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1.Tag: „Es wird schön für dich, es wird dir gefallen. Du weißt es nur nicht, du weißt nicht, dass es dir gefällt“, spricht er und greift nach Veras Schenkeln. 500 Euro liegen auf dem Spültisch neben dem Kühlschrank, der nicht mehr funktioniert. Der Kühlschrank, der nur noch H-Milch birgt, die für fünf Tage reichen muss. Er braucht immer H-Milch, sagt er, wenn er gekommen ist. „Es wird schön für dich.“ Wir eine Behauptung. Vera wird die Straßenseite wech- seln. Das nächste Mal, wenn die Königin mit ihr spricht, wird sie schweigen. Oder fragen: „Warum so freundlich? Du bist die Königin ich das Nichts. Den Sinn deiner Worte kann ich nicht fassen, das wissen wir. Wir verstehen nicht. Aber wir verstehen doch nichts.“ Vera spielt Marionette unter den Händen eines Mannes. Das kann sie gut, sie spielt so lange . . .

2. Tag: Wir besuchen die Königin. Die Königin lebt in einer geräumigen Dreizimmerwohnung in Berlin Charlottenburg. Bad, Dachterrasse, Zentralheizung, Einbauküche, ein be- gehbarer Kleiderschrank. Sie besitzt viel, die Königin. Alle Kleider figurgemäß geschneidert. Mit Täschchen, Seiden- tuch und samtenen Pulswärmern treffen wir die Königin bei kulturellen Veranstaltungen. Sie, die die Vierzig bereits überschritten hat, das sehen wir ihr an. Blond gefärbtes Haar, Strähnen streicht sie aus der Stirn und spricht: „Man kann nicht über Nichtkommunikation schreiben!“ Wir fragen, was würde Herr Handke sagen. Indessen, hinter unseren Rücken, hat die Königin den Raum verlassen.

3. Tag: Er hält Veras Kopf fest, drückt ihr seinen Schwanz in den Mund. „Es wird dir gefallen“, verspricht er, „du wirst spüren, dass es dir gefällt.“ 1500 Euro liegen auf dem Spültisch. Er weiß: Vera wird nicht zubeißen. Vera weiß, für Geld macht er alles. Wir, die wir nie nach einem Motto lebten, haben das Plakat " Leiste was, leiste dir was!" an der Wand befestigt.

4. Tag: Wir telefonieren mit der Königin. Die Königin telefoniert nicht mit uns. Ihr Bruder will sie sprechen, klopft an in der Leitung. Die Königin vertröstet uns, ihr Bruder sei wichtig, ein Textdichter, der kann von seinen Zeilen leben. Mit 45 bist du erledigt / nach einer durchzechten Nacht / zweimal geschieden oder grad ledig / bist pleite oder hast Karriere gemacht. Wir lassen die Königin beobachten. Wir kennen ihren Tagesablauf, wissen, wann sie das Haus verlässt, wissen, dass sie gerne tanzen geht. Wir kennen ihre Artikel. Brigitte, Elle, Cosmopolitan. Die Angst vor Sex der Frauen um die Vierzig. Wir wissen, wo welcher Artikel erscheint und, dass Vera für uns arbeitet. Unser Beobach- ter steht in der Bar am Tresen dicht neben der Königin und ihrem Begleiter. Die Königin spricht, unser Beobachter notiert. Die Königin weiß nicht, dass alles was sie sagt, festgehalten wird. Wir erfahren: Vera habe noch nie etwas zustande gebracht. Die Königin wisse nur nicht, warum es Vera immer wieder versuche. Wir wissen, was Vera leistet und, dass es schön für uns wird.

5. Tag: 2500 Euro liegen auf dem Spültisch. Wir greifen nach dem Betrag, drücken ihn unserem Beobachter in die Hand. Dieser seinerseits drückt nochmals seine Zunge in Veras Mund. Anschließend grinst er: „Ich bin der Beste, mir kannst du trauen!“ Unser Beobachter packt den Betrag zurück in seine Brieftasche. Leiste dir was, liest Vera.
Das Messer im Bauch schweigt sie, die Königin, zu spät. Es ist schön für uns geworden.

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Tag der Veröffentlichung: 19.12.2008

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