unserem Universum werden langsam wahnsinnig. Wir wissen nicht wieso, oder wie wir es aufhalten können. Sie werden böse und wollen alles zerstören. Wenn sie mit unserer Welt fertig sind, dann werden sie weiterziehen bis sie alles, sogar sich selbst zerstört haben."

Kälte bohrte sich in meinen Rücken.

Ich schluckte trocken.

"Warum haltet ihr sie nicht auf?" fragte ich mit schwacher Stimme.

"Sie sind zu stark. Eine kann man aufhalten. Auch zwei oder drei. Wenn wir uns zusammenschließen vielleicht auch mehr. Aber nur Selene kann sie stopen und ihren Wahnsinn besiegen. Die Krata sind zu wichtig für das Gleichgewicht der Magie und Natur."

Ich senkte meinen Blick.

"Warum Selene?" meine Stimme war nun kaum mehr als ein Krächzen.

"Sie steht in unseren Prophezeiungen. Ohne sie werden die Krata komplett wahnsinnig und wir sind verloren. Deswegen brauchen wir sie. Es ist wirklich wichtig."

Er sah mich mit todernster Miene.

"Bitte sag mir wo ich Selene finden kann."

Ich konnte nicht mehr. Eine Träne rollte mir über die Wange und ich schüttelte verzweifelt den Kopf.

"Das kann ich wirklich nicht."

Er wollte etwas sagen, doch ich unterbrach ihn.

"Nicht weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht kann."

Mein Blick schweifte in eine Ecke und verlor sich in der Dunkelheit.

"Sie ist tot."

 

Er hatte gebrüllt. Er hatte geknurrt, gefaucht, mich bedroht und geschüttelt. Ich hatte alles wortlos über mich ergehen lassen. War ich doch selbst mindestens genauso geschockt. Schließlich hatte er sich ein wenig beruhigt und eine Erklärung verlangt.

Seit einer gefühlten Ewigkeit saß ich nun hier mit gesenktem Blick und versuchte herauszufinden wo ich anfangen sollte. Zu meiner Überraschung wartete er geduldig bis ich bereit war zu sprechen. Anscheinend merkte er wie sehr ich zu kämpfen hatte.

Schließlich räusperte ich mich.

"Selene ist kein Name." begann ich mit immer noch gesenktem Blick.

"Es ist ein Titel. Eine Art Hohepriesterin der Magie. Von den Göttern dieser Welt gesegnet und von allen Mythenwesen verehrt. Es gibt immer nur eine Selene. Wenn sie stirbt, dann prophezeit das amtierende Orakel von Delphi wann und wo die neue Selene geboren wird. Als Beliana, unsere letzte Selene gestorben ist haben sie also das Orakel befragt. Sie sagte uns wer es sein wird und auch, dass sie auf ewig die letzte Selene sein würde."

Ich sah auf und sah ihm direkt in die Augen.

"Die Selene ist meine Zwillingsschwester Adriadna. Sie ist bei unserer Geburt gestorben."

Ich sah Unglauben und Verzweiflung in seinem Blick. Es zerriss mir fast das Herz. Was auch immer er sich von der Selene erhofft hatte würde niemals Wirklichkeit werden. Egal wie sehr er es wollte.

Sein Blick veränderte sich abermals. Der Unglaube wurde durch Wut und Entschlossenheit ersetzt.

"Du lügst." sagte er kalt.

Ein hysterisches Kichern entwich mir.

"Warum sollte ich lügen? Du könntest mich auf der Stelle umbringen. Wenn du mich nicht umbringst, dann wird mein Bruder früher oder später hier sein und mich befreien. Warum sollte ich also lügen? Ich sage die Wahrheit!"

"Blödsinn! Aber ich werde die Wahrheit herausfinden."

Seine Stimme war kalt, jedes Wort so tödlich wie ein Dolchstoß ins Herz.

Er kam zu mir und zog mich an der Wand nach oben. Ich zappelte und versuchte ihn zu treten, doch das unterband er indem er seinen Körper gegen meinen presste. Sein Knie lag zwischen meinen Beinen und seine Hüfte nagelte mich an der Wand fest. Meine gefesselten Arme pressten sich schmerzhaft in meinen Rücken und mein Herz raste vor Angst.

"Lass mich los" sagte ich verzweifelt und wand mich.

"Letzte Chance." sagte er kalt. "Sag mir die Wahrheit und ich lasse dich laufen."

"Ich habe die Wahrheit gesagt!" schluchzte ich.

"Deine Entscheidung..."

Er zog meinen Kopf zur Seite, sodass sich er freien Zugang zu meiner Halsschlagader hatte. Ich versuchte mich zu wehren, doch er war zu stark. Scharfe Zähne bohrten sich in meinen Hals. Ein Glühender Schmerz breitete sich in mir aus als er anfing mein Blut zu saugen. Und mit dem Schmerz kam ein seltsam prickelndes Gefühl, welches den Schmerz langsam verdrängte.  Und dann war er plötzlich in meinem Kopf. Er durchwühlte meinen Geist, mein Wissen, jede noch so kleine Erinnerung und entblößte meine Seele. Mir wurde schwindelig vom Blutverlust und noch immer hörte er nicht auf.

Er suchte weiter und ich konnte seine wachsende Verzweiflung spüren. Er fand nicht das worauf er gehofft hatte. Meine Erinnerungen bestätigten was ich gesagt hatte. Gemeinsam sahen wir Adriadnas Grab im Tempel der Selene und etliche meiner Geburtstage, die jedoch keine Feiern waren sondern Tage der Trauer für die ganze mythische Welt. Mein erster Lehrer der vor mir stand und mich hasserfüllt ansah. "Du hättest sterben sollen. Nicht deine Schwester sondern du. Du bist eine Enttäuschung. Diese Welt braucht dich nicht. Niemand wird dich je brauchen..."

Mit einem wütenden Brüllen riss Alexander seinen Mund von meinem Hals. Mein Blut klebte an seinen Lippen und er sah mich ungläubig an. Pure Verzweiflung stand in seinem Blick. Mit jedem Herzschlag wurde mehr  meines Blutes aus mir gepumpt. Es sickerte an meiner Kehle hinab und durchdrängte meine Kleidung. Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Und dann endlich umfing mich eine seelige Dunkelheit.

 

Zu meinem eigenen Erstaunen war ich in diesem dunklen Drecksloch nicht gestorben.

Als ich wieder erwachte schien der Boden unter mir sich zu bewegen. Meine Hand fuhr zu meinem Hals. Keine Wunde. Ich hatte auch keine Schmerzen. Ich fühlte mich nur schwach und ausgelaugt, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen.

Verwirrt blickte ich mich in dem schummrigen kleinen Raum um. Es gab ein kleines Bett, auf welchem ich lag, eine Truhe und einen winzigen Schreibtisch.

Mit einem Gefühl von Schwindel richtete ich mich auf und wankte zu dem kleinen Fenster. Mir wurde übel bei dem Anblick der sich mir bot.

Wasser, soweit das Auge reichte. Jedoch wirkte es irgendwie eher veilchenblau, die Wellen silbern wenn sie sich brachen. Das hatte so gar nichts mit dem Meer auf der Erde zu tun. Mein Blick wanderte zum Himmel und bestätigte meinen Verdacht. Zwei Sonnen, die in einem hellen weißen Licht erstrahlten vor einem dunkelblau anmutendem Himmel.

"Captain, wir haben ein Problem..." murmelte ich leise zu mir selbst

Dieser wahnsinnige Kerl hatte doch tatsächlich den Nerv mich zu entführen.

"Ich bringe ihn um. Und dann nochmal. Und dann wird mein Bruder ihn nochmal umbringen!"

Ich wollte zurück zum Bett gehen, doch ich stolperte über mein langes Nachthemd. Moment? Nachthemd? Wer hatte mich umgezogen? Ich spürte wie mein Gesicht anfing vor Scham zu brennen.

"Und dann bringe ich ihn noch einmal um und werfe seine Überreste den Ratten zum Fraß vor!!!"

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.05.2014

Alle Rechte vorbehalten

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