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"c-a-f-f-e-e trink nicht so viel Kaffee!
nicht für Kinder ist der Türkentrank,
schwächt die Nerven, macht dich blaß und krank,
sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann."

Diesen Kanon haben wir damals im Musikunterricht gesungen. Ok ich gehe davon aus das der grösste Teil von euch das noch nie gehört hat, schließlich bin ich schon Oma und meine Schulzeit liegt einige Jahrzehnte zurück.

Hier findet ja zur Zeit der Miniwettbewerb zum Thema Kaffee statt. Ich habe hier viele, sehr schöne, witzige, spannende und informative Beiträge dazu gelesen. Eigentlich unsinnig selbst noch meinen Senf dazuzugeben. Andererseits ist es aber so, das ich persönlich eine richtige Kaffeetante bin und deshalb in Gedanken mal so einen kleinen banalen Rückblick in mein Leben und somit auch zum Genuß des dunklen Gebräus gebe.

Meine Kindheit fand eigentlich ziemlich ohne Kaffee statt, na ja nicht ganz. Wir lebten ja alle unter einem Dach also Großeltern, Eltern und wir drei Kindern.Samstag und Sonntagnachmittag hat meine Oma immer Kaffee aufgebrüht. Also Kaffeekanne, Porzellanfilter drauf, Filterpapier rein, Kaffeepulver, guter Bohnenkaffee, damals noch mit der inzwischen nostalgischen, aber von einigen treuen Seelen noch heute benutzte Kaffeemühle, kurbel, kurbel. Später wurde Omas Kaffeemühle von einem Schlagwerk abgelöst, das auch sehr praktisch zum Nüsse mahlen war, ja und als ich 1975 das Jawort gab, da erhielt ich ganz modern ein Mahlwerk. Tja mein dummes Gesicht, als ich das erstemal Haselnüsse einfüllte und die einfach oben im Behältnis blieben, das wäre sicherlich ein Foto wert gewesen.

Omas persönlicher Kniff beim Kaffee war ein Prise Salz oben auf das Kaffeepulver, bevor das kochende Wasser aufgegossen wurde, natürlich ganz langsam, sozusagen Schlückchen für Schlückchen. Damals war eine gute Tasse Kaffee in der "guten Stube" sowas wie ein kleiner Festakt bzw Feiertag. Später allerdings als Oma dann doch schon eine 8 vorne hatte, alt war sie allerdings nie, mit 84 erklärte sie mir damals als ich ihr Angoraunterwäsche schenkte, die sei zwar schön warm, aber die werde sie doch bitte aufheben bis sie alt sei. Nun ja vielleicht war sie doch schon etwas älter, auch wenn sie es nicht zugeben wollte, jedenfalls vertat sie sich dann abundan mal mit dem Salz und aus der Prise wurde wohl eher ein Teelöffel oder mehr *urks*.

Aber mein verstorbener Vater war Norddeutscher, der der Liebe wegen im Schwabenländle hängen blieb. Deshalb war bei uns daheim, Papa zuliebe, das Standardgetränk Ostfiesischer Tee. Ich kann mich noch gut an die Teekanne erinnern und an die Patina, durch die Teeblätter innen in der Kanne. Die wurden einfach eingefüllt mit kochendem Wasser übergossen und dann ziehen gelassen und die goldene Flüssigkeit durch ein Teesieb in die Tasse gefiltert. Zu der Zeit war ich aber ein absoluter Kabafan, wie wahrscheinlich die meisten Kinder. Trotzdem blieb Tee mit braunem Kandiszucker bis heute fest in meinem Erinnerungen verankert. Als wir vor 50 oder 40 Jahren in die Heimat meines Vaters fuhren, da wurde traditionell Tee eingegossen. "Schlückchen Tee" in hauchdünne Porzellantässchen.

Wenn ich heutzutage die Fahrt in den Norden antrete, natürlich nur zu einem grossen Familienfest, Hochzeit, goldene Hochzeit usw., wer fährt auch schon einfach so knapp 700 km, dann stelle ich fest das Papas Nichten, Neffen und ihre Kinder und Enkel inzwischen ihre Kultur verändert haben. Tee ist fast ein Fremdwort. Wasserkessel und Teekanne sind verbannt und moderne Padmaschinen oder Kaffeevollautomaten haben auch dort in den Küchen Einzug gehalten. Wobei ich ganz persönlich inzwischen der Meinung bin das Kaffee "schwarz, heiß und stark wie die Nacht sein muß". Ich bin inzwischen also Fan von Espresso, türkischem Mokka oder einer ganz normalen Tasse schwarzen Kaffee. Ok zwischendurch mal ein Cappuccino ist auch noch genehmigt, wobei es eigentlich fast Frevel ist dieses köstliche Getränk mit Milch zu foltern, Zucker verfälscht den Geschmack, Kaffee ist nun mal nicht süß, ja und von Süßstoff reden wir gar nicht, den mag ich vom Geschmack her schon mal nicht.

Wie lange mich der Kanon beeinflusste und vom Kaffee trinken abhielt kann ich nicht mehr genau nachvollziehen. An unserer Hochzeit habe ich aber noch auf Kaffee verzichtet. Ich denke es fing im Büro so richtig an, ja klar der Job war schuld bzw das ich immer Kaffee kochen durfte, dann trank ich selbst halt auch. Jedenfalls kann ich mich erinnern das ich an der Taufe unseres ersten Sohnes schon morgens und nachmittags meine Tasse Kaffee trank, inzwischen bin ich sozusagen Kaffee süchtig. Wehe mir fehlt mein Koffein, dann plumpse ich sozusagen in ein Loch. So bin ich wohl doch zu einem Muselmann bzw Muselmannin (ja ich weiß das Wort gibt es nicht) geworden.

So das waren meine kleinen unbedeuteten Gedanken zu einem grandiosen Heißgetränk, das sozusagen die ganze Welt kennt und liebt.

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Tag der Veröffentlichung: 30.09.2010

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