(Lukas)
Wie jeden Morgen um 6:30Uhr, weckte er mich ohne Mitleid zu haben. Wie konnte etwas was kein Herz hat, nur so eiskalt jemanden aus der Traumwelt reißen. Ein Wecker ist sowohl nutzt voll, wie auch die meist gehasste Erfindung, gleich nach den Waffen.
Egal was ich versuchte meine Augen konnte ich einfach nicht öffnen, wenn ich es dann mal geschafft hatte, fielen sie kurz danach wieder zu. In solch einer Situation wünschte ich, ich wäre eine Zeichentrickfigur. Die sich ohne Probleme Zahnstocher zwischen die Augen stecken konnten. Doch leider war ich keine, mehr als Schmerzen und die Gefahr, dass ich irgendwann mit Sehkraft am Stiel rum lief brachte es mir nicht.
Als hätte ich damit nicht Pech genug, ist morgens die Anziehungskraft vom Bett immer so stark, dass es schon eine Meisterleistung war, sich aus den Fängen der kuscheligen, weichen Bettdecke zu befreien. Dieser Kampf der nur am Wochenende pausierte, der jeden Morgen aufs Neue eine Revanche verlangte, zu kämpfen und zu gewinnen hatte jeden Tag aufs Neue olympisches Gold verdient.
Nach 15 Minuten schaffte ich es dann doch auf zustehen und hüpfte unter die Dusche. Als hüpfen konnte ich es nicht bezeichnen, ich trug förmlich meinen Körper unter die Dusche, da mein müder Körper anscheinend doppelt so schwer war wie normal. Das Wasser schien ziemlich Koffein haltig zu sein und Gewichts reduzierend. Denn schon nach kurzer Zeit, war ich wach, wenn auch nicht hellwach und ich hatte mein normales Gewicht wieder.
Was eine Dusche für wahre Wunder bewirken kann…
Nach dem ich mich angezogen hatte, eine Jeans, ein weißes T-Shirt mit Aufdruck und Schuhe, ging ich nach unten. Mir stieg schon der Geruch des frischen Kaffees in die Nase und meine Mutter wartete schon am Frühstückstisch, mit frischen Brötchen und meinem Lieblings Müsli auf mich.
Meistens lief es jeden Morgen gleich ab, meine Mama quatschte mich voll über Gott und die Welt und ich saß da, aß mein Müsli, tat so als ob ich ihr zuhöre. So früh am Morgen hatte ich einfach noch nicht die Auffassungsgabe, die es brauchte um einen Wort Schwall dieses Ausmaßes zu folgen, außerdem musste ich noch 6 Stunden in der Schule meine Lauscher aufmachen. Aber entweder schien sie es nicht zu merken, dass sie so gut wie Selbstgespräche führt oder ihr war es egal das sie keine Zuhörer hatte.
Im Gegensatz zu mir schien meine Mutter schon ziemlich hellwach morgens aufzuwachen. Während ich am liebsten den halben Tag schlafend im Bett verbrachte, war für sie jede Minute zu viel Schlaf Verschwendung. Diese Sache bei meiner Mutter werde ich wohl nie verstehen. Oft schien es nämlich das sie mit Hummeln im Hintern aufwacht.
Schweigend aß ich den letzten Rest meines Müslis und packte mein belegtes Brötchen, welches meine Mutter mir summend geschmiert hatte in meinen Rucksack. Wach aufzuwachen ist das eine, aber summen, dass ist mir ein wenig zu viel. Deshalb verabschiedete ich mich schnell, mit einem Kuss auf der Stirn von meiner Mutter und schwang mich auf meinen Drahtesel. An der Straßenkreuzung stieß dann mein bester Freund Sam dazu.
Sam ist einfach ein super toller Kerl mit ihm gehe ich schon seit der Sandkasten-Zeit durch dick und dünn. Ich kann zu ihm kommen wann ich will und mit ihm einfach alles belabern. Wir hingen eigentlich auch fast in jeder freien Minute zusammen. Die aus unserer Klasse nannten uns schon Siamesische- Zwillinge, denn uns bekam man nur im Doppelpack. So kam es auch dazu dass wir genau denselben Freundeskreis hatten. Es gab glaube ich noch nie eine Woche in der wir uns nicht gesehen hatten, mit Ausnahme einer von uns war im Urlaub.
Meine Mutter sagte immer das es ein Wunder sei das wir und so gut verstanden, denn wir waren so gleich wie ein Kreis und ein Viereck. Aber anscheinend passte gerade diese Kombination wie Arsch auf Eimer.
Er war der Typ der sehr viel Wert auf sein Aussehen legte, eine große Klappe hatte und jede Woche eine neue Freundin hatte.
Ich dagegen hatte bis auf ein, zwei Beziehungen noch keine Erfahrungen mit Mädchen und würde sie auch nicht so ausnutzen wie Sam. Denn mal ganz ehrlich was brachte es Sam, wenn er schon so viele Freundinnen hatte, okay Facebook und die betroffenen Mädchen nannten es so, aber ich würde eher sagen Körperschmuck und Mittel zum Zweck. Da seine Mädels immer übermäßig hübsch waren. Ich wollte so was nicht, wieso sollte ich denn jemanden verarschen, nur um cool zu wirken und Sex zu haben, obwohl diese Person mir nie etwas getan hatte?
Aber mich interessierte es auch nicht wenn er das machte, denn er musste mit den Konsequenten leben und nicht ich. Wobei ich schon Mitleid mit den Mädchen hatte, die meisten kannten zwar seinen Ruf, hofften aber die eine zu sein, die es schaffte sein Herz für sich zu gewinnen. Eigentlich an sich eine schöne Vorstellung, doch ob er wirklich ein Herz zu verschenken hatte wusste selbst ich nicht.
In der Schule angekommen gingen wir zu unserer Klasse und setzten uns zu den anderen.
Das Schöne an unserer Klasse war das eine ziemlich starke Klassengemeinschaft gab. Klar mochte nicht jeder jeden, aber wenn es wirklich drauf an kam hielten wir zusammen, wie Pech und Schwefel.
Einmal da wurde einer von unserem Lehrer zur sau gemacht für etwas wofür er nichts konnte, er wurde dann zum Direktor geschickt, da wir anderen wussten das er es nicht war gingen wir einfach mit. Das Ende der Geschichte ist, das der Lehrer sich bei ihm entschuldigte und uns allen ein Eis ausgab. Das mit dem Eis hatte er wahrscheinlich nur gemacht um sich einzuschleimen, damit ihn alle wieder mochten und für einen coolen Lehrer hielten. Nur doof das wir ihn vorher schon nicht mochten. Das Eis hatte dann nur als Abkühlung an einem heißen Tag genutzt und um die Unterrichtszeit zu kürzen.
Sie diskutierten gerade darüber wie lange das Essen der Schulcafeteria schon abgelaufen sei und ob die Köchin uns die Reste der Essen noch 3 Wochen später zum Essen vorsetzte.
“Also ich wette ja, das sie die Zutaten des Essens von gestern noch vom 2 Weltkrieg übrig hatte.”, mischte sich Sam ein.
“Vom Alter der Frau würde es passen.”, sagte ich lachend.
“Stimmt ihre Falten kann man schon als Skateboard-Rampe benutzen.”, stimmte mir Gerd, ein Klassenkamerad zu, mit dem ich mich öfters zum Skaten traf.
Denn noch ein Unterschied zwischen mir und Sam war, das er skaten hasste. Er meinte außer Narben die seinen Astralkörper, versauten, brachte es ihm nichts, denn die Mädels bekam er auch so, dazu hatte er kein Board nötig. Der wahre Grund war wohl eher, dass er genauso gut war wie ein Fisch, der auf dem Land überleben sollte.
Wir diskutierten noch weiter bis es klingelte und die erste Stunde mit dem Lieblingsfach aller, Mathe startete.
Unser Mathelehrer war genauso interessant und sympathisch wie eine Klobürste und aufpassend tat eh keiner. Größten Teils lag es daran, das er Mathe so erklärte als würde er chinesisch mit einem Sprachfehler sprechen, da hatte es nicht viel Sinn aufzupassen.
Stattdessen flogen Zettel durch den Klassenraum und man konnte überall im Raum Getuschel hören.
Schon am Anfang des Schuljahres hatte Herr Wutz, es aufgegeben unsere Klasse ruhig zu behalten. Jede Stunde aufs Neue machte er Unterricht mit sich selbst.
Zwischen durch wenn er mal einen guten Tag hatte, wobei alle eher tippten, das er sich Mut angetrunken hatte, nahm er einfach mal so wen dran. Meistens erntete er jedoch nichts mehr als einen dummen Spruch, oft handelten die von seinem sonderbaren Nachnamen, nicht gerade einfallsreich, aber wirksam. Denn warum überlegen und sich Mühe geben, wo der einfachste Weg doch der beste war.
Manch einer mag sich wohl Fragen wie wir wohl die Arbeit schrieben, wo unsere Mathestunde, als Freistunde umfunktioniert wurde. Unsere Noten waren gut, jedoch lag es nicht an Herr Wutz, sondern an der harten Arbeit der Nachhilfelehrer, die sich dank unserem Lehrer eine goldene Nase verdienten. Zum Glück, hatte ich das Glück, das mir alles zu flog, ohne dass ich dafür lernen musste. Für die Schulzeit ist so was wie ein Sechser im Lotto.
Während der Stunde unterhielt ich mich mit Sam darüber was wir denn heute Nachmittag so machen wollten. Zwar machten wir eigentlich immer was zusammen, aber Langeweile hatten wir trotzdem selten, so entschlossen wir uns ziemlich schnell, dass wir das neue Spiel welches ich mir gestern erst neu gekauft hatte, zockten. Eigentlich waren wir beide nicht die typischen Zocker, die eigentlich nie was anderes machten, aber hatte jemand von uns ein neues Spiel kam es dem schon ähnlich.
Plötzlich klopfte es an der Tür und der Schuldirektor, Herr Meyer und ein Typ, der Alex hieß wie sich später rausstellte traten ein. Die Klasse wurde leise nicht, weil wir Angst vorm Meyer hatten, denn nur die richtigen Personen mussten etwas zu ihren Eltern sagen und der Typ sagte zu allem ja und amen.
Wir waren lediglich nur gespannt wer dieser Junge war der neben ihm stand.
Auch Herr Wutz schien sichtlich erleichtert, dass er eine Pause von seinem eigenen Unterricht hatte, eigentlich jeder fragte sich warum er nur für sich selbst unterrichtete, anstatt sich einfach hinzusetzte einen Kaffee zu trinken und entspannte.
Der Direktor verkündete das wir ab jetzt einen neuen Kameraden willkommen heißen sollen und das ich, da ich der Klassensprecher war mich um ihn kümmern soll. Ihm unsere Schule zeigen soll, ihn intrigieren soll und so weiter.
Aus dem Grunde wurde ich auch an einem leeren Tisch mitten im Klassenraum gesetzt weg von Sam, damit Alex sich neben mir setzten konnte.
Super, dachte ich, jetzt muss ich mich wegen dem auch noch umsetzten.
Mein Ärger galt nicht wirklich ihm persönlich sondern dem Direktor, deshalb versuchte ich zu ihm so nett wie möglich zu sein.
In der Pause zeigte ich ihm zusammen mit Sam und zwei anderen Freunden die Schule und den Platz auf dem Pausenhof wo wir immer abhängen.
Wir hingen immer hinter der Schule ab, wo die Lehrer nie hinkamen. Damit wir ungestört sein konnten und die die rauchen es konnten. Ich finde es ekelig, besser gesagt hatte ich es einmal ausprobiert, mir war so schlecht davon, danach wusste ich, das es sowohl meine erste Kippe und meine Letzte war.
Wir gingen hier schon seit 3 Jahren hin, damals begangen die meisten die Glimmstängel für sich zu entdecken, noch ein Vorteil war das man hier, nicht wie so ein Hampelmann Bällen auszuweichen musste oder von irgendwelchen genervt wurde. Hinzu kam noch das man mit 14 Jahren als Junge, das Alter besaß irgendwas Verbotenes zu tun. Jedoch hat uns bis jetzt keiner Gefunden und der Kick, etwas Untersagtes zu tun ist auch weg.
Den Rest der Pause blieben wir dort. Dabei stellte ich fest dass Alex ein verdammt cooler und lockerer Kerl war.
Sam und ich verabredeten uns mit ihm für den Nachmittag, um mit ihm zu zocken und einfach ihn kennen zu lernen.
Während der restliche Unterricht wie im Flug verging, dachte ich darüber nach, wann Sam die nächste abschleppte, um seine Liste zu verlängern. Denn die letzte war schon über eine Woche her. Für Sam war das so was wie ein Rekord, den er, so wie ich ihn kannte dringend ändern wollte.
Als dann die Schulglocke das Ende der sechsten Stunde einläutete, fuhr ich alleine nach Hause, da Sam noch irgendeine AG hatte. Er hatte sich da angemeldet, da dort fast nur heiße Mädchen waren.
Zu Hause aß ich wie jeden Freitag mit meinen Eltern zu Mittag und erzählte ihnen von meinen nachmittäglichen Plänen. Mama sah ziemlich glücklich drüber aus das mal nicht nur Sam kommen würde, sie hatte zwar nichts gegen ihn, wusste auch dass ich noch andere Freunde hatte. Jedoch sagte sie immer, das ich nicht nur mit ihm Zeit verbringen sollte sondern auch mal mit anderen. Damit falls ich mich mal mit Sam streiten sollte nicht ganz alleine da stehen würde.
Pünktlich um 15Uhr stand Alex auf der Matte.
Mit einem einfachen “Hey” begrüßten wir uns.
Wir gingen in mein Zimmer, während er sich umsah besorgte ich ein bisschen was zu trinken, Gläser und Chips.
Als ich wieder zurück in mein Zimmer kam sah er sich die gerahmten Bilder an meiner Wand an. Meine Mama hatte die Idee als wir letztes Jahr mein Zimmer umgestaltet hatten, das würde meinem Zimmer die individuelle Note geben, meinte sie, als ich noch nicht ganz so überzeugt war. Alex war der erste, welcher der Fotowand besondere Beachtung schenkte.
Als er mich bemerkte nahm er mir die Gläser ab und wir setzten uns auf mein Sofa.
Wir schwiegen ein paar Minuten, da wohl keiner so recht wusste was er labern sollte. Was am Anfang immer ziemlich schwierig war, wie ich fand wenn man eine Person noch nicht so kannte.
Doch dann fing er an: “Ich habe gerade dein Skateboard gesehen seit wann skatest du?”
“Ähh...”, leicht überrascht das die Stille gebrochen wurde stammelte ich.
Kurz danach sammelte ich mich wieder und sagte: “Seit dem ich 6 Jahre bin. Wenn ich fahre kann ich einfach abschalten und die Ladys stehen drauf.”
Alex fing an zu lachen, jedoch hatte ich so leicht das Gefühl das es gezwungen rüber kam. Höchstwahrscheinlich habe ich es mir aber nur eingebildet.
“Ich skate auch total gerne, bin aber erst vor 2 Jahren angefangen.”, sagte er lachend.
Wir fachsimpelten über das Skateboard, welche Reifen man am besten nehmen könne und ich verriet ihm wo man hier im Ort am besten skaten konnte.
Immer wieder ertappte ich mich dabei wie ich ihn musterte, dabei nahmen seine Lippen und Augen immer meinen Blick gefangen.
Doch warum machte ich es?
Damit ich mir nicht mehr Gedanken drüber machte und die aufkommende Stille nicht in Schweigen ausartete, schlug ich vor: “Wir können uns ja mal verabreden zum Skaten, falls du Lust hast!”
“Gerne, können dann ja auch Sam mitnehmen.”
“Sam skatet nicht, angeblich mag er es. Aber eigentlich kann er es nicht und stellt sich dabei dumm an. Apropos wo steckt der Kerl?”
Denn im gleichen Moment schaute ich auf die Uhr und sah dass es schon 16:30 Uhr war, wie meine Oma jetzt sagen würde, die Zeit verging wie im Flug.
“Am besten ich rufe ihn mal an.”, sagte ich.
Aus meiner Hosentasche kramte ich mein Handy raus und wählte seine Handynummer die ich mittlerweile schon auswendig konnte. Dabei schaute ich zu Alex rüber der so leicht traurig schaute, wobei ich mich auch hätte täuschen können denn als ich wieder zu ihm schaute lächelte er.
“Hallo?”, meldete sich Sam überrascht.
“Hey, wo steckst du?”, hakte ich nach.
“Oh sorry, habe euch total vergessen. Auf dem Weg zu dir bin ich mit einem Mädchen zusammen gekracht und als Entschuldigung habe ich ihr ein Eis ausgegeben, wir sitzen gerade in der Eisdiele.”, erklärte er mir die Situation.
“Okay, dann flirte du mal schön weiter. Will dich ja nicht stören. Tschüss viel Spaß euch beiden.”
Danach legte ich auf und erklärte Alex die Situation.
Als ich mein Handy aus der Hand legte wurde mir klar, dass ich sogar irgendwie froh darüber war, das Sam nicht hier war, irgendwie hätte er wahrscheinlich gestört.
Den ganzen Nachmittag unterhielten wir uns weiter über unser gemeinsames Hobby und die X-Box blieb aus.
Meine nicht enden wollen Blicke die ich auf ihn warf erklärte ich mir so, dass es daran lag das er neu hier war und ich voller Neugier war. Außerdem redete ich es mir auch ein, dass wenn man mit jemanden spricht ihn auch anschaut. Die Tatsache dass ich mich immer wieder in seine wunderschönen braunen Augen verlor, ignorierte ich dabei.
Um 19Uhr musste er dann Weg, denn er sollte seiner Mutter noch beim Kisten auspacken helfen.
Ich war irgendwie traurig, das er schon weg musste, denn ich hätte mich gerne noch mehr mit ihm unterhalten, cool wäre es gewesen wenn er wieder gekommen wäre, doch das tat er leider nicht und ich fragte mich wieso ich das so unbedingt wollte. Denn er ist neu hier in der Stadt und ich kannte ihn ja kaum, genauso gut könnte sich auch herausstellen, dass er ein Irrer war und an Kleber rumschnüffelt.
Diese Sache verwirrte mich sehr, doch ich machte mir nichts draus, denn bestimmt war es wegen der Fachsimpelei übers Skaten. Denn auch wenn ich Leute hatte mit den ich skatete konnte, waren die Gespräche nicht so spannend. Diese lenkten dann das Thema immer wieder auf die Mädchen, die immer am Platz rum standen. Zugegeben die sahen richtig gut aus, doch es langweilte mich, immer über die zu reden. Außerdem mochte ich es nicht wie sie sich auf den Präsentierteller dort vorführten. Was mich noch störte war das einige so aussahen wie ein Bratpfanne (so stark geschminkt das es verbrannt aussah).
Gegen die aufkommende Langeweile, entschloss ich mich, ein wenig in Facebook rum zu chatten.
Kaum eingeloggt und schon tippte ich oben in der Such-Funktion Alex Namen ein. Schnell wurde ich fündig und addete ihn.
Leider konnte ich nichts von seiner Seite ansehen, da wir nicht befreundet waren, aus diesem Grund schrieb ich mit ein paar Schulfreunden.
Wir unterhielten uns über dies und jenes, nichts wirklich interessantes. Eigentlich mochte ich es auch nicht gerne zu chatten, ich bevorzugte es lieber mit den Menschen persönlich zu reden, denn dadurch das man sich nicht direkt gegenüber saß, wusste man nie sicher ob die Person einem was vom Storch erzählte oder ob es ihr wirklich so gut ging wie sie schrieb. Außerdem fand ich in der Zeit wo ich mich mit einer Person über Internet unterhalte, könnte ich viel mehr Spaß mit derselben Person haben, in dem ich sie persönlich traf. Doch das schien nicht alle so zusehen, denn immer mehr setzen sich nach der Schule sofort vorm PC und ging nur von ihm Weg wenn die Grundbedürfnisse sich meldeten. Ich fand das ist ein ziemlich trostloses Leben, doch anscheinend schien es ihnen zu gefallen.
Beim Chatten ertappte ich mich immer wieder dabei ,wie ich oben bei Benachrichtigungen schaute, ob er den Freundschaftsantrag angenommen hatte, doch bis auf ein paar nervige Spielanfragen und ein Bild auf dem ich markiert war kam keine.
Als ich auf die Benachrichtigung schaute mit dem Bild, sah man außer einem Mädchen aus meiner Klasse niemanden.
Gott wie ich es hasse, diese Leute die andere auf ein Bild markieren, obwohl da keiner außer die Person selbst drauf war, nur um ein positives Kommentar zu hören wie: <Oh süße das Bild von dir ist so hübsch>
Wenn die Person dann noch antwortet: <Lügner, du bist viel hübscher>, dann finde ich es schon ziemlich affig.
Können die nicht einfach ein Kompliment dankend annehmen, wenn sie schon einem auf ein Foto markieren?
Oder dachten sie ich sehe aus wie ein Handtuch? Wohl kaum.
Das Bild von dem Mädchen war zwar hübsch, aber eine Badezimmerspiegelfoto, manchmal glaube ich das Facebook sich nur für die Badezimmerspiegelindustrie lohnt und natürlich für die Handyindustrie.
Außerdem fragte ich mich ob die betreffenden Personen, eigentlich keine Freunde hatten die das Foto hätten machen können.
Während ich ein Standardkommentar darunter schrieb, ging wieder eine Benachrichtigung ein.
Mein Magen krampfte sich zusammen, meine Hände wurden leicht nervös vor Aufregung und Hoffnung.
Am liebsten hätte ich mich geohrfeigt, warum war ich denn so aufgeregt? Das war doch bestimmt nur eine dieser stink normalen Benachrichtigung. Ich wusste nicht mal was sich dahinter verbirgt, das einzige was ich sah war einfach nur eine rote eins auf einer blauen Erde, nicht mehr und nicht weniger. Außerdem könnte es ja wieder eine doofe Spieleanfrage sein, wo mich jemand um ein paar Karotten bittet, damit sein Bauernhof nicht bankrottgeht.
So schnell wie möglich ging ich auf die Benachrichtigungen- Anzeige und als hätte ich es geahnt, Alex hatte meinen Antrag angenommen.
Mein Herz machte einen Aussetzer und ich freute ich wie ein Schneekönig.
Sofort ging ich auf seine Seite und ehe ich mich versah hatte ich seine Bilder geöffnet. Warum genau wusste ich nicht.
Ich starrte über 5Minuten auf ein Bild auf dem er ganz allein war.
Er saß da irgendwo im Freien und schien ziemlich glücklich zu sein. Um ihn herum waren Blumen in den unterschiedlichsten Farben, als schwämme er in einem Blumenmeer. Durch das bunte Meer kamen seine braunen Locken und seine haselnussbraunen Augen wunderbar zur Geltung. Seine vollen Lippen die zu einem Lächeln geformt waren und seine klein Stupsnase sahen wunderhübsch aus. Auch seine kleine Narbe auf der rechten Wange machte sein perfektes Gesicht noch perfekter.
Oma würde jetzt sagen: “Alles was noch so perfekt ist, wird durch einen kleinen Makel noch perfekter.”
Mein Blick blieb auch lange an seinem durchtrainierten Körper hängen der durch das enge weiße T-shirt hervorstach.
In mir stieg ein Bedürfnis auf, ihn zu küssen, ihn zu umarmen, durch seine Haare zu wuscheln und Stunden lang in seine wunderschönen braunen Augen zu starren, mich in ihnen zu verlieren.
Erschrocken über meine aufkommenden Gefühle und Sehnsüchte hätte ich mich am liebsten erschießen können, doch bevor es dazu kam schloss ich sofort das Bild, fuhr den Laptop herunter und schnappte mir mein Skateboard. Es war in dem Moment als würde mir die Decke auf den Kopf fallen, ich musste einfach nur noch raus. Außerdem war es wahrscheinlich so stickig in dem Raum, das mein Gehirn unter Sauerstoff Mangel litt und dadurch nicht richtig funktionierte, so dass ich auf solche absurden Gedanken kam.
Ich fuhr und fuhr, ohne wirklich zu wissen wohin. Eigentlich sah ich auch nicht wirklich was außer der Straße, die ziemlich verschwommen war, durch einen Tränenschleier, der sich auf meine Augen niedergelegt hatte. Doch keine Träne löste sich. Vielleicht freute es die Tränen mich erblinden zu lassen oder sie fanden es einfach nur gemütlich in meinem Augen, was ich nicht wirklich als Trost sah. Der Schweiß begann mir vom Gesicht zu perlen und ich war nahe der vollkommenen Erschöpfung.
Meine Knochen schmerzten doch ich fand das Gefühl toll und sah es als Bestrafung für meine ekeligen Gefühle, meine komischen Sehnsüchte, meine widerlichen Gedanken, meine skurrilen Wünsche und meiner eigenen Dummheit.
Die Tränen begannen sich wie eine Laufmasche in einem Wollpulli langsam zu lockern, sie machten es mir unmöglich noch irgendetwas zu sehen, da geschah es schon ich fuhr über einen zu großen Stock und fiel, auf meine Knie und Hände die ich mir aufschlug, wie bei einer Zahnpasta Tube die schon fast leer war, quetschte sich das Blut langsam heraus.
Doch der Schmerz, der so brannte kam mir gerade recht er lenkte mich ab, von dem was ich gerade verspürte als ich mir das Bild von Alex angesehen hatte. Denn das geht doch nicht wie kann ich den Schmetterlinge im Bauch haben, bin doch auch ein Junge. Es ist doch Ekelhaft wenn man einen mit demselben Geschlecht liebt. Wie konnte ich denn überhaupt schwul sein hatte doch schon Freundinnen.
Außerdem wird Alex niemals meine Gefühle die so plötzlich kamen erwidern.
Diese ganzen Gedanken kamen wieder als der Schmerz nicht mehr so stark war.
Ich lag immer noch auf dem harten, aber warmen Asphalt, wusste auch nicht wie lange ich da schon lag, denn ich war so im Gedanken versunken und verwirrt das ich gar nicht daran dachte aufzustehen. Mit dem Aufprall hatten sich auch die Tränen endgültig gelöst, ich weinte wie so ein kleines Baby, doch es war mir im Moment egal. Denn Schwule dürfen das, dachte ich mit Wut im Bauch.
Als ich irgendwann ein Auto aus der Ferne hörte stand ich endlich auf, schnappte mir mein Board und fuhr weiter, ich entschloss mich nach Hause zu fahren, als ich bemerkte wie dunkel es schon war.
Da ich in einem kleinen Kaff wohnte, wusste ich sofort wo ich war, obwohl überall Mais war und fand den Weg ohne Probleme.
Damit mich keiner weinend sah, fuhr ich einen Umweg. Wie ein Irrer schaute ich immer wieder nach rechts und links damit mich auch keiner sah, dabei vergaß ich endlich die Gedanken von vorhin, die mich wie Peitschen gequält hatten.
Zu Hause angekommen ging ich ohne etwas zu sagen sofort auf mein Zimmer dort legte ich mich auf mein Bett, schaltete mit der Fernbedienung meine Musikanlage an.
Kaum war die Musik an schon schlichen sich die Gedanken in meinem Kopf zurück und eine Frage schien wie laut zu rufen: <Bin ich jetzt schwul?>
Eigentlich konnte das ja nicht sein, denn ich hatte doch schon ein paar Freundinnen, wie soll ich dann auf einmal schwul sein das geht doch gar nicht, dachte ich dann immer wieder. Es konnte sich doch nicht einfach einen Schalter umlegen, der sagte dass ich nun zum anderen Ufer gehöre.
In mir baute sich eine immer größer werdende Wut auf, auf mich selbst, aber auch auf Alex, denn wäre er nie in mein Leben getreten hätte ich diese ekeligen Gedanken nicht und der Schalter wäre immer noch am richtigen Ufer.
Neben meiner Wut, gab es noch ein zweites Gefühl das ich hatte, ich hatte mich nämlich verliebt in Alex. Jedenfalls trafen die Symptome die sie immer in diesen Liebesschnulzen beschrieben, die ich mit den paar Freundinnen geschaut hatte, zu.
Aber so richtig. Noch nie hatte ich so ein starkes und wunderschönes Gefühl für jemanden, egal bei welcher Beziehung zu einem Mädchen noch nie war es so stark wie jetzt. Dabei kannte ich Alex erst seit heute Morgen. Im Volksmund würde es heißen “Liebe auf den ersten Blick.”
Immer und immer wieder dachte ich darüber nach ob ich jetzt schwul bin oder nicht, jedoch kam ich zu keinem Ergebnis.
Besser gesagt wollte ich nicht zu einem kommen, denn wer wollte denn schon Schwul sein?
Außerdem würden mich dann alle hassen, ins besondere Sam und Alex.
Denn von Sam wusste ich das er was gegen Schwule hatte, erst letzte Woche hatte er sich darüber aufgeregt, als wir ein Ausflug in die Stadt gemacht hatten und uns zwei Händchen haltende Männer entgegen kamen. Immer wieder hatte er gesagt: „Gott wie ekelig, die Typen waren bestimmt zu doof ein Weib abzubekommen.“
Alex, Alex, der würde mich erst recht hassen, ich meine welcher Junge fand es schon toll, wenn ein anderer Junge in ihn verknallt ist? Für einen Jungen war es eine Beleidigung und ein Angriff auf seine Männlichkeit.
In der Schule würde ich dann immer als die Schwuchtel gelten und würde von allen gemieden und/oder gemobbt werden.
Toll, das hatte ich nun davon, wie konnte ich auch nur so dumm sein mich in einen Jungen zu verlieben?
Aber bestimmt geht diese Zeit vorbei und ich werde es ignorieren, sicherlich gehen nur die Hormone mit mir durch. Sie spielen mir nur einen Streich. Diese Gedanken sind so absurd, als wenn bei mir gleich die Tage ausbrechen würden und mir Brüste wachsen.
Im Laufe des Abends konnte ich nur noch an ihn denken.
Dabei vermied ich, jedoch daran zu denken, dass ich ihn jetzt gerne hier hätte, sondern dachte lediglich nur an sein Aussehen. Denn das konnte ich mit mir vereinbaren alles andere wäre gruselig, da ich nicht schwul bin.
Dies redete ich mir immer wieder ein.
Ich wusste nicht genau wie spät es war, aber irgendwann schlief ich ein, ein Traumloser schlaf.
Dadurch dass mein Handy klingelte wachte ich auf, erst da bemerkte ich dass ich in meinen Straßenklamotten eingeschlafen bin.
“Hallo?”, meldete ich mich leicht verschlafen und auch noch ziemlich müde. Denn ich konnte meine Augen kaum aufhalten. Außerdem brannten sie leicht und waren etwas verklebt von den Tränen gestern.
“Hey, hier ist Alex! Sorry wenn ich dich geweckt habe.”, sagte eine freundlich ziemlich aufgedrehte Stimmte.
Es dauerte erst mal einen Moment bis ich realisierte, wer mich da gerade an rief, sofort machte mein Herz ein Aussetzer und begann wie wild zu pochen.
Meine Finger wurden feucht vor Aufregung und die Schmetterlinge in meinem Bauch fingen an wie wild zu fliegen. Als hätte jemand mich in ein Fass voller Koffein rein gesteckt, war ich sofort hellwach.
Jetzt bloß nichts Falsches sagen, dachte ich.
“Nicht schlimm!”, antwortete ich schnell.
Ich hatte so was von keine Ahnung, von was ich reden sollte.
“Okay, also ich wollte dich fragen ob wir heute skaten gehen wollen?”
Wuhu, dachte ich, aber Hammer super duper gerne, stattdessen antwortete ich, so cool wie möglich: “Klar wieso nicht.”
“Super geht das schon um 14 Uhr?”
“Ähh.. wie spät haben wir es jetzt?”, fragte ich nach.
“13 Uhr, könnte verstehen wenn es zu früh ist aber ich habe leider nur bis 17 Uhr Zeit.”, erklärte er mir.
“Nee, ist vollkommen in Ordnung, ich werde mich einfach beeilen. Lass uns zum Skaterparcour im Dorf Park gehen.”, schlug ich vor.
“Ja, okay da weiß ich sogar wo das ist.”
“Okay dann bis gleich!”, verabschiedete ich mich und legte auf.
So schnell ich konnte sprang ich unter die Dusche, denn ich wollte gut riechen. Während ich mich anzog, eine kurze blaue Hose und ein weißes T-shirt welches mein Oberkörper betonte und etwas aß lies ich meine Haare trocknen. Da ich sie danach stylte, mit einem letzten prüfenden Blick musterte ich mit meinen blauen Augen mein Aussehen und war einigermaßen damit zu frieden.
Schon seit dem ich auf gestanden war merkte ich den Schmerz von den Wunden, die ich mir gestern zugefügt hatte, dieser war ein stechender auf meinen Kniescheiben. Er tat mir nicht nur physisch weh sondern auch Seelisch, denn er erinnerte mich an das was gestern geschehen war, am liebsten würde ich es einfach nur vergessen. Bestimmt war nur Einbildung, dass ich schwul bin. Denn es ging doch nicht von heute auf morgen schwul zu werden! Schließlich wird ein weißer Mensch auch nicht plötzlich farbig oder umgekehrt.
Die Verletzungen auf meiner Hand spürte ich nicht mehr wirklich.
Aber auch der Schmerz an meinen Knien war mir egal, denn ich sah ihn wieder. Dieses Wissen war wie die Wirkung von Schmerzmittel für mich.
Mit einem Grinsen im Gesicht fuhr ich los. Am Anfang tat es wieder schrecklich weh, aber mit jedem Meter dem ich mich ihm näherte wurde es weniger, als ich ihn dann sah hatte ich alles total vergessen.
Wow sah er heute gut aus, seine Haare standen so wie gestern in allen Richtung auseinander, aber das machte ihn unglaublich sexy und so wie er im Moment grinste einfach super süß. Er trug eine kurze Hose die braun war und ein Türkises Hemd dazu. Nachdem ich das gedacht hatte, hätte ich mich Ohrfeigen können. Reiß dich zusammen, dachte ich, du klingst wie eines dieser pubertären 14-jährigen Mädchen aus Hollywoodfilmen.
Kurz vor ihm stoppte ich und begrüßte ihn mit einer Handschlag-Umarmung, wie wir Jungs das nun mal unter uns machen, seine Haut war so weich und er roch so gut, nach seinem Duschgel. Am liebsten hätte ich ihn ganz umarmt und nie wieder los gelassen, doch das ging wohl nicht.
“Hey!”, begrüßte er mich.
In diesem Moment war ich so aufgeregt, das ich mein “Hallo” wahrscheinlich auch so klang. Vielleicht auch so in der Tonlage eines Mädchens welches gerade ein Liter Helium runtergeschluckt hatte.
Immer wieder schrie alles in mir, mach nichts falsches, lass dir nichts anmerken, doch das tat ich wahrscheinlich.
Auf einmal schaute er mit großen Augen auf meine Wunden und fragte mich: “Was hast du denn da gemacht?”
Ich konnte ihm ja schlecht die volle Wahrheit sagen, denn dann war mir eins klar, würde er sein Skateboard schnappen und verschwinden. Deshalb sagte ich: “Nach dem du gestern weg warst hatte ich Langeweile, dadurch bin noch etwas durch die Gegend gefahren. Auf jedenfalls war ich wohl ein wenig Abgelenkt und bin über einen viel zu großen Stock gefahren. Dann bin ich voll auf die Fresse geflogen.”
Um alles Glaubhafter zu machen, lachte ich dabei.
“Aua du bist ja vielleicht ein Tollpatsch. Ich sollte vielleicht einen Arztkoffer besorgen, falls du dir gleich das Genick brichst.”, sagte er lachend.
Wenn du wüsstest, dachte ich in dem Moment.
Wir standen uns beide gegenüber in einem Abstand bei dem es mir ein Leichtes gewesen wäre ihn mit meiner Hand zu berühren. Damit dies nicht passieren konnte, hatte ich meine Finger fest in mein Board gekrallt.
“Der bringt mir dann auch nichts mehr. Wollen wir los legen?”, fragte ich ihn, als keine von uns so recht wusste was er sagen sollte.
“Du bevor wir gleich ein wenig fahren, wollte ich dich zu einer kleinen Hauseinweihungsparty einladen. Da werden ein paar Freunde kommen und meine Mutter wird weg sein. Hättest du Lust?”, fragte er mich fröhlich.
“Klar! Wie spät denn? Muss ich noch was mitbringen?”, fragte ich schnell und überglücklich.
Hoffentlich bemerkte er nichts, dachte ich, aber das wird wohl dafür schon zu spät sein. Peinlich, warum musste ich auch so schnell antworten?
“20 Uhr bei mir! Die Adresse kann ich dir dann am besten nachher per SMS schicken! Nee musst du nicht.”, antwortete er.
Mein Herz machte noch immer Sprünge vor Freude, denn er hatte mich zu einer Party zu sich eingeladen. Das wird bestimmt toll.
“Wollen wir dann mal anfangen?”, fragte er lachend.
Erst da merkte ich dass ich wohl so im Gedanken vertieft war.
“Ähh, klar.”
Alex fuhr los zur Halfpipe und machte den ersten Sprung und dann wieder ein. Das sah so unglaublich sexy aus. Wie er da so durch die Luft flog, seine Haare sich im Wind bewegten und sein strahlendes Zahnpasten-Werbungs-Grinsen aufgelegt hatte. Ich sah ihm an das er genau in seinem Element war und glücklich dabei war. Als ich ihn da so beobachtete verstand ich auf einmal die Mädchen die hier immer so rumlungerten.
Er konnte unheimlich gute Stunts.
Nachdem ich ihn kurze Zeit beobachtet hatte, fuhr auch ich los und wir machten jeder einen Sprung nach dem anderen.
Durch die Hitze war keiner sonst auf dem Platz, also hatten wir alles für uns alleine. Was ziemlich gut war, da man anderen nicht im Weg war oder zwischen durch mal anhalten musste um zu warten, damit man etwas nutzen konnte.
Erschöpft saßen wir nach einiger Zeit am Rand der Halfpipe nebeneinander.
“Das hat richtig viel Spaß gemacht.”, sagte Alex.
“Da kann ich dir nur zustimmen, ist schon einige Wochen her wo ich das letzte Mal hier war.”, gestand ich.
Während wir so da saßen starrte ich auf seine Hände. Über seine rechte Hand war auf der oberen Seite eine riesige Narbe, ich fragte mich woher er die wohl hatte.
Vielleicht hatte er ja damals als Kind geschnitzt und sich dabei verletzt, doch irgendwie war ich zu feige zu fragen.
“Zu der Party kannst du ruhig wen mitbringen wenn du willst!”, zerbrach Alex die Stille.
“Wen denn? Und wieso?”, fragte ich leicht verwirrt.
“Na ja auf der Party wirst du höchstwahrscheinlich keinen kennen und ich dachte halt, dass das für dich halt doof sein wird. Deshalb dachte ich du könntest deine Freundin oder so mitnehmen.”, erklärte er es mir.
Als er mir das sagte fand ich das ziemlich süß, dass er sich um so etwas Gedanken machte, jedoch wusste ich zwar nicht genau wieso es mich verletzte, das er dachte ich hätte eine Freundin, aber es hatte mir einen kleinen Stich versetzt.
“Ähh, ich habe keine Freundin zurzeit und sind Partys nicht dazu da neue Leute kennen zu lernen? Ich finde es zwar ziemlich nett das du dir darüber sorgen machst, aber ich habe damit kein Problem niemanden zu kennen. Außerdem kenne ich dich ja.”, antwortete ich.
Dabei sah ich ihm in die Augen und als ich ihm sagte dass ich momentan Single sei, flackerte Erleichterung in seinen Augen auf. Wobei das wahrscheinlich nur Einbildung war.
“Okay, aber falls du es dir anders überlegst habe ich damit kein Problem wenn du noch wen mitbringst.”, versicherte er mir.
Um ihm zu zeigen dass ich es verstanden hatte nickte ich.
“So ich muss dann auch mal leider wieder los, muss noch ein bisschen vorbereiten. Bis nachher.”, verabschiedete er sich von mir.
Mit einem Satz sprang er runter von der Halfpipe, dabei hielt er sein Board fest.
“Okay, bis nachher.”
Ich blieb sitzen und schaute ihm hinterher, wie er davon fuhr, mein Blick war wie fest getackert auf seinem Hintern. Sein Arsch war wie gemalt und sah richtig knackig. In mir stieg Wut auf, dass ich solche Gedanken hatte.
Als er nicht mehr zu sehen war, entschloss ich mich noch ein wenig zu fahren, da mir klar war wenn ich jetzt nach Hause fahren würde, würde ich vor Langeweile sterben.
Erst seit dem Alex weg war, wurde mir bewusst, wie wohl ich mich in seiner Nähe gefühlt hatte.
Obwohl ich wusste dass ich ihn bald wieder sah, vermisste ich ihn gerade.
Total verrückt wenn man sich das so überlegt.
Bis ungefähr um 18:30 Uhr fuhr ich, danach hielt ich es dann doch nicht mehr aus, denn schon seit es 18 Uhr war wollte ich nach Hause um mich zu duschen. Mit der Hoffnung das dadurch die Zeit schneller vorbei geht.
Betont langsam fuhr ich nach Hause, um noch mehr Zeit verstreichen zu lassen.
Hinter einer älteren Dame, die mich sicherlich jetzt als verrückt erklärt, fuhr ich die Hälfte der Strecke bis sie dann in eine andere Richtung abbog. Wobei ich zwischenzeitlich echt Mitleid mit der Frau hatte, denn sie schaute öfters mal ängstlich nach hinten und drückte ihre Handtasche ganz fest an sich. Sie dachte wahrscheinlich ich wollte sie klauen.
Zwar hätte ich sie die ganze Zeit über, überholen können, aber hätte ich das getan wäre ich schneller zu Hause gewesen.
Als ich dann endlich freie Fahrt hatte, fuhr ich auch sofort schneller.
Um 18:45 oder wie Sam sagen würde um “¼ nach halb 7” kam ich dann zu Hause an. Seit dem wir klein waren sagte er es so, da er fand dass es langweilig war, es normal zu sagen, da dies jeder machte.
Als erstes sprang ich unter die Dusche, denn durch die Hitze und das skateboarden hatte ich viel geschwitzt, außerdem geht man immer sich waschen vor Partys.
Ich duschte mich wieder sehr langsam, einfach um nachher nicht zu viel Zeit zum Nachdenken zu bekommen, denn immer wenn ich duschte sang ich. Das machte ich schon seit dem ich klein bin, zwar klang es schrecklich, aber es machte mir Spaß.
Nach dem ich dann schon schrumpelige Haut hatte und mir die Songtexte ausgingen, hörte ich auf und trocknete meine Haut ab.
Nur mit dem Handtuch um die Hüfte gewickelt ging ich dann in mein Zimmer um mir etwas zum Anziehen rauszusuchen. Nach etwas Überlegungsdauer, langsam fühlte ich mich schon wie eine Frau, entschied ich mich für meine Khaki farbende Röhrenjeans, ein weißes T-Shirt und meine Indigo blauen Chucks. Um meinen Arm band ich mir mein Lederarmband.
Zu guter Letzt stylte ich mir meine Haare wie immer schreck zur Seite.
Als ich auf die Uhr schaute hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit.
Da viel mir ein das ich unbedingt auf mein Handy schauen musste, da ich ja noch die Adresse wissen musste.
Deshalb ging ich zu meinem Bett, dort lag mein Handy und tatsächlich hatte eine Nachricht bekommen.
Jedoch nicht von Alex, sondern von Sam in der Nachricht stand:
Hey, wo bleibst du? Wir wollten doch bei mir Vorsaufen machen und danach mit den anderen in die Disko.
Scheiße das hatte ich ja total vergessen.
Was mache ich denn jetzt nur? Sollte ich meinen besten Freund und die Hälfte meiner Klasse hängen lassen, nur um bei Alex’s Party zu sein?
Oder sagte ich Alex ab nur um mit den anderen tanzen zu gehen?
Eigentlich dachte ich nicht wirklich nach, denn für mich stand es irgendwie fest.
Ich entschloss mich zu Alex zu gehen, aus dem Grunde dass ich jedes Wochenende mit den anderen in die Disko gehen konnte.
Jedenfalls redete ich mir das so ein, denn der wahre Grund war ein anderer.
Also rief ich Sam mit der Begründung das ich wo anders hin müsse an und sagte ab.
Blieben mir also immer noch 25 Minuten, ich entschloss etwas zu essen, denn auf nüchternen Magen, wollte ich nicht trinken.
Zum Glück hatte Mama noch was vom Abendessen übrig was ich mir dann warm machte.
Ohne wirklich was zu schmecken, schlang ich das Essen hinunter, denn die ganze Zeit über starrte ich auf mein Handy und wartete auf die SMS.
Ich musste bald los.
Sollte ich ihn anrufen? Oder würde das doof kommen?
Als ich zu keinem Ergebnis kam entschloss ich mich ihm eine SMS zu schreiben.
Dies schien mir die beste Lösung ich würde ihn nicht ablenken oder stressen, auch würde er nicht die Aufregung in meiner Stimme hören, wenn ich ihn anrufen würde.
Hey Alex, könntest du mir eben deine Adresse schicken? Danke.
Ich drückte auf senden, kurz danach bereute ich es schon vielleicht klang sie ja leicht genervt, wegen dem Danke.
Aber jetzt konnte ich es eh nicht mehr rückgängig machen.
Kurze Zeit später vibrierte mein Handy und das Nachrichten Signal blinkte auf.
Eine Antwort von Alex.
Oh sorry, das habe ich ja total vergessen. Kraftstraße 17. Bis gleich.
Gott sei Dank, das war in der Nähe, also konnte ich laufen.
Um 10 Minuten vor 20 Uhr machte ich mich auf den Weg. Zum einen weil ich nicht zu spät kommen wollte, zum anderen da ich es einfach zu Hause nicht mehr aushielt, wusste nicht mehr was ich machen konnte.
Mit jedem Schritt den ich seinem Haus näher kam war ich aufgeregter.
Normalerweise war ich nicht der Typ der schnell nervös wurde, aber heute war es anders ich wollte unbedingt das seine Freunde mich mochten.
Wieso wusste ich nicht genau.
Das Haus in dem Alex wohnte war ein kleines süßes, es hatte zwei Etagen und der Vorgarten war mit Blumen in den buntesten Farben bepflanzt. Einige würde es wohl als zu viel empfinden doch ich fand, obwohl ich nicht so der Blumenfan bin, das es passte. Auch zu dem altem Backsteinhaus. Die Blumen verniedlichten es und ließen einem sofort willkommen fühlen. Außerdem erinnerte sie mich an das Foto welches er von sich in Facebook hatte.
Ich klingelte, es erklang eine süße Melodie, die wie die Faust aufs Auge zu den Blumen passte.
Ein ziemlich entspannter Alex öffnete mir die Tür.
“Hey, cool du hast es gefunden!”, begrüßte er mich mit einem strahlenden Lächeln. Ob er wohl alle so begrüßte oder nur mich? ertappte ich mich zu denken. Total bescheuert so eine Überlegung, denn wieso sollte er nur mich so begrüßen?
“Hey, war jetzt auch nicht so schwer.”, sagte ich lachend.
Wir standen kurz nur da und starrten uns an.
“Komm doch rein.”
Er machte mir Platz damit ich durch kam und führte mich vom Flur, der Türkise Tapeten hatte, zum Wohnzimmer dort saßen schon ein paar seiner Freunde, diese begrüßte ich mit einem Handschlag und dabei stellten sie sich vor, danach setzte ich mich zu ihnen.
Das Wohnzimmer sah ziemlich gemütlich aus. Die Möbel waren ziemlich zusammen gewürfelt, aber so dass es wieder rum zusammen passte, die eine Wand war in den buntesten Farben gestreift und die anderen Wände waren in einem warmen zurückhaltenden Orange gestrichen. In dem Raum war ein großes Sofa das sie Form eines U´s hatte und ein Sessel der so gar nicht vom Aussehen zum Sofa passte.
Direkt neben mir saß ein Typ der seine Arme tätowiert hatte und ein Piercing in der Unterlippe hatte, sein Name war Jan. Er machte auf mich einen ziemlich netten Eindruck.
Neben ihm saß seine Freundin, das erkannte ich daran da sie Händchen halten, denn rein äußerlich passten sie nicht zusammen. Denn sie sah wie das brave Mädchen von neben an aus. Sie hieß Annika. Selbst ihr Name passte zu ihrem äußeren Erscheinungsbild.
Das Paar lässt sich vergleichen mit einer Lilie und einem Kaktus, so unterschiedlich waren sie.
Auf dem Sofa abschnitt uns gegenüber saß ein Junge, der so aussah wie ein typischer Streber und als ich rein kam über irgendwas mit Computer oder so redete, mit einem etwas korpulenteren Typ, der außer sein Statue einen sehr lieben und selbstbewussten Eindruck machte und eigentlich nicht mal hässlich aussah. Die beiden stellten sich als Tim und Joshua heraus.
Alex saß in dem Sessel gegenüber dem Sofa und schloss so gesehen den Kreis. Er bot mir etwas zu trinken an und mischte mir dann einen Arbeiter.
Leider hatte er es sehr gut mit dem Korn gemeint.
Kurz nach dem er das getan hatte klingelte es und der Rest kam, wir waren zum Schluss 25 Leute.
Die Runde konnte gar nicht gemischter sein, es gab ziemlich aufgetakelte Mädchen und welche die sich nicht schminkten.
Bei den Jungs waren auch alle Arten vertreten.
So eine gemischte Gruppe würde es nie bei uns auf Partys geben, denn da blieb wir lieber unter uns, auch anders als wie es auf den Partys wo ich sonst immer war, dort saßen nämlich immer die gleichen Grüppchen zusammen, redete hier jeder mit jedem. Doch es gefiel mir, denn es machte schon von Anfang an viel mehr Spaß.
Ich wurde auch sofort mit intrigiert.
Der Typ der neben mir saß, fragte mich gerade, welche Musik ich denn gerne hören mag.
“Eigentlich alles, jedoch kann ich mit Schlager nicht wirklich was anfangen und bei Volksmusik suche ich am liebsten schnell das Weite.”, antwortete ich Wahrheitsgemäß.
Grinsend stimmte er mir zu.
Danach wollte Alex mit uns allen anstoßen und gab jedem einen Glas für Kurze und schenkte jeden einen ein.
Gemeinsam tranken wir und da eine Runde nicht genug ist gab es noch 4 weitere, die ersten konnten ihren Alkoholkonsum schon nicht mehr verbergen, aber trotzdem war eine ziemlich coole Stimmung.
Die Musik die auf den meisten Partys viel zu laut zum Unterhaltungen führen ist, war genau richtig um etwas von der Musik mit zubekommen und zu reden. Auch gut war, dass die Gespräche von den anderen im Klang der Musik verschwanden.
Auf die Sofalehne direkt neben mir, setzte sich ein Mädchen mit roten Haaren.
“Hey, ich bin Janine!”, stellte sie sich vor und reichte mir die Hand.
“Hey, ich heiße Lukas.”
“Bist du der aus Alex neuer Klasse?”
“Ja.”
Sie lächelte mich an, als ob sie irgendwas wüsste was ich nicht tat.
Hinter ihr tauchte Alex auf, er packte sie an den Schultern um sie zu erschrecken, was ihm auch sichtlich gelungen war. Sie sahen zusammen ziemlich vertraut aus.
Scheiße, er hatte eine Freundin, dieses Wissen versetzte mir ein Stich in die Magengegend. Das stand doch gar nicht bei Facebook.
“Wie ich sehe hast du Janine meine beste Freundin schon kennen gelernt.”, sagte Alex glücklich.
Erleichtert Lächelte ich.
“Ich wollte nur eben sagen das heute Abend selbst Bedienung ist und ihr euch nehmen könnt was ihr wollt und falls ihr was braucht, fragt mich einfach.”, erklärte er uns.
Um ihn zu zeigen dass wir verstanden hatten, nickten wir, danach ging er zu anderen, um ihnen wahrscheinlich dasselbe zu sagen.
“Alex hat mir schon ein bisschen etwas über dich erzählt.”, startete sie wieder das Gespräch.
“Hoffe nur Gutes.”, antwortete ich was wohl jeder auf diesen Satz antworten würde.
“Vielleicht.”, sagte sie mit einem provozierenden Lächeln.
Sollte ich darauf anspringen, ihr den Triumph schenken und nachfragen?
Oder sollte ich mich unbeeindruckt zeigen und drauf kontern?
Aber wenn ich nachhaken sollte würde sie dann sofort bemerken, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte?
Doch bevor ich auch nur eine Entscheidung fällen konnte, rief Annika: “So dann lasst uns mal Flaschendrehen spielen.”
Ich war völlig verblüfft, auf den Partys wo ich sonst war wurde nur so was wie Flunky-Ball gespielt, ansonsten wurden alle Spiele als lächerlich betitelt.
“Spielt ihr das immer?”, fragte ich Janine.
“Manchmal!”
Mehr konnte sie auch nicht mehr sagen, denn wir wurden aufgefordert und in dem Sitzkreis auf den Boden zu setzten.
Kurz hatte ich überlegt ob ich mitspielen sollte oder nicht, aber ich dachte mir mach den Spaß doch einfach mit.
Ich setzte mich neben Alex, der mir auch sobald ich saß ins Ohr flüsterte: “Du musst das nicht mitmachen!”
Seinen Atem an meinem Ohr und Nacken zu spüren, lies die Schmetterlinge in meinem Bauch noch einen Gang zu legen, das Tempo ihres Fluges steigerte sich rapide. Ich fragte mich ob der Muskelkater der Schmetterlinge, der Liebeskummer war der einem meistens erwartete und beneidete diejenigen die ihr ganzes Leben mit ein und derselben Person zusammen bleiben.
“Ist schon okay, so schlimm kann es wohl nicht werden.”, sagte ich lachend und schon leicht beschwipst.
Das merkte ich daran, dass mein Kopf anfing leicht schwerer zu werden und an meinem komischen Gedanken, über den Muskelkater von Schmetterlingen. Wobei das passte auch zu meiner normalen geistlichen Beschaffenheit.
Mit einem Blick, der so was heißen sollte wie du hast ja keine Ahnung, schaute Alex mich an.
Ein Mädchen mit blonden Haaren, eine von der aufgetakelten Sorte, dessen Namen ich vergessen hatte, schnappte sich die Flasche.
“Also ich fang an. Der auf den die Flasche zeigt, muss ein Glas voll Korn trinken.”
Sie schnappte sich die Flasche und drehte.
Okay, also so schlimm wird das Spiel wohl nicht.
Die Flasche zeigte auf den Typen der auf dem Sofa neben mir saß.
Das Glas war ziemlich groß, aber ohne Anstalten zu machen, schnappte er sich das Glas und trank. Es schien ihm keine wirklichen Probleme zu bereiten.
Nicht mal das Gesicht hat er verzogen, von dem ekeligen Geschmack den er jetzt im Mund haben musste. Jedoch sah er auch so aus als ob er es öfters trinken würde.
Kaum saß er wieder, schnappte er sich die Flasche und stellte die nächste Aufgabe: “Der bei dem sie stoppt, muss mir sein Handy geben und ich schreibe seiner/ ihrer Mutter eine SMS, diese darf er sich den ganzen Abend nicht ansehen.”
Er drehte und die Flasche drehte ein paar Runden und wurde bei mir ziemlich langsam und ich hoffte nur dass sie bei mir nicht stoppte.
Denn ich hatte keine Lust meiner Mutter noch was erklären zu müssen.
Zum Glück blieb ich verschont.
Es traf Janine, die auf der anderen Seite von Alex saß. Sie gab ihr Handy leicht zögernd den tätowierten Händen und diese schrieben mit größtem Vergnügen, wahrscheinlich eine sehr versaute SMS.
Ich muss ja zu geben, dass ich in diesem Moment ein wenig Mitleid mit ihr hatte.
Aber anstatt wie viele in ihrer Situation rum zu meckern trank sie einen Kurzen, schnappte sich die Flasche und sagte: “Bei wem die Flasche hält muss eine Frage von mir beantworten.”
Okay das kann ja nicht so schlimm sein, dachte ich. Deshalb hätte ich es nicht schlimm gefunden hätte sie bei mir gestoppt.
Doch ich blieb verschont.
Es traf Alex.
Dieser schien es genauso locker zu sehen wie ich und schaute sie fragend an.
“Bist du im Moment verliebt?”, fragte sie mit einem Lächeln.
Plötzlich wurde ich nervös und mein Herz pochte, ich wollte die Antwort nicht wissen, denn egal was er antwortete er würde mich verletzten. Denn wenn er „nein“ antworten würden, dann wusste ich das er keine Gefühle für mich hatte und bei einem „Ja“ war es unwahrscheinlich das sie mir galten.
Alex schaute kurz zu mir, aber genauso schnell wie er zu mir hinsah genauso schnell schaute er wieder weg.
“Ja”, sagte er, mehr nicht.
Es war als würden diese zwei Buchstaben mir einen Stich in die Magengrube versetzten.
Alle anderen schauten sich grinsend an.
Ich wusste nicht wieso sie es taten. Denn ich hatte keinen Grund dazu, auch wenn er nur ein ganz normaler Freund wäre, würde ich auch nicht grinsen. Stattdessen würde ich mich fragen in wen, aber sonst wäre es mir egal.
Oder wussten sie etwa etwas was ich nicht wusste?
Da ein Moment Stille entstand, war ich froh als nun endlich Alex das Wort und die Flasche ergriff und sagte: “Der nächste muss bei einem der Nachbarn klingeln und nach Eiern fragen, er muss mindestens eins mitbringen.”
Lustig, das wäre mal eine Spaß bringende Aufgabe, dachte ich.
Leider, hallte die Tatsache dass er verliebt war immer wieder in meinem Kopf und dies verletzte mich irgendwie.
So wie manch ein anderer stand ich kurz auf und mischte mir einen Arbeiter, denn ich wollte jetzt unbedingt was trinken, mir ist schon klar, dass Alkohol keine Lösung ist, aber jetzt für diesen Moment musste ich mich ablenken.
Alex hatte die Flasche schon gedreht und gerade als ich mich setzte hielt sie bei Annika.
Das wird sie nicht geschissen bekommen, dachte ich und genehmigte mir einen Schluck meines Getränkes.
Wir gingen alle in Alex Zimmer das im oberen Stockwerk war und von da aus den perfekten Überblick über die Straße hatte.
Sein Zimmer war weiß und hatte eine riesige Fototapete an der rechten Seite der Wand auf dem eine riesige Great Britain Flagge war. Seine Möbel waren alle aus einem dunklen Holz und vom Stil her zeitlos.
Ich fühlte mich sofort wohl in dem Zimmer.
Alle versammelten sich vor den zwei Fenstern bei seinem Zimmer, wir standen alle dicht an dicht, ich stand zwischen zwei Typen dessen Namen ich vergessen hatte.
Der eine war so ein typischer Surfer-Herzensbrecher-Mensch und der andere kleidete sich wie jeder normale Junge.
Plötzlich drängelte sich wer zwischen mich und den Jungen rechts neben mir, ich schaute dort hin und es war Alex. Nun standen wir Schulter an Schulter und unsere Arme berührten einander, würde ich meine Hand etwas runter bewegen würden unsere Finger sich berühren. Dieses Gefühl ihm so nahe zu sein genoss ich, jedoch war ich auch ziemlich aufgeregt. Damit er mir nichts anmerken konnte schaute ich starr nach vorne und tat so als würde ich mich darauf konzentrieren. Dabei überlegte ich, aber ob er es wohl extra gemacht hat um neben mir zu stehen oder nur weil er etwas sehen wollte.
Mein Arbeiter den ich mit nach oben genommen hatte wurde trotz der Eiswürfel die ich da reingepackt hatte immer wärmer. Erst jetzt bemerkte ich dass ich vor Aufregung begann zu schwitzen.
Plötzlich fingen alle die sowieso schon die ganze Zeit kicherten an zu grölen, anscheinend hatte sie es geschafft. Damit ich nicht auffiel tat ich es ihnen gleich und folgte ihnen als sie das Zimmer verließen. Sofort vermisste ich die Nähe zu Alex und das Gefühl wenn unsere Schultern sich berührten.
Zurück im Wohnzimmer angekommen, klingelte Annika schon, jemand ließ sie rein und sie kam ins Wohnzimmer. Mit einem Lächeln präsentierte sie ihre Errungenschaft, von dem Nachbarn hatte sie 4 Eier bekommen. Wie die Bekloppten fingen die anderen an zu applaudieren, sie zu umarmen, erst nach 10 Minuten kam alles zur Ruhe und wir setzten uns wieder in den Kreis um weiter zu spielen. Jedoch nicht wieder auf dieselben Plätze sondern irgendwohin, leider hatte ich nicht das Glück neben Alex zu sitzen. Sondern ich saß ihm direkt gegenüber. Der einzige Vorteil war, dass ich ihn ungehindert ansehen konnte, denn es würde ja nicht auffallen, da es so aussehen würde als sehe ich nach vorne.
Annika krallte sich die Flasche und überlegte kurz. Mit einem Grinsen verkündete sie der nächste muss sich bis auf die Unterwäsche ausziehen.
Während sich die Flasche drehte und drehte, trank ich meinen lau warmen Arbeiter auf. Den leeren Becher füllte ich mit dem nächsten Arbeiter und Eis. Um zu schauen ob ich gut gemischt hatte nahm ich einen Schluck davon.
Ich setzte mich wieder auf meine Platz zwischen Jan, dem ich einen Arbeiter mit brachte und den Streber, der schon ziemlich einen im Tee hatte. Als ich ihn kurz beobachte hoffte ich das er nicht kotzen müsse diesen Abend und wenn, nicht mich traf.
Danach schaute ich wo die Flasche denn gestoppt hatte, diesmal hatte es Joshua den etwas dickeren getroffen. Dieser zog sich aus, aber nicht einfach so sondern mit einer riesigen Show drum rum.
Als er entkleidet war, lies er sich von den anderen feiern, eins musste man ihm lassen trotz seines Gewichts war er ziemlich selbstbewusst.
Nur in Boxershorts setzte er sich wieder auf seinen Platz griff mit seiner Hand leicht aus der Puste nach der Flasche und sagte: “Auf wem die Flasche zeigt muss die Person küssen die von ihm gegenüber sitzt.”
Alle lachten laut.
In diesem Moment wusste ich nicht ob ich es total toll finden sollte wenn die Flasche bei mir hält oder ob ich es scheiße finden würde. Denn ich hatte keinen blassen Schimmer wie ich reagieren würde.
Die Flasche schien sich endlos zu drehen, sie wurde immer langsamer, sie stoppte vor mir.
Sofort lachte Joshua und sagte: “Interessant, interessant.”
Die anderen beobachteten mich und Alex gespannt.
Als ob ich mir Mut antrinken musste leerte ich meinen Arbeiter mit einem Zug.
Entschlossen stand ich auf, Alex tat es mir gleich, wir gingen aufeinander zu und trafen uns in der Mitte, wir hatten beide schon leicht einem im Tee aber nicht so stark das wir unzurechnungsfähig waren.
Bei jedem Schritt legte mein Herz einen Zahn zu und klopfte immer stärker.
In der Mitte angekommen flüsterte Alex: “Du musst das nicht tun, wenn du nicht willst.”
“Ich habe mich auf das Spiel eingelassen also werde ich das jetzt tun.”, sagte ich, wobei der genannte Grund nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Da ich es ja eigentlich tat, weil ich mich in ihn verknallt hatte und alles in mir schrie “küss ihn”.
Er nickte und schaute verständnisvoll, irgendwas schwang noch in seinem Blick mit, jedoch wusste ich nicht was.
Ich war ziemlich aufgeregt.
Als wir da so in der Mitte standen war es so als gäbe es nur uns. Die anderen waren für mich wie verschwunden, ich sah und hörte sie nicht.
Das einzige was ich hörte war mein Herz und unser Atem, ich sah auch nur noch sein Gesicht, das so perfekt aussah.
Langsam näherte ich mich seinem Gesicht und wie automatisch näherte meine Hand sich seine Wange und die andere seinem Haar. Als meine Hände ihn berührten bekam ich kurz Angst eine von ihm gescheuert zu bekommen, doch als ich sah dass er lächelte war ich erleichtert und zog sein Gesicht zu meinem heran.
Als unsere Lippen sich berührten war es als würde das Feuerwerk, welches schon startete als ich ihm gegenüber stand explodierte.
Wir küssten uns und meine Zunge versuchte in seinen Mund einzudringen, doch in dem Moment fingen die anderen an zu grölen und mir wurde klar dass sie auch noch anwesend waren. Irgendwie war ich darüber sehr erschrocken und ich löste mich von unserem Kuss. Mit einem erschrockenen und fragenden Blick schaute Alex mich an, jedoch konnte ich ihm keine Antwort geben, da ich selbst keine darauf hatte. Wie in Trance setzte ich mich zurück auf meinem Platz und starrte auf meine Schuhe. Die anerkennenden klopfe auf meiner Schulter ignorierte ich.
Noch eine Zeit lang grölten die anderen. Doch auch das verstummte.
Janine die wohl bemerkt haben musste das ich nicht bei mir selbst war ergriff die Flasche und sagte: ”So ich will noch mal drehen. Bei wem die Flasche hält muss mir eine Pizza ausgeben.”
Dankend nickte ich ihr zu, jedoch bekam ich nicht wirklich mehr was mit ich konnte weder sagen bei wem die Flasche hielt noch wie die Person drauf reagierte.
In meinen Kopf herrschte Chaos. Ein Teil von mir schrie mich an, warum ich den Kuss beendet hatte, ein andere Teil freute sich über den Kuss, wieder ein anderer Teil schämte sich, nicht dafür das ich es gemacht hatte sondern darüber was Alex jetzt über mich dachte.
Doch so eine Memme wie ich war traute ich mich nicht ein Blick auf ihn zu werfen, obwohl es mich interessierte wie es ihm jetzt ging.
Ich vermutete aber dass er ganz normal weiter mit spielte und es ihm nichts ausgemacht hatte.
Immer wieder sah ich ihn vor mir, wie er mich kurz bevor wir uns küssten angesehen hatte und spürte das Gefühl des Kusses auf meine Lippen. Gleichzeitig neben dem super glücklichen Gefühl und den vielen Schmetterlingen in meinem Bauch wäre ich am liebsten Weg gerannt und hätte losgeheult.
Doch das ging nicht es war gerade mal 0 Uhr und wer verlies da schon eine Party, außerdem würden die anderen sofort merken das etwas nicht stimmt und als Depp wollte ich sicherlich nicht dastehen.
Nach vier weiteren malen wo die Flasche gedreht wurde, 2 Arbeitern später, war ich ziemlich dicht und dieses schlechte Gefühl ging langsam weg, wich der Betäubung vom Alkohol und wir hörten auf das zu spielen.
Jedoch blieben wir trotzdem so sitzen, so konnte man sich super unterhalten, welches eher nach lallen klang, wobei ich eher den passiven Teil übernahm und zuhörte und nickte während der Streber und Jan die immer noch neben mir saßen darüber diskutierten welches Auto wohl am coolsten war. Zum Glück befragten sie mich nicht wirklich dazu und ich konnte einfach nur nicken oder mal ein “seh ich genauso” sagen.
Denn so wirklich zuhören tat ich nicht und ich war auch nicht in der Stimmung dazu. Da ich meine Gefühle kaum kontrollieren konnte.
Die ersten verließen die Party schon um 1:30 Uhr. Sollte ich etwa mitgehen? Oder käme das doof?
Bestimmt wenn ich jetzt auch gehen würde, würde es sofort auffliegen!
Ich hatte schon lange nichts mehr getrunken an Alkohol, deshalb wurde ich langsam wieder nüchterner.
Ich hatte einfach nichts mehr getrunken, weil seit das Spiel geendet hatte die Gefahr zu groß war, dass ich Alex in die Arme lief und ich das nun wirklich vermeiden wollte.
Die anderen bezogen mich schon gar nicht mehr wirklich in ihre Unterhaltung ein, da sie wahrscheinlich bemerkt haben wie krank ich im Kopf bin.
Um zu schauen wie spät es denn nun jetzt war schaute ich auf mein Handy, es war 2 Uhr, was solange spielte wir schon nicht mehr? Schon eine Stunde war vergangen.
Außerdem hatte ich eine SMS bekommen. Sie kam von meiner Mutter.
Hallo! Wollte eben wissen wie spät du wieder kommst und ob ich dich abholen muss? LG Mama
“Halli MaMA! Du mussd mick nit abhilen.”, antwortete ich.
Ja ich hatte schon leicht einem im Schuh, aber nicht so stark wie vor einer Stunde, da hätte ich wahrscheinlich nicht mal meinen Namen buchstabieren können.
Ich entschloss mich so wie schon andere vor mir nach draußen zu gehen, die frische Luft würde mir sicherlich gut tun.
“Jungs ich gehe ein wenig nach draußen.”, sagte ich und ging durch die Terrassentür raus.
Im Garten waren eigentlich nur knutschende Personen. Das war sehr gut so, denn dann würde ich kaum auffallen.
Ich setzte mich aufs trockene Gras und lehnte mich an einen Baum an. Ich saß so, dass wenn man mich suchte, mich fand. aber sonst mich eher nicht wirklich sehen konnte, ich jedoch die anderen.
Dort saß ich nun, auf einem Außenstehenden musste es so wirken als wäre ich nicht ganz dicht, doch das war mir egal.
In diesem Moment musste ich einfach alleine sein und nachdenken.
Denn wie sollte es denn jetzt weiter gehen?
So wie vorher wird es wohl nicht sein, ich meine Alex wird mich spätestens jetzt bescheuert finden und allen sagen das ich ihn geküsst hatte. Die aus meiner Klasse werden mich hassen und mich auslachen.
Aber andererseits warum hatte er versucht mich mit Zunge zu küssen?
War es Situationsbedingt, wollte er nur testen wie weit ich gehe um einen Grund haben zu lachen?
In meinem Kopf war es voll von Gedanken die ich einfach nicht ignorieren konnte sie melden sich einfach immer wieder, wie so eine auf dringliche Werbung im Fernsehen.
So mit meinem Gedanken beschäftig bemerkte ich gar nicht wie Janine auf mich zukam.
“Kann ich mit dir reden?”, meldete sie sich zu Wort.
Leicht erschrocken zuckte ich zusammen und schaute sie an.
“Wieso?”, fragte ich verwirrt.
Denn was konnte sie denn schon von mir wollen? Okay eine Sache war mir schon klar, aber ich wollte nicht darüber reden und schon gar nicht mit ihr, der besten Freundin von Alex.
“Wegen der Sache mit dem Kuss.”, antwortete sie entschlossen mit mir darüber zu reden.
“Was gibt es da zu reden? Und was geht es dich das denn an?”, pampte ich sie an.
Wild entschlossen und unbeeindruckt von meinen Worten setzte sie sich gegenüber von mir ins Gras und schaute mich an.
“Was es da zu reden gibt? Wie ihr euch geküsst habt. Es war nicht so ein Kuss einfach auf den Mund kurz und schmerzlos, sondern ihr standet euch gegenüber und es herrschte eine Magie zwischen euch, dann als ihr langsam auf einander zu gingt hast du ihn so berührt wie es jeder verliebte Junge beim Küssen macht. Du kannst mir nichts vor machen das es da nichts zu reden gibt.”, sagte sie mir.
“Der Kuss, der war gar nichts. Das bisschen drum herum war Show mehr nicht, ich fühle nichts für Alex!”, maulte ich sie an.
“Tust du doch und vielleicht belügst du dich selbst, aber mich kannst du dabei nicht täuschen, denn ich weiß was ich gesehen habe.”, blaffte sie zurück.
“War klar dass du dir da irgendwas zusammen reimst, nur weil dein Leben so langweilig ist und du Aktion haben willst.”, sagte ich aggressiv.
Wir schauten uns beide ziemlich böse an. Ich werde ihr ganz sicherlich nicht sagen, dass sie mit all dem Recht hat. Wahrscheinlich wird sie dann sofort zu Alex rennen ihm das erzählen und sie lachen gemeinsam über mich.
“Dir ist doch nicht mehr zu helfen, du hast ja nicht mal den Arsch dazu zu stehen.”, sagte sie ziemlich wütend.
Ich fing an zu lachen, aber eigentlich nur um ihr die Illusion zu geben das ich es lächerlich fand und um meine Tränen zu unterdrücken, da sie genau ins Schwarze getroffen hatte.
Unbedingt musste ich hier weg.
“Weißt du was mir wird das zu blöd ich gehe nach Hause.”, verabschiedete ich mich voller Wut, stand auf und ging.
Mir war schon klar das meine Wut nicht ihr galt sondern mir selbst, aber ich konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen.
“Warte, bevor du gehst, verrate mir eins. Warum warst du den ganzen Abend dann wie weggetreten und hast auch nicht mehr zu Alex geschaut?”, stoppte sie mich.
Ohne mich umzudrehen und anzuhalten, da die erste Träne sich den Weg aus meine Augen bahnten sagte ich mit fester Stimme: “War besoffen.”
Bei keinem verabschiedete ich mich, das war auch nicht nötig da ich keinem begegnete da ich den Weg ums Haus herum wählte.
Ich ging ohne wirklich darauf zu achten ob mich jemand sah und eigentlich blind vor Tränen. Eine nach der anderen kullerte über meine Wange.
Nicht nur das ich Angst hatte was Alex jetzt dachte, mir wurde heute mehr denn je bewusst das meine Gefühle nicht nur eingebildet waren oder nur vorübergehend waren. Mir wurde klar dass ich mich richtig stark in ihn verknallt habe.
Wenn es eins gab was ich nie wollte war es schwul zu sein, das zu mindestens habe ich früher immer Gedacht und gesagt. Jetzt bin ich es doch und es war scheiße. Denn Alex würde niemals meine Gefühle erwidern und mich fertig machen.
Als ich zu Hause ankam wurde mir bewusst, dass meine Mutter noch wach war, so wie immer wenn ich auf einer Party war. Bloß wie gehe ich ihr aus dem Weg? Denn sie wird mich bestimmt zu sich ins Wohnzimmer rufen und mich fragen wie es war.
Nach Hause konnte ich jetzt also doch nicht. Aber wohin?
Zum Skaterpark. Dort konnte ich schon seit dem ich klein war immer gut nachdenken und ich hatte meine Ruhe, um diese Uhrzeit wird da sicherlich keine Menschen Seele mehr sein.
Ich machte mich auf den Weg, mittlerweile war es halb vier, bis auf ein paar Autos kam mir niemand entgegen. Am Park angekommen setzte ich mich auf die Halfpipe und schaute zum Mond, der heute ziemlich stark schien.
Es war angenehm frisch geworden und es tat gut nach so einem schwülen Tag frische Luft einzuatmen.
Die Tränen die mich auf dem Weg nach Hause und zum Skater Park begleiteten, waren wie ein Anhängsel was ich auch jetzt nicht loswurde.
Aber neben dieser Traurigkeit baute sich auch immer mehr Wut die ich für kurze Zeit unterdrücken konnte, wieder auf.
Wieso musste ich Vollidiot mich verlieben? Muss ich immer alles zerstören?
Gott, wie dumm ich nur bin, niemand anderes passiert so was.
Mir war zwar klar dass ich in ihn verknallt war, dass hieß aber nicht das ich es akzeptierte. Ich will es nicht mal, denn würde ich es wäre es etwas Endgültiges. Etwas was feststand und unwiderruflich ist.
In diesem Moment hätte ich am liebsten Geschrien, so laut ich nur konnte, doch ich tat es nicht, wenn jemand doch vorbei kam und es hören würde, wäre es peinlich.
Irgendwann stoppten meine Tränen und ich fing an nichts mehr zu fühlen. Mein Kopf dachte auch nichts mehr.
Es war als hätte sich ein Schalter umgelegt, als wäre ich in einer Seifenblase, für den Moment war das Gefühl ziemlich angenehm, aber auch beängstigend. Da ich mich so leer fühlte.
Plötzlich vibrierte mein Handy, um mir zu zeigen dass ich eine SMS bekommen hatte, ich öffnete sie. Sie war von meiner Mom in der stand:
Hey Liebling, wann kommst du nach Hause? Bleib bitte nicht mehr solang.
Als Antwort und Dank für ihre Sorge um mich bekam sie eine Lüge von mir:
Hey. Ist es okay wenn ich bei Alex schlafe? Dann kann ich ihm morgen früh beim Aufräumen helfen.
Ich fühlte mich schlecht sie so anzulügen, aber was sollte ich denn sonst machen?
Die Wahrheit konnte ich und wollte ich ihr nicht sagen.
Ich brauchte nicht lange zu warten und bekam die Antwort.
Klar, denk aber bitte daran das wir morgen um 12 Uhr weg müssen, bis dahin bist du wieder da, bitte. Viel Spaß dir und den anderen noch.
Ach ja wir mussten morgen noch zu Opa. Obwohl ich mein Opa über alles liebe, freute ich mich diesmal nicht ihn wiederzusehen, da ich mich morgen am liebsten in mein Zimmer verkriechen wollte und in Selbstmitleid ertränken wollte.
Dann musste ich diese Tätigkeit wohl jetzt schon erledigen, da ich erst frühestens um 9 Uhr nach Hause kann und jetzt ist gerade erst halb 5 ist.
Kurze Zeit später vibrierte mein Handy noch mal und diesmal war es ein Anruf, ich nahm mein Handy das neben mir lag und sah dass der Anruf von Alex kam.
Sofort wurde ich ziemlich nervös und ängstlich was er denn sagen könnte.
Scheiße, soll ich da jetzt ran gehen? Ich war nicht bereit mit ihm darüber zu reden ich konnte es nicht.
Doch wie automatisch griff ich nach dem Handy und nahm den Anruf ab.
“Hallo!”, begrüßte ich ihn ziemlich schüchtern, wenn nicht sogar eher ängstlich.
“Hallo Lukas.”, sagte eine weibliche Stimme die mir bekannt vorkam.
Kurz musste ich überlegen und dann fiel es mir ein es war Janine.
“Wieso rufst du von Alex Handy mich an?”, fragte ich sie, mit einer ausdruckslosen Stimme.
“Ich wollte mich bei dir entschuldigen ich hätte dich nicht so an pampen dürfen.”, entschuldigte sie sich.
Darüber war ich überrascht, da ich vermutete dass sie mich jetzt wieder genauso davon überzeugen wollte wie vorhin.
“Nein, das hättest du nicht sollen.”, antwortete ich schroff.
Warum kochte nur jetzt wieder die Wut in mir auf? Da ich nicht mal Ansatzweise das Recht dazu habe sie so an zu maulen, nur weil sie goldrichtig damit lag was sie sagte.
“Hör mir bitte zu, okay?”, bat sie mich.
In ihrer Stimme klang ein Ton mit der mir zeigte, dass es dringend sei. Außerdem mehr als mein Akku leer zu machen und ein wenig Zeit verstreichen kann sie nicht. Sie hat mich auch etwas neugierig gemacht.
“Okay.”
“Also, bitte hör mir erst zu bevor du auflegst oder etwas sagst.”, fing sie an auf mich einzureden.
Dann sagte sie: “Ich weiß wir kennen uns erst seit ein paar Stunden, aber ich will dir helfen. Es ist sicherlich nicht leicht wenn man bemerkt dass man homosexuell ist und deshalb braucht man jemanden der einen unterstützt. Wenn du irgendwas brauchst, kannst du jeder Zeit zu mir kommen. Bevor du mich jetzt anbrüllst, du kannst mir nichts vormachen und damit du mich Tag und Nacht erreichen kannst schicke ich dir gleich eine SMS mit meiner Nummer.”
“Homosexuell” das Wort traf mich wie eine Kugel aus einer Pistole, es hallte wie ein Echo in meinem Kopf.
“Warum willst du das für mich tun?”, fragte ich.
Ich war ziemlich berührt darüber was sie gesagt hatte und was sie für mich machen wollte. Deswegen konnte ich sie nicht an maulen um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Aber mir war auch klar dass ich niemals zu ihr kommen würde, denn ihr kann ich nicht vertrauen, denn Alex war ihr bester Freund.
“Weil ich es für das Richtige halte und du jemanden brauchst. Ich weiß nicht ob du so jemanden hast, wenn ja freue ich mich für dich. Doch wenn nicht dann steht dir meine Tür jederzeit offen.”, beantwortete sie meine Frage.
In ihrem Tonfall klang so ein Stück Freude mit.
“Da ich nicht schwul bin brauche ich dich nicht, trotzdem danke.”, mit diesen Worten legte ich auf.
Eigentlich war es lieb von ihr gemeint, aber wenn ich darüber reden würde, würde es das alles noch ein Stück realer machen und dazu war ich nicht bereit.
Kurze Zeit später kam die SMS mit der Nummer.
Ohne zu wissen wieso ich das mache speicherte ich sie ein, danach steckte ich mein Handy zurück in die Hosentasche und legte mich auf der Halfpipe hin. Jetzt hatte ich den perfekten Blick auf den Nachthimmel. Wären da nicht die Tränen die in meine Augen stiegen.
Wenn Alex ein Mädchen wäre, wäre diese Sache alles kein Problem, wahrscheinlich hätte ich ihn dann schon längst um ein Date gebeten. Aber er war keine sie und diese ganze Sache war komisch und irgendwie auch wiederwertig. Ich ekelte mich vor meinen Gedanken.
Die Gedanken die sich immer wieder zwischen die anderen drängte, die wo ich mir vorstellte wie es wäre ich ihn erneut zu küssen oder in seinen Armen eng an eng zu liegen.
Man konnte sich doch so was nicht einfach vorstellen, so was macht man nicht.
Klar habe ich das bei den Mädchen mit denen ich zusammen war mir auch so gedacht, aber das war etwas vollkommen anderes als so was über einen Jungen zu denken. Irgendwie ist das total komisch.
Zwischendurch hörte ich ein paar Autos vorbei fahren, es wurde von Zeit zu Zeit mehr. Das bedeutete, dass es schon so 6Uhr sein musste.
Nur noch 3 Stunden, dann konnte ich endlich nach Hause. Doch was mache ich nur bis dahin? Die ganze Zeit hier rum liegen wollte ich nicht, aber was kann man den so um 6Uhr machen?
Was wäre wenn ich einfach nach Hause gehe und zu meinen Eltern sage, dass ich mir überlegt hatte doch noch in meinem eigenen Bett zu schlafen, damit ich ausgeschlafen war? Da ich ja jetzt nicht mehr Gefahr lief meine Mutter zu begegnen. Würde sie dadurch, aber bemerken das was mit mir nicht stimmte, dass etwas vorgefallen sein muss?
Ich dachte mir, No risk no fun. Außerdem hatte ich keine Lust mehr draußen rum zu liegen.
Mit diesen Worten im Kopf machte ich mich auf den Weg nach Hause, auch jetzt kamen mir nur Autos entgegen, dabei hoffte ich bei jedem Auto aufs Neue, dass sie nicht meine verquollenen Augen sahen.
Zu Hause angekommen schlich ich mich wie ein Einbrecher ins Haus und in mein Zimmer, ich hatte Glück, denn ich begegnete niemanden.
In meinem Zimmer zog ich mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich in mein Bett.
Entgegen meiner Hoffnung schlief ich nicht sofort ein, denn die Gedanken wollten einfach nicht ihre Klappe halten, sondern wurden lauter. Kann es für sowas nicht einen Schalter geben, der die Gedanken ausstellt?
Ich schnappte mir meine Kopfhörer und meinen iPod, machte die Musik Ohrenbetäubend laut an.
Nebenbei spielte ich mit irgendwelchen Apps die ich auf ihm hatte.
Ohne zu wissen wann und wie spät es war schlief ich ein, es war eine Traumlose Nacht. Irgendwann, während ich schlief musste dann wohl der Akku leer gegangen sein, denn um 11Uhr rief meine Mutter auf meinem Handy an, mit der lauten Musik hätte ich es sicherlich nicht mitbekommen.
“Hallo.”, meldete ich mich verschlafen.
“Hallo, hier ist Mama. Ich wollte wissen wann du nach Hause kommst, wir wollten doch in einer Stunde los!”, laberte sie mich voll.
“Mama, ich bin schon zu Hause habe mir gestern bzw. heute überlegt, das ich doch nicht mehr da schlafe, damit ich etwas schlaf bekomme.”, erklärte ich es ihr.
Gut gelaunt flötete sie dann ins Telefon: “Okay mein Schatz, das habe ich nicht mitbekommen, dann mache dich mal langsam fertig.”
Nicht so laut, dachte ich, mein Kopf explodiert sonst. Zu allem Überfluss hatte ich mir ein Kater angesoffen. Könnte so ein Kater nicht seinem Namen treu bleiben und einfach lieb sein, einem keine Schmerzen zufügen?
“Okay.”, antwortete ich, leicht verschlafen.
Ich war so Hunde müde, am liebsten hätte ich weiter geschlafen.
Da ich aber zu meine Opa musste, stand ich langsam, ziemlich vorsichtig, damit mein Kopf nicht platzte auf und machte mich auf den Weg ins Badezimmer.
Gott, sah ich scheiße aus, so richtig verknittert und verschlafen. Ich hatte außerdem Augenringe die man als Schlauchboote hätte verwenden können. Aber wenigstens etwas Schmuck.
Um zu mindestens meine Müdigkeit wenigstens optisch verschwinden zulassen und um meine Haare zu retten sprang ich unter die Dusche.
Nur mit einem Handtuch bekleidet ging ich danach in mein Zimmer. Dort suchte ich mir Klamotten aus dem Schrank.
Eigentlich war es mir ja egal was ich anzog in dem Moment, da meine Kopfschmerzen echt umbrachten.
Jedoch wollte ich nicht wie ausgekotzt aussehen, vor allem nicht wenn meine halbe Familie da war.
Deshalb entschied ich mich für eine schwarze Röhrenjeans, mit einem grauen T-Shirt auf dem Jonny Cash drauf war, dazu wollte ich meine Chucks anziehen.
Kurz nachdem ich mir meine Boxershorts angezogen hatte, klopfte wer an meine Zimmertür. Ohne wirklich auf Rückmeldung zu warten kam jemand herein.
Da ich mit dem Rücken zur Tür stand wusste ich nicht wer rein kam, aber ich tippte auf meine Mutter, aus dem Grund sagte ich während ich mich umdrehte: “Mama, was will…”
Erschrocken darüber wer wirklich vor mir stand hielt ich inne.
“Oh sorry das ich so reingeplatzt bin. Soll ich draußen warten?”, fragte Alex.
Was wollte er denn hier und um diese Uhrzeit?
“Ähh.”, stammelte ich, “Musst du nicht, ist ja nicht so das ich nackt bin.”
Ich schnappte mir schnell meine Hose und zog sie über.
“Ich wollte mit dir reden.”, sagte Alex mit fest entschlossener Stimme.
In dem Moment war ich ziemlich aufgeregt, obwohl ich genau wusste in welche Richtung das Gespräch gehe sollte fragte ich: “Worüber? Setz dich.”
Wir setzten uns auf mein Sofa.
Das T-Shirt hatte ich in der Hand, jedoch nicht angezogen.
“Über gestern.”, sagte er leise.
Warum sagte er es so klein laut?
“Was gibt es denn da zu reden?”, fragte ich und war schon leicht wütend irgendwie.
Was er hoffentlich nicht aus meiner Stimme rausgehört hat, denn die Wut galt nicht ihm sondern mir.
“Der Kuss.”, flüsterte er fast schon.
Mein Herz fing an richtig zu rasen ich sagte auch nichts ich konnte es nicht mal.
“Ähm, ich weiß nicht wie ich das sagen soll. Also als du mich gestern geküsst hast war es nur wegen dem Spiel?”, zerbrach er die Stille, die zwischen uns herrschte, da ich nichts dazu sagte.
Misst, was sollte ich denn jetzt nur antworten, die Wahrheit konnte ich nicht aussprechen. Mir machte es angst das er wahrscheinlich schon gemerkt hat, dass ich es nicht nur gemacht habe wegen dem Spiel, jedenfalls hörte sich seine Fragestellung so an.
Während wir da so saßen schaute ich ihn nicht an, sondern starrte auf den Boden, da ich zu feige war.
“Klar, warum sollte ich dich denn sonst küssen?”, fragte ich und tat so als ob ich leicht lachte.
“Wirklich?”, fragte er.
“Ja.”, log ich.
“Also, bei mir war es erst auch so, aber als du mich vor dem Kuss so angesehen hast und der Kuss einfach der Wahnsinn war, hatte ich direkt Schmetterlinge im Bauch.“, gestand er mir seine Liebe.
“Was du bist schwul?”, fragte ich mit einem entsetzten Ton und obwohl wir nicht nebeneinander saßen setzte ich mich ein kleines Stückchen weiter weg von ihm.
“Ja.”, sagte er sichtlich verletzt, über mein Tonfall, “Das ist keine Krankheit.”
Leicht verwirrt über das was er noch hinzugefügt hatte sagte ich aber trotzdem voller Wut auf mich selbst: “Nee wahrscheinlich nicht, aber es ist krank und ekelhaft. Ich meine wie kann man nur einen anderen Jungen lieben, dem das noch sagen, wahrscheinlich mit der Hoffnung das ich dir in dein Arsch ficke.“
„Es ist etwas völlig normales und etwas was so passiert und wofür man nichts kann.“, murmelte er leise und sichtlich verletzt.
Genau in diesem Moment kam meine Mutter rein.
“Du Lukas, wir wollen gleich los.”, sagte sie.
“Ist okay, Alex wollte eh gerade gehen.”, sagte ich mit einem freundlich Ton der ein bestimmenden Unterton hatte. Meine Mutter musste nichts von meinem Verhalten erfahren, denn es war einfach nur unfair von mir, jemanden an zu maulen, obwohl ich mich selbst meine.
Danach verlässt meine Mutter den Raum, gefolgt von Alex.
Ich begleitete ihn nicht zur Tür. Sondern blieb dort so sitzen und fühlte mich leer, so leer wie ich es heute Nacht kurze Zeit mal hatte.
Wie automatisch zog ich mir das T-Shirt an, die Socken und die Chucks. Dann ging ich runter schnappte mir einen Muffin, um ein wenig was im Magen zu haben.
Pünktlich um 12 Uhr fuhren wir los.
Doch ich bekam nicht wirklich was mit, es war als säße mein Körper da und mein Geist wäre woanders.
Meine Mutter hatte mich während der Fahrt gefragt was Alex wollte und ob etwas zwischen und vorgefallen sei.
Darauf antwortete ich, dass nichts war.
Anscheinend in so einem Ton, dass sie es nicht wagte es zu hinterfragen.
Die restliche Fahrt über die eine halbe Stunde dauerte, blieb sie und mein Vater still und nur das Radio gab etwas von sich.
Als wir bei meinem Opa angekommen, war der Hof schon voll geparkt, wie einmal im Monat hat er die ganze Familie eingeladen.
Hoffentlich bringt mein Onkel nicht wieder seine komische Freundin vom letzten Mal mit, die konnte man ja nicht aushalten, außerdem musste man hoffen das nichts lustig ist, weil bei dem Lachen ätzen einem die Hörnerven weg. Gerade heute wo der Kater immer noch nicht abgehauen war, würde ich es nicht aushalten. Wahrscheinlich würde er sich wirklich explosionsartig in Einzelteile teilen.
Wir stiegen aus dem Wagen und der erste der mir in die Arme lief war mein kleiner Cousin, der kurz vor uns angekommen war.
Der Kleine ist aber auch süß mit seinen 4 Jahren.
Ich hob ihn hoch und drückte ihn und sagte erstaunt: “Du bist aber groß geworden.”
Zum einen weil es der Wahrheit entsprach und da ich wusste das er darauf stolz sein wird.
“Wirklich, Luk?”, fragte er richtig fröhlich.
Er nannte mich deshalb Luk weil er es früher nicht anders aussprechen konnte und da bis auf meine Eltern, da die es doof fanden sein eigenes Kind bei einem Spitznamen zu rufen, mich sowieso alle so nannten, seitdem ich denken konnte.
Ich trug den kleinen zur Tür wo schon meine Eltern und die Eltern des kleinen, mit Mona auf dem Arm und klingelten.
Mein Opa öffnete gerade die Tür als wir ankamen.
“Hallo.”, begrüßte er uns mit einem Lächeln im Gesicht.
Während die Erwachsenen ihn begrüßten und dann reingingen blieb ich kurz mit meinem Opa und den kleinen Tim draußen und begrüßte meinen Opa mit einer Umarmung.
Seit dem ich klein bin war mein Opa der wichtigste Mensch für mich und wir sahen uns auch mindestens einmal die Woche.
Als meine Oma noch lebte auch sie, diese ist aber leider seit 3 Jahren Tod.
Durch den Tod von ihr wurde das Verhältnis noch enger zwischen mir und ihm.
Klar hatte mein Opa auch viel Kontakt zu seinen anderen Enkeln die alle im Alter zwischen 1 und 18 Jahren waren. Aber zu mir und dem kleinen Racker auf meinen Arm noch mehr.
Insgesamt hatte mein Opa 7 Enkeln, davon ist die Jüngste 1Jahr alt und heißt Mona, sie ist die kleine Schwester von Tim, dann gab es noch die beiden Zwillinge Sina und Ron beide 9 Jahre, dann kam ich und meine Cousine Johanna, wir beide sind 17. Der Älteste im Bunde war Jim der volljährig im letzten Monat geworden ist.
Mit meinen Cousins und Cousinen hatte ich eigentlich ein gutes Verhältnis, aber zu Tim und seiner Schwester das Beste. Die kleinen sind aber auch süß. Richtig zum knuddeln.
“Und wie geht es euch zwei beiden?”, fragte mein Opa.
“Ganz okay.”, antwortete ich.
“Mir geht es super.”, rief der Kleine und drückte sich an mich.
“Luk, du siehst auch ziemlich kaputt aus, zu viel gefeiert?”, fragte er lachend.
“Ja.”, mehr konnte ich nicht sagen da Tim rief: “Tim war auch gestern feiern, bei seinem Kumpel.”
“Cool, waren da auch ein paar Mädels?”, hakte ich lachend nach.
Seit Tim zu mir angerannt kam fühlte ich mich wieder ein Stück weit normal.
“Nee, mit denen kann man gar nicht spielen.”, meinte Tim.
“Aha, noch nicht.”, antwortete mein Opa lachend und fügte hinzu, “Dann lasst uns mal rein gehen. Die anderen warten bestimmt schon.”
Wir folgten Opa, durchs Haus in den Garten, wo der Grill gerade von meinem Vater angeschmissen wurde.
“So mein großer soll ich dich runterlassen?”, fragte ich ihn, da er so langsam schwer wurde.
“Aber das ist so schön hier oben.”, antwortete er, dabei schaute er mich mit einem Dackelblick an von dem er wusste das ich dem nicht wiederstehen konnte.
“Wir machen das so, wir begrüßen alle und dann spielen wir mit den anderen Fußball, okay?”, schlug ich vor.
Er nickte und wir begrüßten meine ganzen Tanten und Onkel.
Danach gingen wir zu unseren Cousinen und Cousins die gerade am Fußball spielten.
“So wer braucht Verstärkung?”, rief ich.
In dem Moment spielte mein Cousin gegen die Zwillinge und meine Cousine und schien sich ziemlich anstrengen zu müssen.
“Ich”, rief er.
“Nee das ist unfair.”, rief Ron, “Mit den Mädchen ist mein Team voll geschwächt.”
Jim und ich schauten uns an und wussten, dass wir jetzt erst recht zusammenspielten.
Ich setzte Tim ab und fragte ihn in welchem Team er den spielen möchte.
“In deinem.”
So konnte das Spiel losgehen.
Wir spielten die ganze Zeit, irgendwann rief uns dann unser Opa zum Essen.
Gemeinschaftlich saßen wir dann am Tisch.
Neben mir saß Tim, der laut gerufen hatte, er wolle neben mir sitzen, als sich da Johanna hin setzen wollte.
Diese setzte sich, dann neben die Zwillingen.
Auf der anderen Seite neben mir saß Jim, der mir und ihm gerade ein Bier holte.
Das Essen an sich verlief ziemlich normal man unterhielt sich über dies und das.
Als der Tisch dann abgeräumt war, flüsterte mir Jim zu: “Wollen wir hier weg? Da wo wir immer als Kinder waren?”
Er meinte die Lichtung im Wald bei der wir unser Baumhaus gebaut hatten.
“Klar.”, stimmte ich zu.
Da mir total langweilig wurde.
Nach dem wir den anderen Bescheid gesagt hatten das wir kurz weg waren und Tim unbedingt auch mit wollte, gingen wir dann zu dritt weg.
Etwa zehn Minuten waren wir gegangen als wir den Wald erreichten, auf dem Weg dorthin sagte niemand etwas.
Quer durch die ganzen Bäume und Sträucher mussten wir uns ein Weg erkämpfen, nach weiteren 10 Minuten waren wir dann endlich da.
Als Tim das Baumhaus sah, freute er sich so als wäre gerade Weihnachten und Ostern zusammen.
“Gehen wir darauf?”, fragte er mich mit großen Augen.
“Natürlich.”, antwortete ich.
Jim kletterte vor um dann Tim hochzuheben und ich kletterte hinterher.
Wie früher saßen wir dann da, bloß mit einer Person mehr.
Tim war ziemlich erstaunt und nahm alles genau unter die Lupe. Gleichzeitig passten wir auf ihn auf und unterhielten uns.
“Hast du Momentan eigentlich eine Freundin?”, fragte mich mein Cousin.
“Nee, wieso?”, fragte ich, in mir meldeten sich Alarmanlagen.
Hatte er wohlmöglich etwas bemerkt? Wirkte ich schwul? Und wenn ja hätte er was dagegen?
“Nur so. Wollte meine Freundin nächsten Monat mitnehmen zum Essen und na ja wollte nicht das sie so alleine ist.”, erklärte er es mir.
“Johanna ist doch auch noch da.”, meinte ich.
Er schaute mich mit einem Blick an der wohl heißen sollte, “das ist doch nicht dein Ernst.”
Dann sagte er: “Johanna und sie verstehen sich nicht so gut.”
Das wunderte mich nicht, da Johanna einer der schwierigsten und langweiligsten Menschen ist die ich kannte. Anstrengend an ihr war das sie so schlau war und das einem auch spüren lies, das man ja nur auf einem “normales Gymnasium” besuchte und nicht so wie sie ein für super Schlaue. Außerdem, redete sie nur über langweiligen Kram wie irgendwelche Wissenschaftler. Das sie heute mit Fußball gespielt hatte, war schon etwas seltenes.
“Okay, verständlich, dann muss sie halt mit uns Jungs, Sina und Mona vorlieb nehmen, sie wird es schon überleben, spätestens Tim hat sie um den Finger gewickelt.”, beruhigte ich ihn.
Er nickte.
Plötzlich kam Tim von hinten angerannt und legte seine kleinen Ärmchen um meine Schultern.
“Für den Kleinen bist du ja so was wie ein Held.”, lachte Jim laut.
Ohne mich umdrehen zu müssen wusste ich, dass Tim ihn böse anschaut. Es dauerte auch nicht lange da meckerte er:” Ich bin nicht klein, stimmt`s Luk?”
Ich drehte mich zu ihm musterte ihn prüfend und bestätigte ihn: “Nee, eindeutig Tim ist schon groß, er war gestern feiern.”
Jim schaute mich mit einem Blick der so was wie “Schleimer” bedeuten sollte, doch ich grinste ihn nur an.
Wie selbstverständlich setzte sich Tim auf mein Schoß und ab da saßen wir da zu dritt mit den Beinen am Rand runterbaumeln lassen. Während wir da so saßen erzählte uns Tim, jedes Detail seiner Fete.
Auf einmal zwischen der Erzählung über die Schlammkuchen die sie gebacken haben, vibrierte mein Handy. Schon leicht ängstlich, kramte ich mein Handy aus der Hosentasche. Denn ich wollte keine SMS von Alex bekommen.
Erleichtert darüber, dass sie SMS von meinem Vater war öffnete ich sie.
Er schrieb:
Lukas, wann kommt ihr wieder? Tim´s Eltern wollen nach Hause.
Ich las die SMS laut vor und wir kletterten vom Baumhaus.
Wir gingen denselben Weg wieder zurück, doch diesmal mussten wir öfters einen Stopp einlegen, da Tim jedes noch so kleine Ding genausten überprüfen wollte, irgendwann nahm ich ihn einfach auf den Arm, damit wir nicht an jedem Ast halten mussten, da er schon die Hände damit voll hatte.
Als wir ankamen, saßen die Erwachsenen da noch wo sie vorher saßen und die anderen schienen sich zu langweilen.
Kaum waren wir da fuhren Tim und seine Familie schon. Jedoch musste ich Tim versprechen, dass ich ihn bald mal besuchen komme.
Nun saßen wir da mit den anderen. Die sich über so etwas Langweiliges unterhielten, das mir langweilig wurde und die Leere wieder in meinen Körper zurückkehrte und auch das schlechte Gewissen gegenüber Alex. Immer wieder dachte ich daran.
Wie konnte ich auch nur ihn anmachen für etwas, was mich betraf, das wäre als wenn ein Richter jemanden verurteilt für einen Mord den der Richter selber begangen hatte.
Wahrscheinlich konnte ich es nicht mehr rückgängig machen und hatte mir alles verbaut.
Bis ungefähr um 19 Uhr blieben wir bei meinem Opa, während der Zeit war es ziemlich langweilig, da zwischen zeitlich auch noch Jim zu seiner Freundin abgehauen ist.
Die ganze Zeit über ging diese Leere einfach nicht weg, egal was ich machte, ich mischte mich sogar in das langweilige Gespräch der Zwillinge ein.
Die Fahrt nach Hause verlief genauso still wie die Hinfahrt.
Doch als wir auf unseren Hof fuhren, rannte gerade jemand weg, es ging so schnell, das ich nicht sagen konnte wer es war. Meine Mutter und mein Vater hatten es anscheinend nicht gesehen, da Mama bestimmt vom schlimmsten ausgegangen wäre.
Als wir dann ins Haus wollten fanden wir dann einen Brief auf dem mein Name stand, sonst nichts. Ich bückte mich und hob ihn auf und mir war klar das wer immer da weggerannt war diesen Brief für mich hergebracht hatte. Leider kannte ich die Schrift nicht, mein Name war in ziemlich ordentlichen Buchstaben geschrieben und nicht einfach nur dahin geklatscht.
Sofort ging ich in mein Zimmer, schmiss mich aufs Bett, machte Musik an und öffnete den Brief.
Als erstes las ich die letzte Zeile, da dort immer der Name des Absenders stand und der Brief war von Alex.
Mein Herz begann zu pochen. Wieso schrieb er mir denn einen Brief? Ich war doch so gemein zu ihm, das er mich gar nicht mehr beachten dürfte.
Neugierig und ängstlich zu gleich fing ich an zu lesen.
Lieber Lukas (oder klingt das vielleicht schon zu Schwul?!)
Als wir uns gegenüberstanden und ich in deinen Augen diese wärme gespürt habe und der Kuss genau das übertrug, begannen die Schmetterlinge zu fliegen, klar ist mir bewusst das du Hetero bist, aber Gefühle kommen nun mal, hätte ich es mir aussuchen können, dann würde mein Herz nicht für so jemanden Homophoben schlagen. Der Kuss, war wunderschön, ich bereuen ihn auch nicht, da er mir dein wahres Gesicht gezeigt hat.
Mich hat es ziemlich verletzt als du mich so angewidert angeschaut hast. Ich hatte nie erwartet von dir, dass du meine Gefühle akzeptieren würdest, aber wenigstens mit meiner Homosexualität klar kommst.
Ich meine wir leben im 21 Jahrhundert und nur weil ich in dich verliebt bin heißt es nicht, dass deine Männlichkeit in Beeinträchtigung gerät. Viel mehr hat sie dadurch Schaden genommen meiner Meinung nach, da du so intolerant bist.
Denn schwul zu sein ist nichts schlimmes, das einzige außer meiner Toleranz was dich und mich unterscheidet ist das ich auf das gleiche Geschlecht stehe. Ich habe genau wie du Gliedmaßen, ein schlagendes Herz und Gefühle, die nicht verletzt werden wollen.
Aber eigentlich ist der Grund warum ich schreibe ein anderer.
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du mein Outing mir überlässt, besser gesagt mich nicht outest. Früher oder später werde ich es wohl machen müssen. Jedoch habe ich ziemlich große Angst davor, dass alle so reagieren wie du auf mich. Außerdem will ich meiner Mutter einen weiteren Umzug nicht antun und die da vorigen Schmerzen sollen sich nicht für sie wiederholen.
Ansonsten werde ich dir auch nicht weiter auf den Keks gehen.
Alex
Jedes einzelne Wort war wie ein Messerstich in mein Herz, der Brief zerfleischte es förmlich. Mein zerstückeltes Herz schmerzte und die Wut über mich selbst keimte erneut und heftiger als je zu vor auf. Wieso wurde ich nur so aggressiv zu ihm? Hätte ich ihm nicht einfach in einem vernünftigen Ton sagen können, dass seine Vermutung nicht der Wahrheit entsprach oder es vor ihm zugeben können? Denn wenn ich bei einem auf Verständnis stoße, dann doch bei ihm oder nicht?
(Alex)
Nach dem ich den Brief mit pochendem Herzen bei ihm abgelegt hatte und ich fast erwischt wurde, mischte sich immer mehr Angst, darüber ob er mich outen würde, unter meine Wut auf mich selbst und ihn. Denn warum habe ich es ihm nur gesagt, der Kuss an sich, auch wenn es der schönste war den ich je hatte, war nur fürs Spiel.
Doch nun war es zu spät, er weiß jetzt über meine Homosexualität Bescheid und seine Reaktion finde ich einfach unter aller sau. Ich verlange von ihm gar nicht unbedingt das er hell auf begeistert davon ist, doch mich gleich mit diesen Augen anzusehen, die so angewidert aussahen und die Wortwahl die er verwendet hatte, haben mich einfach nur zu tiefst verletzt.
Dabei war mir von Anfang an bewusst, als sich meine Gefühle für ihn entwickelten, das er sie nie erwidern würden, deshalb habe ich mich dafür entschieden mich mit ihm anzufreunden, dadurch würde ich ihn nicht ganz verlieren und hätte auch Anschluss. Denn auf mich wirkte er wie der coole, der mit jedem klar kommt und alle akzeptiert wie sie sind, ein Beweis für meine trügerische Annahme war meine Party. Doch leider kann man den Menschen nur vor dem Kopf sehen. Was zu meinem nächsten Problem führte, die Angst darüber ob er mich verraten wird oder nicht.
An sich werde ich es wohl durchstehen, das Abschlussjahr ein Außenseiter zu sein, falls alle so intolerant sind, wie Lukas, denn ich habe es schon mal ausgehalten, wobei ich in den Jahren durch die Hölle gegangen bin und schlimmer wird es wohl nicht werden. Doch das alles, mich verletzt und unglücklich zu sehen, möchte ich meiner Mutter nicht erneut antun. Als sie damals meinetwegen ausgeschlossen wurde und sie auch beleidigt wurde, war es schon schwieriger für sie. Aber das sie mir nie die Schuld dafür gegeben hat, sondern mich unterstützt hat und sich nicht geschämt hat, rechne ich ihr hoch an. Damals, als ich ihr gesagt habe, dass ich schwul bin, hatte sie gesagt, dass sie sich darüber genauso freue, wie als wenn ich Hetero wäre, sie auf meinen ersten Freund gespannt sei und mich auf allen meinen Wegen unterstützen wird. Ihre Worte hatte sie auch eingehalten, denn sie hat mich immer verteidigt und war immer für mich da. Ich bin so froh, dass meine Mutter so ist wie sie ist, denn sonst wäre ich schon längst daran zerbrochen.
Noch lange lag ich wach und malte mir die schlimmsten Szenarien aus die mich morgen wohl erwarten würden, als ich es dann endlich ins Land der Träume geschafft habe, schlug der Traum schnell in einen Alptraum um, da ich von den Sachen träumte, die sie mir an der letzte Schule angetan haben. Der Wecker, riss mich zum Glück aus meinen Traum raus, doch dank dem Geträumten hatte ich noch mehr Angst davor was mich erwarten wird. Mechanisch machte ich mich fertig für die Schule, ich zog ein schwarz grau kariertes Hemd an, eine schwarze Hose und blaue Vans. Ich wage zu behaupten, dass mir reinäußerlich nicht meine Homosexualität angesehen werden kann.
Nach einem schnelle Frühstück schwang ich mich auf mein Drahtesel und machte mich auf den Weg zur Schule, wobei jeder Meter den ich mich der Schule näherte mein Herz beschleunigte und wäre das nicht schon Qual genug, sah ich kurz vor mir Sam und Lukas fahren. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich kann schlecht die ganze Zeit hinter den fahren, geschweige denn mit ihnen fahren und überholen käme auch doof. Ich hatte nicht mal die Chance einen anderen Weg zu fahren, da ich mich hier nicht auskannte. Ich entschied mich für die Variante, mit dem überholen, denn falls er mich verraten hatte, wäre es eh egal und wenn nicht hatte ich immer noch die Ausrede das ich sie nicht gesehen habe und durch meine Kopfhörer kann ich sie eh nicht hören. Außerdem wenn ich vor ihnen in der Schule bin, kann ich mich zu den anderen gesellen und muss keine Angst haben, das er mich gerade dann verpetzt wenn ich komme. Denn dann bekomme ich es von Anfang an mit. Also setzte ich meinen Plan in die Tat um und überholte sie, mit einem Blick der starr geradeaus gerichtet war, dabei legte mein Herz, welches sowieso schon schmerzhaft raste noch einen Zahn zu. In der Schule angekommen, ging ich auf meine Klassenkameraden zu und als sie mich bemerkten grüßten sie mich normal und schlossen mich im ihrer Unterhaltung ein. „Hat einer von euch die Wirtschafts-Hausaufgaben gemacht? Fandet ihr das auch so viel“, fragte Gerd, wenn ich mich richtig an seinen Namen erinnerte. Sofort wurde an den Gesichtern erkennbar wer sie nicht hatte und gleich danach fragte jeder der sie verschwitzt hat: “Kann ich sie bei dir abschreiben?“ Ich hatte sie zwar auch nicht, aber mir waren die auch ziemlich egal und wahrscheinlich hatte ich noch den neuen Bonus, da Freitag mein erster Schultag war. Ich andere Sorgen, zwar war ich erleichtert darüber das ich noch nicht geoutet wurde, jedoch machte es mir Angst das ich es mit dem ankommen von Lukas werde. Immer wieder wanderte mein Blick den Flur entlang, um den Moment ab zu warten, wo mein sozialer Mord stattfinden wird. Nach 5 Minuten kam Lukas dann auch, sein Blick fand meinen und senkte sich dann auch sofort. Danach schaute ich Sam an, der mich ganz normal ansah. In mir keimte die Hoffnung auf, dass Lukas wenigstens ein bisschen sozial ist und seine Klappe gehalten hat. Doch vielleicht lässt er die Bombe auch vor gesammelter Mannschaft platzen. Mit klopfenden Herzen schaute ich Lukas an der alle ganz normal begrüßte, so schien es jedenfalls doch so ein bisschen unsicher wirkte er schon. Ich wartete noch weitere 5 Minuten, in denen irgendein Gespräch begann übers Wochenende und atmete auf als Lukas seinen Mund hielt. Ein Typ dessen Namen ich vergessen hatte, fragte auf einmal: „Und Lukas hat sich die Party gelohnt für die du uns hängen lassen hast?“ Im ersten Moment dachte ich, nett das er so über mich spricht, als wäre ich nicht da, aber dann fiel mir ein das er vielleicht gar nicht wusste, dass es meine Party war. Doch dann spannte ich mich an, denn jetzt konnte Lukas mich verpfeifen. „Es ging, war wie ein Kindergeburtstag, die haben da Flaschendrehen gespielt.“, lästerte er. „Das haben wir das letzte Mal mit 14 gespielt. Was war denn das schlimmste, ein Kuss? Von wem war es denn die Party?“, fragte der Typ, lachend. Alle lachten, auch Lukas, wobei bei ihm das nicht echt aussah. Bevor er etwas sagen konnte, sagte ich: „Meine Party, komisch das du so begeistert mit gespielt hast Lukas, wenn du es so lächerlich fandst.“ Das Lachen ebbte ab und alle schauen zwischen ihm und mir hin und her. Lukas schaute mich geschockt an und öffnete seinen Mund um was zu erwidern schloss ihn aber dann wieder. In dem Moment war es mir egal, wenn er mich outet, denn mich beleidigen lassen, ohne mich zu wehren, sehe ich nicht ein. Ich hörte jemanden flüstern, was da zwischen den denn vorgefallen sei. Doch da kam schon der Lehrer, wir ließen den Konflikt offen und gingen in die Klasse, zu unseren Plätzen. Dadurch dass ich näher an der Tür war saß, ich schneller auf dem Platz und stellte die Schultasche auf den Platz von Lukas. Er verstand das Zeichen, schaute mich ganz komisch an, es war eine Mischung zwischen sauer und erleichtert und setzte sich dann auf seinen alten Platz, zu Sam. Den ich flüstern hörte: „Was ist zwischen euch denn passiert?“ „Das geht dich nichts an.“, flüsterte er patzig zurück. Ich wusste nicht wie Sam darauf reagierte, denn ich verstand seine Antwort nicht und sah sein Gesichtsausdruck nicht. Während des ganzen Unterrichts spürte ich die Blicke von allen auf mir, eigentlich war ich das gewohnt, an meiner alten Schule und in meinem alten Dorf hat das auch jeder gemacht, aber es verunsicherte mich trotzdem. Denn noch einmal würde ich nicht fliehen wollen, beim ersten Mal habe ich mich und das was ich bin verraten, ein zweites Mal würde dies nicht geschehen. Viel zu schnell gingen die Stunden vorbei, ohne dass ich was vom Unterricht mitbekam und die erste gefürchtete Pause wurde durch das Klingeln der Glocke eingeläutet. Es wird wohl eine sehr einsame werden, denn ich bezweifle das irgendwer sich zu mir gesellen würde, da ich mich mit Lukas gestritten habe und immer noch der Neue bin. Also entschloss ich mich die Schulbibliothek auf zu suchen und dort die Pause zu überstehen. Ich hatte extra langsam meine Sachen gepackt, so dass alle schon raus waren und keiner sah wohin ich gehen wollte, falls mich wer mit Fragen löchern wollte, diese sollte aber Lukas schön selber beantworten. Schließlich war er so abweisend. In der Bibliothek verkroch ich mich in der letzten Ecke, damit mich keiner sah.
Doch kurz nach dem ich das erste Mal in mein Pausenbrot beißen konnte räusperte sich jemand hinter mir. Langsam und mit pochendem Herzen drehte ich mich um, unsere Blicke trafen sich sofort. Wobei seiner traurig, jedoch auch wütend aussah und meiner sich direkt verfinsterte. Ich schaute ihn einfach an ohne ein Wort zu sagen, er ist zu mir gekommen, also soll er auch sein Mund aufmachen, wenn er was will.
„Es tut mir leid.“, flüsterte er.
Ein Einfaches tut mir leid und warum diese Wut? Wenn er meint, dass das reicht dann…
Den Gedanken konnte ich nicht zu Ende fassen und schon traf mich der erste Tritt in den Rücken. Doch bevor ich den Schmerz überhaupt wahrnahm traf mich der nächste. Ich drehte mich um, um zu sehen wer da seine Füße in meinen Rücken bohrte und sah Sam und noch vier andere aus meiner Klasse. Sie sahen mich angeekelt an. Sam holte zum nächsten Tritt aus und fragte er dabei: „Du Schwuchtel wolltest meinen besten Freund verführen?“ Mein Herz fing an zu rasen und mein Körper wurde taub. Zusätzlich hatte ich die Bilder, von früher vor Augen. Wie erstarrt schaute ich ihn an, meine Finger wurden kalt und vor meinem inneren Auge sah ich Kevin, von meiner alten Schule. Ich sah wie Kevin sich vor allen über mich lustig macht, mir einen BH zu warf mir befahl ihn anzuziehen und nach dem ich dies verweigerte seine Mundflüssigkeit in mein Gesicht spuckte. In meinem Ohr hallte das Lachen der Leute, die um uns herum standen wieder und mein Mund gleichte einer Savanne.
Ein lautes Knallen lies mich die Realität wieder wahrnehmen. Statt auf dem Boden zu sitzen war ich am Kragen hochgezogen worden und einer der anderen Jungs presste mich an ein Bücherregal. Dadurch sind wohl ein paar Bücher aus dem Regal gefallen. Sam stand auf der rechten Seite neben mir und Lukas auf der anderen. Beide schauten mich voller Hass und Ekel an. Mit beiden Fingern nahm Sam mein Kinn in die Hand und drückte sie so stark zusammen, dass ich genau wusste, wo mein Kinn war. Dabei zog er mein Gesicht zu sich und schaute mir in die Augen. „Du hast meine Frage nicht beantwortet, Schwuchtel.“, zischte er.
Ich hatte zwei Möglichkeiten, zum einen mich kampflos geschlagen geben oder dagegen ankämpfen und mich unbeeindruckt zeigen. „Er hätte Flaschendrehen, nicht mitspielen brauchen und die Tatsache das er versucht hat mir seine Zunge in den Hals gesteckt hat er euch bestimmt auch erzählt.“, versuchte ich so cool wie möglich zusagen und entschied mich so wie von alleine für die zweite Variante. In Sams Augen sah ich leichte Verwunderung, bevor er wieder sein Gesicht im Griff hatte. Ich vermutete, dass er durch das Fehlen der Information trotzdem seine Macht behalten wollte und unbeirrt fortfahren wollte. „War klar, dass du Ausflüchte suchst, um deine Krankheit zu verbergen, aber ohne uns. Jeder soll wissen das du ein Schwanzlutscher bist.“, zischte Sam.
„Ein Glück das es bald jeder weiß und sieht was für intolerante Arschlöcher ihr seid!“, presste ich hervor. Je länger ich an das Regal gepresst wurde, desto mehr stach es in meinen Rücken, doch wie ein Weichei klein beigeben werde ich nicht, denn war es nicht das was Sam, Lukas und die Anderen wollten, ihre Vorurteile das alle Schwulen Weicheier sind bestätigt bekommen und mich umso mehr fertig machen? Noch ehe ich drüber nachgedacht habe, sprang ich leicht hoch und trat Sam und Lukas gleichzeitig zwischen die Kronjuwelen, sodass sie von mir abließen und ich für kurze Zeit frei war, jedoch stürzten sich wie wild gewordene von Tollwut besessene Hühner die anderen Jungs auf mich. Sie stießen mich zu Boden und ich glaube Gerd hieß er setzte sich auf mich und schlug mich als erster auf meine Nase. Die sich laut knackend in zwei Teile teilte. Ob ich jetzt wohl eine Boxernase bekomme?
„Etwas Besseres als fünf auf einen ist euch wohl nicht eingefallen oder?“, zischte ich, während ich langsam das warme Blut aus meiner Nase schmeckte.
Doch dafür fing ich mir ein Faust hieb gegen meine Wangen ein.
„Krass habt ihr nicht Angst das ich euch mit Aids infiziere oder an euren Arsch ran möchte?“, redete ich weiter.
(Lukas)
Kaum waren seine Worte ausgesprochen, schlugen sie wieder auf ihn ein. Eigentlich wollte ich es nicht, aber war er nicht schließlich daran schuld, dass ich so ekelige Gedanken hatte? Ich meine warum musste er auch, wie ein Feigling vor seiner alten Schule flüchten?
Die Wut baute sich immer mehr in mir auf, bevor ich merkte was ich da machte, zog ich Gerd zur Seite, setzte mich auf ihn und schlug fest zu.
Erst einmal und dann noch einmal, bis mich seine Augen trafen und mit so viel Verachtung und Traurigkeit sich in mein Herz bohrten.
Nach einem Moment der Stille, in dem mich sein Blut verschmierter Anblick in mir einprägte, sagte er: „Wenn du jetzt fertig bist mein Gesicht zu malträtieren, würde ich jetzt gerne aufstehen und weg von euch Vollidioten.“ Dabei schubste er mich von sich runter, schnappte seine Sachen und ging davon.
Jonas zischte: „Hoffentlich verpisst sich die Schwuchtel zu seiner Mutter und verschwindet für immer.“
Kurz nach seinen Worten viel die Tür der Bibliothek ins Schloss und Alex verschwand aus unserem Blickfeld. Angewidert schaute ich auf meine Hände, die Blutspritzer bewiesen mir, dass das eben wirklich passiert ist und machten das geschehene noch abscheulicher.
(Fortsetzung)
Texte: Unendliche Unendlichkeiten
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme es allen die es lesen und mir mit ihrer Kritik weiter helfen. Natürlich auch alle die mir dabei helfen. (:
Viel Spaß beim Lesen.