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Des Rabens Offenbarung



Kaum ein anderes Tier fesselte mich so sehr wie der Rabe. Immer häufiger erreichten mich seine Worte dort, wo ich meine Gefühle tief vergraben hatte, immer öfter legte der Spaten des Ausgräbers die längst vergessenen Erinnerungen und Wünsche meiner Seele frei.
Viele Jahrtausende blickte er schon auf die Menschheit herab. Seine mystische Gestalt verlieh im Anerkennung, da er den Menschen bis auf den heutigen Tag in seinen Bann zog, wie kein anderer Vogel. Wunder und magisches Wissen, Flüche und Geheimnisse wurden ihm zur Last gelegt, es entstanden Schriften über Träume und dem Tod, geprägt von einem Glauben an das Leben im Jenseits, so wie im Diesseits. Symbolträchtig hinterlässt er Spuren von mächtigen Wesen, maßlos und bedrohlich.
Plötzlich im flackernden Licht der Kerzen, erblickte ich an der Decke meines Zimmers den Schatten des Raben, der mir mit weit gespreizten Flügeln seine Ankunft deutete. Als ich mich umsah stand er da, mittig im Raum und sein liebevolles Lächeln verzauberte mich unmittelbar.
Freudig umarmte ich meinen Geliebten, küsste ihn zärtlich zur Begrüßung auf den Mund und genoss die Berührung seiner sanften Hände.
Mich dürstete es nach geheimnisvollen und interessanten Dingen, und um meinen Durst zu stillen, träumte ich mich mit Raban in eine abenteuerliche Ferne. Das Land unserer Träume lag am Meer, weit entfernt von alledem. Türkisfarbenes Wasser wohin man schaute, Berge im Rücken, die höher waren als alle Häuser und Türme, weißer Sand, der am Ufer des Meeres angespült wurde und ein wundervoller Duft wehte mit dem lauen Wind über das Meer, der stets in der Luft hing. Ein Land ohne Angst und Schrecken, ohne Kälte und Hunger, in dem die Sonne am Tage nie zu scheinen aufhörte, dunkle Wolken schnell vorüberzogen damit das Blau des Himmels weiterhin erstrahlen konnte. Auch die Nächte waren voller Glanz. Das helle Mondlicht, die vielen Sterne, alle leuchteten ohne Unterlass bis die Sonne sie am Morgen als gigantischer Feuerball ablöste. Die Menschen, die hier lebten, waren fröhlicher Natur und genossen sichtlich ihr Dasein.
Gerade wollte ich in meinen Traum versinken, als ich aber den Boden unter mir verlor, wurde ich in die Tiefe einer erfüllten Liebe gerissen.
Hier befanden sich zwei Wesen, die keinerlei Verletzungen davontrugen. Ihre Liebe war sorgfältig aus den Felsen gehauen, eine Liebe mit vielen Gängen, Stufen und Kammern, die tief in die Gefühlswelt hineinragten.
In einer der großen Kammer stand ihr Thron der Zweisamkeit, dort lag die Krone ihrer Zuneigung, das Zepter der Verbundenheit und das wundervolle Gewand all ihrer Gefühle und Zärtlichkeiten.
Raban Nabar verneigte sich huldvoll vor seiner Königin und sprach: „ Du meine Königin der Nacht. Du bist die Frau, die sich in meine geheimen Träume schleicht, wenn die Nacht am tiefsten ist. Dann höre ich die versteckte Stimme meines Verstandes. An dich zu glauben bestärkt mein Herz und in Gedanken küsse ich dich, berühre ich dich mit meinen Händen, fühle die pulsierende Leidenschaft deines Körpers. Ich finde Gefallen an deinem Charme, der mich erfüllt mit Vergnügen und mich in anderen Dimensionen schweben lässt.
Ich vertraue den Blick deiner glänzenden Augen, lausche dem pochendem Herzen ohne Furcht,
ohne Mühe, doch mit dem Beben eines erregten Körpers. Du verwandelst meine Angst in Vergnügen, befreist mich aus dem Korsett eingeengter Gefühle, entlockst mir Sensibilität und Sinnlichkeit durch die süße Frucht der Sünde.
Wir trotzen der Tugend und teilen den saftig roten Apfel, gebunden durch Liebe, erlöst durch Hemmungslosigkeit, durch Perfektion vereint und an das Schicksal gebunden.“
Die Kammer ihrer körperlichen Liebe war das Heiligtum. Hier vollzogen sie das Ritual ihres Glaubens und der Gelüste, so wie es erfüllter nicht sein konnte. Dann nahte der Abschied, wie stets nach solch einer erlebten Nacht und Raban verabschiedete sich leise flüsternd.
„Zarte letzte Worte, bevor die Nacht die Augen schließt. Du horchst in dich hinein, die Freude der Leidenschaft ist noch lebendig, präsentiert das Scharlachrot der Lust.
Die Zeit der orgasmischen Energie schüttelte die vertraute Struktur jeder Faser des Körpers. Du, die andere Hälfte des Seins. Vereinten Seelen wird zusammen Vergnügen beschert. Das Lächeln der Liebe entlockt uns Wogen von Emotionen. Entzückt an deiner Seite streicheln mich die Träume, während du beschützt auf meiner Brust nach Ruhe suchst.
Jeder Moment, jeder Atemzug ist ein Schatz, der Zuversicht für die Zukunft schenkt, und Erinnerung an eine gemeinsame Zeit gewährt.“
Ich schlief ein, mein Kopf auf seiner Brust gelegt und als ich erwachte, stand die Sonne als großer roter Feuerball am Himmel.

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Texte: Cover by Google
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Den Träumen und der Phantasie

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