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Prolog

Vier Jahre zuvor…


»Man Serena, ich verstehe es nicht. Was habe ich nur falsch gemacht? Er hat einfach so Schluss gemacht, dabei lief es doch gerade wieder besser… zumindest habe ich es gedacht«, seufzte meine Schulfreundin schwer neben mir und trank einen großen Schluck ihres Bieres, ehe sie ihren Kopf entrüstet sinken ließ.
Sie war zweieinhalb Jahre mit ihm zusammen gewesen, bevor er letzte Woche einfach so aus heiterem Himmel mit ihr Schluss gemacht hatte, ohne ihr überhaupt einen Grund zu sagen warum.
Ich presste meinen Lippen nachdenklich aufeinander.
»Erst einmal hast du nichts falsch gemacht, wenn er. Er ist dumm. Er weiß nicht, was er an dir hat und deswegen tut er mir leid. Er hat so ein wundervolles Mädchen wie dich einfach gehen gelassen und damit den größten Fehler seines Lebens begangen, was er auch noch erkennen wird.«
Ich nippte an meinem Glas und genoss den bitteren Geschmack des Bieres, wie er sich auf meiner Zunge ausbreitete und ließ meinen Blick durch die Kneipe gleiten.
Paar ältere Herren saßen in einer Sitzecke und schienen schon ziemlich angetrunken zu sein. Einer von ihnen konnte sich sogar kaum noch auf den Stuhl halten, während die anderen sich freudig unterhielten.
Ich schaute mich weiter um und blieb bei einem jungen Mann hängen, der direkt mit seinen jadegrünen Augen in die meine starrte.
Einige Sekunden verstrichen, doch er wandte seinen durchdringlichen Blick nicht von mir ab.
Durch ein genervtes Aufstöhnen von meiner Trinkgenossin sah ich sie wieder an. Mit einer Kopfbewegung deutete sie in Richtung Eingang. Fragend blickte ich zum Eingang und ich spürte, wie all meine Farbe aus meinem Gesicht wich, als ich ihn entdeckte.
Der bekannte und gewohnte Schmerz kehrte in meiner Brust zurück und meine Luftröhre schnürte sich augenblicklich zusammen. Mein Herz schlug, nein hämmerte traf es wohl eher, gegen meinen Brustkorb und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
All die Erinnerungen und Gefühle, die ich die letzten drei Jahre versucht habe zu unterdrücken, das mir auch halbwegs gelang, kamen auf einmal alle hoch und ich rang um Atem. Seine wunderschönen ozeanblauen Augen, worin ich früher immer drohte zu ertrinken trafen auf meine und es fühlte sich so an, als würde für einen Moment die Erde still stehen.
Obwohl er so weit von mir entfernt war, konnte ich diesen Gelbstich um seine Pupille erkennen, der mich an das rettende Licht in der hoffnungslosen Dunkelheit erinnerte. Er hatte sich kaum verändert nach all der Zeit, abgesehen davon, dass er muskulöser, ein breiteres Kreuz und markantere Gesichtszüge hatte.
In diesen Moment wurde mir klar, wie sehr ich diese Augen die vergangenen drei Jahre vermisst hatte. Wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie gegenwärtig meine Gefühle noch für ihn waren.
Seine Miene schien wie versteinert zu sein, ohne jegliche Regung, als er mich erblickte. Ich konnte nicht sagen, was gerade in ihn vorging oder was er fühlte, aber ich fühlte verdammt viel, doch anscheinend konnte er genauso wenig seinen Blick von mir abwenden, wie ich von ihm.
»Ist das nicht dein Ex?«, flüsterte Helena in mein Ohr und ich war gezwungen mich von seinen Antlitz abzuwenden und in die grüngrauen Augen von ihr zuschauen.
Ein Kloß bildete sich in meinen Hals und es war mir unmöglich etwas zu sagen, weswegen ich nur nickte.
Dieses Wort Ex. Es ließ mich nur noch mehr spüren, was wir hatten und jetzt nicht mehr haben. Dass wir uns eins geliebt haben, aber jetzt nicht mehr tun, zumindest er nicht.
Ich liebte ihn immer noch, genau wie am ersten Tag. In den letzten drei Jahren gab es keinen einzigen Tag, wo ich nicht an ihn gedacht hatte. Jedes Mal, wenn ich ein Motorrad sah, hoffte ich, dass er darauf saß oder ich hoffte immer, dass er am Schultor stand, wenn ich Schule aus hatte. Suchte in jedem Gesicht sein Gesicht, doch nie fand ich es.
»Das glaube ich aber jetzt nicht. Ist das nicht auch dein ehemaliger bester Freund mit seiner Freundin? Und wer ist dieses Mädchen neben Liam?« Helena kniff ihre Augen grimmig zusammen und es sah so aus, als würde sie versuchen die Frau neben Liam mit ihren Blick zu erdolchen.
Kurz glitt mein Blick über die schlanke hübsche Brünette, die ihren Arm bei ihm eingeharkt hatte.
Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen und der Schmerz, der mit der Zeit erträglicher wurde, stieg mit einem Schlag ins Unermessliche.
Er hat eine Neue.
Er hat mich ersetzt.
Seine Worte hallten in meinen Kopf, als er mit mir Schluss gemacht hatte. Es geht nicht mehr. Ich hab keine Lust mehr auf so etwas.
Das Kribbeln in meiner Nase verriet mir, dass ich kurz davor war los zu weinen, doch ich versuchte mich zusammenzureißen.
Ich durfte jetzt nicht losweinen.
Nicht vor ihm!
Schnell drehte ich den Vier den Rücken zu und gab den Wirten ein Zeichen, dass ich einen Doppelten gerne hätte. Er nickte mir zu und wenige Momente später stand ein Glas mit honigfarbener Flüssigkeit vor mir.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie auf uns zu kamen und mein Herz fing wie wild an zu rasen. Bitte, lass sie weiter gehen. Bitte!
Jeder Muskel in meinen Körper spannte sich zum zerreißen an und ich versuchte ganz gelassen und normal zu wirken.
»Schatz wollen wir hier nur etwas trinken oder auch noch etwas essen?«, hörte ich beim vorbei gehen die Stimme von der Brünette und es fühlte sich wie ein weiterer Stich in mein Herz, dass sie ihn Schatz nannte.
»Entscheide du, Liebling«, antwortete er mit tiefer Stimme.
War sie schon immer so tief gewesen?
Mein Körper zuckte kaum merklich bei seinen Worten zusammen.
Er liebte jetzt eine andere.
Er ist über mich hinweggekommen.
Tief in mir spürte ich, wie bei dieser Erkenntnis etwas in mir starb. Ich konnte nicht sagen, was da starb, aber etwas großes Bedeutendes starb.
»Sollen wir gehen?« Helena musterte mich beunruhigt, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf.
Mit einem einzigen Schluck beförderte ich die honigfarbene Flüssigkeit meine Speiseröhre hinunter, dass mit einen Brennen in meinem Hals belohnt wurde.
Sehnlichst wünschte ich mir, dass die Wirkung dieses Getränkes schnell einsetzte, damit dieser Schmerz, der in meiner Brust tobte abklingen ließ.
Ich nahm Gelächter aus der Ecke wahr, wo sich die Vier befanden und der Drang aus dieser Kneipe zustürmen stieg mit jeder Sekunde. Nein, ich würde damit nur aufsehen damit erregen und ungewollt damit auch die Aufmerksamkeit von ihm. Er brauchte dann auch nur eins und eins zusammen zählen um zu wissen, dass ich immer noch etwas für ihn empfand.
Langsam fing auch schon der Alkohol an zu wirken, da ich heute nicht wirklich viel zu mir genommen hatte und ich genoss dieses schwindelartige Gefühl.
Kurz huschte, auch wenn ich es eigentlich nicht wollte mein Blick rüber zu ihn und ich wünschte mir nichts sehnlicheres, als es nicht getan hätte, denn der Anblick von den Beiden, wie sie sich an ihn kuschelte und er seinen Arm um sie legte, zerriss mein Herz in tausend Stücke.
Panisch rang ich nach Luft und ich konnte den Drang jetzt nicht mehr unterdrücken, hier herauszulaufen.
»Ich muss gehen. Tut mir leid«, nuschelte ich schnell zu Helena und schnappte meine Handtasche, ehe ich aus dieser Kneipe stürmte.Mir war es egal, was er jetzt dachte.
Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wie nahe sie ihm war. Wie sie sich an ihn kuschelte und wie er es gewähren ließ.
Obwohl ich jetzt an der kühlen Luft war, fühlte es sich immer noch so an, als würde ich ersticken und mein Herz zerquetscht.
Wie von selbst bewegten sich meine Beine, wurden immer schneller mit jeden Schritt, bis ich schlussendlich anfing zu laufen.
Ich wusste nicht wohin mich meinen Beine trugen, es interessierte mich auch nicht sonderlich, zu sehr war ich mit den Schmerz in meiner Brust, mit den Erinnerungen an seine und meine Zeit, mit den Gefühlen, die er in mir auslöste beschäftigt, doch ein lautes Hupen brauchte mich wieder in die Realität zurück.
Wie versteinert blieb ich stehen und blickte in die Richtung, woher dieses Geräusch kam und meine Augen weiteten sich vor Schreck.
Grelle Lichter einen PKWs kamen rasend schnell auf mich zu, aber mein Körper fühlte sich wie gelähmt an. Kein einziger Muskel wollte sich auch nur um einen Millimeter bewegen.
Wollte ich mich überhaupt bewegen?
Wollte ich nicht lieber, dass dieser PKW meinem Leid ein Ende bereitet?
Ja oder?
Dieser Schmerz würde endlich aufhören. Diese Erinnerungen würden verschwinden, die mich in meinen Träumen quälten. Ich würde meinen Frieden finden.
Es wäre besser, wenn ich tot wäre.
Ich schloss meine Augen und wartete darauf, dass das kalte Metall meinen Körper mit voller Wucht traf und alles ein Ende setzte.
Als sich dann dieser erlösende Schmerz in meinen Körper ausbreitete, als mich das metallische Gefährt erwischte, fühlte ich mich erleichtert.
Gleich würde alles vorbei sein.
Gleich würde ich nichts mehr fühlen.
Gleich bin ich erlöst.
Mein Körper prallte auf den harten Asphalt und ich spürte, wie sich ein warmes Gefühl in meinen Hinterkopf ausbreitete und der aufkommende höllische Schmerz meinen Körper betäubte.
Nur noch wenige Sekunden und ich würde endlich meine Erlösung finden.
Am Rande nahm ich wahr, wie sich jemand über mich beugte, mit seiner Hand vorsichtig über meine Wange strich. Ich wollte meine Augen öffnen, doch ich konnte es nicht. Ich fühlte mich viel zu schwach dafür. Mein Leben sickerte aus meinen Körper.
»Verlass mich nicht schon wieder«, war das Letzte, was ich wie gedämpft noch hörte, bevor sich etwas an meinen Mund drückte.
Ein metallischer Geschmack breitete sich in meinen Mund aus.
Schmeckte ich da gerade Blut?
Es war aber nicht mein Blut, das ich da schmeckte. Es war von jemand anderes.
Meine Gedanken wurden immer vernebelter und all die Geräusche entfernten sich immer mehr von mir.
Ich sterbe jetzt.
Leb wohl meine bittersüße Liebe, ich werde dich immer lieben, war mein letzter Gedanke, ehe ich in diese unendliche Dunkelheit glitt und alles verstummte.

1

Heute…

»Du kannst froh sein, dass ich dich so lieb hab, ansonsten würde ich dich hier hin nicht begleiten«, schnaubte der große Mann neben mir und war nicht gerade begeistert davon, mit mir zu einer Halloweenparty in der Bank, wo ich letzte Woche angefangen habe zu arbeiten mitzukommen.
Er wäre lieber zuhause geblieben oder in einer Bar tanzen gegangen, doch ich konnte ihn dazu überreden, dass er mit mir hier hin ging, da ich ungerne alleine zu so etwas erschien.
»Das weis ich und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mitgekommen bist. Zudem schadet es ja nicht, dass du mitkommst, dann kannst du dich hier ein bisschen umschauen und gucken, ob hier irgendetwas ist, was uns mit unseren Auftrag weiterbringt.«
Er nickte nachdenklich und seine jadegrünen Augen musterten mich.
»Du siehst aus wie ein Engel.«
Ich sah an mir herab.
Ich trug ein weißes Kleid, was trägerlos und obenrum eng mit einem Herz-Ausschnitt war. Es fiel von der Hüfte ab locker runter bis zu der Mitte meiner Oberschenkel und auf meinen Rücken trug ich kleine weiße Flügel.
»Vielleicht liegt es auch daran, dass ich als Engel gehe?«, meinte ich sarkastisch und verdrehte lächelnd meine Augen.
»Nein, ich meine du siehst wirklich wie ein Engel aus, Serena.« Er sah mich durchdringlich an und ich musste unwillkürlich schaudern
.»Wie ein wunderschöner Engel.« Lucifer kam einen Schritt auf mich zu und strich mir behutsam über die Wange.
Sein Blick wurde schlagartig ernst und seine Augenbrauen zogen sich grübelnd zusammen. »Hast du heute schon etwas getrunken?«
Sah man mir das an? Sah ich so kränklich aus?Ich drehte meinen Kopf zur Seite, so dass ich nicht mehr gezwungen war in seine jadegrünen Augen zuschauen. Es war mir unangenehm darüber zu reden.
»Ja…«
»Hast du es auch bei dir behalten können?« Nun wirkte er ziemlich besorgt.
Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Das ich mal wieder die ganze Spüle voller Blut besudelt hatte, da mein Körper immer noch diese Abstoßwirkung auf Blut hatte, obwohl ich es zum Überleben benötige?
Ich verzog meinen Mund missmutig und in nächsten Moment hörte ich ein aufgebrachtes Seufzen von meinem Gegenüber.
»Wir finden schon einen Weg, dass du das Blut bei dir behältst. Irgendwie.« Kurz wuschelte er mir durch die straßenköterblonden Haare und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, ehe die stählerne Aufzugtür sich mit einem Bing öffnete.
Er nahm meine Hand, zog mich aus dem Auszug raus und steuerte auf die Menschenmasse zu.
Der Raum war düster und an den Wänden waren Skelete befestigt. Von der Decke hingen künstliche Spinnenweben runter und ab und zu stand ein ausgehüllter Kürbis, wo eine Fratze reingeschnitzt war auf einen Schreibtisch.
Hätte ich diesen Raum dekoriert, hätte ich einiges anders gemacht. Mehr Spinnenweben, abgetrennte Körperteile, weniger Skelete und den Kürbissen hätte ich gruseligere Fratzen geschnitzt. Zudem hätte ich eine düstere Belichtung gewählt.
Umso näher wir der Menschenmasse kamen, umso nervöser wurde ich.
Ich hasste es unter vielen Menschen zu sein. Dieses durcheinander Reden, diese Nähe von den Anderen.
Klar, wenn man feiern ging waren auch viele Menschen um einen, aber die kannte ich nicht und musste somit auch nicht mit ihnen reden. Eine Konversation aufbauen.
Anscheinend bemerkte Lucifer meine innere Unruhe, da er kurz meine Hand drückte und mich näher an sich zog.
Kurz ließ ich meinen Blick über jeden einzelnen gleiten. Die meisten hatten sich als Vampire verkleidet, paar als Hexen, tote Krankenschwester, Zombie, Frankenstein, Werwölfe und manche konnte ich nicht in eine Kategorie einordnen.
Lucifer beugte sich so zu mir runter und flüsterte mir belustig ins Ohr: »Wenn sie nur wüssten, dass es wirklich Vampire gibt.«
Er lachte kehlig und ich musste unwillkürlich lächeln.
Er hatte Recht. Wenn sie wüssten, dass Vampire wirklich existieren, dann würden sie nicht mehr so friedlich sein. Entweder würden sie uns jagen, weil wir ihnen überlegen sind und sie davor Angst haben oder sie würden versuchen zu einen von uns zu werden. Beides war nicht gut für uns Unsterbliche.
»Ah Frau Schneider, da sind Sie ja.« Mit schnellen Schritten kam mein neuer Boss, der zufälligerweise sich als Vampir verkleidet hatte auf Lucifer und mich zu.
Wenn man meinen Boss in zwei Worten beschreiben müsste, würden die Worte notgeiler Sack lauten.
Er guckte jedem weiblichen Wesen in den Ausschnitt, nicht auf die Art, wie es die meisten Männer taten, unauffällig und zurückhaltend, sondern auffällig und bewusst, dass es die Frau mitbekam. Ich würde sogar wetten, dass er schon eine Anzeige wegen sexueller Belästigung hatte.
Überschwänglich zog er mich in seine Arme und drückte mich fest an seinen Körper.
Unwillkürlich stieg sein widerlicher Duft in meine Nase und ich musste den Würgereiz unterdrücken, der in mir aufstieg. Selbst sein Blut roch für mich abstoßend.
Wie ich mir wünschte, dass ich diese widerlichen Hände, die sich langsam meinen Hintern bedrohlich näherten von meinen Körper einfach entfernen und ihn eine klatschen könnte, doch ich konnte es nicht.
Es könnte mich meinen Job kosten. Den Job, den ich brauchte um an meine Zielperson ranzukommen.Dieser Kerl war einfach nur widerlich und ekelerregend.
Er hätte es verdient, wenn man ihn mit einer Käsereibe jede einzelne Hautschicht von seinen geliebten Sack langsam und qualvoll abreiben würde und das ohne Betäubung.
Ein Knurren hinter mir ließ meinen Chef erschrocken zusammenzucken und er ließ endlich von mir ab.
»Und Sie sind?«, wollte Herr Mayer wissen und wirkte ziemlich verärgert, da er seinen Körper nicht mehr gegen meinen drücken konnte.
»Lucifer Davids«
Mein Chef musterte meinen Begleiter abschätzend.
Dachte er gerade wirklich, dass er besser aussieht als Lucifer? Er mit seinen ein Meter fünfundsiebzig und Halbglatze? Den Bierbauch und den schiefen Zähne?
Gott, neben meinen Boss sah Lucifer wie ein Adonis aus.
Automatisch drehte sich meinen Kopf zu dem Vampir neben mir. Nicht den verkleideten Vampir, sondern den realen, blutsaugende Vampir, der mir vor vier Jahren das Leben gerettet hatte.
Seine jadegrünen Augen, die bestimmt schon tausenden Frauen den Kopf verdreht hatten waren auf den ihm Gegenübern fixiert. Mit seinen sinnlich geformten Lippen, seiner geraden Nase und den markanten und regelmäßigen Gesichtszüge, die wie gemeißelt aussahen, wirkte er auf jeden wie ein lebendiger Gott. Allein mit seiner Ausstrahlung, die vor Macht trotzte, zog er Frauen an, wie das Licht die Motten. Da brauchte ich gar nicht von seinem perfekten Körper anfangen zu reden.
Als ich wieder zu Herrn Mayer blickte, starrte er Lucifer mit leeren Blick an.
»Bist du gerade in seinem Geist eingedrungen und versuchst ihn zu manipulieren?«, wollte ich wissen und bekam als Antwort ein schelmisches Grinsen von ihm. Das konnte nichts Gutes heißen.
»Lass das, wir sind hier auf meiner Arbeit. Nicht das wir hier entdeckt werden.«
»Ach komm schon Serena. Lass mich wenigstens ihn davon abbringen die Frauen so anzugaffen und hast du schon mal seine Gedanken gelesen? Die widern selbst einen Lustmolch wie mich an und das hat schon etwas zu bedeuten. Du willst gar nicht wissen, was er sich alles mit dir schon vorgestellt hat. Ok, das eine ist schon ziemlich heiß. Dich einmal in hautengen Latexanzug zu sehen«, er ließ seinen Blick anzüglich über meinen Körper gleiten, ehe er fortfuhr,»joar, das wäre wirklich ziemlich heiß.«
»Ey!« Gespielt wütend schlug ich ihm gegen die Schulter und er fing an zu lachen.
Ich hasste es, wenn er immer solche anzüglichen Scherze machen musste. Für seine sechstausendneunhundert Jahre war er noch ziemlich bübisch, aber sobald es um ernste Angelegenheiten ging, war er die Vernunft in Person und rational dazu.
»Ich bin doch auch nur ein Mann.« Lucifer hob seine Hände beschwichtigend und wandte sich wieder zu meinem Boss.
»Lass mich wenigstens dafür sorgen, dass er dich nicht mehr so angafft und er aufhört, sich diese ekelhaften Fantasien mit dir vorzustellen.«
Ich seufzte und nickte schließlich.
Sekunden später spiegelte sich Verwirrung in den Gesichtsausdrück von Herr Mayer und er schüttelte seinen Kopf, so als wenn er dadurch die Verwirrtheit abwerfen könnte.
»Huch, was war denn das? Entschuldigen Sie mich bitte.« Mein Chef schüttelte perplex seinen Kopf, eher er davon eilte.
»Den bist du jetzt los.«
Lucifer fuhr sich durch sein braunes zerzaustes Haar und blickte sich in den menschenvollen Raum um, als er bei dem Anblick einer hübschen Blondinen seine Augenbrauen zusammen zog.
»Wer ist das?«
»Mhm? Meinst du die Blondine, die sich als ermordete Krankenschwerster verkleidet hat?« Er nickte. »Das ist Cloe Berger. Sie ist die Sekretärin vom Boss.«
In Gedanken versunken sah er wieder zu ihr, so als wenn er versuchen würde etwas unbegreifliche zu begreifen.
»Findest du nicht, dass an ihr etwas merkwürdig ist?«, fragte er mich.
Ich musterte Cloe von oben bis unten.
Sie hatte eine gute Figur für die manche Frauen bereit waren zu töten. Große grüne Augen, die jeden Mann in ihr Bett lockten. Volle rosa Lippen, die zum Küssen einluden. Lange blonde Haare, die in der Sonne wie Gold schimmerten und diese langen dünne Beine, die jeden Kerl die unanständigsten Fantasien in den Kopf trieben.
»Du meinst, dass sie außergewöhnlich hübsch ist? Dass sie selbst eine Vampirin wie mich in den Schatten stellt?«Mein Begleiter starrte mich böse an.
»Das hast du gerade nicht wirklich gesagt?«, knurrte er, doch ich zuckte lediglich mit den Schultern.
»Das kann nicht dein Ernst sein? Wie oft soll ich dir das noch sagen, dass du allen anderen das Wasser reichen kannst? Dass du sie um Längen schlägst? Guck dich doch mal an. Dein Antlitz gleicht dem eines Engels. Falls dir es noch nicht bewusst ist, sobald du irgendwo auftauchst, ziehst du automatisch alle Blicke auf dich und glaub mir, manche Gedanken von den Kerlen willst du gar nicht wissen. Also will ich nie wieder auch nur die leiseste Andeutung von dir hören, dass du nicht attraktiv bist!«
Ich wollte gerade zum Kontern ansetzen, aber sein Blick verriet mir, dass er nichts als eine »Ok, du hast recht. Es wird nie wieder vorkommen.« akzeptierte.
Man sollte es bei ihm lieber nicht darauf ankommen lassen, denn er war so eine dickköpfige Person, dessen Zorn man lieber nicht auf sich ziehen will, außer man wollte den sicheren Tod finden.
»Serena?«
Überrascht drehte ich meinen Kopf in die Richtung woher die Stimme kam und entdeckte Cloe.Was wollte sie von mir?
»Ja?«
»Ich wollte mich nur noch mal bei dir vorstellen. Mein Name ist Cloe Berger und ich bin die Sekretärin von dem Herr Mayer für den ich schon seit zwei Jahren arbeite. Da du gerade erst hierhin gezogen bist, dachte ich mir, wir könnten mal etwas zusammen unternehmen, natürlich kannst du deinen Freund mitnehmen, dann nehme ich meinen auch mit.« Sie lächelte mich freundlich an und ein ungutes Gefühl überkam mich.
»Liebend gern. Ich hab gehört hier kann man in der Nähe gut bowlen gehen. Wie wäre es diesen Sonntag um vierzehn Uhr?۫«, antwortete Lucifer für mich, bevor ich überhaupt die Gelegenheit hatte zu reagieren.
Cloes Lächeln wurde strahlender und sie fing heftig an zu nicken.
»Ok, dann bist Sonntag!«
So schnell, wie sie aufgetaucht war, war sie auch wieder verschwunden.
»Das war gerade nicht dein Ernst? Ich will nicht mit ihr bowlen gehen, geschweige meine Zeit an ihr verschwenden. Warum hast du ihr nur zugesagt und das vorgeschlagen?«
Er atmete laut aus. »Serena, denkst du wirklich ich würde bei so einer Person ohne Grund zu sagen? Ich glaube, dass sie irgendetwas verbirgt. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr, ich weiß nicht was, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihr und das will ich herausfinden. Es kann aber auch sein, dass ich mich täusche.« Seine Mundwinkel zuckten aufmunternd nach oben.
Zusammen gingen wir zu den Anderen, unterhielten uns mit denen, doch alles wirkte normal. Nichts Verdächtigtes.

 


Zwei Tage später

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich schon viel zu spät dran war. Ich würde es nie pünktlich um zwei zu diesem Bowlingcenter schaffen.
Hastig schnappte ich mir meinen Motorradhelm, meine Motorradschlüssel, inklusive Wohnungsschlüssel, ehe ich meine Wohnung verließ. Vor der Haustür wartete Lucifer auf mich, der schon auf seiner Maschine saß.
»Du hast deinen Rekord geknackt, Kleines. Fünf Minuten vor dem vereinbarten Treffen aus dem Haus zu kommen. Respekt.« Er grinste mich spitzbübisch an und startete seine Maschine.
»Ja ja, ich wollte ja eigentlich nicht zu diesen Treffen. Kannst froh sein, dass ich ihre Nummer nicht hatte, ansonsten hätte ich dieses verdammte Treffen abgesagt!«, brummte ich und stieg auf meine BMW S1000RR HP4, die ich vor fast einen halben Jahr zu meinem Geburtstag von Lucifer geschenkt bekommen habe.
Schnell setzte ich meinen Helm auf und startete mein Baby. Mit quietschenden Reifen fuhr ich los.
Zehn Minuten zu spät kamen meine Räder vor dem Bowlingcenter zum Stillstand.
Cloe entdeckte ich sofort vor dem Eingang, wo direkt neben ihr ein großer muskulöser Typ, der mit dem Rücken zu uns war stand.
Bei dem Anblick von diesen Typen, der Cloes Freund anscheinend ist überkam mich ein ungutes Gefühl. Irgendwie kam er mir bekannt vor.
Ich stieg von der BMW ab und zog meinen Helm aus, wo ich direkt meinen geflochtenen Zopf löste, wodurch meine langen Haare über meine Schultern fielen.
Lucifer folgte mir, als ich auf Cloe zuging, die uns mit einem strahlenden Lächeln begrüßte.
Lächelte sie eigentlich immer? Schlimm.
Eine kühle Brise wehte mir ins Gesicht und ließ mich erstarren. Dieser Geruch. Orientalisch-holzig. Ledrig.
Ich musste schaudern und mein Herzschlag beschleunigte sich.Nur zu gut kannte ich diesen Geruch, aber konnte er es wirklich sein?
Wie von selbst fixierten meine Augen den großen Mann neben Cloe.
»Hey, tut mir Leid, dass wir zu spät sind«, begrüßte ich sie.
»Nicht schlimm. Kann jeden Mal passieren«, wank sie ab und umarmte mich kurz, bevor sie auch Lucifer umarmt hatte.
Nun drehte sich auch der Kerl um und bei seinem Anblick wich mir alle Farbe aus dem Gesicht.
Dieses Gesicht.
Diese Augen.
Diese Nase.
Diese Lippen.
Nein, er konnte es nicht sein.
Mein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen und raubte mir die Luft zum Atmen.So viele Gefühle, die ich in die tiefsten Tiefen meiner Seele vergraben hatte, gruben sich ihren Weg an die Oberfläche und überwältigten mich.
»Liam…«, wisperte ich geistesabwesend.
Seine Augen fanden die meine und für einen Moment blitzte etwas in ihnen auf. Was es war konnte ich nicht sagen, aber was zurück blieb war ein ausdrucksloser Blick.
»Serena…«
Er war es wirklich. Niemand konnte diese atemberaubenden ozeanblaue Augen haben außer er. Ich würde sie überall wiedererkennen. Zu sehr haben sie sich in meinen Kopf gebrannt.
Mein Mund wurde staubtrocken und ich spürte, wie mein Herz erbarmungslos gegen meine Rippen hämmerte.
»Oh, ihr kennt euch? Dann brauche ich dir ihn nicht mehr vorstellen. Lucifer, das ist mein Freund Liam. Liam, das ist Serenas Freund Lucifer«, stellte Cloe die Beiden sich gegenseitig vor.
Warum gefiel es mir überhaupt nicht, dass sie Lucifer als meinen Freund vorstellte?
Bei den Worten Serenas Freund verzog er sein Gesicht pikiert und ich glaube auch gesehen zu haben, wie er für einen kurzen Augenblick seine großen Hände zu Fäuste geballt hatte.
»Nett dich kennen zu lernen«, sagte der Braunschopf neben mir und reichte Liam die Hand.
Gezwungen wandte er den Blick von mir ab und schüttelte widerwillig Lucifers Hand, der nur wie ein kleiner Bube grinste.
»Wollen wir rein gehen? Ich hab eine Bahn für viertel nach zwei gemietet«, schlug Cloe vor und ging als erstes rein.
Stumm gingen wir die Treppe hoch zu den Bowlingbahnen.
Er liebte also Cloe. Teilt wahrscheinlich auch das Bett mit ihr und stellte unanständige Dinge mit ihr an, wenn sie ungestört waren.
Gott, warum verletzte mich das alles so sehr? Diese Gedanken, dass er diese drei himmlischen Wörter zu ihr sagte. Dass sie die Person war, die ihm so nahe sein durfte, die in seinen Armen einschlief und wieder aufwachte, die ihn glücklich machte, die der Grund für dieses atemberaubende Lächeln in seinem Gesicht war, die in seinem Kopf rumspuckte und in seinem Herzen war.
Warum konnte ich nicht diese Person sein?
Warum war sie es und nicht ich?
Liebte ich ihn immer noch so sehr, obwohl es schon so lange her war?
Lucifer stupste mich an, wodurch er seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Er beugte sich zu mir runter, so das sein Gesicht direkt vor meinem war und legte seine Arme um meine Taille.
»Kleines, mach dir nicht solche Gedanken. Die ziehen dich nur runter. Denk immer dran, wenn der Kerl dich nicht will, zeig ihm, was ihm entgeht. Ich helfe dir ein bisschen dabei«, zwinkerte er mir zu und wuschelte mir kurz durch die Haare.
Ich sah zu Cloe und Liam rüber, die an der Theke standen und mit einer Angestellten redeten.
Plötzlich schaute Liam mit einem eigenartigen Blick zu uns rüber. Diese blauen Augen bohrten sich in meine und mein Puls fing an zu rasen.
Was ihm gerade wohl durch den Kopf geht?
Stört es ihn auch, dass ich auch einen Partner hatte? Oder ließ ihn das kalt? Ließ ich ihn kalt?
Luci hatte Recht. Ich sollte Liam zeigen, was ihm entgeht. Ich zeige ihm, was meine Vorteile waren. Der wird Augen machen.
Meine Arme legte ich um den Hals meines Freundes und zog ihn ein Stück runter zu mir, so das sein Gesicht direkt vor meinem war.
»Danke, was würde ich nur ohne dich machen?«, lächelte ich und gab ihn einen Kuss auf die Wange, was aber von Liams Blickwinkel aussah, als würden wir uns küssen.
»Ich will euch ja nicht stören, aber kommt ihr?«, rief meine Kollegin verlegen und wank uns zu ihnen rüber. Liam war schon auf den Weg zu der Bahn gewesen, als wir uns in Bewegung setzten.
»Ich ziehe den so etwas von ab. Allein die Tatsache, dass er dir so viel Leid in der Vergangenheit angetan hat, muss ich ihn einfach abziehen.«
Wir gesellten uns zu Cloe und Liam auf die Bank und zogen uns die Bowlingschuhe an, die Cloe schon für uns mitgenommen hatte. Ich zog mir auch meine Motorradjacke aus, da es sich in ihr langsam wie in einer Sauna anfühlte.
»Wer fängt an?«, fragte meine Arbeitskollegin und ging zu dem Computer, wo man die Einstellungen für die Bowlingbahn betätigte.
»Ich kann gerne anfangen«, meldete Lucifer sich und stand auf.
Er ging zu den Kugel und suchte sich die Schwerste aus.
»Ok, danach ich, Liam und ist es für dich in Ordnung, wenn du als Letzte bist, Serena?«, wollte Cloe wissen und bekam als Antwort nur ein kurzes nicken von mir.
Liam saß direkt neben mir. So nah, dass ich seine Wärme spüren konnte und sein herrlicher Duft meine Sinne benebelte.
Er roch so maskulin. Ein Mix aus Koriander, Mandarine, Leder, Labdanum und einer leichten Veilchennote.
Am liebsten hätte ich mich auf seinen Schoß gesetzt, meine Nase an seinen Hals gedrückt, seinen Geruch tief eingeatmet und wäre danach mit meiner Zunge über seine Halsschlagader gefahren, bevor ich zugebissen hätte.
Gott, wie köstlich sein Blut wohl schmeckte?
Moment, woran dachte ich gerade? An so etwas dachte ich doch nie!
Der Hunger machte es. Genau, der Hunger war schuld an solche Gedanken. Hätte ich vorher etwas getrunken und es in mir behalten, würde ich nicht an so etwas denken.
»Serena? Hallo? Du bist dran.«, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und ich sah verwirrt in Lucifers Augen bis ich die Bedeutung der Worte verstand.
Sofort sprang ich von der Bank auf und ging zu den Kugeln, wo ich mir eine blaue herausnahm.
Ich spürte die ganze Zeit seinen Blick auf mir. Mein Rücken wurde ganz heiß und mit jede Sekunde die verstrich wurde ich nervöser. Bevor ich die Kugel warf atmete ich tief ein und fixierte den Kegel in der Mitte.
Mit voller Wucht traf die Kugel auf den Kegel in der Mitte und einen Augenblick später waren alle umgeworfen.
Ich hatte einen Strike geworfen…Oh mein Gott, ich hatte einen Strike geworfen!
Mit einen dicken Grinsen im Gesicht drehte ich mich um, wo ich direkt auf Liams starren Blick traf.
Mein Grinsen verschwand sofort und ich kratzte mir verlegen am Hinterkopf.Luci stand auf, da er an der Reihe war, aber zuvor zog er mich in seine Arme und küsste mir auf die Stirn.
»Hast du toll gemacht mein Engel.«
Mit einem Schlag wurde mein Gesicht ganz warm und ich sah bestimmt aus wie eine rote Tomate.
Das hatte der hundert prozentig mit Absicht gemacht! Er wusste wie ich auf so etwas reagiere.
Aber… hatte Liam mich nicht früher sein Engel genannt? Ganz am Anfang der Beziehung.
Warum erinnerte ich mich gerade jetzt wieder daran?
Hatte Lucifer das bewusst so gesagt, weil Liam mich so früher genannt hat? Falls ja, woher wusste er das? Ich hatte ihm nie davon erzählt.


Wir waren gerade bei der sechsten Runde.
Lucifer hatte einen Vorsprung von zwanzig Punkten vor Liam und mir, Cloe war letzte.
Langsam machte mich die Anwesenheit von Liam irre. Ich hielt es lange nicht mehr aus. Nicht in diesen Zustand. Ich musste mich immer mehr zusammen reißen, damit ich nicht meine Zähne in seinen Hals rammte. Sein Geruch und Nähe erleichterten mir dies nicht, eher im Gegenteil. Sie verschlimmerten alles.
Dieses Problem hatte ich noch nie. Egal wie verlockend das Blut auch bisher gerochen hatte, dieses Verlangen es zu kosten war noch nie so groß gewesen, wie ich es jetzt gerade empfand.
»Ich gehe mal kurz auf die Toilette«, sagte ich und verschwand so schnell wie möglich auf die Toiletten.Dort angekommen drehte ich den Wasserhahn voll auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht.
Nicht mehr lange und du bist wieder zuhause in deinen eigenen Vierwände. Du hälst das durch. Das ist doch für dich ein Klacks. Du hast schon schwierigere Dinge überstanden.
Ich riss mir ein paar Papiertücher ab und trocknete mir mein Gesicht damit hab, wobei ich mich die ganze Zeit im Spiegel beobachte. Ich schüttelte meinen Kopf. Wie soll ich ihm zeigen, dass ihm etwas entgeht, wenn es nichts zum entgehen gibt?
In Gedanken öffnete ich die Toilettentür, als ich auch schon im nächsten Moment gegen die Wand gedrückt wurde.
Zwei ozeanblaue Augen blickten direkt in meine und mir stockte der Atem.
Mein Herz schlug mit einem mal rasend schnell.
Es war Liam, der mich an die Wand drückte. Warum?
»Was willst du von meiner Freundin?«, knurrte er und betonte besonders die Wörter meine Freundin.
Verwirrt sah ich ihn an
.»Was ich von deiner Freundin will?«
»Tu jetzt nicht auf dumm. Was willst du von ihr?« I
ch, auf dumm tun? »Ich weiß zwar nicht was du meinst, aber ich will nichts von deiner Freundin. Sie wollte sich mit mir treffen, nicht ich mit ihr. Also beruhig dich mal, Brauner. Ich weiß nicht was ich dir angetan habe, dass du mich so sehr hasst, aber es tut mir leid.«
Nach diesen Worten ging er einen Schritt zurück und schaute mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.Damit hatte er nicht gerechnet.
Ich ging an ihm vorbei zu den anderen und versuchte meinen Körper unter Kontrolle zu behalten, denn meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an.
Nach zwei Runden Bowling, wobei jedes Mal Lucifer mit großen Abstand gewonnen hatte, hatten wir uns in einen Mc Donald`s gesetzt, der direkt gegenüber des Bowlingcenters lag.
Voll zufrieden mit meinen zwei Hamburger Royal TS mit einer großen Pommes und großem Getränk saß ich auf einen Hocker und wartete auf die anderen.
Liam war der erste der mit seinem Essen kam und sich genau mir gegenüber hinsetzte, was meine Laune etwas verschlechterte. Irgendwie hatte ich gehoffte, dass sich Cloe gegenüber von mir hinsetzt, denn ich wusste, dass Liam mich sonst die ganze Zeit angucken würde und das war mir unangenehm.
»Normale Portion bei dir?«, fragte er mich knapp und zog vielsagend eine Augenbraue hoch.
Ich schaute auf das Essen vor mir und dann wieder zu ihm.
Wollte er gerade damit andeuten, dass ich verfressen war und lieber etwas kürzer treten sollte, weil ich zu dick war?
»Ja, was dagegen?«
»Nein, nein. Dachte nur, wenn man so viel isst und das es eine normale Portion ist, dann wird man doch fett.«
Und schon war meine Laune wieder im Keller.
»Nicht wenn man Sport macht«, konterte ich und aß eine Pommes.
»Machst du denn Sport?« Er aß ebenfalls eine Pommes.
»Klar, so oft wie ich nur kann, aber da ich vor kurzem wieder hier hin gezogen bin, habe ich noch keine Zeit gefunden mich in einem Fitnessstudio anzumelden, weswegen ich joggen gehe.«
Für einen Moment herrschte Stille.
»Du hast also endlich es geschafft zum Orthopäden zugehen«, nickte er, während er sich eine weiter Pommes in den Mund schob.
Orthopäden? Wieso… Ah stimmt, damals hatte ich ein Problem mit meinen Knie, weswegen ich nicht joggen konnte. Daran konnte er sich noch erinnern?

Impressum

Texte: Alle Rechte an der Handlung dieser Geschichte liegen bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 25.05.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch einer guten Freundin von mir.

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