In der Nähe von London lag ein kleines Dorf, das Rumlington hieß. Es war ein Dorf, wo jeder jeden kannte. Es gab einen Hügel dort. Das war der Galgenberg. Es stand ein Gefängnis auf dem Hügel, bis es abbrannte. Alles war ruhig im Dorf. Doch dann zog ein reicher alter Mann ins Dorf. Und hier will ich meine Geschichte beginnen.
Am einen Diensttag zog der Alte nach Rumlington. Es wurde geredet, dass der Mann viele Neider hätte und deshalb hierher gezogen sei. Mit dem Alten kamen ein Dienstmädchen und seine Tochter.
Schon nach einer Woche wurde im Dorf herumerzählt, dass die Tochter ein spießiges und bösartiges Ding wäre. Das traf auch zu. Kein Hund, keine Katze, a nicht einmal ein Insekt durfte ihr über den Weg laufen. Es würde es bereuen. Das Dienstmädchen dagegen war immer freundlich und hilfsbereit und wurde schnell in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Bei dem Alten war sich keiner so sicher, ob er nett oder bösartig war. Er war ein wenig sonderbar und spann auch meist.
Mit der Zeit gewöhnten sich die Bewohner an die Neuen und es wurde wieder ruhig. Doch eines Morgens fand man den Alten tot vor. Vergiftet, wie der Arzt später feststellte.
Man kann jetzt natürlich sagen, es wäre die Tochter oder das Dienstmädchen gewesen, doch so einfach war das nicht. Jeder hätte in der Nacht kommen können, denn die beiden Frauen hatten einen tiefen Schlaf.
Das Testament besagte, dass, wenn der Alte stürbe, die Tochter das Geld bekäme. So wäre der Fall wahrscheinlich schnell klar gewesen, doch es gab noch einen Haken bei der Sache. Wenn die Tochter nach dem Alten, jedoch vor dem Dienstmädchen sterben würde, fiele das ganze Geld dem Dienstmädchen zu.
Der Inspektor, der den Fall bearbeitete, glaubte nicht so recht daran, dass die Tochter den Alten vergiftet hatte. Sie war zwar nicht gerade freundlich und nett, aber sie hatte ihren Vater sehr geliebt.
Der Inspektor nahm das Dienstmädchen genauer unter die Lupe. Er erfuhr, dass das Dienstmädchen Witwe war. So wurde es zumindest behauptet. Aber das ließ sich schnell feststellen.
Das Dienstmädchen erzählte, sie habe früh geheiratet. Ein paar Jahre darauf sei ihr Mann gestorben. Daraufhin hätte sie als Dienstmädchen angefangen zu arbeiten. Später habe sie bei dem Alten angefangen. Sie war seit zwei Jahren bei ihm im Dienst. Der Inspektor forschte nach und erfuhr, dass alles stimmte, bis auf eine Sache. Und diese Sache machte ihm schwer zu schaffen.
Doch ehe er dahinter kam, was es bedeutete, geschah ein weiterer Mord.
Es waren einige Gäste bei den Sally Simpson, der Tochter, als das Licht ausging. Jemand schrie, eine Tür klappte und die Leute riefen durcheinander. Als das Licht wieder anging, lag Sally auf dem Boden. Sie war tot. Erstochen. Der Täter, so nahm man an, war verschwunden.
Der Inspektor vernahm die Zeugen. Doch viel konnten sie nicht sagen. Es wäre alles so schnell gegangen.
Es vergingen einige Tage und die Polizei kam nicht weiter. Doch dann machte der Inspektor eine Entdeckung. Er wusste jetzt, was ihm an der Geschichte des Dienstmädchens nicht passte. Erneut holte er einige Erkundigungen ein und es stimmte. Der Mann des Dienstmädchens sollte zwar gestorben sein, doch das war nur eine Vermutung. Es konnte nie einwandfrei bewiesen werden.
Wieder befragte der Inspektor das Dienstmädchen und diese bestätigte alles. Doch genaueres wusste sie auch nicht. Damals war ihr Mann mit seinem Boot unterwegs gewesen. Als man es fand, war überall Blut. Und Schuhabdrücke, die nicht zu dem Mann gehörten. Sie waren zu klein.
Der Inspektor schaute sich den Raum, wo der Mord an Sally geschah, noch einmal genauer an. Da fiel ihm ein Behälter mit Wasser auf, welcher auf dem Boden in der Nähe eines Fensters stand. Das Dienstmädchen sagte, das Wasser sollte wohl für eine bessere Luftbefeuchtung im Raum sorgen. Sie habe ihn nicht dorthin gestellt.
Weil er nicht weiter wusste, nahm sich der Inspektor die Zeugen noch einmal vor. Dabei kam ihn ein Zeuge besonders verdächtig vor, denn er traf sich öfter mit dem Dienstmädchen. Das wäre nicht weiter bemerkenswert gewesen, doch eine Nachbarin erzählte dem Inspektor, dass die beiden Streit gehabt hätten. In dem Streit ging es um den Alten und seine Tochter. Der Inspektor bedankte sich.
Nun ging er zu den anderen Nachbarn, um zu fragen, ob auch sie noch etwas wüssten. Doch niemand meldete sich. Die Spurensucher hatten auch wenig Erfolg.
Da sprach eines Tages die gleiche Nachbarin den Inspektor an. Sie hatte gehört, wie der Zeuge zum Dienstmädchen sagte, sie wäre zu nervös. Und mit so etwas wäre er ein paar Jahre verheiratet gewesen. Der Inspektor rechnete nach und kam zum Schluss, dass der Zeuge der verschollene Ehemann sein konnte.
Wieder ging er zu dem Dienstmädchen, um es auszufragen. Zunächst wollte sie nichts sagen, doch dann gestand sie, dass es ihr tatsächlich ihr verschollener Mann war. Jedoch wusste sie nicht, was in der Vergangenheit geschehen war. Sie hatte ihren Mann nicht danach gefragt. Vielleicht hat sie Angst vor ihm, dachte der Inspektor. Wäre schließlich nicht das erste Mal.
Auch wusste das Dienstmädchen nicht zu sagen, ob er der Mörder war. Der Inspektor glaubte ihr, dem Zeugen aber nicht. Er schmiedete einen Plan, damit ihm der Mörder in die Falle gehen würde. Das Dienstmädchen sollte herumerzählen, dass sie, im Falle ihres Todes, das Geld dem Zeugen, Herrn Bach vermachen würde, da sie ihn sehr mögen würde.
Am Abend lud Emma, so hieß das Kindermädchen, Bach zu sich ein. Das war die Gelegenheit. Es kam zum Streit, in dem Bach Emma alles erzählte. Verraten können würde sie ihn jedoch nicht, war er der Meinung. Blitzschnell sprang er auf Emma zu und versuchte sie zu erwürgen. Da ertönte eine Stimme vom Fenster her. Der Inspektor hatte auf der Lauer gelegen. Bach löschte das Licht und versuchte zu fliehen, doch da war schon der Wachtmeister des Dorfes zur Stelle und hielt ihn fest. Bach rief, dass man ihm ohne Mordwaffe nichts nachweisen könne. Der Inspektor kletterte kurzerhand zum Fenster herein und stieß dabei den Wasserbehälter um. Das Wasser floss heraus und zum Vorschein kam – ein Dolch. Ein gläserner Dolch.
Damit war Bach überführt. Emma fragte den Inspektor, wie er auf Bach gekommen sei.
„Nun, zuerst war da die Nachbarin, die einiges gehört und gesehen hatte. So auch den gläsernen Dolch, wobei sie nicht wusste, dass es ein Dolch war. Nur ein Gegenstand aus Glas. Sie war nämlich zufällig in der kleinen Pension, wo sich Bach einquartiert hatte. Und dann der Behälter mit dem Wasser. Wie ich mittlerweile weiß, wurde er erst an dem Abend des Mordes an Sally aufgestellt. Auf einen Rat Bachs hin. Natürlich waren alles nur Vermutungen, doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
Der Inspektor wünschte Emma noch alles Gute und ging. Einem neuen Fall entgegen.
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2009
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