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Die Geschichte vom Nikolausstiefel

Die kleine Sarah saß am Fenster, schaute vergnügt hinaus in die Dämmerung und beobachtete die dicken weißen Schneeflocken, die endlich vom Himmel fielen.
Im Licht der Straßenlaterne glitzerten die Flocken wie gepresster Silberstaub. Nichts sehnlicher als Schnee, hatte sich das Mädchen in diesem Jahr vom Nikolaus gewünscht.
In den letzten Jahren blieb der Schnee zur Weihnachtszeit meist in den Wolken hängen, so dass die Weihnachtsferien oft fürchterlich langweilig waren.
Für Kinder ist Weihnachten ohne Schnee wie eine Geburtstagsfeier ohne Torte.
Wie schön, dass der gute alte Mann ihre Bitte erhört hatte.
Es war schon zu spät um darauf zu warten, bis die kahle trostlose Gegend unter einer weißen Schneedecke verschwunden war, und für kleine Mädchen war es bald an der Zeit schlafen zu gehen, um in das Land der Träume zu versinken.
An diesem Abend hatte Sarah einen ganz besonderen Traum.
Ihr erschien in der Nacht der Nikolausstiefel und erzählte ihr eine wundersame Geschichte.
Ich bin der Stiefel des Nick Klaasen, und ich erzähle dir die Geschichte, wie ich dazu kam, Geschenke zu bringen.
Einst wärmte ich die Füße des Nick Klaasen, eines reichen Grundbesitzers in einem kleinen Dorf gleich hinter dem großen Wald. Mein Herr war ein großer und mächtiger Herr. Aber sein Herz war so kalt, wie das Eis in der Arktis.
Und immer, wenn sich Weihnachten näherte, versteckte sich mein Herr hinter den dicken Wänden seines großen Hauses. Damit er nicht hören konnte, wie die Bettler vor der Tür nach ihm riefen, und damit er nicht sehen konnte, wie sich alle traurig von seinem Haus abwandten.
Viele Jahre habe ich das mitgemacht.
In den vielen Jahren bin ich armer Stiefel immer älter und dünner und zerrissener geworden. Aber mein Herr, der so geizig war, kaufte sich ja keine neuen Stiefel. Deshalb bin ich eines Tages kurz vor Weihnachten aus der Stiefelkammer geflohen, habe mich in der Speisekammer vollgestopft mit Mandeln, Nüsse, Krokant und Lebkuchen und lief hinaus in den Schnee.
Was soll ich lange erzählen.
Es fanden mich die Kinder. Und ich weiß nicht warum, ich gab ihnen alles was ich hatte. Denn was braucht schon ein alter Stiefel wie ich Mandeln, Nüsse, Krokant und Lebkuchen.
Und oh Wunder, seitdem wurde ich nie älter, sondern schöner von Tag zu Tag, und ich bin zu allen Weihnachten voll von Süßigkeiten, an denen sich jedes Kind und jeder Erwachsene erfreut.
Wenn du mir diese Geschichte nicht glauben willst, so frage doch einmal den Nick Klaasen in einem kleinen Dorf gleich hinter dem großen Wald.
Aber vielleicht ist er schon längst an Einsamkeit gestorben.

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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2009

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Widmung:
Den wahren Werten

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