1576 an den Küsten von Cornwall
Lauter Donner lässt den Himmel erzittern. Wellen peitschen unerbittlicher an die Klippen, der Küste. Und auf den Abhang, an den die Wellen versuchen die hohen Klippen zu besteigen, stehe ich. Mein Blick fällt auf das wilde, tief blaue Meer, unter mir. Ich gehe ein Schritt vor und merke wie kleine Steine sich von der Klippe lösen und in die Tiefe stürzen, der Aufprall der Steine mit den Wasser geht in den lauten Donnerschlägen unter. Es wäre so einfach mich hier und jetzt die Klippen herunterzustürzen. So einfach meinen Leben einen Punkt am Ende des Satzes zu geben. Genau meinen Leben ein Ende zu geben. Aber es wäre feige, denn Selbstmord ist nur eine andere Bezeichnung für weglaufen. Und Weglaufen ist nicht meine Art.
Mein Tod ist also keine Lösung, aber was ist es dann? Ich meine ich habe alles verloren und müsste immer der Gefahr gegenüberstehen, entdeckt zu werden. Ich müsste mir ein Leben aus dem Nichts aufbauen. Ich hätte ein Geheimnis, das mich immer daran hindert wirklich zu leben. Mein wahres “Ich“ müsste ich immer unterdrücken. Es wäre schlussendlich einfach kein Leben. Ein Leben ist mir unmöglich!
Es bleibt mir also nur die Möglichkeit weiterhin zu existieren oder zu sterben.
Der Tod ist die verlockenderere Möglichkeit. Würde ich mich jetzt für den Tod entscheiden, wäre es das erste mal das ich weglaufe. Ist es das was ich will?!
Weglaufen?!
Ein urplötzliches Beben reißt mich aus meinen Gedanken. Ich spüre wie der Boden unter mir nach gibt und ich Falle. Vielleicht ist das Schicksal. Vielleicht hat mir Gott aber auch meine Entscheidung abgenommen. Es kommt mir so vor als ob ich ewig falle und mir schießt nochmal ein Entscheidender Gedanke durch den Kopf 'wenn ich jetzt sterbe wird mit mir auch meine Art sterben'. All das wofür mein Clan gekämpft hat wäre verloren. Sofort greife ich nach der Felswand um mich festzuhalten, aber ich finde keinen richtigen Halt an den glitschigen Felsen, stattdessen empfinde ich nur Schmerz wann immer mein Körper im Fall an den Klippen aufschlägt. Ich denke schon, dass ich es nicht mehr schaffe, aber da merke ich wie meine Rechte Hand an einen scharfkantigen Stein halt findet.
Meine Hand wird, durch den scharfkantigen Stein, komplett aufgerissen. Damit ich nicht abrutsche, taste ich mit meiner anderen Hand an der glitschigen Felswand nach einer Stelle an der ich mich festhalten kann. Diese Stelle finde ich dann auch in einer Kerbe, die mir einen sicheren Griff ermöglicht. So gehe ich dann auch mit meinen linken und rechten Fuß vor, bis ich mir sicher bin nicht mehr den halt zu verlieren.
Mein Clan hat für eine sichere Zukunft gekämpft. Er hat dafür gekämpft auch weiterhin zu existieren und jetzt muss ich als letzter überlebender meines Clans dieses Ziel vertreten. Ich muss überleben damit das Blut meiner Art nicht ausgelöscht wird. Unter größter Anstrengung ziehe ich mich hoch und merke wie die Wellen mich versuchen von den Klippen zu reißen. Mein ganzer Körper ist mit Verletzungen übersät, aber trotzdem kletterte ich den Abhang hoch, schließlich bin ich kein Mensch, sondern der letzte Drache aus dem Feuer-Clan. Ich muss überleben damit die Feuer Drachen nicht aussterben. Ich werde weiter kämpfen für die, die ich geliebt habe und immer noch liebe.
Heute San Francisco
Schnell laufe ich über die Auffahrt, um an mein Auto zu gelangen. Es regnet in Strömen und in den paar Metern von der Haustür bis zum Auto bin ich schon komplett durchnässt. Am Auto angelangt reiße ich die Tür auf und lasse mich erleichtert im Sitz hinein sinken. Mein ganzer Körper zittert vor Kälte, deswegen drehe ich schnell die Heizung im Auto auf. Wenn eins Feuer Drachen hassen, dann ist das Kälte und alles was dazu gehört: Regen, Schnee und Eis. Schließlich ist unser Element Feuer und Kälte kann unser innerliches Feuer auslöschen. Feuer Drachen haben eine normale Körper Temperatur von 41°C, wenn unsere Temperatur auf 33°C sinkt ist das tödlich.
Da ich ein Feuer Drache bin halte ich mich für gewöhnlich immer sehr warm. Oft laufe ich im Sommer mit Pullover rum oder Bade in kochend heißem Wasser. Um es Kurz auszudrücken: Ich liebe Hitze.
Ein Blick auf die Uhr am Radio lässt mich zusammen zucken. Es ist zehn Minuten nach acht und um viertel nach fängt die erste Unterrichtsstunden an. Ich werde wohl an meinen ersten Tag an der neuen Schule zu spät kommen. Schnell fahre ich von der Auffahrt runter schlängelt mich in den Verkehr ein. Die Fahrt dauert 10 Minuten, sodass ich fünf Minuten zu spät an meiner neuen Schule ankomme.
Auf den Parkplatz stehen keine Schüler rum wie ich es von meiner alten Schule gewöhnt bin, aber ich bin ja auch zu spät. Wahrscheinlich sitzen sie grade alle in ihren Klassen rum und hören sich den langweiligen Stoff der Lehrer an. So kann ich entspannt mein Auto parken ohne das ich auffalle. Im Schulgebäude suche ich nach dem Sekretariat, das ich auch schnell finde, da alles ausgeschildert ist. An der Tür klopfe ich einmal und warte bis jemand herein ruft. “Name.“,sagt eine Frau mit einem starren Blick auf den Monitor. “Leyla Cross, ich bin neu hier.“ erkläre ich der etwas molligen Sekretärin. “Okey Mrs Cross hier haben sie ihren Stundenplan und eine Karte vom Schulgebäude.“ sagt mir die mollige Sekretärin. Ich nehme der Frau die beiden Zettel ab. “Ich heiße übrigstens Mrs Walter, wenn sie was brauchen können sie jederzeit zu mir kommen.“ fügt die Frau deren Nachname ich jetzt kenne hinzu. Mit einem “Danke“ verlasse ich das Sekretariat und gucke auf meinen Stundenplan.
Die erste Stunde habe ich Mathematik im Klassenraum. Auf der Karte vom Schulgebäude suche ich meinen Klassenraum und mache mich auf den Weg zu Mathematik. Nachdem ich durch endliche Gänge gelaufen bin stehe ich vor meinen neuen Klassenraum. An der Tür klopfe ich einmal und betrete den Raum. Der Lehrer der vorher etwas an die Tafel geschrieben hat dreht sich zu mir um und fragt “Wer sind sie den?“ Ich trete von einen Bein auf das andere und antworte “Mein Name ist Leyla Cross und ich bin neu hier.“ Nach all den Jahren die ich jetzt schon zur Schule gegangen bin, ist es am schlimmsten sich vor der Klassen vorstellen. Ich hoffe der Lehrer fordert mich einfach nur dazu auf mich zu setzen und das war's dann. “Okey Mrs Cross ich bin Mr Hall und ihr neuer Mathe Lehrer, wollen sie sich dann bitte der Klasse vorstellen?“ erleichtert atme ich aus er hat gesagt 'wollen', das bedeutet ich habe eine Wahl. Auch wenn es nicht beabsichtigt war er hat eine Frage gestellt auf die ich antworten kann. Also antworte ich einfach “Nein ich möchte mich nicht der Klasse vorstellen“ damit gehe ich einfach an ihn vorbei und setze mich in einer der hinteren Reihen auf einen Freien Platz.
Ich weiß mein Verhalten ist unhöflich, aber es ist ja nicht so als habe ich vor eine Muster Schülerin oder so etwas zu werden. Die Schule habe ich schon mehrmals abgeschlossen, eigentlich gehe ich dort nur noch hin, weil ich nicht weiß was ich sonst machen könnte.
Mr Hall scheint nicht so berauscht von meiner Idee, mich nicht vorzustellen, zu sein. Sein Gesicht läuft in einem Rot Ton an, sodass man meinen könnte sein Kopf wäre eine Tomate und dann piepst er auch noch, ernsthaft er piepst wie eine Maus: “Es war keine Bitte, dass sie sich der Klasse vorstellen, sondern eine Aufforderung!“ Nun ja, dass könnte man jetzt auch anders sehen schließlich hat er bitte gesagt, aber darauf sollte ich ihn wohl am besten nicht drauf hinweisen. Ergeben seufze ich um stelle mich vor “Ich heiße Leyla Cross und bin 17 Jahre alt. Alles andere über mich ist uninteressant.“ Herr Hall guckt mich mit diesen abschätzigen Blick an, der sagt 'Schon wieder so ein nerviges Problem Kind' und dann widmet er sich den Unterrichtsstoff. Gelangweilt gucke ich aus dem Fenster und beobachte wie die Wolken am Himmel vorbeiziehen.
Aufeinmal wird die Tür aufgerissen und ein Typ mit schwarzen Harren betritt die Klasse. Ich fange sofort an zu zittern, als ich ihn sehe. Er ist Muskulös und groß, seine ganze Körperhaltung strahlt Stärke und Autorität aus, aber das ist es nicht was mich zum zittern bringt, sondern seine Aura. Sie ist mächtig zu mächtig für einen Menschen. Dazu kommen seine Augen, die in den verschiedensten schwarz Tönen glitzern. Das glitzern seiner Augen, das für Menschen kaum wahrnehmbar ist, und seine animalischen Pupillen, die wie zwei Striche aussehen, sagen mir welcher Art er angehört. Er ist ein Drache, wen ich raten müsste würde ich sagen, dass er ein Schatten Drache ist, da seine Magie, die ich fühle, düster und Furchteinflößend ist. Schatten Drachen bilden den Schwarzen Clan und dieser Clan ist der stärkste von allen Drachen Clänen.
Mr Hall reißt mich aus meinen Gedankengängen, indem er wieder wie eine Maus, der man den Käse geklaut hat, piepst. “Schön, dass sie auch mal hier zu meinen Unterricht auftauchen Raffael.“ Dabei läuft sein Gesicht, genau wie bei mir vorher, in einen Rot Ton an. Der Typ dessen Name anscheinend Raffael ist, ignoriert Mr Hall einfach und begibt sich auf einen Platz in den hinteren Reihen der Klasse, aber zum Glück auf der Seite ohne Fenster, sodass er nicht in meiner Nähe sitzt. Vobei es eh kein Unterschied macht ob er jetzt in meiner Nähe ist oder nicht solange ich mich nicht komisch verhalte, also z.B anfange ihn anzufauchen wie ein Tier, dann dürfte ihn eigentlich nicht auffallen, dass ich kein Mensch bin. Ich habe nämlich meine Drachen Aura versiegelt, sodass ich für jeden, der nicht menschlich ist, nur ein einfacher Mensch bin. Das ist eigentlich ganz praktisch, wäre da nicht der kleine Nachteil, dass ich meine Drachen Kräfte nicht benutzen kann, wenn meine Aura versiegelt ist. Aber das ist ja auch egal, schließlich lebe ich grade ein Leben als Mensch und deswegen muss ich auch nicht auf meine Kräfte zurückgreifen können.
Aber jetzt zurück zum Unterricht den vorne steigert sich grade ein gewisser Herr Hall in seine Wut hinein. Anscheinend ist Mr Hall nicht gut auf Raffael zu sprechen, bestimmt haben die beiden eine 'sehr harmonische Beziehung', hust hust. Nun ja, diese Annahme schließe ich jetzt einfach auf die Tatsache, dass unser lieber Herr Lehrer immer mehr zu einer Tomate mutiert und nur so mit Schimpfwörtern um sich wirft von harmlosen Kommentaren wie 'unzureichender Schüler' bis hin zu gemurmelten Beleidigungen wie 'Arrogantes Arschgesicht', die man durch die Akustik dieses Raumes aber durchaus hören kann. Aber um dem ganzen noch ein i-Tüpfelchen zu geben, muss man die Tatsache erwähnen, dass Raffael Mr Hall einfach gekonnt ignoriert und noch nicht mal mehr den Anschein macht das er ihn wahr nimmt. Auf jeden Fall fange ich grade an mir diese ganze Situation, als eine Comic Szene vorzustellen: Das kleine Menschlein Hall, dass aufgebracht vor den großen schwarzen Drachen rumtigert. Okay diese Vorstellung ist so irrwitzig, dass ich anfange laut los zu lachen.
Eigentlich ist das ja nicht meine Art, schließlich versuche ich mich von Außen immer Unnahbar zu zeigen, weil ich so immer unnötigen Ärger von mir fernhalten kann, wenn man einfach niemanden an sich ran lässt. Aber ich bin halt unberechenbar und deswegen Kugel ich mich jetzt auch schon vor lachen auf den Boden. Mein Stuhl war umgekippt, ansonsten würde ich jetzt auf meinen Platz sitzen und mich tot lachen, aber so muss ich wohl mit den Boden Vorliebe nehmen. “LEYLA CROSS. HÖREN SIE SOFORT AUF ZU LACHEN UND SETZEN SIE SICH AUF IHREN PLATZ!!!“ schreit die mutierte Tomate durch die Klasse. Erst gucke ich ihn ungläubig an ehe ich anfange doppelt so laut wie vorher zu lachen. Mühevoll krieg ich unter einigen Lachern die Worte hervor. “Ihr Gesicht ist röter ... als die Figuren in den ... Comics... kurz bevor, deren ... Kopf explodiert.“
Tag der Veröffentlichung: 06.07.2016
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