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Kapitel eins:

Es war Ende August. Ein Morgen wie jeder andere auch. Ein Blick aus dem Fenster sagte Manuel, dass viele Leute ihre Möglichkeit nutzten, um noch einmal schwimmen zu gehen. Wie gerne würde auch er so unbeschwert schwimmen, doch das konnte er nicht. Abwesend streichelte er sich über sein Bein, beobachtete die ganzen Menschen vor seinem Fenster. Er wohnte im zweiten Stock eines Einfamilienhauses mit einem hübschen Vorgarten.
Seine Familie hatte es sich nicht nehmen lassen, hierher zu ziehen. Das war vor vier Jahren, da war er 15 Jahre alt gewesen. Nun war er 19. Sein Geburtstag war in zwei Monaten. Manuel besaß schulterlanges, rotes Haar und hatte strahlend grüne Augen. Er trug eine sichtbare Narbe, quer über die rechte Wange. Sie war nicht wirklich deutlich, aber auch nicht zu übersehen.
Erneut wanderte Manuels Blick über die vielen Leute. Er kannte die meisten vom Sehen. Oft beobachtete er sie. Ein Seufzen verließ seine Lippen, als er den Kopf in seinen Händen abstützte. Von Weitem sah er zwei ihm bekannte Gestalten. Sie hatten ihn auch sofort gesehen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als sie an der Hecke vor dem Grundstück stehen blieben. Anna und Jonas. Seine besten Freunde, seit er vor 4 Jahren hierher gezogen war.
„Hallo, ihr beiden. Geht ihr schwimmen?“, rief er runter und winkte ihnen zu.
„Ja. Hast du Lust mit zu kommen?“, rief Anna zu ihm nach oben.
„Nein, heute lieber nicht. Aber ich wünsche euch viel Spaß dabei. Ihr könnt mir ja später erzählen, wie es war“, lächelte Manuel amüsiert.
Nein, er hatte heute wirklich keinen Bedarf, die beiden zu begleiten. Das hatte er eigentlich selten, vor allem, wenn es zum Strand ging.
„Na gut, aber nächstes Mal kannst du dich nicht drücken und wenn ich dich über die Schulter schmeißen muss“, rief Jonas ihm lachend zu.
Manuel traute es diesem Mann sogar zu das er ihn wie einen nassen Sack über die Schulter schmeißen würde. Jonas machte viel Krafttraining und war 23 Jahre alt. Anna dagegen war noch zarte 18 Jahre alt und ziemlich pummelig. Aber Manuel störte das nicht. Für ihn zählte vielmehr der Charakter und der war bei ihr unbezahlbar. Sie war ein wirklicher Engel und immer fürsorglich. Früher in der Schule hatte sie für Manuel immer ein Lunchpaket mitgebracht, auch wenn er immer gesagt hatte, dass es nicht nötig war. Doch sie hatte nicht mit sich reden lassen.
Sie behauptete ja auch immer, dass er so dünn war und aussah, als würde er jeden Moment verhungern. Das hatte ihr zwar viel Spott in der Schule eingebracht, aber davor hatte Manuel oder Jonas sie beschützt. Sie waren ein wirklich gutes Trio.
Die beiden winkten ihm auch noch einmal zu und verschwanden dann weiter. Der See, zu welchen diese gehen wollten, war eigentlich keine zehn Minuten von Manuel entfernt.
Nein, heute hatte Manuel wirklich keine Lust, um mit an den Strand zu gehen. Er wollte die Menschen, die hier vorbei kamen, einfach nur beobachten. Weiter hinten kam Mrs. Klee mit ihrer kleinen Tochter Tina. Die Kleine war wirklich niedlich im Gegensatz zu ihrem Bruder. Tina war gerade erst 13 Jahre alt geworden. Ihr Bruder war 16 und nutzte jede Chance, seine kleine Schwester zu ärgern. Auch liebte er es scheinbar, Manuel zu ärgern, doch bei ihm kam er nie sehr weit.
„Hallo, Manu“, rief Tina auch schon zu ihm hoch, winkte ihm aufgeregt entgegen. „Hey, Tina“, lächelte er und winkte ihr kurz zu. Mrs. Klee warf ihm einen abschätzenden Blick zu. Sie mochte Manuel nicht sonderlich, egal, wie sehr ihre Tochter an dem Rothaarigen hing. Sie hatten sich mal im Krankenhaus getroffen. Damals hatte Manuel eine jüngere Schwester besucht. Jill, momentan 14 Jahre alt, lag damals mit Tina im gleichen Zimmer. Jill hatte sich heute am Morgen schon früh zum See zum Schwimmen getrollt . Manuel sah zu, wie Mrs. Klee die kleine Tina weiterzog und ruckelte selber etwas auf seinem Stuhl herum, suchte eine bequemere Sitzposition.
Dann aber sah er ein völlig unbekanntes Gesicht. Ein junger Mann. Manuel schätzte ihn auf vielleicht 17 oder 18 Jahre. Aber genau konnte er es nicht sagen. Der junge Mann hatte blondes Haar. Er hatte in etwa die gleiche Statur wie Manuel selber, nur mit ein paar mehr Muskeln an den Armen als er selber. Er war sich sicher, dass dieser den Weg an seinem Zuhause noch nie gegangen war. Er wäre ihm sofort aufgefallen, vor allem, da dieser förmlich strahlte, während er sich mit seiner Begleitung unterhielt. Die Begleitung interessierte Manuel nicht, er betrachtete einfach nur diesen Blonden.
Dieser lief gerade an dem Gartentor vorbei, als er sich scheinbar beobachtet fühlte und sich umsah. Er schien aber nichts zu finden und auf den Gedanken, nach oben zu sehen, kam er nicht, sodass die beiden einfach weiter liefen. Manuel sah den beiden noch lange nach, hatte sich etwas aus dem Fenster gebeugt, doch dann waren sie schon um der Ecke. Verschwunden.
Etwas enttäuscht seufzte Manuel auf. Der Blonde hatte sich nicht noch mal umgedreht, nicht einmal. Aber was hatte Manuel auch erwartet.
„Manuel? Kommst du mit spazieren?“, fragte mit einem Mal seine Mutter, die in der Tür stand, sodass er sie kurz betrachtete.
„Nein, ich bleibe hier. Aber danke fürs Nachfragen, Mama“, lehnte Manuel liebevoll lächelnd ab. Nein, er wollte nicht raus. Spazieren, genauso wenig, wie er an den See wollte. Er wollte nur beobachten. Er griff neben sich nach seinem Zeichenblock. Lächelnd zeichnete er seine angefangene Skizze weiter.

Kapitel zwei:

Amüsiert lachte Kai auf. Er war erst vor zwei Wochen hierher gezogen. Sein Kollege, Arno, hatte ihm angeboten, ihm den See zu zeigen. Der war im Sommer sehr begehrt wie es schien. Es war auch wirklich voll. Der Strand um den See bot kaum noch freie Plätze, doch mit etwas Glück hatten sie noch ein Plätzchen ergattern können. Nun saßen sie zusammen und Arno erzählte ihm alles mögliche. Kai selber war 22 Jahre alt und besaß blondes Haar. Seine Augen strahlten in einem hellen Blau. Er war gut gebaut und für einen Floristen auch sehr stark. Das lag aber auch daran, dass er sehr gerne trainierte. Weniger im Fitnesscenter, lieber Zuhause.
„Ich muss echt sagen, es ist schön hier am See. Ich hätte nicht gedacht, dass es einen so schönen Ort hier gibt“, meinte Kai zufrieden und streckte seine Beine etwas aus.
Arno grinste ihn amüsiert an. „Oh, es gibt noch viel schönere Orte, aber wenn ich mir die schönen Beine hier so ansehe.“ Damit sah er gerade einem Paar wirklich langer, weiblicher Beine nach.
„Ich muss sagen, mich interessieren schöne Männerbeine mehr“, zwinkerte Kai ihm zu, was Arno auflachen ließ.
Kai hatte schon zu Anfang an gesagt, wie er tickte. Er wollte nicht, dass es irgendwelche Missverständnisse gab. Arno, sein Chef und Kollege, hatte es recht gut aufgenommen. Kai fühlte sich eigentlich wohl, auch wenn er die meiste Zeit bisher im Blumenladen und mit dem Kistenauspacken verbracht hatte, doch jetzt wollte er sich in seiner Freizeit endlich mal etwas umsehen.
Arno ließ ihn nämlich eine Stunde später auch schon allein. So machte auch Kai sich auf den Weg, kam erneut in die Gegend, wo die Einfamilienhäuser waren. Die meisten Gärten waren wirklich sehr schön, sodass er ab und zu mal stehen blieb, um sie sich anzusehen.
Und da. Schon wieder. Er hatte genau wie auf dem Hinweg das Gefühl, beobachtet zu werden. Wieder sah er sich um, aber es war keiner zu sehen. Also ließ er diesmal klugerweise den Blick über die Fenster wandern und Tatsache. Ein rothaariger, junger Mann saß im zweiten Stock und sah zu ihm herunter. Er fand ihn wirklich hübsch, zumindest was er da so sah.
Kai schenkte dem anderen auch ein Lächeln, was diesen zu verwundern schien. Aber es wurde erwidert.
„Einen schönen Garten habt ihr“; meinte er laut zu dem anderen nach oben.
„Danke. Meine Mutter freut sich immer, wenn ihre Gartenarbeit bei anderen gut ankommt“, wurde ihm geantwortet, was Kai amüsiert lachen ließ. Er lehnte sich auch an den Zaun, welcher den Garten eingrenzte.
„Ich bin der Kai und noch recht neu hier im Ort. Mit wem habe ich denn das Vergnügen?“, fragte Kai lächelnd.
„Manuel. Manuel Schiller“, antwortete dieser ihm.
„Freut mich sehr. Hättest du vielleicht Lust, mir etwas die Gegend zu zeigen? Mein Kollege hat mich am See einfach zurück gelassen“, fragte Kai belustigt, was auch den Rotschopf zu belustigen schien.
„Tut mir Leid. Heute nicht“, schmunzelte Manuel entschuldigend, doch Kai winkte ab.
„Schon gut. Ist ja nicht so, dass ich einen schlechten Orientierungssinn habe. Aber vielleicht magst du dich ja morgen mit mir zu einem Kaffee oder Tee im Rosencafé treffen? Da weiß ich schon, wo es ist“, gab Kai nicht auf. Er fand den anderen interessant und wollte ihn einfach näher kennen lernen.
„Oh. Ich... Entschuldigen Sie, aber morgen habe ich leider keine Zeit. Ich hetzte morgen von Termin zu Termin“, entschuldigte sich Manuel erneut und schien etwas geknickt.
„Na gut. Letzter Vorschlag. Du sagst mir einen Tag und eine Uhrzeit und ich bestimme eine Umgebung?“, meinte Kai immer noch lächelnd und es schien zu klappen.
„Übermorgen gegen Mittag?“, schlug Manuel vor und Kai nickte leicht.
„Mittag also. Sagen wir im am See?“, damit deutete Kai kurz über die Schulter, doch Manuel schien ihn zu verstehen.
„Gut. Bis übermorgen dann, Kai“, lächelte Manuel ihm zu und dieser machte sich nach kurzem Winken auch aus den Staub.
Kai war gut gelaunt. Er wusste, dass dieser Rotschopf ganz interessant war. Er besaß einfach eine außergewöhnliche Ausstrahlung.

So verging auch der nächste Tag recht ereignislos. Kai widerstand der Versuchung Manuel nochmal vorher zu besuchen, am besagten Tag dann aber machte er sich gegen Mittag auf die Socken. Er schlenderte gemütlich durch die Gegend. Es war ein herrlicher Tag. Er hoffte nur, dass Wetter würde halten. Denn die ein oder andere Wolke war weiter weg schon zu erkennen. Also beeilte er sich doch lieber etwas und sah von Weitem schon den Strand. Nach Kurzem umsehen, sah er auch den gesuchten roten Haarschopf, aber in Begleitung eines anderen Mannes. Er schien ziemlich kräftig und hatte eine Glatze. Als dieser zu ihm drehte, sah er sogar einen leichten Ziegenbart. Doch Manuel strahlte den Mann an. Waren die vielleicht zusammen?
Nein. Kai schüttelte den Kopf. Es waren bestimmt nur beste Freunde. Also ging er auf die im Sand Sitzenden zu.
„Hallo, Kai“, grüßte Manuel ihn, als er ihn entdeckt hatte und winkte leicht, stand aber nicht auf. Doch Kai nahm es ihm nicht übel.
„Hey. Bin ich zu spät dran?“, fragte Kai amüsiert und reichte den beiden die Hand.
„Nicht wirklich. Wir haben ja keine feste Zeit ausgemacht“, lächelte Manuel und schien sich zu entsinnen „Ach, das ist Jonas. Mein bester Freund. Jonas? Kai. Ich hab dir ja schon von ihm erzählt.“
Kai schmunzelte leicht. Man hatte also schon von ihm erzählt?
„Ich hoffe nur Gutes“, lachte Kai amüsiert und setzte sich den beiden gegenüber. In diesem Moment sah er auch ein pummeliges Mädchen auf sie zukommen. Sie wurde als Anna vorgestellt. Eigentlich fand Kai es etwas schade. Er hatte doch irgendwie gehofft, allein mit Manuel reden zu können. „Manuel? Wollen wir nicht lieber hoch zum Tante Emma? So nah am Pärie (= Name vom See) ohne Unterstand wird es wahrscheinlich gleich ungemütlich“, meinte Anna und deutete auf die dunklen Wolken, die langsam näher kamen.
„Du hast recht“, damit sah er auch kurz zu Kai rüber, der nickte. Ihm sollte es recht sein. Er wollte ja nicht nass werden, sodass er sich erhob, ebenso Anna und Jonas.
„Hey, Jonas“, knuffte Manuel ihn in das Bein und streckte diesem die Arme entgegen, was dessen Freund auch lachen ließ.
Kai sah ihnen verwundert zu, doch Jonas hob Manuel auf die Arme.
„Na geht“, grinste Manuel amüsiert und schlang die Arme um dessen Hals.
„Du bist viel zu verwöhnt, Prinzessin“, grinste Jonas amüsiert und zusammen gingen sie zum Tante Emma. Es war ein kleiner, gemütlicher Laden mit Sitzmöglichkeiten. Kai war ihnen etwas langsamer gefolgt. Konnte es sein, dass die beiden doch zusammen waren? Wer trug sonst schon einen anderen Kerl?
Doch Kai verdrängte den Gedanken daran, beobachtete wie Jonas Manuel in einen der Sessel absetzte. Sie alle setzten sich auch dazu und plauderten etwas. Kais Blick wanderte oft zu Manuel rüber, der deswegen auch etwas errötete. „Ach du Scheiße. Ich habe Herkules draußen unbedacht stehen gelassen“, entkam es Manuel mit einem Mal und machte große Augen.
„Ich hole ihn“, damit sprang Jonas auch schon auf und lief gefolgt von Anna nach draußen.
Kurz sahen wir ihnen noch nach, bis Kai ihn kurz musterte und fragte: „Sag mal, seid du und Jonas ein Paar?“
Manuel schien ziemlich verwundert wegen der Frage, schüttelte aber lachend den Kopf. „Nein. Jonas ist nicht schwul. Er ist einfach nur mein bester Freund. Aber wie sieht es mit dir aus? Bist du schon vergeben?“, kam auch schon die Gegenfrage.
„Nein. Leider nicht. Mir ist bis jetzt noch nicht der richtige Mann über den Weg gelaufen“, meinte Kai ehrlich und sah das verblüffte Gesicht vor sich. „Überrascht?“, fragte und erhielt ein leichtes Nicken.
Kai sah aus dem Augenwinkel, wie dessen Hände etwas unruhig über seine Oberschenkel fuhren. Machte er ihn nervös? In diesem Moment kamen die beiden auch wieder, etwas nass wie es schien. „Habt ihr Herkules retten können?“, fragte Manuel hoffnungsvoll.
„Klar. Er steht vor der Tür. Keine Bange, ist nicht mal nass geworden“, grinste Jonas belustigt. „Wer ist Herkules?“, fragte Kai auch schon neugierig.
„Mein Gefährt“, zwinkerte Manuel lächelnd aber immer noch nervös.
Also dessen Fahrrad oder so, dachte sich Kai und gab sich zufrieden. „Wunderbar. Mum hätte mich umgebracht, wenn Herkules schon wieder völlig durchnässt wäre“, lachte Manuel amüsiert auf und auch Anna kicherte leicht.
„Wir hätten ihn trocken gelegt, bevor deine Mum heute Abend wieder da wäre“, zwinkerte sie belustigt und langsam war Kai wirklich verwirrt. Wegen einem Fahrrad würde doch niemand ausflippen, nur weil es nass war.
Die Verwirrung schien man ihm ziemlich deutlich am Gesicht ablesen zu können. „Hast du es ihm gar nicht erzählt, Manu?“, fragte Jonas, der es bemerkt hatte.
„Was erzählt?“, fragte dieser auch sofort etwas misstrauisch. Was war denn jetzt los.
„Nein. Habe ich nicht. Keine Sorge, Kai, ist nix schlimmes“, lächelte Manuel etwas schief. Diesem war sichtlich unwohl bei dem Ganzen.
„Dann erzähl es mir“, forderte Kai ihn auf. Er fand den Rotschopf zwar ziemlich nett und auch sehr ansprechend, doch würde er schon gern wissen, wovon die drei da sprachen.

Kapitel drei:

Manuel sah ihn unwohl an. Er merkte deutlich, dass Kai es unbedingt wissen wollte. Aber irgendwie traute er sich nicht. Er kannte viele Reaktionen auf sein Geheimnis und er wollte keine negative von Kai erfahren. Dieser war viel zu interessant, um ihn jetzt schon zu vergraulen.
„Nicht jetzt, Kai. Später“, bat er diesen deswegen und man sah Kai an, dass dieser es am liebsten gleich gewusst hätte, doch er gab zu Manuels Erleichterung nach.
„Gut, dann aber später“, und mit diesen Worten ging der Smalltalk weiter. Sie sprachen über wirklich alles mögliche, aber am meisten fragten Jonas und Anna den neuen in ihrer Runde aus.
Manuel lauschte dem Ganzen gespannt. Er war ebenfalls sehr neugierig auf Kai. Sie erfuhren, dass dieser bei Arno im Blumenladen arbeitete. Es war der einzige Blumenladen im Ort, weswegen dieser auch so bekannt war. Sie erfuhren sogar, wo Kai wohnte. Direkt über dem Blumenladen.
„Zu klingeln bei Kerner“, hatte Kai zwinkernd gemeint.
Manuel fand Kai wirklich immer interessanter. Er strahlte irgendwie pure Lebensfreude aus. Lebensfreude, die Manuel manchmal an sich selber vermisste. Es wurde auch langsam später. Sie hatten sich zwischendurch etwas zutrinken bestellt. Anna hatte Manuel einen leckeren Tee mitgebracht, so hatte er sich nicht selber darum kümmern müssen.
Nach einer Weile hatte Kai auch auf die Uhr gesehen und war erschrocken aufgesprungen.
„Ich muss leider langsam los. Hab Arno noch versprochen ihm zu helfen, die Blumen zu versorgen. Es hat mich echt gefreut, euch kennen zu lernen. Ich hoffe, wir sehen uns schnell wieder“, zwinkerte Kai und reichte jedem die Hand. Manuel wurde leicht verlegen, als er dessen Hand schüttelte. Dann war Kai auch schon raus aus dem Tante Emma.
Jonas und Anna hefteten ihre Blicke nun auf Manuel.
„Das war nicht nett, dass du ihm nichts gesagt hast“, meinte Anna und versuchte wieder, ihm den Kopf zu waschen.
„Ich finde das besser, als wenn ich es von vornherein versaue. Vielleicht habe ich ja so eine Chance, dass er nicht gleich flieht, sollte er es raus finden. Jonas? Können wir heim?“, fragte Manuel und fühlte sich mit einem Mal so unsagbar müde. „Natürlich, Kleiner. Anna? Kommst du auch gleich mit?“, fragte Jonas, der sich erhob.
„Klar“, lächelte diese nachsichtig.

Als sie bei Manuel daheim auf dessen Bett saßen, kam auch dessen Mutter ins Zimmer. „Da bist du ja, Manuel. Ich habe mir schon Sorgen gemacht“, meinte diese besorgt. Manuel lächelte entschuldigend „ich habe doch gesagt ich bin mit Jonas und Anna unterwegs. Da musst du dich nicht sorgen“
„Ja... du hast wohl recht. Hast du noch Hunger?“, fragte sie fürsorglich, doch Manuel schüttelte denn Kopf. „Also, wir gehen dann auch. Wir kommen die Tage wieder vorbei“, verabschiedete sich Jonas und verschwand dann mit Anna.
Manuel jedoch machte es sich in seinem Bett bequem. Es war wirklich schlimm. Jetzt hatte er eine neue Bekanntschaft gemacht. Eine nette, neue Bekanntschaft und dann hatte er ihm das Wichtigste verschwiegen. Er hoffte nur, dass Kai es ihm nicht übel nahm, wenn er es herausfand. Kai. Wenn er nur an ihn dachte, klopfte sein Herz ganz wild.
Manuel vergrub lächelnd sein Gesicht in seinem Kissen. Er freute sich darauf, ihn bald wiederzusehen. Mit dem Gedanken schlief er ein.
Am nächsten Morgen saß er gerade am Frühstückstisch auf seinem geliebten Drehstuhl, als es klingelte. Jill lief sofort eilig zur Tür. Ihre Eltern waren früh aufgebrochen, sodass sie allein Zuhause waren. „Manuel? Es ist für dich“, rief Jill ihm zu, sodass er sich einfach mit dem Drehstuhl zur Küchentür rollte und zur Wohnungstür sah.
Sein Gesicht hellte sich merklich auf. „Kai! Kann ich dir helfen?“, fragte Manuel, hatte sich aber nicht von seinem Platz gerührt.
„Guten Morgen, Manuel. Ich dachte, ich komme dich besuchen. Oder störe ich gerade?“, fragte er und sah ihn und seine Schwester fragend an. Jill jedoch schien Kai gerade zu sehr anzuschmachten, um antworten zu können. Also blieb die Antwort an Manuel hängen.
„Nein. Zieh dir die Schuhe aus und komm rein. Du kannst gerne mit Frühstücken, wenn du noch nichts gegessen hast“, damit rollte Manuel lächelnd wieder zum Küchentisch zurück.
Kurz darauf kamen Kai und Jill in die Küche. „Setz dich. Jill? Iss auf. Du wolltest doch zu Tina rüber“, meinte er zu seiner Schwester, die auch eilig zu essen anfing, wobei sie hin und wieder Kai schmachtende Blicke zuwarf. Schön blöd, dass sie nicht wusste, dass er schwul war. Innerlich grinste Manuel belustigt, doch bot er Kai einen Tee an.
„Danke“, nahm dieser an und eilig war Jill aufgesprungen, holte eine Tasse für Kai heran.
„Also, was führt dich hier her? Einfach besuchen wird’s doch nicht sein. Oder?“, fragte Manuel lächelnd und biss von seinem Brötchen ab. Er hatte Kai auch eines angeboten, doch dieser hatte dankend abgelehnt.
„Ich dachte, wir könnten uns einen gemütlichen Tag machen und weiter plaudern, wo ich gestern aufgesprungen bin“, grinste Kai und Manuel lachte leicht auf.
„Klar. Wolltest du dafür irgendwohin? Oder reicht dir unser Wohnzimmer?“, fragte Manuel und sah kurz zu Jill, die langsam ihren Kakao austrank. „Beeile dich, sonst geht Tina ohne dich zum See“, grinste er ihr zu und bekam einen bösen Blick, dann aber sprang sie auf und war weg.
„Das Wohnzimmer hört sich gut an“, gab Kai seine verspätete Antwort.
„Gut, dann lass uns ins Wohnzimmer gehen“, grinste Manuel und stieß sich schwungvoll vom Tisch ab, rollte somit geradewegs ins Wohnzimmer durch. Kai, der das sah, lachte amüsiert auf und folgte ihm. Der Schwung hatte gereicht, dass Manuel nun ans Sofa aneckte.
„Ach, ich habe was mitgebracht. Moment, bin gleich wieder da“, grinste Kai und verschwand in den Flur.
Als er wiederkam, saß Manuel auf dem Sofa, der Drehstuhl stand etwas im Weg, sodass Kai ihn zur Seite rollte und sich neben Manuel setzte. „Hier. Ich dachte die könnten die gefallen“, damit reichte er Manuel Blumen. Sie waren blau.
„Das ist Enzian oder?“, fragte Manuel, der die Blumen erstaunt annahm.
„Ja, stimmt. Du kennst dich mit Blumen aus?“, fragte Kai lächelnd.
„Ein wenig. Ich weiß, dass jede Blume ihre Bedeutung hat, aber ich weiß nicht welche“, schmunzelte Manuel.
„Vielleicht findest du es ja heraus. Soll ich sie ins Wasser stellen?“, fragte Kai und erhielt ein Nicken.
„Dort im Schrank sind Vasen. Danke, Kai“, lächelte Manuel und Kai erhob sich. Er holte eine Vase und goss Wasser hinein. Die Blumen stellte er auf den Tisch und setzte sich selber wieder dazu. Er hatte nichts darauf erwidert, dass der Gastgeber sitzen blieb und ihm das Versorgen der Blume überließ. Manuel lächelte noch immer leicht.
„Es ist wirklich toll, dass du vorbei gekommen bist, aber... musst du heute nicht arbeiten?“, fragte Manuel unsicher und strich sich nervös über den Oberschenkel.
„Ja, aber erst ab 12 Uhr“; zwinkerte Kai ihm zu und fragte, was Manuel so arbeite.
„Ich arbeite nicht. Ich studiere. Über Fernstudium“, erklärte Manuel und sah den fragenden Blick „Ich studiere Psychologie“
„Wow. Das hört sich echt schwer an“, staunte Kai und Manuel fühlte sich auch ziemlich geschmeichelt.
„Naja, es geht. Ich bin jetzt seit acht Monaten dabei. Das ganze geht 16 Monate. Die Hälfte habe ich also rum“, lächelte er mehr als verlegen, doch Kai schien weiter beeindruckt zu sein.
Sie sprachen auch noch etwas über alles mögliche, bis Manuel seinen Vater vernahm.
„Manuel? Where are you?“, ertönte dessen Stimme.
„Living room“, antwortete Manuel brav und sah Kais verwirrten Blick.
„Mein Vater. Er liebt es, daheim Englisch zu sprechen. Er ist Engländer musst du wissen, kann aber Deutsch“, erklärte er und jetzt tauchte auch besagter Vater auf.
„Manuel... Oh wir haben Besuch?“, fragte Manuels Vater mit deutlichem Akzent.
„Hallo. Ich bin Kai Kerner. Ich bin erst neu in der Gegend“, stellte sich Kai lächelnd vor und reichte die Hand.
„Hello, Kai. Ich bin Manuels Vater. Nenne mich ruhig Jon. Okay?“, grinste er Kai schelmisch an.
„Gern, Jon“, grinste Kai zurück und setzte sich wieder.
„Manuel? Are you okay?“, fragte Jon stirnrunzelnd und rollte den Drehstuhl näher, trat dann aber vorbei und sah musternd auf seinen Sohn runter.
„Sure. Alles Okay. Fährst du gleich noch mal los?“, fragte Manuel und sah zu seinem Vater hoch, lehnte etwas zurück dabei.
„Ja. Deine Mum lässt dir ausrichten, dass sie erst heute Abend wieder daheim ist. Also? War nett dich kennenzulernen, Kai“, grinste er Kai noch an und war dann auch weg.
„Sorry. Mein Vater ist gern mal ein Spaßvogel“, lächelte Manuel ihn an um überhaupt irgend etwas zu sagen.
„Ach was. Er ist cool“, grinste dieser zurück, sodass sie noch etwas reden konnten, bis Kai los musste. Manuel brachte ihn nicht zur Tür, was Kai etwas missmutig stimmte, doch er sagte nichts dagegen.
Manuel dagegen blickte auf die Blumen, die Kai ihm geschenkt hatte. Enzian. Er wusste, dass diese Blumen eine besondere Bedeutung hatten.
Wenige Minuten später hatte er seinen Laptop auf dem Schoss und googelte nach der Bedeutung. Als er sie fand, konnte er nicht anders, als zu erröten °°Enzian: Deine Schönheit ist überwältigend°°, stand dort geschrieben. Wollte Kai ihm das damit sagen? Oh und er war so unhöflich gewesen! Manuel schämte sich richtig.
Doch er war zu feige, um Kai jetzt zu folgen.

Kapitel vier:

Als Kai das Haus verlassen hatte, machte er sich schnell auf den Weg zum Blumenladen. Er wollte Arno nicht länger warten lassen.
„Hey, wo warst du denn?“, begrüßte dieser ihn auch schon. Schnell band sich Kai eine Schürze um und ging ihm zur Hand.
„Habe eine neue Bekanntschaft kurz besucht“, lächelte Kai und nahm sich ein paar Blumen. „Kenne ich diese Bekanntschaft?“, fragte Arno schmunzelnd.
„Weiß nicht. Er heißt Manuel. Ich finde ihn wirklich nett, aber manchmal ist er einfach nur unhöflich“, schmunzelte Kai und sah, dass Arno nachdachte, ob er besagte Person kannte oder nicht. Er war schließlich der einzige Blumenhändler hier im Ort und kannte somit sehr viele Leute
Dann aber zuckte er mit den Schultern. Es gab mehrere Manuel in der Gegend.
„Warum sprichst du ihn nicht darauf an?“, fragte Arno, doch Kai schüttelte den Kopf. Er wollte Manuel einfach keine Unterstellungen machen, dafür war er zu angetan von jenem.
„Die Unhöflichkeit macht er durch seine niedliche Art wieder wett“, grinste Kai, was Arno lachen ließ.
„Na, du bist mir einer. Machst du die Sträuße die heute noch abgeholt werden?“, fragte Arno und sofort befolgte Kai diese Anweisung. Er war sehr geschickt dabei. Er liebte es einfach, mit den Blumen zu arbeiten und seine ganze Kreativität reinzubringen.

Es verging eine ganze Ewigkeit. Er, Arno, Manuel, Anna und Jonas trafen sich noch sehr oft in der Zeit. Fast jedes Mal, wenn sie sich trafen, war Manuel mit Jonas als Erstes an ihrem Treffpunkt. Oft stellte Kai auch fest, dass Manuel manchmal ziemlich unhöflich war. Aber er machte es ja durch seine so anziehende Art wieder wett. Kai hatte sich wirklich in diesen etwas jüngeren Mann verliebt, weswegen er ihm diese Eigenart auch nicht krumm nahm.Schließlich wurde er sogar offiziell zu dessen 20ten Geburtstag eingeladen.

Es war auch genau dieser besagte Tag, als sich Kai fertig machte. Er hatte sich ein lockeres, dunkles Hemd angezogen und seine dunkle Jeans. Er war beim fertig machen die ganze Zeit in Gedanken bei dem Rotschopf, hatte sogar auch ein Geschenk für Manuel. Nur eine Kleinigkeit, da er sich sonst nichts leisten konnte. Der kleine Teddybär war ihm an einem Tag sofort ins Auge gefallen als er durch die Stadt geschlendert war. Dazu hatte er eine Blume aus dem Laden genommen: Er hatte extra auf die Bedeutung geachtet.
Dann machte er sich auch schon auf den Weg. Kai wusste, das außer ihm noch Jonas und Anna eingeladen waren. Eine gemütliche Runde hatte Manuel gesagt. Sie würden etwas Kuchen essen, trinken und einen DVD-Abend starten, deswegen war es auch schon etwas dunkel als er bei ihm ankam und klingelte. Kurz hatte er nochmal auf sein Geschenk gesehen, während er wartete. Ob es Manuel wohl gefiel? Oder vielleicht war er damit auch zu aufdringlich? Er würde es ja gleich heraus finden.
Jill machte ihm auf und strahlte ihn förmlich an. „Hallo Jill“, grüßte er sie, hatte er sich auch mit Manuels Familie gut bekannt gemacht. Er hatte schnell gemerkt, dass die kleine Jill auf ihn stand, ihn geradezu anhimmelte. „Hallo Kai. Manuel und die anderen beiden sind oben. Geh ruhig hoch. Verpflegung und alles ist schon oben“, lachte sie und dankend zog er sich die Schuhe aus, um dann hoch in Manuels Zimmer zu gehen. Einmal war er bisher nur hier oben gewesen und doch fand er sich gut zurecht.
„Hallo und alles gute Manuel“, grüßte er, als er das Zimmer betrat und alle aufsahen. Sie saßen schon alle auf Manuels Bett verteilt und hatten es sich bequem gemacht. Sie hatten gerade wohl über einen Witz gelacht, dass Anna und Manuel noch ganz rote Wangen hatten.
„Hallo Kai. Schön, dass du da bist“, lächelte Manuel herzlich und strahlend.
„Hier. Eine Kleinigkeit“, lächelte Kai und überreichte trotz Protest das Geschenk. Manuel hatte gejammert, dass er ihm nichts schenken müsse, doch als er die Blume sah, strahlten seine Augen. Es war ein kleiner Teddy der eine Feuerlilie hielt, wie er schnell erkannte. „Wunderschön“, staunte auch Anna, die Blumen sehr mochte. „Ich hole eine kleine Vase“, meinte Anna sofort bereitwillig und war weg.
„Hat die Blume hier auch eine Bedeutung? Ich kenne sie leider nicht mit Namen“, fragte Manuel und sah Kai neugierig an.
„Ja, hat sie. Es ist eine Feuerlilie. Hast du denn schon die Bedeutung vom Enzian raus?“, fragte Kai belustigt und setzte sich auf eine freie Stelle auf dem Bett. Jonas erhob sich mit der Blume und stellte sie ins Wasser was Anna gerade brachte. Wieder diese unhöfliche Art an Manuel, da dieser es den beiden anderen überließ die Blume mit Wasser zu versorgen.
„Ja, habe ich“, lächelte Manuel und sah zur entzückten Anna.
„Hach. Ich würde auch gern eine Feuerlilie geschenkt bekommen“, schwärmte sie mit verträumten Blick.
„Weißt du, was sie bedeutet?“, fragte Manuel sofort und bekam ein Nicken.
„Hey, nicht schummeln. Finde das mal schön selber heraus“, lachte Kai und unterband Anna somit das Reden. Trotzdem lächelte sie noch entzückt.
„Soll ich einen Film einlegen?“, fragte Jonas amüsiert dazwischen.
„Ja und bring mir doch bitte das Blumenbuch mit“, grinste Manuel erheitert und strahlend.
„Nicht so faul. Hol es doch, während Jonas den Film einlegt“, lächelte Kai belustigt, doch sofort versteifte sich Manuels Lächeln, die Stimmung kühlte merklich ab. Kai war etwas verwirrt und sah kurz zu den anderen beiden, die ihn ebenfalls komisch ansahen.
Was war denn jetzt los?
„Was ist?“, fragte Kai, doch schon hatte Anna, Manuel das besagte Buch gebracht, welches dieser neben sich legte. „Hey?“, murrte Kai etwas missmutig da ihm keiner antwortete.
Doch jetzt kam Bewegung in Manuel. Dieser rutschte auf dem Hintern zum Bettrand. Sofort war Jonas ran doch wurde er rüde beiseite geschoben, so das besagter Freund unsicher zurück trat und Manuel ganz genau im Auge behielt. Kai war völlig verwirrt als Manuel zu seinem Drehstuhl griff der direkt neben dem Bett stand und sich förmlich drauf hievte. Sofort rollte er sich zur Tür und war raus. „Was war denn das jetzt?“, fragte Kai verwundert.
„Sein Geheimnis. Gib ihm einen Moment. Er kommt sicher gleich wieder“, seufzte Jonas und fuhr sich durchs Haar. Er legte dann auch einen der Filme ein, um ihn, wenn Manuel wieder kam, sofort anmachen zu können. „Könnte mich bitte mal einer aufklären?“, fragte Kai angespannt.
Gerade wollte Anna etwas sagen, als sich die Tür erneut öffnete. Manuel kam zurück.

Kapitel fünf:

Gerade wollte Anna etwas sagen, als sich die Tür erneut öffnete. Manuel kam zurück.
Kai jedoch stockte der Atem, als er Manuel sah. War das ein Scherz? Sein Blick wanderte über diesen drüber. Vom Gesicht abwärts über den Oberkörper an den Beinen runter. Aber es war nicht Manuel, der ihn schockte, sondern das, wo er drin saß.
„Ein Rollstuhl?“, fragte Kai verwirrt und Manuel schloss die Tür hinter sich.
„Ja, ein Rollstuhl“, meinte Manuel etwas verbissen und blieb im Raum stehen. Die Hände hatte er verkrampft etwas in den Schoß gelegt.
„Was? Aber... ich meine wofür?“, fragte Kai völlig durch den Wind.
„Wofür man einen Rollstuhl wohl braucht. Ich bin von den Knien abwärts gelähmt. Deswegen konnte ich dich auch nie richtig begrüßen oder eine Vase holen. Deswegen trug mich auch Jonas so oft“, knurrte Manuel und sah verletzt zur Seite, direkt zu Jonas. Dieser schien etwas betroffen ebenso Anna, da sie einander ratlos ansahen.
Kurz war es still im Raum, bis Kai sich seufzend durch das Haar fuhr. Er hatte nicht mal im Entferntesten mit so etwas gerechnet. Nein. Manuel hatte sich nie so verhalten, als wäre er an besagter Stelle gelähmt. Aber hätte es nicht trotzdem auffallen müssen?
„Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte Kai etwas betroffen, weil Manuel es so lange verschwiegen hatte.
„Damit du mir gar nicht erst eine Chance gibst? Ich wurde wegen Herkules... ich meine meinem Rollstuhl so oft einfach links liegen gelassen. Das wollte ich bei dir aber nicht“, erklärte Manuel und rollte etwas näher heran, blieb kurz vor dem Bett mit Herkules stehen. Kai konnte sich denken warum dieses Gefährt den Namen trug.
„Ich hätte dich schon nicht links liegen gelassen Manuel“, schüttelte der Blonde den Kopf und war etwas perplex. Wie konnte er ihm nur so wenig Vertrauen entgegen bringen? War Manuel etwa so unsicher gewesen? Hatte Kai ihm das vermittelt mit seiner Art?
„Lasst uns erst mal einen Film schauen. Dabei könnt ihr ja etwas nachdenken“, schlug Anna vor und so wurde es gemacht.
Jonas half Manuel das kleine Stück aufs Bett wo dieser sich selber in die richtige und bequeme Position zog. Kai hatte ihn dabei beobachtet, wie er hauptsächlich durchs Rutschen und durch die Armkraft seine Position fand. Er saß direkt neben ihm. Anna hatte sich am Bettende eingekringelt und Jonas saß hinter Anna, hatte ihren Kopf im Schoß. Jonas strich dem Mädchen auch sanft durchs Haar. Kai hatte ja schon länger die Vermutung das die beiden etwas für einander empfanden, doch das würden sie schon selber heraus finden.
Manuel war völlig in Gedanken. Würde Kai seine Meinung nun ändern? Würde er ihn jetzt auf den Rollstuhl reduzieren? Er musste es wissen.
„Stimmt die Bedeutung des Enzians jetzt immer noch für mich?“, fragte Manuel leise nuschelnd, um den Film nicht zu stören. Kai warf ihm einen kurzen Blick zu, nickte aber schließlich. Ja. Der Rollstuhl hatte zu Kais Erstaunen nichts an seinen Gefühlen und seinem Empfinden geändert. Unsicher lächelte Manuel und griff nach dem Blumenbuch. Das Licht war nur gedämpft, also gerade noch hell genug, um zu lesen. Er suchte die Bedeutung der Feuerlilie. Er fand sie nicht auf Anhieb. Dann aber hatte er sie °°Feuerlilie: Mein Herz glüht in unendlicher Liebe zu Dir!°°. Manuel errötete tief, als er das las und schob Kai das Buch zu. „Stimmt das auch?“, wisperte er leise fragend.
Kai sah ihm tief in die Augen, ließ sich mit der Antwort Zeit. Manuel war sehr nervös deswegen, nagte unbewusst auf seiner Unterlippe herum.
„Ja, das stimmt ebenfalls. Mir ist es egal, ob du von den Knien abwärts gelähmt bist, oder nicht. Ich... ich habe mich trotzdem in dich verliebt“, hauchte Kai ihm zu, tastete nach dessen Hand und verschränkte die Finger mit den seinen. Manuel wurde noch etwas dunkler im Gesicht, lächelte schüchtern. Kai beugte sich langsam zu ihm rüber. Manuels Herzschlag wurde nur noch schneller, lehnte sich ihm aber entgegen. Er schloss die Augen und spürte dann auch schon dessen Lippen auf den seinen.
Kai drückte seine Lippen sanft auf die anderen, übte leichten Druck aus und hatte die Augen ebenfalls geschlossen. Es war ein einfacher Kuss, ohne Zunge, und doch hielten sie ihn einen ganzen Moment bis sie sich wieder lösten. Aber nur kurz darauf küssten sie sich erneut, diesmal aber stürmischer. Als sie sich erneut lösten sahen sie einander tief in die Augen. Manuel lächelte etwas verlegen, spürte wie Kai ihm über seine Narbe auf der rechten Wange streichelte.
„Woher ist die?“, fragte Kai leise, schielte kurz zu Anna und Jonas, doch die waren vom Film abgelenkt, sodass er Manuel wieder ansah.
„Von einem Autounfall vor fünf Jahren. Der Autofahrer hat mich als Passant angefahren, daher die Narbe und auch die Lähmung. Ich war ein Jahr in der Reha, aber es hat nicht wirklich was gebracht, außer Mukis in den Armen“, lächelte Manuel und Kai nickte verständnisvoll. Dann aber hauchte er dem Rotschopf einen erneuten Kuss auf die Lippen.

Auch vier Jahre später waren sie immer noch zusammen und wohnten auch gemeinsam in einer Wohnung. Sie lag im Erdgeschoss, sodass Manuel mit seinem Rollstuhl keine Probleme hatte.
„Manuel?“, rief Kai durch die Wohnung und dieser kam auf seinem heiß geliebten Drehstuhl angerollt. Lachend hielt Kai ihn auf, nicht, dass dieser an ihm vorbei rollte und begrüßte diesen mit einem Kuss. „Einen schönen Valentinstag wünsche ich dir“, hauchte er gegen dessen Lippen und holte hinter seinem Rücken eine Feuerlilie hervor. Diese war die ganzen Jahre über ihre Blume gewesen. Manuel strahlte seinen Freund förmlich an, küsste ihn sofort schwungvoll.
„Ich liebe dich so sehr, Kai“, hauchte dieser und schmuste sich an seinen Freund, wurde mit einem Mal hoch gehoben.
„Das feiern wir im Bett“, zwinkerte Kai amüsiert und verschwand mit seinem Freund ins Schlafzimmer. Die Feuerlilie blieb im Flur auf den Dielen liegen, zeugte von der Liebe der beiden.

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Tag der Veröffentlichung: 15.07.2012

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