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Eine lyrische Märchenreise




Rotkäppchen

Sterntaler

Rapunzel

Die Schöne und das Biest

Die 7 Raben

Der Rabe und der Fuchs








Rotkäppchen

„Rotkäppchen“, sprach Frau Mama,
du gehst aus und ich bleib da.
Ich habe einen frischen Kuchen,
den soll die Großmutter versuchen,
dazu die Flasche guten Wein,
für die Gesundheit muss das sein.
Drum laufe du zu ihr geschwind,
ich weiß, du bist ein liebes Kind.“
Rotkäppchen sprach: „Ich eile hin,
damit ich bald bei Oma bin.“
„Doch höre nur“, mahnte die Mutter,
am Waldrand steht ein Trog mit Futter,
dort triffst du auch ganz sicherlich,
den bösen Wolf, wie bitterlich.
Eile schnell und halte nicht
und schau ihm nur nicht ins Gesicht.
Sonst leidest du sehr große Pein,
mein liebes Kind, das darf nicht sein.“
Von dannen eilt das brave Kind,
weil kleine Mädchen stets so sind.
Den Wald erreichte sie sofort,
welch schaurig dunkelgrüner Ort.
Und schwupps war auch der Wolf gleich da,
bewunderte ihr blondes Haar,
sogar das rote Käppchen fein,
für die Optik muss das sein.
Er lobte auch das hübsche Kleid,
dies machte sie gesprächsbereit.
Doch sagte sie: „Ich bleib nicht hier.“
Der hungrig Wolf dann folgte ihr.
Als Rotkäppchen noch Blumen pflückte,
dabei sich wiederholt mal bückte,
vergaß sie schnell das graue Tier,
denn Blumen waren eine Zier.
So lief der Wolf an ihr vorbei,
dem Kinde war es einerlei.
Er traf zuerst am Häuschen ein,
überrumpelt' das Großmütterlein.
Nun war das Mädchen angekommen,
von dem Anblick ganz benommen.
Sie wurde auch dem Wolf sein Fraß,
er darauf die Zeit vergaß.
Müde, schnarchend lag er da,
das hört' der Jägersmann sogar.
Dieser wollt' den Wolf erjagen,
braucht' nun niemanden zu fragen.
Seine Flinte angelegt,
so wurd' der Wolf ganz flink erlegt.
Dann griff er flugs zum Messer auch
und schnitt ihn auf, des Wolfes Bauch.
Heraus gepurzelt beide sind,
Großmutter und das Enkelkind.
Unversehrt sind beide Wesen,
brauchten deshalb nicht genesen.
Jedoch der Wolf war mausetot,
sein Blut das färbt' den Boden rot.
Dem Jägersmann wurd' Dank verliehen,
für seinen Mut und das Bemühen.
Freudig war danach der Plausch
und lecker Mutters Kuchenschmaus.
Geleert ward auch die Flasche Wein,
nach all dem Schreck durfte dies sein.
Dann reichten sie sich noch die Hände,
mein Märchen ist hier jetzt zu Ende.



Sterntaler

Ein armes Kind litt große Not,
es hatt' zu essen nicht ein Brot.
Und an den kalten Wintertagen,
hatt's kein Mäntelchen getragen.
Das arme Mädchen musste weichen,
das Haus gehört nun einem Reichen.
Vater, Mutter, beide tot,
ihre Welt war nicht im Lot.
So zog sie durch die kalte Nacht,
hat anderen dafür Glück gebracht.
Das letzte Brot wurde geteilt,
ein fremdes Kind verschont vom Leid,
auch Schuh und Stümpfe gab sie her,
weil jemand sagt' ich bitt' dich sehr.
Als das Kleidchen ward verschenkt,
da hat der Herr nun eingelenkt.
In ihrem Hemdchen stand sie bitter,
verfroren und mit viel Gezitter,
sie betete und blickt' empor,
ach, weil sie doch so schrecklich fror.
Oh Herr Gott wärest du bei mir,
bedanken würd' ich mich bei dir,
für deine Hilfe in der Not,
ich erleide bald den Kältetot.
Als sie schaute in die Nacht,
ward ein Wunder hier vollbracht.
Vom Himmel fielen all' die Sterne,
für das arme Mädchen gerne.
Belohnt für ihre guten Taten,
sollt' länger nun im Schnee nicht waten.
So wurde sie ein reiches Mädchen
konnt' leben glücklich in dem Städtchen.
In einem wunderbaren Haus
und gut ging die Geschichte aus.



Rapunzel

Es lebte einst ein Ehepaar,
die Frau auch bald ein Kind gebar.
Das Mädchen war der Hex' versprochen,
weil er einen Eid gebrochen.
Niemals sollte er vom Feld,
Rapunzeln ernten ohne Geld.
Doch war er arm und ganz betrübt,
weil seine Frau Rapunzeln liebt.
Plötzlich stand die Hexe dort,
das Kind verschleppt zum bösen Hort.
Eingesperrt in hohen Mauern,
nun half auch nicht mehr das Bedauern.
Zu hoch der Stein und ohne Tür,
nur konnt' das Mädchen nichts dafür.
Es lebt' im Turme eingesperrt
und war der Hexe größten Wert.
Rapunzel ward sie auch genannt,
vom schönen Leben arg verbannt.
Aus dem Kind ward eine Frau,
mit blondem Haar und Augen blau.
Ihr langes Haar fiel in die Tief,
wenn die Hexe nach ihr rief.
Empor geklettert ward geschwind,
gesehen hat es nur der Wind.
Doch eines Tages kam ein Reiter,
lauschte dem Gesang ganz heiter,
der so süß und lieblich war
als sie kemmt' ihr langes Haar.
Geflochten musste dieses sein,
dient' der Hex' als Seil gar fein.
Als die Hex' kam angeflogen,
hat er sich zurückgezogen,
lauthals rief sie nach dem Kind:
„Lass dein Haar herunter, schnell, geschwind.“
Der Jüngling traut' den Augen nicht,
sah dem Mädchen ins Gesicht,
verspürte heftig gar sein Herz
und darin den Liebesschmerz.
Dieses Mädchen wollt' er haben,
musst' die Hexe nur verjagen.
Dieses sollte schleunigst sein,
doch erlitt er große Pein.
Als er nach dem Mädchen rief,
oft dann bei Rapunzel schlief,
war die Hex' von Wut entbrannt,
nahm die Schere in die Hand,
Rapunzels Haar ward abgeschnitten
es half kein Flehen und kein Bitten.
So wartete die Hexe droben,
bis der Jüngling war fast oben.
Der falsche Zopfe war sein Ziel,
nur in die Tiefe er dann fiel.
Hinabgestoßen in den Dorn,
zu groß war doch der Hex ihr Zorn.
Seine Augen nun zerstochen,
auch lädiert sind viele Knochen,
so irrte er ganz mitgenommen
und hat Rapunzel nicht bekommen.
Das arme Mädchen ward verbannt
und durch die ganze Welt gerannt,
um den lieben Mann zu suchen,
den die Hexe wollt' verfluchen.
Nach langer Reise durch das Land,
nahm sie glücklich seine Hand.
Ihre Tränen heilten Wunden,
er war wirklich arg geschunden.
Ihm tropften Tränen ins Gesicht,
da sah er wieder Sonnenlicht,
auch konnte er Rapunzel seh'n
wollt' niemals wieder von ihr geh'n.
Er trug sie in sein feines Heim,
dann sollte bald die Hochzeit sein.
Es wurd' gefeiert in dem Ländle,
damit ist die Geschicht' zu ende.



Die Schöne und das Biest

Bei Wind und Wetter war's gescheh'n,
ein Kaufmann konnte nichts mehr seh'n,
er verirrte sich im Wald
und außerdem war's bitterkalt.
Ein Schloss so plötzlich trat hervor,
es drang Musik ihm in sein Ohr,
jedoch verwunschen war der Ort,
anscheinend waren alle fort.
Auf einmal hörte er Gebrüll!
„Was dieses Biest wohl von mir will?“
Angst und Schrecken kehrten wieder,
so sank er auf den Boden nieder.
„Oh bitte, bitte, lass mich gehen,
möcht' meine Tochter wiedersehen.
Das Biest gewährte ihm drei Tage
und unerlaubt war hier die Frage,
was dem Kaufmann würd' geschehen,
sollt' er danach nicht wieder gehen.
Alleine wollt' das Biest nicht sein,
dies war des Kaufmanns neues Heim.
So zog er fort mit großen Sorgen,
gedachte nur der Tochter morgen.
Als er Daheim war angekommen,
berichtet' er ganz unversonnen,
was in der Nacht zuvor geschah,
wie fürchterlich das Biest doch war.
Die Tochter sprach: „Ach Vater mein,
lass mich für dich das Pfand gar sein,
ich werde mich bestimmt nicht scheuen,
das Biest gewiss, wird sich sehr freuen.
So schritt die Tochter mutig fort,
lief eilig hin zum bösen Ort.
Als das Mädchen angekommen,
hat das Biest nur einst vernommen,
endlich Liebe, Wärme, Schönheit,
doch im Nu verflog die Glanzzeit.
Glücklich waren Biest und Belle,
zum Vater gehen, wollt' sie schnell.
Das Biest gewährt' auch ihr drei Tage,
sein Liebeskummer ward zur Plage,
gab sie ihm jenes Ehrenwort,
nur Belle blieb leider länger fort.
Gequält durch Liebe und von Sehnsucht,
verblieb es traurig ohne Zuflucht.
Durch Kummer ward das Herz ihm schwer,
das Biest wollt' leben nimmer mehr.
Doch plötzlich sprang die Türe auf
und herein im schnellen Lauf,
hastet' Belle zum sterbend Tier:
„Oh Liebster, nein, ich bleib stets hier.“
Erzählte sie gar ungeniert:
„Ich hab' im Walde mich verirrt,
nun bin ich aber wieder hier,
will leben ganz allein mit dir.“
Es öffnete das Biest die Augen,
so gab es Hoffnung und auch Glauben.
Wer wirklich liebt, der kehrt zurück,
der schenkt dem Partner Lebensglück.
Das Biest, es ward zum jungen Mann,
der fröhlich wieder lachen kann,
er küsste seine schöne Braut,
Belle war ihm so sehr vertraut.
Mit Licht und vollem Sonnenschein,
zog ins Schloss das Glück mit ein.



Die 7 Raben

Ein Müller hatte sieben Knaben,
wollt' aber eine Tochter haben
und als die Frau ihm dann gestand,
ein weiteres Kind wird kommen bald,
da betet' er in einer Tour:
„Schenk' ich bitt' ein Mädchen nur.“
Als das Kind kam dann zur Welt,
was es nicht gut um ihm bestellt,
die Tochter, die die Frau gebar,
war schwach und krank, dem Sterben nah.
So schickte er die Buben hin,
zum Brunn' der alten Zauberin.
Der Krug jedoch, er fiel hinein,
so trugen sie kein Wasser heim.
Der Vater fand das sehr verzwickt,
flucht' über dieses Ungeschick.
Anstatt der sieben Knaben,
wollt' haben sieben Raben.
Sein Fluch wurd' gar erhört,
war er doch arg empört.
Des Nachts als alles schlief,
der Fluche nach den Knaben rief.
Sie kehrten somit wieder,
in einem schwarz' Gefieder.
So wurden aus den Knaben,
sieben schwarze Raben.
Am Tag der Himmel sie verbarg,
des Nachts ein rabenschwarzer Sarg.
Die Mutter voller Weh und Ach,
einen and'ren Fluch aussprach:
„Reift die Tochter mit der Zeit,
gilt folgende Verbindlichkeit.
Sieben Jahre sollen weichen,
um die Brüder zu erreichen.
Nach sieben Jahren unter Linden,
wird' sie ihre Brüder finden.
Doch der Ort ist streng geheim,
auch gehen muss sie, ganz allein.“
Gesund und schön war bald das Kind,
wollt' wissen wo die Brüder sind.
Die Mutter voller Gram,
nahm ihre Tochter in den Arm.
Erzählte von dem bösen Fluch
und Tränen tropften in ihr Tuch.
„Wenn du schläfst tief in der Nacht,
halten deine Brüder Wacht,
am Tage kannst du sie nicht sehen,
nur Raben, die am Himmel stehen.
Ich sprach den Fluch aus wegen dir,
sollen sie nun fliegen, fern von hier.
Sieben Jahre sollen weichen,
um deine Brüder zu erreichen.
Sieben Jahre schwarz' Gefieder,
dann siehst du deine Brüder wieder.“
Bitterlich die Schwester weint':
„Wir werden bald erneut vereint,
ich eile zu dem Brunnen hin,
werd' flehen vor der Zauberin.
Sie nimmt die schwarzen Federn,
gewiss, von meinen Brüdern.“
Zum Zauberbrunnen lief sie hin,
hatt' nur die Raben noch im Sinn.
„Nimm die schwarzen Federn,
von meinen sieben Brüdern,
dafür werd' ich geben,
Dank und Ehr', und auch mein Leben.“
Lange weilen sollt' die Gnad',
denn so Erlösung niemand fand.
„Sieben Jahre sollen weichen,
um deine Brüder zu erreichen.
Sieben Jahre schwarz' Gefieder,
dann siehst du deine Brüder wieder.“
Das Mädchen wurde hart geprüft,
stets sie nach ihren Brüdern rief.
Einen Reiter sie bald traf,
dessen Liebe sie bedarf.
Das Mädchen längst zur Frau geworden
und länger sollt' es sich nicht sorgen.
Ward von dem Jüngling sanft getröst'
und alsbald von dem Fluch erlöst.
Denn plötzlich hörten sie Geschrei,
es flogen Raben schnell herbei.
Die Schwester rief: „Ihr Brüder mein!“
So kehrten sieben Männer heim.



Der Rabe und der Fuchs

Ein Rabe auf dem Baume sitzend,
einen Käse fest im Schnabel hielt,
durch den Duft herbeigelockt,
der Fuchs, der ebenfalls den Käse liebt.

Es ist wahrlich keine Lüge,
Herr Rabe, oh wie hübsch ihr seid,
das Gefieder glänzend schwarz,
auch der Gesang mir schön erscheint.

Unter allen Tieren in dem Wald,
seid ihr der Phönix hier,
bitte singt auf eurer Weise,
ein frohes Liedchen mir.

Der Rabe außer sich vor Freude,
ließ seine Stimme nun erschallen,
öffnete den großen Schnabel,
und ließ die Beute fallen.


Meister Fuchs sprang gleich herbei,
des Rabens Käse er sich schnappte,
verschlang die Speise in der Hast,
dann listig er nur lachte.

Ohne Müh und Unterlass,
der Rabe krächzte weiter,
er war der Dumme in der Tat,
blieb dennoch froh und heiter.


Impressum

Texte: Petra Ewering nach Grimm, Aesop und Giovanni Francesco Straparola
Bildmaterialien: Coverbild by Google aus der Rubrik die 7 Raben weitere Abbildungen aus Märchenbüchern
Tag der Veröffentlichung: 06.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

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