Cover

Vorwort

Du tauchst in mein Leben. Einfach so. Vollkommen unerwartet. Bist so anders, als die Anderen. Bringst mich zum Lächeln, wenn ich weinen will. Machst mir Mut, wenn ich versuche aufzugeben. Gibst mir Kraft, wenn ich mich wiedereinmal so alleine und verlassen fühle. Bist lieb, einfühlsam, zärlich zu mir, in den Momenten, in denen ich es am wenigsten verdiene. Du bist mein Fels in der Brandung, während ich nicht einmal ein kleiner Teil dessen bin. Ich liebe dich, bedingungslos und unwiderruflich. Mit dir befinde ich mich in einer Welt fern ab von meinem eher passablen Leben. Du zeichnest meinen Weg, lässt mein Herz schneller schlagen und mich auf Wolke Sieben schweben lassen. Und bei Liebe betrachtet bist du alles was ich will. Ich möchte nicht, dass du ohne mich glücklich bist. Ich trage Glück im Blick, seit ich dich kenne. Du bist der Einzige, der mein Herz berührt, der einzige den ich anschaue und dabei denke: Man, habe ich Glück im Leben. Mit dir möchte ich bis ans Ende der Welt gehen und den Horizont überschreiten. Wir malen uns das Leben, so wie es uns für richtig erscheint und am Ende sieht man nur unsere Spuren im Sand. Zwei Herzen wurden eins. Ich habe meinen Platz in der Welt nun endgültig gefunden: In deinem Herzen. Mein Ein und Alles. Mein Herz. Meine Seele. Ich liebe dich. Für immer. *-*

-Gewidmet an Jake.
30.05.10 - 29.08.10 *-*
Es war eine schöne Zeit.:]
Und an meine Freunde, die meinen Weg zeichnen und die ich über alles liebe. Seit ich euch kenne, laufe ich lächelnd durch die Welt. Danke für Alles. (:


Kapitel 1
-The Way I love you.



Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht, als ich mein Blick hob und ihm in seine smaragdgrünen Augen schaute. Es war ein Tag wie jeder andere auch, doch für mich war jeder Tag eine neue Herausforderung. Mit ihm ,Jake, den Jungen, den ich schon so lange lieben durfte.
Behutsam strich ich ihm die kleinen, fast unscheinbaren Locken aus seinen ebenmäßigen Gesicht. "Deine Augen leuchten förmlich, wenn sich die Sonnenstrahlen darin spiegeln", sagte ich mit einem lieblichen Unterton in meiner Stimme. Jake lächtelte besonnen und nahm meine Hände in seine. "Du leuchtest sogar, wenn sich die Wolken vor die Sonne schieben. Du bist hier die Begehrenswerte, Liebes." Ich kicherte verlegen und ließ meinen Blick über die unendlich scheinende Blumenwiese,auf der wir saßen, schweifen. Die Sonne berührte in ihrer bezaubernen Schönheit den Horizont und ließ mich mich in seiner Nähe zur Romantikerin werden. Jake bemerkte meinen verträumten Gesichtsausdruck und ich schreckte augenblicklich aus meiner Trance auf. Die Trance,in die er mich pausenlos zu versetzen wusste. "Hör auf solchen Unsinn zu reden,Jake." Seinen Namen ließ ich mir nahezu auf der Zunge zergehen, er war der Inbegriff von unentlichen Charme und Treue. "Du weißt doch genau, dass du der jenige warst, der mich um den Finger gewickelt hat. Dabei musstest du gar nicht viel sagen. Dein unglaublich' süßes Lächeln hat mir schon gereicht." Eine leichte Brise rauschte an uns vorbei und die Blumen bewegten sich im Takt des Windes. "Hmm, diesen Streipunkt, wer wen verzaubert hat, können wir wohl nie beilegen oder?" , meinte er mit einem Anflug von Sarkasmus. Da hatte er unwiderruflich recht. Ich wollte mir nie eingestehen, dass ich angeblich so schön und liebenswürdig war. Eher konnte ich mit diesen ganzen Eigenschaften ihn besser identifizieren und umschreiben. Auf mich traf das so gut wie gar nicht zu. Doch er beteuerte es mir tagtäglich, vergötterte mich nahezu und ich verstand die Welt nicht mehr. Entweder war es meine pure Bescheidenheit oder es war ein wunder Punkt meines Selbstbewusstseins. Vielleicht wurde mir das in meiner Kindheit auch auf den Weg gegeben, bloß nicht überheblich zu wirken. Aber das glaubte ich nicht. Letzendlich war es ja auch egal. Jake liebte mich und ich liebte ihn.

Kapitel 2
-...weil es Liebe ist.



"Nein. Und es tut mir Leid, dass ich das immer alles abzustreiten zu versuche, aber ich bin eben so ", verurteilte ich mich selber und verfiel ein kleines bisschen in Selbstmitleid. Jake verzog das Gesicht zu einer Miene von Sorge und Argwohn. Er hasste meine Bescheidenheit. Und meine Sturheit. Ich versuchte die Stimmung zu mildern, indem ich erwiederte: "Das ändert natürlich nichts an meinen Gefühlen zu dir! Das ist dir doch klar?" Ich schlang meine Arme um seinen schmalen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Jake erwiederte meinen überschwänglichen Kuss und küsste mich besitzergreifender denn je. Ich jauchzte auf und löste mich dann seufzend von seinen warmen vollen Lippen.
"Du bist mir deswegen keine Entschuldigung schuldig.
Ich denke nur, dass ich dich manchmal mit meiner Liebe erdrücke und du überfordert bist." Sein vorheriges Mienenspiel entpuppte sich als Schutzmauer, denn innerlich war er einfach so sensibel und sehr leicht zu verletzen. Ich wollte ihm seine Sorgen nehmen. "Nunja. Man kann es nicht als überfordert sehen, manchmal kann ich halt damit nicht so recht umgehen, weil ich denke, dass ich dir nicht gerecht werden kann." Mein Blick senkte sich. "Ich will nur das du weißt, dass ich dich genauso liebe wie du mich. Nur das ich das manchmal nicht zeigen kann, ich mich darüber lustig mache und ich deine Komplimente in meinem Mund umdrehe. Verdammt. Wie hälst du es bloß mit mir aus? Du scheinst ein Zauberer zu sein ", stellte ich fest und ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Jake lachte heiser. "Warum sollte ich dich nicht aushalten? Du bist doch mein Ein und Alles, mein Lebensinhalt. Ich würde ja wahnsinnig werden, wenn deine Sturheit und deine Ironie von dem einen Tag auf den anderen urplötzlich verschwunden wäre. Ein grausamer Gedanke ", entgegnete er voller Inbrunst. Und ich glaubte ihm. Weil es Liebe ist, dachte ich. Aufeinmal strahlte ich über beide Wangen. "Übrings, ich liebe dich" , antwortete ich aus heiterem Himmel und fiel ihm umbeschwert in die Arme. Was um mich geschah interessierte nicht. Nur dieser Augenblick. Den wundeschönen sonnigen Tag, mit ihm auf unserer Lieblingswiese. Nur er und ich. Ganz alleine. Weil es Liebe ist.


Kapitel 3
Du bist ein Geschenk, seit ich dich kenne, trage ich 'Glück im Blick.'



Jakes Augen funkelten nur so vor Freude und auch meine plötzlich aufgegangene Euphorie war kaum zu bändigen. Er trug wahrhaftig GLück im Blick, so wie ich es tat. So saßen wir da, eng aneinander geschmiegt, den Blick aufeinander gerichtet und wir strahlten nur so vor Liebe und Glückseligkeit. Als ich Jake vor gut drei Monaten kennengelernt hatte, war es , als wäre ich aus einem schrecklichen Albtraum erwacht. Er öffnete mir die Augen, brachte Licht ins Dunkel und tauchte mit mir in eine Welt, fern von Stress und all den belanglosen Problemen, die unser Leben beschwerten. Ich war wie auf einem Trip, er entwickelte sich zu ganz meiner persönlichen Droge, von der ich nicht genug bekommen konnte. Löste mich letzendlich von all meinen Sorgen und Ängsten, ließ mich den Augenblick genießen und nicht an morgen denken. Bei ihm konnte ich abschalten, ich selbst sein, ohne mir dabei Sorgen um möglich entstehende Konsequenzen zu machen. Er war mein Fels in der Brandung. Hörte mir zu, wenn ich redete und obgleich ich ihn von meinen Problemen erzählte oder ihn mit einem Wortschwall voller Belanglosigkeiten überrollte, er hatte immer ein Ohr für mich. Ein kleiner Grund, warum ich ihn so liebte und schätzte. Mein innerer Monolog wurde unterbrochen, als mich ein nervtötenes Piepen aus meinen Gedanken riss. Ich schielte kurzerhand zu Jake, der immer noch ein Arm um mich legend, mit seiner anderen Hand sein Handy aus seiner Tasche kramte. Mit einem Blick chronischer Missbilligung fixierte er den Display. "Es ist Jenna, soll ich rangehen? " , fragte er mich und setzte seinen unwiderstehlichen Hundeblick auf. Auch dafür liebte ich ihn. Das er so unendlich treu war und mir zu liebe versuchte, sich von der restlichen Frauenwelt abzuschottern. Obwohl ich ihm vertraute und Jenna meine beste Freundin war. "Klaro,geh ran" , entgegnete ich und stubste ihm schelmisch in die Seite. Er lächelte. Das tat er zwangsläufig alle zwei Minuten. Es ließ mich dahin schmelzen. "Hey Jenna. Oh öhm, das tut uns Leid. Wir haben wohl die Zeit vergessen..",konnte ich einige Wortfetzen wahrnehmen, denn ich war schon wieder in die Welt eines Tagträumers gelangt. Nachdem Jake mürrisch brummend aufgelegt hatte, erwachte ich und fragte ihn, was los sei. "Wir waren heute doch mit Jenna & Co verabredet. Außerdem wollte Jenna uns ihren neuen Freund vorstellen, mitsamt deren Clique. Oh man, das kann was werden. Leroy hat mir erzählt, das ihr Freund einer Cosplayer Gruppe angehört. Auf jeden Fall hat sie mich ausdrücklich darum gebeten, dass wir uns beeilen sollen", antwortete Jake und ihm schien das jetzt alles zu belustigen. Wir kamen nämlich ständig zu spät und verschwitzen neuerdings immer unsere Verabredungen.
Es war schwer in einer Welt voller Realisten zu leben, immer bedacht auf die Zeit und so. "Sie wird es überleben, dass wir sie vergessen haben ", antwortete ich leichthin.
"Immerhin hat sie ihren Chester, der ihr genug Aufmerksamkeit erteilt." Das klang schon leicht schnippisch und ein erdolchender Blick umglitt meine Gesichtszüge. Wahrscheinlich war ich eifersüchtig auf Chester, weil er neuerdings mehr Zeit mit meiner besten Freundin verbrachte, als meiner Selbst. Jake konnte dafür natürlich Verständnis aufbringen, Jennas Wenigkeit bemühte sich zwar, doch gelang ihr es zuhauf nicht. Hastig befreite ich mich aus der bequemen Sitzposition und ließ mir von Jake auf die Beine helfen. Nun ging es wirklich um Leben und Tod, wie er es immer ausdrückte. Denn wenn wir nicht in innerhalb von zehn Minuten bei ihr auf der Matte standen, gab es nur unnötigen Zoff und eine beleidigte Jenna dazu.
Das konnte ich momentan gar nicht gebrauchen. Unser vertrautes Verhältniss war eh schon ein wenig eingerissen. "Solange sie uns nicht den Kopf abreist und die Cosplayer nicht irgendwelche dunklen Rituale mit uns vorhaben, stehe ich auch das durch", meinte Jake, mit einer Spur von Angenervtsein und Belustigung. Bestimmend zerrte ich ich ihn in Richtung Fahrräder, die wir an einer großen Fichte abgestellt hatten. Ohne Zeitgefühl brausten wir los. Den Fahrtwind im Gesicht spürend, überlegte ich mir eine möglichst glaubwürdige Entschuldigung für unser Zuspätkommen, hatte aber schnell die Lust daran verloren. Meine Gedanken kreisen nämlich nur noch um diesen einen Jungen. Und das war schlicht und einfach Jake. Sorry Jenna. Ich trage Glück im Blick.


Kapitel 4
'Nein. Ich mochte ihn auf Anhieb nicht. Doch wenn Jenna glücklich war, war ich es auch. Notgedrungen.'




Wir klingelten Sturm. Wenn schon, denn schon, dachte ich verschwörerisch grinsend. In Sekundenbruchteilen wurde die Tür aufgerissen und Jenna stand vor uns. Ihr Blick war kühl und abweisend. So schlimm hatte ich mir unser Zusammentreffen nicht vorgestellt.
Ihre blonden,schultelangen Haare umspielten ihr elfenmäßiges Gesicht und als Außenstehender konnte man ihr so ein penetrantes Verhalten gar nicht zumuten.
Unwillkürlich wickelte sie sich einer ihrer Haarsträhnen um den Finger, und ließ ihre Wut augenblicklich auf uns los. "Aha, Ma'am Lesley und ihr Jakibärchen lassen sich auch mal blicken!?" , und ihre blauen Augen verengten sich zu einer fiesen,angsteinjagenden Visage. Mein weicher Blick verflog und ich antwortete herausfordernt: "Wenigstens habe ich dich nicht sitzen gelassen, wie du letztens, wo wir ins Kino wollten und du den lang geplanten Tag einfach abgeblasen hast, aufgrund dessen,dass du mit deinem Emo Freak seine neue Shisha ausprobieren musstest!" Ich verschränkte zähneknirschend die Arme. "Mmh, denk was du willst ", war ihre knappe zynische Antwort, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und schlurfte in ihr Wohnzimmer. Schulterzuckend gingen wir ihr hinterher, bedacht auf Sicherheitsabstand, man konnte ja nie wissen. Auf der kaminroten Couch saß unsere Clique und sie begrüßten uns, indem sie uns eine Tüte Chips zuwarfen und enger aneinander rutschten. Da war Leroy, der Skater. Er hatte rote Rastalocken, trug sein Peace &' Harmony T-Shirt, seine weiten Baggy-Pants und nicht zu vergessen, war sein Skatebord immmer dabei. Und obwohl er etwas zu cool und lässig wirkte, war er stets ein toller Gesprächspartner und man konnte ihm so gut wie alles anvertrauen. Ich hatte ihn sehr in mein Herz geschlossen.
Seine Freundin hieß Lindsay. Sie war groß, sehr schlank und hatte lange schwarze Haare, die sie meist mit einem Pferdeschwanz bändigte. Sie trug am Liebsten Visual Kei Klamotten, die sie mit ihren eigener Kleidung und Accessoires aufpeppte. Trotz ihres ungewöhnlichen Styles, war sie hinter ihrer verrückten und liebenswürdigen Fassade eine Schale mit einem weichen Kern und ich liebte es mit ihr über Gott und die Welt zu sprechen, in alten Erinnerungen zu schwelgen und einfach nur den Moment zu genießen. Schließlich gab es da noch das Zwillingspaar, was erst vor kurzem dazugestoßen war, ich aber das Gefühl hatte, sie schon ewig lang zu kennnen. Sie hießen Jasper und Marc. Jasper war groß und schmächtig. Seine braunen welligen Haare fielen ihm trotzig ins Gesicht und ein verschmitzes Grinsen umspielte seine Lippen. Ständig erzählte er uns einen Witz und schaffte es immer wieder eine angespannte Situation aufzulockern. Marc war eigentlich genau der Gegensatz zu seinem Bruder. Er war ruhig und überlegt. Sachlich und introvertiert, gelegentlich riss er auch mal einen Witz, aber vllt. tat er das nur, um nicht ganz im Schatten seines lebhaften Bruders zu stehen. Seine Haare waren einen Kontrast dunkler, als die seinen Bruders, jedoch waren sie glatt und immer zu einem Seitenscheitel gekämmt.
Ich liebte den Gegensatz zwischen Witzbold und ruhigen Zeitgesellen, mit ihnen wurde es nie lanweilig und sie überraschten mich immer mit neuen spontanen Aktionen. Auch wenn sie so unterschiedlich waren ,hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Nichts konnte sie trennen und allein das war bewundernswert.
Amy war klein und sehr zierlich. Ihr braunes Krauselhaar war meist zu einem Dutt hochgesteckt oder sie trug süße Pflechtzöpfe, die ich ihr bei Gelegenheit gerne machte. Das Stupsnäschen und die großen Bambiaugen waren ihr Markenzeichen und man konnte sie einfach nur sehr lieb haben. Sie war seit kurzem mit Marc zusammen. Die Beiden gaben ein sehr süßes Päärchen ab.
Mina-die Rebellische Nietengürtelträgerin, Stanley-der CLown und Sally, Tess und Jenny bildeten das Schlusslicht unserer großen Clique. Aufmerksam schaute ich mich im Landschaftstil eingerichteten Wohnzimmer um. Nirgends konnte ich Jennas' Neuen erblicken, den sie uns doch unbedingt vorstellen wollte. Auch die Anderen waren schon ganz hippelig und musterten Jenna erwartungsvoll, die nervös in der Mitte des Raumes stand und an ihren Fingernägeln knabberte. Ihr Blick heftete sich in meinen und ich nickte ihr aufmunternd zu, unsere kleinen Streitereien im Hinterkopf verdrängt. "Also Leute..", stammelte sie und ihr geistreicher Wortschatz verfiel in wortkarges Gestottere. "Ich möchte euch jetzt Chester vorstellen. Nunja und wir sind danach zum Grillen bei ihm und seinen Freunden eingeladen und ich würde mich freuen, wenn ihr mitkommen würdet". Wir nickten alle synchron. Taten wir ihr den Gefallen, schließlich war sie unsere Freundin und sie meine Beste. "Chester? ", hauchte sie und wir warteten gespannt auf seine Ankunft.
Verbissen krallte ich die Fingernägel in die Couch. Jake legte sanft einen Arm um mich, um die Anspannung, die mein Körper durchfuhr, zu lindern. Chester marschierte ins Zimmer und nickte kurz in unsere Richung, sein Blick war provozierend und überheblich. Ich hatte von Anfang an ein komisches Gefühl im Magen, dass ich Jake mit meinem verwirrten Blick zu signalsieren versuchte. Doch er hielt seine Blickstarre bei und ich seufzte auf. "Hey Leute; ich bin Chester und das ist meine Schnalle hier ", und er zerrte Jenna zu sich in seine schlanken Arme. Tess rümpfte empört die Nase. Ihre wilde Lockenmähne hatte sie sich hinters Ohr gestrichen und das tat sie nur, wenn sie sich unwohl fühlte oder sie etwas Böses witterte.
Wenigstens eine war meiner Meinung, denn die Übrigen waren völlig fasziniert von diesem Kerl, obwohl er erst seit zwei Minuten hier stand und sich sonst wie aufführte. "Er ist etwas eigen" ,erklärte Jenna,beinahe beiläufig und senkte den Blick Richtung Wohnzimmerteppich.
"Das sind wir doch Alle irgendwie", lockerte Jasper wie gewohnt die Stimmung auf und stellte sich vor Chester, um ihn kräftig die Hände zu schütteln und freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen. Das war sein übliches Begrüßungsritual, mit dem ich, als ich ihn kennenlerne, auch begrüßt wurde. "Ich bin Jasper und das ist meine Freundin Jenny", und er forderte seine Freundin auf, sich von der Couch zu erheben. Sie nickte kurz in Chesters Richtung und verdrückte sich dann im Gewusel des Geschehens. Nun war jeder aufgestanden, um den komischen Jungen namens Chester die Hand zu schütteln oder irgendeinen passenden Begrüßungsspruch abzulassen. Nur ich saß da und ließ meinen Röntgenblick über Chester ergehen. Seine wirren, vom Kopf abstehenden Haare und seine krumme Haltung waren äußerst seltsam. Besorgniserregend. Und passte nicht wirklich zu seinem Verhalten. Vielleicht tat er auch nur so cool, weil er Angst hatte, sein wahres Ich zu zeigen. Er trug ein Printshirt, auf dem "The Real Death Note Fan" stand und ich bemerkte, wie ich reflexartig die Augen verdrehte. Jenna war seit längerem auf diesem Anime, Manga, Cosplayer Trip und schwärmte von vielen Charakteren,von mir unbekannten, Mangaserien, wie Elfenlied, Vampire Knight und Death Note.
Und Death Note hatte es ihr ganz besonders angetan. Ich gab mir einen Ruck und stand auf. Mir gefiel das nicht. Das mit Jenna und Chester. Ich fand, dass er nicht gut genug für sie sei. Doch ich bestrafte mich für meine Vorurteile, schließlich kannte ich ihn noch gar nicht und vllt. erwies er sich auch als ganz nett. "Hey, ich bin Lesley. Jennas beste Freundin "; formulierte ich knapp und war selbst von meiner Zurückhaltung überrascht. Doch Jake lächelte mir zu. Und da wusste es, dass ich nichts falsch gemacht hatte. "Hey, kuhl, sie hat mir viel von dir erzählt. Sie meinte, du hegst eine kleine Abneigung gegen uns Cosplayer? ", Chesters Augen weiteten sich. Sie strahlten Offenheit und Interesse aus, doch ich vertraute ihm nicht. Das konnte alles ein großes Schauspiel sein. "Jedem das seine", antwortete ich lächelnd. Dann beugte ich mich in seine Nähe, dass ich beinnahe hätte seine Wimpern zählen können, und zischte ihm zu:"Wehe, du verletzt sie, dann bist du dran ", und drehte mich um. Ich ließ Chester zurück, der mir verwirrt hinterher starrte.

Kapitel 5
-'Manchmal muss man einfach in den sauren Apfel beißen.'



Die Begrüßungszeremonie war allmählich vorbei und ich konnte erleichtert aufatmen. Alle lümmelten auf der Couch und waren in Gespräche vertieft, die meist mit Chester zu tun hatten. Obwohl ich es nicht zugeben wollte, sah ich, dass Chester Jenna auf irgendeine Weise glücklich machte und das musste ich wohl oder übel hinnehmen. Ihr zuliebe. Ich liebte sie einfach zu sehr und ich brachte es nicht übers Herz mich negativ mit ihrem Liebesleben auseinander zu setzen. In Gedanken vielleicht, aber selbst denen konnte ich nicht immer vertrauen. Ich spürte zwei kühle Hände, die sich um meine Augen legten und zuckte kurz zusammen. Blinzelnd drehte mich um und verpasste Jake einen kleinen Stoß in die Seite. "Hey, ich wollte dich doch nur aus deinem Tagtraum befreien", kicherte er. Sein Lachen war einfach unverwechselbar. Seine Verspieltheit und sein Schalk im Nacken waren auch erhebliche Gründe, warum es mir dieser Junge so angetan hatte. Und aufeinmal wurde mir bewusst, was für ein Unrecht ich Jenna mit meinem wirren Einschätzungsvermögen antat. Gut, Chester war ein Cosplayer. Aber machte es ihn denn gleich zu einem schlechteren Menschen? Nein, nicht direkt. Er war auch nur ein Mensch, der seine Kreativität und sein Style auslebte und sich nicht kümmerte, was die anderen von ihm hielten. War diese Einstellung nicht zu würdigen? In meinen Augen lag immer noch eine Spur von Misstrauen und Unbehagen, aber wenn Jenna Jake akzeptiere, war es nur fair, dass ich ihr das Gleiche entgegenbrachte. "Danke, ich glaube, dass habe ich jetzt gebraucht", erwiederte ich nüchtern und küsste ihn sanft auf die Wange.
Plötzlich wurde ich grob am Arm gepackt und ohne jegliche Vorwarnung aus dem Wohnzimmer gezerrt. Gereizt, darauf gefasst denjenigen anzuschnauzen, wirbelte ich herum und schaute in Tess große mandelförmigen Augen. Ein zartes Karamel hatte ihre Augenfarbe angenommen und ihre samtschwarze Pupille bildete den wunderschönen Kontrast dazu. Ich beneidete sie immerzu für diese Wahnsinnsaugen, aber sie reagierte darauf genau wie meine Wenigkeit. Bescheiden und vor den Kopf gestoßen. Nicht im Begriff, die Wahrheit zu akzeptieren. Außerdem liebte ich ihre Willenskraft und ihre Ausgeglichenheit. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, kam man sie davon unschwer los. Sie war sehr klug, bei ihr fand ich immer den Rat, den ich brauchte. Doch im jetzigen Augenblick sah man keinen Schimmer von den Eigenschaften, die ich so an ihr schätzte. Ihr Gesicht glich einer verbissenen gefrorenen Maske und ihre Augen waren dunkler, als ich sie kannte. Sie ähnelte einer Raubkatze, die auf der Lauer war, ihrer Beute schon dicht auf der Spur. "Tess, was ist denn los?", fragte ich besorgt. "Wenn ich das wüsste", entgegnete sie unschlüssig und beäugte ratlos ihre Fingernägel. "Weißt du, seit dem Moment, als Chester den Raum betreten hat, habe ich ein ganz komisches Gefühl im Magen. Es ist so als würde er rebellieren und mir irgendwas sagen wollen", antwortete sie, und es schien mir, als würde sie mehr mit sich selbst reden. Ich wandte mich ihr zu. "Das habe ich auch schon die ganze Zeit im Gefühl, Tess. Ich bin froh, dass du meiner Meinung bist, aber denkst du nicht wir übertreiben? Wenn er Jenna glücklich macht, sollten wir ihr das nicht von ganzem Herzen gönnen? Ich glaube, das ist das Mindeste was wir tun können." Tess hob die Augenbraue. " Und außerdem hat sie unsere Beziehungen auch immer akzeptiert ohne sich einzumischen", fuhr ich sichtlich motivierender fort. Tess schüttelte energisch den Kopf. "Jaja, natürlich. Es ist mir tatsächlich aufgefallen, wie glücklich sie mit ihm ist. Es ist wie bei dir mit Jake. Er vergöttert Jenna nahezu und sie sind auch unglaublich süß zusammen." Ihre missbilligende Miene verflog und hellte sich auf. "Und? Was ist denn dein Problem?", hakte ich vorsichtig nach. Tess seufzte auf. "Das es nicht in meinen Kopf reingeht, dass er ein Cosplayer ist. Er gibt sich als jemanden aus, der in Wirklichkeit nicht ist. Lebt in seiner Welt und ich habe Angst, dass er Jenna zu sehr damit reinzieht." Ich nickte stumm. Darüber hatte ich mir im Trouble all meiner Gedanken noch gar keinen Kopf gemacht. Jenna lebte schon lange fern ab von Realität und wahrheitsgemäßen Tatsachen, aber ich dachte, es würde sich mit der Zeit legen. Wenn Chester sie aber so sehr beeinflusste, das es kein Weg mehr gab, sie aufzuhalten? Entweder sollte ich mir ernsthafte Sorgen machen oder sie einfach ihren Weg gehen lassen. Es war schon lange nicht mehr wie damals, wir veränderten uns in verschiedene Richtungen. Sie kam damit klar und ich auch. Gezwungenermaßen jedenfalls.
"Ich kann dich verstehen Tess. Aber ich glaube nicht, dass sie sich wegen unseren Sorgen, von Chester trennt. Wir schauen mal wie es sich entwickelt und wie die spätere Grillparty abläuft. Vielleicht sind wir ja einem Irrtum verfallen und Chester ist ein toller Kerl." Ich sprühe wieder vor Ethusiasmus.
Was hatte ich für eine Wahl? Jenna war meine beste Freundin, ich liebte sie so sehr, dass es in Worten gar nicht auszudrücken war. Ich beschloss Chester eine Chance zu geben. "Ach Lesley, ich sollte öfter auf dich hören und mir die Sorgen aus den Kopf schlagen. Es wird das Beste sein abzuwarten. Außerdem habe ich Hunger. Wann beginnt die Party?" fügte sie noch hinzu und ich spürte, dass auch sie eingesehen hatte, dass es nichts nützte sich in unbegründete Sorgen zu stürzen. Wir sollten Jenna vertrauen, das waren wir ihr schuldig. Immer noch in unseren Gedanken versunken, kehrten wir zurück ins Wohnzimmer, wo die Anderen schon ungeduldig uns uns warteten. "Komm Lesley, wir wollen los", winkte mich Jake zu sich und ich nahm freudestrahlend seine Hand. Ich legte meine Missgunst gegenüber Chester ab und lächelte ihm aufrichtig zu. Vielleicht würde sich der Tag ja zu einem Besonderen entwickeln, einen Wendepunkt nehmen und mich sogar von den Vorurteilen, die ich gegenüber von Chester hegte, lösen. Ich wusste es nicht. Doch ich wollte dem Schicksal entgegentreten.

Man muss im Leben Herausforderungen hinnehmen. Denn deswegen wurden sie dir in den Weg gestellt.




Kapitel 6
'Misstrauen ist ein bedrückendes Gefühl. Ist es erstmal da, kommst du schwer davon los.'



"Nein,danke", meinte ich mit einer abfälligen Handbewegung, als mir Chester seine Shisha anbot. Ein wenig frustiert reichte er sie an Lindsay weiter, die bereitwillig einen großen Zug nahm. "Apfel-Mango, eigentlich nicht so mein Fall, aber es schmeckt", analysierte sie, ohne eine Miene zu verziehen und reichte sie an Jenna weiter. Mir stockte augenblicklich der Atem. Es wäre kein allzu großes Drama, hätte sie auch einen Zug genommen, unsere Clique hatte das schon ab und zu ausprobiert, aber ich betete doch im Inneren, das sie die Finger von dem Teufelszeug ließ. Ich bemerkte, wie mein Atem flacher wurde und mir Jake zärtlich den Arm entlangschlief. Er wusste, wann ich aufgebracht war. Einen Moment genoss ich die zärtliche Berührung. Während ich danach Jenna beipflichtete:" Jenna, hör auf damit. Es tut dir nicht gut, bitte lass es." Meinen scharfen Unterton schien sie zu bemerken, aber das brachte sie nicht dazu, die Shisha beiseite zu legen. Den Mundwinkel verzogen, blaffte sie mich an. "Lesley, lass das meine Entscheidung sein,ja? Chester und ich haben das schon ganz oft gemacht. Es ist doch nichts Großartiges dabei." Wut stieg in mir hoch, zwischen zusammgebissenen Zähnen murrte ich: "Tue es mir zuliebe, unser Freundschaft wegen", und ich starrte sie durchdringlich an, mit der Hoffnung, sie würde auf mich hören. Nur dieses eine Mal. "Lass gut sein", wisperte mir Tess zu.
"Okay", meinte ich barsch und funkelte Jenna an. Meine Augen mussten glühen vor Zorn. Wir saßen alle um das Lagerfeuer herum, die Dämmerung hatte schon fast die Sonne verschlungen und ich schnaubte wutendbrannt in die nächtliche Stille. Das Grillen spielte sie wie ein Deja-Vu in meinem Gedächtnis ab, bis die wage Erinnerung vor meinem inneren Auge verblasste. Chester und seine Kumpels waren überraschenderweise sehr gastfreundlich gewesen, trotzdem hatte ich mich im Hintergrund gehalten. Mit Tess und Jenny, die das Geschehen auch eher unheimlich, als toll fanden. Chester's bester Freund war Spencer.
Er war groß,schlaksig und sein Gesicht wurde von fettigen Haaren umrandet, ich vermutete, dass sie schon immer ein Eigenleben geführt hatten. "Hallo Süße", hatte er zu mir gesagt. Mich ekelte es innerlich, doch ich wollte Jenna ihren Tag nicht vermiesen, obwohl ich große Lust gehabt hätte, ihr meine Meinung aufzubrummen. Ashley und Pixie erwiesen sich weit mehr freundlicher und ich kam mit ihnen sofort ins Gespräch. Ashley hatte vor Jahren ihren Vater bei einem tragischen Autounfall verloren und lebte seither bei ihrer alkoholkranken Mutter. Ihre Stimme klang verächtlich, als sie mir davon erzählte. Und als sie mir über ihren Vater berichtete glitzerten ihre Augen voller Wehmut und ich hätte sie zu gern in den Arm genommen. Doch mein Misstrauen überwog meine plötzliche Emphatie. Auch Pixies Geschichte versetzte mir einen Stich. Sie wurde im Heim sexuell missbraucht und hatte angefangen sich zu ritzen.
Mein Blick wanderte, obwohl ich mich wehrte, immer zu ihren zerschundenen Armen und Beinen. Mitleid ging erneut in mir auf. Wie konnte sich Jenna mit solchen Menschen abgeben? Sie selbst führte doch ein glückliches Leben oder täuschte ich mich etwa? Wieso fühlte sie sich dann zu den anderen hingezogen? War sie vielleicht selbst zum Teil von solch einer Trauer erfüllt, dass sie hier Anschluss fand und deswegen mir gegenüber Stillschweigen bewahrte? Unendliche Leere in meinen wirren Gedanken. Dann schreckte ich aus meiner inneren Trance auf und die Geräusche, die ich vorher ausgeblendet hatte, drangen nun umso lauter an mein Ohr. Was für ein Geräuschpegel dachte ich missmutig. Gerade war eine Disskusion am Laufen, ob wir nicht später Lust hätten, Nachtbaden zu gehen. Ich versuchte mir die Szene vorzustellen.
Jake, meine Wenigkeit und meine Clique-die Realisten schlechthin, badend mit einer Gruppe lauter Cosplayer, die die 'Realität' wohl als Fremdwort deffinierten. Ein Schmunzeln huschte über meinem Gesicht, ich unterdrückte ein Lachen. "Was hälst du davon Schatz?", fragte mich Jake zuckersüß und bei seinem goldigen Anglitz hätte ich beinnahe zugestimmt. "Ich weiß nicht,Jake. Ist es nicht gefährlich, da ganz alleine in einem großen See zu baden, nicht zu wissen wohin man schwimmt und nicht das Ufer im Blick zu haben? Da verliere ich bestimmt die Übersicht", maulte ich stattdessen. "Ach nein", vergewisserte mir Jake, "dir wird nichts passieren. Ich pass auf dich auf. Ich bin dein persönlicher Schutzengel, das weißt du doch", fügte er mir vertrauensvoll zu und küsste mich sanft auf die Stirn. Ich war zwar bereit, Jenna ihrem unvergesslichen Abend mit ihren Cosplayern nicht im Weg zu stehen, jedoch bereitete mir der Gedanke, allein in der Dunkelheit in irgendeinem See zu schwimmen, ziemliches Unbehagen und ich kuschelte mich in Jakes Arme. "Mir ist das auch nicht ganz geheuer, aber wagen wir es einfach ", sagte er leise,
sodass ich Mühen hatte, ihn zu verstehen. Da hatte er womöglich recht. Ich sollte über meinen Schatten springen und es Jenna zuliebe über mich ergehen lassen. Was war schon dabei? Außerdem wollte ich nicht als Spießerin dastehen oder gar als verklempt, da ich mich schon beim Grillen, mitsamt Tess & Jenny, verzogen hatte und ich mich auch gegen das Shisharauchen strikt weigerte. Mir war es selbst ein Dorn im Auge, wie ich mich im Moment verhielt, warum war ich auf einmal so besorgt und misstrauisch gegenüber Jennas Machenschaften? Der Gedanke ging im Tumult meiner plötzlichen Furcht, vor der anstehenden Nacht ,unter. Eine Gänsehaut umfasste mich und wickelte mich in ihren Zaum. Ich musterte augenscheinlich Chester, der feixend mit Spencer mit ein paar Stöckern im Feuer herumstach und sich somit die Aufmerksamkeit der Anderen zuteilen wollte. Das Feuer war sehr warm und zudem sehr angenehm. Ich atmete mit geschlossenen Augen die schwüle Sommernachtluft ein und versuchte meine verkrampften Muskeln zu entspannen. Dann stand ich auf und fragte wissensbegierig, fast zu aufdringlich in die Runde: "Wollten wir nicht baden gehen? Was ist, wollt ihr kneifen?" Ein falsches, aufgesetztes Lachen entfuhr meiner Kehle. Aber manchmal musste man im Leben einfach falsch sein, auch wenn man es nur tat, um einen geliebten Menschen nicht zu verletzen. Das Stillschweigen wurde von der einen auf die nächste Sekunde gebrochen und die Horde machte sich bereit, an den naheliegenden Badesee zu marschieren. Tess beäugte mich mit einer Miene, die ich auf den ersten Blick nicht entziffern konnte, aber ich sah in ihren Augen, dass sie nicht davon hielt mitten in der Nacht baden zu gehen. Es schien mir, als könnte ich sie fluchen hören, aber es war nur der Sommerwind, der an uns vorbeirauschte. Obwohl es mir lächelich vorkam, hatte der plötzlich vorbeirauschende Wind etwas Bedrohliches. Die stehende Luft erdrückte mich nahezu und war wie elektrisiert. Beklommenheit machte sich in mir breit, dann schüttelte ich energisch den Kopf, nahm Jakes Hand und ging der Meute hinterher. Alle jauchzen und freuten sie sich. Sollten sie doch, solange Jenna glücklich war.


Kapitel 7
'Spielten mir meine Gedanken einen Streich oder verspürte ich eine plötzliche Symphatie in mir aufflammen?'



Fröstelnd schwamm ich an die Wasseroberfläche. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Temperatur, die mir jegliche Knochen einzufroren schien, genoss ich es regelrecht meine Bahnen zu schwimmen, mit Jake und den Anderen herumzualbern und meine Sorgen zu vergessen. Ich schwamm sie mir einfach von der Seele. Mir war lange nicht mehr bewusst gewesen, wie gut Wasser einem Menschen tun konnte. Ich ließ die Natur und die leichten Wogen der Wellen und all die sommerabendlichen Geräuschen einen Augenblick auf mich wirken. Schließlich schaute ich mich nach Jake um. Zu meiner Verblüffung verstand er sich ausgesprochen gut mit Chester. Sie alberten wie kleine Kinder herum, machten sich nass, tauchten sich unter &' neckten sich pausenlos. Ich rümpfte die Nase, selbst mein eigener Freund fiel mir in den Rücken!
Aber ich gönnte ihm die neue Freundschaft, er war schüchtern und es fiel ihm manchmal schwer neue Freundschaften aufzubauen, aus alleinigem Antrieb. Zufrieden lächelnd betrachtete ich die große Clique. Amy blühte förmlich auf, sie spritze mit Wasser um sich, sprang auf Jaspers Rücken und kreischte und lachte, wie sie es sonst selten tat. Ich gluckste und ein weiteres Lächeln umspielten meine Lippen. Marc schwamm für sich seine Bahnen und war in einem melancholischen Gespräch mit sich selber vertieft, ich überflog es schnell, um mir nicht schon wieder Sorgen zu machen.
Leroy knutschte in einer abgelegenen Ecke des Sees mit Lindsay, die ihm leidenschaftlich durchs Haar strich und mit ihren Fingerkuppen über seinen Rücken fuhr.
Jenny entglitten die Gesichtszüge, wohl aus Neid, denn daraufhin schmiss sie sich blitzschnell an Jasper, ehe er ein Wort mit Mina wechseln konnte.
Ashley und Pixie standen unsicher auf einer Stelle, nicht wissend wohin mit ihrem angeecken Selbstbewusstsein. Tess leistete ihnen Gesellschaft, doch auch sie schien sehr reserviert. Nachdenklich starrte sie in die Ferne, ihre kastanienbraune Mähne wehte in alle Himmelsrichungen. Sie hatte eine undurchdringbare und ernste Miene aufgesetzt. Anscheinend analysierte sie wiedereinmal.
Ein Lächeln kräuselte sie um meine Lippen, mir wurde bewusst, wie viel ich an diesem Abend lächelte, obwohl ich den Tag doch mit so viel Schrecken herbei gesehen hatte. "Du scheinst Spaß zu haben" ,hörte ich eine dämpfende Stimme neben mir. Fast zu nahe an meinem geräuschempfindlichen Ohr. Ich drehte mich um und erhaschte einen Blick in Chesters tiefgründige Augen. Erst jetzt bemerkte ich den satten Karamelton, der sich um die Iris legte. Fast sowie bei Tess, bloß heller und die Farbe wirkte unscheinbar, fast als wäre sie nicht vorhanden. Aber trotzdem außergewöhnlich schön.
"Ähm, ja. Es ist schön hier", druckste ich hervor und fuhr mir mit einer unsicheren Handbewegung durchs nasse,triefende, schlaffherabhängende Haar. "Mmmh, ich bin oft mit Jenna hier. Sie mag es, wenn die Natur mit der Welt im Einklang steht. Sie hasst Orte, voller Verwüstung. Dort, wo Menschen mutwillig zerstören, die Natur kaputt machen und den Boden ihre Häuser aufzwingen. Sie ist so ein friedliebender Mensch" ,entgegnete Chester und schaute gedankenverloren auf das Wasser, welches im Mondschein glitzerte und es schaffte, dass ich mich in Chesters Nähe geborgen fühlte. Ich wunderte mich über den Wortschwall Chesters und über seine Ansichten. Er war ja beinahe poetisch. Aus den Augenwinkel starrte ich ihn entgeistert an, mit einem Funken Überraschung und Verwunderung. Täuschte ich mich in dem Jungen? Hatte ich vollkommen falsche Schlüsse gezogen und ihm Unrecht getan. Oder wollte er mich einwickeln, mit einer Masche, die ich noch nicht durchschaut hatte? Doch sein Blick ,der plötzlich auf mir ruhte, verriet mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Wenigstens im Augenblick.


Kapitel 8
'Niemand ist der, der er zu sein scheint.'
Das hatte ich inzwischen unweigerlich begriffen.



Ich hoffte inständig, dass er meine kaum merkliche Anspannung nicht spürte, die mich in diesem Augenblick zu überwältigen drohte. Doch sein Blick schweifte wieder ab, gerichtet auf die hellen, klaren Sterne, die sich am dunklen, nebelverhangenden Nachthimmel abhoben. "Das weiß ich. Ich kenne Jenna und ich bewundere ihre Einstellung vollkommen", erwiederte ich ehrlich. Chester schaute mich prüfend an, mir übelief ein Schauder über den Rücken. Seine schwarz umrandeten Augen waren Furcht einflößend, hatten aber gleichzeitig etwas Magisches an sich, dem ich nicht zu widerstehen vermochte. "Wenn du ihre Einstellung so bewunderst, warum bist du in Allem so kritisch was sie tut?", fragte er und sein prüfender Blick machte einen Gesichtsausdruck von ehrlicher Besorgtheit Platz.
"Wenn ich das selbst so genau wüsste", antwortete ich und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Meer schlug ruhig ihre Wellen und der Vollmond reflektierte sein Licht auf die Wasseroberfläche. Ein verboten schöner Anblick. Warumm genoss ich diesen Anblick überhaupt mit einem Kerl, den ich kaum mehr als einen Tag kannte und gar nicht ausstehen konnte? Um ihn herum war eine Aura, in der ich mich sicher fühlte, dagegen war ich machtlos.
"Manchmal wünsche ich mir einfach sie wäre wie früher. So albern und verspielt. Doch nun ist sie so ernst und entschlossen. Auf der einen Seite hat sie auch Recht. Was nutzt uns sie Welt, wenn wir Menschen grausame Egomanen sind und alles vernichten? Unmenschlich und grausam werden. Aber trotzdem sollten wir das Leben doch nicht deswegen verbannen und in ein Loch fallen, sondern das Beste daraus machen. Sich dem Kampf trotzdem stellen, egal ob man gewinnt oder verliert", sprach ich in kurzen Atemzügen und meine Stimme überschlug sich vor Emotionen. Darauf war ich nicht vorbereitet. Tränen rannen mir über mein zierliches Gesicht. Peinlich berührt wich ich Chesters Blick aus. "Es tut mir leid", schluchzte ich und schluckte hart. "Es ist nur alles so fremd für mich, ich kann damit nicht umgehen. Mit ihrer neuen Lebensphilosophie, ihren neuen Freunden und ganz besonders mit dir. Dabei versuche ich doch alles was in meiner Macht steht, aber..", meine Stimme brach ab und ich weinte hemmungslos in die Nacht hinein.
Ich spürte eine warme Hand an meinen Nacken, über meinen Rücken streicheln. Ich bekam unwillkürlich eine Gänsehaut, aber entstand sie nicht aus Angst und Unbehagen, sondern aus entflammender Geborgenheit, die sich von meinen Fingerspitzen bis in meine Fußsohlen in meinen Körper ausbreitete. Ich konnte es ja selbst kaum glauben, aber ich schmiegte mich an Chesters Schulter und vernahm seine beruhigenden Laute wie "Shh" & "Ich verstehe dich doch". Schwer nach Luft rangend wollte ich meine letzte Selbsterhaltung wieder auferstehen lassen, doch meine Fassade fiel wieder jämmerlich in ihre Einzelteile. "Wenn ich mich in deine Lage hineinversetzte, kann ich dich so gut verstehen, Lesley", entgegnete er warmherzig, fast schon zu freundlich, meines Erachtens. "KLar ist es schwer, wenn sich ein Mensch in einem so kurzem Zeitraum verändert, aber so ist das nun mal im Leben. Alles kommt unerwartet, trifft dich wie der Blitz. Entweder kann man es hinnehmen oder daran kaputt gehen. Wir Cosplayer haben uns wohl fürs Letztere entschieden, was aber nicht heißt, das wir die Welt nicht in einem positiven Licht betrachten", fuhr er mit dumpfer Stimme fort. Ihm fiel es schwer. Diese Unterhaltung mit mir, wahrscheinlich hatte er sie im Vorraus geplant, war aber jetzt vor den Kopf gestoßen.
"Ja, niemand ist der, der er zu sein scheint. Alle geben sich als etwas aus, welches sie in Wirklichkeit nicht sind, nur um den zu entkommen, wovor wir alle am Meisten Angst haben. Vor der Veränderung. Dass sie uns verletzt", meinte ich und erwiderte seinen vielsagenden Blick. Er war meiner Meinung, dass spürte ich. Und ein kleines Glücksgefühl kroch entlang meines Stolzes empor. Nun konnte ich mir nichts mehr vormachen.
Chester war ein Mensch wie jeder andere auch. Er aß, trank und schlief. Er lachte und weinte. Hatte Glücksmomente und Augenblicke von tiefster Trauer erfüllt. Er ging mit seinem Leben nur anders um. Er zog sich in eine Welt zurück, in der er nicht sein musste, wie er wirklich war. Er konnte in eine Rolle schlüpfen und die Verantwortung von sich abfallen lassen. Jemand Anderes sein-er entfloh seinem eigenen Ich und das machte ihn offensichtlich glücklich.
"Chester", fand ich meine Sprache, nach all den klaren Gedanken wieder, "es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich so viele Vorurteile gegen dich gehegt habe. Du und Jenna seid eben anders, doch füreinander geschaffen. Ich sollte mich mit dem abfinden und euch euren Weg gehen lassen". Schließlich gehe ich auch meinen, fügte ich still in Gedanken zu.
Auf Chesters Gesicht wurde ein zögerndes Lächeln bemerkbar. "Ich danke dir. Ich hoffe unseren schlechten Start können wir beiseite legen und noch mal von vorne anfangen" und er hielt mir fast feierlich die Hand entgegen. Unwillkürlich nahm ich sie entgegen, ein Funken in meinen Augen. "Klaro, letztendlich sind wir doch der gleichen Meinung, auch wenn manches schwer zu begreifen ist."
Seine Hand war feucht und kalt, doch sie gab mir Wärme und ein kleiner, fast unbemerkter Stromschlag zuckte durch meine Venen. Doch er schmerzte nicht.

Er besagte den Beginn von etwas Neuem. Großem, vielleicht sogar von einem bedeutungsvollen Neuanfang. Ich würde mich darauf einlassen. Da war ich mir sicher. Das Mondlicht spiegelte sich in Chesters dunklen unergründlichen Augen, seine zierlichen Wangenknochen und sein sinnlicher Mund bildeten den schönen Kontrast dazu. Schnell verbannte ich den Gedanken, ihn durchs Haar zu fahren, wie ich es gerne bei Jake machte. "Schön der Mond nicht?", fragte er nach einer bedrückenden Stille. "Ja, Jenna liebt Vollmonde." Ich grinste und ich sah im Augenwinkel, dass Chester es mir gleichtat.
"Vielleicht sollten wir zurück ans Ufer schwimmen, um die Anderen nicht dazu zu verleiten Suchtrupps loszuschicken" und ich musste sogar selbst über diesen dämlichen Witz schmunzeln. "Ja, du hast wiedereinmal Recht, Lesley" erwiederte Chester und schaute sich wehmütig nach Jenna um. Ich erblickte sie als Erstes und wuchtelte ihr wild armerudernd zu.
Sie wank zurück, glücklich lächelnd, vermutlich spürend, dass ich mich mit Chester im weitgehenden Sinne verstand. Wir hatten uns vertragen, ich habe hinter seine undurchdringbare Fassade geschaut und bin des Besseren belehrt wurden. Und insgeheim war ich froh über den Cliquenzuwachs. Weil Jenna dann manchmal wieder so wie früher war. Ausgelassen und fröhlich.
Und das mochte ich am Liebsten an ihr, auch wenn ich jetzt ihre andere Seite akzeptierte und verstand. Gelassen schwamm ich auf sie zu und umarmte sie. Ich dachte nicht darüber nach, ich tat es einfach und ich war froh darüber, dass sie meine Umarmung herzlich erwiderte. Chester war neben mir aufgetaucht und grinste überlegen, allmählich gefiel es mir und wiedereinmal führte mich mein Hormonspiegel an der Nase herum. Denn mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, rebellierte, als würde es mich warnen wollen und meine Beine wichen ihrer Standfestigkeit. Einbildung, schalt ich mich selbst. Bloße Einbildung. Jake war mein Herz, meine Seele-das wusste ich , auch wenn sich mein Verstand ab und zu ein Scherz mit mir erlaubte und mich in Ekstase versetzte.
"Ach Jenna, das war echt eine gute Idee baden zu gehen!", jauchzte ich und sprühte vor Energie und Herzlichkeit. "Öhm, das weiß ich doch, meine Beste. Das wird dir aber spät klar", sagte sie mit einem Anflug von Misbilligung. Geschockt resignierte ich sie. Dann brachen wir in Sekundenbruchteilen in Gelächter aus.
Und da war sie, die Jenna, die ich so liebte, unbegreiflich in Worte auszudrücken, geschweige denn zu beschreiben.


Jake legte mir eine grün-rot bestickte Decke über meine Schultern. Ich wunderte mich, dass ich das in der Schwärze der Nacht erkennen konnte. Er setzte sich neben mich und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich kraulte ihn liebevoll, ließ seine leichten Locken, durch meine fahrrigen Finger gleiten und lauschte dem Knistern des Lagerefeuers. Gegenüber saßen mir Chester und Jenna, ebenso eng aneinander geschmiegt und vor sich hin wiegend. Die Anderen saßen da und verfielen wieder in Gespräche, manche waren schon dabei, ihre Zelte aufzuschlagen, denn aus dem Nachtbaden, folgte ein Zeltabendteuer. Mich störte es nicht. Solange Jake an meiner Seite war und auf mich aufpasste. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf Leroy. Sein rotes, wirres Haar fiel auf die Schultern seiner Freundin Lindsay. Ihre Augen waren verengt zu Schlitzen und sie folterte den einschläfernden Leroy mit einem Redeschwall, der es in sich hatte. Glucksend beobachtete ich das Schauspiel und es war eine Genugtuung, im Wissen einzuschlafen, dass ich mich mit Jake auch ohne viele Worte verstehen konnte. Denn Wenige Worte sagen meist mehr als Viele, hatte mir meine Mutter mal eingetrichert und ich hing an diesem Satz, auch wenn ich mich schwer daran halten konnte. Ich fiel benommen und erschöpft in einen farb-form und tiefen Schlaf.


Begehe soviele Wege im Leben wie du möchtest. Doch letztendlich ist der Schwerste auch der Wirkungsvollste.




Kapitel 9
Neuer Anfang?
'Ich schluckte sie runter. Die Sehnsucht nach Nähe. Es war falsch.'




Verträumt rieb ich mir die Augen. Blinzelnd und noch ein wenig benommen, gewöhnten sich meine Augen an die unendliche Tiefe der Nacht. Ein Geräusch, ein widerliches Knacken, ließ mich aufschrecken. Ich blickte mich um. Das Lagefeuer war schon fast erloschen und die Funken sprühten willenlos durch die Luft herum. Ich musste lange geschlafen haben, schlussfolgerte ich, denn die Anderen schliefen schon alle in ihren Zelten. Es wurde gegrunzt und geschnachrt, eine beinnahe friedliche Ruhe war eingekehrt. Seufzend drehte ich mich zu Jake, der wie ein kleiner Engel auf der Decke, die er mir eigentlich gegeben hatte , schlummerte. Ich lächelte gutmütig und streichtelte seine Wange. Wenn er noch wach gewesen wäre, hätte ich ihm so gerne gesagt, wie viel er mir bedeutete und dass ich insgeheim froh war, dass er mich mit zu Jenna geschleppt hatte. Meine Sturheit war nämlich nicht immer auszuhalten, besonders dann nicht, wenn mich keiner ernst nahm. Jake gab ein leises Brummen von sich & öffnete die Augen. Sie waren trüb und müde, ganz leer. Aber mir war bewusst, dass er mich von innen dennoch anstrahlte. Ich wusste es einfach. "Na, gut geschlafen, Liebster?", säuselte ich in sein Ohr.
Er kicherte beschwipst, anscheinend hatte er mit Chester doch über den Durst getrunken, als ich geschlafen hatte und nichts mitbekam. Manchmal konnte ich mich ziemlich mütterlich, fast paranoid aufführen, wenn es um Jakes' Gesundheit ging. Mich begleiteten Sorgen über Sorgen, dabei wollte ich doch nur das Beste für ihn. "Ja es ging. Das Gleiche könnte ich dich auch fragen", erwiederte er glucksend. Nun wurde mir auch klar, was in mit seinen Augen auf sich hatte. "Pff, ich bin wenigstens nicht betrunken eingeschlafen!", trotzte ich im eigensinnigen Tonfall. Schätzte er meine Sorgen denn gar nicht?
"Es tut mir leid. Ich weiß, dass du mir verboten hast soviel zu trinken, aber ich war Gast. Ich musste höflich sein. Außerdem hast du dich doch mit Chester vertragen oder nich'?", brachte er nun noch stärker nuschelnd hervor und ich war kurz davor zu platzen. Wissend warum, das blieb noch umstritten.
Ein Grollen entfuhr aus meiner Kehle und mein weicher Blick verflog. Er machte einer Miene chronischer Missbilligung Platz. Ich schnaubte vor Zorn: "Weißt du wie 'scheißegal' mir die Gastfreundlichkeit ist, Jake?", meine Worte überschlugen sich, "du weißt genau, dass du letzens erst ins Krankenhaus musstest wegen einer kleinen Alkoholvergiftung. Ich mache mir unendliche Sorgen um dich, verstehst du das? Mir war vorne rein klar, dass Chester dir nicht gut tut!"
So schnell ich die Worte ausgesprochen hatte, desto schneller bereute ich sie auch wieder. Denn ich erblickte einen blonden Schopf, der in den Schatten, der ringsum stehenden Bäume trat. Jenna.
Sie strich sich das blonde silbrige, fast weiße Haar aus dem Gesicht und starrte mich widerspenstig an. "Chester ist also kein guter Umgang mit Jake, was?", raunzte sie und ihre Stimme bekam einen verächtlichen Unterton.
"Aber du bist gut genug für Chester?! Glaubst du ,ich habe dich nicht vorhin gesehen, wie du dich an ihn rangeschmissen hast?" Ihre Nasenflügeln blähten sich auf und ihr Mund war zu einem strengen Strich zusammengezogen. "Du widerst mich an", fauchte sie. "Jenna! Wir haben uns doch nur vertragen und dann kam es einfach dazu, dass er mich getröstet hat, als ich weinen musste. Glaube mir doch! Da läuft nichts. Ich liebe doch nur Jake!", sprudelte es aus mir heraus, doch es bewirkte keine positive Reaktion auf Jenna. Sie hatte die Augenbrauen hochgezogen und ich erwartete ein Donnerwetter. Jake ergriff das Wort:" Jenna, du spinnst doch langsam. Lesley ist nicht so, das weißt du. Gerade als ihre beste Freundin &' sie macht sich nur Sorgen um mich. Das ist doch eine Sache zwischen uns Beiden oder etwa nicht?", sagte er würdevoll und ich war stolz auf ihn. Ganz gleich, wie dieser Streit ausgehen würde. In Jennas' Augen konnte ich Gnade und Vergebungslust erkennen, doch ich ließ mir nichts anmerken. Sie war genauso stur, wie meiner selbst. Im Endeffekt wusste sie, dass sie Müll erzählte. Oder? Hatte sie vielleicht recht und ich habe mich tatsächlich an Chester rangeschmissen? Das wollte ich mir nicht eingestehen. Obwohl ich mir ihn gerade vorstellte, hieß das noch lange nicht, dass ich ihn begehrenswert fand. Ich schluckte meine Sehnsucht runter, sie war falsch, unfair gegenüber Jake, meinen über alles geliebten Prinzen.

"Wollen wir nicht schlafen gehen und das Morgen klären?", fragte ich widerwillig. Ich gähnte und schmiegte mich demonstrativ an Jakes Schulter. Jenna schürzte die Lippen und entgegnete fast theatralisch:" Nun gut. Das macht eh keinen Sinn mehr mitten in der Nacht herumzunörgeln". Sie wandte sich zum Gehen. Dann schaute sich sich nochmal um und lächelte.
Es war ein ehrliches Lächeln und ich erwiderte es. "Gute Nacht ihr zwei, es tut mir leid." Sie nickte uns nochmal zu und verschwand in ihrem kleinen Zelt. Grillen zirpten in der Nähe, ich wollte diesen belanglosen Witz reißen, doch ich war zu müde und in Gedanken versunken. Das Einzige was ich jetzt wollte, war bei Jake zu sein. Ich hatte unseren Streit schon vergessen, hatte aber vor mich noch zu entschuldigen. Leicht stubste ich ihn an. "Schatz? Es tut mir leid." Das war wohl der Standardsatz dieser Nacht. "Bitte pass auf dich auf. Es macht mich fertig, wenn ich dich so sehe." Doch Jake hörte mich nicht mehr. Er schlief wie ein kleines Baby an meiner Schulter. Ich nahm reflexartig die Decke und legte ihm sie bis über das Kinn. Dann legte ich mich neben ihn in seine Arme. Morgen wird alles wieder in Ordnung sein, dachte ich wehmütig und schloss die Augen.

Ein paar Minuten später, ich war wieder fast in meinen Träumen gelangt, hörte ich wieder dieses erbärmliche Knacken. Ich horchte auf. Schon wieder. Ich lauschte weiterhin. Was konnte das sein? Ein Tier? Wahrscheinlich. Menschen konnten sich doch nicht mehr mitten in der Nacht in einem Wald aufhalten. Blutrünstige Gestalten aus Horrorfilmen kamen mir in den Sinn, ich versuchte sie von mir abzuschütteln. Plötzlich sah ich eine dunkle Silhouette, die vor Jennas Zelt stand. Sie wurde vom Mondlicht beschienen, es machte mir aber nicht leichter sie zu erkennen. War es Jenna, die mir noch etwas sagen wollte? Unmöglich. Der Einzige der es sein konnte, war.."Chester?!", zischte ich entsetzt und rappelte mich hoch. "Was machst du denn hier? Und warum um Gottes Namen erschrickst du mich so?" Panik hatte mich erfüllt, ich war sauer, das Chester sie skrupellos ausgelöst hatte.
"Ach, du warst doch eh noch wach", meinte er und als ich genauer hinschaute, sah ich, dass er lachte. Empört, aber gleichzeitig amüsiert, funkelte ich ihn an.
"Stimmt auch wieder. Nun erkläre mir aber mal bitte, warum du mitten in der Nacht herumschleichst und kleine Mädchen erschrickst?", keifte ich jähzornig, doch meine böse Miene verflog. "Ich mache Nachtspaziergänge, wenn ich nicht schlafen kann", war seine nüchterne Antwort.
"Schlafspaziergänge?", wiederholte ich ungläubig, leicht belustigt. "Ja, mir geht neuerdings so viel durch den Kopf, da muss ich viel nachdenken. Und das kann ich am Besten alleine." Ich nickte, dann spähte ich zu Jake herüber. Er schlief immer noch wie ein Baby.
"Mmh, komisches Verhalten", sprach ich eher zu mir selbst. "Heute Nachmittag hast du dich noch wie ein Obermacker aufgespielt & nun verwunderst du mich mit Poesie und Nachtwanderungen, weil du angeblich nachdenken musst." Chester grinste in sich hinein. "Tja, ich habe viele Facetten & sorry nochmal, dass dich das verschreckt hat." "Nicht nur mich", erwiederte ich unwillkürlich und wagte es kaum in seine karamelfarbenen Augen zu schauen. Seine Pupillen waren geweitet. "Achja. Tess und Jenny waren ja auch bei dir. Wie sind die eigentlich so drauf? Die haben mich ja komplett ignoriert. Als wäre ich ein Aussätziger", entgegnete er schon fast beleidigt. "Da hatten sie auch einen guten Grund dazu", antwortete ich zuckersüß, auf seine Entrüstung gefasst. "Echt?"
"Allerdings. Ich meine, es ist doch völlig normal, wenn man sich in der Nähe von Cosplayern unwohl fühlt oder? Ein Glück, dass du erst mal alleine gekommen bist, das hat uns vor einem weiteren Schock bewahrt." Dann hielt ich abrupt inne. "Aber jetzt wissen wir oder ich weiß es zumindest, dass du eigentlich schwer in Ordnung bist." Nahezu perfekt, verbesserte ich mich in Gedanken, aber ich schlug mich imaginär, diesen Gedanken auch nur in Entwegung gezogen zu haben. "Findest du?", fragte er erstaunt. "Du scheinst auch schwer in Ordnung zu sein", ergänzte er und sein eben aufgesetzer verbitterter Gesichtsausdruck verflog augenblicklich.

Ich wollte Jakes Hand nehmen, doch stattdessen berührte ich die von Chester und zuckte in Sekundentakt zusammen. Verlegen zog ich sie zurück und wich seinem Blick aus. Er achtete nicht drauf, er ahnte vielleicht, dass mir diese Berührung peinlich gewesen war und fuhr ohne Weiteres fort. "Ich werde mir Mühe geben in eurer Nähe die Seite des Chesters zu zeigen, die ihr mögt. Schließlich müssen wir ja irgendwie miteinander auskommen", sagte er nachdenklich. Ich nickte nur schwer. Ohne ein weiter gesprochenes Wort ging Chester in sein Zelt zurück, wo er sich auf eine Standpauke Jennas gefasst machen konnte. Nachdem ich mir das eine Weile anhören musste, schlief ich auch endgültig und unwiderruflich ein.


'Wenn sich neue Freundschaften enwickeln sollen, sei selbst ein Freund. Mit Allem was dazu gehört.'




Kapitel 10
'Die fabelhafte Welt meiner Gefühle.'




"GUTEN MORGEN!", trällerte, mir noch eine im Morgentrauma unbekannte Stimme ins Ohr. Schreckhaft schlug ich die Augen auf und brach mit Jenna in Gelächter aus. Sie hatte sich schon zurecht gemacht und war gerade dabei ihren Schlafsack aufzurollen. Es war, als würde ein silbrig-gräulicher Nebelschwaden vor meinen Augen herumwirren, doch es war nur meine langlebige Müdigkeit. Auf der Lichtung war ein Gewusel los, alle räumten auf und waren schon abfahrbereit. Selbst Jake packte tatkräftig mit an und half den Jungs, das Holz in die Büsche zu werfen. Ein Lagerfeuer war hier nämlich verboten und wurde mit hoher Strafe verfolgt. Ich wusste, dass Jake kein Junge für Sozialarbeit war. Ich streckte langgiebig meine Arme aus und gähnte kräftig. Dann befreite ich mich aus der kuschlig warmen Decke und ließ mir von Jenna aufhelfen. Sie sah so hübsch aus. Ihre Haare waren leicht gewellt und schimmerten in der Morgenröte.
Sie hatte grünen Lidschatten aufgelegt und ihre Augen schwarz umrandet. Das stählerne Blau wurde nun noch deutlicher, als vorher. Ihr Mund war Rosè und ihre Wangen darauf abgestimmt. Sie glich einer Porzellanpuppe, so blass war sie. Tess sah heute auch sehr adrett aus. Ihr wallendes, bis zu ihrer Taille reichendes Kleid, war weiß und hatte Spitze. Selbst Jenny war herausgeputzt, ich fragte mich unwillkürlich, ob heute irgendein Feiertag war, den ich wiedereinmal vergessen hatte. Stattdessen lief ich in Jakes Arme. Er strich mir zärtlich den Schlafsand aus den Augen und küsste so vorsichtig meine Nase, dass ich fast zu laut die Morgenluft einatmete.
"Guten Morgen, mein Engel. Wie hast du geschlafen? Alles in Ordnung bei dir?", begann er mit seiner liebliche Stimme zu sprechen an und ich erwiderte seine Frage mit einem langen und leidenschaftlichen Gute-Morgen-Kuss. Ich glitt mit meinen Finger unter sein himmelblaues T-Shirt und fuhr ihn mit der anderen Hand durchs braune Haar. So standen wir da. Eng umschlungen, vergaßen alles um uns herum und ließen unser Liebe freien Lauf. Ich konnte das gut. Alles Andere ausblenden und nur ihn wahrnehmen. Leider wurden wir aus unserer Traumwelt in die Realität gestoßen. Amy zog mich am Ärmel und ihre Miene veriet mir, dass es ihr nicht leicht gefallen war. "Hey Mina, was gibs'?", fragte ich im Plauderton, nachdem ich mich leicht melancholisch von Jakes vollen und warmen Lippen gelöst hatte.
"Jenna und die Anderen wollen frühstücken. Bei McDonalds, habt ihr Lust mitzukommen?" Sie senkte den Blick und spielte mit ihren zierlichen Fingern. Dann heftete sie ihren Blick auf meinen und schaute mich erwartungsvoll an. Anscheinend erwartete sie, dass ich zusagte. Imaginär tat ich das auch. Aber ich wollte eigentlich mit Jake alleine sein. Diese Zweisamkeit genießen, fern ab von Schulstress und all den anderen Kram, der einem manchmal das Leben zur Hölle machen konnte. Doch Minas Bambiaugen ließen mich dann doch versagen. Ich stimmte gezwungen lächelnd zu und verfluchte die verpatzte Gelegenheit mit Jake alleine zu sein. "Wir müssen nicht, wenn du nicht willst", sagte Jake, sichtlich um mich besorgt. "Wir können auch zu mir und ich mach dir was", schlug er mir vor. Ein triumphierendes Lächeln umspielte meine Lippen. Mit erhobenen Hauptes flüsterte ich Jenna zu, die urplötzlch wieder neben mir stand:" Jake kocht für mich!" Auch Jenna grinste, aber ich hatte das Gefühl, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Schließlich drehte sie sich vollends zu mir und sagte:" Das ist ja super, aber erst heut' Mittag, jetzt geht es erstmal zum Fast-Food Palast!" Euphorisch schwang sie die Arme nach oben und ich tat es ihr gleich. Ihre Energie, wenn sie dann mal endlich wieder da war und sie wie ein Kristall strahlen ließ, war ansteckend und ich begehrte sie dafür. Nun packte auch ich meinen Kram zusammen und hatte gar nicht bemerkt, dass ich Jake nicht geantwortet hatte und der immer noch auf eine Meinung meinerseits wartete. Schwungvoll lief ich auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Körper und hauchte:" Heute Abend möchte ich ganz alleine mit dir sein, Jake. Nur du und ich, ohne diese unberechenbare Horde. Was hälst du von einem hochromantischen Candle-Light Dinner?" und meine Augen wurden ganz glasig, als ich ihm das vorschlug. Hoffnung spiegelte sich darin, mal wieder unter sich zu sein. Ich brauchte diese Nähe, mehr als er vermutete.
"Und ob ich Lust habe,Lesley. Heute Abend. Aber diesen Tag müssen wir noch überstehen", hauchte er mir zärtlich ins Ohr. Aus heiterem Himmel nahm er mich auf den Arm und wirbelte mich herum. Ich gluckste, kicherte &' lachte ausgelassen.
"Lass mich runter Jake, sonst schmeiß ich dein Fahrrad um", und ich versuchte vergebens mit meinen umherschwingenden Beinen sein heißgeliebtes Mountain Bike umzuschmeißen. Wie gesagt: Vergebens. Er lachte nur, schallend, ich genoss es förmlich. Dann schmiss er mich sanft auf die Wiese, in der Nähe des Waldrandes und den da stehenden Zelten und fing an mich zu kitzeln. Ich schrie, knief und lachte gleichzeitig. Die Anderen um ums herum stimmten in unser Gelächter mit ein und andere verzogen die Gesichter zu einer schmunzelnden Miene.
Jenna saß schon auf dem Gepäckträger von Chester und scharrte ungeduldig mit den Füßen auf dem Kiesweg.
"Entweder kommt ihr zwei Turteltäubchen jetzt mit oder ich werde langsam sauer", Ironie in ihrer samtweichen Stimme. Ich schnurrte Jake an und wisperte:" Lass uns gehen Liebling, Jenna wird sonst unerträglich." Seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spürend, zog er mich hoch und nahm mich bei der Hand. Wir waren inzwischen auch bereit zum Aufbruch. Ein letzes Mal würde ich es aushalten. Nicht,dass ich meine Freunde nicht liebte, aber ich wollte heute mit Jake alleine sein. Und es hatte seine Gründe. Mit meinem Gepäck im Schlepptau ging ich zu den Fahrrädern, schnallte meine Sachen auf den Gepäckträger und fuhr Jake angrinsend der Meute hinterher. Entlang des immergrünenden Waldes und immer der Sonne folgend, die uns mit ihren rosaroten Sommerstrahlen führte.


Kapitel 11
'Ich will mehr davon. Von dir.'



Als wir an dem Fast-Food Restaurant anhielten, blies mir eine schwüle Sommerbrise ins Gesicht und ließ meine Haare in alle Himmelsrichtungen herumschwirren. Mit einer hastigen Handbewegung strich ich sie mir wieder glatt und ging den anderen hinterher. An diesem heißen Sommertag war das Restaurant nahezu überfüllt, ich roch fettiges Essen, Schweiß und die Sommerluft, die die Besucher mithinein brachten. Jake sah meinen bedrückten Gesichtsausdruck und legte ein süffisantes Lächeln auf, was mich innerlich dahinschmelzen ließ. Er brachte mich doch immer wieder aus der Fassung. Von meinem Pessimismus bewusst, nahm er meine Hand und setzte sich an den nächstbesten Tisch am Fenster. Ob er es auch fühlte? Das ich heute Abend etwas ganz besonderes vorhatte? Ich konnte einfach nicht mehr länger warten, ich wollte es drauf ankommen lassen. Es nicht planen, es einfach geschehen lassen. Ob er es auch wollte? Wir hatten oft darüber gesprochen und uns gemeinsam ausgemalt wie es sein könnte. Letzendlich kam aber nie der Mut auf es auszuprobieren. War es zu früh? Überstürzte ich es, setzte ich ihn unter Druck? All die Fragen wirrten in meinem Kopf herum und wollten sich nicht zu einem logischen Puzzle ergeben. Verdammt, vielleicht war ich ja doch zu früheilig und alles lief schief. Mein Herz schlug schneller als zuvor und auch mein Puls stieg ins Unermessliche. Ich hob mein BLick und schaute in Jakes Augen. Sie waren leicht abwesend, doch sie hatten die Farben von grünen Frühlingsblättern und ich versuchte, nicht darin zu ertrinken. "Das mit heute Abend steht also fest?", fragte ich ihn, fast schon zu wortkarg. Ob er meine plötzliche Anspannung bemerkte oder war er nur auf das Neuste Big-Mac Angebot fixiert?
Doch er blicke rasch in meine Richtung und nahm mich bei der Hand. "Klar, ich bin dabei." Und sein verschwörerisches Lächeln veriet mir, dass er etwas ahnte, ja sogar bescheid wusste, von dem was ich für heute Abend geplant hatte. Erleichtert atmete ich auf. Vielleicht ist das der Anfang? Ein neuer Schritt in unserer Beziehung, vielleicht waren wir beide jetzt soweit. Ich lächelte ihn an.
"Gut, nun müssen wir noch den Nachmittag überstehen", und ich ließ mich leicht frustriert in den Stuhl sinken. Jenna und die Anderen der Clique saßen einen Tisch weiter und hatten schon die Bestellung aufgenommen.
Jenna grinste mir schelmisch entgegen und mir fiel ein, dass sie ihre Unschuld schon abgelegt hatte und insgeheim bewunderte ich Jenna dafür. Weil sie trotz aller Veränderungen, die sie im Leben durchmachen musste, eine starke, unabhängige und reife Frau geworden war und es machte mich auf eine ganz besondere Weise stolz. Das sie es wenigstens geschafft hatte, immer einen kühlen Kopf zu bewahren und Entscheidungen klar meisterte, während ich das beschämende Gefühl hatte in der Zeit stehen geblieben zu sein. Es war wie ein Teufelskreis, egal in welche Richtung ich mich entwickelte, sie erschien mir immer falsch und nutzlos. Egal wie ich war, es gab immer Menschen, die dagegen waren, denen man es nicht recht machen konnte. Entweder war ich zu lebhaft und kindisch.
Zu naiv und unreif und auf der anderen Seite zu seltsam, zu in sich gekehrt und vernünftig. Doch ich war es leid meine Facetten ständig zu ändern, meine Masken gegen andere einzutauschen, jemand zu sein, der ich nicht war, mich selbst anzulügen. Und ich hatte ja immer noch das Glück, dass ich Menschen um mich herum hatte, die mich so liebten wie ich war und sich nicht darum kümmerten, was ich sagte, wie ich handelte und wie ich mich benahm. Es waren Kleinigkeiten, die in mir ein Hormontornado auslösten, alle Gefühle überrollten mich dann und ich war zu nichts in der Lage. Und genau das, war gerade mit mir passiert. Wie würde Jake reagieren? Sollte ich ihn vorher davon wissen lassen oder es einfach tun, mich ihm hingeben und abwarten wie er darauf reagierte? Ich schielte wieder zu den Anderen und mein Blick blieb an Leroy und Lindsay hängen. Mir kam es immer so vor, als würden die Beiden sich im jenen Moment die Kleider vom Leib reißen und über aneinander herfallen. Im Zweifels Fall könnte man denken, sie wären Raubtiere, denen man eine Überdosis Viagra gespritzt hatte.
Ob ich vielleicht Lindsay fragen sollte, wie sie sich ein perfektes Candle-Light-Dinner, mit anschließenden Nachtisch vorstellte? Ich kam wir vor, wie ein dummes,kleines Mädchen, dass umgeben war von Leuten, die es alle schon längst hinter sich hatten und sich sicherlich die Mäuler zerreißen würden, wenn ich ihnen von meinen Sorgen ums 'Erste Mal' informieren täte. Sie würden in schallendes Gelächter ausbrechen, sich über mich lustig machen. Aber mit Lindsay war ich doch schon so lange befreundet, sie hatte mir immer geholfen und warum sollte sie mir nicht in dieser Lage aushelfen können? Ganz einfach. Ich schämte mich. Ich hatte das Gefühl nicht dazu zu gehören. Obwohl ich erst 16 war, lag ein unendlicher Druck auf meinem Herzen, den ich immer versuchte abzuschütteln, mir schön zu reden, jedoch blieb nur der allgegenwärtige Scham übrig, der mich dazu verleitete, meine traurige Maske aufzusetzen und in mich hinein zu weinen. Still und heimlich, sodass es niemand bemerkte, wie meine Seele kaltherzig zerissen wurde. Jake hatte mich die ganzen Zeit mit seinen leuchtenden grünen Augen durchdringend beäugt und bewegte nun die Lippen, als wollte er mir etwas sagen. Doch ich hob demonstrativ die Hand nach oben, um ihn zum Schweigen zu bringen, bevor er mit mir sprechen konnte. "Jake, findest du ich bin", ich hielt augenblicklich inne, wusste nicht, wie ich mich ausdrücken sollte, feilte im Kopf noch nach einer passenden Frage und fuhr mir nervös durchs Haar. Ich setzte neu an. "Meinst du ich bin unreifer als die Anderen? " Ich biss mir trotzig auf die Lippe und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Jake sah aus, als hätte er mich gar nicht gehört, sein Blick war reserviert und konstant. Seine Augen verengten sich und um seine Iris herum, bildete sich ein gräulicher Schatten. Gar nicht so, wie ich es normalerweise gewohnt war. Ein Schock durchfuhr mich. Sein Mundwinkel waren starr zusammengezogen, seine Miene verdunkelte sich und ich konnte einen Anflug von Trauer darin erkennen. Es machte ihn traurig, dass ich so dachte, schlussfolgerte ich. Natürlich wusste ich, dass ich völligen Stuss von mir gab. Ich war zwar einer der jüngsten im Bunde, doch hatte weitaus mehr durchgemacht in meinem Leben und besaß somit auch mehr Lebenserfahrungen.
Ich musste vieles einstecken, wurde von grausamen Schicksalen überwältigt, aber statt es so zu sehen, dass ich damit stärker und reifer geworden war, sah ich es als Unterentwicklung an. Als wäre ich deswegen etwas weniger wert. Demnächst würde ich einen Psychater ausfindig machen, so ging das auf jeden Fall nicht mit mir weiter. "Nein, Lesley und du weißt, dass du mich damit traurig machst. Weil du so ein wundervoller Mensch bist und gar keinen Grund hast, dir Sorgen darüber zu machen, wer erwachsener ist als du selbst. Jeder entwickelt sich anders und in verschiedene Richtungen. Und du entwickelst dich gerade so, dass ich mich jeden Tag neu in dich verliebe." Er zerrte mich auf seinen Schoß und verdeutlichte seine Predigt, indem er mich so zärtlich küsste, dass augenblicklich alle Sorgen und Ängste von mir abfielen und ich der festen Überzeugung war, dass ich heute Abend ein Wunder vollbringen würde. Denn ich war toll, sowie ich war.


'Wenn du bei mir bist, vergesse ich den Rest der Welt. Sorgen, Ängste, den Alltag, alles scheint nicht bedeutsam zu sein. Alles was zählt bist du,du,du!'




Kapitel 12
'Wenn du auf den richtigen Moment gewartet hast-das war er.'



Ein dunkler Mantel legte sich um die kleine Stadt. Sterne erschienen am Himmelszelt und die klare Abendluft blies mir durch das offene Fenster entgegen. Meine Sinne waren klar und scharf. Ich wusste genau, was ich vorhatte, noch nie war ich mir so sicher, wie in diesem Augenblick. Behutsam schloss ich das Fenster wieder, lehnte es aber dann doch auf Kipp, weil ich die sommerabendlichen Geräusche nicht missen wollte. Behutsam zündete ich die Kerzen an, die ich auf meine Kommode gestellt hatte und richtete die Teller auf dem Tisch. Ich hatte extra das feine Geschirr herausgekramt, es war ja schließlich etwas Besonderes und zudem Einmaliges. Nun strich ich sacht die Tischdecke glatt und ließ meinen Blick selbstsicher durch den leicht abgedunkelten Raum schweifen. Es war nahezu grenzenlos perfekt.
Obwohl es ein großer Aufwand gewesen war das Essen zuzubereiten, da ich nicht gerade eine Meisterkochausbildung hatte und es auf mein Zimmer balancieren musste, war das Gesamtergebnis super.
Im Nachhinein war das Candle-Light Dinner ja sowieso nur ein Vorwand, um vom eigentlichen Vorhaben abzulenken. Ober eben darauf aufmerksam zu machen. Mit voller Itensität wurde ich von Gedanken und Erinnerungen überflutet. Das Kennenlernen mit Jake. Das erste Gespräch, das Erste Date und nun nach drei Monaten sollten wir es wagen. Ich nicke und mein Herz, das so eben in meine Hose gerutscht war und nicht aufhören konnte gegen meinen Brustkorb zu hämmern, schlug wieder im gleichmäßigen Maße weiter. Nun fehlte nur noch Jake. Panik spiegelte sich in meinem Gesicht wider. Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn. Mein Puls war ungewöhnlich schnell. Zu schnell, aber das würde sich schon legen.
In meinem Bauch schienen mutierte Schmetterlinge herumzuschwirren, einerseits vor Nervösität, andererseits vor Vorfreude. Wenn das so weiterging, würde ich an Herzversagen sterben. Darauf hoffend meinen Tot noch ein paar Stunden zu entgehen, heftete sich ein Gedanke ganz fest an meinen Kopf fest. Jake. Ihm musste das Alles einfach gefallen, ich hatte mir alle Mühe gemacht.
Das Kondom, was ich mir heimlich aus dem Medizienschrank genommen hatte, lag griffbereit in der Schublade meines Nachtschrankes und wartete nur darauf benutzt zu werden.
Wenn aber alles so angeblich 'perfekt'

war, warum durchfuhr mich ständig dieses Gefühl durch den Körper, als würde ich innerlich verbrennen? Es fühlte sich schrecklich an, es griff nicht nur mein gegenwärtiges Immunssystem an, sondern auch die restlichen Funktionen meines kleinen, zierlichen Körpers. Urplötzlich setzte an mein Hirn an und flimmerte vor meinen Augen, meine Gedanken überschlugen sich und ich verlor die Sicht. Ich bemerkte nicht wie es mich in Sekundenschnelle erfasste und zu überwältigen drohte. Es wurde alles schwarz um mich herum, ich versuchte dagegen anzukämpfen und bemerkte nicht, wie ich langsam, aber sicher in die unendliche Tiefe glitt...

Als ich wieder zu mir kam, wurde mir augenblicklich klar, was mit mir geschehen war. Ich war ohnmächtig geworden. Einfach so, ohne Vorwarnung war ich zusammengesackt und auf dem warmen, ozeanblauen Teppich gefallen. Verwirrt rieb ich mir die Augen, blinzelte zweimal und torkelte benommen durch den Raum. Mein Blick fiel auf den Spiegel, der über meiner Kommode prangte und ich sah mich, wie ich mit schreckensweiten Augen in mein eigenes Spiegelbild starrte. Energisch schüttelte ich den Kopf. Bloß nicht die Nerven velieren, Lesley, versuchte ich mir selbst gut zu zureden. Erfolglos. Die Anspannung, die mich durchtrieb, war so durchwachsen, dass ich nicht einen klaren Gedanken fassen konnte.
Ich hatte Angst alles zu vermasseln. Lachende,spöttische Gesichter fluteten vor meinem inneren Auge, grausame und erniedrigende Bilder.
Ich versuchte sie wie einen lästigen Fliegenschwarm zu vertreiben, doch als hätte es das Schicksal auf mich abgesehen, kam das Schwindelgefühl erneut und entzog mir alle Selbstsicherheit, die ich gesammelt hatte.
Verdammt. So konnte das nichts werden.
Aber absagen war unmöglich.
Nur weil ich meine Hormone nicht unter Kontrolle hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich irre war. Oder? Ein KLingeln riss mich aus meinen Gedanken und ich erdrosselte meine Ängste und Panikattacken voller Wut und verbannte die flutenen Bilder der Demütigung in die hinterste Ecke meines Hirns, bevor ich schnurstracks aus meinem Zimmer hastete und zur Tür eilte. Ich atmete tief aus und sog die schwüle Luft ein. Ein Gefühl der vollkommmenen Zufriedenheit überwog nun das flammende Gefühl.
Endlich, jauchzte ich in Gedanken. Endlich war ich bereit, dem Jungen nah zu sein, den ich so liebte und verehrte.
"Endlich", wisperte ich liebestrunken lächelnd und öffnete voller Tatendrang und Zuversicht die Tür. Dort stand er. Jake, mein Prinz.
Vom Mondlicht beschienen und mit einem Blumenstrauß geschmückt, breit grinsend vor meiner Tür. Er sah umwerfend aus. Zum Anbeißen. Seine leuchtenen grünen Augen schienen noch intensiver zu strahlen und es spiegelten sich die Gefühle darin, dich ich erwartet hatte. Erleichterung machte sich in mir breit. "Hi", hauchte ich, ohne dabei meinen erotischen Unterton zu vernehmen und fiel ihm seufzend um den Hals.
Ihn überschwänglich küssend, sog ich den unwiderstehlich, betörenden Duft seines Aftershaves ein, welches ich so liebte und mich völlig benommen machte. Es war ein Duft, den ich unter tausenden hätte wieder erkennen können, so sehr begehrte ich ihn. Für mich war es wie Rausch, wenn ich ihn einatmete und alles andere schien nichtsbedeutend. Langsam löste ich mich von seinen samtroten Lippen und ein unbeschreibliches Gefühl der Freude durchfuhr meinen Körper. Meine Fingerkuppen brannten auf seiner Haut, mein Atem ging nur noch in Stößen und meine Augen wurden ganz glasig vor Aufregung und der urplötzlichen Lust, die mich im Sekundentakt ergriff.

Es war schon seltsam, beinahe bizarre. Zuerst war ich fast einem Herzinfakt nahe und mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen und nun wollte ich einfach nur ihn auf meiner nackten Haut spüren, jeglicher Scham und jede Demütigung erlosch und mir rauschte das Blut durch alle Venen, als würde es einen Kampf um die Zeit geben. Völlig von seinem Duft eingewickelt und von seinen zärtlichen Berührungen beschwipst zog ich ihn in mein Zimmer. Die vorherigen Sorgen, die mich in Beschlag genommen hatten, waren wie in Luft aufgelöst, die Luft war schwül, heiß, elektrisierend, sie schaffte es mich in die richtige Stimmung zu bringen. Innerlich versuchte ich mich selbst zu bremsen, immerhin lag das Candle-Light-Dinner noch vor dem eigentlichen Akt des Abends. Ich war der vollen Überzeugung, dass ich trotz des einladenen Geruch des Essens, nichts herunter bekommen würde. Meine Geschmacksknospen waren wie schockgefroren, meine Sinne fuhren Achterbahn.

"Wow, du hast dir ja unglaublich viel Mühe gegeben", lobte mich Jake sanftmütig und legte einen Arm um mich. Seine Augen waren ganz groß geworden und sie schienen Funken zu sprühen. Verlegen schaute ich auf den Boden und scharrte mit den Füßen. Wenn du wüsstest, warum ich diesen ganzen Aufwand für dich gemacht habe, kicherte ich in Gedanken und wurde von einer Nebelschwade eingewickelt, als ich den Deckel vom silbernen Topf nahm.

Es gab Reis mit Süß- Sauer, ich wusste , dass es einer von Jakes Lieblingsessen war. So hatte ich einen Pluspunkt in der Tasche, ohne, dass das Dessert schon begonnen hatte. "Schön, wenn es dir gefällt, Schatz", erwiderte ich glockenhell und machte ihm mit einer leichten Handbewegung klar, dass er sich setzen sollte. Auch ich nahm Platz und füllte unsere Teller auf.
Als sich mein Blick hob, erhaschte ich den glühenden Gesichtsausdruck von Jake und ich brauchte ein paar Gedächtnislücken, um zu begreifen, dass diese Augen Leidenschaft und bedingungslose Liebe signalisieren sollten. Völlig vor den Kopf gestoßen, ließ ich die Kelle fallen und meine Kinnlade klappte herunter. Er fuhr mir mit seinen langen, schlanken Finger über meine Wange und glitt mit der Anderen an meinen Rücken, gefährlich nah an meinem Allerwertesten. Sein heißen, süßlichen Atem auf meinen Gesicht spürend, schloss ich seufzend die Augen, als sich seine Lippen auf meine legten. Ich platzte fast vor lauter verrückt gewordenen Hormonen und ich packte ihn an den Nacken. Er war sichtlich erschrocken, doch dann ließ er alle Hemmungen von sich abfallen und mit einem sanften Ruck, setzte er mich auf seinen Schoß. Immer noch mit geschlossenen Augen spürte ich seinen flachen Atem meine Gesichtszüge entlangstreichen und fühlte wie er meine Schulterblätter anfing so vorsichtig und bedacht zu liebkosen, sodass mein Hirn aussetzte und mein Herz um sein Leben pochte.
Ich jauchzte fast zu laut auf, doch das war mir gleichgültig. Das Einzige was mich interessierte, war dieser Augeblick, mit ihm, den Jungen, der mich von Anfang an aus der Fassung gebracht hatte Jake.

! Nun zog er mich fest an seine warme Brust und ich konnte unter seinem minzfarbenen Hemd die Andeutung von ´Muskeln spüren. Seine warmen Finger waren wohltuend auf meiner kühlen perlweißen Haut, ich war so perplex, dass ich mich einfach um ihn schlang und ihn sanft auf mein Bett drückte. Jedoch änderte er die Position und stemmte sich über mich auf. Mit großen, vor Liebe glühenden Augen starrte ich ihn an.
"Du raubst mir meinen Verstand, Lesley", flüsterte mir Jake zärtlich ins Ohr. Ich fuhr ihm seufzend durchs Haar, umfasste dann sein ebenmäßiges Gesicht und küsste ihn so leidenschaftlich wie ich nur konnte. Ich war wie elektrisiert, kam mir vor wie ein Blitzableiter, doch es war nicht unangenehm, sondern auf berauschender Weise wunderschön. Es war das beste Feuerwerk, was ich je in meinem Körper lichterloh brennend vernahm und meine Hormone immerzu durcheinander wirbelte. Unsere Gefühle wurden immer stärker, jetzt begann er mir langsam die Bluse aufzuknöpfen. In mir explodierten nur so die Gefühle, ich konnte sie gar nicht mehr bändigen, so schnell schossen sie auf mich ein. Mein Herz pochte und vibrierte, als hätte es in seinem davorigem Leben noch nie etwas anderes gemacht.
Seine warmen Lippen fuhren zu seinem Hals, ihr küsste ihn so zart, wie er eben meine Schultern liebkost hatte und wiedereinmal ging ein Seufzer aus meiner Kehle empor, der den Scham Nebensache schein ließ. Er ging so weit, dass er an meinem Bauchnabel angelangt war und ihn ganz zart küsste. Ich war so glücklich, dass er bescheid gewusst hatte und ich ihn nicht aufklären musste. Nun konnte ich mich vollends zurücklehnen und mich gehen lassen. Denn ich vertraute ihm, bei keinem anderen wollte ich meine Unschuld verlieren. Jedoch lief mir von der einen Sekunde auf die Andere die Schamröte ins Gesicht, als er gerade dabei war meinen weißen Spitzen-BH zu öffnen. Jake merkte meine plötzliche Anspannung und hob leicht irritiert den Kopf. Seine braunen Locken fielen ihm ins Gesicht und seine Augen strahlten mit dem eintreffenden Mondlicht, der einen langen Strahl auf den Boden warf, um die Wette. "Bin ich dir zu schnell, Lesley. Ich dachte du willst es auch, aber wir können natürlich noch warten, wenn du noch nicht bereit bist." "Nein Jake", fast zu inbrünstig nahm ich seine Hand. " Verwirrt hob er die Augebraue, doch er behielt seinen weichen Blick bei. Er lächelte nervös, ich konnte seine Aufregung zu gut nachvollziehen. Ich atmete tief ein und aus, wenigstens das Atmen hatte ich noch weitgehend unter Kontrolle.
"Es ist nur so", stammelte ich weiter, "dass ich totale Angst habe, wenn du mich so siehst, wie mich Gott erschaffen hat, weißt du? Mit Unterwäsche fühle ich mich in deiner Gegenwart ja wohl und im Bikini ist das ja auch kein Problem, aber wenn du mich so ohne Alles siehst, ich weiß nicht, wie du reagierst und du dann keine Lust..."
Weiter kam ich nicht, denn Jake hatte mir seinen Zeigefinger auf den Mund gelegt. Nun flüsterte er so leise, das es fast missverständlich war:
" Lesley, du bist doch wahnsinnig. Wie oft haben wir darüber gesprochen, wie egal es mir ist, wie du nackt aussiehst. Mir ist klar, dass du nicht wie Pamela Anderson ausschaust, aber niemand sieht so aus. Du siehst toll aus, egal wie was du unter deiner Hülle verbirgst. Ich habe mich in dich verliebt und nicht in deinen Körper. Und du weißt, wie sexy und anziehend ich dich finde. Hörst du? Vestehst du, was ich dir sagen will? ", sagte er nun schon leicht energischer. Ich seufzte, mit dem Bewusstsein, dass er wiedereinmal Recht hatte, auf. "Ja", entgegnete ich, nickte schuldbewusst. "Du liebst mich, wie ich bin und ich tue das von meiner Seite natürlich auch", ergänzte ich monoton. Jake musterte mich scharf und ein schelmisches Lächeln umspielte seine zarten Gesichtszüge. Mit einer schwungvollen Umarmung zog ich ihn wieder an mich und ließ zu, dass er meinen B-H öffnete. Er entglitt mir und ich schmiss ihn ohne Scheu in die Ecke. "Nun, da das geklärt ist", wisperte Jake mit seiner rauen, unverwechselbaren Stimme, "lass uns fortfahren", und bevor ich in albernes Gelächter verfallen konnte, berührten seine Lippen sacht die Meine und erneut wirbelte ein Hormontornado in meiner Brust. Das unglaubliche Kribbeln durchdrang meinen ganzen Körper, ich wurde merkbar erregter, Jake zog mich wieder an seine anziehende, männliche Brust und ließ zu, dass ich in seinem Aftershave ertrank und benommmen die Augen schloss. Wie ich es eh schon die ganze Zeit tat, ich wollte ihn nicht fortwährend sehen, sondern fühlen- spüren, einfach nur wissen das er da war und mich bei ihm geborgen fühlen. Und mein Tastsinn war mehr als ausgeprägt, ich strich ihn über die Brust und fuhr seine Konturen seiner fast unscheinbaren Muskeln nach. Währenddessen strichen Jakes Hände immer weiter hinunter, bis er zu meinem Hosenknopf gelang. Ich bereute augenblicklich, dass ich mir keinen Rock angezogen hatte, vergas meine Dummheit aber schnell, als er veruchte mir sanft meinen Gürtel zu entziehen. Auch das noch, flennte ich melodramatisch. Natürlich in Gedanken, den äußerlich war ich zu aufgelöst, um überhaupt einen klaren Gedanken in einen Satz umwandeln zu können. Ich zitterte, seine andere Hand lag immer noch um meine Taille und er schaffte es tatsächlich mir meine Jeans auszuziehen.

Mein Herz raste um sein Leben, auch ich hatte das plötzlich erloderne Verlangen, ihm seine Hose wegzuziehen. Es erwies sich dann aber schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte. Einige Milli-Sekunden später, ich saß nun halbnackt auf seinen Schoß, hatte meine Arme um seinen Hals geschlungen, klebte an seinen Lippen und er aftershaveriechend und in Boxershorts sitzend, fielen wir nun wie Raubkatzen übereinander her und schlugen alle Hemmungen in den Wind. So langsam geriet alles aus der Bahn, wir beide waren keine normalen Menschen mehr, wir waren wie ferngesteuert von unseren Hormonen, konnte unsere Gefühle nicht bändigen und konnten trotz jeder Selbstvernuft nichts dagegen tun. Wir waren machtlos. Nein, wir waren voller Liebe und Leidenschaft, unser Gehirn war nicht mehr auf Normalbetrieb, alle Schalter waren umgelegt, die Sicherungen durchgebrannt. Die Welt schien von uns abgeschirmt zu sein, für mich gab es nur noch ihn und für ihn nur noch mich. Während ich langsam alles andere ausblendete und ihm in seine tiefgründigen Augen schaute, ließ ich es zu, wie er sich das Kondom über seinen Penis streifte und vorsichtig in mich eindrang...

Es war nicht logisch, es war Liebe.




Kapitel 13
'Weißt du, ich würde dich immer wollen!'




Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht, als ich langsam meine Augen aufschlug und die unendliche Wärme, die von der Sonne ausging, auf meiner Haut spürte. Noch im Morgentrauma versunken, sowie ich es immer war, drehte ich mich um und mein Blick heftete sich auf Jake, der in ruhigen Atemzügen vor sich hinschlummerte. In der leichten Morgenröte sah er aus wie ein kleiner Engel, er schlief so seelenruhig und unbeschwert, dass ich ihn nicht aus seinem tiefen Schlaf wecken wollte. Ich ließ also stattdessen die letzte Nacht Revue passieren und die Erlebnisse auf mich wirken.
Ein Anflug von Stolz erreichte mich und ich grinste, grinste so sehr, dass sich mein Gesicht fast spaltete, sicherlich sah ich aus wie ein Zirkusclown, der gerade seine legendären Grimassen einstudierte. Aber ich fühlte mich aufeinmal so frei, so unabhängig, so...erwachsen

. Mit Jake zu schlafen war ein himmlisches Gefühl, er war so vorsichtig und einfühlsam gewesen, dass ich nicht ein einziges Mal Schmerzen vernommen konnte und ich es ein bisschen bereute, dass ich nahezu ohne Taktgefühl über ihn hergefallen war.
Ich konnte sogar innerlich über meine Sorgen und Ängste lachen und über all die doofen Ratschläge und Warnungen hinwegsehen, die mich so in den Wahnsinn getrieben hatten. Sie erübrigten sich einfach. Nichts von alldem war wahr gewesen, ich fühlte mich pudelwohl und wenn sich das Gesicht von Jake in mein Gehirn hineinscannte, wusste ich aus welchem Grund ich es war. Jake war das große Los, er war mein ganz eigenes GLück. Ein Wunder, dass er mir so oft begegnet war und ich es nie bemerkte. Immer noch mein BLick auf ihn heftend, kuschelte ich mich an seine wohltuende Schulter und meine Sinnen waren wieder in ihrem eigentümlichen Rausch, als mich seine Brise Aftershave in ihren Bann zog. Bei ihm fühlte ich mich sicher, wie bei sonst keinem. Seine Liebe zeichnete mein Weg, um nichts auf der Welt würde ich ihn je eintauschen. Das konnte ich nicht leugnen, dafür war meine Liebe zu stark, zu drängend, zu voller Sehnsucht, Verlangen und GLückseligkeit. Ich konnte kleine Schweißperlen an seiner Stirn erkennen und musste schmunzeln, dass ich ihn angeblich so ins Schwitzen gebracht hatte. Die ordinären Gedanken, die ich zuweil in einer Schublade verdrängt hatte, erfassten mich wie ein Schlag und ließen mein Gehirnzentrum wieder auf Hochtouren fahren. Gebannt darauf, dass sich das Objekt meiner Begierde bewegte, hievte ich mich aus seinen starken Armen und streckte mich kräftig. Zufrieden lächelnd wollte ich mich in jenem Moment wieder an ihn anlehnen, da schlug er die Augen auf und zwei grüne Edelsteine linsten mich an. Nein sie strahlten- funkelten, sodass das Sonnenlicht ein lächerliches Abbild dagegen war. "Guten Morgen", flüsterte ich süffisant. Zärtlich streichelte ich seine Wange und übeschäumte fast vor purem Enthusiasmus. Ob ich ihn jetzt schon fragen sollte, wie es ihm gefallen hatte? Wohl eher nicht, schalt ich mich selbst. Er sollte ersteinmal wach werden und sich darüber klar werden lassen, was letzte Nacht geschehen war. Vorallendingen was mit uns geschehen war.
Sahen wir nun reifer aus? Waren wir reifer?
All die Fragen drangen auf mich ein und ich konnte sie partou nicht beantworten, das Gedankenlabyrinth wummerte und pochte in meinem Kopf herum, ohne mir eine Lösung zu offenbaren. Aber wollte ich das überhaupt wissen? Nein. Letztendlich war ich ich mir im KLaren, was für eine Wendung unsere Beziehung jetzt hatte und aus welchem anderen Licht man sie betrachten konnte.
"Hey, Lesley", murmelte er müde, aber ich sah das Glitzern in seinen moosgrünen Augen, sie schimmerten schöner als jeder erdenkliche Edelstein, zu schön, um es sich in seiner eigenen ausgeprägten Fantasie vorzustellen. "Und? Wie wie hast du geschlafen?", fuhr ich fort und knabberte auffällig an meinen Fingernägeln herum, hoffend, dass er meine Anspannung nicht spürte, aber wusste worauf ich hinauswollte. Ja, er wusste es. Natürlich. Ein unvergleichlich süßes Grinsen kräuselte sich auf seinem Gesicht. "Prächtig, Prinzessin. Übrings, die letzte Nacht werde ich nicht so schnell vergessen. Du warst der helle Wahnsinn. Ich liebe dich!" Allein die Worte versetzen mir einen Schlag, ließen zu, dass ich mich wieder in Trance befand, mit ihm reitend über einer bunten BLumenwiese, auf unseren weißen Schimmel und..."Ich fand es auch wunderschön, Jake. Du warst so zärtlich, weißt du das? Ich kann dir immer nur sagen, wie ich sehr ich dich liebe. Liebe, liebe, liebe! ", triumphierte ich lautstark und fiel ihm um den Hals. Glücklich. Frei und unendlich verliebt. Sein unverwechselbares kehliges Lachen ertönte und er erwiderte freudestrahlend meine euphorische Umarmung. Genieß den Augenblick, schoss mir ein Zitat in den Kopf und das wollte ich in diesem Augenblick stets beherzigen. Nicht nachdenken. Nicht sprechen. Nur fühlen. Genießen.



Ich hätte ewig so in seinen Armen liegen können. Und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn wir Beide ganz allein auf dieser Welt gewesen wären und somit einigen unangenehmen Mitmenschen zu entgehen, den Weltproblemen und all den Kummer zu entkommen, die wie ein dunkler Schatten über unsere Erde herrschten. Das Leben schien auf eine Weise perfekt zu sein, wenn nur wir Beide exestieren könnten. All das Leid würde vergessen sein und ich würde mein Leben nur ihm widmen. Pah!- wie naiv meine Weltanschauung mal wieder war, ärgerte ich mich trotzig. Meine Träume gingen in die Realität über, ich schüttelte wiedereinmal den Kopf, um meinen Hirn von dem Schwachsinn zu lösen. In Jakes Nähe war meine Sicht leicht eingeschränkt, ich war verliebt und ich wollte und konnte mir einfach nichts Schönerers vorstellen, als mit ihm zusammen zu sein. Klar war mir bewusst, dass das Leben kein Zuckerschlecken war, aber ich war nicht dazu verpflichtet mein Mitleid an jeder Ecke herauszulassen. Zumindest nicht immer. Nicht hier. Nicht jetzt. Die Stille, die uns umgab war beruhigend und ich tat mich schwer, nicht wieder einzuschlafen. Das Schweigen war auch keineswegs peinlich, ich fühlte mich wohl.
Das Einzige was ich wollte, war ihn atmen zu hören, mich von seinen Duft einlullen und zulassen, dass er mich in seinen Armen wog. Mehr wollte ich nicht, mehr Anforderungen hatte ich nicht an das Leben. Und aufeinmal kam ich ich mir gar nicht mehr so naiv und dumm vor. Schließlich war es erlaubt, als 16-jähriges Mädchen von einer heilen, schönen Welt zu träumen, auch wenn die Fantasie dann leicht aus allen Fugen geriet. Und diese Welt ein wenig unrealistisch war.
Mir war es gleich. Mein Blick verfing sich auf Jakes unergründlichen Gesichtsausdruck, er streichelte sacht meinen Arm und wahrscheinlich war er auch der Naivität verfallen und dachte an eine gemeinsame Zukunft. "An was denkst du gerade?", sprudelte es aus mir heraus und ich schlug mich innerlich dafür. Innere Blutungen waren mir jetzt sicher. Imaginär jedenfalls. Die Frage musste

ja kommen. Was sollte er jetzt von mir denken? Nicht das ich die Frage zum ersten Mal stellte, aber wenn ihr mir jetzt sagte, dass es ihn nicht gefallen hatte und er nun zum Entschluss gekommen war..Den letzen Gedanken verdrängte ich blitzschnell aus meinem Gehirnzentrum, suchte nach einer freien Schublade, um ihn darin zu verstauen und nie wieder herauszuholen. Das war ja völliger Unsinn, was ich mir da zusammensponn Er liebte mich und wenn ich die letzte Nacht toll fand, blieb nur eine Antwort offen. Und zwar, dass er der gleichen Meinung war wie ich. Ich setzte mich aufrecht hin und legte die Bettdecke beiseite, um ihn genau anzuschauen. Unschlüssig fixierte er mich und in diesem Moment, hätte ich mir nichts sehnlichster gewünscht, seine Gedanken lesen zu können. Wie aus seiner leichten Trance erwacht, erwiederte er: "An dich. Ich denke nur an dich, das weißt du doch", er lächelte sanft, doch sein Blick war ernst und entschlossen. War sein verwirrendes Mienenspiel Absicht oder war er nur ein wenig durcheinander? Denn uwillkürlich begann ich an seiner Aussage zu zweifeln. Ich wollte mir auch diesen Gedanken aus den Kopf schlagen, aber dieses bedrückende Gefühl ließ mich einfach nicht mehr los. War ich doch zu früheilig gewesen? Hätte ich ihn mehr Zeit lassen sollen? Doch all die Fragen, die ich mir innerlich verzweifelt stellte, wollten keinen richtigen Sinn ergeben. Er hatte es doch zugelassen, er war so in Fahrt gewesen, dass man ihn hätte unmöglich bremsen können. Aber warum um Gottes Namen verhielt er sich aufeinmal so komisch und erzählte mir nicht die Wahrheit? Ich war der Verzweiflung nahe und ich unterdrückte ein paar Tränen, die sich einen Weg durch meinen Tränenkanal kämpften. Ich wünschte mir, dass ich mir das alles nur einbildete und ich ihm endlich Glauben schenken konnte. Klar, liebte er mich und natürlich hatte es ihm auch gefallen, das stand außer Frage. Doch diesen Blick hatte ich zuvor noch nie in seinen smaragdgrünen Augen gesehen. Die Worte klangen wie auswendig gelernt, sein BLick war unehrlich gewesen und sein Lächeln einfach falsch. Ich ankerte mich mit voller Willenskraft an den Gedanken fest, dass ich unrecht hatte. Dass ich ihm glaubte und ich selbst ein wenig verrückt spielte. Schließlich passierte so ein Ereignis nicht jede Nacht und jeder ging damit anders um. Mit einem tiefen Atemzug, den Versuch umgehend paranoid zu werden, beschloss ich Frühstück zu machen. Ich hielt es nicht mehr aus. Das Schlimmste war, ich wusste nochnichteinmal was ich nicht aushielt und aus welchem Grund. "Das ist ein schöner Gedanke", säuselte ich, bevor ich aus dem Bett kletterte. Schnell zog ich mir sein, immer noch gut duftenes Hemd über und meine Jeans, um dann eilig in die Küche zu marschieren, um etwas zu Essen zu machen. Ich wusste nicht, ob ich wieder eine Einbildung hatte, doch ich spürte im Rücken einen warmen Blick und wiedereinmal verflogen alle Ängste in Sekundentakt. Ich hatte erneut begriffen, wie unsinnig sie wirklich waren. Zum Glück.

'Mach dich nicht mit deinen Sorgen und Ängsten verrückt. Unsicherheit ist gesund, aber zuviel des Guten zerreißt dich innerlich und du gehts, ohne es zu bemerken,jämmerlich zu Grunde.'




Kapitel 4
'Habe alles losgelassen, um nach deinen Händen zu greifen!'




Ich trottete gedankenverloren in die Küche, um dann mein Gesicht vor den eintreffenden Sonnentrahlen, die in den Raum fluteten und mir jede Sicht stohlen, abzuschirmen und den Herd anzuschmeißen. Ich nahm mir eine Pfanne und hätte sie beinnahe fallengelassen, ehe sie auf einer Platte stand. Was war bloß mit mir los? Ich war ja past paranoid, total aufgedreht, nervös und ich zitterte zudem noch am ganzen Körper. Während ich die Eier von ihrer Schale entfernte und sie allmählich in Spiegeleier verwandelte, bahnte sich immer das Bild von Jake vor meinem inneren Auge.
Wie er dagesessen hatte, völlig abwesend und kühl. Dabei war ich selbst doch so glücklich und normalerweise waren wir immer aufeinander abgestimmt. Total auf einer Wellenlänge, es gab nichts, was wir uns verschwiegen oder voreinander nicht wussten. Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und rief Jake in die Küche, in der wir dann uns immer noch anschweigend unsere Spiegeleier in uns hineinfraßen. Ab und zu schielte ich zu ihm hinüber, doch sein Blick fiel ins Leere. Es versetzte mir einen schmerzvollen Stich. Meine Augen brannten und ich konnte meiner Würde nicht mehr lange standhalten. Aber wenn ich jetzt anfing loszuheulen, versaute ich wahrscheinlich alles. Wenn ich überhaupt vorher etwas versaut hatte, er sprach ja nicht mit mir. Ein wenig widerwillig beschloss ich all meinen Mut zusammenzunehmen, um ihn nach seinen Gemützustand zu fragen. Was hatte ich schon zu verlieren. Außer ihn.

"Jake?", fragte ich und setzte ein verträumtes Grinsen auf. So gut es eben ging. Sein leerer Blick hob sich und als hätte in ihn eine Bombe eingeschlagen, verflog er und machte einem verständnisvollen Gesichtsausdruck Platz. Seine Augen glühten so grün, wie nie zuvor und ließen mein Herz eine Oktave schneller schlagen. Interesse und Fürsorge spiegelten sich darin, so wie ich es gewohnt war. "Was ist eigentlich mit dir los? Du bist den ganzen Morgen schon so komisch und sprichst kaum mit mir. Es ist, als hätte man ein Schalter in dir umgelegt. Hat es dir denn nicht gefallen?" Der letzten Satz war eher ein leises Murmel, ich wagte ihn kaum auszusprechen, aus Angst er könnte sich bestätigen, zur unerträglichen Wahrheit werden, die ich so sehr fürchtete.
Im Augenwinkel erkannte ich, wie Jake miesmutig die Augen verdrehte. Alle Hoffnungen erloschen auf die Sekunde und ich war mir absolut sicher, dass er mit mir Schluss machen wollte. Aus welchem Grund er das auch immer tun wollte. "Was das mit gestern anbelangt", ergriff er das Wort, "kann ich dir nur immer sagen, wie wunderschön es für mich gewesen war. Ich hätte echt nicht gedacht, dass mein erstes Mal so toll sein würde. Ich bin nur ein wenig überrumpelt, weißt du? Ich wollte dir gestern eigentlich noch etwas erzählen, aber dann hast du mir den Blumenstrauß entrissen..und", er stockte, um neu anzusetzen. "Nicht das es mir nicht gefallen hätte und der Moment war perfekt fürs erste Mal, aber ich wünschte , ich wäre es vorher losgewesen, um mich dann völlig entspannen zu können." Sein Wortschwall wollte keinen Sinn ergeben, doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wollte er mir etwa beichten, dass er mich betrogen hatte? Er deswegen so komisch war und ich ihn nicht wieder erkannte?
"Oh, verdammt. Es tut mir leid, wenn ich dich mal wieder nicht aussprechen lassen habe. Anscheinend zerbricht dir die Sache, die du mir sagen wolltest, ganz schön den Kopf?", hakte ich mit Unschuldsmiene hinzu. Doch innerlich brodelte ich vor Angst und dem Ungewissen, verletzt zu werden.
Ohne es zu bemerken, fluteten abertausende Gesichter an meinem inneren Auge vorbei, alle von wunderhübschen Mädchen. Zweifellos hübscher und gebildeter, als ich es war. "Mmh, kann man wohl so sagen. Und ich wollte erst dich fragen, bevor ich zustimme." Mein Herz und gleichzeitig auch mein Hirn setzen aus. Hatte ich mich gerade verhört? Wollte er mich ernsthaft fragen, ob er von meiner Seite aus fremdgehen durfte? Meine Stimmung hellte sich auf, denn mir wurde bewusst, dass es um etwas ganz Anderes gehen musste.
Mein Erleichterungsseufzer arterte fast in eine Asthmaekstase aus. "Wie um Zustimmung fragen?", erwiderte ich völlig vor den Kopf

gestoßen und mein Gesichtsausdruck nach zu urteilen, sah ich einer Nervenklinikpatientin gefährlich ähnlich. "Nun ja, weißt du, Chester und Spencer haben vor kurzem eine Band gegründet und sie brauchen noch jemand für das Schlagzeug. Sie haben mich gefragt, ob ich nicht dabei sein wollte. Natürlich wollte ich dich zuerst darüber in Kenntnis setzen. Wenn du verstehst, was ich meine." Ich hätte augenblicklich in Tränen ausbrechen können. Und das nicht vor Trauer und Trennungsschmerz. Stattdessen brach ich innerlich in Gelächter aus ,weil ich erneut so eine Furie gewesen war und mich mit allmöglichen Unsinn auseinander setzte. Es war so offensichtlich von mir, sich wiedereinmal in unbegründete Sorgen zu stürzen. "Du brauchst mich doch nicht zu fragen, Jake. Es ist doch deine Sache. Aber ich freue mich natürlich total, dass du endlich eine Chance hast, deine Leidenschaft für Musik in einer Band zu verinnerlichen. Das war doch immer dein Traum!" Ich schlang den Rest meines Spiegeleis in mich hinein und setzte mich kichernd auf seinen Schoß. Die letzten Worte hallten in meinen Gedanken wieder, bis ich sie vergas. Denn ein viel mächtigerer und besitzergreifender Gedanke schoss wie ein Blitz auf mich ein und bahnte sich ein Weg, vorbei an die grauen Zellen, und setzte sich an meinem pulsierenden Gedächtnis fest. Was würde passieren, wenn Jake absofort seine Aufmerksamkeit nur auf die Band richtete und mich damit völlig vernachlässigte? Und erst jetzt realisierte ich, dass Chester in der Band war und meine Alarmglocken schlugen unentbehrlichen Alarm. Nun nahm mir dieser komische Kerl nicht nur meine beste Freundin weg, sondern auch meinen Freund! Ich war zweifellos zu früheilig gewesen. Wie konnte ich dem allem nur zustimmen? Wie konnte ich Chester nur in irgendeiner erdenklichen Weise vertrauen? Er nahm mir alles weg, was ich liebte, die Menschen, die mich zu dem machten, was ich war. Noch ein weiterer Gedanke zerrte an den Rändern meines Verstands. Er leuchtete glasklar vor mir auf. Hass. Ich hasste Chester, meine Smyphatie, die ich am Vorabend für ihn erspürte, war wie vom Erdboden verschwunden. Als wäre sie nie da gewesen, hätte nie exestiert. Nun überschlugen sich alle meine Gedanken. Einerseits wollte ich Jake seinen neuen womöglichen Erfolg nicht nehmen. Andrerseits hatte ich panische Angst, ihn nun auch noch zu verlieren. Ein weiteren Verlust, war ich nicht imstande zu verkrapften. Mein Adrenalinspiegel hatte inzwischen seine Höchstmarke erreicht und mein Herz schlug so hart und heftig gegen meinen Brustkorb, dass ich Mühe hatte, frei aus und ein zu atmen. Aber wäre ich nicht eine totale Egostin, wenn ich ihm sein Traum in einer Band zu sein, verbieten würde und ich ihn nur für mich alleine haben wollte? Oder konnte man es auch mit Verständnis betrachten? Verständnis dafür, dass ich unendlich große Angst hatte, ihn dadurch zu verlieren. Das Leben war kein Wunschkonzert, ich musste mit dem zurechtkommen, was mir das Schicksal bereithielt.
Nüchtern beobachtete ich die Tatsachen mit einer herablassenden Haltung, als wäre es die einer Fremden. Doch das war nur meine äußere Hülle, stark und auf keinen Fall verletzbar. Innerlich sah das Schauspiel ganz anders aus, ich war hin und hergerissen zwischen Herz und Verstand. Wahrscheinlich war das eh alles eine Sache des Bauchgefühls und mein Bauch sagte mir, dass es nur fair gegenüber Jake wäre, ihn gehen zu lassen. Seine feinen Gesichtszüge verwandelten sich in ein breites Lächeln und ich wollte nicht zulassen, dass er wegen mir, unglücklich war. Ich ihm, egoistisch wie ich manchmal war, seinen Traum vorenthielt. Nein, das wollte ich nicht. Aber ich konnte mich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass er nun regelmäßig bei Chester abhing, zumal er schon Jenna in seine Gewalt hatte. Um ihn herrschte eine Aura, die es einem nicht möglich machte, sich vor ihm zu schützen. Das hatte ich ja bereits am eigenen Leib erfahren. Als hätte mein Gedankenvelauf eine Kehrtwendung gemacht, küsste ich Jake sanft auf die roséfarbene Wange und flüsterte: "Ich freue mich so für dich! Lass uns gleich hingehen und das neue Bandmitglied feiern!" Einfallslos, ich weiß. Aber ich konnte ihm nicht mehr vorspielen und auch nicht weniger. Zudem konnte ich ihm auch nicht versprechen, dass ich das alles gut hieß. Doch wie gesagt, ich tat das für ihn. Für den Menschen, den ich am Meisten auf der Welt liebte und verehrte. Dem ich alles erlauben würde, egal wie es danach in mir aussah. "Danke Lesley, dann lass uns mal gleich los! Chester meinte, ich könnte jederzeit vorbeikommen!" Immer noch ein breites Grinsen auf den Lippen, zerrte er mich zur Tür. Ich lächelte nur besonnen. Mein Herz war bereit, es sagte ja. Mein Verstand leistete Widerstand, versuchte mich in seinem Zaum zu halten, kettete mich fest.
Er verlor gnadenlos, denn als ich in Jakes unergründliche Augen schaute, pochte mein Herz demonstrativ los, als wolle es mir bescheid geben, dass ich das absolute richtige tat. Ein wenig zögernd und mit einem bedauernden Lächeln auf meinen Lippen, schloss ich die Tür und ging dem, völlig aufgedrehten und vor sich hinredenen Jake, hinterher. Schicksal, dachte ich trübselig. Schicksale kommen und gehen, du musst nur damit umgehen, ergänzte eine Stimme in meinem Hinterkopf, die nicht meiner, sondern der von Jenna glich. Erstaunlich. Das war mein letzter Gedanke über dieses Thema.

'Und manchmal wünschte ich mir, es wäre alles so wie früher...'




Kapitel 15
'Ich nehme mir alles zu Herzen. Grundsätzlich.'

Es war ziemlich uneigennützig von mir, Jake mit meinen erdolchenden Blicken zu quälen, doch in mir kam einfach nicht dieses Glücksgefühl auf, welches ich sonst immer besaß, wenn er sich freute. Diesesmal war es anders. "Und, bist du genauso aufgeregt wie ich?", fragte er optimistisch und nahm meine Hand. Ohja. Meine Euphorie war kaum zu bändigen, setzte ich in Gedanken murrend, zu meinem eh schon deprisiven Monolog, hinzu. Mein innerer Blick verankerte sich auf die Taste in meinem Gehirn, die sich strikt dagegen wehrte gedrückt zu werden, weiterzugehen, ihm zu folgen- Dem Schicksal zu folgen. Jedoch felsenfest davon überzeugt und im Unterbewusstsein drängend, drückte ich sie ohne Hemmungen und konnte nun auch ein leichtes Lächeln auf meinen gefrorenen Gesichtsausdruck zulassen. Mir fiel es sichtlich schwer, doch ich blieb standhaft und klammerte mich mit aller mentalischen Kraft an diese vor meinem inneren Augen, rotaufschimmernde Taste fest.
"Wie heißt die Band eigentlich und welche Musikrichtung habt ihr vor zu machen?", fragte ich stattdessen, um meine Verlustängste hintenanzustellen. Jakes Blick blieb unverkenntlich an meinen hängen und es schien mir, als wäre die Welt um uns herum stehengeblieben und wir wären das Einzig Lebende und Liebende auf dieser Erde. Und als hätte er diese Frage schon einmal in meinen Augen gelesen, antwortete er sanft: " Die Band heißt "The Restless Hearts" und geht eher in die Punk-/ Cosplay Richtung über. Es steckt viel Energie und Abwechslung dahinter, Chester hat mir eine Cd mitgegeben, falls du mal reinhören willst." Ich nickte und fühlte mich wiedereinmal schuldbewusst. Er ging in der ganzen Sache total auf, kam aus sich heraus und traute sich an etwas Neuem, während ich ihm davon abzuhalten versuchte, bloß weil ich die Angst hatte, er könne sich in ein anderes Mädchen verlieben, was meines Erachtens ja selbst völlig krank klang. Wenigstens im Augenblick, wo alles so perfekt zu scheinen schien. "KLingt ja gar nicht mal so schlecht", musste ich widerwillig und ein wenig verständnisvoller zugeben. Ihm lag diese Sache mit der Musik einfach. In ihm schlummerten unendliche viele unentdeckte Talente, die er ausleben sollte. Und obwohl es mir reichlich unglaubwürdig vorkam und ich erstmal blinzeln musste, um meinen neuen Gedankengang zu erfassen, fand ich, dass ihm nichts und niemand, davon abhalten sollte. Selbst ich nicht, auch wenn die Eifersucht so stark in meinen Adern pulsierte, dass mir oft unbewusst das Herz zugeschnürt wurde und ich es nichtsahnend zuließ. "Finde ich auch und ich bin froh, dass du mir Freiraum bei der Sache lässt, weißt du?" erwiderte er, mit einem dankbaren Unterton. Obgleich ich ihm vieles vorspielte oder wenigstens im Ansatz versuchte, damit umzugehen und ihn zu unterstützen, konnte ich nichts für dieses unregelmäßige Pochen meines Herzens und die Schmetterlinge, die sich wiedereinmal ums dreifache zu vermehren schienten. Er sollte einfach nur das machen, was er wollte, er für richtig hielt. Ebendrum war es wichtig, ihn gerade jetzt mit Rat und Tat zu Seite zu stehen. Mit ihm darüber zu reden, ihn Mut und Kraft zu geben. Statt ihm das alles aus und schlecht zu reden. Es musste das Richtige getan werden, forderte mein Verstand. Und mein Herz ließ die Antwort zu, die besagte, sie schnellstmöglichst zu beherzigen. "Das mache ich doch gerne Jake. Ich liebe dich, das weißt du. Solange du nicht nächtelang unterwegs bist und mit Groupies in einem Tourbus schläfst, ist alles in bester Ordnung", sagte ich feixend, fast schon zu unbeschwert. Zu verdächtig. Doch sein weicher Blick war wie festgeankert, ihn umhüllte eine ruhige Aura, man konnte ihn jetzt unmöglich aus der glücklich währenden Fassung bringen. Und es wäre einfach nur unfair gewesen, wenn man es nur versucht hätte. Unter dem umnebelten Konfklit mit mir selbst und dem Smalltalk mit Jake, vergas ich die Umgebung um mich herum wahrzunehmen. Wir waren auf einer immergrünen Grasfläche angelangt, die von einer Reihe von wildumwachsenden Bäumen gesäumt wurde. Die Sonnenstrahlen fielen durch die knorrigen Äste und trafen sich inmitten der weitreichenden Wiese. Ein himmlisch schöner Anblick analysierte ich träumerisch- wieder versunken in dieser Trance, die mich in meine undurchdringbare Traumwelt führte. Aber ich wusste, dass ich die romantischen Momente mit Jake absofort einschränken musste. Ein kaum vorhersehbarer Schmerz drang sich einen Weg in mein kleines, eh- schon übersprapiziertes Herz hinein. Ob all die schönen Momente auf unseren Lieblingsplätzen der Vergangenheit angehörten, wenn er sich jetzt der Musik zuwandte? Eilig schloss ich die Augen, um die vielen bezaubernden Erinnerungen noch ein mal Revue passieren zu lassen. Ich ließ sie an meinem inneren Auge vorbeifluten und ich hatte das Gefühl, als könnte ich sie mit meinen Händen fassen. Sie festhalten und unter meinem Sweatshirt verstecken. Still und heimlich, ohne dass es jemand bemerkte und sie irgendwo verstecken, wo sie keine Menschensseele finden konnte. Dort könnte ich sie immer wieder herausholen und mich an vergangene Zeiten erinnern, die längst passé geworden waren.
Dieser Gedanke sog an meinem Verstand, ließ zu, dass ich wieder in die Realität stürzte und Jake, mit einem glückseligen Lächeln, zu signalisieren zu versuchte, das alles in Ordnung sei....

Wo ist das Marmeladenglas für schöne Momente?




Kapitel 16
'Zeiten ändern sich. Momente vergehen. Erinnerungen bleiben.'



Grelles Lampenlicht refklektierte sich in meinen Augen und ich blinzelte stark, um mich davon zu lösen. Es war nicht gerade der Empfang, den ich erwartet hatte. Die rustikale Bühne stand inmitten des leicht abgedunkelten Raumes und es lag eine geheimnisvolle Aura in der Luft, die ich trotz meines Pessimismus wahrnehmen konnte. Wo hin man auch sah, säumten eine Reihe von den unterschiedlichsten Gitarren die eine Seite des Raumes und weckten in mir meine volle Aufmerksamkeit. Bevor ich mit Jake zusammengekommen war, wollte ich Gitarre spielen lernen, jedoch legte sich dieses Bedürfnis, nachdem der ganze Beziehungstrouble losging. Vielleicht könnten Jake und ich, durch diese Band, ja wieder gemeinsam zur Musik finden, da er wegen meiner Wenigkeit, auch erstmal seinen Traum beigelegt hatte. Und dieser naiver Gedanke zauberte ein Lächeln um meine Lippen, da er gar nicht mal so abwegig klang. So konnte ich ihm trotz allem nahe sein, ohne ihn von seinem Traum abzuhalten. Nachdem ich mir den Proberaum genau angeschaut hatte, fing ich an, die herumstehenden Menschen zu analysieren. Ich tippte auf Freunde von Chester, da sie sich alle wie einen Bienenschwarm um ihn tümmelten und wild auf ihn einredeten. Da meine Sinne leicht abwesend waren, bemerkte ich erst ein paar Sekundentakte später, dass ich fror und ich spürte reflexartig einen Arm um meine Schulter schnellen.
Jakes Wahrnehmungen waren weitaus ausgeprägter als meiner selbst."Danke!", hauchte ich, als er mir seine Jacke reichte.
Jedoch änderte ich meinen Sopran, als Jake zu Chester hinüberlief und mit ihm freundschaftlich einklatschte, in ein Furcht einflössendes Grollen. "Hey Jake, cool, dass du zur deinen ersten Bandprobe kommst!", konnte ich Chester mit seiner tiefen Stimme grölen hören und ja, ich musste mir ein Lächeln unterdrücken, als Jake mit glitzernden Augen, zum Schlagzeug ging und Chester irgendwas von neuen Liedern erzählte, die er auf dem Instrument spielen konnte. Und wieder stellte ich fest, dass ich ausnahmslos glücklich war, wenn er es war. Mittlerweile hatten sich alle auf ihre Plätze gestellt. Chester war der Leadsänger, wie ich vermutete, da er ein Mikrofon aus einem der Kartons nahm, die neben den Gitarren standen und ein paar mal hineinkrächzte, um den Ton zu testen. Ein schmales, ungefähr 16-jahre altes Mädchen mit blau-grauen Augen und einer honigblonden Mähne, nahm sich eine pink-schimmernde Gitarre zu Hand und machte Anstalten sie zu stimmen. Sie war bildhübsch, ihre blasse Haut bildete den unvergleichlich tollen Kontrast zu ihren Haaren. Trotz dieser Feststellung, spürte ich wie sich mein Herz krampfhaft zusammenzog und sich mein Blick auf Jake heftete, der sich aber zu meinem Glück nur für sein Schlagzeug interessierte. Den Rest seiner verbliebenden Aufmerksamkeit schenkte er mir, mit einem halbherzigen Lächeln. Das Mädchen trug ihre Mähne offen und hatte sich in ein schwarzes Tüllkleidchen eingehüllt, dazu trug sie Converse Chucks und abertausende Armbänder zierten ihre Handgelenke. Ihre Gefährtin, die rechts neben Chester stand, sah einfach nur atemberaubend aus und diesesmal war der Stich in meinem kleinem Herzen noch schlimmer, als zuvor. Ihr Schönheit war kaum in Worte zu fassen, geschweige denn zu beschreiben und ich wunderte mich, dass Jake noch kein Auge auf sie geworfen hatte. Ich hoffte im Stillen, dass Jake sie aus seinem Wahrnehmungszentrum ausblendete und verbahnte und sie nicht beachten würde. Doch es kam, wie es kommen musste. Chester bemerkte, dass das wunderschöne Mädchen mit dem Mikrofonständer nicht klarkam und drehte sich bestimmend um. Nachdem er sie zurechtgwiesen hatte, stellte er Jake das Mädchen vor. "Das ist Lexie, sie ist erst seit einer Woche in der Band und muss sich auch ersteinmal zurechtfinden", und sein leicht agressiver Blick blieb an dem, jetzt hochnäsig wirkenden Mädchen, hängen. Ihre topasbraunen gewellten Haare, die ihr bis zur Taille reichten und ihre bambigroßen ozeanblauen Augen fesselten mich, zogen mich in deren Bahn und ich war mir sicher, dass ich als Junge vermutlich auf die Knie gefallen wäre und gesabbert hätte. Jake nickte freundlich und nahm ihre Hand. Ich zuckte zusammen und stellte fest, dass sich mein Herz wieder schmerzhaft zusammengezogen hatte und mein Adrenalinspiegel auf Hochtouren lief. Ihr, bis zu den kniereichendes Cocktailkleid, schmiegte sich an ihren graziösen Körper und ließ alle Minderwertigkeitskomplexe in mir hervorrufen, die ich besaß! Wie konnte man nur so verdammt 'geil' aussehen, wie ich es jetzt ausgedrückt hätte. Tausend Gefühle stürzten auf mich ein und sie überollten mich so tornadowütig, dass ich Mühe hatte, meine Standfestigkeit zu erhalten. Heiße Tränen rannen mir über das Gesicht und all die Ängste, die ich je durchstehen musste, waren wohl der Meinung just in diesem Moment ausbrechen zu müssen. Das war mal wieder so offensichtlich, dass ich meine Gefühle wie gewohnt nicht zügeln konnte und alles dann einzustürzen drohte, wenn ich gerade bereit war, Mädchen kennen zu lernen, die eine womögliche Konkurrenz für mich und Jake zu sein schienen.
Ganz besonders für mich. Die Eifersucht, die sich unbemerkbar an meinem Herzen emporkroch, jedoch mit jedem Atemzug intensiver wurde, schien in mir zu brennen, regelrecht in abertausende Flammen aufzugehen, die ich mit Mühe mental verdrängen konnte. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich mir immer so viele Gedanken machte. Ich nahm mir einfach alles zu Herzen. Grundsätzlich. Die hoffentlich unbedeutsame Begrüßungszeremonie von Lexie war soweit abgeschlossen und mein inzwischen, wieder auf Normalmodus laufendes Herz , machte einen kleinen glücklichen Sprung, fast so als würde es erleichtert ausatmen, als Jake auf mich zukam und mir das süffisanteste Lächeln darbot, was ich so vergötterte und wofür ich ihn mein Leben lang anhimmenln könnte. Fast, als hätte er gewusst, wie sehr mich das hier alles mitnahm. Obgleich es einen Grund dafürgab und dieser Grund berechtigt war oder nicht. Jake verstand, wann ich bedrückt war. Verstand es sogar dann, wenn ich versuchte es so auffällig wie möglich vor ihm zu verbergen. Seine Wahrnehmungssignale waren Meinen weit voraus. Doch es störte mich nicht. Ich genoß es, wenn er mich sowie jetzt in den Arm schloss und mir fast undeutlich ins Ohr flüsterte: "Ich liebe dich. Mache dir keine Sorgen. Sei nicht eifersüchtig, Süße.", um dich dann anschließend vor aller Welt zu küssen und all den Anderen damit zu verdeutlichen, dass ich sein Mädchen war. Ich, ich, ich. Und nein ich fuhr nicht auf Personalpronomen ab und nein, ich war auch nicht selbstverliebt oder dergleichen. Ich war mir bewusst, dass meine Eifersucht völlig normal war und mir nur zu verstehen gab, wie sehr ich Jake liebte und wie sehr ich ihn brauchte. "Ich weiß ", flüsterte ich leichthin. Jake sollte wissen, dass ich ihm trotzdem mein vollstes Vertrauen schenkte, auch wenn sich das schwieriger erwies, als ich vermutetet hatte. Aber was war schon groß passiert, in den letzten fünf Minuten ? Ich habe Jake zu seiner ersten Bandprobe begleitet und deren Mitglieder kennengelernt. Gut, nicht direkt, aber ich konnte mir ein Bild von ihnen machen und den ersten Eindruck gewinnen, dessen was vor mir stand und mir einen großen Zeitraum, den ich mit Jake verbringen konnte, wegnahm. Da waren zwei wunderschöne Mädchen, die auch in dieser Band waren. Lexie, die rassige Lolita und das blonde Mädchen, deren Namen ich noch nicht wusste, aber auch nicht unbedingt wissen wollte. Mit diesen Menschen würde Jake absofort die Hälfte seiner Zeit verbringen und ich war die Doofe, die zuhause auf ihn wartete und sich mit schrecklichen Einbildungen, die Zeit vertrieb. Doch wie er mich in jenen Moment in den Armen hielt, ich seinen unverbesserlichen Duft einatmete, seine Körperwärme an meinem ohnehin schon heißem Gesicht spürte und in seine smaragdgrünen Augen schaute, so konnte ich einfach nicht böse auf ihn sein. Vielleicht bot sich ja auch mal ab und zu die Gelegenheit, ihn zu entführen und ein paar Stunden mit ihm alleine zu verbringen, denn mir war jetzt schon bewusst, dass die Musik sich wieder zu Jakes 'Baby' entwickleln würde und es notwendig war, ihn daran zu erinnern, dass ich auch noch irgendwo exestierte. Auch wenn das jetzt ziemlich kindisch und besitzergreifend klang, ich würde ihn immer begleiten, wenn er zu seiner Bandprobe ging. Ich bewachte ihn ja nicht in dem Sinne, schließlich vertraute ich ihm so sehr, wie keinem anderen Menschen auf der Welt. Aber es gab mir ein besseres Gefühl, wenn ich dabei war. Wenn er
schon mit diesen beiden Sexgöttinnen seine kostbare Zeit verbrachte, war diese Reaktion meinerseits doch zu erwarten. Ein seliges Lächeln umfuhr meine Lippen, die sich zuvor zu einer harten Linie zusammengezogen hatten. Ein kalter Lufzug ließ mich einen Herzschlag zusammenzucken, da sich Jake von mir abwendete und ans Schlagzeug setzte. Die Bandprobe begann. Alle schienen in ihrem Element zu sein. Die Gitarren von Lexie und Safura, wie ich vorhin mitbekommen hatte, waren perfekt aufeinander abgestimmt, Chester traf jeden Ton und auch Jake machte sich nicht schlecht. Die Musik wurden allen einmal in die Wiege gelegt, sie hatten es alle im Blut und wie ich mich so umschaute, fühle ich mich urplötzlich so....nutzlos. So als wäre ich verloren, am falschen Ort zur falschen Zeit. Und dann ging ich , wortlos. Mit Jakes verblüffendem Blick in meinem Rücken, knallte ich die schwere Tür zu und schlurfte Richtung Ausgang. Und als ich in die grelle Mittagssonne trat, bemerkte ich kaum, wie sich eine kleine Träne einen Weg erkämpfte, um dann unscheinbar an meiner Wange herunterzulaufen. Meine Gedanken waren zugenebelt, mir war es kaum möglich einen klaren Gedanken zu fassen. Jake war so glücklich und ich sollte es seinetwegen auch sein. Doch wie sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte es nicht. Ich kam mir vor, wie der mieseste Mensch auf Erden. Ich wollte mich selbst nicht mehr kennen, war mir fremd wie noch nie. Warum wollte ich ihn das nicht gönnen? Dem Jungen, den ich doch überalle Maßen liebte und von dem ich nicht genug bekommen konnte? Mit dem ich gestern meine Unschuld verloren habe, und er mich damit, noch glücklicher, als zuvor gemacht hatte? All meine wirren Spekulationen wollten keinen Sinn ergeben und ich war mir sicher, dass sie es auch nie tun würden. Es schien mir , als würde die Welt jetzt schirr zusammenbrechen. Ein schwarzer Vorhang fiel und versperrte mir die Sicht. Aber nicht er war schuld, an meiner geistigen Schranke. Ich war hier, die man nicht verstand, ich war mir selbst ein unerklärliches Rätsel. Ich war eine schlechte Freundin, nichts weiter. Deswegen musste ich so schnell wie möglich einen Weg finden, um all das Unerklärliche zu stoppen, was mich seit Tagen innerlich auffraß. Jake zuliebe. Weil ich ihn unter keinen Umständen verletzten wollte. Meine kranke Eifersucht musste aufhören, wenn es erst mal angefangen hat, ist es sicherlich schwieriger davon loszukommen. Nein, ich wollte keine Pyschotusse werden, wie soviele, die ich kannte. Doch bevor ich eine gute Freundin sein konnte, musste ich zunächst herausfinden, was in mir selbst vorging und warum ich seit Tagen so gottverdammt komisch und misstraurisch war.
Das würde schwer werden. Wo sollte ich bloß anfangen?

'Das größte Rätsel in meinem Leben bin ich selbst!'




Kapitel 17
'Was tust du? Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen' !

Ich gehörte nie zu den Personen, die den Drang hatten, einer gewissen Person hinterher zu spionieren oder sie in jeglicher Weise zu kontrollieren. Aber nun war es anders. Das hatte ich wenigstens im Gefühl. Ich wollte Jake nicht einengen oder ihn gar keine Freiheit mehr lassen, aber ich wollte auch auf keinem Fall irgendetwas aus seinem Leben verpassen, schon gar nicht, wenn es sich um seine Zukunft drehte.

Impressum

Texte: Alle Ideen entspringen aus meiner eigenen Fantasie.Ich habe mich zwar inspirieren lassen, letzendlich liegen aber alle Rechte bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 31.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An meine wundervollen Freunde! :) Ihr spielt die Hauptrolle, in dem Film, der sich mein Leben nennt. Ihr seid es, die meinen Weg zeichnen. Jake? Es war eine wundevolle Zeit mit dir. Auch dir ist dieses Buch gewidmet. Und an mich selbst, da ich das auch für mich tue. Ich fühle mich wohl dabei, kann in meine eigene Welt tauchen. Das ist einfach nur zauberhaft. :)

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