Die Prüfungsfrage
"Variieren Sie die verschiedenen Grade von fromm. Wie kommt der fromme Mann ums Hauseck herum?"
Der Prüfling machte ein sehr frommes Gesicht, versetzte dem Hauseck einen Schlag mit seinem Regenschirm und erklärte:
"Ein frommer Mann darf nicht vom geraden Weg abgebracht werden."
Die Kommission befand:
"Sie haben zwar bestanden, junger Mann. Aber dies müssen sie noch lernen: Der wirklich Fromme geht gerade auch auf krummen Wegen."
concortin
Bild von Katja Kortin
Gespräche mit Weihnachtsbaum Wuchermeier
Eigentlich ist er ja gar keiner. Mein Mann meint, wir sagen einfach, dass es einer sein soll. Es ist unserer.
In unserer Küche steht eine Topfpflanze, die über die Jahre dank ihrer Wachstumskraft zu einer Kübelpflanze geworden ist. Die Riesenblätter wachsen dem Licht entgegen. Hin und wieder fällt dafür ein weiten unten angesiedeltes vom Stamm. Irgendwie reicht die Kraft nicht, Vorhandenes zu halten. Das ist schade. Das Alte muss halt weg, kann sich auch nicht festklammern. Wir nehmen es notgedrungen hin und suchten nach einer Lösung, um die Verkahlung zu vertuschen. Ich stelle also einen kleinen Topf mit Efeu in den Kübel und siehe da, er rankt sich unvorstellbar üppig in alle Richtungen. Ein wahrer Schmarotzer, dennoch das Gebilde sieht traumhaft aus. Wir sind uns aber nicht sicher, ob es eher einem Albtraum gleicht. Die großen Blätter der Wirtpflanze haben es nicht ganz leicht, auch noch zu wirken. Egal, der Stamm bietet Halt für Neues, die Wurzeln haben sich längst untrennbar ineinander verwoben.
„Na. Ihr Unzertrennlichen“, sage ich und schnipple ein wenig an den frechen rankenden Armen, zupfe Vertrocknetes weg.
„Eines Tages werdet ihr gnadenlos gekappt, wenn ihr so weitermacht und hier hemmungslos unsere Küche vereinnahmt und überwuchert. So geht das nicht. Schließlich ist dies eine Küche und kein Wintergarten.“
„Aber ihr hättet gern einen, einen Wintergarten“, sagte unser Wuchermeier. Ich musste das zugeben. Jeder wünscht sich doch einen.
„Schau mich an, ich bin der typische Wintergartenwuchermeier. Wenn Ihr mich brutal abschneidet, dann sterbe ich wahrscheinlich und ihr steht ziemlich blöd da. Keiner hätte sich verbessert.“
„Ich könnte eine neue Blattpflanze besorgen“, warf ich ein.
„Du bist aber herzlos. Nicht besser als all die anderen, die nur wegschmeißen und neu kaufen können.“
Ich schwieg beleidigt. Immerhin kannten wir uns schon so einige Jahre. Wir sind sogar zusammen umgezogen und Wuchermeier hat alles geduldig ertragen. Ich hätte ihn ja auch vorher verschenken können oder wegschmeißen. Aber ich bin kein Wegschmeißer und gleich Neukaufer. Ich hänge nämlich an meinen Sachen.
„Also was willst du machen?“
Wuchermeier schien ein wenig verunsichert, weil ich so lange nichts sagte.
„Du hast Glück, dass du mich hast und dass Weihnachten vor der Tür steht. Ich werde dich schmücken und dich nicht gnadenlos kappen.“
Ich befestigte etwas später mit meinem Mann die Sternenlichterkette in dem Gewirr von Wuchermeiers Fangarmen.
Wuchermeier ließ alles über sich ergehen, nahm die Sterne, seinen neuen Schmuck, wie selbstverständlich an. Ich steckte den Stecker in die Dose…und er strahlte unser Wuchermeier-Weihnachtsbaum.
„Bist du nun zufrieden?“ fragte ich flüsternd.
Es kam keine Widerrede, aber er hatte ein neues Blatt geboren. Na, so was!
Text und Bild Helga
Dieses Jahr kommt der Weihnachtsmann in seinem neuen schwarzen Schlitten verkündete unlängst ein bekannter Radiosender.
Die Rentiere, ganz besonders Rudolph, wären nicht dazu zu bewegen, sich aus ihrem Quartier fort zu bewegen.
Sogleich lief ich über den Broadway und suchte nach dem neuen Gefährt. Vorbei an rastlosen Zeitgenossen, die es wie immer eilig hatten.
Da sah ich den Wagen nicht ganz vorschriftsmäßig eingeparkt. Nun, der Weihnachtsmann hat es besonders eilig und zudem nicht so ganz einfach, mit all den Geschenken, dachte ich mir und unterließ es, diese geringfügige Ordnungswidrigkeit weiter zu verfolgen.
Und dann blitzte aus einer kleinen Seitenstraße auch bereits ein halbes Ohr des Osterhasen hervor und ich wußte, es wäre an der Zeit, mich auf den weiten Heimweg zurück nach Deutschland zu machen und schwamm beherzt los.
Text und Foto
© animantis
Überraschung im Karton
Alles ist fertig, die Post verschickt, Weihnachten kann kommen.
Ich mache mir keinen Stress mehr, versuche die Zeit zu genießen. Ein paar kleine Geschenke muss ich noch einpacken, aber das macht Spaß.
Mein Karton vom letzten Jahr mit der Lichterkette und den Kugeln, stand noch im Keller. Gestern holte ich ihn hervor um zu überprüfen, ob alles vorhanden ist. Weihnachtspapier, Verpackungsmaterial und kleine Sternchen aus Stroh, der eine oder andere Schmuckanhänger befand sich auch in dem Karton. Ich bewahre gern auf, was noch gut erhalten ist, dazu gehört auch Weihnachtspapier, welches ich sorgfältig zusammen falte. Ist es groß genug lege ich es unter den Weihnachtsbaum als Nadelfänger. Früher wurde Papier ein paar Jahre unter den Baum gelegt, wenn es haltbar war, heute ist Papier sehr kurzlebig.
Ich öffnete den Karton und sah viel Papiergeschnippsel, bunt und buschig, oben aufliegen.
Ich dachte,… nanu, ich hatte doch kein Lametta letztes Jahr. Ich fasste hinein in die bunte Masse und es segelte wie Konfetti wieder aus meiner Hand. Es hatte es sich ein Mäuschen in dem Karton gemütlich gemacht. Sie hatte sich zwei Geschenktaschen als Wohnung ausgesucht die ich auch in den Karton gestellt hatte mit Papier und Geschenkband.
In einer hatte sie sich Ihr Nest gebaut und in der anderen fand ich jede Menge kleine kümmelähnliche Krümel. Sie hatte sorgfältig getrennt, und ihr Nest sehr sauber gehalten.
Das Weihnachtspapier vom letzten Jahr war nicht mehr zu erkennen, das Geschenkband nicht mehr zu gebrauchen. Meine Kugeln hatte sie nicht anknabbern können,
und die Lichterkette hat sie auch in Ruhe gelassen.
Weihnachten ist gerettet, es gibt ja wieder Nachschub an Papier und Geschenkband, was noch fehlt wird gebastelt, Strohsterne, kleine Engelchen, Glanzpapiersternchen.
Ach, jetzt habe ich endlich mal wieder etwas Neues am Baum hängen,
und unter dem Baum liegen.
Danke, der Weihnachtsmaus
Text und Bild Klärchen
Gibt es bei Dir in der Nähe einen alten Baum? Knorrig und tief verwurzelt? Es gibt ihn? Das ist wunderbar. Denn dann lade ich Dich ein, am heiligen Abend, wenn es schon dunkel ist, mit mir zu diesem Baum zu gehen. Nimm ein Windlicht mit, es leuchtet uns den Weg.
Pst, Du musst ganz leise sein. Denn gleich wirst Du ihn sehen. Er ist sehr scheu.
Da, schau, im Baum öffnet sich eine Tür. Und er hüpft hinaus, der Weihnachtswichtel. Siehst Du, wie er fröhlich seinen Hut schwenkt? Das ist ein besonderer Hut. Ein Zauberhut. Trost steckt in ihm, Zuversicht, Hoffnung. Und der Wichtel wird in dieser Nacht zu allen gehen, die Trost, Zuversicht und Hoffnung brauchen. Sie werden ihn nicht sehen. Aber wenn er weiterzieht, werden sie sich gestärkt fühlen.
Jetzt ist er zwischen den Bäumen verschwunden. Lass uns wieder nach Hause gehen. Aber vorher wollen wir uns bei dem alten Baum bedanken, der schon seit Jahrhunderten dieses wunderbare Geheimnis des Weihnachtswichtels hütet.
Text und Bild: Regina
Ein Mantel aus Schnee
schützt wärmend ruhende Saat.
Hungrige Spatzen
danken für Futterspende.
Der Mensch darf ruhen,
wenn der Jahreskreis sich schließt.
Text und Bild: Regina
Der Weihnachtswunsch
Auch Rentiere haben Wünsche. Sie äußern sie allerdings selten, denn sie wissen ja, dass der Nikolaus und das Christkind schon jede Menge zu tun haben in der Zeit vor Weihnachten. Friedjan, eines der ältesten Rentiere in Nikolaus’ Stall, machte eine Ausnahme.
„Lieber Nikolaus“, sprach er eines Tages. „Ich habe so kalte Füße und fürchte sehr, dass ich mich erkälten werde und an der Auslieferung der Geschenke nicht teilnehmen kann. Kann ich mir was wünschen?“
Der Nikolaus horchte erstaunt auf. Er hatte noch nie erlebt, dass Friedjan eine Bitte an ihn hatte und er wollte sie ihm nur zu gern gewähren. Viele Jahre hatte das Rentier brav für ihn gearbeitet und sogar als Streitschlichter zwischen den jungen Rentieren gegolten. Er hatte einfach den Weitblick und die Erfahrung. Nicht auszudenken, was er ohne ihn machen sollte im hektischen Weihnachtsgeschäft.
„Was wünscht du dir denn? Ich will sehen, ob ich dir helfen kann“, antwortete der Nikolaus deshalb und setzte sich für einen Moment auf ein dickes Paket, das auf den Schlitten geladen werden musste.
„Wir bringen doch so oft herrliche Stricksocken zu den Menschen. Ich hätte auch gern so ein Paar, dann ginge es mir bestimmt bald wieder gut“, sagte Friedjan und schaute den Nikolaus erwartungsvoll an.
„Hmm“, machte Nikolaus und strich über seinen weißen Bart. „Hmm, ich werde sehen, was ich tun kann!“
Auf der Erde saßen die Menschen in ihren warmen Wohnzimmern. Sie hatten die Fenster geschmückt, denn der Advent, die Zeit des Wartens und der Ankunft hatte begonnen. Auch die Leute, die gemeinsam in der Brunnenstraße lebten, hatten sich zusammengefunden und sangen Weihnachtslieder. Es waren sehr alte Menschen, die hier lebten, weil sie keine Angehörigen mehr hatten, die sich um sie kümmern konnten. Manche von ihnen brauchten einen Rollstuhl, um von hier nach da zu kommen. Andere konnten noch vieles selbst machen und so kam es, dass die Frauen einen Strickclub gegründet hatten, denn in Gesellschaft strickt es sich doch am besten.
So wurde gesungen und gestrickt und man erzählte sich die Geschichten von früher.
Gerade hatte Herr Wischke begonnen, die Geschichte vom Nikolaus, der mit einem Traktor kam zu erzählen, als ein lautes Klopfen die Bewohner erschreckte.
„Hi-hi-hilfe“, stammelte Frau Sonnenschein, die ein wenig ängstlich war. Sogleich stand Herr Wischke auf und tätschelte ihr beruhigend die Schulter.
„Keine Angst, meine Liebe!“, sagte er. „Ich schau gleich mal nach, was da los ist!“
Er öffnete die Terrassentür, Frau Sonnenschein hielt vor Aufregung die Luft an und bekam unmittelbar danach einen Schluckauf.
„Guten Abend, liebe Bewohner“, erklang die tiefe Stimme des Nikolaus. „Nicht erschrecken, ich bin es doch nur und ich komme mit einer riesig großen Bitte zu euch!“
Ein Tuscheln und Raunen ging durch das Wohnzimmer und zwischendurch hörte man ein lautes „Hicks“, das war Frau Sonnenschein mit ihrem Schluckauf.
„Eines meiner Rentiere, Friedjan genannt, hat einen Weihnachtswunsch. Er wünscht sich warme Socken, weil er doch immer so kalte Füße hat. Nun weiß ich, dass es hier Frauen gibt, die wunderbare Socken stricken können und da wollte ich …“
„Ich, ich, ich …“, klang es von allen Seiten und Herr Wischke donnerte mit seinem tiefen Bass dazwischen:
„Nun lasst doch den Nikolaus erst einmal ausreden!“ Sofort kehrte wieder Ruhe ein und alle schauten den Nikolaus gespannt an.
„Da wollte ich fragen, ob Sie wohl so nett wären, ein Paar Socken für Friedjan zu stricken oder eventuell auch ein paar mehr für die anderen Rentiere.“
Der Nikolaus war fertig mit seiner Ansage und wartete nun auf eine Antwort.
„Komm doch rein, lieber Nikolaus“, sagte Fräulein Jäger, die auch unbedingt Fräulein genannt werden wollte. „Trink erstmal eine Tasse Tee und wärm dich auf!“
Das ließ sich der Nikolaus nicht zweimal sagen. Er wärmte seine Hände am heißen Tee und schaute in die Runde der Bewohner. Erstaunlich war, dass er sie alle beim Namen nennen konnte.
„Ich kenne euch alle ja schon seit vielen Jahren“, sagte er und lächelte. „Frau Sonnenschein, wissen Sie noch, als sie damals das vertauschte Geschenk bekommen haben, eine Holzeisenbahn, die für den Nachbarjungen bestimmt war?“
Frau Sonnenschein kicherte.
„Ja, das weiß ich noch. Mann, war ich traurig an diesem Weihnachtsfest, ich hatte mir doch so sehr ein Bügeleisen für meine Puppenkleider gewünscht. Und der Fritz von nebenan, der hat ganz schön dumm aus der Wäsche geguckt, als er das Bügeleisen in seinem Paket fand. Glücklicherweise hat sich die Sache dann ja aufgeklärt und wir haben getauscht.“
Der Nikolaus lachte so laut, dass die Scheiben klirrten.
„Jetzt muss ich aber los. Was meinen Sie, meine Damen, wann darf ich wiederkommen und die Socken abholen?“
Herr Wischke baute sich vorm Nikolaus auf und sprach:
„Wenn es recht ist, dann übernehme ich mal die Organisation und wenn es sein muss, dann lerne ich sogar noch das Stricken auf meine alten Tage.“
Die Bewohner klatschten vor Freude in die Hände, sie freuten sich, eine Aufgabe zu haben und schon eine halbe Stunde später legten sie mit der Sockenstrickerei los. Sie strickten so eifrig, dass sie vierundzwanzig Paar Socken zusammen bekamen und die sahen so toll aus, dass Friedjan beinahe ohnmächtig geworden wäre vor lauter Freude.
So kam es, dass in jenem Winter nicht nur der Friedjan warme Füße hatte, sondern alle Rentiere des Nikolauses und man kann sich vorstellen, dass alle zufrieden waren. Die Leute der Wohngemeinschaft haben seitdem mit dem Socken stricken nicht mehr aufgehört. Der Nikolaus holt in jedem Jahr eine große Menge an liebevoll gestrickten Socken dort ab und wenn ihr euch fragt, woher ich das weiß, dann rate ich euch, doch mal die Menschen in einem Altersheim zu besuchen. Sie werden sich freuen und für Besuch legen sie ihr Strickzeug sicher gern für eine Weile an die Seite.
© Gina1207
Sauwohl
(am Weihnachtsabend)
Die dicke Sau denkt ans letzte Jahr,
als der Trog so voll wie selten war.
Das Gebimmel-rabammel stört sie nicht,
gibts doch heut' ein Schlemmergericht.
Der Bauer ist zwar anders und seltsam still,
im feinen Zwirn, mit fremden Hut und will
man ihn so im Stalle seh’n,
muss man ihm entgegen geh’n.
Der ganze Hof riecht nach Badezimmer,
das Glockengebimmel läutet noch immer
und bedächtig gehen sie zusammen raus.
Man sagt, sie besuchten ein Gotteshaus.
'Dann macht ihr Gott wohl das Schlemmermahl?'
Die Sau würd’ zu gerne mit in den Ehren-Saal.
Sie möchte nur einmal im Leben riechen,
warum grad heut’ alle andächtig kriechen.
Hauptsache ich bekomme die Reste
von diesem viel zu seltenem Feste.
"Ach, ist das schön", denkt die alte Sau,
"da bleibe ich doch gerne in meinem Bau."
© Kariologiker
Einsatz für Isar 12
ned geb'n
"Funkstreife Isar 12, fahren Sie zur Marstall- Ecke Wurzerstrasse, dort soll sich ein verdächtiges Subjekt herum treiben, rotes Gewand, roter Rucksack, Vollbart."
"Isar 12 hat verstanden!"
Polizeimeister Huber knallte den Hörer des Funkgerätes auf die Gabel und informierte seinen Partner Polizeihauptwachtmeister Dambrowsky, der am Steuer saß. Dieser schaltete Blaulicht und Martinshorn ein und wendete den BMW 501, im Volksmund nur 'Barockengel' genannt, mit quietschenden Reifen auf der Prinzregentenstrasse und raste Richtung Innenstadt.
"Langsam, langsam, Damerl", sagte Huber, "den kriegen wir auch ohne Totalschaden!"
Dambrowsky raste unbeeindruckt weiter, und so erreichten sie sehr schnell die angegebene Ecke. Er stoppte den Wagen mit kreischenden Bremsen und schwankender Karosserie und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Die Gegend war menschenleer, doch Huber hatte etwas entdeckt und sprang aus dem Wagen.
Jetzt sah es auch Dambrowsky: Eine Person verschwand gerade in einer Passage, und diese Person trug eindeutig einen weißen Bart, Zipfelmütze, roten Mantel, rote Stiefel und einen roten Sack auf dem Rücken. Er rieb sich die Augen, doch das Bild blieb. Coca Cola? Warum fiel ihm jetzt Coca Cola ein? Egal.
Er verließ ebenfalls den BMW und rannte Huber hinterher.
.
"Halt!", schrie Huber, "Halt, Polizei! Halt, oder ich schieße!"
"Nein, stopp, nicht schießen!"
Dambrowskys Rufe kamen zu spät. Drei Schüsse knallten und hallten schrecklich laut in der Gasse. Huber war stehen geblieben und senkte seine noch rauchende PP. Endlich hatte Dambrowsky ihn erreicht.
"Mensch, Huber! Du kannst doch nicht auf den Weihnachtsmann schießen!"
"Ich hab doch nur in die Luft geballert, und der Kerl ist eh weg.", sagte Huber und steckte die Walther wieder ins Koppel. "Und von wegen Weihnachtsmann. Das ist eindeutig ein Ganove, ein Batzi, ein Scharlatan!"
"Woher willst Du das wissen? Er hat doch ausgesehen wie der Weihnachtsmann!"
"Mei, Damerl, weil bei uns gibt's koan Weihnachtsmann. Bei uns gibt’s an Nikolaus und an Knecht Rupprecht und a no an Krampus, und dann natürlich des Christkind – aber es hod bei uns no nia koan Weihnachtsmann
."
Sie gingen langsam zum Streifenwagen zurück, doch plötzlich blieb Polizeihauptwachtmeister Dambrowsky stehen.
"Von wegen: es gibt keinen Weihnachtsmann. Und wem gehört das Gefährt dort?"
"Jessasmariaundjosef!" Huber starrte auf die andere Straßenseite. "Damerl, siagst du a, wos i siag?", stammelte er.
"Ich weiß nicht, aber es sieht aus, es sieht aus…"
"Elche, Elche!"
"Ja, fast, es sind Rentiere und ein Schlitten dahinter, und die Bemalung… Das ist der Schlitten vom…"
Plötzlich sahen sie eine Bewegung an der nächsten Straßenecke. Sie erstarrten und beobachteten fassungslos ein weißes Objekt, das schnell auf den Schlitten zu hoppelte, die Zügel ergriff und sich auf den Kutschbock schwang.
"Mein Freund Harvey", stammelte Huber, "wie aus dem Theaterstück."
"Der Osterhase", murmelte Dambrowsky und schlug sich die Faust vors Hirn.
"Jo is denn jetzt scho Ostern?", fragte Huber und blickte fassungslos dem über die Dächer entschwindenden Gespann nach, aus dem es noch höhnisch 'Hohoho, hoho' schallte.
"Damerl", sagte Huber nach einer Weile, "i glaub, jetzt brauch mer dringend wos zum obischwobn."
Dambrowsky nickte nur, wendete den 501 und fuhr ganz langsam zum Hofbräuhaus.
Garlin
Texte: Umschlagbild von Katja Kortin
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2009
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