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Das Flötenspiel



Ein Mädchen mit blonden, langen Haar stand an einem Seeufer und spielte auf einer merkwürdig geformten Flöte. Ein Nebel umgab sie und den See. Die Melodie der Flöte bereitete einem Gänsehaut, dies bemerkte auch der Junge, der sich dem Mädchen näherte.
„Ich kenne dieses Lied schon so lange und ich finde es immer noch unheimlich.“
Ruckartig hörte das Mädchen auf zu spielen und drehte sich zu dem Jungen.
„Vielleicht findest du auch die Kulisse zu dem Lied einfach nur unheimlich...“ Mürrisch drehte sie sich weg und begann wieder zu spielen.
„Das muss es wohl sein.“ Er lächelte leicht und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Willst du nicht wieder zurück in die Stadt kommen. Deine Mutter macht sich schon Sorgen.“ Er ging einige Schritte auf die Blondine zu, sodass er sie nun anfassen konnte. Doch er tat es nicht. Das Mädchen unterbrach ihr Spiel erneut, drehte sich aber nicht um.
„Wieso sollte ich?“, sie holte Luft, „Soll ich mich wieder von den anderen Beleidigen lassen, nur weil ich nicht perfekt Englisch spreche?“
„Nein, das sollst du nicht. Aber bald brauchst du doch kein Englisch mehr zu sprechen. Wir bekommen doch alle die Übersetzer.“
„Die hätten doch schon längst da sein sollen.“ Der Junge wusste, das sie recht hatte.
„Jede Post hat mal Verspätung.“
„Wir leben nun schon seit zwei Monaten hier und wir haben noch immer keine Übersetzer.“ Sie fing wieder an, auf ihrer Flöte zu spielen. Die Melodie klang schaurig und traurig zugleich. Das Mädchen steckte all ihre Gefühle in dieses Spiel rein. Doch der Junge lies sich nicht beirren.
„Ja, aber vielleicht sind sie ja gerade angekommen, während du hier dein trauriges Lied spielst.“
Und wieder legte sie eine Pause ein.
„Ich kann gerne mit nach Hause kommen um dir zu beweisen, dass ich recht habe.“ Sie kramte mit einer ihrer Händen in ihrer Jackentasche und zog einen dunkelroten Beutel heraus. „Aber ich sage dir eins, Timo. Wir werden diese Übersetzer nie bekommen. Wir sind Europäer. Wir sind die, die dieser Welt großen Schaden hätten zufügen können.“ Sie packte die Flöte in den Beutel. Dann drehte sie sich um, ging an Timo vorbei und folgte einem kleinen Pfad. Timo folgte ihr seufzten.

Impressum

Texte: Alle Rechte vorbehalten beim Autor:Taira
Bildmaterialien: cover by Mandy, Foto by Mandy
Tag der Veröffentlichung: 08.04.2012

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