Die Hundeblumen sind doch ein
„Siehst du die Wiese dort draußen?“, fragte mich mein Vater, während er aus dem Fenster schaute.
„Ja. Und sie ist nicht gemäht.“, antwortete ich lustlos.
„Die Hundeblumen. Sie sind doch ein Gedicht.“, sagte er mit strahlenden Augen.
Innerlich musste ich schmunzeln. Jede Frau hätte sich über dieses fließe Unkraut im Garten geärgert. Und wenn man erst an die langen Wurzeln denkt, die dieses Blümchen wohl zum Zorn der weiblichen Welt treibt.
Aber mein Vater meint in Seelenruhe: „Die Hundeblumen sind doch ein Gedicht.“
Ich finde es schön zwei so gegensätzliche Dinge in einen Satz zu packen und somit den schlechten Hintergedanken an die Hundeblume zu verdrängen. Ob er deshalb gleich vernichtet ist, sei mal dahin gestellt, denn schon im nächsten Moment, wenn der Mann nicht hinter ihr steht, wird die Frau dieses gelbe Fleckchen in ihrem Garten mit fletschenden Zähnen anstarren, sich bewaffnen und in Kampfstellung über dieses Blümchen herfallen.
Ob sie sich dabei die Hände schmutzig macht ist ihr egal. Hauptsache der Feind des Gartens ist in die Fluch geschlagen worden. Triumphierend wird sie nach mühevoller Arbeit das ausgerupfte Blümchen zum Kompost schaffen und es niedertrampeln.
Was SIE dabei nicht bedenkt ist, dass sie für IHN in diesem Moment vielleicht ein Gedicht zerstört hat…
Tag der Veröffentlichung: 19.05.2011
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