Cover

Als ich fünf war und ein halbes Jahr auf Sizilen bei meinem Dad war, sagte er mir, das ich die schönsten Augen im ganzen Universum hätte.
Als ich neun wurde und für ein Jahr bei ihm lebte, verzauberte ich den gutaussehenden Dennis, der schon viele Jahre älter als ich war.
Und als ich wieder zu meiner Mutter nach Deutschland kam, nun, da sagte sie mir ich sei eine Missgeburt.
Und das hat mich bis heute geprägt.




Eins



Die makellosen Wolken reflektierten das herrliche Sonnenlicht und für einige Sekunden wurde ich geblendet.
Durch meinen Kopf dröhnte die Musik von The pretty Reckless

und neben mir versuchte sich mein Vater zu beruhigen.
Er wusste nichts von den Ereignissen die sich damals in meinem Heimatland Deutschland abgespielt hatten.
Durch die dunklen Brillengläser schaute ich ihm eine Weile unauffällig zu.
Er zupfte sich die Krawatte zurecht, die ihm eigentlich viel zu eng um seinen Hals lag und öffnete sein Jacket.
Ich in meinen kurzen Jeansshorts und dem blauen Tanktop konnte nicht klagen.
Mir ging es blendend, abgesehen von der Tatsache das ich alles in Deutschland zurückgelassen habe.
Freunde, sowie Erinnerungen.
Dad meinte, ich solle versuchen noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Nur war das nicht so einfach. Ich war zwar froh nun nicht länger mit meiner Mutter unter einem Dach zu wohnen, da sie und meine Schwester Liss ums Leben kamen. Ich trauerte nicht viel um sie,
da sie mir beide mein Leben zur absoluten Hölle gemacht hatten.
Vater hatte mich früher als selbstbewusstes Kind nach Deutschland geschickt und zurück kam ein sechzehnjähriges Mädchen,
welches sich immer mehr zurückgezogen hatte und niemanden mehr vertraute.
Dank meiner so lieblichen Mutter. Sie hat sich schon immer mehr um Lissa gekümmert als um mich.
Mir war das ganz Recht, da wir uns nie richtig gut verstanden hatten.
Ich hatte zeitig gelernt das dass Leben kein Spiel war und das man sich nur auf sich selbst verlassen konnte.
Das war mein derzeitiger Standpunkt.
Mutter hat alles für Lissa getan. Die beiden waren unzertrennlich gewesen. Und gemein.
Auch wenn Lissa meine Schwester war, so hatte ich sie gehasst. Es hatte nie daran gelegen, wie sie mich behandelte,
es war eher der Umstand das sie sich so von Mutter beeinflussen hatte lassen. Fast tat sie mir schon Leid.
Bei der Beerdigung letzte Woche, hatte ich keine einzige Träne vergossen, weil keiner der beiden sie verdient hätte.
Ich seufzte leise und schaute wieder aus dem Fenster.
Unter uns war schon die Insel zu sehen. Sizilien war fantastisch. Die Landschaft. Das Meer. Die Städte. Und natürlich all' diese freundlichen Leute.
Als das Flugzeug zur Landung ansetzte, schaltete ich den iPod aus und steckte ihn in meine Tasche.
Es schien mir, als sei mein Dad aufgeregter als ich, denn er schaute etwas nervös drein.
Das Flugzeug landete und wir wurden angewiesen das Flugzeug zu verlassen.
Alle gehorchten und drengten sich durch die Sitze zum Ausgang.
Ich wurde von warmen Sonnenstrahlen empfangen die sich in den Spiegelgläsern meiner Sonnenbrille reflektierten.
Anscheinend fand auch Dad es an der Zeit, seine blauen Augen vor der Sonne zu schützen.
Wir durchquerten das Hauptgebäude und ließen uns von unserem Fahrer zum Wagen führen.
Ein silberglänzender Mercedes kam zum Vorschein und ich nahm an, das Dad noch weiterhin solche Spielzeuge
bei sich in der Garage verstaute.
Meine zwei Gepäckstücke wurden im Kofferraum verstaut und wir wurden in einem äußerlich guten klimatisierten Auto nach Hause gefahren.
Dad besaß ein großes Haus, das etwas außerhalb des Dorfes lag.
Sobald wir über die Landstraße zu ihm fuhren, zog ich den Haargummi aus meinen Haaren und ließ sie im Wind flattern.
Nach all' dem Stress der letzten Wochen, war das bis jetzt das beste.
Als der kleine Pfad zu Dads' Haus erschien, bogen wir ab und setzten unseren Weg fort.
Wenn wir geradeaus weitergefahren wären, dann wären wir bei der Villa der Carnevares angelangt.
Der Wagen hielt und wir stiegen aus.
Da ich seit sieben Jahren schon nicht mehr hier gewesen war,brauchte ich einen kurzen Augenblick um mich zu orientieren.
Die große Tür aus dunklem Holz war mit goldenen Schnörkeln verziert.
Weiße Rosen ranken sich links und rechts an den Hauswänden empor zum Himmel.
Davor standen jeweils eine Bank und ein kleiner Tisch.
Die Farbe blätterte bereits ab und verblasste langsam. Es wirkte alles ein wenig herunter gekommen, aber das machte dieses
Anwesen auch so besonders. Nur weil meine Familie ein beträchtliches Vermögen hatte, hieß das noch lange nicht das wir auch
angemessen wohnen und leben mussten. Naja, abgesehen von Dads' Autos natürlich.
Ich drehte mich um und sah die alte Scheune an. In ihr wurde bestimmt noch Stroh gelagert.
Als kleines Mädchen hatte ich immer mit Dennis dort drinnen gespielt.
Wir haben uns gegenseitig von den großen Heuballen geworfen. Nicht das der Aufprall wehgetan hatte, da der gesamte Boden mit sehr viel
Stroh bedeckt war. Trotzdem war Dennis vorsichtig. Er hatte immerhin eine gewisse Verantwortung für mich gehabt.
"Leya!"
Ich drehte mich überrascht um, da mich heute noch niemand mit meinem Namen angesprochen hatte, und sah Anne, meine Großmutter, auf mich zukommen.
Ihr breites Grinsen reichte von einer Wange auf die andere. Ich lächelte nur schwach.
"Ich habe euch garnicht kommen hören, erst als Andreas in die Küche kam und sich ein Glas Wasser holte, habe ich dich bemerkt", sagte sie freundlich,
wobei sie mich umarmte und mich dann von Kopf bis Fuß musterte. So viel zum Thema Familie.
"Es scheint zwar die Sonne, Liebes, aber du stehst im Schatten. So spät ist es noch nicht", erinnerte sie mich, als sie meine Brille sah. Ihr Blick war etwas
verwirrt, als ich nur meine Schultern zuckte, mich bei ihr einhakte und mit ihr ins Haus ging.
Die Einrichtung sah nicht anders aus als draußen und ich war froh das sich nichts verändert hatte.
Ich ließ Anne in die Küche gehen, wo sie sich gleich mit Dad unterhielt, und ging die Treppe hinauf zu meinem Zimmer.
Ich war auch froh, noch den alten blauen Holzschrank zu sehen, da Anne meinte, er passe nicht zum Rest der Einrichtung.
Was nicht ganz stimmte. Denn ich hatte noch einen blauen alten Stuhl, der am weißen Schreibtisch vor sich hin gammelte und die paar Bilderrahmen die an
der weißen Wand hingen, waren ebenfalls blau. Und das Bett passte eh, da der Rahmen aus weißem Eisen bestand.
Und die Bettwäsche war eh immer die gleiche, da ich nur blaue Bettwäsche hatte.
Okay, das war gelogen, ich hatte auch noch Weiße.
Ich stellte also meine Tasche auf den Stuhl und sah mich noch weiter um.
An den Fenstern hing je ein blauer und ein weißer Vorhang.
Um die Gardinenstangen waren Lichterketten gebunden, die mit blauem Licht leuchteten, wenn man sie anschaltete.
Vorsichtig öffnete ich den Holzschrank und hoffte, das er nicht auseinander fiel, da er schon einige Jahre auf dem Buckel hatte.
Ich stöhnte, als ich die vielen Kleider sah.
Als mir gesagt wurde, das ich nach Sizilien zu meinem Vater ziehen würde, hatte ich schon eine Ahnung das nur Kleider im Schrank hängen
würden. Also habe ich meine alte Kommode geplündert und einfach alles Kurze eingepackt, was ich finden konnte.
Nun wusste ich, das sich meine Ahnung bestätigt hatte.
Ich nahm mir ein weißes Sommerkleid heraus, welches meine rot-braunen Haare, mit den blonden Strähnchen, betonte.
Ich zog mir meine Sachen aus und streifte mir das Kleid über. Kurz zuckte mein Blick nach unten, weil ich nun keine Turnschuhe mehr anziehen konnte und
suchte mir daher auch noch passende Pumps. Nicht grade die idealsten Schuhe, wenn es um einen Strandspaziergang ging, aber doch bequem.
Ich war überglücklich keinen Spiegel in meinem Zimmer vorzufinden. Ich hatte noch nie einen besessen, da ich nicht wissen wollte wie ich aussah.
Und früher hatte man mir auch immer gesagt und gezeigt das ich schön war.
Heute war das anders. Ich wollte

keinen Spiegel. Ich wollte mich nicht sehen müssen. Ein Mensch mit zwei verschiedenen Augenfarben
war nicht grade jemand, der sich immerzu betrachten wollte. Es war der Grund gewesen, weshlab mich Mutter Missgeburt genannt hatte.
Nun das war vielleicht nicht der einzigste Grund.
"Leya, Schatz. Komm' wir fahren ins Dorf und essen fein", rief Paps'von draußen.
Die Fenster waren den ganzen Tag geöffnet, deswegen konnte man auch so schön von irgendwo brüllen.
Es hörte einfach jeder. Ich lief die Treppe herunter, zum Auto.
Es sah so aus als wolle Dad selber fahren.
"Schickes Auto", sagte ich zu ihm, als ich mich neben ihn auf den Beifahrersitz setzte.
"Danke"
Dad fuhr los und bald hatten wir wieder die Landstraße erreicht.
Wir redeten nicht, da er sich einfach zu sehr auf das Fahren konzentrierte. Oder er wollte

nicht mit mir reden.
Im Dorf war viel los und einige Leute wunken uns, als sie uns in Dads Cabrio sahen.
Die meisten schienen mich noch zu kennen, denn als ich aus dem Wagen ausstieg, umarmte mich eine Frau an die ich mich nicht erinnern konnte.
Dad stellte sie mir als Franziska vor. Nachdem die beiden sich einige Zeit lang unterhalten hatten, unter anderem über meine neue
Sonnebrille und warum ich sie denn trug, weil ich doch so schöne Augen habe, gingen wir zu Luigi.
Er war allerdings jemand, an den ich mich erinnerte. Luigi war oft bei uns zu Besuch gewesen. Und außerdem hatte er mir immer
Gratis Eis gegeben. Er sah etwas blass aus, was vermutlich an seiner Krankheit lag.
Ich wusste nicht viel darüber. Die Leute tuschelten, das es nun bald mit ihm zu Ende ginge und sie fragten sich,
wieso er nicht in ein Krankenhaus gegangen sei. Nun gut, er war jedenfalls glücklich, mich zu sehen.
Dad bestellte Spagetti und wandte sich dann zu mir.
"Leya, wir sitzen in einem Gebäude. Nimm um himmelswillen deine Sonnenbrille ab."
Ich zögerte. Vielleicht zu lange, denn auf Dads Stirn erschien eine Sorgenfallte.
"Was hat Sie

dir gesagt, dass du deine Augen verdeckst", fragte er vorsichtig.
Langsam schob ich die Brille von meiner Nase und legte sie vor mich auf den Tisch.
Verlegen sah ich nach unten. Ich wollte nicht darüber reden. Und schon garnicht mit Dad.
"Leya, bitte. Ich mache mir Sorgen. Du hast...du hast so etwas noch nie gemacht. Du hast sie nie versteckt", sein Ton wurde weicher.
Mein Blick traf seinen und ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken.
"Mutter war immer mit Lissa beschäftigt und hatte kaum Zeit für mich. Im Grunde genommen hatte sie nie Zeit für mich", fing ich an zu erzählen.
Dad nickte und zeigte mir damit das ich weiter berichten sollte.
"Wir haben uns gestritten. Es ging um etwas ganz simples und doch war der Streit so heftig, das sie mich..."
Luigi brachte das Essen und bereitete mir damit eine Pause zum Luft holen. Als er gegangen war, redete ich weiter.
"..ihr ist halt die Hand ausgerutscht."
"Sie hat dich geschlagen?!", entfuhr es Dad laut. Einige Leute die in unserer Nähe saßen, warfen uns neugierige Blicke zu.
Ich beachtete sie nicht weiter und fuhr fort.
"Dabei hat sie geschrien und mich eine Missgeburt genannt. Es sei wegen meinen Augenfarben. Sie ist ausgerastet.
Und hinzu kam die Sache mit dieser...", ich geriet ins Stocken, da ich Dad noch nichts von meiner Verwandlung in eine Wölfin
erzählt hatte. "Naja, die Sache mit dieser Familiengeschichte. Das war ein weiterer Grund, das sie mich missachtete und nicht
mehr ein Wort mit mir geredet hat. Nicht das ich je wieder ein Wort mit ihr sprechen wollte, aber es war schmerzhaft, zu erfahren,
das man eigentlich ganz alleine ist. Und ab da an habe ich angefangen meine Augen vor der Welt zu verstecken.
Ich habe die Blicke in irgendwelche Spiegelgegenstände gemieden. Selbst die Leute haben mich nicht mehr angeschaut."
Dad stutzte. "Nicht einmal im Winter?"
"Nein. Zu Hause hat mich nie jemand angesehen. Sie sind an mir vorbeigegangen, als gäbe es mich nicht", meine Haare schwangen mit, als ich
meinen Kopf schüttelte.
"Ich wünschte ich hätte dich nie gehen lassen, Leya", Dads Stimme war voller Trauer und in seinen Augen glitzerte es.
Ich lächelte tapfer und zuckte nur die Schultern. Danach widmete ich mich meinen Nudeln.
Wir ließen dieses Thema bleiben und schwiegen. Keiner wusste was er sagen sollte.
Als wir gingen und langsam über den Markt schlenderten, fiel mir auf das Dad nachdenklich wirkte.
"Was ist los, Dad?", fragte ich.
Sein Blick fiel auf mein Armband, welches ich seid der Verwandlung trug, und überlegte lange, bevor er anfing zu sprechen.
"Du hast mir nichts gesagt", stellte er fest, wobei sein Blick weiterhin auf meinem Handgelenk gerichtet war.
Ich sah ebenfalls herab und sah das Lederband mit den vielen Anhängern um meine Hand baumeln.
Meine Gedanken flogen zurück nach Deutschland, in die Nacht, in der es geschah.
Es war Vollmond gewesen und schon einige Male zuvor, verspürte ich einen stechenden Schmerz in der Brust.
Es war mir jedoch nie in den Sinn gekommen, das ich bereit gewesen war.
Der Mond schien durch das Fenster und hatte den Raum in weißes Licht getaucht. Ich hatte in meinem Bett gelegen und mich unruhig in und her gewälzt,
da ich schlecht geträumt hatte. Die Schmerzen wurden stärker und irgendwann bin ich schreiend aufgewacht.
Mein T-Shirt hatte mir nass am Körper geklebt und Schweiß tropfte mir vom Gesicht.
Mir kam es so vor, das der Mond heller schien, als sonst und dann habe ich meinen Kopf von Gedanken befreit.
Ich hatte mich durch diesen Moment gequält und schließlich verebbte der Schmerz und ich stand in Wolfsgestalt in meinem Zimmer. Zu meinem Pech hatte ich nicht gewusst, wie ich mich wieder zurück verwandeln konnte.
So musste ich die restliche Nacht als Wölfin verbringen. Meine Gefühle waren damals ein reinstes Chaos und mir hatte der Kopf von dem Ereigniss geschwirrt. Ich habe mich gefragt, wieso auch mir das passiert war, obwohl Mutter und Lissa nicht
davon betroffen waren. Sie waren nicht so gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie bewundert, dass sie ein ganz normales Leben haben konnten. Verzweifelt habe ich versucht, das Armand, welches in der Nacht einfach an meinem Handgelenk erschien, weg zu bekommen.
Ich hatte es durchgeschnitten, doch das Band, wuchs wieder zusammen. Feuer konnte diesem Ding auch nur wenig ausmachen, dabei
hatte ich mir leider mein ganzes Gelenk zu Schande gebrannt. Aus Verzweiflung wurde Wut. Und diese Wut besaß ich heute noch, auch wenn sie nicht
mehr ganz so stark war, wie damals. Sie war da und sie würde auf Ewig da bleiben.
Die Berührung von Dads Hand auf meinem Arm, ließ mich zusammen zucken. Aber sie bewirkter, das ich zurück in die Realität kam.
"Alles in Ordnung?", fragte er voller Sorge.
"Wenn ich sagen würde, es tut mir Leid das ich euch nichts gesagt habe, dann würde ich euch anlügen", stellte ich fest.
Mir tat es wirklich nicht Leid. Auch wenn ich nun leider Gottes das gleiche Schicksal wie sie teilte, so war es bei mir doch etwas anders.
Denn es gab zuvor noch nie einen Wolf.


Zwei



Dad hatte nicht weiter nachgefragt, warum ich nicht mehr mit ihm über dieses Thema redete. Und ich fand, das dass auch gut so war.
Vor unserem Haus stand irgendein schwarz, frisch polierter Porsche. Mir fiel auf, das alle ein Cabrio fuhren, was ich bei den
angenehmen Temperaturen auch verstehen konnte.
Seltsamerweise fing mein Bauch an zu kribbeln, so bald ich sah, wer mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen aus unserem Haus schritt.
Dennis hatte sich nicht verändert. Er hatte immer noch das wunderbare schwarze Haar, welches bei genauerem Hinsehen auch blau
wirkte und seine grünen Augen strahlten kräftig. Unter seinem Shirt, erkannte ich die wohlgeformten Muskeln (ein weiterer
Nebeneffekt wenn man Wölfin war: man sah alles bis ins kleinste Detail, obwohl man seine Muskeln auch so gut sah). Sein Gesicht hatte nicht einen kleinen Makel.
Nur wenn er lächelte, zeigten sich kleine Lachfallten. So wie jetzt.
"Darf ich bitten?", fragte er, als er mir die Autotür öffnete.
"Du hast dich kein bisschen verändert", erwiderte ich und sah wie er mich mit erheitertem Blick musterte.
"Oh wie ich feststelle...Du dich auch nicht", wobei er mich in eine Umarmung zog. Ohne Abischt verkrampfte ich mich. Er musste es bemerkt haben,
denn er ließ mich sofort los und schaute mich fragend an. In seinem Blick mischte sich die wolhbekannte Sorge. Langsam ging mir das auf die Nerven.
"Ist nur lange her, das mich jemand so berührt hat, das ist alles", sagte ich ihm und versuchte dabei tapfer zu wirken.
Anscheinend traf die Wirkung nicht wirklich ein, denn Dennis rief meinem Dad zu, das wir einen Spaziergang machen würden.
Er bemühte sich sichtlich, mich nicht zu berühren, was ich ihm ansah.
Auch wenn es lange her war, seine Gefühle kannte ich besser als jeder andere. Immerhin haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht.
"Wie geht es dir?", fragte er als wir den Strand erreichten. "Gut", sagte ich knapp,während ich mir meine Schuhe auszog.
Ich sah ihn nicht an, als ich wieder hochkam. Ich wollte nichts mehr von dieser Sorge sehen. Weder von meinem Vater, noch von Anne und
schon garnicht von Dennis. Eine Weile akzeptierte er diese Antwort und lief einfach neben mir.
"Woher wusstest du das ich hier bin?", wollte ich wissen, da mein Vater mich nicht darüber informiert hatte.
"Anne hat angerufen und gefragt, ob ich dich nicht sehen will", antwortete er, wobei er einen Blick auf mich warf.
"Ich freu mich jedenfalls, dich zu sehen", meine Hand fand automatisch die seine und sobald er sie sanft drückte, durchströmte
mich ein Gefühl von Hitze.
"Du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisst hab'", flüsterte er und blieb stehen.
Wie schon zuvor, spürte ich das Kribbeln in meinem Bauch und die Hitze die nun stärker zu werden schien.
Dennis erging es ähnlich, denn er zuckte kurz zusammen. Ein kleines Lächeln mischte sich auf meine Lippen.
"Das ist nicht witzig", sagte er, doch aus seiner Stimme hörte ich etwas ganz anderes.
"Nein, ich weiß. Du hast recht", sobald ich diese Worte ausgesprochen hatte, ließ ich seine Hand wieder los und ging weiter.
Ich war schon einige Meter von ihm entfernt, als ich merkte, das er mir nicht hinterher kam. Langsam drehte ich um, nur um zu sehen
das seine Klamotten im Sand lagen und er bis zur Hüfte im Wasser war. Ich hatte ihn schon oft ohne Shirt gesehen,
doch dieses Mal fühlte ich wachsende Begierde. Und das war ein Nachteil am Wolfsein. Ich hatte mehr Lust auf Männer.
Und das hieß, mehr Lust auf Sex. Den ich selbstverständlich noch nicht gehabt hatte.
Und Dennis halb nackt im Wasser zu sehen, wie er mich von dort erwartend ansah.
Zwar hatte ich einen Bikini an, doch wollte ich es nicht riskieren zu ihm zu gehen.
Ich schüttelte den Kopf ein ewnig, grade so, das er es sehen konnte. Während er aus dem Wasser kam, nickte er.
"Du bist kein kleines Mädchen mehr, Leya", während er das sagte, strich er mir mit seinen Lippen über die Wange.
Seufzend schloss ich die Augen und ließ mir von ihm mein Kleid ausziehen.
Er nahm meine Hand und zog mich mit ins Wasser, wobei sein Blick in meinen Augen lag.
Dafür war ich mehr als dankbar, denn es war mir lieber, als wenn seine Augen auf irgendetwas anderes gerichtet wären.
Das Wasser war angenehm warm und ich fühlte mich sofort wohl. Auch wenn das wahrscheinlich an Seiner Nähe lag.
Gott, mir wurde jetzt erst klar, wie sehr ich diesen Jungen doch brauchte. Füreinander waren wir zwei offene Bücher und doch
versuchten wir vergeblich unsere vorhandenen Gefühle füreinander zu verbergen. Meistens schafften wir es nicht, so wie jetzt.
Ich legte meinen Kopf an seine Brust und hörte seinen Herzschlag. Meine Hände blieben auf seinem Rücken liegen und er umfasste meine
Taille. Es war beängstigend zu merken, das er mehr für mich war. Gut, ich hatte als Mädchen schon zu ihm gesagt, das wenn ich
groß bin (und das bin ich jetzt nun mal), mit ihm zusammen sein würde. Er hatte mich angelächelt und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben.
Und dann hatte er nach einer Weile gesagt, das er es hoffe.
Nun standen wir zusammen im Wasser und hielten uns gegenseitig. Leider hatte ich keine Ahnung, wie es mit uns weitergehen würde.
Denn auch Dennis hatte ich noch nichts von dem Erbe erzählt. Klar sahen sie es alle, da man es am Armband erkennen konnte.
Leider hatte man uns nicht gefragt, ob wir das überhaupt wollten. Es war einfach so passiert.
Genauso, wie es jetzt passierte. Manchmal, wenn wir unsere Gefühle nicht unter Kontrolle hatten, verwandelten wir uns.
Dennis war der erste, mit dem es passierte. Kurz bevor ich mich verwandelte, sah ich etwas schwarzes Großes.
Angewidert vom Wasser, sprang Dennis mit wenigen Sätzen heraus und sah zurück. Ich hatte ihn noch nie in seiner
Tiergestalt gesehen und er mich auch nicht deswegen verging lange Zeit bis ich mich in Bewegung setzte und zu ihm stieß.
"Du bist wunderschön", entfuhr es ihm und ich wusste das er es ehrlich meine. Zwar konnte man als Wolf sicher nicht
rot werden, doch ich merkte die Wärme auf meinen Wangen. Ich konnte sehen, wir er um Beherrschung mit sich rang, mich nicht gleich nieder
zudrücken und mich am Maul zu lecken. Dennis war klug genug, sich nicht mit mir anzulegen.
Denn auch wenn wir einander liebten, so wussten wir beide nicht wann ich die Kontrolle verlieren würde.
Immerhin war ich aggressiv und frech gewesen, natürlich musste sich auch auf das Erbe auswirken.
Abgelenkt von Dennis' Schönheit, verschwanden die Gedanken.
Sein Fell wirkte tiefschwarz und auch jetzt noch war ein Hauch von Blau mit da.
Die Grünen Augen leuchteten hell und ich war jede Sekunde versucht, in ihnen zu versinken.
Es war als würde man ganz nah an einem Abgrund stehen und nun überlegte man ob man sprang oder nicht.
Ich entschied mich gegen den Abgrund, denn ich wusste nicht was ich dann machen würde.
Dennis kam anscheinend zu dem gleichen Schluss und verwandelte sich zurück.
Nun saß er neben mir in menschlicher Gestalt, während ich noch verzweifelt versuchte mich zu beherrschen.
Irgendwie war seine Hand in mein Fell geraten und er fing an mich durch mein seidiges Fell zu streicheln.
Normale Wölfe hatten kein seidiges, schimmerndes Fell. Doch was war an mir schon normal.
S saßen wir beisammen, bis die Sonne der Erde den Rücken zukehrte und die Nacht heranbrach.
Und das war der Augenblick, in dem ich einen Machtschub von innen bekam und mich langsam zurück transformierte.
Meine Pfoten wurden wieder zu Händen und Füßen. Die spitze Schnautze verschwand und an ihrer Stelle kam meine Stupsnase wieder
zum Vorschein. Meine Sicht veränderte sich und für einen kurzen Augenblick war alles verschwommen.
Dennis' Hand war immer noch da, nur strich er mir jetzt über meine Haut anstatt über das Fell.
Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich sah ihn an.
"Wie hast du gelernt es zu kontrollieren?", fragte ich neugierig. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Die Lachfaltenn waren wieder da. "Ich werde dir helfen", versprach er.
Das reichte mir als Antwort vollkommen und ich lehnte mich an ihn.
Seine Haut war ebenso weich wie meine, nur mit sehr viel mehr Muskelmasse.
"Wir sollten zurück gehen", sprach ich leise.
Ich spürte wie Dennis den Kopf schüttelte und sah auf. "Dein Dad weiß das ich dich sicher zurückbringe. Oder willst du
etwa nach Hause?", seine Stimme war nur ein Flüstern und er kam mir mit seinem Gesicht immer näher.
Alles was ich sah waren seine Augen. Alles was ich hörte war sein Atem, der schneller zu werden schien.
Und alles was ich merkte, waren seine sanften Lippen, als sie meine berührten.
Dennis küsste mit einer Sanftheit die ich nur allzu gut von ihm kannte.
Okay, alles das was ich bin zu diesem Augenblick von ihm kannte, war nichts im Vergleich zu dem,
was ich jetzt erlebte. Ich erwiderte den Kuss mit ebenso einer Sanftheit.
Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, bis wir uns schließlich voneinander lösten.
Außer atem, schnappte ich nach Luft. Er hatte es gehört, denn nun grinste er.
"Hör auf zu grinsen und lass uns wirklich heim gehen. Ich bin müde, der Tag war anstrengend und-", weiter kam ich nicht denn
er legte seine Lippen schon wieder auf meine. Immer noch beim Küssen, setzte ich mich auf seinen Schoß, nur um ihn
dann zu Boden zu drücken.
Mein Körper schmiegte sich an seinen und durch jede Faser meines Körpers strömte die willkommende Hitze.
Seine Hände wanderte meinen Rücken hinab und blieben schließlich auf meinem Po liegen.
Er ist eben auch nur ein Mann und ich verübelte es ihm auch nicht.
Währenddessen fuhr ich ihm mit den Fingern durch seine Haare.
Schließlich umfasste ich sein Gesicht und drückte mich enger an ihn.
Es schien als stehe die Welt still. Jeder Moment wurde so gut es ging ausgenutzt.
Dennis drückte mich an sich und begann nun, mich leidenschaftlicher zu küssen. Ich hatte damit kein Problem und gab mich ihm hin.
Ein Stöhnen entrang ihm und seine Hände packten kräftiger zu und kneteten meinen Arsch.
Das gab mir den Rest. Ich ließ von ihm ab, rollte von ihm runter und zog mir mein Kleid wieder an.
Ich sah ihn nicht an, denn ich verstand nicht was passiert war. Es war offensichtlich das wir füreinander empfanden und doch
hatte ich das Gefühl etwas Verbotenes zu tun. Sichtlich verwirrt stand Dennis ebenfalls auf und ohne ein Wort noch miteinander
zu sprechen machten wir uns auf den Weg zurück. Wir berührten uns nicht und sahen uns auch nicht ansah. Und wenn er es versuchte,
dann senkte ich den Blick oder schaute irgendwo anders hin, nur nicht in sein Gesicht.
Als wir bei unserem Haus ankamen, rannte ohne mich zu Verabschieden, in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.
Dadurch dass das Fenster offen war und mein Gehör zu gut war, hörte ich noch einige Worte von dem Gespräch, welches Dennis und
mein Dad miteinander führten. Ich nahm keine Details war. Im großen und ganzen ging es über das grade Geschehene.
Er und mein Dad verstanden sich gut und Dad vertraute Dennis. Sie sagten sich alles. Auch wenn mal die Carnevares nicht so
gut auf uns zu sprechen waren, so hatte sich dies verändert und nun trieben sie sogar gemeinsame Geschäfte.
Ohne es zu bemerken, weinte ich. Es war alles so...merkwürdig.
Ich war noch nicht mal einen Tag hier und ich wünschte mich jetzt schon weg. Es war nicht nur, das es Dennis war den ich geküsst hatte.
Es war wirklich verboten, was wir getan hatten. Anne hatte mir eingetrichtert, das eine Beziehung zwischen
zwei unterschiedlichen Rassen nicht gestattet war. Dennis als Panter und ich als Wolf. Das war nicht gut.
Auch wenn nun die negativen Gründe hervorkamen, warum es keine gute Idee mehr ist, sich mit Dennis zu treffen, so hatte es sich
doch gut angefühlt. Ich fühlte mich wie neu geboren, so als könnte ich es mit jedem aufnehmen.
Oder täuschte ich mich da und nur die Wölfin fühlte sich stark?

Da stellte sich mir die Frage, wie stark ich denn
eigentlich war. Hoffentlich würde Dennis es nicht allzu persönlich nehmen, denn ich brauchte ja auch jemanden der mir
beibrachte mich zu beherrschen und meine Stärken auszunutzen. So war es wahrscheinlich von einem guten Vorteil, das ich
klein und zierlich war. Es sah auch nicht im geringsten komisch aus, das ich so klein war und dann doch so kräftige Sehnen und
Muskeln hatte.
Durch ein Lachen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Dennis und Dad standen immer noch unten und nun lachten sie.
Ich sah kurz zu ihnen herüber. Durch irgendetwas wütend, runzelte ich genervt die Stirn.
Es war heute komisch gewesen. Zuerst hatte ich mich verkrampft bei seiner Umarmung und dann ließ ich mich ohne jeden Widerspruch von ihm küssen und begrabschen.
Die Müdigkeit
überkam mich und das letzte was ich sah war, wie Dennis in Pantergestalt im Wald verschwand und Dad sauer zu mir raufschaute.


Drei




Sonnenstrahlen kitzelten auf meiner Haut und ließen mich leicht blinzeln. Verschlafen rieb ich mir die Augen und streckte
meine Glieder. Entspannt seufzte ich. Dann kreisten meine Gedanken wieder zum gestrigen Tag. Es war einer
der besten und zugleich schrecklichsten Tage die ich hier schon auf Sizilien verbracht hatte.
Wie war es eigentlich zu den Gefühlen für Dennis gekommen? Ich hatte ihn immer als einen guten Freund eingestuft.
Und dann bin ich mal sieben Jahre weg und das erste was wir zusammen machen, ist küssen.
"Super", murmelte ich. Die Tage konnten nur noch besser werden.
Und dann gab es ja auch noch den bösen Blick von Dad, den er mir gestern zugeworfen hatte.
Nachdem ich mich immer noch müde, angezogen hatte und ich fertig mit allem war, ging ich hinunter in die Küche.
Am Tisch saß Anne und las Zeitung. "Morgen,", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange, "wo ist denn Dad?"
Sie blickte auf und lächelte, "Er ist in die Stadt gefahren. Wollte sich mit Dennis treffen."
Ich verschluckte mich an meinem Wasser, welches ich mir eben eingegossen hatte.
Anne klopfte mir überrascht den Rücken. Als das husten nachließ, schob ich ihre Hand von meinem Rücken.
Das erinnerte mich zu sehr an gestern. Dennis' Hand hatte an der selben Stelle gelegen.
"Wenn Dad fragen sollte, wo ich bin, kannst du ihm dann sagen, dass ich am Strand bin?!", bat ich sie höflich, worauf Anne zögernd
nickte.
Niedergeschlagen lief ich die Steintreppe zum Strand herunter und ließ mich nieder.
Der Sand war warm und sobal ich meine Füße weiterhinein steckte, wurde es kühler.
Das war ein angenehmes Gefühl und so verblieb ich eine ganze Weile. Doch dann siegte meine Überlegung, ins Wasser zu gehen.
Ich streifte mir meine Sachen ab und wattete ins Wasser, welches glasklar war. Kleine Fische, welche in den Regenbogenfarben schillerten,
huschten schnell an meinem Körper vorbei. Sehnsüchtig sah ich ihnen so gut es ging nach. Was würde ich nicht alles dafür geben,
so eine Freiheit genießen zu können. Bald spürte ich keinen Boden mehr unter mir und ich fing an zu schwimmen.
Das Wasser schmiegte sich wie eine Hülle um mich und gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Es war als könnte es all' meine Sorgen
davontrieben lassen und die neuen Probleme mit den Wellen hinaus aufs Meer tragen. Das war aber etwas, was nie passieren würde,
weil es einfach umöglich war. Nach allem was mir passiert ist, sollte ich wohlmöglich doch an das Unmögliche denken.
Doch ein Teil meines früheren Denkens widersprach dieser Sache. Verdammt war das alles kompliziert, dachte ich.
Etwas glitschiges streifte mein Bein und darauf hin, tauchte ich unter.
Es war etwas kühler als an der Wasseroberfläche, doch es veranlasste nicht mal ein Frösteln.
Das glitschige Etwas, entpuppte sich als Fisch. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch der Fisch sah nicht normal aus.
Seine Augen waren so groß wie eine Billiardkugel und die Pupillen hatten eine gräuliche Farbe.
Er verblieb an der Stelle, wo er war und schaute mich an. Mir kam diese Szene einfach zu unwirklich vor.
Wenn mir das in Deutschland erzählt hätte, das ihm das passiert wäre, dann hätte ich nur laut gelacht und demjenigen
eine Stelle in der Psychatrie angeboten.
Je länger ich dem Fisch in die Augen sah, desto deutlicher wurde, was er sah.
Ich sah mein Spiegelbild. Braunes Haar, welches rot wirkte. Die hellen blonden Strähnen.
Der kurvenreiche Körper. Die Augen. Augen die es nicht ein zweites mal auf dieser Welt gab.
Augen, die mir traurig und unsicher entgegenblickten.
Aus Sorge ich könnte verrückt werden, riss ich den Blick los und tauchte wieder auf.
Ich hatte nicht einmal bemerkt das ich an Atemmangel gelitten hatte, denn ich musste ziemlich oft Luft holen.
Meine Hände zitterten leicht und verrieten eine Art Schwäche. Was passiert nur mit mir?
Angestrengt dachte ich nach. Doch mein Nachdenken wurde durch den Ruf meines Names unterbrochen.
Schlagwartig drehte ich mich um, wobei meine Haare mir ins Gesicht schlugen. Anne stand am Strand und hatte abwartend
die Arme vor der Brust verschränkt. Nach einem Seufzer fing ich an zurück zu schwimmen. Ich hatte erwartet Dad würde nach mir
rufen, wenn er zurück war. Doch mein Bauchgefühl sagte mir, das er nicht da war.
Und das wurde auch von Anne bestätigt, als ich aus dem Wasser kam und mich neben sie gesellte.
"Du hast nach mir gerufen", ich wandte mich zu ihr um. Ein kleines fieses Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Was willst du?!", fragte ich halb genervt, halb neugierig. Anne hatte immer gute Ideen, also vertraute ich ihr.
Sie antwortete nicht und nahm stattdessen meine Hand und zog mich mit. Schnell schnappte ich mir meine Sachen und ließ
mich von ihr ziehen. "Anne", nun wurde ich wirklich sauer auf sie.
"Keine Sorge, ich will nur was testen", gab sie als knappe Antwort wieder. Was testen? Mit mir? Warum in gottes Namen Ich?
"Und was genau testen?", fragte ich vorsichtig. Sie warf mir einen warnenden Blick zu. Ich sollte wohl lieber die Klappe halten.
Wir gingen hinter die Scheune und betraten den Wald. Die Bäume standen dich beieinander, doch es kam genug Sonne hindurch um den ganzen
Wald hell zu beleuchten. Der Boden war mit dichtem Gras überwachsen. Hier und da wuchs Moos an den Bäumen. Alles in allem war es
der schönste Wald den ich je gesehen hatte. Anne führte mich weiter hinein und bald sah ich nicht einmal mehr unser Haus.
Vor uns sah ich einen ziemlich dicken Baum und Anne blieb davor stehen. Sie drehte sich zu mir um und sah mir lange in die Augen, bevor sie
etwas tat, was ich nie von ihr erwartet hätte. Ihre Hand kam so schnell, das ich nicht einmal mehr den Schlag an sich spürte.
Nur der Schmerz der danach einsetzte. Ich betastete vorsichtig meine Wange. Sie tat weh. Höllisch

weh.
"Anne! Wieso hast du das gemacht?", fassungslos starrte ich sie an. Angenommen ich wäre nicht mit ihr verwandt
und ich kannte sie nicht, dann hätte ich ihr bestimmt ebenfalls eine gescheuert. Aber unter diesen Umständen konnte ich das natürlich
nicht tun. Es sei denn, sie gäbe mir Grund dazu. Und der kam jetzt. Diesmal sah ich die Hand kommen und war darauf vorbereitet.
Wut durchzuckte mich und brachte meine Gefühle ins Chaos. Kurz bevor die Verwandlung stattfand, schlug ich Anne so doll, das ihr Kopf zur
Seite fiel. Nun schaute ich sie aus Wolfsaugen an und immer noch war ich vor Zorn blind.
Ich fletschte die Zähne und knurrte Anne bösartig an. Auch wenn mir längst klar war, wieso sie dies getan hat, beruhigte ich mich nicht.
Genau das Gegenteil trat ein. Ich wurde noch wütender. Anne war inzwischen ebenfalls in ihrer Tiergestalt. Eine wunderschöne, alte
Löwin stand vor mir und brüllte. Auch ich hatte sie verärgert. Obwohl sie sich besser beherrschen sollte, tat sie es nicht.
Und damit hielt sie sich auch nicht zurück. Sie umkreiste mich und machte einen Satz nach vorne. Geschickt wich ich ihr aus und
machte einen Schritt rückwärts, weil ich ihr nicht wehtun wollte. Ich traute mich nicht sie anzugreifen. Sie war immerhin meine
Oma. Auch wenn sie das anders sah. Für sie war ich ja nur ihre Enkelin. Das

machte natürlich keinen Unterschied.
Anne sprang wieder auf mich zu und schnappte nach mir. Sie bekam meinen Nacken zu fassen und zerrte mich zu boden.
Meine Wut auf sie wuchs und ich wehrte mich heftig gegen sie. Ich spürte ihre Zähne und es war als wenn mir tausend
spitze Nadeln in den Nacken stach. Es tat weh. Mit einer Kraft, bei der ich nicht wusste, woher ich sie nahm, schleuderte
ich sie von mir herunter und schnappte nun nach ihrer Flanke. Sie quieckte, als ich zubiss. Ihre großen Pranken
waren nichts im Vergleich zu meinen winzigen Pfoten, doch ich krallte mich an ihrer Hüfte fest. Sie quieckte lauter.
Nun kam ein tiefers, warnendes Knurren aus meiner Kehle, welches mich selbst verwunderte. Irgendwie glaubte ich, das Anne nun
fand, das es doch keine so gute Idee gewesen war, mal schnell was zu testen. Sie befreite sich aus meinem Griff und nahm einen
großen Sicherheitsabstand ein. Mein Knurren ließ nach und nun fletschte ich nur noch ein wenig die Zähne. Meine Ohren blieben
trotzdem angelegt. Als ich Anne genauer ansah, fiel mir etwas in ihrem Blick auf. Da war etwas. Es sah aus wie...Stolz.
Ich blinzelte zweimal und doch blieb dieser Stolz. Aber auch Angst. Überrascht von ihrer Reaktion, brachte ich mich wieder
unter kontrolle und lief zu ihr herüber. "Sorry", murmelte ich und ging weiter, in Richtung Haus. Meine Schritte wurden schneller und irgendwann
sah ich die Bäume an mir vorbeifliegen. Es war als würden meine Pfoten nicht mal den Boden berühren.
Unser Haus kam näher, doch ich rannte nicht hinein, so wie ich es ursprünglich geplant hatte, sondern stürzte die Steintreppe zum zweiten
mal heute herunter und flitzte schließlich ins Wassser.
Sobal ich nicht mehr stehen konnte, verwandelte sich mein Körper wieder zum Mensch. Es war wieder dieses Gefühl von Sicherheit,
welches ich verspürte, als ich sich das Wasser um meine Glieder schloss. Ich schwamm. Ich schwamm so weit ich konnte.
Weg vom Strand. Weg von Anne. Einfach nur weg. Das Wasser wurde immer kälter, doch ich schwamm weiter.
Dann tauchte ich wieder unter. Die Welt hier unten erschien mir noch schöner. Das Wasser war klarer als am Strand und der Sand
am Boden heller. Ich berührte ihn und ließ die kleinen Körner durch meine Finger gleiten. Es war ein seltsames Gefühl.
Meine Gefühle waren seltsam. Erst vor wenigen Minuten war ich blind vor Wut gewesen und jetzt war ich sehr...ruhig. Für
meine Verhältnisse zumindest. Ich entspannte mich sichtlich und schloss kurz die Augen.
Als ich sie öffnete wurde mir kurz schwindelig. Anzeichen dafür das ich schon zu lange unter Wasser war.
Über die Jahre hatte ich festgestellt, das ich wirklich, wirklich

, lange unter Wasse bleiben konnte.
Nun entwickelte ich sogar eine kleine Theorie, die mir aber leider niemand bestätigen konnte. Es war ja keiner so wie ich.
Verzweifelt schwamm ich in Richtung Himmel. Ich sah die Sonne auf der Wasseroberfläche. Wie die Strahlen bis auf den
Meeresgrund reichten und alles in ein freundliches Licht tauchten.
Doch das währte nicht mehr lange. Sobald ich über der Wasseroberfläche war, blendete sie mich. Wohlmöglich war ich
noch daran gewöhnt unter Wasser zu sein. Plötzlich bemerkte ich wie weit ich mich vom Strand entfernt hatte.
Es machte mir Angst, wie weit ich mich von mir selber entfernt hatte. Die alte Leya würde niemals so weit schwimmen.
Die alte würde sich auch nicht in Sizilien wohlfühlen. Sie würde sich die ganze Zeit im Zimmer verbringen und nur zum Essen
herausgehen. Ich schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, das auch die Gedanken verschwinden würden.
Und so war es auch. Ich kam wieder am Strand an und setzte mich an die Treppe.
Unbemerkt rollte mir eine Träne über die Wange. Wieso hatte ich eingewilligt, mit auf diese Insel zu kommen? Hatte ich gehofft,
mein Leben würde sich verbessern? Wahrscheinlich. Hatte ich gehofft, niemand würde nach meiner Vergangenheit fragen? Wahrscheinlich.
Aber ich hatte nicht gehofft, zu hoffen.
Ich erschrack, als eine Hand mir die Tränen wegwischte. Dennis hatte sich neben mich gesetzt und ich hatte es nicht einmal
annähernd gemerkt. Nicht er, dachte ich traurig. Alle, nur nicht er. "Ich...-", weiter kam ich nicht, da er mir den Mund zuhielt und
seinen Kopf schüttelte. Dennis nahm mich in die Arme. Vielleicht war das alles was ich brauchte, denn nun fing ich an zu weinen.
Ich konnte mich nicht länger zurückhalten und klammerte mich verzweifelt an sein Hemd. "Ich will das es aufhört", das war das letzt was ich sagte, bevor Dennis mich in mein Zimmer trug und wartete, bis ich einschlief. Und das ließ nicht lange auf sich warten.

Als ich aufwachte, bemerkte ich als allererstes die Brust, auf der ich lag. Dann fiel mir auf das ein Arm um mich lag.
Ach ja und meine Finger waren mit anderen Fingern verhagt. Zuerst versteifte ich mich, doch dann besann ich mich wieder und
ließ es einfach so wie es war. Dennis würde wissen was er wollte.
Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht. Er schlief. Sein Atem ging gleichmäßig. Seine Lippen waren leicht geöffnet.
Gott, waren seine Lippen atemberaubend. Bevor noch irgendwas passiert Leya

, sagte mir meine innere Stimme, wende den Blick ab

.
Ich wünschte ich könnte gehorchen. Wende.Den.Blick.Ab!

Ich tat es. Statt seine Lippen zu berühren, küsste ich seinen Hals kurz und
bettete dann meinen Kopf wieder auf seine Brust. Sie hob und senkte sich, was mir ein Kribbeln verursachte.
Verdammt noch mal, dieser ganze Mann verusachte mir ein Kribbeln! Es war fast unmöglich in seiner Nähe klar zu denken.
Aber halt nur fast. Dennis bewegte sich und zeigte mir dadurch das er wach geworden war. Er fing an meinen Rücken zu streicheln, so
wie er es auch schon am Strand getan hatte. Sanft drückte ich seine Hand. Dennis erwiderte den Druck.
"Wie lange bist du schon wach?", fragte er immer noch müde. Ich sah auf und schaute in sein wunderschönes Gesicht.
Er lächelte und seine Augen leuchteten freudig. "Noch nicht lange", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. Währenddessen
dachte ich darüber nach, ihm meine Theorie über den Zusammenhang von mir als Wolf und dem Wasser.
"Kann ich dir mal etwas anvertrauen", fragte ich ihn, wobei er schon nickte. Ich holte noch einmal tief Luft und fing dann an zu sprechen.
"Mir ist aufgefallen das ich mich, wenn ich mal im Wasser bin, mich ziemlich...sicher fühle", trotz das ich die Worte sorgfälltig wählte,
spannte sich Dennis an. Wieder drückte ich seine Hand. "Nun, das Wasser steht in Verbindung zum Mond. Und der Mond zum Wolf. Und da...nun ja,
du weißt schon. Jedenfalls fühlt es sich so an, als wäre ich, in das Wasser hinein geboren", unsicher was ich noch sagen sollte, schaute ich
Dennis an. Er erwiderte meinen Blick, zog mich höher zu ihm und drückte seine Lippen auf meine. Es war ein sanfter Kuss.
Er war von Liebe und Sehnsucht geprägt. Meine Zunge erforschte seinen Mund und bald drückte ich mich näher an ihn. Er schlag nun
beide Arme um mich und rollte mich auf die Seite und legte sich auf mich drauf. Meine Hände erforschten seinen muskolösen
Rücken und ich strich ihm rauf und runter. Dennis hielt mein Gesicht in seinen Händen und seine Küsse wurden immer weicher.
Irgendwann krallte ich mich nur noch an seiner Schulter fest. Und dann brach er ab.
Wir öffneten gleichzeitig unsere Augen und ich bemerkte, wie sehr er versucht war, mich weiter zu küssen. Und vielleicht
noch ganz andere Sachen mit mir zu treiben. "Wir sollten jetzt damit aufhören, sonst...", er musste nichts weiter sagen,
denn ich wusste ja, was er meinte. "Du wolltest mir noch beibringen, wie ich mich kontrollieren kann", erinnerte ich ihn, damit
wir nicht wirklich noch auf falsche Gedanken kämen. "Na dann, kleine Wölfin. Lass uns loslegen", er nickte zur Bestätigung.

Vier



“Nimm meine Hände”, sagte Dennis und ich tat es. Wir waren in einer Höhle, die am Strand lag, und saßen uns im Schneidersitz gegenüber. Unsere Knie berührten sich und er war mit seinem Gesicht so nah, das ich dachte, er würde mich wieder küssen wollen. Aber Dennis hatte sich unter Kontrolle.
Im Gegensatz zu mir. Es fiel mir schon schwer die Augen von ihm zu lassen.
“Okay und nun schließe die Augen”, ich zögerte, bevor ich auch diese Anweisung befolgte.
Ich sah nichts mehr, alles war schwarz. Ich spürte nur meine Hände, die leicht von Dennis gedrückt wurden. Ich spürte seinen Atem an meiner Wange. Draußen hörte ich das Meer rauschen. Es war ein angenehmes Geräusch und ließ mich ruhiger werden.
Dennis merkte das und fuhr leise fort. “Und nun befreie deinen Kopf von jeglichen Gedanken. Mach ihn leer.” Leichter gesagt als getan, dachte ich.
“Leya, du sollst nichts mehr denken. Klar?!” Ich nickte gehorsam.
Zuerst war es gar nicht so einfach, alle Gedanken loszulassen. Doch nach einer Weile, war nichts mehr in meinem Kopf.
“Gut. Und jetzt suche in dir nach der Wölfin”, seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
Ich zog eine Augenbraue hoch. Wie zum Teufel, sollte das denn gehen?
Dennis stöhnte genervt. „Du sollst nicht denken!“
„Und wie soll ich es dann machen, Meister?!“, rief ich etwas zu laut. Und auch etwas zu aggressiv. „Du musst mir Zeit lassen, Dennis“, bat ich ihn und lächelte entschuldigend. Um dieser Aussage noch etwas Nachdruck zu verleihen, drückte ich nochmal seine Hand.
Skeptisch sah er mich an. Eine Falte erschien auf seiner Stirn.
Langsam beugte ich mich zu ihm, um ihn dann zu küssen. Unsere Lippen trafen sich und durch meinen Körper strömte wieder diese Hitze. Meine Lippen kitzelten und ich zog Dennis noch näher zu mir heran. Doch noch bevor Dennis auf mir drauf war, brach er ab und lehnte sich wieder zurück. „Leya, nicht jetzt. Du musst dich konzentrieren. Und ich muss das auch, also…“, fing er an, doch ich schüttelte nur beleidigt den Kopf. „Bei euch ist immer alles ernst. Nie darf man Spaß haben! Das ist doch zum kotzen.“
Nun sah er beleidigt aus. „Es ist ja auch nicht immer alles ein Spiel, Leya. Außerdem hatten wir zwei schon sehr viel Spaß!“, dabei lächelte er verschwörerisch. Ich nickte und setzte mich wieder aufrecht hin. Nachdem wir uns wieder gemeinsam konzentriert hatten, sollte ich wieder nach dem Hund suchen. Nur ließ ich es diesmal ganz mit Gedanken.
Ich sah nichts. Aber das sollte ich auch nicht, oder? Nein, ich sollte ja fühlen. Das einzige was ich im Moment spürte, war mein Herz. Und daneben…daneben war etwas Leuchtendes. Jedenfalls von außen. Ich wollte wissen was das war. Leider konnte ich nichts weiter machen. „Ich glaub ich hab’s gefunden“, murmelte ich. „Gut. Dann kannst du deine Augen wieder aufmachen und wir können…“, der Rest seiner Worte blieb ihm im Hals stecken.
Ich sah in seine grünen Augen und sah Gefühle aufblitzen. Liebe, Stolz und…Zweifel?
Zweifel an mir? Was war so falsch? „Hast du das gleiche? Also ich meine, das was ich gesehen habe beziehungsweise das was ich gefühlt habe? Fühlst du das auch bei dir?“, die Fragen platzten einfach so heraus. „Nein. Ja“, erwiderte er.

Impressum

Texte: Cover by Wyldraven at Deviantart
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch, der allerliebsten Ronja, weil sie mich beim Schreiben immer unterstützt.

Nächste Seite
Seite 1 /