*** Kapitel 1 ***
"Hey Jerome! Hast du die Fremde gestern hier im Dorf gesehen?"
"Ja, Raik...hab ich...und?"
"Das war eine richtige Schönheit!"
Darauf verdrehte Jerome nur die Augen. Typisch Raik.
"Ehm...und warum?"
"Die hatte so richtige eisblaue Augen!"
"Hat die Tochter des Schmiedes aber auch!"
"Ja schon...aber die ist zu füllig!"
"Du bist ganz schön oberflächlich, Bruderherz!", entgegnete Jerome nur.
Raik wollte gerade dieser bösartigen Unterstellung widersprechen, als der Bürgermeister des Dorfes, Lorareth, schwer schnaufend auf die beiden zugerannt kam.
"Hey Jungspunde!" Jerome wollte gerade den Mund aufmachen und sich lauthals über das Wort 'Jungspunde' beschweren, da er schon lange kein Kind mehr war. Schließlich hatte er schon 21 Winter erlebt. Doch der Bürgermeister fuhr bereits fort. "Ihr beiden liebt doch Herausforderungen, oder?" Die jungen Männer schauten bereits skeptisch einander an. "Das dachte ich mir! Am Wasserfall am Rande des Dorfes haben sich einige Naga eingenistet und bedrohen das Dorf. Kümmert euch bitte darum!" Raik protestierte natürlich sofort, so wie man es von ihm gewohnt war.
"Wieso wir? Das Dorf hat genug erfahrene Krieger, hab' ich recht?"
"Du weißt doch, Raik. Die älteren Krieger haben viel zu tun!"
- "Achja? Was denn?"
Der Bürgermeister wich seinem Blick aus : "Das wirst du erfahren, wenn du selber einmal älter bist."
Raik verdrehte die Augen und machte eine abweisende Bewegung.
"Ich bin Nekromant! Das heißt Untot! Das heißt, ich bin bereits älter als der Dorfälteste!"
"Das tut hier doch nichts zur Sache!", mischte sich Jerome ein. "Wir töten die Naga und das war's." Nach einigen einander ausgetauschten Blicken gab Raik schließlich nach und sie machten sich, der eine genervt, der andere lebensfroh, auf den Weg zu den Wasserfällen. Bereits nach kurzer Zeit konnte man die schlurfenden, kreischenden Geräusche dieser schlangenähnlichen Kreaturen wahrnehmen. "Strategie A? was sagst du?"
Raik lächelte Jerome breit an. "Strategie?" Jerome konnte gar nicht so schnell schauen wie Raik sich schon auf die ersten Naga gestürzt hatte. "Du Narr!", schrie der junge Assasine und eilte seinem Freund zu Hilfe. Die kleineren Biester waren für die beiden natürlich kein Problem, allerdings rechneten die jungen Krieger nicht mit einem Naga-Zauberer. Jerome schüttelte heftig den Kopf. "Nein, nein, nein! Ich habe mein Feuer-Elementar-Foliant vergessen!" Der junge Nekromant boxte den schwarzhaarigen Mann. "Das ist doch vollkommen egal! Dieser Kerl hat doch keine Chance gegen uns!" Er grinste seinen Gefährten aufmunternd an. "Aber...das geht nicht! Ohne die richtige Ausrüstung wird das doch nichts!" "Jetzt mach' aber mal 'nen Punkt!" Die Diskussion wurde stets lauter bis sie sich gegenseitig schubsten und rangelten.
Plötzlich purzelten beide hinter ihrem Versteck hervor. "Was wollt ihr?" Sie starrten kurz erschrocken einander und dann den Zauberer an. "Ehm..wir...", Jerome wollte sich geschickt aus der Situation befreien, da fiel ihm Raik ins Wort: "Wir sind hier um euch aus unserem Dorf zu vertreiben!" Jerome fasste sich an die Stirn und dachte darüber nach, ob es manchmal nicht hilfreich wäre Raik einen Schweigefluch aufzuhalsen.
Der Naga beäugte beide skeptisch. Er grinste und rieb sich die Hände, wodurch ein leiser, ekelhafter und quietschender Ton entstand. "Na, ihr zwei halbe Portionen werdet ein leckeres Festmahl abgeben." "Tse, dass könnte dir so passen!", riefen beide im Chor und der Assasine vollführte eine Rolle vorwärts um das Hauptangriffsziel des Nagas zu sein. Dieser erkannte ihn auch sofort als Dieses und feuerte einen Feuergeschoss auf ihn. Der Nekromant nahm die Gelegenheit wahr, schlick sich in die Nähe des Ungeheuers um seine Parasiten-Aura auf ihn zu legen. Der Naga spürte das und drehte sich zu dem Angreifer um. Diese Aktion war ein Fehler, ein fataler Fehler, denn während der Gegner auf Raik fixiert war, stürzte Jerome von hinten auf ihn. Der Naga fuchtelte wild mit dem Schwanz und schleuderte dabei den Schwarzhaarigen von sich. Raik schoss nach vorn und presste seinen Stab in die Rippen des Nagas, welcher einen schrillen Schrei von sich gab. Jerome zögerte nicht lange, vollzog einen Schattenschritt, stand plötzlich vor dem Gegner und rammte ihm seine Dolche in den Hals. Schwere Zuckungen durchzogen den Schlangenkörper bis sie nur noch verzögert und kurz auftraten. Schließlich brach der Zauberer in sich zusammen und krachte laut auf den Boden.
Nachdem der Kampf dann vorrüber war, verschnauften die Freunde kurz. Schließlich musste Jerome noch etwas Kritik an Raik üben. "Irgendwann bringt uns dein großes Mundwerk noch ins Grab!" "Wieso regst du dich denn so auf?", entgegnete Raik verwirrt. Was wollte Jerome denn schon wieder von ihm? "Es hat doch alles so funktioniert wie es sollte! Die Naga sind tot." Jerome schnaufte kurz und zeigte Raik dann schließlich seinen rechten Arm, an dem Blut hinunterfloss. "Wie hast du das denn angestellt?" Erstaunt musterte Raik den Schwarzhaarigen. "Als mich das Vieh weggeschleudert hat, bin ich mit der Seite über den Boden gerutscht. Es tut verdammt weh! Hätten wir das anders geklärt, auf meine Art, dann hätte ich jetzt keine Verletzung davon tragen müssen!" Patzig waren die Worte des Assasinen, der sich wegen der Schmerzen den Arm hielt. "Stell dich nicht so an, das ist doch nur ein Kratzer!" "Nur ein Kratzer?!" "Jerome beruhige dich! Wir gehen zum Wasserfall und reinigen deine Wunde erst einmal, bevor wir wieder ins Dorf zurückkehren!", verteidigte sich Raik schließlich. Jerome willigte ein und so machten sich die beiden dann schließlich auf den Weg zum Wasserfall. Glücklicherweise war dieser nicht weit entfernd und es dauerte nicht allzu lang, bis sie ankamen. Als sie sich gerade zum Wasser begaben und sich hinknieten, hielt Jerome plötzlich inne. "Was ist los?!" Jerome hielt sich den Zeigefinger an die Lippen, um Raik zu verdeutlichen dass er leise sein sollte. Dieser nickte kurz und schaute neugierig in die Richtung, in welche sein Begleiter sich begab. Er folgte unauffällig. Nach nur wenigen Schritten wusste Raik weswegen er gewarnt wurde. Man konnte zwei Gestalten erkennen: Der eine war ein junger Naga-Krieger, welcher auf dem Boden vor einem großen schwarzhaarigen Mann, der auffällige weiße Augen hatte, davonkroch. Bei der kleinsten Bewegung des Mannes zuckte der Naga hektisch zusammen. Schließlich wurde er am Kragen gepackt und in die Höhe gehalten. Zunächst sprach der Fremde in einer unverständlichen Sprache, ließ den jungen Krieger fallen, welcher weit aufgerissene Augen hatte und schrie. Raik war einen kurzen Moment in die Versuchung gekommen aufzuspirngen und diesem hilflosen Kerl zu helfen, doch ihm wurde durch die Aura dieses Mannes bereits bewusst, dass dies sein Todesurteil wäre. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich weiterhin zu verstecken und zuzuschauen. Plötzlich sprach der Mann sehr deutlich und langsam. Seine Stimme war stark und laut. "Wo hat sie sich versteckt?" "Ich...weiß es doch nicht!" Der Naga lag zusammengekauert am Boden und zitterte. "Sie war hier! Wo ist sie nun?" Erneut schüttelte der Naga den Kopf: "Ich habe keine Ahnung wo sie ist!" Die Augen des Mannes leuchteten einen Augenblick glutrot, wurden aber schlagartig wieder weiß. "Wie du willst.", sagte er noch, bevor er seine Hand hob und ein heller Blitzstoß auf das Häufchen Elend prallte. Der Naga heulte noch kurz auf und verstummte. Zurück blieb ein verkohlter Körper und ein siegreiches Lächeln des Mannes. "Ich finde sie auch allein." Darauf hin blickte er sich noch einmal kurz um, damit er sich vergewissern konnte, dass ihn niemand beobachtet hatte. Gut das sich Raik und Jerome nicht in seinem Blickfeld befanden. Er hob beide Arme, wordurch eine Art Lichtstrahl auf ihn geworfen wurde und war verschwunden. Jerome und Raik verharrten noch einige Sekunden schweigend in ihren Positionen, bis Raik sich schließlich zu Jerome umdrehte und ihn erschrocken ansah. "Sag...ehm...wir...sollten verschwinden." Jerome starrte auf den Boden. "Warte, Raik! Da liegt etwas auf dem Boden!" - "Was? Ist doch vollkommen egal! Du...du gehst da jetzt nicht hin!" Er wollte den Älteren am Arm packen, doch der hechtete schon zu dem geheimnisvollen Gegenstand. Raik, treu wie er war, rannte sofort hinterher. Er kam gerade an, als der junge Assasine eine Schriftrolle in der Hand hielt, auf der bloß irgendwelche zusammenhangslose Sätze standen.
Bin unterwegs!
In unserer Stadt gibt es viele Berge.
Der Bürgermeister war auch nett!
Höhlen gibt es hier Gott sei Dank keine.
Des halb habe ich Nachts keine Angst.
Löwen mag ich nämlich nicht, das weißt du ja.
Hilfe könnte ich beim Umzug gut gebrauchen.
Mir ist langweilig. Sehen uns Morgen.
Raik kratzte sich an der Stirn. "Da sollte jemand schreiben lernen. Unglaublich, dass ich mich wegen eines Briefes in solche Gefahr begebe!" Jerome kniff die Augen zusammen. "Ach man. Stell' dich nicht dümmer, als du bist! Ich glaube jemand möchte was damit etwas sagen!" - "Meinst du echt?" Der kluge Junge nickte. "Ja...aber lass uns damit zum Bürgermeister geben!" Beide nickten sich schnell zu und machten sich auf den Weg zurück ins Dorf. Sie schwiegen einander an, was für Jerome sehr neu war, da Raik sonst nie seinen Mund halten konnte.
*** Kapitel 2 ***
Raik und Jerome eilten zu dem Haus des Bürgermeisters und klopften hektisch an dessen Tür. Es dauerte nicht lange, da wurde ihnen auch schon die Tür von dem konfusen Mann geöffnet. Ohne jegliche Begrüßung drängten sichd er Weißhaarige und sein Freund in das Haus. Für einen kurzen Moment stand der Bürgermeister noch an der Tür, ehe er diese dann schloss und die beiden in sein Wohnbereich bat. Sie setzten sich alle drei in die Sessel, die sich dort befanden. Jerome hielt dem Bürgermeister schließlich die Schriftrolle entgegen. Dieser nahm sie an und lies seine Augen über das Pergament wandern. Eine Diskussion über den geheimnisvollen brief entbrannte. Allerdings schien es fast so, als würden sie zu keiner vernünftigen Lösung kommen. Raik seufzte angestrengt. Sein Respekt vor der Autorität des Bürgermeisters sank immer mehr. Letztendlich erhob sich der Bürgermeister und machte den beiden Jungen mit einer Handbewegung klar, dass sie warten sollte. Er würde den Dorfältesten von Lorareth zu Rate ziehen und ihn herbringen. Kurze Zeit später kehrte der Bürgermeister mitsamt des Dorfältesten zurück, so wie er es gesagt hatte.. Der alte Mann setze sich zu ihnen und nahm sich die Schriftrolle, die der Bürgermeister zuvor auf den Tisch gelegt hatte.
Nach kurzer Betrachtung wurde alles etwas klarer. Der Älteste erhob sich "Das ist ein verschlüsselter Hilferuf, ganz klar, aber mehr kann ich euch nicht sagen..." Die kurze Pause wurde von Jerome sofort wahrgenommen. "Ha! Sagte ich doch!" Er grinste überlegen und Raik drehte sich beleidigt weg.
Der Älteste hob die Hand um zu signalisieren, dass die jungen Männer schweigen sollten. Jerome entschuldigte sich leise und schwieg dann.
"Raik Finjan, Jerome....", er blickte beide Jungs nacheinander an "Geht in das Dorf Iarith zum Weisen Azalil, der kann euch sicherlich weiterhelfen. Nun aber, sagt : wie sah der Fremde Mann aus?" Da Jerome den weitaus geschulteren Blick hatte, sah der nekromant zu ihm herüber und nickte ihm zu. Dieser lächelte und beschireb den Mann : "Nun, er war nicht sehr viel größer als Raik, hatte schwarze Haare mir weißen Strähnen und seine Augen waren komplett weiß. Er trug keine sonderlich starke Rüstung und eine schwarze Hose, an der eine Kette mit merkwürdigen weißen Kästchen befestigt waren....ja..."
Jerome war gearde mit der Beschreibung fertig, als der Bürgermeister kreidebleich anlief, am ganzen Leib zitterte und erschrocken zum Dorfältesten starrte. Dieser stand da wie festgefroren, schaute mit panischem Blick geradeaus und murmelte ein leises "Remus"
Raik unterbrach das kurze Schweigen mit einem lauten "Wer ist Remus?" Der bekam von Jerome sofort einen Stoß in die Rippen verpasst. Zwar wusste er auch nicht wer dieser Remus war, bemerkte aber, dass Raik´s Kommentar unpassend gewesen war. Der Weißhaarige blickte um sich und lies dann beschämt den Kopf hängen. Der Älteste schüttelte den Kopf "Zeigt diese Schriftrolle keiner Seele!" Mit diesen Worten marschierte er mit dem Bürgermeister aus dem raum. Raik und Jerome blieben alleine zurück.
Jerome schaute nervös zu Raik und lies seinen Blick einmal von unten nach oben wandern "Na, dieser Remus scheint ja ein ziemlich hohes Tier zu sein, was?", sagte er schwach lächelnd.
Raik stimmte ihm zu "Allerdings! Das klingt nach einer passenden Herausforderung für uns, richtig?" Er blickte den grinsenden Assasinen an "Raik, du bist unglaublich" - "Ja, unglaublich gutaussehend", entgegnete dieser lächelnd. beide fingen daraufhin an zu lachen, doch sie merkten, dass etwas drückendes in ihren Stimmen lag und sie wussten, dass bald etwas schlimmes passieren würde.
Kurz darauf verließen die beiden das Haus des Bürgermeisters und machten sich jeweils auf den Weg nach Hause, damit sie dort ein paar Sachen für die Reise zusammenpacken konnten. Daheim angekommen packte Jerome nur die wichtigsten Sachen zusammen in eine Tasche. Dazu gehörten natürlich eine Karte, Essen, Trinken, Heilkräuter und Verbände. Auch etwas Erspartes packte er in einen kleinen Lederbeutel und verstaute es in der Tasche. Bei Raik dagegen sah das Ganze etwas anders aus. Zwar packte er ebenfalls Proviant und Geld ein, allerdings auch eine Flasche Met und ein Höschen der Bäckerin mit der er erst vor kurzem eine Nacht verbracht hatte. Als beide dann ihre Sachen gepackt hatten, ruhten sie sich noch etwas aus, da sie sich bereits bei Sonnenaufgang am Stadttor treffen wollten, um die Reise anzutreten.
Jerome stand bereits am Stadttor gelehnt und wartete auf Raik. Das dieser wieder zu spät kam war nichts neues. Aber da erschien er ja endlich. "Tut mir leid Jerome, ich hab verschlafen!" Dieser verdrehte nur die Augen und lief dann langsam los, Raik folgte ihm. Nachdem die beiden ein wenig gelaufen waren, und die meiste Zeit schweigend verbracht hatten, brach Raik jene Stille: "Sag mal... Hast du eigentlich deinen Eltern Bescheid gesagt?" - "Nein! Ich wollte nicht, das sie sich Sorgen machen.", entgegnete Jerome. Raik erschien ausnahmsweise mal der Vernünftige von den beiden zu sein. "Du verlässt für unbestimmte Zeit das Dorf, gehst auf eine gefährliche Reise, sagst deinen Eltern nichts davon und die sollen sich keine Sorgen machen?" Gen Ende wurde Raiks Stimme immer lauter. "Hast du deinen Eltern denn Bescheid gesagt?" - "Nein..." Der Schein der Vernunft hatte also nur getrügt.
Mittlerweile kamen die beiden am Waldrand an. Dieser Wald lag auf dem Weg und war zu groß, als das man ihn hätte umgehen können. Immerhin war es aber kein gespenstischer Wald, sondern ein ganz normaler, ohne Legenden oder ähnliches, also würde die Reise durch ihn wohl auch keine besonderen Gefahren mit sich bringen. Inzwischen war es bereits Mittag und bevor sie sich an die Durchquerung des Waldes machten, rasteten sie kurz um eine Kleinigkeit an Essen und Trinken zu sich zu nehmen. "Wie weit ist es ungefähr zum Dorf Iarith?", fragte Raik schließlich, während er von seinem Brot abbiss. "Zwei Tagesmärsche ungefähr!" Nachdem Raik aufgegessen hatte, kramte er in seiner Tasche. Heraus holte er seine Flasche Met und öffnete diese, damit er kurz darauf daran nippen konnte. Jerome traute seinen Augen nicht. "Moment mal! Wir haben eine harte Reise vor uns, wissen nicht was in diesem Wald auf uns zukommt und du trinkst Met?!" Mit hysterischer Stimme tadelte er Raik. "Naja, vielleicht wollte ich mir ja nur etwas gönnen! Beruhig dich!", verteidigte sich Raik lauthals. Jerome schnappte ihm die Metflasche weg und verschloss sie, damit er sie in seine Tasche packen konnte. "Die kriegst du erst in Iarith wieder zurück, verstanden?"
Raik verzog das Gesicht. Zwei Tagesmärsche. Wie soll er das nur überstehen? Nach der kurzen Verschnaufspause ging es für die beiden auch schon weiter. In diesem Wald gab es absolut nichts was auch nur einen funken Interesse in den beiden geweckt hätte. Nun waren sie schon etliche Meilen gelaufen, als sie erschöpft beschlossen sich niederzulassen und zu schlafen. Sie hatten beide ihre Zelte aufgeschlagen und ein kleines Feuer angezündet. Kurz gingen die beiden noch die Pläne für den nächsten Morgen durch, verabschiedeten sich und gingen dann jeweils ins eigene Zelt schlafen. Die Nacht verlief zunächst ruhig, bis Raik durch ein leises Knistern aufwachte. Er schaute sich um und kroch auf allen Vieren aus seinem Zelt. Die Silhouette einer schönen Frau war zu erkennen. Natürlich war er mit einem Schlag hellwach, zog sich schnurstracks an und polterte rückwärts aus seinem Zelt. Er ging auf die wunderschöne Frau zu, verneigte sich höflich und wartete auf eine Reaktion. Die Frau mit den hellblonden Haaren und den eisblauen Augen lächelte ihn an und forderte ihn mit einer Handbewegung auf zu ihr zu kommen. Dies lies er sich nicht zweimal sagen und ging breit grinsend auf sie zu. Als er bei ihr ankam, legte sie ihre Arme um seine Schultern und küsste ihn leidenschaftlich, woraufhin Raik ihr absolut verfiel. Es war, als wäre er in ihrem Bann gefangen. Sie ging mit ihm tiefer in den Wald. Im dichten Gestrüpp zog sie sich langsam aus. Raik legte sich auf sie und... Jerome wachte durch einen Alptraum auf. "Vielleicht war dieser Traum eine Warnung?", dachte er sich und beschloss Raik davon zu erzählen. Er stand sofort auf und ging zu seinem besten Freund. Der war allerdings nicht da. Jerome blickte panisch umher. "Wo bist du Dorftrottel nur?" Er wagte es sich nicht zu sprechen und machte sich auf die Suche. Nach einigen Metern konnte er ein gequältes Ächzen und Stöhnen wahrnehmen. Ihm schoss nur ein Gedanke durch den Kopf. "Oh Gott! Raik ist bestimmt schwer verwundet!" Sofort rannte er in die Richtung, aus der diese Geräusche kamen. Er traute seinen Augen nicht, denn er sah Raik, der sich rhytmisch auf einer...alten Hexe bewegte. "Raik! Bist du bescheuert oder was?" Raik schreckte auf. "Hä? Wie? Jerome! Mach dich vom Acker ich...", er blickte in die eisblau....weißen Augen und in ein altes verschrumpeltes Gesicht. "Heilige Mutter Gottes!" Er sprang auf, zog seine Hose sofort an und rannte zu seinem Freund. Die HExe tat es ihm gleich, zog sich ihr Gewand an und warf Jerome einen hasserfüllten Blick zu. Ihr Plan war es gewesen, beide nacheinander aus dem Weg zu räumen, weil sie unerlaubt ihren Wald betreten hatten. "Wenn ich euch nicht einzeln umbringen kann, dann eben zusammen!", ertönte die kratzige Stimme der alten Frau. Jerome und Raik blickten einander fragend an. "Und warum? Wir haben nichts gemacht!", maulte Raik. Natürlich hatte er seinen Stab im Zelt liegen gelassen, als er seinen Trieben folgen musste. Gott sei Dank trug wenigstens Jerome seine Dolche immer mit sich. Ohne Stab funktionierten bei Raik nur die schwächeren Zauber, was zum Nachteil der beiden war. "Ihr habt meinen Wald betreten. Ich hasse ungebetene Gäste.", erklärte sie ruhig. Sie drehte sich zu Jerome, hielt nur für einen kurzen Moment ihre Hand auf Raik gerichtet. Dabei murmelte sie irgendwas vor sich hin. Dass das ein Zauber sein sollte war beiden bewusst, aber Raik spürte keine Veränderung. "Hah! war das alles?", rief er und wollte mit einem Blutzauber kontern. Als er das versuchte wurde er wie von Geisterhand im hohen Bogen nach hinten geschleudert und knallte gegen den nächsten Baum. An diesem sank er zu Boden und blieb erst einmal reglos liegen. "Eine Mesmerin also? Gut, dass ich keine magischen Fähigkeiten einsetze! Aber glaub mir, das mit Raik wirst du bereuen!", sagte Jerome energisch und rannte auf die Mesmerin zu. Er stieß sie zu Boden und als sie ihre Hand auf ihn richteten wollte, um irgendwas zu zaubern, stellte sich Jerome bereits auf ihre Handgelenke, so dass sie regungslos unter ihm verharren musste. Er verdrehte seine Füße leicht und brachte somit die Handgelenke der alten Frau zum knacken. Anschließend zückte er seine Dolche, erhob nchmal die Stimme und sagte: "Du brauchst nicht denken, dass ich Mitleid mit dir habe, nur weil du alt bist!" Die Frau zappelte, allerdings verletzte sie sich so nur noch mehr an den Handgelenken. "Mistkerl!", brüllte sie nur noch, als Jerome ihr die Dolche in die Augen rammte. Ein Zucken durchfuhr den Körper der Hexe. Aufstehen würde diese wohl nicht mehr. Nachdem Kampf machte sich der Schwarhaarige auf den Weg zu seinem besten Freund. Gut, dass Jerome Heilkräuter mitgenommen hatte, welche er rasch aus seinem Zelt holte.
Kurze Zeit später saßen die beiden schließlich in Ruhe wieder bei ihrem 'Lagerfeuer'. "Wenn das mal nicht...außergewöhnlich war.", warf Raik ein und brach so die unangenehme Stille. Jerome verschränkte die Arme. "Wenn du nicht so auf Sex fixiert wärst, wäre das gar nicht erst passiert!" "Naja", entgegnete der Nekormant. "Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte sie uns wohl im Schlaf getötet." Jerome grummelte kurz, da er nicht kontern konnte. Zum ersten Mal hatte Raik wohl oder übel Recht. "Ich bin das Opfer einer Vergewaltigung!", sagte er noch mit einem gekünstelten Schluchzen. Jerome fasste sich nur an die Stirn und schüttelte den Kopf. "Idiot...gehen wir wieder schlafen...am besten...in einem Zelt!" - "Waaaas?" Raik schreckte hoch. "Ich msuste noch nie ein Zelt mit einem Mann teilen! Außerdem bist du nicht mal ein bisschen attraktiv." Der Assasine bäumte sich auf. "Pah! Ich bin hübscher als du!" Raik grinste siegerisch, hielt beide Hände hoch und spreitzte seine Funker um die Zahl '10' zu zeigen. "Hmpf!" Jerome holte beleidigt seine Sachen aus dem Zelt, da er genau wusste, dass Raik damit zeigen wollte, dass er in einer Woche zehn Frauen hatte und Jerome...keine. Er wollte auf die Richtige warten. Er hatte also seine Sachen und legte sich neben Raik. "Gute Nacht, Schönling!", sagte er grinsend, woraufhin er Raik auch kurz lachen hörte. "Ja, gute Nacht du Träumer." Nach kurzer Zeit schliefen beide ein und wurden von den sanften Sonnenstrahlen geweckt.
Jerome streckte sich lang und ausgiebig, danach stand er sofort auf und klopfte Raik auf die Schulter um ihn zu wecken. Dieser grummelte kurz, drehte sich um und sah Jerome an. Der erwiederte den Blick und sagte: "Na los, Schlafmütze! Aufstehen!" Raik rappelte sich auf."Okay Sir. Du machst Essen und ich packe ein!" Mit der Arbeitsteilung waren beide zufrieden und nach einem leckeren Frühstück ging die Reise weiter. Im Wald war es tagsüber schön und still, was den Jungs gelegen kam, denn eine Pause war nötig. Es war schon fast wieder dunkel, als sie in der Ferne helle Lichter erblickten. "Das Dorf!", rief Jerome freudig und vergaß alles übel der Welt. Sie nahmen nun ihre letzten Kraftreserven und rannten los. Nach kurzer Zeit standen sie am Stadttor. "Wir sind da!", sagte Jerome außer Puste. Raik grinste freudig "Das heißt ich bekomme meinen Met wieder!"
Texte: Coverbild von stine [@ deviantart] bearbeitet von mir (Sabrina)
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2010
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