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Erfolglose Ermittlungen



Teplice-Sanov 15. März 1939 Einmarsch Hitlers in die Tschecheslowakei.
Der junge Mann auf dem Bild ist mein Großvater. Er wurde am 16.07.1898 in Teplice-Sanov geboren. Damals gehörte diese Stadt, genannt Teplitz Schönau oder Töplitz, zu Böhmen, das ein Teil von Österreich war.
Mein Großvater war kein tapferer Soldat, schon im ersten Weltkrieg verabscheute er die Gräueltaten und marschierte in entgegen gesetzter Richtung, um dem Tod zu entfliehen.
Im zweiten Weltkrieg, als er einberufen wurde, verweigerte er den Kriegsdienst, da er Frau und Kinder nicht alleine lassen wollte.
Die Gründe, warum er nicht eingezogen wurde, sind mir leider nicht bekannt, jedoch aus den Berichten zu zitieren, waren alle sehr dankbar, dass man ihn nicht in die Wehrmacht Hitlers abkommandierte.
Somit agierte er im Untergrund.
Bei einer Nacht- und Nebelaktion vom 3. auf den 4. Dezember 1939, meine Mutter war gerade ein paar Monate alt, drang er mit zwei Freunden in die Schulen der Stadt ein, um das Bild des Führers, das in den Klassenräumen aufgehängt war, zu entfernen, und um das Kreuz, das weichen musste, wieder an seinen Platz zu bringen.
Am nächsten Morgen fanden Lehrer die zerrissenen Bilder des Diktators und alarmierten die Polizei.
Die von den Lehrern herbeigerufenen Beamten übergaben den Fall der Gestapo.
Im Zuge der Ermittlungen, wobei die älteren Schulkinder verhört wurden, wurde schließlich ein Mann verhaftet, dem diese Tat zuzutrauen war.
Mein Großvater wurde arrestiert, täglich verhört, aber nach mehreren Wochen mangels Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Ermittlungen wurden eingestellt.
Als Strafe jedoch, hat man die Familie fast täglich kontrolliert, bis schließlich die älteste Tochter, meine Tante, sie zählte gerade 17 Jahre, nach Russland zwangsrekrutierte, um an der Front im Lazarett sich dem Schwesterndienst zu unterwerfen.
Nach Kriegsende konnte sie ein paar Jahre später über das Rote Kreuz aus der russischen Gefangenschaft befreit werden.
Wie sie damals als Flüchtlinge ins Münsterland gekommen sind, ist eine andere Geschichte.
Den wahren Frieden haben sie aber hier nie gefunden. Es war nicht ihre Heimat.

Impressum

Texte: Das Bild ist ein original Portrait aus dem ersten Weltkrieg
Tag der Veröffentlichung: 18.11.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem Großvater

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