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Kapitel 1: Die Begegnung


Hallo. Ich heiße Jule, bin 18 Jahre alt und ich sitze im Rollstuhl.
Ja, ihr habt richtig gehört. Ich sitze im Rollstuhl und daran kann weder ich noch irgendjemand anders etwas ändern, also sagt mir bitte nicht immer, dass alles wieder so wird wie vorher, denn das kann es nie mehr werden.
Ich habe mir das schon so oft gewünscht, aber es geht nicht. So ein Wunder gibt es nicht.
Ich hatte es nicht immer einfach und wahrscheinlich wird mein Leben nie einfach sein, aber es gibt dafür umso wundervollere Momente, die ich so sehr genieße, dass ich in diesen Momenten die schlechten Zeiten vollkommen vergesse. Dann ist es als wären sie einfach nicht mehr da. Aus meinem Kopf gelöscht.

Ich bin gerade dabei mein Abi zu machen und bin noch nicht all zu lange hier in der Stadt.
Als ich hier ankam war ich gerade aus der schlimmsten Phase raus, aber es ging mir immer noch schlecht. So schlecht, dass ich am manchen Tagen gar nicht aus meinem Bett kam. Ich lag den ganzen Tag wie ein kleines Kind zusammengerollt da.

Aber ich bin hier, auf dieser Welt, und ich bin verdammt nochmal nicht unsichtbar. Nicht so, wie manche sich mir gegenüber verhalten, nur weil sie Angst haben, mich mit ihren Reaktionen zu verletzen.
Ich bin doch kein kleines Kind mehr, das ständig nur am Rockzipfel seiner Mama hängt, sondern ein erwachsener Mensch.
Man muss mich nicht behandeln als wäre ich in Watte gepackt.
Ich brauche kein Mitleid.
Das bin ich satt und es macht meine Situation auch nicht leichter.
Ich sitze im Rollstuhl. Ja und? Was ändert das?
Ok, Rennen kann ich nicht und bei sehr vielen Dingen brauche ich Hilfe, aber ich bin immer noch ein normaler Mensch und verdiene es so behandelt zu werden.

Ich gehe zur Schule und wenn ich damit fertig bin, werde ich studieren gehen und später einmal Kinder bekommen, wie eine ganz normale Frau.

Heute habe ich wieder mal einen wundervollen Nachmittag mit den aller besten Freunden ,die man sich vorstellen kann,verbracht, denn sie akzeptieren mich so, wie ich bin und beurteilen mich nicht nur nach meinem Aussehen.
Sie geben mir Halt und zeigen mir, warum es sich lohnt, noch auf dieser Welt zu sein.
Sie bringen mich zum Lachen.
Ja, wenn ich erst einmal lache, brauche ich auch ein paar Taschentüchern, weil ich dann immer lache, bis mir die Tränen kommen.
Sie haben mein Inneres entdeckt und sie haben mir geholfen, mich wieder zu öffnen und nicht mehr dieses trostlose Etwas zu sein, das ich vor einigen Jahren war.
Ich genieße mein Leben wieder und das ist nur der Verdienst einiger ganz besonderer Menschen, die mir jeden Tag wieder zeigen, warum ich sie so sehr liebe.
Sie helfen mir, besser mit meiner Situation umzugehen und ich bin ihnen so dankbar dafür, weil das natürlich alles andere als selbstverständlich ist und deshalb liebe ich sie so abgöttisch.

Heute wäre mein ganzer Tag wieder von einer kleinen Sache ruiniert worden, worüber andere Leute gar nicht nachdenken.
Ich war mit der U-Bahn auf dem Weg in die Stadt, um dort Freunde zu treffe, aber was ich vollkommen vergessen hatte, war die Tatsache, dass es an meiner Endhaltestelle keinen Aufzug gab. Und dann stand ich da.
Allein und wusste nicht, was ich jetzt tun sollte, denn mein Selbstbewusstsein war vor allem in solchen Situationen irgendwo ganz weit weg.
Ich war nie gut darin, andere Leute um Hilfe zu bitten. Ich fragte mich, warum mir das gerade heute wieder passieren musste. Ich war eh schon spät dran heute, weil meine Tante mich unbedingt zum Bahnhof bringen wollte.
Eigentlich wollte sie mich sowieso schon nicht alleine fahren lassen, aber da ging für mich kein Weg dran vorbei. Ich musste selbstständiger werden und deshalb musste ich auch lernen, alleine mit der U-Bahn zu fahren.
Jedenfalls hat sie dann darauf bestanden, mich wenigstens bis zum Bahnhof zu fahren. Vielleicht wäre es im Nachhinein doch besser gewesen, wenn sie mich bis in die Stadt gebracht hätte, aber ich muss ja auch irgendwann alleine klar kommen.

Jetzt war ich halt hier und musste eine Lösung finden. Ich sah mich um, aber zu Anfang sah ich keinen Menschen, der mir vertrauensvoll aussah außer einem älteren Herren und einer hochschwangeren Frau, die schon mit dem eigenen Kinderwagen hoch beschäftigt war.

So wartete ich.
Und dann sah ich ihn.
Einen Typen, der wirklich richtig gutaussehend war und bei dem es mich natürlich noch mehr Überwindung kostete, ihn anzusprechen, aber schließlich musste ich ja irgendwie wieder dort weg.
Jedenfalls half mir der Typ dann auf die Rolltreppe und setzte mich oben sicher wieder ab.
Bei all dem verschwand das Lächeln gar nicht mehr aus seinem Gesicht und er war so sympathisch. Als ich mich bei ihm bedanken wollte, lachte er nur und meinte, das wäre doch selbstverständlich. Bei dem Lächeln wäre mir fast schwindelig geworden und ich musste mich zusammenreißen, um nicht völlig aus der Fassung zu geraten. Und dann diese Augen. Schokobraun. Ich liebte diese Farbe.
Es war unglaublich. Da stand ich hier und wollte eigentlich nur in die Stadt und dann begegnete ich einem so wundervollen Jungen.
Aber dann sagte er, er müsse jetzt leider gehen, drehte sich um und weg war er. Ich konnte garnicht sofort reagieren, so sehr war ich von seinem Blick gefangen.
So schnell wie er eben da gewesen war, verschwand er jetzt wieder aus meinem Blickfeld.

Ich konnte es kaum fassen. Ich hatte schon so lange nicht mehr so einen jungen Mann getroffen, der sich mir gegenüber so offen verhielt.
Das Lächeln verschwand den ganzen Tag nicht mehr von meinen Lippen. Er hatte mir den Tag gerettet.

Als meine Freundinnen mich dann darauf ansprachen, warum ich denn den ganzen Nachmittag schon so glücklich sei, erzählte ich ihnen von dieser wundervollen Begegnung und sie freuten sich so sehr für mich, dass sie erst einmal alle über mich herfielen.
In der Sekunde bemerkte ich erst, dass ich ja gar nichts von ihm wusste. Ich kannte nicht einmal seinen Namen und ich bereute es zutiefst, ihn nicht danach gefragt zu haben.
Aber jetzt gerade in diesem Moment war ich glücklich, wirklich überglücklich und das hatte etwas zu bedeuten, weil das schon sehr lange nicht mehr vorgekommen war und das hatte ich ihm zu verdanken.
Es gab doch noch nette Menschen auf dieser Welt.

Kapitel 2: Die Freundschaft


Ich war gerade einmal wieder in der Schule. Ich saß in der ersten Reihe, weil es schwierig wäre sich mit dem Rollstuhl zwischen den ganzen Stühlen durch zu bugsieren und daher sitze ich nun hier, wir haben gerade Mathe und ich warte auf das lang ersehnte Schellen, denn in Mathe war ich wirklich nicht gut, ich hatte irgendwann in dieser Zeit der ganzen Krankenhausaufenthalte den Faden verloren und den Anschluss nie wiedergefunden.

Ich sitze neben meiner besten Freundin Sophie, die es mir am Anfang auch nicht immer einfach gemacht hat, aber jetzt sind wir unzertrennlich. Wir sind in den letzten Jahren zusammen durch dick und dünn gegangen.
Ich rufe sie an, wenn ich mal wieder irgendwelche Schminktipps von ihr brauche, denn sie ist der Stylingpart von uns und wenn nachts um drei mein Handy klingelt und mein Lieblingslied A Drop in the Ocean von Ron Pope ertönt, weiß ich genau das Sophie eine Aufmunterung braucht. Wir telefonieren dann stundenlang und wundern uns morgens,warum wir so müde sind, was natürlich nach so wenig Schlaf völlig normal ist.

Uns verbinden viele gemeinsame Erinnerungen. Am Anfang aber war es schwieriger für mich, denn da waren alle sehr skeptisch mir gegenüber und meine Klasse war damals sowieso schon nicht so einfach gewesen, so wie die Lehrer es immer sagten.
Sie hatten Vorurteile und die mussten erst einmal beseitigt werden. Sie schlossen mich aus, weil sie dachten, ich bräuchte immer bei allem Hilfe und darauf hatten sie keine Lust und dann hatte sogar unser Klassenlehrer Sophie und ihre damalige beste Freundin Lara auseinander gesetzt, damit ein Platz in der ersten Reihe für mich, den unbeliebten Neuankömmling, frei wurde, und dabei hatte ich gar kein gutes Gefühl, da ich sie ja nicht trennen wollte und mich dabei schon von der ersten Sekunde an bei ihnen unbeliebt gemacht hatte, aber mit der Zeit änderte sich dies noch.

Aber auch Sophie hatte ihre Phasen, in denen sie sich von mir abgewendet hat, aber die sind nun endlich vorbei. Von der allerersten Minute an war sie sauer auf mich, weil sie gezwungenermaßen neben ihr sitzen musste und nicht mehr neben ihrer besten Freundin, mit der sie schon immer direkt den neusten Klatsch und Tratsch ausgetauscht hatte, sobald sie beide im Klassenraum erschienen waren, aber dies änderte sich von dem Moment an, als Lara sich Sophies Freund schnappte und Dennis Sophie mit ihrer besten Freundin Lara betrog.
Sophie hatte Dennis über alles geliebt und gedacht dass das eine längere Sache werden konnte. Außerdem hatte sie ihm vertraut und dieses Vertrauen hatte er gebrochen und Vertrauen kommt nicht einfach wieder. Sie hatten sie beide betrogen. Dennis hatte Sophie das Vertrauen genommen und Lara ihre Freundschaft.Von da an herrschte bei den beiden ehemals besten Freundinnen Funkstille.

Dann kam diese Phase, in der mich alle ignorierten und dazu gehörte auch Sophie, die nur Angst hatte, dass die anderen sie nicht mehr mögen würde wenn sie mit mir befreundet wäre und das wäre schlimm für sie, denn sie war damals heimlich in den Klassenschwarm verliebt gewesen, was sie mir später erzählte. Nun waren die beiden seid einem Jahr zusammen und immer noch überglücklich und so ein süßes Paar. Und das obwohl Sarah immer dachte, er würde sich gar nicht für sie interessieren, aber anscheinend hatte sie da falsch gedacht.
Unserer Freundschaft hat sich mit der Zeit entwickelt und Sophie hat sich später auch dafür entschuldigt, dass sie sich manchmal so ungerecht mir gegenüber verhalten hat und wie man sieht wurden wir beide wie Pech und Schwefel. Die besten Freunde und einfach unzertrennlich.
Nach und nach kamen immer mehr bezaubernde Freunde dazu und jedes Mal wenn ich an unsere Erlebnisse denke, kommen mir die Tränen, weil sie mich so glücklich machen.





Kapitel 3: Die Erinnerungen


Heute hatte ich beschlossen, mal zu Hause zu bleiben und einen schönen Nachmittag in unserem Garten zu verbringen. Ich lag im Garten auf einer Liege, auf die mich mein Onkel gehoben hatte und ließ mich verwöhnen. Claudia, meine Tante, brachte mir noch meine Lieblingskuscheldecke damit mir nicht kalt wurde und meine kleiner Cousin Daniel brachte mit ein leckeres Eis mit Smarties und Schokosoße, bei dem einem beim bloßen Anblick schon das Wasser im Mund zusammenlief und er war ganz stolz, denn das Eis hatte er ganz alleine angerichtet und es schmeckte vorzüglich.
Ich genoss die Sonne und schlief sogar für einen kurzen Moment auf der Liege ein, so entspannt war ich.
Ich wachte auf, als Charly, der Hund meiner Tante mit seiner Nase über meinen Arm strich. Es war wirklich süß und nicht mehr so wild, wie er als Welpe gewesen war. Charly war wirklich ein Freund geworden, wenn man das so nennen kann. Auf jeden Fall ist er meist da, wo ich bin und erspürt immer, noch bevor es ein Mensch bemerkt, wenn es mir nicht gut geht und kommt dann zu mir und legt seinen Kopf auf meinen Bauch. Dann muss ich immer sofort lächeln, weil er mich mit seinen süßen, großen Augen ganz traurig anguckt.
Als ich aufgewacht bin, ging schon langsam die Sonne unter und ich gönnte mir noch einen Moment liegen zu bleiben, um den Sonnenuntergang zu beobachten, der von unserem Garten so wunderschön war, da man über die Felder sehen kann und die Sonne dann langsam hinter den Bergen verschwindet.

Es war einer dieser wundervollen Nachmittage, die mich immer an eine vergangene Zeit erinnern, die mich an meine Familie erinnern. Ich bat meinen Onkel, mich rein zu bringen. Er die Tür leise hinter sich geschlossen hatte und ließ mich allein.

Ich saß auf meinem Bett, starrte auf das Bild in meinen Händen und merkte, das mir Tränen über die Wangen liefen. Ich liebte dieses Foto. Es ist schon lange her. Es war in unserem Urlaub am Meer gewesen. Da waren wir so glücklich gewesen und mein kleiner Bruder hatte das Meer geliebt. Er war immer kaum zu halten, sobald er das Meer einmal kurz gesehen hatte und nörgelte so lange rum, bis Mama ihm dann endlich die Badehose anzog und er sich mit Papa in die Fluten stürzen konnte.

Das Foto hatte eine Frau auf dem Campingplatz für uns gemacht. Wir waren immer mit unserem kleinen, alten Wohnwagen in den Urlaub gefahren und hatten uns darin alle immer sehr wohl gefühlt. Das Bild war total knuffig. Nils war damals noch so klein, dass wir immer ein kleines Planschbecken an unserem Stellplatz stehen hatten. Wir saßen alle zusammen in dem wirklich echt kleinen Planschbecken und waren eine glückliche Familie, die zusammen ihren Urlaub verbringt.
Ich hielt dieses Bild jetzt in meinen Händen und konnte mich noch ganz genau an diese schöne Zeit erinnern. Damals waren wir so glücklich gewesen und deshalb erinnere ich mich immer gerne an diese Zeit, obwohl es weh tut. Vor ein paar Jahren habe ich gedacht, dass ich doch nicht einfach weiter leben kann und es hat sich immer so angefühlt, als würde ich innerlich zerbrechen, wenn ich an sie gedacht habe. Das ist jetzt nicht mehr so,aber es fühlt sich immer noch so an, als würde ein Stück von meinem Herzen fehlen. Der Teil in dem meine Eltern und mein kleiner, süßer Bruder waren. Aber ich werde mich immer an sie erinnern, weil ich sie liebe und sie werden immer ein Teil von mir sein.

Die anderen Leute wissen nicht, wie es mir damals ging, was ich durch gemacht habe und sie werden es vermutlich nie erfahren, weil sie nicht danach fragen, was damals passiert ist.
Es weiß niemand außer meinen besten Freunden. Sie wissen alles und es hat wirklich gut getan, es ihnen zu erzählen.
Sie bedauern mich, weil ich im Rollstuhl sitze, aber dass das nicht einmal das Schlimmste ist, wissen sie nicht.


Ich hoffe, ich kann den nächsten Teil bald fertig stellen,so dass ihr weiter lesen könnt.

Kapitel 4: Das Schreiben


Heute war kein guter Tag.
Ich war heute Morgen aufgewacht und wusste, dass ich mich heute nicht vom Fleck bewegen würde.
Ich hatte schon ganz früh meine beste Freundin angerufen und ihr gesagt, dass ich heute nicht in die Schule kommen würde. Das Telefon stand immer in Reichweite auf meinem Nachttischchen neben dem Foto aus dem Urlaub und meinem Armband, das ich von meiner Mutter bekommen hatte.

Den ganzen Tag lag ich in meinem Bett mit meinem Laptop auf dem Schoß und schrieb an meinem Buch weiter. Ich hatte irgendwann einmal damit angefangen, als ich den ganzen Tag im Bett verbracht hatte und eine kreative Phase hatte.

Ich liebte das Schreiben. Es war schon immer, auch vor meinem Unfall, etwas gewesen, womit ich meine Gefühle verarbeiten konnte. Ich hatte auch früher schon immer Gedichte für meine Eltern geschrieben und sie waren immer ganz stolz auf mich gewesen.

Es war immer mein Traum Schriftstellerin zu werden, aber in der Zeit kurz nach meinem Unfall konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder schreiben würde, weil das Schreiben immer etwas Gemeinsames von mir und meinen Eltern gewesen war.
Sie haben mich immer dabei unterstützt hatten und mich ermutigt haben.
Und dann waren sie gestorben und es ging einfach nicht mehr.
Ich konnte nicht mehr schreiben. So sehr ich es auch versuchte, es kam kein vernünftiger Satz dabei heraus.
Bis zu dem Tag, als mein kleiner Cousin geboren wurde. Das war zwei Jahre nach dem Unfall gewesen. An diesem Tag war ich das erste Mal wieder etwas glücklich und ich hatte begriffen, dass das Leben weiter geht und das es immer etwas gibt, wofür es sich lohnt, zu kämpfen. Mein kleiner Cousin war also der Grund warum ich wieder voll und ganz am Leben teilnahm und warum ich heute so glücklich bin.
Von da an konnte ich wieder schreiben. Es war als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden. Von da an flog meine Hand wieder über das Papier und ich merkte richtig, wie ich das Schreiben vermisst hatte. Ich konnte meinen Emotionen beim Schreiben freien Lauf lassen und das verarbeiten, was ich nicht aussprechen konnte.

Kapitel 5: Der Weg zurück ins Leben


Kennst du das Gefühl, wenn du denkst es geht nicht mehr und du einfach nur aufgeben möchtest?

So ging es mir lange Zeit und ich war wirklich knapp davor aufzugeben.
Kurz davor.
Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich habe mich irgendwie wieder lebendig gefühlt.
Vorher war alles quasi ein Himmel voller grauer Gewitterwolken gewesen, aber
jetzt erhellt die Sonne meine Tage.

Der erste Schritt zurück ins Leben war die Kraft, mich wieder an meine Geschichten zu wagen und sie weiter zu schreiben.
Ich weiß, das hört sich komisch an, wenn ich sage, dass die Literatur mich zurück geholt hat, aber es war wirklich so.
Ich konnte meine Gefühle verarbeiten und das gab mir Kraft.
Dann ist da noch mein kleiner Cousin, der immer sofort lacht, wenn ich ihn anlächele und der mich glücklich macht.
Außerdem sind meine Tante und mein Onkel mal wieder mit einem Lachen auf dem Gesicht zu sehen. Sie hatten ja vorher genauso kämpfen müssen wie ich, als meine Eltern damals gestorben sind.
Es geht mir besser, weil meine Freundschaft zu Sophie inniger wird.
Sie gibt mir neue Hoffnung, denn sie ist so der Typ 'Strahle mit der Sonne um die Wette, wenn du andere Menschen damit glücklich machen kannst' und sie hat mir geradezu ein neues, ehrliches Lachen geschenkt.

Jemand sagte einmal: ' Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft - keinen größeren Reichtum, keine größere Freude.'

Diesem kann ich nur zustimmen, denn es gibt nicht Schöneres als die tollsten Freunde der Welt zu haben, mit denen ich meine Ängste und Sorgen teilen und unbesorgt über alles reden kann.

Kapitel 6: Der Wettbewerb


Wie jeden Tag ist auch heute wieder Schule.
Ich mache mich also mit meiner Tante auf den Weg zur Schule.
Das Radio lief unaufhaltsam, da wir beide eher Morgenmuffel sind und ich
meistens noch nicht so wach bin, um eine gescheite Unterhaltung zu führen.
Also muss das Radio uns unterhalten.
Wir sind beide totale Musikfanatiker.
Ich bin auch schon gespannt, wann das alte, klapprige Radio in der Küche meiner
Tante auseinander fällt, da sie dieses sofort aufdreht , wenn sie die Küche betritt.
Das Radio läuft dann den ganzen Tag und oft wippen die Füße von meiner Tante
Claudia im Takt mit.
Jetzt sitze ich mit ihr hier im Auto und wie immer ist unser morgendliches
Radioprogramm eingeschaltet und ich bin eigentlich kurz davor einzunicken, als mich etwas ganz plötzlich aus meiner verschlafenen Phase reißt.

Hat der Radiomoderator gerade etwas von einem Literaturwettbewerb gesagt?
Ich kann es nicht fassen.
Ein Wettbewerb für junge Autoren, zu dem man bis zum 30. Mai seinen Beitrag
einreichen kann.

Heute ist der 5.März, also habe ich noch reichlich Zeit.
Meine Tante ist auch ganz begeistert und meint ich solle eine Geschichte einreichen,
weil sie meine Texte so toll findet.
Sie ist immer ganz überwältigt, wenn sie etwas von mir liest und lobt mich immer dafür, dass ich die Geschichten mit so vielen Leben fülle.
Dann bin ich immer ganz stolz auf mich.

Ich werde mich gleich heute Nachmittag an die Arbeit machen und eine Geschichte schreiben.
Das Thema ist 'Liebe oder Freundschaft?' und ich habe schon einen Gedanken im Kopf.

Meine Idee konnte ich so umsetzen, wie ich es mir vorgestellt habe.
Beim Schreiben sind mir noch viele weitere Einfälle gekommen, die ich in meine
Geschichte mit einbringen kann.

Schreiben.
Ich liebe es.

Das einzige Problem ist, das ich nicht mehr aufhören kann.
Wenn ich einmal angefangen habe zu schreiben, bin ich in meiner eigenen Welt und vergesse alles um mich herum.
Auch heute sitze ich wieder an meinem Schreibtisch, mit tausenden Zetteln um mich herum und tauche bald ganz in die Geschichte ein.

Ich höre erst auf, als mein Onkel an meine Tür klopft.
' Jule, willst du denn nicht zum Essen kommen? Ich habe dich schon gerufen, aber du hast nicht geantwortet.' sagt er mit seiner wie immer sehr ruhigen Stimme.
' Oh, das tut mir Leid, ich habe dich gar nicht gehört. Ich habe an meiner Geschichte für den Wettbewerb geschrieben.' entgegnete ich ihm.
' Ah ja, war meine Kleine wieder in ihrer Traumwelt und hat nichts mitbekommen. Naja, jedenfalls steht das Essen auf dem Tisch und wir warten auf dich.' meinte mein Onkel nur.
Ich sagte ihm daraufhin, dass ich sofort kommen werde, wenn ich den Satz beendet habe.
_
Heute bin ich mit meiner Geschichte fertig geworden und ich finde, sie ist mir sehr gut gelungen.
Ich habe sie mit gutem Gewissen an den Verlag geschickt, der sich mit den Arbeiten beschäftigt.
Mal sehen, was dabei herauskommt.
Ich bin schon ganz gespannt, aber ich muss wohl abwarten, denn es ist noch ungefähr ein Monat Zeit, bis der Sieger verkündet wird und zu einer Siegerehrung eingeladen ist.
Das beste Buch wird sogar veröffentlicht.

Impressum

Texte: Txtrechte: Pia Bickmann
Bildmaterialien: Bildrechte: Pia Bickmann
Tag der Veröffentlichung: 16.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

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