Der Traummann von der Straße
Es ist lange her, dass ich dich gesehen habe, aber ich sehe dich noch klar vor mir. Es ist seltsam, einen Menschen den man so wenig kennt, quasi nur von einer kurzen, sekundenschnellen Begegnung, so intensiv zu lieben, wie ich dich liebe.
Ich träume von dir, jede Nacht,
Es ist lange her, dass ich dich gesehen habe, aber ich sehe dich noch klar vor mir
Es ist seltsam, einen Menschen den man so wenig kennt, so zu begehren, wie ich dich begehre.
Und nun Stehe ich hier vor dir, und du stellst dich mich als mein neuer Chef vor. Ich gebe mir Mühe, dass ich nicht in Ohnmacht falle, aber du erinnerst dich nicht an mich. Du hast keine Erinnerungen mehr an unserer Begegnung. Wie auch? Wir haben uns ja kaum eine Sekunde gesehen, und es war Zufall, dass ich in dieser einen Millisekunde genau dich angesehen habe. Dass ich mir dein Gesicht, deine Harre deine Augen und alles an dir in diesem kleinen Augenblick gemerkt habe, bis zu diesem Augenblick.
Ich habe mir diese Erinnerung für diesen Augenblick bewahrt, mir diesen Augenblick vorgestellt, ausgemallt. Und jetzt stehen wir hier, und du weißt nicht, dass ich dich schon ewig kenne, ohne dich zu kennen.
Es ist seltsam, es fühlt sich seltsam an. Ich spüre, dass du keine Erinnerung an mich hast. Und es enttäuscht mich, obwohl ich weiß, dass es gar nicht anders sein kann.
Dieser Augenblick war in meiner Vorstellung viel schöner: Ich sehe dich, und die siehst mich. Du erkennst mich, läufst auf mich zu, lädst mich zu einem Kaffe ein, wir reden unterhalten uns, ich erfahre alles über dich. Erfahre, dass du auch schon immer an mich gedacht hast, mich nicht mehr vergessen konntest. Dass deswegen deine Beziehung in die Brüche ging. Dass du seitdem alleine lebst. Du lädst mich ein, noch mit zu dir nach Hause zu kommen, denn wir haben gar nicht bemerkt, wie spät es schon ist, und dass Kaffe möchte schließen. Also stehen wir auf, wir laufen zu deiner Wohnung. Es sieht alles perfekt aus, so wie ich mir eine Traumwohnung vorstelle. Du hast ein riesiges, weises Sofa, auf das wir uns setzen. Du holst Tee, und wir reden weiter. Wir reden, bis es hell wird, und länger, irgendwann schlafe ich ein, in deinen Armen. Als ich wieder aufwach, schläfst du neben mir. Ich denke alles ist perfekt. Ich spüre, dass ich immer zusammenbleiben möchte mit dir, und dass du das auch möchtest. Ich fühle mich wohl und geborgen in deiner Umgebung.
Wir treffen uns danach noch weiter Male. Wir haben eine feste Beziehung, und er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Er ist mir treu. Tag für Tag entdecke ich aufs neue seine Liebe und seine liebevolle Art, die mir Respekt entgegen bringt. Die mich würdigt und ehrt, mich aber nicht einschränkt.
Es ist, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Wir bekommen irgendwann Kinder. Werden zusammen alt, und kaufen uns ein kleines haus irgendwo in der Natur, an einem See, um dort bis zu unserem Lebensende zu verbringen. Unsere Kinder besuchen uns oft. Wir haben auch Enkelkinder. Jede Menge, und auch sie besuchen uns gerne.
Doch stattdessen stehst du hier vor mir, und stellst dich als mein neuer Chef vor, streng und diszipliniert, aber offen für neue Vorschläge. Nur will er dann auch Ergebnisse sehen. So habe ich ihn mir nicht vorgestellt. Ich habe ihn mir vorgestellt als liebevollen Mann, der mir jeden Wunsch von den Augen abliest, und mir ihn sofort erfüllt. Einer der gerne Kinder möchte, und nicht so sehr auf Disziplin achtet, der auch mal in seinem Job fehlt, weil er mit mir einen tolle Nach verbracht hat, und noch mit mir im Bett liegen bleiben möchte oder mir statt zu arbeiten Frühstück ans Bett bringt, und wir zusammen in unserem Bett frühstücken.
Aber ich habe ihn mir nicht so vorgestellt.
Er ist überhaupt nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Und plötzlich merke ich, ich war nur in sein Aussehen verliebt, und habe mir einen Traumcharakter dazu ausgedacht, aber keiner der wirklich hinter diesem Mann steckt.
Wieder habe ich mich selbst enttäuscht. Aber ich werde wohl damit leben müssen.
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Tag der Veröffentlichung: 07.09.2010
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