Des Rabens Poesie
Die Uhr schlug Mitternacht, als ein leises Klopfen an meinem Fenster, mich aus meinen Träumen riss. Mit gemischtem Gefühl schlich ich hin, um nachzusehen wer mich um diese Zeit zu stören wagte. Vorsichtig öffnete ich es, sah aber nichts, als ich in die Dunkelheit schaute.
Plötzlich bemerkte ich einen großen Schatten über meinem Fenster, dort über mir auf dem Dach saß ein Rabe, sein Krächzen durchbrach die Stille der Nacht. Ein eisiger Wind streifte mein Gesicht, und ich erschrak heftig, als der schwarze Vogel in mein Zimmer flatterte.
Zu meiner Überraschung setze er sich zu meinen Füßen, seine Augen funkelten im Schein des Mondlichts, das schwach vom Himmel fiel, dabei sah er mich fordernd an. Ich atmete flach, regte mich nicht, erwiderte seinen Blick jedoch standhaft.
Ruhig und gelassen hockte er vor mir auf dem Boden, dann sprach er: „ In der Dunkelheit fühle ich mich geborgen, einst war ich ein Mensch, jedoch verkaufte ich meine Seele um ewiges Leben zu erhalten. Der Erlös war nicht das, was ich erwartete, das ewige Leben gewiss, in Gestalt eines Rabens, als Wächter der Seelen, der Magie und dem Spirituellen zu Diensten, mystisch und geheimnisvoll, und stets furchterregend.“
Ich schauderte, wie wahr doch seine Worte waren, fruchterregend und geheimnisumworben, ein Vogel, tiefschwarz, mit listigen Augen, die neugierig ihre Umgebung beobachteten.
Der Wind stand auf meinem Fenster, er blies mit heftigen Boen, so dass es kalt und ungemütlich wurde. Ich fröstelte, doch wagte ich nicht das Fenster zu schließen, stattdessen verharrte ich im Zimmer, und mein Blick löste sich nicht von dem Raben.
So fuhr er fort:: „Du kamst zu mir eines einsamen Morgens, dein langes Haar wehte im Winterwind, und ich wusste nicht, wie du mich fandest. In der Dunkelheit liegt Zerstörung und Kampf, ein Kampf, den du nicht gewinnen kannst. Wir töten unsere Brüder und Schwestern ohne einen Gedanken an Liebe und Leid zu verschwenden. Diese Verschwendung von Leben, eine grausame Leidenschaft der Vernichtung. Ich fürchte mich allein und frage dich, ob ich bleiben darf. Bitte lass mich ruhen an deiner Seite, in Vertrauen und Glauben an das Gute, erfülle mein Herz mit Liebe und Leben, gib mir Stärke und Halt, ohne Missverständnisse. Wenn du mich brauchst, bin ich da, nie werde ich aus deiner Nähe entschwinden.“
Dann wandte er sich ab, suchte mit seinem Blick das Fenster, und flog hinaus in die Nacht.
Ich fand keine Worte, blieb still und starr stehen, dann schaute ich hinaus, und sah einen schwarzen Mantel in der Dunkelheit verschwinden.
Der Wind blies noch immer eisig, und die Kälte durchfuhr meinen Körper. Seltsame Gefühle regten sich in mir, in meinem Kopf verirrten sich Gedanken, die ich nicht einordnen konnte. Schließlich legte ich mich in mein Bett, und fand meine Träume wieder.
Ein leises klopfen an meinem Fenster verriet mir, dass ich nicht alleine war, und wenn er eines Tages zu dir kommt, dann trinke von seinen Worten, fasse Mut, und sage ihm „Hallo“ von mir.
Texte: Coverbild by Google
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2010
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Widmung:
Der Phantasie und den Träumen