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Side




Eine Erzählung aus der türkischen Mythologie, welches die Entstehungsgeschichte der mediterranen Stadt Side beinhaltet.
Zwischen Antalya und Alanya, am Mittelmeer, hat diese Erzählung ihren Ursprung.





Side, eine Tochter des mächtigen Poseidons vergnügte sich all zu oft, gegen den Willen ihres Vaters, in den warmen Gewässern des Mittelmeeres. Am liebsten tummelte sich Side im mediterranen Raum, wobei ihr bevorzugter Küstenstreifen, eine Landschaft an der mittleren Südküste der Türkei war.
Die Bucht mit dem kleinen Hafen war ihr Augenmerk (nach heutigen Angaben – die türkische Riviera, zwischen Antalya und Alanya).
Junge Sirenen folgten nicht immer dem Worte Poseidons, so auch Side.
Im offenen Meer was sie sicher, vor den Augen der Menschen und deren Harpunen geschützt, dessen Spitzen qualvolle und tödliche Verletzungen erzeugen konnten.
Immer wieder ereignete es sich, dass Nixen auf Menschen trafen, jedoch verliefen diese Begegnungen nie ohne Verlust, Sorgen und Kummer. Meistens auf der Seite der Meerjungfrauen, und für Poseidon, der, wenn er nicht erbost über den Fehltritt war, traurig und hilflos, trotz seiner Größe und Macht, zusehen musste, wie erbarmungslos so manches Schicksal war. Viel zu oft ermahnte er seine Kinder, sich rechtzeitig in Sicherheit zu begeben, doch die jungen, neugierigen Nixen hörten nicht auf das Wort, das der Vater sprach. Auch wenn der Zorn des übermächtigen Vaters sie noch so hart treffen sollte, Side kam nicht umhin, sich immer öfter in unbekannte und gefährliche Gewässer zu begeben.
Sie scheute nicht vor den Menschen.
Interessiert suchte Side die Nähe dieser seltsamen Wesen, deren Fischschwänze geteilt waren, um sich auf dem Land aufrecht damit fortzubewegen.
Ihre Schwimmbewegungen hingegen waren lustig anzuschauen, und unter der Wasseroberfläche war es ihnen nicht möglich zu atmen. So waren nur die Waffen gefährlich, die die Männer bei sich trugen, wenn wieder einmal eines ihrer Schiffe den Hafen verließ. Wenn sie aber auf hoher See in Not gerieten, in die Fluten des Meeres stürzten, nutzen ihnen auch ihre Waffen nichts mehr, denn was das Meer einmal gefangen hatte, gab es nicht wieder frei.
Schon lange beobachtete Side einen jungen, starken Seemann, dessen dunkle Augen im Sonnenlicht wie Sterne funkelten. Sein schwarzes Haar, seine Statur gefielen ihr, und ihr kleines Herz hüpfte aufgeregt in ihrer Brust, wenn sie wieder einmal den Gehorsam verweigerte und auf die Küste zuschwamm, um den Auserwählten aus der Nähe zu betrachten.
Aus sicherer Entfernung schaute Side dem Treiben im Hafen zu, und so wie es sich verhielt, sollte in wenigen Minuten das Schiff, auf dem ihr stolzer Seemann die Segel setzte, den Hafen verlassen.
Die See war unruhig, der Himmel ließ wenig Sonnenlicht durch die grauen Wolken fließen, und es wehte ein heftiger Wind. Der Tag schien stürmisch zu werden, dennoch lief das Schiff aus dem Hafen. Side ahnte böses und sie tat, was ihr Herz ihr befahl. Sie folgte dem Schiff, um ihren Seemann in der Not beschützen zu können. Das Wetter änderte sich rasch, so wie Side es vermutete, immerhin kannte sie die See besser als jeder Mensch.
Ein stürmischer Wind ließ hohe Wellen aufkommen, wild schaukelte das Schiff hin und her, und schon bald verlor ihr Seemann die Kontrolle über das Ruder.
Side wäre unter der Wasseroberfläche wesentlich besser vorangekommen, doch sie wollte das Schiff nicht aus den Augen verlieren, so schwamm sie mit viel Mühe, jedoch mit einer großen Distanz dem Segler hinterher, um in seiner Reichweite zu bleiben. Der junge Seemann vermochte den Sturm und das aufgewühlte Wasser nicht zu bezwingen. Er kenterte kläglich und sein Schiff versank mit der nächsten Welle in der tosenden See. Entsetzt schaute Side diesem Unglück zu, und sie fasste den Entschluss, den Mann ihres Herzens zu retten. Flugs verschwand sie in den Wellen, tauchte hinab um den Auserwählten vor den sicheren Tod zu bewahren. Die Zeit drängte, lange konnte der Seemann den Atem nicht anhalten. Beherzt griff Side in das schwarze Haar, stieg angestrengt mit ihm bis an die Meeresoberfläche auf, erst dann löste sie ihren Griff, um sich zu vergewissern, dass er noch lebte.
Nach Luft schnappend und hustend reckte er seinen Kopf aus dem Wasser. Wippend in den Wogen, suchte er nach seinem Retter, doch nirgends befand sich ein lebender Mensch in der Nähe. Seine Augen fanden den Blick der kleinen mutigen Meerjungfrau.
Side lächelte ihn schüchtern an, dabei bewegte sie sich grazil in den Wellen, als ob der Sturm ihr nichts anhaben konnte. Irritiert drehte sich der junge Seemann um sich selbst, schließlich begriff er, wer sein Lebensretter war. Ohne Halt sollten seine Kräfte bald versiegen und die See wäre sein Grab gewesen, wenn Side ihn letztendlich nicht auch noch zurück in den Hafen begleitet hätte. Sichtlich erleichtert und froh wieder an Land zu sein, bedankte er sich bei der kleinen Nixe und versprach ihr, sich mit jedem Sonnenaufgang am Strand einzufinden, um auf sie zu warten. Glücklich über dieses Versprechen tauchte Side hinab in die Tiefe des Meeres. Am nächsten Morgen war ihr Seemann, wie vereinbart bei Sonnenaufgang am Strand, um sich mit ihr zu treffen. Viele Sonnenaufgänge folgten und die Liebe die Side für diesenMann empfand, stimmte sie traurig, denn es war eine unerfüllte Liebe. Auch der Seemann liebte Side, und weil er so sehr litt, unter dem unerfüllten Glück, fasste er den tragischen Entschluss, Side nicht mehr treffen zu wollen.
Unterdessen bat Side ihren Vater um Hilfe, denn sie wollte ein Mensch werden, damit sie für immer bei ihrem geliebten Seemann verweilen konnte. Poseidon ahnte bereits, dass dieser Tag eintreten würde, und so erzürnte er nicht. Er bemühte sich redlich, Side von ihrem Vorhaben abzubringen, denn wenn sie sich für das Leben an Land entschied gab es keine Rückkehr.
Auch würde aus ihr keine kostbare Perle werden, wenn sie als Mensch verstarb, so wie es den Meerjungfrauen vorbestimmt war. Aber Side blieb standhaft und ihr Wunsch war unumgänglich. Mit Wehmut führte Poseidon seine Tochter an eine unterirdische Süßwasserquelle, dessen Wasser sich nicht mit dem salzigen Wasser des Meeres vermischte.
Davon sollte Side trinken, und sich anschließend schnell zum Strand begeben. Dankbar trank sie von dem Wasser und folgte ihrem Herzen.



Am Strand angelangt, spürte Side sofort die Verwandlung ihres Fischschwanzes. Aus der kräftigen Flosse wurden zwei Beine auf denen sie wackelig, aber Stolz, die ersten Gehversuche auf dem Sand verübte. Sobald die Sonne aufging, blickte sie aufgeregt in die Ferne um nach ihrem Geliebten Ausschau zu halten. Lange wartete Side auf den Seemann, jedoch erschien er nicht. Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang war sie schon recht schwach, aber die Hoffnung bestärkte sie und voller Freude blickte Side wieder in die Ferne. Auch an diesem Morgen erschien der Seemann nicht. Traurig füllten sich ihre Augen mit Tränen, die im Sand versickerten.
Lange weinte Side still vor sich hin, dann bemerkte sie, dass aus den Tränen weiße Tropfen wurden, dabei ward ihr Körper immer schwächer, bis Side schließlich nur noch Blut weinte und verstarb.
Poseidon sah seine Tochter sterben und hatte großes Mitleid mit ihr, doch konnte er sie nicht zurückholen, ihr Entschluss war besiegelt. Aber der Gott des Meeres wollte nicht, dass Side in Vergessenheit geriet, und somit ließ er sie auferstehen, ihre Füße verwurzelten sich in der Erde, aus ihrem zarten Körper formte sich ein Baum, die Arme wurde Äste, die langen schwarzen Haare die Blätter, die unter dem Licht der Sonne glänzten, und aus den Tränen ließ er Früchte entspringen.
Die weißen Tränen wurden zu einer Frucht mit weißem Fleisch, und aus den roten Tränen, die mit Blut getränkt waren, wuchsen Früchte mit rotem Fleisch.
Jede Frucht sollte vorher eine wundervolle Blüte sein, die die Schönheit seiner Tochter widerspiegelt.
Side verbreitete sich rasch in dieser Region, und jeder Baum trug zahlreiche, kostbare Früchte, die bis heute gedeihen.


(Side – der Ursprung dieses Wortes stammt aus dem Griechischen und bedeutet Granatapfel)





Eine kurze Erzählung aus der anatolischen Mythologie:

Eines Tages spazierte die Tochter des Tourist, die Natur und die Fruchtbarkeitsgöttin Side, mit ihrer kleinen Tochter am Fluss Manavgat entlang, um mit den Nymphen Blumen zu pflücken, und um einen Kranz daraus zu binden. Plötzlich entdeckte Side einen Baum mit bunten Blüten, dünnen Ästen und glänzenden Blättern.
Sie brach einen dünnen Ast, um ihn ihrer Tochter zu überreichen. In diesem Moment, in dem sie den Ast brach, tropfte Blut aus der Bruchstelle.
Sie bemerkte, dass dieser Baum lebendig war.
Die Nymphe war so traurig und so ängstlich, dass sie versuchte, sich zu entfernen, aber es gelang ihr nicht, denn ihre Füße wurzelten bis tief in den Boden hinein.
Einst verwandelte sie sich aus Furcht vor den Menschen, von den Füßen bis zum Haupt in einen Baum.
Die anderen Nymphen, welche diese Verwandlung beobachteten, fielen in tiefe Trauer und nässten die frischen Wurzeln mit ihren Tränen.
Side, die ihren großen Fehler bereute, schmückte seit dem diesen Baum mit ihren Früchten, die das Symbol der Liebe, der Schönheit und der Natur sein sollten, und das rote Fruchtfleisch als Symbol für das vergossene Blut der Nymphe.
Niemals soll einem Baum oder einer Blume Schaden zugefügt werden, denn es könnte eine verwandelte Nymphe sein.

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Texte: Cover von Fotosearch
Tag der Veröffentlichung: 06.08.2009

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