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Der Banküberfall



Plötzlich trat der unbekannte Fahrer auf die Bremse seines Autos, bog links ab und parkte seinen alten Wagen direkt neben der Bank in einer Seitenstraße.
Der unscheinbare Herr mittleren Alters stieg selbstsicher aus dem Fahrzeug und stiefelte geradewegs auf sein Ziel zu.
Als er durch die schwere Glastür der Bank in den Innenraum trat, verschaffte sich der fremde Mann im Trenchcoat, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, zuerst einen Überblick.
Etwas aus braunem Leder klemmte unter seinem linken Arm.
Nachdem er die kleine Moosdorfer Bankfiliale abschätzend gemustert hatte, erblickte er lediglich vor dem Kassenschalter, der an der linken Seite des schmalen Raumes platziert war, eine vornehme alte Dame.
Bevor der als Kunde getarnte Herr, der die als normal geltende Raumtemperatur aber eher als schweißtreibend empfand, zur Tat schritt, drängelte er sich achtlos vor die Rentnerin, die sich just in diesem Moment über den Eingang ihrer Rente erkundigen wollte, und schob der Kassiererin Anja Sommer einen Zettel vor die Nase. Dabei grinste er ihr spöttisch ins Gesicht.
„Das ist eine Unverschämtheit, junger Mann“, beschwerte sich währenddessen die alte Frau und beobachtete das Geschehen mit kritischer Miene. Anja Sommer starrte erschrocken auf das Blatt Papier, das sich vor ihr am Schalter auftat.

Darauf stand in ungelenken Großbuchstaben:

ICH SCHIESSE SOFORT; WENN SIE ALARM GEBEN. ALLES GELD IN DIE TASCHE!

Der Mann reichte ihr eine schmuddelige braune Aktentasche und forderte Anja mit einer ruckartigen Handbewegung auf, das Geld einzupacken.
Wie angewurzelt verharrte die eingeschüchterte Bankangestellte in ihrer Position.
Weil Anja zögerte richtete er sofort eine Pistole auf sie und schnalzte mit der Zunge einen Befehl. Mit Unbehagen und Magenkrämpfen befolgte Anja seine Aufforderung und verstaute mit zittrigen Händen das Geld in die schmutzige Tasche. Dabei schluchzte sie leise, denn die Angst, die in ihren Gliedern steckte, hätte sie jeden Augenblick überwältigen können. Wie vom Blitz getroffen, zuckte Anja zusammen, als sie seine Stimme vernahm.
Die Worte: „Keine Dummheiten!“ stieß der Bankräuber mit rauer, dunkler Stimme hervor, als er nach der gefüllten Aktentasche griff, sie an sich riss und die vor Schreck erstarrte Rentnerin zur Seite schubste. Danach ging er rückwärts zur Tür, ohne Eile, die Pistole fest in der Hand und sein Ziel im Auge. Ohne Aufsehen verließ der Räuber den Tatort.
Anja Sommers Gesicht war leichenblass, und mit bebenden Lippen stammelte sie unverständliche Worte. Endlich kam die alte Dame zu sich und rief verzweifelt: „Polizei, Polizei, Hilfe, Überfall!“
Dann hörten die beiden Frauen, wie auf der Straße ein Auto mit aufheulendem Motor davonfuhr.
Mittlerweile hatte auch Anja sich wieder gefangen und löste Alarm aus.
Als schließlich die uniformierten Helfer eintrafen, war der Übeltäter bereits weit weit entfernt.
Das Einzige, das von ihm noch zu sehen war, gab das Videoband der Kameraüberwachung wieder.
Für Anja Sommer, die zusammengesunken auf einem Stuhl kauerte und in Tränen aufgelöst war, musste nach der Vernehmung der Notarzt alarmiert werden.
Die Ärmste hatte wegen dem Bankraub einen Nervenschock erlitten und wurde ins Kreiskrankenhaus eingeliefert.
Welch ein Zufall, dass ihr ausgerechnet hier, die Ursache dieses Übels im Untersuchungszimmer begegnete.


Impressum

Texte: Coverbild von Fotosearch
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2010

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