´Das Spiegelbild vor mir sieht gar nicht so übel aus´,denk ich und mustere mich ein weiteres mal. Davon abgesehen, dass die letzte Nacht ziemlich kurz war, habe ich die vergangene Woche auch nur Arbeit vor mir gehabt. ´Endlich Freitag´, schreit meine innere Stimme.
"Wo willst du denn drauf los? ", Jean schaut mich lächelnd an."In den letzten Tag der Woche, was denkst du denn?", strahle ich,"dass wir zwei hübschen endlich mal wieder ein grandioses und unvergessliches Wochenende erleben".Ich zwinker ihm zu und drücke einen Kuss auf seine Wange.Jean ist mein bester Freund.Ein absolut gutaussehender, groß gewachsener Mann, mit wundervollen Rehaugen, welche ab und an etwas grün schimmern. Sein dunkles Haar ist kurz und passt somit unglaublich gut zu seiner dunklen knackigen Haut. Rundum ein Mann zum Verlieben,wenn es da nicht gewisse Punkte gäbe die dagegen sprechen. Zum ersten ist er mein bester Freund und zum zweiten müsste er auch Gefallen an Frauen haben, welches aber nicht der Fall ist.
"Lässt du mich so los gehen?",frage ich ihn ironisch und drehe mich um meine eigene Achse."Klar, wenn du es darauf anlegst der Männerwelt den Atem zu stocken." "Ich habe heute einen sehr wichtigen Kunden. Wenn ich ihn beeindrucken kann, selbstverständlich von meiner Arbeit und der Immobilie,dann mein Schatz heißt es; Champanger für immer", gebe ich hochnäsig von mir.Mein bester Freund schaut mich zuversichtlich an,"wenn du es nicht schaffst Rahel Engels, dann niemand sonst. Du bist super in dem was du tust." Und ich weiß wieder, warum gerade er mein bester Freund ist."Und nun lass ihn sabbern", mit einem klapps auf meinen Hintern schubst er mich aus dem Bad."Bye Honey", ich werfe ihm beim hinausgehen einen Kuss zu.
Was erwartet er denn jetzt von mir, damit habe ich nie im Leben gerechnet und zugegeben, ich bin leicht überfordert.Langsam besinne ich mich, " Leonard, was erwarten Sie jetzt von mir?" "Erwartest du. Wo wir nun eventuell ab und an die Zeit zusammen verbringen ist ein ´Du´doch angebracht", und hält mir seine Hand hin. Ich verdrehe meine Augen, ergreife aber seine Hand. Unglaublich, welch weichen Händer er hat. "Nun gut, was erwartest du von mir?" "Erwarten tue ich gar nichts.Ich würde es nur begrüßen, wenn du mir an manchen Tagen Gesellschaft leisten würdest. Wie zum Beispiel morgen Abend ,wenn du Lust hast? Ich würde dich gerne mit auf eine Eröffnung mitnehmen." Ich schaue ihn unsicher an, was er bemerkt und mir ganz locker seine Hand auf die meine legt, " Keine Angst, ich verschlepp dich schon nicht gegen deinen Willen." Oh Gott, irgend etwas ist mit mir, der Wein war schlecht oder die Heizung hier spielt verrückt. Ein schauer läuft gerade über meinen Rücken. Erwartungsvoll schaut er mich an, was soll ich sagen, auf was lasse ich mich ein? Tausend Fragen setzen sich in meinem Kopf fest.Sein Blick ist immer noch fragend. "Was für eine Eröffnung ist es denn Leonard?" "Mein Freund Louis ist ein begnadeter Künstler und ich konnte ihn endlich überzeugen seine Werke in eine Gallerie zu schaffen. Und nenn mich doch bitte Leo, das klingt nicht ganz so verkrampft." Sein Lächeln ist einfach göttlich. Nein, raus mit euch wirren Gedanken. Er ist ein Kunde, mehr auch nicht. Aber da wieder, diese Stimme die schreit; Sieh ihn dir an, du darfst ruhig schmachten. Kurz schließe ich meine Augen um alles bei Seite zu schieben.
"Gut, ich glaube ich kann mich wohl nicht dagegen wehren.Wann soll ich da sein und vorallem wo?" " Ich hole dich um 19Uhr ab, wenn das inordnung für dich ist?" "Danke, ich denke ich werde das wohl schaffen." Ich zwinker ihm zu und muss leicht anfangen zu lachen. "Ich danke dir für das Essen und werde mich jetzt von dir verabschieden.Bis morgen dann." " Ich danke dir Rahel,ich fande den Abend wirklich nett und erhoffe mir, dass der morgige noch besser wird", mit einem Kuss auf meine Wange lässt er mich ins Taxi steigen.
Ich lasse mich tief in den Sitz fallen und lege meinen Kopf auf die Lehne,ich werde aus ihm nicht schlau.Ein komischer Mann mit verschiedenen Gesichtern. Von komplizierten Männern habe ich wirklich genug und denen welche mich unsicher machen. Und das macht er, seine Lippen fühle ich immer noch warm auf meiner Haut.
Die Straßen Kölns sind voll und wieder überlege ich, ob der Jeep kein Fehlkauf war. Mit einem kleinen Flitzer würde ich wahrscheinlich schneller voran kommen und vorallem aber immer eine geeignete Parklücke finden.Trotz des hohen Verkehrs komme ich pünktlich bei meinem Termin an, ich hasse unpünktliches Verhalten.
Ich krame meine Unterlagen zusammen,eins kann man mir nicht nachsagen, dass ich mein Chaos nicht beherrsche.Ich schaue auf meine Uhr,´zehn Minuten hat er noch´.Ich warte auf.. "Leonard Foster", eine Hand legt sich auf meine Schulter," Frau Engels?" Ich möchte antworten, drehe mich herum und meine Stimme versagt.Mehr als ein ´Oha´kommt nicht über meine Lippen. Ein Traum von Mann steht vor mir, sehr groß ,ich schätze um die 1,95. Kräftig, aber nicht im Sinne von dick, sonder muskelös. Die Haare dunkelbraun und etwas zerzaust, was aber in keinster Weise ungepflegt aussieht, eher gewollt. Und diese Augen, sie strahlen in einem weichen Grünton und wirken sehr warm.
"Habe ich Sie erschreckt?Das war nicht meine Absicht,tut mir leid.",sagt Foster und lächelt mich mit einem perfekten Lächeln an. In Gedanken schüttel ich meinen Kopf, ´was zum Teufel war das denn´.Sonst bringt mich doch nichts aus der Fassung.´Reiß dich zusammen Engels´,drücke meine Schultern zurück,richte mich auf und lächle,"Nein, nein.Können wir?" Ich deute mit meiner Hand eine Zufahrt hinauf. Wir gehen einen Kiesweg hinauf und innerlich lasse ich die ganze Situation noch einmal reveu passieren.Immer noch nicht sicher was das da gerade eben war erkläre ich ihm alle Details des Gebäudes. Leider kann ich nicht so recht erkennen ob er Interesse hat. Mit ausdrucksloser Miene lauscht er meinen Worten,ab und an kommen Fragen, welche jedoch auch keine Antwort auf seine Meinung preis gibt.
Geschafft, nach eineinhalb Stunden Besichtigung habe ich all mein Wissen über dieses Objekt mitgeteil und meine Kehle schreit nach Wasser."Nun was sagen Sie?Trifft es auf das zu, was Sie sich vorgestellt hatten oder besteht kein Interesse?" Er sieht mich kritisch an und sagt eine ganz Weile einfach nichts,ich stehe da und komme mir mit meinem tausend Watt lächeln einfach nur dämlich vor.Danke auch Leonard Foster.Ungeduldig spiele ich mit meinen FIngerspitzen, welche ich unbemerkt auf meinem Rücken verstaut habe. "Ich benötige etwas Bedenkzeit", sagt er schließlich."Selbstverständlich", häuchel ich ihm mein Verständnis vor. Oh nein Mister, nicht mit mir,ich fluche innerlich.Ich gebe mir wochenlang solch Mühe, Puderzucker gab es auch dazu und jetzt sowas. Ich habe ihm vorab schon einiges zugesendet, damit er sich ein Bild machen kann.
"Um meine Entscheidung mitzuteilen bitte ich Sie, mich heute Abend gegen 21 Uhr im ´RED´zutreffen." Verblüfft schaue ich ihn an,"entschuldigen Sie bitte Herr Foster, aber dies sind nicht meine üblichen Arbeitszeiten."Ich ziehe meine Augenbraue hinauf und warte auf seine Antwort. " Ich dachte nach all Ihren Bemühungen, welche Sie in den letzten Wochen an den Tag gelegt haben, wäre es das kleinere Übel mal über Ihren Schatten zuspringen und über Ihre ´strickten´Arbeitszeiten hinweg zusehen."Und da wieder, er schenkt mir ein bezauberndes Lächeln.Und prompt meldet sich mein Kampfgeist. Auch wenn er ziemlich arrogant ist, ich bekomme dieses Geschäft.Ich schaue ihm tief in die Augen und reiche ihm meine Hand,"Ich sehe Sie um 21.30 im ´RED´"Nun hoffe ich, dass ihm das zu spät ist oder aber falls dies nicht der Fall ist, ich so früh wie möglich dort wieder verschwinden kann. Mit der Ausrede ich müsse dringend zu Bett. Was natürlich, bei meinem Glück ein Irrtum war.Seine Antwort war darauf: sehr gerne. Ganz große klasse Rahel, das war es wohl mit bomben Wochenende.
Ich stürme ins Wohnszimmer, wo Jean sich gemühtich auf unser Sofa gekuschelt hat.Welches fast den ganzen Raum ausfüllt, wir lieben es gemühtlich. Ich schnaufe und versuche ruhig zu atmen und meine Fassung zuerlangen."Wo ist der Champanger",fragt er mich mit einem Lächeln, welches von Ohr zu Ohr geht. "Nix mit teurem blubber Wasser. Dieser Typ ist nicht ganz dicht sag ich dir.Wenn dann erst heute Nacht." "Nacht?", er schaut mich irritiert an.Als ich mich fast vollständig beruhigt habe erklär ich Jean alles .
"Er fand dich heiß, Baby!" "Du Spinner". "Ja was denn sonst. Glaubst du tatsächlich, dass er geschäftliche Termine immer auf einen so späten Zeitpunkt legt. Ach komm schon, sonst bist du doch auch nicht so naiv." "Das ist gar nicht so spät. Viele haben abends Geschäftsessen, weil die Atmosphäre besser ist. Oder was glaubst du weshalb immer soviele Schlips-Träger da sitzen, wenn wir bei Antonio Wein trinken gehen?" , habe ich das wirklich gerade gesagt?
Jean deutet mit seiner Hand auf die Stirn, "Ahh Rahel, ich danke dir. Wie recht du nur hast, alle in Anzug und Krawatte die zu später Stunde noch bei Tisch sitzen sind nur geschäftlich dort. Das war eine Wissenslücke bei mir. Nun hast du meinen IQ wieder etwas nach oben gebracht, wie kann ich dir jemals dafür danken?" Ich glaub es nicht, er lacht sich wirklich tod, ich schüttel darauf nur meinen Kopf. Immer spinnt er sich etwas zusammen und bleibt auf dem Standpunkt, welchen er für richtig empfindet. Als ob Foster mich in irgend einer Weise anziehend fand.
"Was ziehst du an?", neugierig zappelt er auf dem Sofa herum. Nach kurzem überlegen steht für mich fest: "Blaues Kostüm mit weißem Tanktop". Mein liebster Freund schüttelt den Kopf, "Heute früh zeigst du ihm deine mega Beine und jetzt willst du ihn mit der prüden Merkel und in die Flucht jagen?" "Was ist denn bitte daran prüde,ich trage so etwas täglich." Er steht auf, zieht mich mit in mein Zimmer und kramt in meinem Chaos herum, auf der Suche nach etwas brauchbarem. Nach kurzer Zeit zieht er ein mintfarbendes Kleid hervor, ´nein bloß nicht das´. Meine Gesichtszüge deuten ihm schon was ich davon halte und dass er das lieber ganz schnell zurück befördert. "Du siehst fantastisch darin aus, deine Haut schimmert wundervoll, deine Augen werden betont und deine braunen Haare werden endlich mal richtig zur Geltung gebracht.Schlicht weg ; Du wirst warnsinn aussehen." Dieser Vortrag und dazugehörige Gesichtsausdruck lässt weder Widerstand noch Diskussion zu.Super! Ich beuge mich meinem Schicksal, aber auch nur da ich eh kaum noch Zeit habe.
Pünktlich komme ich am ´Red´ an. Da ich mich in dem knappen Kleid etwas billig für ein solches Treffen fand, habe ich beschlossen einen schwarzen Blazer darüber zuziehen. Mit dazu passenden Peeptoes, sowie einem dünnen talliengürtel habe ich mein Outfit abgerundet. Ganz zum Missfallen von Jean. Als ich das Lokal betrete entdecke ich ihn an der Bar, er sieht ganz anders aus als zuvor am Mittag. Den dunkelgrauen Anzug hat er gegen eine Jeans und ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt getauscht. ´Nicht schlecht´kommt mir in den Sinn und trete auf ihn zu, ticke an seine Schulter und begrüße ihn übertrieben nett," Guten Abend Leonard, Sie sind ja ausgesprochen pünktlich." Ohne jegliche Mimik entgegnet er: "Ich lasse ungern jemand warten und erst recht nicht, wenn um wichtige Angelegenheiten geht. Sollen wir dann?" Er deutet an einen Tisch am Fenster, dort angekommen zieht er ganz gentleman-like meinen Stuhl vor, so dass ich mich setzen kann. Als der Kellner an unserem Tisch erscheint übernehme ich einfach das Wort und bestelle eine Flasche Wein sowie Wasser mit jeweils zwei Gläsern. Irritiert schaut mich Foster an, doch ich entgegne ganz gelassen: " Oder möchten Sie lieber etwas anderes trinken?" Ha, der soll gleich wissen mit wem er es zutun hat und dass ich niemand bin, der sich leicht unterbuttern lässt. Ich bin eine Frau die weiß was sie will und aus diesem Grund werde ich diesen Vertrag auch heute abschließen. "Rahel, wenn ich Sie so nennen darf?", ich nicke ihm zu, ich hatte mir einfach das Recht heraus genommen und ihn beim Vornamen angesprochen- wer kann der kann.
Nach dem der Kellner unsere Getränke an den Tisch gebracht hat und wieder verschwindet fährt er fort, " Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht und muss auch zugeben, dass die Immobilie wirklich gut ist. Der Bau, die Materialien, der Zustand im Ganzen ist ideal und benötigt wenig Aufarbeitung". Ich hüpfe herum, jedenfalls in meinem Kopf, ich wusste dass der Aufwand sich auch lohnt. Auch ohne das mintfarbende Kleid, denn er hat den Nachmittag über überlegt. Pluspunkt für mich.
"Jedoch muss ich mich dagegen entscheiden", STOP, stop stop... Was passiert hier gerade?Zack ist in meinem Kopf ein riesen Tumult, habe ich das gerade richtig verstanden? Langsam dringt seine Stimme wieder zu mir durch, " Keine Frage, das Objekt ist toll, aber das bin nicht ich. Ich denke wir zwei sollten etwas Zeit miteinander verbringen. So lernen Sie mich besser kennen und was am wichtigsten ist; meinen Geschmack und Vorlieben". Vorlieben? Ist er von allen guten Geistern verlassen, das interessiert mich herzlich wenig.
"Tut mir leid, ich verstehe nicht ganz. Wenn Sie sich entschlossen haben nicht zuunterschreiben, hätten Sie mich einfach anrufen können." "Natürlich hätte ich das tun können, aber wie gerade gesagt, finde ich es wichtig, dass Sie mich besser kennenlernen. Da dachte ich, dass wir gleich damit anfangen."
Ich nehme mein Handy, Schnellwahltaste Jean, ohne das er etwas sagen kann " 30 Minuten im Diamonds, gib Gas!" Natürlich warte ich eine ganze Stunde, was für meinen Perfektionisten wirklich eine Glanzleistung ist, " Honey, ich habe mich wirklich beeilt." " Ist gut Liebes, hauptsache du bist da!" Er erkennt sofort, dass irgend etwas nicht stimmt, " Schieß los,was ist passiert, dass du mich so verstört anrufst und her kommandierst?" Bevor ich los legen kann bestelle ich zwei Vodka, das brauch ich jetzt.Ich schütte beide runter und bestelle gleich zwei neue.Wie kann ich es wagen ohne meinen besten Freund zu trinken, das ist die Frage die in seinen Augen steht,aber er hätte das selbe getan." Ich glaube ich fange an mich zu verlieben, kannst du dir das vorstellen?ICH? Eine andere Erklärung für den ganzen WIRRWARR in mir kann ich mir nicht geben", und kippe mir den dritten runter. "Miss Unnahbar verliebt? Wer ist er und wann kann ich ihn kennen lernen,der muss ja großartig sein. Aber nach deinem Gesicht zu urteilen eine Naturkatastrophe." "Jean, das ist nicht witzig. Es ist Foster, mein Kunde, sowas darf nicht passieren." " Ist er denn so übel, oder weshalb diese Welle?" "Ob übel oder nicht, es geht nicht. Arbeit und Privat muss getrennt bleiben!"
War ja wieder klar, dass er es als nicht schlimm empfindet. Jean nimmt sich was er will, keine Rücksicht auf Verluste. Er lächelt,als ich ihm den Ablauf meines Abends erzähle. " Was gibt es bitte da so dämlich zu grinsen?"
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2014
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Widmung:
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