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Wenn Licht und Schatten

Wenn Licht und Schatten

 

 

 

Düster, schwarz und unendlich leer wirkt der Weltenraum. Nichts erfasse ich mit meinem Blick. Unendlichkeit lässt sich nicht wahrnehmen und wirkt unwirklich, wenn man gar nichts sieht. Nichts als Schwärze, die tiefste und vollkommenste Schwärze. Egal in welche Richtung ich mich wende....Nichts. Über und unter mir schwarz, schwarz und nochmal schwarz.

Wenn nichts existent ist, kann ich dann überhaupt existieren? In anderen Welten, in anderen Zeiten, in anderen Leben nannten sie mich Dämon, Teufel, gefallener Engel, Drache, Geist und Schemen. Dies sind dennoch nur Namen. Keiner falsch gewählt, doch trifft auch keiner den Kern. Ich bin ein Schatten. Der Schatten. Ein Schatten im unendlichen Nichts der Dunkelheit. Kann ich überhaupt existieren? Es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht. Hier gibt es nichts. Nicht einmal mich. Zumindest spüre ich nichts, fühle nichts. Es ist, als hätte ich keine Form, keinen Körper, keine Hülle. Ich bin nur der Geist im Nichts. Leere breitet sich in mir aus als logische Folge der Erkenntnis von Nichtexistenz, von ätherischem Dasein.

Ich löse mich auf. Jeder Gedanke schwerer zu fassen als der vorige. Mein Untergang. Das Nichts absorbiert mich.

Plötzlich ein gleißendes Licht in der Ferne des unendlichen Schwarz des Nichts. Ein Komet, ein Meteor hell, strahlend, weiß. Er kommt näher. Meine Existenz wird mir wieder bewusst. Nein, kein fliegendes, brennendes Gestirn erhellt die Dunkelheit. Ein weißer Drache!

Das Licht in Person rast auf mich zu. Meine Gestalt manifestiert sich in seinem Strahlen. „Komm, greif nach mir, halt dich fest.“ Die Stimme des Drachen: Rein, klar und sanft. Ich strecke eine Hand aus der Dunkelheit meiner Nichtexistenz nach einem Flügel des Drachen. Ich greife zu... ein Ruck, ein Knall, als würden tausend Spiegel bersten. Wir fliegen dahin. Auf dem Rücken des Drachen beginne ich mich wieder lebendig zu fühlen. Ich spüre ein Herz schlagen, spüre Blut durch Adern fließen, spüre Muskeln zucken und jede Bewegung der Glieder.

Eine neue Existenz?

Doch ich fühle nicht nur das eigene Leben. Die Aura des weißen Drachen ist überall um mich, dringt durch mich hindurch, erfüllt mich.

Sie flüstert: „Wir gehören zusammen. Auf ewig!“ Wie ein Kuss berühren ihre zärtlichen Worte die Haut. Auf einmal erstirbt dieses Gefühl und es scheint kälter zu werden. „Doch...“ Ich weiß genau, was sie jetzt sagen wird. „...sie werden es nie verstehen. Sie werden uns nicht zusammen sein lassen. Für sie sind wir Gegensätze, Feinde und das wird sich niemals ändern.“

Mit meiner Hand, der Hand eines Schatten streichele ich sie und mit meiner Aura erwidere ich ihren Kuss. „Ich weiß. Das ist unsere Bestimmung. Doch so lange einer von uns existiert, existiert der andere mit ihm.“ und für einen kurzen Moment der Ewigkeit verschmelzen wir miteinander und genießen die Zweisamkeit.

Es entsteht eine Welt. Eine Welt in der wir nicht zusammen sein können. Eine Welt umgeben von der Dunkelheit des Nichts. Eine vollkommene Welt. Eine Welt aus Licht und Schatten.

Impressum

Texte: Falco- Orcus aves
Lektorat: Stefanie Biesianczyk
Tag der Veröffentlichung: 05.09.2014

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