Prolog:
Die Liebe ist wie eine Rose. Sie ist etwas, das nie verblühen sollte. Es gibt viele Menschen, die Rosen tragen. Aber es gibt doppelt so viele, die sie einfach übersehen. Menschen mit Rosen sind glückliche, ausgeglichene Menschen. Aber was geschieht mit den Menschen, die die passende Rose noch nicht gefunden haben, und immer noch suchen obwohl sie denken, dass es keine Hoffnung für sie gibt? Sie sind wie weinende Rosen. Diese Geschichte handelt von diesen Menschen, die das suchen, was sich wahre Liebe nennt. Und von denen, die sie nie gefunden haben.
Als ich 17 Jahre alt war, habe ich mich zum ersten Mal verliebt. Es war wie ein nie enden wollender Traum. Es war mein Traum. Der Junge, in den ich mich verliebt habe, war 19. Er ging in dieselbe Schule wie ich und von daher verstanden wir uns gut. Ich habe mit ihm viel lachen können, was ich früher nicht wirklich konnte. Aber dazu kommen wir später. Er wusste immer was bei mir in der Schule los war und umgekehrt. Aber wie oft ich zu Hause saß und daran dachte, mich umzubringen, wusste er nicht. Es stimmt schon, der Traum war da aber wenn er getrübt wird, ist er eher ein Alptraum, aus dem man so schnell wie möglich aufwachen will. Nur schade, dass das mit dem Leben nicht funktioniert. Jemand sagte mir einmal: „Wenn man über etwas nicht hinwegkommt, soll man es auf sich beruhen lassen, sich damit abfinden und dann wird man nach einiger Zeit damit abschließen können.“
Ich habe das bis zu einem gewissen Zeitpunkt immer geglaubt und es war bis dorthin auch nie ein Problem. Bis mein Leben ein Alptraum wurde. Auf sich beruhen lassen konnte ich es nicht weil es mich zu sehr beschäftigte. Damit abfinden ging auch nicht, dafür war ich zu depressiv. Und später überlegte ich, es zu beenden. Manche von euch können sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie tief man fallen muss um an so etwas überhaupt nur denken zu können. Und an diejenigen, die nach dem Lesen dieser Geschichte glauben, sie wissen wie das ist, sei gesagt, es kann nur derjenige am besten wissen wie etwas ist, der es selbst erlebt hat.
Der 19-jährige Junge hieß eigentlich Niklas, wurde aber von allen Nick genannt. Selbst seine Eltern nannten ihn so als er noch klein war, aber er bemerkte bald, dass sie das nur taten, wenn er Freunde zu Besuch hatte, um ihm zu zeigen, dass sie ihn so akzeptieren, wie er war. Auch wenn sie ihn manchmal lieber Niklas genannt hätten, doch sie wussten wie beleidigend das für ihn war.
Wir haben uns auf dem Schulhof gesehen und er begann einfach mit mir zu reden. Ich genoss diese unerwartete Zuneigung, die er ausstrahlte, und die ich vorher noch nie erlebt habe. Ich beantwortete seine Fragen und wir bemerkten, dass wir beide viele gemeinsame Ansichten über die Schule und die Lehrer in dieser Schule hatten. Es wurde ein langes Gespräch. Danach sahen wir uns einige Zeit nicht. Aber als ich wieder einmal im Hof stand, entdeckte ich ihn alleine an einer Bank. Er sagte:„ Lasst mich doch endlich alle in Ruhe!“ ohne mich anzusehen. Als ich ihn fragte warum ich das tun sollte, bemerkte er erst, dass ich da neben ihm auf der Bank saß. Er sagte dass er das vorhin nicht so gemeint habe und dass ich ruhig mit ihm reden könne. Wir redeten wieder sehr lange und dann begann er wieder Fragen zu stellen. Aber ich blockte jede Frage ab, und antwortete so, dass es eine Frage an ihn wurde. Er beantwortete jede seiner Fragen und so erfuhr ich, dass seine Eltern sich schieden ließen, als er zehn Jahre alt war. Danach ist seine Mutter endgültig ausgezogen und sein Vater hat ihn in ein Heim gegeben, weil er zu arm war um ein Kind zu ernähren. Sein Vater ist kurze Zeit nach dem Auszug seiner Frau vor einen Zug gesprungen. Auf die Frage wie er damit klarkommt hat er nicht geantwortet, aber ich glaube dass er schon besser damit klarkommt, als man es von ihm erwartet. Obwohl das sicher nicht so einfach für ihn war. Aber für wen ist das Leben schon einfach?
Manchmal denke ich daran wie es wäre wenn es wirklich einmal eine Apokalypse oder eine Alien-Invasion geben würde. Würde ich schreiend wegrennen oder mich ergeben? Würde es wirklich jeden treffen? Ist so etwas überhaupt möglich? Wenn es möglich ist warum ist es dann noch nicht längst geschehen und wenn es nicht möglich ist warum glauben dann so viele, dass es möglich ist? Ängste lassen sich oft nicht erklären aber sie sind die Warnsignale unseres Körpers, doch in Sachen Liebe könnte man fast meinen, dass sie ausgeschalten sind. Oder wir unsere Angst ignorieren. Aber eigentlich sind wir doch selbst daran schuld, wenn wir uns selbst ignorieren. Noch schlimmer wird es wenn man beginnt sein Leben zu ignorieren. Und genau das tat ich.
In der 4. Klasse Volksschule fing alles an. Ich ging in den Schulchor. Wir sollten „Greace“ aufführen. Ich habe mit meinen Klassenkolleginnen (die es zu dem Zeitpunkt noch waren) die Texte geübt. Wie man das halt vor einem Vorsingen so macht. Ich hatte ihnen gesagt dass ich für die Hauptrolle vorsingen würde. Da haben sie mich so komisch angeschaut. Ich hab mir nichts Schlimmes dabei gedacht, was falsch war, wie sich später herausstellte. Die nächste Stunde durften wir in den Hof gehen. Da haben sie gesagt ich dürfe nicht mehr mit ihnen üben. Und als ich dann in die Garderobe gehen wollte, haben sie die Tür zugehalten. Dann, nach 2 Minuten, dufte ich hineinkommen. Da schüttelten sie mir alle die Hand und sagten, dass sie nicht mehr mit mir befreundet sein würden. Und als ich dann nach dem ersten Schock zu weinen anfing haben sie sich zu mir umgedreht, dann weggeschaut, dann wieder zu mir geschaut und lauthals begonnen mich auszulachen. Ich war in der 4. Klasse als es noch schlimmer wurde. Ich hatte nur mehr 2 Freundinnen. Doch diese waren alleine einfach zu schwach um es mit zwei ganzen Klassen aufzunehmen. Es begann damit dass ein Mädchen in der 3. Klasse einen Freund gefunden hatte. Dagegen hatte ich ja im Grunde genommen nichts, aber dieses Mädchen hatte es zusammen mit ihrem Freund geschafft, fast zwei ganze Klassen gegen mich aufzuhetzen. Immer wenn ich am Weg in die Schule war wusste ich schon was sie sagen würden: „ Was die schon wieder anhat! Dass die sich noch traut in die Schule zu kommen.“. Das ging tagein, tagaus so. Immer dieselben Leute und dieselbe Grundaussage. Das wäre ja nicht so schlimm gewesen. Aber es ist nicht bei verbalen Beleidigungen geblieben. Nach einiger Zeit begannen sie mich zu schlagen, zu treten und mit Dingen zu bewerfen. Vor allem schwere Schulsachen wie Wörterbucher oder Atlanten waren sehr beliebt. Manchmal bin ich auch ernsthafter verletzt worden als nur ein paar Kratzer und Schürfwunden die zu der Zeit, genauso wie Nasenbluten, fast Tagesordnung wurden. Nick wollte wissen, woher meine Verletzungen kamen, aber ich hab ihn angelogen. Ja ich hätte sie anzeigen können. Das hätte ich auch tun sollen, aber ich hatte zu große Angst dass es dann noch schlimmer werden würde. Und dann habe ich einem Mädchen, dem ich vertraut habe, ein Geheimnis von mir erzählt und nachher hat es meine und die 3. Klasse gewusst. Ja so gute Freundinnen hatte ich. Ich muss hinzufügen dass es mir zu dieser Zeit auch seelisch nicht gut ging was ich gleich im Anschluss erzählen werde. Natürlich hat auch die Schule damit zu tun gehabt. Aber eben nicht nur. Ich habe in dieser Zeit sehr viel verloren was mir wichtig war.
Man sollte endlich begreifen dass man, auch wenn man anders ist, im Grunde doch immer noch ein Mensch ist. Ein Mensch, der sich nicht durch die Gesellschaft verformen lassen will.
Gott sei Dank hatte ich diese zwei Freundinnen, die in der Schule und teilweise auch privat immer hinter mir gestanden sind, denen einfach nur der Mensch in mir wichtig war und nicht wie ich ausgesehen habe. Und das tun sie auch heute noch obwohl wir nicht mehr in dieselbe Schule gehen und uns auch nicht mehr so oft sehen können. Ich danke ihnen dafür, dass sie in dieser sehr schwierigen Zeit so viel für mich da waren und ich wüsste nicht ob ich das ohne sie geschafft und auch überlebt hätte.
Nun zu meinem seelischen Problem, dass ich in dieser Zeit hatte. Als ich 14 Jahre alt war bin ich von einem Jungen vergewaltigt worden. Es war an einem freien Abend. Ich bin am Abend alleine in eine Disko gegangen. Sie lag in einem düsteren und stillen Viertel der Stadt. Deswegen hörte wahrscheinlich auch niemand meine Schreie als ich mich wehren wollte. Aber es hat nichts gebracht. Er hat einfach weitergemacht ohne ein Gesicht zu verziehen. Es war so dunkel, dass ich das Gesicht meines Vergewaltigers nicht erkennen konnte. Aber ich vermute, dass dieser der beste Freund des Jungen, der mich am meisten ver***t hat war. Das wollte ich Nick eigentlich schon erzählen, aber ich hatte Angst, dass er mich dann nicht mehr mögen würde.
Weiteres wurde ich von meinem Vater sexuell missbraucht. Das ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die es gibt. Am Anfang realisierte ich es gar nicht. Es war wie eine Art Spiel. Ein Spiel, das man nur nackt spielen konnte. Ich wunderte mich nur wieso es so weh tun musste. Wieso er mich schlagen musste. Wieso er mich nicht loslassen konnte. Vor allem das komische wei0e Zeug, das ich schlucken musste, weil es angeblich gesund war, oder das ich in mich aufnehmen musste weil es so besser wirken würde verwunderte mich. Wie kann etwas schmerzhaftes gut sein? Ich muss dazu sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt sieben Jahre alt war und noch keine Ahnung über Sex hatte. Das änderte sich als ich vierzehn war. Ich konfrontierte meinen Vater damit das er das nicht dürfe. Das er Glück hätte, dass ich entwicklungsverzögert war und nicht schwanger werden könnte. Aber nach dieser Konfrontation wurde alles noch schlimmer. Er wollte jeden Abend und mindestens zwei Mal am Tag Sex haben. Und ich konnte mich nicht wehren. Also musste ich die Schmerzen ertragen. Es ist wie ein Tunnel. Irgrndwann spürt man den Schmerz nicht mehr. Jedenfalls den körperlichen.
Das mit meinem Vater musste ich Nick gar nicht erzählen, weil er es schon beim ersten Besuch selbst bemerkt hatte. Als mein Vater sagte, Nick solle verschwinden und ich dann nach, scheinbar endlosen, fünf Minuten heulend zu ihm gerannt kam, er hatte freundlicherweise vor der Haustür gewartet, wusste er, was los war. Er fragte mich aber nicht danach, sondern ließ mich fertig weinen und ich war sehr glücklich darüber. Es war ein wunderbares Gefühl, seine starke Schulter zu spüren und zu wissen, dass er für mich da war. Und ich hoffte, das dass für immer so sein würde.
Er hat die Polizei gerufen und mein Vater wurde verhaftet. Da mein Freund schon volljährig war und ich es bald sein würde, fragte man ihn, ob er mich aufnehmen könne, da ich ja keine Verwandtschaft mehr hätte. Da wir nun schon seit längerem zusammen waren und endlich zusammen in eine neue gemeinsame Zukunft blicken wollten, beschlossen wir, zusammen in eine neue Wohnung zu ziehen. Das konnten wir uns von der Notstandshilfe und den Unterhaltszahlungen meines Vaters leisten. Meine Mutter war nach meiner Geburt, die um Monate zu früh war, gestorben. Daher kannte ich sie nur von Fotos, bei denen ich, angeschlossen an verschiedenste Geräte, in ihren Armen lag. Das habe ich bis heute noch nicht verkraftet. Mama ich danke dir dafür, dass du gegangen bist, damit ich leben konnte. Leider konnte ich dich nie richtig kennenlernen. Meine Großmutter hat sich immer schon Sorgen um mich gemacht, die ja auch berechtigt waren, wie sich später herausstellte.
Als ich meinem Freund auch von meiner Vergewaltigung erzählte, verstand er plötzlich, warum ich ihm gesagt hatte, dass er mich festhalten solle, damit ich mich nicht von einer Brücke stürzen würde. Nach zahlreichen Paar- und Einzeltherapien bat mir mein Freund an, mich zum ersten Treffen mit einer Selbsthilfegruppe, die von meiner Therapeutin geleitet wurde, zu begleiten. Sie hieß „Crying Roses“. Ich sagte ihm er solle mich zur Therapie fahren und dann eine Stunde warten. Diese eine Stunde war der Horror für mich. Wie in den Filmen musste jeder aufstehen und sich und sein Problem vorstellen. Ich sagte:„ Hallo, mein Name ist hier nicht so wichtig. Ich bin verliebt, wurde vergewaltigt und missbraucht. Mein Vater sitzt im Gefängnis und meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Ich bin hier weil ich eure Hilfe brauche.“ Die Frau neben mir hat es fast noch schlimmer erwischt als ich. Sie hat mit vierzehn ihren ersten Freund gehabt, der Alkoholiker und drogensüchtig war und sie fast umgebracht hätte. Ihre Eltern haben sie nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Mit ihren Pflegeeltern war sie schon immer unzufrieden und war froh als sie endlich achtzehn war und ausziehen durfte. Nun versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen. Ich habe das Gefühl, dass es meinem Freund so ähnlich gegangen sein muss. Es ist ein schreckliches Gefühl. Wahrscheinlich verstand ich mich deswegen so gut mit ihr. Nach einigen Therapiestunden ging es mit total schlecht. Ich habe mich zwar besser gefühlt, aber es gab immer noch dieses große Gefühl der Leere in mir, das mir nicht einmal mein Freund nehmen konnte, aber ich wusste wenigstens dass er mich liebt. Nick bemerkte nach einiger Zeit, dass es mir besser ging. Die innerliche Leere, die ich hatte ist auch schon fast weg.
Dann eines Tages, es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien und Nick und ich verbrachten einen wunderschönen freien Tag. Wir gingen picknicken und am Abend hatte er ein wunderschönes, romantisches Abendessen organisiert. Alles schmeckte wunderbar. Nachher gingen wir in eine Diskothek. Ich bestellte etwas zu trinken an der Bar, doch als ich mich umdrehte, war Nick weg. Der Club war so voll, dass ich ihn nicht finden konnte. Nach einer Stunde erfolglosen Suchens holte ich mir einen Wodka an der Bar. Nachdem ich ihn ausgetrunken hatte, schaute ich auf mein Handy und war überrascht, darauf den kleinen Brief zu sehen, der eine neue Nachricht ankündigte. Um genau zu sein hatte ich zwei neue Nachrichten. Eine von meiner Therapeutin, die mir sagte, dass die Selbsthilfegruppe „Crying Roses“ aufgelöst wurde. Das war mir klar, da nur noch wenige Frauen die Gruppe besuchten, und die wichtigen Fördermittel fehlten. Trotzdem war ich etwas schockiert, da manche Frauen die Gruppe sicher noch länger gebraucht hätten. Ich und meine Freundin, die in der Vorstellungsrunde neben mir saß zum Beispiel. Aber eigentlich hatten alle Frauen noch Therapiebedarf. Aber was man nicht ändern kann, kann man nicht ändern. Die zweite Nachricht war von meinem Freund. Er sagte, dass ich so schnell wie möglich nach Hause kommen sollte, weil er eine Überraschung für mich habe. Also nahm ich mir ein Taxi und fuhr nach Hause. Ich nahm meinen Schlüssel und sperrte die Wohnungstür auf. Das ganze Vorzimmer war voll mit Rosenblättern, die eindeutig Richtung Wohnzimmer führten. Mit klopfendem Herzen öffnete ich die Wohnzimmertür. Auf dem Boden war ein riesiges Herz aus Teelichtern und in der Mitte des Herzen kniete mein Freund mit einer Rose in der Hand. Sie hatte eine wunderschöne, blutrote Farbe. Und er fragte mich:„Willst du mich heiraten?“ Ich beantwortete seine Frage mit „Ja“ und wir küssten uns leidenschaftlich. Was dann geschah, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Es war eine wunderschöne Nacht, und am nächsten Tag betrachtete ich stolz meinen, mit echten Diamanten besetzten, Verlobungsring. Er bestand aus zwei, ineinander verschlungenen, Herzen. Es war ein wunderschönes Gefühl einem Menschen so nahe sein zu können. Ich würde es nie vergessen. Und ich habe es auch nicht vergessen.
Seit diesem Moment sind mittlerweile schon einige Monate vergangen. Ich habe meine Therapiestunden endgültig beendet. Knapp eine Woche vor unserer Hochzeit. Wir hatten keine Ahnung, wen wir einladen sollten. Wir hatten ja fast niemanden. Ich fragte meine engste Freundin, die ich aber erst seit kurzem kannte, ob sie meine Trauzeugin sein konnte, und er fragte einen langzeitigen Freund. Mehr Leute konnten und wollten wir nicht einladen. Wir waren schon froh, zwei Trauzeugen gefunden zu haben. Wir planten ein großes Essen in einem wunderschönen Restaurant. Es war dann auch schon bald so weit und ab diesem Zeitpunkt hatten wir diese Liebe durch das Band der Ehe besiegelt, bis das der Tod uns scheidet. Und das passierte schneller als wir uns es dachten. Eine Woche später erhielt ich einen Anruf vom Gefängnis. Mein Vater ist gestorben. Er hat Selbstmord begangen, genauso wie die Frau aus der Vorstellungsrunde, die meine Freundin war. Für mich brach eine Welt zusammen. Auch wenn mein Vater mich so schlecht behandelt hatte, irgendwo war er doch immer noch mein Vater, oder? In dieser Zeit ließ Nick mich allein, weil ich ihn darum gebeten hatte. Das hätte er nicht tun sollen. Ich wollte mich wieder therapieren lassen. Wollte mich in die Psychiatrie einweisen lassen. Doch Nick hielt mich zurück. Er hatte Angst mich zu verlieren. Ich nehme es ihm nicht übel. Er konnte nicht wissen worin das endet. Aber es beschleunigte alles. Am Ende ging es schneller als ich erwartet hatte. Ich war erleichtert, weil ich mich entschieden hatte. Ein zusätzlicher Fakt machte mir meine Entscheidung noch leichter. Nick hatte mich betrogen. Er hat sich auf der Hochzeitsreise neu verliebt. Ich habe geahnt, dass es so kommen würde. Jeder Mann, den ich kannte, hat mich nur verletzt. Und die meisten wussten gar nichts davon. Auch mein Ehemann Nick nicht. Aber ich hatte meine Entscheidung getroffen. Ich gab meinem geliebten Ehemann noch einen letzten, leidenschaftlichen Kuss, Dann fühlte ich diesen unendlich großen Schmerz und die Leere in mir war schlagartig zurück. Ich stieg ins Flugzeug und flog so weit weg wie nur möglich. In dieser kleinen Stadt fand ich eine wunderschöne Brücke. Ich stellte mich auf das Geländer. Ich nahm meine Ringe und warf sie. Sah zu, wie sie im kristallklaren Wasser langsam bis zum Boden sanken. Durchdachte noch einmal alles, was ich erlebt hatte. Die Tränen flossen. Wenn es einen Gott gibt, hat er mich eindeutig schon genug weinen lassen. Und dann sprang ich und alles verschwamm. Ich bin frei.
Epilog:
Lieben ist schwer. Wen man liebt ist man angreifbar, verletzbar. Verliebt man sich, will man dass dieses Gefühl für immer behalten. Ich bin glücklich, einmal geliebt zu haben und ich freue mich für jeden, der verliebt ist. Ihr solltet nur bedenken dass es auch Menschen gibt, die nicht so glücklich sind. Und manche sind so oft und so sehr von der Liebe enttäuscht worden, dass sie wie eine Rose irgendwann verblühen.
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2010
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