Cover



Warum der Winter den Frühling küsste.

Selten kommt es vor, dass im nebligen grauen November; in dem Monat vor dem sich alle grauen, ein Frühlingswetter herrscht.



Im Jahre 2010 jedenfalls war es so warm, dass man draußen trotz der kahlen Bäume und der matschigen Wege in der Frühe die Fliegen in der Luft tanzen sah. Die Blätter welche von den Bäumen gefallen, nun als Laubhafen oder als rutschiger Straßenbelag nach dem vorherigen langen und starken Regenfällen den Vorbeieilenden zum Ärgernis wurden, klagten und seufzten untereinander ihren Unmut.Was konnten sie denn dazu, dass sie nun nach vorheriger goldener Pracht so nutzlos, nein fast nutzlos hier rum lagen. Fast nutzlos deshalb, weil in den zusammen gefegten Haufen Laub gerne die Igel und andre kleine Käfer Unterschlupf suchen konnten.



Nichts im Leben ist nutzlos müsst ihr wissen, alles hat seinen Sinn.

In diesen Novembertagen also war es ungewöhnlich warm, und einiges regte sich in der Natur. Die Bäume schlugen aus, selbst in der Erde regte sich der eine oder andere Regenwurm und steckte seinen neugierigen Kopf aus der weichen Erde. Die Menschen liefen noch teilweise in kurzen Hosen und mit kurzem Arm rum, die Radler konnten nicht genug durch die Gegend radeln, nur schnell noch einen Ausflug mit dem Drahtesel machen, bevor er winterfest gemacht werden muss. So also reagierten auch die Gänseblümchen und erblühten in den gepflegten Rasenflächen der städtischen Anlagen. Hübsch anzusehen zwischen den Laubhaufen welche so langsam vor sich hinrotten.


Unbemerkt hinter einer kahlen Hecke an der Stadtmauer, da hinten in der spärlichen Sonne die teilweise noch starke Strahlen aussandte, da hob ein kleines blaues Veilchen seinen Blütenkelch eben diesen Sonnenstrahlen entgegen.
Neugierig war es, denn als es die vielen Gänseblümchen sah, streckte es seinen Stiel weit nach oben um zu sehen, ob nicht doch noch ein anderes Veilchen da sei.
Doch nichts dergleichen sah es. Etwas enttäuscht wollte es sich wieder zurückziehen, denn so ganz alleine unter den fremden Artgenossen wollte es nicht sein. Womöglich sprach es noch nicht mal deren Sprache.


Traurig nun doch wieder warten zu müssen in der Erde, um dann mit seinen Verwandten plauschen zu können, schickte es sich an seine Blätter und den Blütenkelch einzuziehen.
Aber unverhofft kam ein Windsstoß daher, wuchs zu einer kräftigen Böe und wurde zum Sturm. Fast alle Gänseblumen knickten ein, denn ihre Blätter schützten die zarten Blütenstände nicht. Da hatte das Veilchen noch rechtzeitig sein Köpfchen eingezogen und sich geduckt, sein Glück. Denn abermals kam eine Windböe begleitet mit seltsamen peitschenden Regen. Mittlerweile wurde es Abend und übergleitend ohne Farbveränderung am Himmel dunkle Nacht.


Mit ihr kam die Kälte, und da es schon auf den nahen Kuppen des Mittelgebirges im Land der weiten Ferne gelegen, geschneit hatte, setzte unvermittelt Frost ein. Väterchen Frost ist bei weitem nicht so grimmig wie er gerne dargestellt wird. Nein, er kann ein sehr gütiger Geselle sein. Als er nun unser kleines verschrecktes Veilchen vor sich hin frieren sah, hatte er Mitleid. Lächelnd aber behutsam kam er auf leiser Bahn zu dem kleinen blauen Blümchen und küsse es.


Verwundert schaute das Blümchen hoch und sah in das lächelnde des Gesellen Frost. Fast wurde es im warm ums Herz, denn so ein Lächeln, das wärmt und ob ihr es glaubt oder nicht, das Veilchen wurde etwas rot. Aber sogleich zog es sich in die Erde zurück, um dem Väterchen Frost nicht zeigen zu müssen welche verschämte Freude in Veilchen hochstieg bis in das kleinste Blütenblatt.
Es war ihm noch lange warm in seinem kleinen Erdenbett, die Zeit verflog schnell und der Frühling zog ins Land,

Da erwachte das Veilchen aus seinem Schlaf und streckte die Glieder hoch, So kam es wieder auf die Erdoberfläche, und als es seine anderen Verwandten sah, welche es anschauten und den Kopf schüttelten wunderte es sich sehr.“ Was war denn los“?
„Wussten denn alle, dass es im Spätherbst schon mal seine Nase hervorgestreckt hatte“?
Da drehte es sich etwas und sah sich in einem Wasserspiegel einer Wasserlache. „Wie sehe ich denn aus, fragte sich das Veilchen“?


Sein Aussehen hatte sich verändert, anstelle der blauen Farbe hatte es ein violettes Kleidchen an. Wie kam das nur, dachte es.
Doch dann hörte es das raunende leise Flüstern im Ohr, das sie damals nicht wirklich vernahm in ihrer Verwunderung.
Es was der Frost der damals zu ihr flüsterte;
„Ich mag Dich sehr kleine Blume, und dass Du mich nicht vergisst, wirst Du im kommenden Frühjahr ein anderes Kleid tragen als Deine Artgenossen“. Nun war es stolz und glücklich, denn es hatte ein Erlebnis von welchem die Anderen nichts wussten.



Leise sagte es Danke und ein kühler Windhauch weht ihm übers Haupt.
Frühling und Winter hatten sich in dem kleinen Veilchen vereint zu etwas Besonderem, etwas Ausgefallenem.
Nicht immer passiert das, dass sich die Jahreszeiten so vereinen.



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /