Des Rabens Traum
Ich habe ihn gesehen, den Schatten an der Wand. Erschrocken drehte ich mich um, und da war er wieder, der Rabe, der mich seit längerem verfolgt. In meinen Gedanken, in meinen Träumen, er ist mein steter Begleiter geworden.
„Es gab den Abschied, ganz ohne Groll“, krächzte der Vogel, dabei bewegte er ruckartig sein Köpfchen hin und her, seine schwarzen Knopfaugen lugten in das Dämmerlicht, dass der frühe Morgen in mein Zimmer warf.
„Mag glücklich sie werden, wenn es sein soll, ihre Stimme vom Winde verweht.“
Wie immer verstand ich keines seiner Worte, erst nachdem er wieder davongeflattert war, kreisten meine Gedanken um das eben vernommene.
„Sie war eine Schönheit, kein Gold das glänzt, war ihr ebenbürtig, und so wie sie mir erschienen, so verschwand sie. Weit abgelegen vom Wald ragte eine Treppe in den Himmel, nur wenige Menschen vermochten sie zu erkennen, und wer dort ankam, dem wurde das Herz geöffnet. Es war ein Wunder, denn als ich dort ankam übermannten mich einzigartige Gefühle der Liebe und des Glücks. So hörte ich ihre Stimme, sie klang wie eine liebliche Melodie, und ihre Worte vermag ich niemals zu vergessen.
„Das Glück bevorzugt die, die das Unerwartete tun!“ Sie tat es, sie ging die Treppe hinauf, sie stieg in den Himmel, und nur mein Geist fühlte sich verlassen. Und ein neuer Tag wird folgen, ein neuer Morgen hüllt den Wald in Grau, ein Lachen schallt durch die Stille, und neues Treiben wird geweckt. Es gibt zwei Wege, die du gehen kannst, doch auf langer Sicht, ist es noch an der Zeit den Weg zu ändern. Eines Tages hörst du ihre Stimme, sie kommt mit dem Wind, dann siehst du diese Treppe, die hinaufführt in den Himmel, dein Schatten wird größer sein als deine Seele, doch da ist dieses Licht, es weist dir den Weg in die Ewigkeit. Ich habe sie vernommen diese Melodie, der Wind singt ihr Lied, ich bin angekommen im Licht, niemals allein, alle sind eins.“
Mit einem Satz hob er in die Luft, und flog wie alle Male zuvor hinaus, empor in den Himmel.
Texte: Coverbild by Google
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2010
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Widmung:
Der Phantasie und den Träumen