„Denkst du wirklich, dass mir das steht?“, fragte ich Scarlett, meine beste Freundin seitdem ich mich zurückerinnern konnte und hielt mir das teure weiße Designerbrautkleid an meinen Körper und betrachtete mich skeptisch im Spiegel.
In einer Woche war es so weit, ich würde heiraten.
Es war zwar ungewöhnlich mit siebzehn Jahren schon zu heiraten, aber als mich Caleb mich wie aus heiterm Himmel gefragt hatte, konnte ich nicht anders als „Ja“ sagen.
Wieso eigentlich auch nicht? Ich war mit ihm überglücklich –das schon seit drei Jahren und wir kannten uns besser, als einen selbst. Wir waren wie ein Herz und eine Seele. Allein der Gedanke an ihm zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen und versüßte mir den Tag.
Schluss jetzt. Ich musste mich jetzt konzentrieren ein hübsches Hochzeitskleid zu finden, das mir auch stand oder sollte ich nackt auf meine eigene Hochzeit gehen? An Caleb konnte ich auch noch nachher denken.
„Es ist keine Frage ob es dir stehen wird, es ist für dich geschaffen!“, schwärmte sie und ich verdrehte seufzend meine Augen.
„Probier es an“, forderte sie mich grinsend auf und ich ging immer noch skeptisch in die Umkleide.
Es war bereits schon spät am Abend und die Sonne hatte sich gerade eben verabschiedet. Und dies war das zehnte Hochzeitskleid, dass ich heute anprobierte und bisher hatte mich keins der Kleid wirklich umgehauen.
Vorsichtig zog ich das sündhaft teure Brautkleid an.
Durch die vielen Schichten an Tüll wirkte das Kleid unten herum pompös. In der Höhe von meiner Hüfte befand sich ein elfenbeinfarbiges Band, bei dem an der rechten Seite eine weiße Rose befestigt war. Obenrum wurde der enganliegende Stoff mit einem wunderschönen Rankenmuster verziert und zeigte einen Herzausschnitt.
Es war zwar atemberaubend schön, aber ich war mir nicht sicher, ob es mir stehen würde.
Mhm, an mir sah es doch nicht so schlecht aus, stellte ich fest, als ich nochmal in den Spiegel blickte und drehte mich einmal im Kreis. Langsam kam ich aus der Umkleide und betrachtete mich nochmal in den großen Spiegel, der außerhalb der Kabine stand. Scarlett öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, als auf einmal die Tür des Laden auf nicht gerade sanfte Weise aufgetreten wurde und ein maskierter Mann hereinstürmte.
„Könnte ich ihnen behilflich sein?“, fragte eine Verkäuferin.
Anscheinend war sie nicht mehr ganz helle im Kopf, denn wer bitte schön fragte jemanden, ob man ihm behilflich sein könnte, wenn er die Tür aufgetreten hatte. Zudem truge er eine Skimaske.
Ok, ihre wasserstoffblonden Haare und das tonnenschwere Make-up, was sie sich ins Gesicht kloppte sprachen zwar für sich, aber dass sie so dumm war hätte ich wiederum auch nicht gedacht.
Hektisch suchte er nach irgendetwas und sein Blick blieb bei mir hängen. Schlagartig lief er auf mich zu.
„Er läuft auf Miss Adams zu!“, schrie eine andere Verkäuferin hysterisch.
Miss Adams… Miss Adams. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor.
Verdammt, das war ja meiner!
Panisch erstarrte ich für einen Moment, ehe ich los lief, doch es war schon zu spät, denn als wenn ich nichts wiegen würde warf er mich einfach über seine breite Schulter.
„Lass mich runter, du Arschgeige!“, schrie ich ihn an und hämmerte mit meinen geballten Fäusten auf seinen muskulösen Rücken ein.
Gegen meinen Willen setzte er sich in Bewegung.
„Hallo, bist du taub?! Lass mich runter!“, wiederholte ich mich gereizt und sah gezwungener Weise auf seinen Hinterteil. Die Hose saß so eng an seinen Hintern, dass man deutlich erkennen konnte, das er nicht von schlechten Eltern war. Es war so einer indem man seine Fingernägel bohren will, während er über einen liegt. Äh, was dachte ich da!? Ich hatte einen Verlobten! Mit dem war ich auch überglücklich!
„Wieso?“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Verwirrt hielt ich für einen Moment inne, doch als er es wiederholte, wurde mir klar, dass er mit sich selber redete.
Warum redete er mit sich selber?
„Lass. Mich. Runter!“, befahl ich ihm erneut und betonte jedes einzelne Wort. Unerwarteterweise blieb er abrupt stehen, so dass ich mit meinem Gesicht gegen seinen harten Rücken prallte und er ließ mich runter.
Endlich wieder Bodenkontakt.
„Wieso machst du das?“, fragte er mich mit einen eigenartigen Unterton und ich sah ihn irritiert an.
„Wieso mache ich was?“, wollte ich wissen und sah mich unauffällig um, um zu checken, ob ich eine Chance hatte wegzulaufen.
Links von mir war eine Sackgasse, die nur spärlich von einer Straßenlaterne beleuchtet wurde und rechts war eine lange, lange, lange heruntergekommene Straße, wo nur selten ein Auto entlang fuhr. Na super, da hatte ich aber tolle Chancen.
„Wieso heiratest du ihn?“, Er kam einen Schritt auf mich zu, obwohl er bei mir schon nahe genug stand. Fand ich zu mindestens.
Eingeschüchtert, was eigentlich so was von nicht meine Art war, machte ich einen Schritt nach hinten, doch da traf ich auf eine kalte, raue Mauer. Mist!
„Wieso heiratet man wohl und überhaupt, woher willst du wissen dass ich heirate?" Im nächsten Moment hätte ich mir für die Frage gegen den Kopf schlagen können. Ich hatte ein Brautkleid an. Offensichtlicher konnte es nicht sein.
Ein schiefes Lächeln huschte über seine Lippen.
„Du warst in einem Brautkleidergeschäft und hast ein Brautkleid anprobiert, da weiß wohl jeder, dass du heiraten wirst“, antwortete er mir mit tiefer Stimme.
Plötzlich kam er noch einen Schritt auf mich zu und legte seine Arme links und rechts von meinen Kopf an die Mauer.
„Wie sehr hab ich mir gewünscht du würdest ihn nicht heiraten, doch jetzt tust du es“, sagte er und hörte sich dabei unfassbar traurig an.
Er löste in mir irgendwie das Gefühl aus ihn in meine Arme zu nehmen, doch ich hielt mich zurück. Ich kannte diese Person vor mir gar nicht, obwohl seine melodische Stimme mir so unfassbar vertraut vorkam und sie in mir ein wohlwolliges Gefühl verursachte.
Ich sah ihm im die Augen. Moment, diese Augen kannte ich doch.
Zögernd nahm er einer seiner Hände von der dreckigen Mauer und zog sich langsam die schwarze Maske aus. Vor Schock blieb mein Herz für einen Moment stehen.
Er war es doch. Mein aller bester Freund Ian Callister.
Aschblaue Augen blickten mir nun direkt in die Augen. Ein schelmiges Grinsen huschte über seine Lippen.
„Ian“, brachte ich nur hervor. Entsetzt hielt ich mir meine Hand vor den offenen Mund und wollte einen Schritt nach hinten machen, da war aber die raue Wand.
„Rosalie“, flüsterte er heiser.
„Was willst du?“, fragte ich ihn und in mir stieg Panik auf.
Warum machte er das alles? Er hatte mir sogar geholfen die Hochzeit zu organisieren und wollte auch meine zweite Brautjungfer sein.
„Dich entführen“
„Wieso?!“
„Ich kann doch nicht zulassen, dass du dieses perverse Arschloch heiratest!“
Ich glaubte mir platzte gleich der Kragen! Ian sah zwar unverschämt gut aus und war mein aller beste Freund seit der achten Klasse, dennoch hasste ich es, wenn er über Caleb so schlecht redete.
„Erstens ich liebe Caleb, zweitens rede nicht so schlecht über ihn, oder du wirst mich mal richtig kennen lernen und drittens ich werde ihn heiraten und dagegen kannst du nichts im Geringsten tun!“, schrie ich ihn wutentbrannt an und wollte einfach nur noch weg von ihm.
Ohne ihn nur auch noch eines Blickes zu würdigen schlüpfte ich unter seinem Arm hindurch und stolzierte auf meinen weißen High Heels davon.
Mir war es verdammt nochmal egal, wenn das Kleid jetzt dreckig wurde. Ich hatte andere Probleme.
Er hatte sie doch nicht mehr alle! Caleb war kein perverses Arschloch! Er nahm sogar Rücksicht darauf, dass ich noch nicht mit ihm ins Bett wollte. Zu mindestens solange wir noch nicht verheiratet waren.
„Rosalie!“, rief er mir hinterher. Einfach ignorieren. Ian war es nicht mehr Wert ihn auch nur ein bisschen Beachtung zu schenken.
Urplötzlich packte mich etwas an meinem Handgelenk und zog mich ruckartig nach hinten. Unkontrolliert schleuderte ich gegen die kalte Wand und fiel schlaff zu Boden.
„Scheiße!“, war das letzte was ich noch wahrnahm, bevor ich widerwillig mein Bewusstsein verlor.
Mit dröhnendem Kopf kam ich zur Besinnung. Warum hatte ich solche Kopfschmerzen?
Hatte ich gestern so viel getrunken, dass mir jetzt der Schädel brummte? Moment, hatte ich gestern überhaupt etwas getrunken? War ich überhaupt aus?
Eigentlich sollten jetzt die peinlichen Erinnerungen an den vergangenen Tag wiederkommen, aber das kamen sie nicht. Scheiße, was war nur mit mir los?! Warte! Scheiße! Wie hieß ich nochmal?!
Denk! Denk! Denk!
Keine einzige Erinnerung an meinen vorherigen Leben wollte zurückehren. Was war nur mit mir passiert, das ich mich nicht mehr erinnern konnte?!
Erschüttert kniff ich meine Augen zusammen und drehte mich auf die andere Seite.
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich müde, weswegen ich mich schläfrig in die weiche Decke kuschelte. Warte –irgendwie hatte ich es mit dem Wort “Warte“- wie kam ich in dieses Bett?! Erschrocken riss ich meine Augen weit auf und richtete mich so auf, dass ich saß. Verwirrt sah ich mich um. Ich saß auf der rechten Seite eines altmodischen Doppelbetts, das hieße...
Zögernd bewegte ich meinen Kopf nach rechts und seufzte erleichtert auf, als ich niemanden neben mir entdeckte. Immer noch verwirrt sah ich mich weiter um.
Geradeaus war eine massive dunkle Holztür, die wohl entweder zum Flur oder irgendwo anders hin führte. Rechts war eine weitere Tür, die wahrscheinlich in ein Badezimmer führte. Neugierig stand ich vom Bett auf und stolperte zu dieser Tür. Vorsichtig öffnete ich sie und es war wirklich ein Badezimmer. Sogar ein sehr großes Badezimmer. Ich schloss die Tür wieder und drehte mich um.
Wo zur Hölle war ich?! Was machte ich hier, doch was mich am meisten interessierte war, wer zum Teufel war ich!? Mich regte es tierisch auf, nichts mehr zu wissen! Es fühlte sich so verdammt Scheiße an! So als wenn man den Pin zu seinem Handy vergaß und das halbe Leben darauf war.
Wieso eigentlich ich?! Ich hatte doch nichts gemacht, oder vielleicht doch? Vielleicht war ich ja eine brutale Serienkillerin. Oh mein Gott ich konnte alles sein!
Entsetz ließ ich mich auf das Bett fallen. Traurig legte ich mich auf die Seite, zog meine Beine an meinen Körper und schlang meine Arme darum.
Ich fühlte mich leer, ohne irgendwelche Erinnerungen. So, als wenn alle Erinnerungen von meinem Leben aus meinen Körper gespült wurden und nur Leere in meinem Körperinneren hinterließ, was anatomisch nicht möglich war.
Niedergeschlagen schloss ich meine Augen wieder.
Wie aus dem nichts erklang ein klirrendes Geräusch, weswegen ich schlagartig vom Bett aufsprang.
Was war das?! War hier noch einer?! Ok, das war eine dumme Frage. Nur weil hier in diesen Raum keiner war, hieß das nicht, das keiner in dieser Wohnung oder Haus –ich konnte ja nicht sagen, was es war, denn ich war bis jetzt nur in diesen Zimmer und im Badezimmer- war.
Verängstig ging ich, so leise ich konnte zur Tür und öffnete sie einen kleinen Spalt.
Ein großer muskulöser halbnackter Typ stand in einer offenen Küche, die an ein gigantisches Wohnzimmer grenzte und kochte anscheinend irgendetwas.
Ok, warum stand in der Küche ein halbnackter Typ!? Hatte ich etwa mit ihm… Panisch sah ich an mir runter und konnte meinen Augen kaum trauen. Ich hatte ein zu großes schwarzes Hemd an, das mir bis zu den Knien ging.
Oh. Mein. Gott!! Ich hatte mit ihm geschlafen!!! Das konnte doch nicht möglich sein, außer… Er war mein Freund! Ich hatte doch gar keinen Freund. Glaubte ich zu mindestens.
Unsicher öffnete ich die Tür ganz und machte einen Schritt nach vorne. Der Mann drehte sich zu mir um, als hätte er gemerkt, dass ich den Raum betrat und lächelte mich an.
„Morgen“, grinste er und legte Speck in die heiße Pfanne.
„Morgen“, nuschelte ich und ging unsicher auf ihn zu.
Seine aschblauen Augen fixierten mich und ein komisches Gefühl überkam mich. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Immer wieder sah er zu der Pfanne und wendete den Speck. Das Brutzeln des Specks machte die Stille, die herrschte erträglich.
„Willst du das Eigelb durch oder noch cremig?“, riss er mich aus meinen Gedanken.
„Was?“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
„Wie willst du das Eigelb haben?“, wiederholte er und holte zwei Eier aus dem überdimensionalen Kühlschrank.
„Äh… Weiß nicht“, antwortete ich ihm.
„Tolle Antwort“, lachte er und schlug die beiden Eier an der Seite der Pfanne auf.
Die klare Eidotter wurde schlagartig weiß und es bildeten Bläschen.
„Ja, ich weiß nicht, ich… ich kann mich an nichts mehr erinnern“, erzählte ich ihm und spürte, wie meine Wangen wärmer wurden.
„Wie du kannst dich an nichts mehr erinnern?“, fragte er schockiert.
„Ja keine Ahnung, ich wachte auf und konnte mich an nichts mehr erinnern“, erklärte ich. Nachdenklich sah er mich an und seine glatte Stirn legte sich in Falten.
„Das ist komisch. Bist du dir sicher, das du dich an nichts mehr erinnerst?“, wollte er wissen und wendete das Ei.
„Ja“, beteuerte ich. Bevor ich es vergaß, konnte ich ihn ja darauf ansprechen, ob wir es miteinander getrieben hatten.
„Ähm… nur ‘ne Fr-frage, habe wir es… du we-weißt schon was.“, stotterte ich und meine Wangen glühten schon so sehr, dass sie eigentlich anfangen müssten zu leuchten.
„Oh, nein! Nein! Also das sollte keine Beleidigung sein, dass du unattraktiv bist oder so, doch- nein wir haben nicht miteinander geschlafen“, versicherte er mir und kramte einen Teller aus einem Hängeschrank.
Schnell legte er die Eier und den Speck auf den Teller, holte eine Gabel, nahm beides und ging an mir vorbei. Verdutzt drehte ich mich um und betrachtete seine durchtrainierte Rückseite.
„Komm“, sagte er und legte den Teller auf den rechteckigen Couchtisch ab. Ohne zu zögern tippelte ich zu der großen dunkelgrauen Couch und setzte mich neben ihn.
Erst jetzt konnte ich ihn richtig erkennen. Das Licht fiel von der Seite auf ihn und durch seine markanten, aber dennoch auf ihre eigene Art sanften Gesichtszüge sah er perfekt aus. Seine gerade Nase und seine sinnliche Lippen, in Zusammenhang mit seinen aschblauen Augen, ließen ihn elegant wirken. Die straßenköterblonden Haare hingen ihm wild ins Gesicht und verliehen ihm einen frechen Touch. Er sah aus, als wenn er aus Stein gemeißelt wäre.
„Warte, wenn wir nicht miteinander geschlafen haben, wieso bist du dann nur in Boxershorts und ich dann nur in diesem schwarzen Hemd?“, fiel mir auf und ich transportierte mit der Gabel ein Stück von dem Ei und dem Speck in meinen Mund.
„Ich laufe immer so herum, wenn ich in meiner Wohnung bin und dein Kleid war dreckig, weswegen ich dir ein Hemd von mir angezogen habe.“
Unglaubwürdig sah ich ihn an, als ich mir etwas Spiegelei mit Speck zum Mund führte.
„Natürlich hatte ich meine Augen geschlossen, als ich dich umgezogen habe“, fügte er schnell noch hinzu.
„Würde ich jetzt auch sagen und wieso bin ich in deiner Wohnung?“, wollte ich wissen.
„Ich hab dich mitgenommen“, meinte er und schaltete den Fernseher ein.
„Und wieso hast du mich mitgenommen und was ist überhaupt mit mir passiert?!“, fragte ich entsetzt nach.
„Naja… du kannst dich wirklich an gar nichts erinnern?“
Stirnrunzelnd sah ich ihn an.
Wieso fragte er mich das die ganze Zeit?! Wenn ich sagte, ich konnte mich an gar nichts erinnern, konnte ich mich auch an gar nichts erinnern!
„Ich erinnere mich an rein gar nichts“, machte ich ihm klar und stopfte mir ein Stück Speck in den Mund.
„Mhm, ist zu kompliziert“, zuckte er mit den Achseln und lehnte sich zurück.
„Du kannst es mir ja versuchen zu erklären“, sagte ich mit zuckersüßer Stimme.
„Nö, keine Lust.“
„Du bist gemein“, schmollte ich und aß den letzten Bissen Ei.
„Dann bin ich eben gemein“, grinste er hämisch.
„Boah, voll mies! Das merke ich mir!“, regte ich mich gespielt auf.
Irgendwie kam mir diese Situation so vertraut vor, als würde ich ihn schon jahrelang kennen. Satt lehnte ich mich auch zurück und sah immer wieder zu ihm.
„Kann es sein, das du mir nicht erzählen willst, was mit passiert ist?“, interessierte es mich. „Du würdest mich nicht mehr mögen, wenn ich es dir erzählen würde“, grummelte er und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.
Ich kannte ihn zwar nicht und wenn, konnte ich mich eh nicht daran erinnern, doch irgendwie mochte ich ihn.
„Wer sagt denn überhaupt, dass ich dich mag?“, lachte ich und kassierte einen bösen Blick dafür.
„Ich wollte es dir gerade erzählen, doch jetzt nicht mehr“, meinte er eingeschnappt.
Definitiv, er war mies.
„Ohh, ich mag dich, sagst du es mir jetzt?“ Zögernd sah er mich an und dachte nach.
„Äh… Nein.“
„Bitte.“
„Nein.“
„Biiiittttttteee!“
„N-E-I-N!“
Wenn betteln nicht klappte musste ich wohl andere Seiten aufziehen. Was man nicht dafür tat, um etwas über sich selber zu erfahren.
Böse grinsend setzte ich mich auf seinen Schoss und fuhr mit dem Zeigefinger über seine durchtrainierte Brust. Eine Gänsehaut bedeckte seinen Körper.
„Willst du es mir immer noch nicht sagen?“, wisperte ich und sah ihn unschuldig an, doch innerlich rieb ich mir böse die Hände.
„Vielleicht“, gab er teilweise nur nach. Mist, dann musste ich wohl nachlegen.
Ich machte das nur, weil ich mich wieder an irgendwas erinnern wollte, wiederholte ich immer wieder in meinen Gedanken. Leicht bewegte ich meine Hüfte ein Stück nach vorne und wieder nach hinten.
„Immer noch?“, hauchte ich an sein Ohr.
Ich wusste nicht, das ich so pervers war, staunte ich über mich.
„Mhm… ok.“, gab er ganz nach. Ein siegreiches Lächeln umspielte meine Lippen.
„Erzähl“, forderte ich ihn auf und wollte von ihm absteigen, als er mich an den Hüften packte und mich wieder zu sich runter zog. Scheiße!
„Was denkst du, warum du hier bist?“, lächelte er frech.
„Man, woher soll ich dass denn bitte schön wissen?! Schon vergessen, ich hab mein Gedächtnis verloren!“, schrie ich ihn an und er sah mich überrascht an. Das hatte er wohl nicht von mir erwartet.
„Ok, beruhig dich mal“, sagte er nur und löste seine großen Hände von meinen Hüften. Gereizt stand ich von ihm auf und setzte mich auf meinen Platz wieder hin.
„Pff, selber schuld“, murrte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Du willst es also wirklich wissen?“, fragte er und sah mich an.
„Äh, das war eine dumme Frage. Natürlich will ich es wissen“, antwortete ich.
„Auch wenn es nichts gutes ist?“
„Ja, außer ich war eine drogenabhängige Schlampe, dann nicht. Oder ich war eine eiskalte Serienkillerin, die ihre Opfer zerstückelt und dann die Körperteile im Wald verstreut hat“, plapperte ich und er starrte mich entsetzt und fassungslos an.
„Nein… so schlimm wiederum auch nicht“, sagte er.
„Was dann?“, wollte ich wissen. Zögernd sah er mich an.
Ohne etwas zu sagen stand er von der Couch auf, ging zu einer Kommode und öffnete eine Schublade. Mit den Rücken zu mir gewandt kramte er etwas aus der Schublade und schloss sie wieder.
„Was wäre wenn du verlobt wärst?“, fragte er zögernd, doch blieb immer noch vor der Kommode stehen.
Verwirrt betrachtete ich ihn. Was hatte das mit meiner Vergangenheit zu tun?
„Ich weiß nicht, aber wenn ich wirklich verlobt wäre, würde ich den Typen, mit dem ich verlobt bin sehen und mich nicht an ihn erinnern, weiß ich, dass er nicht der Richtige ist. Bin ich mit dir verlobt?“, wollte ich wissen und verspürte ein befremdendes Gefühl im Bauch.
„Nein, aber was wäre, wenn ich dich entführt hätte, nur weil dein Verlobter ein notorischer Fremdgeher wäre und du ihn in einer Woche geheiratest hättest?“
Wie kommt er auf solche absurde Frage? Ich würde doch mit niemanden zusammen sein, geschweige verlobt, wenn der ein notorischer Fremdgeher wäre. Wie dumm wäre ich bitte schön?! Das ist doch voll… obwohl, ich wusste ja nichts über mich, dann könnte ja alles was er erzählt hatte wahr sein.
Man, dann musste ich ja richtig dumm gewesen sein.
„Woher willst du das alles wissen?“
Traurig sah er mich an.
„Weil ich dich kenne“, antwortete er.
Seinen Blick auf den Boden fixiert drehte er sich um und hielt etwas kleines Glitzerndes in der Hand. Von der Entfernung konnte ich nicht erkennen, was er in der Hand hielt, doch durch das Funkeln im Licht, vermutete ich, dass es ein Ring sein könnte.
„Caleb verdient dich nicht!“, knurrte er und ich sah ihn stirnrunzelnd an.
„Wer ist Caleb?“
Überrascht sah er zu mir und kam langsam auf mich zu.
„Dein Verlobter“, sagte er und ich konnte seine Wut und Hass deutlich spüren.
„Also bin ich jetzt verlobt?“
„JA!“, spuckte er angewidert aus und hielt mir den Verlobungsring vor die Nase.
Zögernd hielt ich meine Hände unter seiner Hand und er ließ den Ring in meine Hände fallen. Ein kleiner Diamant war in einen schmalen Platinring eingefasst.
„Der muss aber Geld haben“, staunte ich und probierte den Ring an.
„Hat er auch.“ Wütend spannte er seinen Kiefer an und ballte seine Hände zu Fäuste.
Kurz dachte ich über alles nach, was er mir gerade gesagt hatte.
„Du hast mich entführt?!“, schrie ich entsetzt und stand von der Couch auf. Ich weiß, doch manchmal hatte mein Gehirn Probleme spezielle Information zu verarbeiten, weswegen ich es erst nach einige Minuten verstand.
„Ich konnte dich nicht einfach ins Unglück laufen lassen.“
In mir kochte die Wut hoch und legte einen Schalter in meinem Kopf um.
„Hättest du mal lieber, denn ich bin schon groß genug und kann selber bestimmen was ich tun werde und was nicht und wer zum Teufel bist du, dass du mich daran hindert?!“, machte er mich wütend und er stand ebenfalls von der Couch auf.
„Wetten du bist nur in mich verliebt und konntest nicht mit ansehen, wie ich einen anderen heirate.“
„Ich in dich verliebt?! Mädel, bleib mal auf der Erde. Erstens ich bin nicht in dich verliebt, wieso sollte ich auch und zweitens, wenn einer verliebt ist, dann wohl du in mich.“
Das hatte der jetzt nicht gesagt!
„Weißt du was, du kannst mich mal!“, schrie ich und stapfte in das Schlafzimmer zurück, wo ich vor paar Minuten herkam. Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür und ich ließ mich auf das große Doppelbett fallen.
Wie konnte er es wagen, so etwas von sich zugeben und wieso sollte ich ausgerechnet in ihn verliebt sein, der war doch so ein Arsch. Wütend schlug ich mit der Faust aufs Bett. Der wird schon sehen, was er davon hatte, so etwas von sich zu geben!
Ein böses Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich stand vom Bett auf. Wo war hier der Kleiderschrank, fragte ich mich und sah mich suchend um.
Mist, hier ist der schon mal nicht. Vielleicht im Badezimmer. Schnell ging ich zum Badezimmer und sah dort nach. Auch nicht.
Wo hatte der nur seine Klamotten?!
Ok, war im Wohnzimmer ein Kleiderschrank. Einige Zeit lang überlegte ich, doch auch im Wohnzimmer war kein Kleiderschrank.
Warte! Er hat mich ja umgezogen, das hieß irgendwo hier, musste auch das Kleid sein. Im Badezimmer war es nicht und hier anscheinend auch nicht.
Vielleicht hatte er das ja auch weggeworfen. Shit, was sollte ich jetzt machen?! Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, als ich über irgendwas stolperte. Überrascht sah ich zu Boden.
Dort lag eine schwarze Röhrenjeans zusammen geknüllt auf den Boden. Wenigstens etwas, dachte ich und hob die Hose vom Boden auf. Sie würde mir zwar nicht passen, aber ich könnte so die Wohnung verlassen.
Als ich die Hose angezogen hatte, öffnete ich die Tür und verließ das Schlafzimmer. Ohne den Arsch eines Blickes zu würdigen, stürmte ich zur Wohnungstür –ich glaubte zu mindestens, das sie das war- und öffnete sie.
Mist, es war eine Abstellkammer. Schnell schloss ich die wieder und ging dann zur richtigen Wohnungstür.
„Wo willst du hin?“, ertönte plötzlich seine tiefe Stimme und ich legte schon meine Hand um die Türklinke.
„Weg“, antwortete ich nur und drückte die Türklinke nach unten.
„Wie weg?“
„Ja, weg aus dieser Wohnung, weg von DIR.“
Jetzt stand er von der Couch und blieb direkt hinter mir stehen. Seinen warmer Atem streifte meinen Nacken und ließ mich schaudern.
„Wieso willst du hier weg und wo willst du denn hin, du weißt ja nicht mal wo du wohnst, geschweige wie du heißt.“
Da hatte er recht.
„Das kann dir doch egal sein, du wirst es mir eh nicht erzählen, also kann ich doch von hier verschwinden, dann musst du mich auch nicht ertragen“, meinte ich und öffnete leicht die Tür.
Seine Hand huschte direkt neben meinen Kopf vorbei und schloss die Tür wieder.
„Du wirst schön hier bleiben und so schlimm bist du nicht. Außerdem hab ich dich entführt.“, sagte er und ich spürte seine Lippen Nah an meinem Ohr. Ein weiterer Schauer überfuhr mich.
„Schön für dich“, schmollte ich und machte wieder die Tür auf.
„NEIN, du bleibst hier“, langsam wurde er sauer. Seine rechte Hand legte er um meinen Bauch und zog mich von der Tür weg.
„Lass mich los, ich will das nicht!“, schrie ich und schlug wild um mich.
„Hast du Pech! Du wirst schön bei mir bleiben, egal ob du es willst oder nicht“, machte er mir klar und warf mich auf die Couch.
Wie stark war er? Erstaunt über seine Kraft sah ich zu ihm hoch. Seine Augen funkelten mich wild an und ein Knurren kam aus seiner Kehle.
Was war denn mit dem los? Elegant wie ein Raubtier bewegte er sich zu mir und beute sich langsam zu mir runter.
„Willst du immer noch weg?“, hauchte er mir direkt an mein Ohr und stützte seine Hände in Bauchhöhe neben mir ab.
Mein Atem stockte und ich sah ihn eingeschüchtert an.
Mir blieben die Worte im Hals stecken und er kam mir immer näher.
„Du siehst heiß aus in meiner Hose“, knurrte er. Er war mir so Nahe, dass ich seinen Atem im meinen Gesicht spürte. Warm und süß. Es benebelte mich förmlich. Seine Lippen waren nur noch wenige Millimeter von mir entfernt.
„Geh weg von mir, du Arschgeige!“, kreischte ich und stieß ihn von mir runter. Mit einem lauten Rums landete er auf dem harten Kirschholzboden und rührte sich nicht mehr.
Einige Zeit verging, doch er kam immer noch nicht wieder hoch. Stutzig spähte ich über die Couchkante und fragte: „Ist alles Ok mit dir?“
Immer noch rührte er sich nicht und in mir stieg ein eigenartiges Gefühl auf.
„Hey?“
Vorsichtig stupste ich ihn mit meinen Zeigefinger an und beugte mich etwas mehr über die Kante. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus und mein Herz fing schneller an zu Schlagen.
„Hey, wenn du nur so tust, dann kannst du das gut, aber jetzt hör damit auf. Du machst mir Angst“, sagte ich und starrte auf seinen durchtrainierten Bauch, wo sich ein Sixpack abbildete. Es lud nur so ein mit den Zeigefinger darüber zu streicheln.
„Gefällt dir das, was du siehst?“, grinste er und ich zuckte erschrocken zusammen.
„Boah du bist voll das Sackgesicht! Ich verschwinde“, regte ich mich auf, stand von der Couch auf und stampfte in Richtung Wohnungstür, als mir die Hose runterrutschte. Mit einer nicht geraden grazilen Landung verzierte ich den kalten Boden.
Peinlich! Schallend fing er an zu Lachen.
„Schöner String“, lachte er und stand vom Boden auf.
„SCHNAUZE, sonst hast du eine hängen und zwar richtig“, schnauzte ich ihn an und zog die Hose schnell wieder hoch.
Wie aus dem Nichts, umschlungen mich zwei raue Hände von hinten und suchten den Weg unter mein Hemd. Erschrocken zuckte ich zusammen und versuchte die großen Hände von meinen Körper weg zu drücken.
„Lass das! Nein! Ich will das nicht!“, lärmte ich und versuchte mich zu ihm umzudrehen, was sich als ein Fehler herausstellte.
Nun war ich ihm hilflos ausgeliefert. Sein Blick bohrte sich in mich hinein und ließ mich nicht mehr los. Diese Aura die jetzt vom ihn ausging, faszinierte mich, doch machte mir auch zugleich irgendwie Angst.
„Lass mich los“, hauchte ich, denn meine Stimme war wie vom Erdboden verschluckt.
„Was wenn nicht?“, fragte er und zog mich noch näher an sich ran.
Ich fand, ich war schon eben nahe genug, doch jetzt, war er mir bedrohlich nahe. Ich meinte, ich kannte ihn noch nicht mal und wenn konnte ich mich ja nicht daran erinnern.
„Dann bekommst du eine Kastration und das ganz umsonst und OHNE Narkose.“, drohte ich ihm und legte meine Hände auf seine Brust, um mich besser von ihm wegzudrücken.
„Das wirst du dich nicht trauen!“, grinste er und seine großen Hände wanderten weiter runter zu meinen Hintern.
„Du hast es nicht anderes gewollt, jetzt wirst du sehen was du davon hast.“
Gereizt schubste ich ihn von mir weg und die Hose, die vor einen Moment noch um meine Hüften hang machte wieder Bekanntschaft mit dem Boden. Boah, ich glaubte ich ließ die Hose jetzt lieber aus.
Vorsichtig wollte ich über die Hose steigen, als ich Tollpatsch darüber stolperte und panisch Halt an irgendetwas suchte.
Dummerweise war der Halt ausgerechnet seine Boxershorts, die ich mit mir zu Boden zog.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf den dunklen Holzboden und hoffte, dass das gerade nicht wirklich passiert war.
„Den ersten Schritt hast du ja schon gemacht“, lachte er und legte seine Hände an die Hüften.
„Schnauze, zieh die Boxershorts wieder an, ich will nicht deinen Schniedelwutz sehen!“, schrie ich und kniff meine Augen fest zusammen, damit ich wirklich nichts sah.
„Ja, ja, ich zieh die ja schon wieder an“, meinte er und zog seine dunkelblau-hellblau-grau karierte Boxershort hoch. Zögerlich öffnete ich meine Augen wieder und schielte hoch. Er hielt mir seine Hand entgegen, die ich stumm annahm.
„Danke.“ Ich spürte wie meine Wangen von einer unangenehmen Röte verziert wurde.
„Immer doch“, grinste er, als er in mein Gesicht sah.
„Wie heißt du überhaupt?“, fragte ich ihn und pflanzte mich auf die Couch.
„Musst du nicht wissen.“
„Ich darf doch wohl den Namen meines Entführers wissen oder?“, schmollte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Ich verrate dir nur meinen Namen, wenn du mir was versprichst“, gab er nach. Zur Bestätigung nickte ich nur und grinste in mich hinein.
„Ich muss kurz was erledigen, das heißt ich muss dich hier kurz alleine lassen. Du wirst hier in der Wohnung bleiben und nichts anstellen, hast du verstanden“, teilte er mir mit und sah mich dabei ernst an.
„Ja, ich werde hier bleiben und stelle nichts an“, versprach ich und verdrehte die Augen. Ich bin doch kein kleines Kind mehr.
Ein kurzes Lächeln glitt über seine Lippen und er drehte sich um. Ich sah ihm zu, wie er die Hose nahm und in einen anderen Raum verschwand. Nach kurzer Zeit kam angezogen wieder und ging zu Tür.
„Ich bin dann mal weg. Falls du Hunger bekommst, im Kühlschrank müsste noch was Essen drin sein und du weißt ja wo sonst alles ist. Bis gleich“, sagte er und schloss danach die Tür.
Das leise Klicken des Schloss verriet mir, das er die Tür abgeschlossen hatte. Das konnte der doch nicht machen! Der konnte mich doch nicht hier einsperren!? Und das schlimmste war, der hatte mir noch nicht mal seinen Namen verraten!
Der konnte sich jetzt mein Versprechen in den Allerwertesten schieben. Nachdenklich sah ich um mich.
Bestimmt hatte er einen Ersatzschlüssel in der Wohnung versteckt. Nur wo? Planlos ging ich zur Kommode und sah da nach. Die erste Schublade öffnete ich und sah rein. Ein kleiner Notizblock, Kugelschreiber, Schere, paar Briefe, alles normales Zeug… Warte, was war das? Irritiert hob ich das schwarze Irgendetwas hoch um es besser zu betrachten. Plötzlich fing es an zu Leuchten und eine Stimme ertönte: „Ian, lass das, du weißt ich mag es nicht, wenn du mich in den Bauch pickst.“
Erschrocken warf ich das schwarze Ding in die Luft und es landete mit einen dumpfen Geräusch Mitten auf meinem Kopf.
„Aua.“, stöhnte ich schmerzhaft auf und packte mir an die Stelle wo es mich getroffen hatte. „Rosalie, ich hör ja schon auf, aber lauf jetzt nicht vor mir weg“, sagte anscheinend Ian. Die Stimme kam mir irgendwie bekannt, doch ich konnte sie keiner Person zuordnen.
„Rosalie, warte. Hörst du nicht? Du sollst warten“, rief Ian.
Wie vom Blitz getroffen erinnerte ich mich plötzlich an etwas. Vor nicht so langer Zeit, da waren Ian und ich in der Schule und er musste mich mal wieder mit seinen schwachsinnigen Aussagen, dass Caleb ein Arsch war, der jede Frau abschleppet und so nerven und pikste mich in den Bauch, um mich noch mehr zu ärgern.
Er wusste genau, das ich es hasste, wenn mich jemand in den Bauch pikste, weswegen ich dann zum Spaß vor ihm weg gelaufen war. Er rief mir hinterher, doch ich lachte nur und rannte immer weiter. Immer wieder drehte ich mich um, doch die Erinnerung war nicht klar genug, damit ich sein Gesicht erkennen konnte.
Warte, Ian rief Rosalie, das hieße… ich hieß Rosalie. Ich kannte meinen Namen. Ich kannte meinen Namen! Wenigsten erinnerte ich mich jetzt an meinen Namen.
Das schwarze Irgendetwas hob ich vom Boden auf und nahm es unter die Lupe. Es war anscheinend ein Aufnahmegerät, aber wieso war ich darauf, oder eher gesagt, warum waren Ian und ich darauf? Perplex durchsuchte ich das Gerät, ob noch irgendetwas anderes drauf war, doch es war nur diese eine Datei drauf.
Als ich es geschafft hatte, das Gerät wieder auszuschalten, legte ich es wieder zurück -ich wollte ja nicht, das ich noch ärger mit meinen Entführer bekomme, das ich seine Sachen durchsuchte- woher ich es hatte und führte meine Suche nach einen Wohnungsschlüssel weiter. Nachdem ich das ganze Wohnzimmer abgesucht hatte, gab ich es auf und ging erschöpft ins Schlafzimmer. Anscheinend hatte er doch keinen Ersatzschlüssel in seiner Wohnung.
Irgendwie traurig und glücklich zugleich schlenderte ich zum großen Fenster, das den Raum mit Licht durchflutet und öffnete es. Es war bereits am Dämmern, denn die Luft war angenehm kühl. Für einen Moment schloss ich die Augen und atmete tief ein.
Es fühlte sich befreiend an und ich konnte für einen Moment alles vergessen.
Als ich meine Augen wieder öffnete betrachtete ich die Umgebung. Auf dem Dach war ein kleiner Vorsprung, wo man sich hinsetzen konnte. Sollte ich mich dort hinsetzen? Es sah recht einladend aus, es fehlte eigentlich nur noch ein Kissen und ein kühler Cocktail und man konnte sich dort gut vor sich hin gammeln.
Kurzerhand kletterte ich durch das Fenster und versuchte dabei nicht nach unten zu sehen, denn ich war anscheinend nicht schwindelfrei. Das Fenster lehnte ich an und setzte mich hin. Erst jetzt konnte ich die ganze Aussicht genießen, die man von dem Dach hatte.
Man konnte von hier die ganze Stadt sehen, die in den verschiedensten rot und orange Tönen von der Sonne getunkt war.
Es sah einfach atemberaubend schön aus. Ich wusste nicht wie lange ich hier saß, doch nach und nach wurden meine Augen immer schwerer, bis sie schließlich widerwillig zufielen.
„Rosalie, wo bist du? Rosalie?!“, entriss mich eine Stimme aus meinen traumlosen Schlaf. „Rosalie?!“, schon wieder. Wer war das?
Ich öffnete meine Augen und blickte in den Sternenhimmel. Verwirrt sah ich um mich. Wie war ich auf das Dach gekommen?
Ach ja, ich war ja hier raus gegangen, als ich keinen Schlüssel gefunden hatte.
„Rosalie! WO. BIST. DU!?!“, schrie diese Stimme und man hörte, dass er deutlich gereizt war.
In meinen Kopf legte sich ein Schalter um und ich war schlagartig hellwach.
„Ich bin hier“, antwortete ich ihm und machte das Fenster weiter auf. Schnell stieg ich durchs Fenster und rieb mir die Augen.
„Was hast du draußen gesucht?“, wollte er wissen, als er in das Zimmer kam.
„Darf ich nicht frische Luft schnappen?“
„Ich dachte du wärst abgehauen, weil ich dich seit einer halben Stunde nicht finden konnte.“. sagte er und sah mich musternd an.
„Ich hab dir Kleidung mitgebracht“, grinste er und das konnte schon nichts Gutes bedeuten. „Wo ist denn die Kleidung?“, fragte ich und betrachtete ihn skeptisch.
„Die ist im Wohnzimmer. Warte, ich bring sie dir.“
Kurz verschwand er aus dem Zimmer und kam mit zwei großen Tüten wieder.
„Hier, ich geh dann mal raus, damit du alles in Ruhe anprobieren kannst.“
Nachdem er mir die Tüten gegeben hatte, drehte er sich um und verließ das Zimmer. Gespannt kramte ich alle Sachen aus den beiden Tüten und legte es auf das Bett. Kleider, Tops, Röhrenjeans, Slips und sogar BHs. Skeptisch probierte ich den ersten BH an und erstaunlicherweise passte er mir. Woher wusste er, welche Größe ich hatte? Er hatte doch nicht… Boah wenn der das gemacht hatte, dann war er dran!
Danach probierte ich die anderen Sachen an und alle passten haargenau.
Zum Schlafengehen zog ich mir ein weißes enganliegendes Top mit den schwarzen kurzen Stoffhotpants dazu an und ging aus dem Schlafzimmer.
„Und passen die Sachen?“, interessierte es ihn und sah mich von der Couch an. „Ja, aber woher wusstest du meine Größe, sogar bei den BHs?“, wollte ich neugierig wissen. Seine Lippen wurde von einem breiten Grinsen umspielt.
„Hab den Blick dafür.“
„Kann ich mir denken.“ Leise begab ich mich neben ihm auf die Couch. Kurz musterte er mich und fing an verlegen zu Grinsen.
„Was ist?“, fragte ich mit einen unguten Gefühl in der Bachgegend.
„Nichts, nichts“, lächelte er.
„Doch, da ist was und ich hab mich an meine Vereinbarung gehalten, jetzt bist du dran“, fiel mir wieder ein.
Einen kurzen Augenblick hielt er inne, bevor er was sagte: „Mein Name ist Damon.“
Er hieß also Damon.
„Damon… ist ein schöner Name“, schmunzelte ich und drehte mich zu ihm.
„Ja, das sagen komischerweise alle zu mir und das nervt nach Jahren“, erzählte er mir und ich sah ihn nachdenklich an.
„Findest du? Mich würde es freuen, wenn jemand zu mir sagt, das mein Name schön ist.“
Flüchtig warf er mir einen Blick zu und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.
„Wenn du meinst, ich finde es nicht so.“ Irgendwie war er jetzt anders drauf. Er wirkte traurig. Vielleicht konnte ich ihn ja damit aufmuntern, dass ich mich an etwas erinnerte.
„Weißt du was?“, grinste ich und er schielte zu mir rüber.
„Nein, aber du wirst es mir sicherlich erzählen“, meinte er und blickte wieder zum Fernseher. „Ich kann mich wieder an was erinnern.“
Erschrocken riss er seine Augen weit auf und sah dabei irgendwie nicht gerade erfreut darüber aus.
„Alles Ok mit dir?“, fragte ich nach.
Er löste sich aus der Starre und betrachtete mich.
„An was kannst du dich erinnern?“, wollte er wissen und packte mich an die Oberarme. Damon blickte mich ernst und auch irgendwie panisch an, als hätte er Angst vor irgendetwas. Als ich ihn nicht direkt antwortete, wurde sein Griff immer fester und ich verzog mein Gesicht schmerzhaft.
„Aua, du tust mir weh“, stöhnte ich schmerzhaft auf und er sah mich erschrocken an.
Sofort zog er seine Hände zurück und wandte den Blick von mir ab.
„Tut mir Leid, ich wollte dir nicht weh tun“, entschuldigte er sich und danach herrschte stille. „Nur das ich einen besten Freund namens Ian habe und das ich Rosalie heiße“, antwortete ich ihm nach einiger Zeit.
„Ansonsten erinnerst du dich an nichts?“, interessierte es ihn und er schaltete den Fernseher aus. Verdattert starrte ich ihn an. Wollte er nicht, dass ich mich an irgendetwas erinnere?
„Nein leider nicht.“
Auf seiner sonst so glatten Stirn bildeten sich Denkfalten.
„Ich geh schlafen“, meinte er und stand von der Couch auf.
„Ok und wo schlafe ich?“, wollte ich wissen und stand ebenfalls von der Couch auf.
„Im Bett“, antwortete er mir.
„Und wo schläfst du?“ Hämisch fing er an zu Grinsen.
„Im Bett.“
Entgeistert sah ich ihn an.
„Du und ich in EINEM Bett?!“, schrie ich. Lauthals fing er an zu Lachen.
„Ja, was dagegen?“, wollte er wissen und hielt sich seinen Bauch fest.
„Äh… ja! Ich kenne dich noch nicht mal und dann soll ich mit dir in einen Bett schlafen?! Du kannst auf der Couch schlafen!“, rege ich mich auf und ging in Richtung Schlafzimmer. „Nenenene du schläfst schön auf der Couch“, meinte er und stellte sich vor mich hin.
„Nö, ich schlafe im Bett. Bist du selber schuld, wenn du mich entführst“, warf ich ihm vor und ging an ihm vorbei. Schlagartig packte er mich am Handgelenk.
„Wenn keiner von uns auf der Couch schlafen will, dann MÜSSEN wir eben gemeinsam in MEINEM Bett schlafen.“
„Schön, es ist zwar dein Bett, aber ich werde ganz sicher NICHT mit dir in dein Bett schlafen“, machte ich ihm klar, riss mich von ihm los und betrat das Schlafzimmer. Schnur stracks ging ich auf das Bett zu, nahm ein Kopfkissen und eine Bettdecke und legte sie auf den kalten Boden. Wenn er schon nicht nachgeben wollte, musste ich wohl oder übel auf dem flauschig aussehenden Teppich, der aber dann doch irgendwie rau war schlafen.
„Was wird das, wenn du fertig bist?“, wollte er wissen und beobachtete mich skeptisch bei meinen Vorhaben.
„Ich schlafe auf dem Boden“, antwortete ich ihm.
„Wenn du auf dem nicht gerade gemütlichen Teppich schläfst, erkältest du dich. Du wirst MIT mir im Bett schlafen, ich beiße auch nicht, oder mache irgendetwas mit dir, was du nicht willst“, sagte er, nahm die Decke und das Kopfkissen wieder vom Boden und warf beides aufs Bett.
„Du bleibst auf deiner Seite und ich auf meiner Seite!“, gab ich nach und stieg ins Bett. Schnell zog ich eine Grenze, die keiner von uns überstreiten sollte und kuschelte mich in die Decke ein. Damon machte noch das Licht aus, bevor er sich auch ins Bett legte.
Einzelne Lichtstrahlen -die durch die Spalten von den Jalousien durchdrangen- kitzelten mein Gesicht und ich öffnete wiederwillig meine Augen. Meinen Kopf hob ich von meiner Hand –wodrauf ich geschlafen hatte- und sah mich um. Der Raum wurde nur mit wenig Licht durchflutet, weswegen ich nur die Umrisse der Möbel erkennen konnte
Plötzlich bewegte sich etwas unter mir und ich sah nach unten.
Erschrocken riss ich meine Augen weit auf und musste mir einen Schrei unterdrücken. Ich lag halb auf Damon! Das konnte ja nicht reichen! Als ich von ihm runter gehen wollte, störte mich etwas an meinem Hintern!
Was fiel dem ein, seine Hand auf meinen Hintern zutun?! Der wird sehen, was der davon hatte seine Hand auf meinen Hintern zu platzieren, dachte ich und nahm seine Hand von meinem Hintern. Schnell begab ich mich auf meine Seite wieder und kuschelte mich wieder in die Decke ein. Ich war zu müde um aufzustehen.
„Morgen“, brummte Damon und ich sprang vor Schreck auf. Bei der Aktion hatte ich zu viel Schwung drauf und ich fiel über die Kante vom Bett.
Mit einen lautem dumpfen Geräusch landete ich auf dem steinharten Boden und verzog mein Gesicht schmerzhaft.
„Du Arsch! Was fällt dir ein mich zu erschrecken!?“, krakeelte ich und rappelte mich langsam an der Wand auf. Laut fing er an zu Pusten.
Das wird er mir büßen, fuhr es mir durch meinem Kopf.
„Warum hast du einen Handabdruck auf deinen Hintern?“, fragte er dumm und stützte seinen Kopf auf seine Hand ab.
„Rate mal, wer die ganze Nacht seine Hand auf meinen Hintern gelegt hat?“, sagte ich sarkastisch und konnte ihn dafür umbringen.
„Weiß ich nicht, aber wenn ich den zwischen die Finger bekomme, dann erlebt er den nächsten Tag nicht mehr.“, schmunzelte er.
Unwillkürlich löste es bei mir einen Lachkrampf aus und ich musste mir schon vor Lachen den Bauch halten.
„Was ist daran so witzig?“, wollte er wissen und stand vom Bett auf.
„Ich stelle mir nur vor, wie du dich selber umbringst“, lachte ich.
Beleidig verzog er einen Schmollmund und kam auf mich zu. Das würde ich nicht machen, wenn ich er wäre.
Ich hob meine Hand, holte aus und wollte ihn eine verpassen, als er sie noch rechtzeitig abfing und mich näher an sich zog.
Mein Handgelenk -wo er mich festhielt- fing an zu kribbeln und ein noch nie dagewesenes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus, bis es in jede noch so kleine Zelle eingedrungen war und verursachte, dass meine Beine schwächer wurden.
Vorsichtig beugte er sich zu mir runter –denn er war etwas mehr als einen Kopf größer als ich- und ich konnte wieder seinen warmen Atem spüren. Benebelt sah ich ihn in die Augen und ließ es zu, was er vorhatte. Ich konnte nicht anders. Es war so ein berauschendes Gefühl, das er in mir anscheinend verursachte und ich konnte einfach nicht anders und wollte mehr.
DIIINNG DONG. Das Klingeln der Tür brachte mich wieder zur Besinnung und ich stieß ihn von mir weg. Überrascht sah Damon mich an und wollte gerade was sagen, da klingelte es schon wieder. Er ging an mir vorbei und öffnete die Tür.
Neugierig folgte ich ihm und sah, wie eine Oma vor der Tür stand.
„Ja?“, fragte Damon.
„Endlich macht jemand mal die Tür auf, nach diesem Lärm. Ich hab mir schon-“, die Omi hielt inne, als sie mich entdeckte.
„Ach du meine Güte, was hat er mit ihnen gemacht?“, fragte die Omi mich.
Verwirrt sah Damon mich an, doch was er nicht wusste war, das ich den aufgelösten Blick aufgesetzt hatte –den ich offenbar gut draufhatte- und die Omi dachte, das er irgendetwas schlimmes mit mir anstellen wollte.
Die Omi kam auf mich zu und ich brach in Tränen aus. Innerlich rieb ich mir doch meine Hände. Entsetzt sah mein Entführer mich an.
Tja, das hatte der davon, dass er seine Hand auf meinen Hintern legte, dachte ich.
Kurz vor mir blieb sie stehen und wollte wissen, was er mit mir machen wollte, doch ich fing nur noch schlimmer an zu Weinen.
„Was fällt ihnen ein, ein hilfloses Mädchen zu Sachen zu zwingen, die sie nicht will?!“, wollte die Omi wissen und ging mit ihren Gehstock auf Damon zu.
Wild fuchtelte sie damit in der Luft rum und blieb dann vor ihm stehen. Er war mindestens drei Köpfe größer als sie und dieser Anblick war irgendwie urkomisch. Plötzlich fing sie mit ihren Gehstock an, auf ihn einzuschlagen.
Unter ihren Schlägen krümmte er sich und ich war überrascht, was die alte Oma noch alles so drauf hatte.
„Au aua! Ich wollte ihr- au, man hören sie auf mich mit ihren Gehstock zu schlagen!“, befahl Damon und ich lachte innerlich. Man war ich glaubhaft.
Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht schallend anfangen zu Lachen.
Die Omi hielt überraschenderweise inne und drehte sich dann zu mir um.
„Ich hab den Topf mit Milch auf meinen Herd vergessen“, sagte sie und eilte aus der Wohnung. Irritiert starrte ich ihr hinterher, bis die Wohnungstür mit einem leisen Knall zuschlug.
Schnell rappelte sich Damon wieder auf und sah mich böse an.
Scheiße, hätte ich das doch lieber nicht gemacht. Langsam machte ich kleine Schritte nach hinten und spürte wie Panik in mir aufstieg.
„Du!“, brachte er nur raus und stürzte sich auf mich. Mit einen dumpfen Geräusch landeten wir auf dem harten Boden.
„Ahhh! Du Arschgeige geh von mir runter!“, schrie ich und versuchte ihn von mir runter zuwerfen.
„Was fällt dir ein so zu tun, als wenn ich dich vergewaltigen wollte?“, fragte er mich und ich bekam es der Angst zutun.
„Wolltest du nicht?“ Warum bekomme ich ausgerechnet jetzt eine große Klappe?
Man konnte deutlich spüren, wie die Wut mit ihm durchging,
„Nein, wollte ich nicht!“ Er war richtig wütend. Jeder wäre jetzt vor Angst weggelaufen, doch ich konnte nicht weg laufen, denn ich lag unter ihm!
„Wenn ich dich vergewaltigen wollte, würde ich nicht so zu dir sein! Das bekommst du noch zurück“, drohte er mir. „Und ich weiß auch schon wie.“ Seine Lippen wurden von einen hämischen Lächeln umspielt.
Oh NEIN! Er wird doch nicht…?
Ohne zu Zögern fuhr er mit seiner Hand an meinem Bein hoch und blieb am Bund meiner Shorts stehen. Vorsichtig setzte er sich auf mich, doch belastete mich nicht. Mit der anderen Hand fuhr er unter meinem Top und bahnte sich den Weg zu meiner Brust.
Wild fing mein Herz an zu klopfen und ich verspürte den Drang wegzulaufen.
„Nein! Lass das! Ich hab es ja schon kapiert!“, schrie ich und versuchte seine Hand von meinen Top wegzudrängen. Auf meine Reaktion fing er an laut zu Lachen und öffnete meine Shorts.
„Wer sich die Suppe eingebrockt hat, muss sie auch wieder auslöffeln“, lachte er und schlug meine Hand weg.
Mist, was sollte ich jetzt machen?! Ok, ich durfte ihn nicht zeigen, das ich Angst hatte, denn das wollte der. Atme tief ein und dann wieder aus, zeig ihn nicht das du Angst hast, redete ich immer wieder mir ein und sah ihn tief in die Augen. Als er mein gefühlslosen Gesichtsausdruck sah, legte er seine glatte Stirn in Falten und hielt inne.
„Wenn du keine Angst hast, macht es mir keinen Spaß, danke“, schmollte er und nahm seine Hände von mir.
Gespielt beleidig stand er von mir auf und reichte mir die Hand, der ich jedoch keine Beachtung schenkte. Ohne ihn nur eines Blickes zu würdigen, rappelte ich mich von alleine auf. Direkt drehte ich mich um und ging in das Schlafzimmer, was mich wunderte, denn meine Beine fühlten sich von dem Adrenalin wie Wackelpudding an.
Ich schloss die Tür hinter mir ab und lehnte mich an der Tür an. Langsam ließ ich mich daran runtergleiten bis ich saß und umschlang mit meinen Armen meine Beine.
Überall am Körper zitterte ich und es wollte nicht aufhören. Ich hatte wirklich Angst. Panische Angst.
Es klopfte an der Tür, doch ich reagierte nicht darauf.
„Rosalie?“
Ich kniff meine Augen fest zusammen und hielt mir meine Ohren zu. Ich kann dich nicht hören du Arsch, lalalalala, lalalalala, redete das kindische Ich von mir in meinem Kopf.
„Rosalie, mach die Tür auf“, rief er und hämmerte gegen die Tür.
Das kindische Ich wurde immer lauter.
„Rosalie bitte“, kurz hielt er inne, „es tut mir Leid, ich wollte dir keine Angst machen.“ Zögernd drehte ich mich und schloss die Tür auf. Einen kleinen Spalt öffnete ich sie und steckte meinen Kopf hindurch.
Er sollte doch nicht denken, dass ich Angst vor ihm hatte.
„Als ob du mir Angst einjagen könntest“, log ich und er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Warum hast du dann die Tür abgeschlossen?“, wollte er wissen und verschränkte kritisch seine Arme vor der Brust.
Mist, ich musste mir schnell was einfallen lassen, sonst flog meine Lüge auf. „Ich wollte mich umziehen“, fiel mir ein und seufzte innerlich erleichtert auf, als sein skeptischer Ausdruck im Gesicht verschwand.
„Ah ja, dann beeil dich mal, ich muss auch noch rein“, meinte er und drehte sich um. Schnell schloss ich wieder die Tür und lehnte meinen Kopf daran. Das war knapp.
Ich stand auf und ging zu der Tüte wo meine neue Kleidung drin war. Blind griff ich rein und fischte ein weißes Kleid herraus. Mit dem Kleid in der Hand betrat ich das Badezimmer und zog es mir an. Kurz warf ich einen Blick in den Spiegel.
Meine lange dunkelblonden Haare fielen mir glatt über die Schultern und mich sahen braun-grüne Augen an. Ein kleines Lächeln umspielte meine sinnlichen Lippen und ich fuhr mir mit der Hand durch mein Haar.
So schlimm sah ich doch nicht aus, dachte ich und verließ das Bad. Sobald ich die Schlafzimmertür geöffnete hatte, kam mir Damon schon entgegen und schloss sofort die Tür hinter sich. Perplex blieb ich stehen. War der gerade eiskalt an mir vorbei gegangen? Boah, das merke ich mir. Wütend stampfte ich auf die Couch zu und ließ mich darauf plumpsen.
Es dauerte nicht lange, da kam er wieder aus dem Zimmer, mit einem Koffer in der Hand. „Wo willst du hin?“, fragte ich ihn.
„Ich muss was erledigen, komme in einer oder zwei Stunden wieder, solange kannst du ja hier alleine bleiben, aber diesmal gehst du NICHT auf das Dach!“, sagte er und ging zur Tür. „Warte, das kannst du nicht schon wieder machen!“, schrie ich und sprintete so schnelles mir meine Beine erlaubten zur Tür und wollte ihn aufhalten, doch die Tür schloss sich schon.
MENNO!!! Der konnte mich doch nicht schon wieder alleine lassen!?
Fassungslos ging ich auf die Couch zurück und ließ mich darauf sacken.
Aus ihm wurde man nicht schlau! Erst war er nett, dann machte er einem Angst, weil man ihm geärgert hatte und dann entschuldigte er sich dafür. Aber das Beste war, danach ging er eiskalt an einem vorbei!
Ich schüttelte den Kopf und schaltete den Fernseher ein. Jedes Programm schaltete ich durch, doch nichts Vernünftiges lief im der Flimmerkiste. Frustriert schaltete ich den Fernseher wieder aus und drehte mich auf die Seite.
Eine oder zwei Stunden alleine hier und es läuft nichts im Fernseher. Na super, das konnte noch was werden. Seufzend schloss ich meine Augen und ließ sie eine Weile zu.
Warum musste das immer mir passieren?! Wetten Gott war ein Mann, weil sonst würde er nicht so ‘ne Scheiße mit meinem Leben machen, dachte ich und musste unwillkürlich anfangen zu Grinsen.
Langsam öffnete ich meine Augen wieder und wollte sie gerade wieder schließen, als mein Magen anfing zu knurren. Wann hatte ich das letzte Mal gegessen? Kurz dachte ich nach und machte mich auf den Weg zum Kühlschrank.
Mhm… das letzte was ich gegessen hatte waren die zwei Spiegeleier mit Speck und das war gestern. Überrascht, dass ich so lange ohne Essen auskam, öffnete ich den Kühlschrank und sah rein.
Eier, Speck, Butter, Fleischwurst, Ketchup, Majonäse, Getränke, Käse, Marmelade und Quark. Irgendwie verspürte ich einen Drang ein Marmeladenbrötchen zu essen. Gesagt, getan. Ich nahm die Marmelade und Butter aus dem Kühlschrank und begab mich auf der Suche nach ein Brötchen.
Als ich die halbe Küche schon abgesucht hatte und fast schon die Hoffnung aufgegeben hatte, fand ich endlich ein Brötchen, was halbwegs Ok aussah und schmierte mir ein Marmeladenbrötchen damit. Genüsslich biss ich rein und erstarrte mitten in der Bewegung.
Ihh, das schmeckte ja ekelig! Obwohl es ganz Ok aussah, schmeckte es, als wenn es schon Wochen dastehen würde.
Angeekelt verzog ich mein Gesicht und warf das Brötchen in den Mülleimer. Na super, nichts Vernünftiges im Kühlschrank und in den nächsten zwei Stunden, wo sich bestimmt nichts ändern wird, außer, das ich vor Hunger umkomme. War das nicht schön?
Mit knurrenden Magen ging ich ins Schlafzimmer und öffnete das Fenster.
Der Arsch konnte mich mal. Wenn er mich schon entführte und in seine Wohnung einschließt, dann mache ich, was ich wollte. Entschlossen stieg ich über den Fensterrahmen und lehnte das Fenster an. Danach setzte ich mich hin, sah in die Ferne und ließ meine Gedanken schweifen.
Was wohl Damon gerade machte? Ob er gerade an mich dachte? Ich fragte mich was er von mir hielt. Ob er mich mochte? Äh… was dachte ich da? Mich interessierte es doch nicht, ob er mich mochte oder nicht. Er war ja schließlich mein Entführer.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf, in der Hoffnung, dass die Gedanken verschwinden würden, was sie zum Glück auch dann taten.
Nach einer Weile, fiel mir nichts mehr ein, worüber ich nachdenken könnte und schloss meine Augen. Wie viel Uhr wir wohl hatten? Eins, zwei Uhr Nachmittag, bestimmt.
Was soll ich jetzt machen? Dieses Sackgesicht hatte mich hier alleine gelassen, ohne eine Möglichkeit, mich hier mit irgendetwas zu beschäftigen, außer vielleicht fernsehen, aber trotzdem.
Gelangweilt stand ich auf und ging wieder ins Schlafzimmer. Leise schloss ich das Fenster hinter mir und ließ mich auf das Bett fallen.
So ein Arsch, lalala, der wird schon sehen was der davon hatte, lalala, nur ich wusste noch nicht, was er sehen wird, lalala, je länger er weg war, desto schlimmer wird es, was ich mit ihm machen werde, lalala, sang die böse Stimme von mir in meinem Kopf.
Cool ich hatte auch eine böse Stimme. Jetzt fehlten nur noch die verrückte und die liebevolle Stimme.
Das klickende Geräusch von einer Tür die aufgeschlossen wurde, ließ mich auffahren und ich rannte ins Wohnzimmer. Die Tür öffnete sich und ein stinkiger Damon trat ein.
„Wow, du bist auch mal wieder da“, meinte ich.
„Ach, halt dein Maul.“
„Da hat ja jemand gute Laune“, stellte ich ironisch fest.
„Kannst du auch einmal dein verdammtes Maul halten?!“, raunte er gereizt.
„Ja, kann ich, mach ich aber nicht“, antwortete ich ihm frech.
„Wenn du nicht dein Maul hältst, dann bringe ich dich dazu“, drohte er mir und sah mich böse an.
„Oh, soll ich jetzt Angst haben?“, lachte ich.
„Du hast es nicht anders gewollt.“
Wütend kam er auf mich zu, warf mich auf seine Schultern und ging ins Schlafzimmer.
Wie schnell war der denn? Perplex hing ich regungslos über seine Schulter und betrachtete gezwungener Weise seinen Hintern. Ich musste schon zu geben, er hat einen Knackarsch, der zum anbeißen war.
Langsam fing mein Gehirn wieder an zu arbeiten.
„Lass mich runter!“, schrie ich und fing wild an zu zappeln.
„Bist du selber schuld“, lachte er böse und warf mich auf das Doppelbett.
Hilflos sah ich ihn an und versuchte vom Bett runter zu kommen, doch er war schneller, packte meine Hände und legte sie über meinen Kopf, so das ich mich nicht mehr wehren konnte,
„Damon lass das!“, brüllte ich und versuchte mein Knie in seine Weichteile zu rammen, was ein Fehler war, denn es verärgerte ihn nur noch mehr.
„Das hättest du lieber nicht gemacht“, knurrte er und schob meine Beine auseinander.
Ich wollte was sagen, doch meine Stimme versagte. Auf was schlimmes gefasst, schloss ich meine Augen und wartete darauf, dass etwas passierte.
Plötzlich fing er an mit den Zeigefinger in meinen Bauch herum zu piksen.
„Ey lass das!“, schrie ich und fing wild an zu zappelte.
„Selber schuld“, feixte er und machte einfach weiter.
„Boah, wenn du jetzt nicht aufhörst, dann-“
„Dann was?“, wollte er wissen und grinste mich verlegen an.
„Dann hast du keine Eier mehr.“
„Oh, wirst du eh nicht schaffen, denn vorher habe ich dich schon zu Tode gepikst“, meinte er.
Alle versuche mich von seinem Griff zu befreien scheiterten kläglich.
„Lass mich los!“, wiederholte ich mich.
„Nö, keine Lust“, ärgerte er mich.
Für einen Augenblick passte er nicht auf und ich sah meine Chance. Schnell entzog ich meine Arme aus seinen Griff und legte sie auf seinen Brust.
„So, jetzt wirst du kastriert“, meinte ich und schubste ihn von mir runter.
Jetzt drehten wir mal den Spieß um.
Ich setzte mich auf ihn und pikste ihn in den Bauch.
„Ey, nein. Nein!“, kicherte er und packte mich an meinem Handgelenkt.
Mit einer geschickten Bewegung lag ich wieder unter ihm und bemerkte es erst, als er mich hämisch angrinste.
„Du bist mies“, bockte ich.
„Ok, dann ist das nicht schlimm wenn ich das mache“, meinte er und beugte sich langsam zu mir runter.
Er wird mich doch nicht… oder doch?
Er kam meinen Mund immer näher und näher, bis er nur noch wenige Millimeter vor mir war.
„Lass den Scheiß, ich kann das nicht. Ich hab einen Ver-“, flüsterte ich, doch am Ende versagte meine Stimme.
„Du kannst dich nicht mehr an ihn erinnert, doch bist ihn noch treu, obwohl er dich am laufenden Band nur betrügt“, brachte er wütend hervor und ging von mir runter.
Kopfschüttelnd und fluchend verließ er das Schlafzimmer und warf die Tür hinter sich zu, dass sie mit einem lauten Knall zufiel.
Zögernd stand ich vom Bett auf und folgte ihm.
Hatte ich ihn jetzt damit verärgert? Ich hoffte mal nicht.
Leise öffnete ich die Tür und sah mich im Zimmer um, wo er war.
„Damon?“, fragte ich, als ich ihn nirgendswo im Wohnzimmer entdecken konnte.
„JA?“, ertönte eine genervte Stimme hinter mir und ich drehte mich schreckhaft um.
„Erschreck mich nicht so“, gespielt legte ich meine Hand meine Brust.
„Bist du selber schuld“, sagte er mit eiskalter Miene.
„Was ist denn mit dir jetzt los?“
„Nichts.“
„Sicher?“
„Ja.“
„Sehr sicher.“
„Jaha.“
Misstrauisch sah ich ihn an.
„Das glaube ich dir aber nicht.“
„Weißt du was. Mir ist es scheiß egal was du glaubst oder nicht und jetzt verschwinde, ich will meine Ruhe haben!“
Okay… was ging denn mit dem ab? Verletzt sah ich ihn an, doch er sah mich immer noch eiskalt an.
„Ok, dann verschwinde ich, aber erwarte nicht von mir, das ich wiederkomme“, meinte ich, drehte mich um und ging ins Schlafzimmer.
Gekränkt suchte ich aus der Tasche eine Jacke, die ich anziehen konnte, nahm die und verließ wieder das Schlafzimmer. Inzwischen hatte sich meine seelische Verletztheit in Wut verwandelt und ich stürmte zur Tür.
„Tschüss!“, maulte ich und riss die Tür auf.
Mist! Ich brauchte auch Schuhe. Schnell drehte ich mich um und lief wieder ins Schlafzimmer. In Rekord verdächtiger Zeit zog ich sie und eilte wieder zu Tür zurück. In der Zwischenzeit war Damon von der Couch aufgestanden und stellte sich mit verschränkten Armen vor die Tür.
„Geh aus den Weg!“, brummte ich und blieb direkt vor ihm stehen.
„Nö.“
„Kannst du dich auch mal entscheiden?!“, wollte ich wissen.
„Boah, du nimmst aber auch alles ernst“, stöhnte er genervt.
„So wie es sich bei dir angehört hat, war es verdammt ernst.“
„Ja, tut mir leid, das du mir so auf die Nerven gehst, aber du bleibst schön hier“, beharrte er.
„Nö, du hast gesagt, ich soll verschwinden, also verschwinde ich jetzt auch.“
Ich versuchte mich an ihn vorbei zerquetschen, doch es war nicht genügend Platz da.
„Kannst du mal ein Stück rücken, ich will mal hier durch“, fragte ich ihn.
„Nein, du bleibst hier!“
Mit einer schnellen Bewegung packte er mich, hob mich hoch und knallte die Tür mit seinem Fuß zu. Dann ging er zur Couch und warf mich drauf.
„Ey, was soll das?!“, schrie ich und funkelte ihn wütend an.
„Ich geh nur sicher das du hier bleibst.“
Ich glaube mir platzte gleich der Kragen!
„Man, Junge kannst du dich auch mal entscheiden!? Du bist ja schlimmer als ein pubertierendes Mädchen, wenn sie ihre Tage bekommt!“
„Ich bin schon sehr lange aus der Pubertät“, schmunzelte er und betrachtete mich.
Der und lange aus der Pubertät?! Der sah nicht älter aus achtzehn oder neunzehn.
„Klar und auf meiner Stirn steht „verarsch mich“?“, fragte ich ihn und deutete demonstrativ auf meine Stirn.
„Warte“, meinte er und beugte sich zu mir runter, um meine Stirn besser zu betrachten, „ja, sogar sehr fett.“
„Boah, jetzt bist du dran!“, brüllte ich und rappelte mich so schnell ich konnte von der Couch auf. Damon fing nur an zu Lachen
„Was ist so witzig, dass du lachst?!“, wollte ich wissen und stand mit verschränkten Armen vor ihm.
„Du bist so klein und dann muckst du dich so auf.“, lachte er und ich verzog beleidigt mein Gesicht.
„Hahaha echt witzig. Ich lach mich tot“, meinte ich und boxte ihn in den Bauch.
„Aua, wofür war der denn?“, fragte er und packte sich gespielt an den Bauch.
„Dafür das du so hohl bist“, sagte ich sarkastisch und verdrehte die Augen
„Ey, ich bin nicht hohl, nur weil ich es witzig finde das du einen Kopf kleiner bis als ich“, schnaubte er.
„Äh, irgendwie schon, aber Kopf hoch.“
„Steck dir deinen Kopf in den Arsch.“
„Nö, das hast du ja schon bei dir übernommen, wie man sieht.“
Entsetzt starrte er mich an. Tja, damit hatte er wohl nicht gerechnet.
„Du kleines Biest, das nimmst du zurück.“
„Nö, bring mich doch dazu“, provozierte ich ihn und streckte ihm die Zunge raus.
„Ok, du hast es nicht anders gewollt“, grinste er hämisch und stürzte sich auf mich.
Mit einem lauten Rums landete ich unter ihm auf der Couch. Schnell griff er meine Hände und drückte sie neben meinen Kopf, so dass ich mich nicht mehr wehren konnte.
„Was soll ich jetzt mit dir machen?“, fragte er sich selbst.
„Wie wäre es, wenn du von mir runter gehst?“, schlug ich vor.
„Das hättest du wohl gerne.“
„Hat dir eigentlich jemand schon mal gesagt, das du ein richtiges Arschloch bist?“
Er legte seine Stirn in Falten.
„Nö.“
„Ok, jetzt schon und geh von mir runter!“
„N-E-I-N.“
„DOCH!“
If travel is searching and home what's been found I'm not stopping
“Scheiße!”, brüllte er, stand von mir auf und rannte zu seiner Jacke, die an der Garderobe hing. Irritiert sah ich ihm hinterher.
„Ja?“, ging er ans Handy ran.
„Ich weiß. Ja. JA! Ich hab ja verstanden. Ja, ich komme gleich“, meinte er und legte dann wieder auf.
„Eigentlich wollte ich heute Abend mit dir raus, aber so wie es aussieht, müssen wir es verschieben. Ich muss jetzt los. Komme so in einer Stunde wieder. Bye.“
Ehe ich mich versah, war er schon wieder weg.
Irgendwie kam mir der Klingelton von Damon bekannt vor, aber nur woher. Ich lag auf der Couch und starrte die Decke an, als ein Gedanke mich, wie vom Blitz getroffen aufschrecken ließ. Jetzt wusste ich woher ich diesen Klingelton kannte, aber das war absurd, denn diesen Klingelton hatte auch Ian.
Aber Ian war nicht Damon, denn Ian war viel netter und jagte mir auch nicht zum Spaß Angst ein, oder?
Nachdenklich schloss ich meine Augen und dachte darüber nach, was dafür sprechen könnte.
Mein bester Freund hieß Ian, nicht Damon und wieso sollte Ian sagen, das er Damon hieß? Ian lachte mehr als Damon. Man die Sache war mir zu bescheuert.
Warte! Jetzt war ich schon wieder alleine! Verärgert öffnete ich die Augen wieder und zog meine Lippen zu einen Schmollmund.
Irgendetwas Gutes musste es doch haben, hier alleine zu sein. Mhm… er hatte nicht die Tür abgeschlossen! Das war meine Chance.
Hehehe, er wird schon sehen, was er davon hatte.
Schnell stand ich von der Couch auf, rannte zur Tür und öffnete sie.
„Adiós verdammte Gefangenschaft und hola Freiheit“, lallte ich und schloss die Tür hinter mir.
Tief atmete ich die Luft der Freiheit ein. Ok, ich hatte sie mir deutlich anders vorgestellt. Weniger muffig und das es nicht nach stinkigen Socken roch.
Kurz sah ich nach rechts und dann nach links, ob irgendjemand kam, bevor ich losrannte.
Wenige Meter von seinen Apartment war ein Aufzug, wo ich davor stand und auf den nächsten Aufzug –der sich verdammt viel Zeit ließ- wartete.
Nach einer halben Ewigkeit öffnete sich die Tür und ich blieb erstarrt vor stehen, denn Damon stand da drin.
„SCHEIßE!“, kreischte ich nur und rannte weg. Ich war noch nicht mal zehn Meter gelaufen und schon war ich außer Atem und hatte jetzt schon Seitenstiche. Man war ich unsportlich. So tollpatschig wie ich war, stolperte ich auch noch über meine eigenen Beine und landete auf den harten und dreckigen Flurboden.
Hechelnd sah ich hoch und fing wieder an zu Schreien. Wie schnell war er, oder eher gesagt wie lahm war ich denn? So schnell ich konnte rappelte ich mich wieder auf und rannte wieder los.
Immer wieder sah ich nach hinten, um zu sehen wie meine Chancen waren und ich musste sagen, sie waren sehr schlecht. Ich wollte gerade mein Tempo erhöhen, –was für mich sehr schwer war, denn meine Beine taten schon weh- damit er mich nicht einholte, als ich plötzlich nach hinten gerissen wurde und gegen eine harte Brust prallte.
Scheiße!! Er hatte mich eingeholt!
Der Griff um mein Handgelenk wurde fester und ich zuckte schmerzhaft zusammen, doch ich drehte mich nicht zu ihm um. Ich konnte es irgendwie nicht.
„Was sollte das?“, wollte er wissen und ich musste mich gezwungenerweise zu ihm umdrehen. Zögernd hob ich meinen Blick und blickte in seine Augen.
Man konnte er böse Gucken. Wenn Blicke töten könnten –was sie zum Glück nicht taten- wäre ich schon längst tot.
„Was sollte was?“, stellte ich mich dumm.
„Das du abhaust.“
„Ich wollte nicht abhauen.“
„Mhm, ist klar, deswegen ranntest du auch weg, als du mich sahst.“
„Das war nur weil…“ Mist mir fiel nichts ein.
„Siehst du! Du wolltest abhauen!“
„Na und, du wolltest das ich gehe, also gehe ich.“
„Boah, so meinte ich es nicht und jetzt gehen wir zurück in die Wohnung.“
Mit einer kurzen Bewegung hob er mich auf seine starken Arme und trug mich in seine Wohnung zurück.
„Nein. NEIN! Ich will nicht zurück! Lass mich runter! Nein!“, wild fing ich in seinen Armen an zu zappeln.
„Das nützt nichts und was sollen jetzt meine Nachbarn von mir denken?!“
Für einen kurzen Moment hörte ich auf und sah um mich. Da war gar keiner.
„Willst du mich verpiepern?! Hier ist keine Menschenseele!“
„Sie sehen dich zwar nicht oder so, aber die können dich hören.“, meinte er und öffnete die Wohnungstür. Ein böses Lächeln huschte über meine Lippen.
„Nein, Damon! Ich will das NICHT! Damon, NEIN!!! VERSTEHST du es NICHT, ich WILL NICHT MIT DIR SCHLAFEN!!“, brüllte ich und spürte nur noch, wie ich auf den harten Holzboden polterte. Er hatte mich eiskalten fallen gelassen!
„Aua, wofür war das denn?“, fragte ich ihn und stand langsam auf.
„Was fällt dir ein so einen Mist von dir abzugeben?“, wollte er wissen und ich konnte deutlich seine Verärgerung spüren.
„Was meinst du?“, tat ich auf keiner Schuld bewusst.
„Äh, vielleicht das ich angeblich mit dir schlafen will, was ich nie tun würde, denn du bist so was von nicht mein Typ, aber egal.“
Irgendwie versetzte es mir einen Stich ins Herz, was er gerade gesagt hatte.
„Da bin ich aber froh, denn ich würde mich nie von so einen wie dich flachlegen lassen, egal wie dicht ich wäre.“
„Da bin ich aber froh.“
Aus irgendeinen musste ich entweder schnell das Thema wechseln, oder, was leider nicht möglich war, weggehen, denn, auch wenn ich es nicht wusste wieso, sammelten sich Tränen in meinen Augen.
„Warum bist du eigentlich wiedergekommen?!“
„Ich hatte mein Portmonee vergessen.“
„Und deswegen bis zu extra wieder zurückgekommen?!“
„JA.“
„Ist da so was Wichtiges drin, das du mich bei meinen Fluchtversuch hinderst?“
„JA.“
„Was denn?“
„Geht dich nichts an und damit du nicht wieder versuchst abzuhauen, nehme ich dich mit.“, meinte er, ging an mir vorbei und kramte aus sein Portmonee aus der Kommode.
„Muss ich?“, wollte ich wissen und drehte mich zu ihm um.
„Ja, musst du. Du hast dir das selber zu verdanken.“
„Oh nee, gibt es da wenigstens süße Typen, damit ich was zum ansehen habe?“, interessierte es mich. Entsetzt sah er mich an.
„Bin ich dir nicht mehr gut genug?“
Ich sah ihn skeptisch an und zog eine Augenbraue hoch.
„Äh, warst du das schon mal überhaupt?“, ärgerte ich ihn.
„Das hab ich jetzt mal überhört.“, meinte er, packte mich am Oberarm und verließ mit mir die Wohnung.
Stumm gingen wir zum Aufzug und verließen auch so das edel aussehende Hochhaus.
„Gehen wir zu fuß oder mit dem Auto, hast du überhaupt ein Auto?“, fragte ich.
„Ja ich hab ein Auto, wie sollte ich sonst meine Erledigungen machen“, antwortete er mir und zückte aus seiner Hosentasche einen Autoschlüssel, wo ein kleines Pferd in einem Wappen drin abgebildet war.
„Was bedeutet das Pferdewappen da auf den Schlüssel?“, interessierte es mich.
„Kennst du die Automarke Ferrari?“
„Äh, du weißt schon ich kann mich an gar nichts erinnern.“
„Ach ja. Das ist das Logo von Ferrari.“
„Mhm, ist ein Ferrari teuer?“, wollte ich wissen und sah ihn zögernd an.
„Geht, kommt drauf an, was bei dir teuer ist“, schmunzelte er und blieb vor einem schwarzen Wagen stehen.
„Das ist deiner?“
„Ja“, meinte er und man sah, das er stolz darauf war.
Ein leises Klicken verriet mir, das er den Wagen geöffnete hatte und ich stieg ein.
„Schnall dich an“, meinte er, was ich auch tat.
Mit einem schnurrenden Geräusch startete er den Ferrari und fuhr los.
„Wo fährst du hin?“, fragte ich nach.
Kurz sah er zu mir rüber.
„Darf ich nicht sagen.“
„Du darfst es nicht sagen oder du DARFST es nicht sagen?“
„Ich DARF es nicht sagen.“
„Mies.“
„Findest du?“, lachte er und bog in einen schmalen Weg ein.
„Ja, sogar sehr.“
Der Wagen kam vor einem heruntergekommenen Gebäude, was stark an eine Fabrik erinnerte zum Stillstand und
„Du sagst nichts, außer man fordert dich dazu auf und du packst nichts an, ist das klar?“
„JA“, antwortete ich ihm und verdrehte meine Augen. Als wenn ich es nicht wüsste.
Danach stieg er aus, was ich ihm gleich tat und folgte ihm, wie ein kleines braves Hündchen.
Vor dem Gebäude blieb er stehen und klopfte drei Mal an der verrosteten Metalltür.
Quietschend öffnete sich die Tür und ein großer gutaussehender Typ kam zum Vorschein.
„Hey Damon, lange nicht mehr gesehen“, begrüßte er Damon.
„Oh und wer ist die Kleine?“, fragte er, als er mich hinter Damon entdeckte.
„Das ist Rosalie. Ich konnte sie nicht alleine bei mir lassen, sonst würde sie versuchen abzuhauen“, sagte er. Den letzten Teil konnte er meiner Meinung nach weglassen und ich rammte ihn für diesen unnötigen Kommentar meinen Ellbogen in seine Seite, was den Typen zum Lachen brachte.
„Aua, wofür war das denn?“
„Dafür das du ein Arsch bist“, meinte ich und der Typ konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten.
„Ey, so redest du nicht mit mir in der Anwesenheit von Dean.“
Ah, der Typ hieß also Dean. Ich musste mir merken, Dean hatte kastanienbraune Haare, die ihm bis zum Kinn gingen und waldgrüne Augen. Leicht zu merken.
„Jap, ich bin Dean“, sagte er, reichte mir seine Hand und entblößte eine Reihe weißer Zähne.
„Rosalie“, stellte ich mich vor, obwohl ich glaubte, dass hat auch Damon schon, aber das war egal, schüttelte seine Hand und ein Lächeln huschte über meine Lippen.
„Schöner Name, fast so schön wie die Besitzerin dieses Namens.“
„Danke“ Eine leichte Röte verzierte meine Wangen und ich strich mir geschmeichelt eine Strähne hinters Ohr.
„Ok, ihr könnt wieder mit den geflirte aufhören und stattdessen in die Fabrik gehen“, stöhnte Damon genervt auf und kassierte von mir wieder einen Stoß in die Seite.
„Ach ja, Lestat wartet schon auf dich“, fiel Dean ein und wir betraten das alte Gebäude.
„Ok, hat er irgendetwas gesagt?“, wollte Damon wissen und sah mich kurz an.
„Nicht das ich wüsste“, zuckte Dean mit den Achseln.
Ruckartig blieb er stehen und ich knallte unwillkürlich gegen ihn.
„Aua, warum bleibst du urplötzlich stehen?!“, interessierte es mich und ich rieb mir die Nase, die durch den Zusammenprall mit Damon schmerzte.
„Du bleibst hier bei Dean, ich geh zu Lestat und rede mit ihm“, meinte er und verschwand hinter einer dicken Metalltür.
„Also, was sollen wir jetzt machen?“, fragte Dean und drehte sich zu mir um.
„Keine Ahnung. Sind hier noch andere?“
„Ja, Jacob, Alex, Aiden, Mason, James und Matthew“, erzählte er mir und meine Lippen wurde von einem Lächeln umspielt.
„Können wir zu ihnen gehen?“, grinste ich und er sah mich nachdenklich an.
„Können wir machen. Folg mir.“
Stumm folgte ich ihm in einen anderen Raum und entdeckte auf der Couch fünf gutaussehende Typen.
„Hey Leute, das ist Rosalie, das Mädchen von Damon“, stellte Dean mich vor und alle Blicke richteten sich auf mich.
„Hey“, brachte ich nur raus.
„Hey.“, begrüßten mich alle im Chor.
Einer nach dem anderen stand von der Couch auf und gemeinsam kamen sie auf mich zu.
„Hallo ich bin Matthew“, stellte sich der Erste vor und seine schokobraunen Augen strahlten mich an. Mit einer geschickten Bewegung richtete er schnell noch seine ockerbraune Haare und umarmte mich kurz.
„Mich kannst du Alex nennen“, meinte der blondhaarige Typ und lächelte mich verlegen an. Zögerlich umarmte er mich auch und betrachtete mich mit seinen fast schwarzen Augen.
„Und ich bin James“, drängelte sich der attraktivsten von den Fünfen vor, nahm mich kurz in den Arm und sah mich mit seinen moosgrünen Augen an.
„Als ich von dir gehört habe, dachte ich du wärst ein fettes Weib, mit voll der hässlichen Hackfresse, doch wenn ich dich jetzt so sehe, schäme ich mich für diese Vorstellung“, labberte James und ich verstand nur die Hälfte davon.
„Äh… Ok…“, brachte ich nur irritiert raus.
„Ich entschuldige mich für das verhalten von James, aber er sieht nicht oft Frauen, weil nicht das Gebäude verlassen darf“, sagte eine tiefe Stimme.
„Ok und wer bist du?“, fragte ich, als ich ihn entdeckt hatte. Wie einer aus dem Mittelalter kam er auf mich zu und blieb kurz vor mir stehen.
„Oh, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Aiden“, stellte sich der charmante schwarzhaarige Mann vor und gab mir einen Kuss auf die Hand.
Ungewollt strömte mir das Blut in den Kopf und blieb bei meinen Wangen hänge.
„Jaja und ich bin Jacob“, schob sich der Nächste in den Vordergrund. Zwei himmelblaue Augen stachen durch sepiabraune Haare durch und musterten mich neugierig,
Auch er umarmte mich kurz. Ich glaubte, irgendwie hatten alle keine Probleme mit Körperkontakt.
Nun war nur noch einer übrig.
„Und du bist Mason.“
Überrascht sahen alle mich an.
„Woher wusstest du das?“, fragten alle zeitgleich.
„Dean hatte mir eigentlich schon alle Namen gesagt, doch ich wusste ja nicht, wie ihr aussieht und da Mason der Letzte war, war das ja klar“, lachte ich und sah zu Dean rüber, der mich nur anlächelte.
„Ach so, sag das doch gleich“, sagten alle parallel und ich verdrehte gespielt meine Augen.
„Was dachtet ihr denn?“, interessierte es mich und alle sahen sich gegenseitig an.
„ÄH…“
„Ist schon gut, was habt ihr eigentlich so gemacht?“
„Nichts besonderes. Wir haben nur ein bisschen ferngesehen“, antworte einer der Fünf.
„Ok und was habt ihr euch so angesehen?“, fragte ich nach.
„Ich glaube das war the Big Bang Theory.“
„Oh cool, läuft das noch?“
„Leider ist das gerade zu Ende gewesen, als du in dieses Zimmer gekommen bist“, sagte Jacob.
„Och Menno, warum habe ich immer Pech“, schmollte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Alle fingen an zu Lachen.
„Lacht nicht“, keifte ich und das Lachen verstummte schlagartig.
„Geht doch“, zufrieden drehte ich mich zu Dean um, der neben mir stand.
„Wie lange dauert eigentlich so ein Gespräch zwischen Damon und Lestat?“, wollte ich wissen und er sah mich mit einem verlegenden Lächeln an.
„Warum siehst du mich so an?“
Ehe ich mich versah legten sich Deans Lippen auf meine.
Erschrocken riss ich meine Augen weit auf, als ich es realisierte und versuchte mich von ihm weg zudrücken, doch er hatte seine Arme um meine Hüfte geschlungen und zog mich noch Näher an sich.
„Jetzt weiß ich auf welchen Typ du stehst“, schmunzelte plötzlich Damon hinter mir.
Ruckartig ließ Dean von mir los und ich sah entsetzt Damon an.
Hatte er das jetzt gesehen?! Anscheinend schon! Scheiße! Irgendwie wollte ich es nicht, dass er sah, dass mich ein anderer küsste. Ich wusste nicht wieso, aber irgendetwas tief in mir wollte es einfach nicht.
„Es ist nicht wonach es aussieht.“
„Ach ja. Es sieht so aus, als wenn du Dean geküsst hättest“, meinte Damon und betrachtete mich mit eiskalter Miene.
„Ich hab ihn nicht geküsst, er hat mich geküsst und dann kamst du, wie aus dem Nichts“, verteidigte ich mich.
„Würde ich jetzt auch sagen. Was sagt eigentlich dein Verlobter dazu?“
Wieso brachte er jetzt meinen Verlobten ins Spiel?
„Wie gesagt, er hat mich geküsst nicht ich und ich hab mich auch dagegen gewehrt!“, versuchte ich ihm klar zu machen.
„Das hätte ich jetzt auch gesagt.“
„Es war wirklich so!“
„Jaja.“
„Nein ich meine es ernst!“
„Ja, ist ja schon Ok, ich glaube dir.“
„Das sagst du nur so, ich weiß das du mir nicht glaubst.“‘
„Wenn du meinst.“ Er drehte sich einfach um, ohne etwas Weiteres zu Sagen und ging.
„Ich meine es so. Nur weil ich dich nicht küssen wollte“, platzte aus mir raus.
Schlagartig drehte er sich um und kam auf mich zu,
Ich hatte genau ins Schwarze getroffen.
„Tschüss Jungs“, knurrte er, packte mich nicht gerade sanft an meiner Hand und zog mich hinter sich her.
„Man sieht sich“, verabschiedete ich mich von den Jungs.
„Chau Rosalie“, riefen sie mir synchron noch hinterher.
Ohne irgendetwas zu Sagen verließen wir die alte Fabrik und begaben uns zu seinem Auto. Man konnte deutlich spüren, dass er wütend war und am liebsten würde ich weglaufen, doch mit dem Griff, mit dem er meine Hand festhielt, konnte ich mich nicht von ihm losreißen und musste gezwungenerweise mit ihm gehen. Schnell schloss er den Ferrari auf und wir saßen keine Minute später drin.
Im nächsten Augenblick fuhren wir schon los und kurze Zeit später waren wir auch schon bei seinem Wohnblock.
So schnell das ich es nicht mitbekam, schnallte er sich ab, stieg aus und war auch schon im nächsten Moment bei mir und öffnete die Autotür
Perplex starrte ich ihn an und schnallte mich ab. Wieder ergriff er meine Hand und führte mich zu seiner Wohnung, vergaß aber nicht den Wagen abzuschließen.
Er trat die Tür mit einem lauten Knall die Tür auf und zerrte mich ins Schlafzimmer.
Ich war aber noch nicht müde, warum wollte er dann… Doch nicht etwa…?!
„Damon!“, krakeelte ich, doch er ignorierte mich einfach.
Panisch zerrte ich an seinem Griff, aber es brachte mir nur das Gegenteil. Er umklammerte meine Hand nur noch fester.
„Aua, DAMON, du tust mir weh!!“, schrie ich und verzog mein Gesicht scherzhaft. Eine einzelne Träne kullerte meine Wange herunter.
Endlich drehte er sich zu mir um und sein Gesichtsausdruck wurde weicher, als er mir ins Gesicht sah.
„Es tut mir Leid.“
Entsetzt, über sich selbst, betrachtete er mich und zog mich an sich ran.
Mein ganzer Körper war am zittern und ich konnte mich kaum auf meinen Beinen halten, doch seine Arme gaben mir den Halt, die meine Beine nicht schaften.
„Es tut mir Leid, ich wollte-“, er stockte und schlang einfach seine Arme um mich.
Ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte mich bei ihm so, als bräuchte ich vor niemanden Angst haben, denn er war da und würde mich beschützen, auch wenn er es selbst war, der mir Angst einjagte, was sich ein bisschen unlogisch anhörte, war aber so.
„Es tut mir Leid“, murmelte er immer wieder und legt seinen Kopf auf meinen.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, die ich in seinen Armen verbrachte, bis sich meine Beine stark genug anfühlten, damit ich alleine aufrecht stehen konnte und löste mich von ihm, wenn auch widerwillig.
„Ich geh jetzt schlafen“, sagte ich und ging ins Bad, um mir meine Zähne zu putzen.
Als ich fertig damit war, schlenderte ich zurück ins Schlafzimmer und suchte meine Schlafsachen, die ich irgendwie nicht mehr fand.
„Hast du meine Schlafsachen gesehen?“, fragte ich Damon.
„Nicht das ich wüsste“, zuckte er mit den Achseln.
Ohne irgendeine Idee zu haben, wo die Schlafsachen waren, fing ich an zu Suchen.
Komischerweise fand ich sie unter dem großen Bett und zog mir schnell die Sachen an,
„Nacht“, brummte ich und ging ins Bett.
„Nacht“, rief er vom Wohnzimmer aus und ich kuschelte mich in die weiche Decke.
„Willst du ein Stück von meinem Sandkuchen?“, fragte ich das kleine zierliche Mädchen in meinem Alter.
Sie saß im Sandkasten und baute eine Sandburg.
Kurz sah sie zu mir hoch.
„Gerne, hilfst du mir bei der Sandburg?“, lächelte sie und ich setzte mich neben ihr hin. Den Teller den ich in der Hand hielt stellte ich zwischen ihr und mir ab und tat mit einer Schippe Sand in den halbvollen Eimer.
Nach einer Weile war die Sandburg fertig und wir sahen uns zufrieden an.
„Essen wir jetzt den Kuchen?“, fragte sie mich und ich nickte.
Ein großzügiges Stück gab ich ihr und wir taten so als wenn wir ihn essen würden.
„Ich heiße Rosalie“, stellte ich mich vor.
„Ich heiße Scarlett“, grinste sie und entblößte eine kleine Reihe weißer Milchzähne.
„Sollen wir morgen wieder miteinander einen Sandkuchen bauen und den Tag darauf und den anderen darauf auch?“, schlug ich vor und sie willigte sofort ein.
Nach kurzer Zeit wurden wir unzertrennlich und machten fast alles nur noch zu Zweit.
Auf einmal waren wir in der Middle School und anscheinend war irgendetwas geschehen, worüber ich mich tierisch aufgeregt hatte.
„Rosalie beruhig dich wieder, bestimmt meint er das nicht so“, beruhigte mich Scarlett und legte eine Hand auf meine Schulter.
„Nein, das meinte er sicher so! Der ist voll der Arsch, aber der wird sehen, was der davon hat.“
„Nein, wird er nicht, oder willst du so sein wie er?“, versuchte sie mich umzustimmen.
In dem leeren Klassenzimmer kam ein straßenköterblonder Typ rein und grinste mich an.
„Ian“, knurrte ich. Ich wusste zwar nicht woher ich seinen Namen kannte, aber er war der Grund warum ich mich so aufregte.
„Rosalie“, grinste er und kam näher.
„Du wirst dafür zahlen“, brummte ich und sah ihn böse an.
„Mit küssen?“
„Ian, lass den Scheiß. Du weißt ganz genau, das es Rosalie aufregt, wenn du so etwas sagst“, mischte sich Scarlett ein.
„Ja, aber es macht so viel Spaß.“
„Entschuldige dich bei ihr“, forderte Scarlett ihn auf.
„Und was wenn nicht?“, lächelte er frech.
„Dann wirst du hier nicht mehr lebendig rauskommen!“, drohte sie ihm. Sein Grinsen verschwand und er kam auf mich zu.
„‘Schuldigung“, nuschelte er und reichte mir die Hand.
„Und jetzt noch mal, das man es versteht“, knurrte Scarlett genervt.
„Es tut mir Leid, das ich dich geärgert habe, aber es war so eine gute Gelegenheit“, entschuldigte er sich vernünftig und hielt mir immer noch seine Hand entgegen.
Zögerlich bewegte ich meine Hand in die Richtung von seiner. Kurz bevor ich seine Hand erreichte, griff er nach meiner und zog mich ruckartig an seine warme Brust. Mein Herz fing wie wild an gegen meinen Brustkorb zu hämmern und Blut strömte in meine Wangen.
„Geht doch!“, schmunzelte Scarlett.
„Rosalie, Rosalie“, rief eine nervige, aber auch zugleich hinreißende Stimme immer und immer wieder meinen Namen und riss mich aus meinen irgendwie realen Traum.
„Was!“, brummte ich.
„Aufstehen du Schlafmütze“, lachte die Stimme und ich erkannte das diese Damon gehörte.
„Noch fünf Minuten“, murmelte ich und wollte mich auf die andere Seite drehen, doch irgendetwas hinderte mich daran.
Widerwillig öffnete ich meine Augen und erblickte das muntere Gesicht von Damon.
„Stehst du jetzt auf?“, wollte er wissen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich auf ihm lag und er einen Arm um mich gelegt hatte.
„Mal überlegen… Nö, ist gerade so gemütlich“, antwortete ich ihm und grinste ihn frech an.
„Hast du schon mal auf die Uhr gesehen? Wir haben zwölf Uhr mittags!“
„Na und, das ist kein Grund aufzustehen“, konterte ich und schloss wieder meine Augen.
„Wenn du nicht bis drei aufgestanden bist, muss ich dich wohl oder übel aus dem Bett kitzeln“, drohte er mir, doch ich zuckte nur mit den Achseln.
„Das macht mir nicht aus.“
„Eins.“
„Ich bleibe hier, egal was zu tun wirst.“
„Zwei und die letzte Zahl ist…“
Er hob seine Arme und machte sich für seine Attacke bereit.
„Ok, ok, ich steh ja schon auf“, gab ich nach und stand unfreiwillig vom Bett auf.
„Zufrieden?“, brummte ich und sah ihn mit einer hochgezogene Augenbraue an.
„Ja“, grinste er und stand ebenfalls vom Bett auf.
Kurz musterte ich ihn und stellte fest, dass er nur in Boxershorts neben mir geschlafen hatte. Und was stach sofort ins Augen? Natürlich sein Angeber Sixpack und der Rest seines anbetungswürdigen Körpers.
Mich wunderte es, das er ein Mensch war und kein höheres Wesen oder so, denn ich fand er war ein bisschen zu perfekt.
„Gefällt dir, was du da siehst?“, fragte er und konnte sich ein blödes Grinsen nicht verkneifen.
„Bringst du mich um, wenn ich nein sage?“
Erbost funkelte er mich an.
„Nein, was nützt du mir, wenn du tot bist?“
„Ah ja, vielleicht, vielleicht auch nicht.“
„Was denn nun?! Ja oder nein?!“, interessierte es ihn brennend.
„Caleb gefällt mir besser“, ärgerte ich ihn.
„Du weißt noch nicht mal wie er aussiehst und sagst er sieht besser aus, als ich!“, regte er sich auf.
„Ja, na und?“,
„Nichts na und! Das ist voll die Beleidigung. Der Typ kann mir noch nicht mal annähernd, das Wasser reichen!“, erzürnte es ihn.
„Man hast du ein riesen Ego“, stellte ich fest.
Ohne irgendetwas darauf zu antworten ging er an mir vorbei und kam kurze Zeit wieder, mit einem Foto in der Hand.
„Findest du ihn immer noch besser als mich?“, fragte er und hielt mir das Foto vor die Nase.
Darauf war ein junger schwarzhaariger Mann drauf, der eine, anscheinend betrunkene-Frau auf den Armen trägt. Seine dunkelbraunen Augen fixierten den überdimensionalen Ausschnitt der Frau und anscheinend trug er sie eine Treppe hoch.
„Wer ist die Frau auf diesen Bild?“
„Ein weiteres Opfer von ihm.“
„Wieso Opfer?“
„Der füllt die erst Mal ab, bevor er sie abschleppt“, erklärte er mir und nahm das Foto aus meinen Händen.
„Und das soll mein Verlobter sein?“, fragte ich skeptisch.
„Wer sonst? Der heilige Geist“, meinte er sarkastisch.
„Ne, der heilige Geist würde so was nie machen, obwohl er ist ein Mann…“
„Nichts obwohl oder so, das ist zu hundert Prozent dein Verlobter Caleb Wentworth.“
„Caleb Wentworth“, murmelte ich.
„Ja, so heißt der“, murrte Damon.
„Der sieht trotzdem besser aus als du“, erzürnte ich ihn.
„Boah, das ist voll die Beleidigung für mich.“
„Findest du?“
„ÄH… irgendwie schon. Hallo, ich seh doch wohl tausendmal besser aus als der da. Da sieht mein Arsch sogar besser aus als der“, maulte er und bei der letzten Bemerkung musste ich anfangen zu Lachen.
Ok, er sah wirklich tausendmal besser aus als Caleb, aber das hieß nicht, das er meinen Verlobten beleidigt konnte, auch wenn er ein riesen Arsch war, der fremdging.
„Mhm, wenn du meinst.‘
„Ja ich meine es so!“
„Jaja.“
„Nein, ich lecke dich nicht am Arsch!“
„Hä, wie kommst du jetzt drauf, das du mich am Arsch lecken sollst?!“, wollte ich wissen und sah ich verwundert an.
„Jaja heißt leck mich am Arsch“, erklärte er mir und ging an mir vorbei.
„Ach so, woher sollte ich das bitteschön wissen?!“, fragte ich sarkastisch und folgte ihm.
„Ach ja du hast dein Gedächtnis verloren“, fiel ihm wieder ein.
„Schnell Checker von der Firma ganz langsam.“
Anscheinend hatte er es überhört, denn er sagte nichts darauf und öffnete den Kühlschrank.
„Oh, ich glaube wir müssen einkaufen gehen“, stellte er fest, als er den fast leeren Kühlschrank entdeckte.
„Ach ne Schlaumeier.“
„Kann ich das riechen?“, fragte er, machten den Kühlschrank wieder zu und drehte sich zu mir um.
„Irgendwie schon.“
„Hast du Hunger?“
Als wenn das mein Magen gehört hätte und nur darauf gewartet hätte, fing er an zu Knurren und das nicht gerade leise.
„Ok, das war wohl ein ja und zieh dich an, wir gehen gleich was frühstücken, auch wenn wir schon zwölf durch haben und dann einkaufen“, sagte er und ich war schon im Schlafzimmer verschwunden.
Was zog ich an? Ok, ich hatte zwar nicht so eine große Auswahl, aber ich werde ja sehen, was ich anziehen konnte.
Schnell suchte ich die Tüte, die komischer Weise wieder unterm Bett war und leerte sie auf dem Bett.
Ich fischte mir aus dem kleinen Haufen eine Röhrenjeans und ein weiß-anthrazitfarbenes Top raus und zog mir es schnell an.
Sofort rannte ich wieder ins Wohnzimmer, wo Damon in seiner Bewegung erstarrte und mich doof angaffte, denn er zog sich gerade eine dunkelgraue Röhrenjeans an.
„Fertig.“
„Äh…Ok“, brachte er nur raus, knöpfte noch schnell die Hose zum schnappte sich dann seine Autoschlüssel und öffnete die Wohnungstür.
„Muffins, geht in Deckung ich komme!“, scherzte ich und er sah mich schräg von der Seite an, bevor er lauthals anfing zu Lachen.
„Was war daran jetzt so witzig, das du dich auf den dreckigen Flurboden, wo jeder mit seinen Drecks Schuhen drauftrampeln, rollst?“, fragte ich ihn und ging in die Hocke, um ihn besser zu mustern.
„Wie du- hahaha, wie du- hahaha.“, lachte er nur und wälzte sich weiter auf den Boden hin und her.
„Ja, wie ich hahaha! Zum Todlachen, echt!“, sagte ich sarkastisch.
„Wie du das gesagt hast“, brachte er endlich unter Lachanfälle raus und hämmerte mit der Faust auf den Boden, vor Lachen.
„So witzig war das wieder auch nicht“; schmollte ich und richtete mich wieder auf.
Langsam hatte er sich wieder im Griff und rappelte sich vom Boden auf.
„Wir können jetzt weiter gehen“, meinte er, richtete seine Kleidung und ging dann zum Aufzug.
Nach einer halben Ewigkeit der Warterei kam endlich der Fahrstuhl und wir fuhren damit ins Erdgeschoß.
Der Aufzug war noch langsamer als ich gedacht hatte und als ich dachte, ich würde sterben, bevor wir das Erdgeschoss erreichten, öffneten sich die Tür.
„Wo willst du eigentlich was essen. Kurz bei Starbucks oder lieber in einen kleinen Café?“, wollte er wissen und sah mich kurz an.
„Mhm… Starbucks“, antwortete ich ihm und ging hinter ihm hinterher.
„Ok.“
Schnell schloss er den Ferrari auf und stieg ein. Vorsichtig öffnete ich die Tür, denn ich hatte irgendwie Angst irgendetwas am Auto kaputt zu machen und stieg auch ein.
Er startete den Motor und fuhr los.
Die Fahrt über sah ich aus dem Fenster und betrachtete die vorbeirauschenden Gebäude.
Jetzt hatte ich Zeit zum nachdenken, aber worüber sollte ich nachdenken?
Irgendwie kam mir dieser Traum in den Sinn.
Ich wusste nicht wieso, aber der kam mir so real vor. Als wenn es eine Erinnerung gewesen wäre…
Genau, so hatte ich Scarlett kennen gelernt! Ich konnte mich jetzt wieder an sie erinnern.
Sollte ich es Damon erzählen? Ne, lieber nicht, er war schon beim letzten Mal nicht gerade erfreut.
Zögernd warf ich einen Blick auf Damon, der auf die Straße fixiert war.
„Hab ich was im Gesicht, das du mich ansiehst?“, wollte er wissen, doch hielt den Blick auf die Straße gerichtet.
Ich spürte wie mein Gesicht an Farbe gewann und schaute wieder aus den Fenster, damit er es nicht bemerkte.
„Nicht das ich wüsste, ich hab außerdem nur nachgedacht“, erläuterte ich ihm.
„Und worüber?“, war sein Interesse geweckt und sah mich an.
Jetzt wurde ich noch röter.
„Das geht dich nichts an.“
„Geht es über mich, oder warum darf ich es nicht wissen?“, interessierte es ihn und er wackelte übertrieben mit seinen Augenbrauen.
„Boah, Ego lässt grüßen“, meinte ich und verdrehte meine Augen. Ich hatte ihn nicht richtig angelogen, redete ich meinen Gewissen ein. Es ging auch um Scarlett.
„Ich weiß, dass ich ein großes Ego habe. Was dagegen?“, grinste er.
„Ja, du gehst mir damit sogar tierisch auf die Nerven.“
„Ok, so genau wollte ich es wiederum nicht wissen. Ein einfaches Ja hätte auch gereicht“, schmollte er und irgendwie tat es mir Leid, das ich das gesagt hatte.
Na toll, jetzt machte der mir noch ein schlechtes Gewissen.
„Tut mir leid“, murmelte ich so leise ich konnte, damit er es nicht hörte, aber ich trotzdem mein Gewissen erleichtern konnte.
„Was hast du gesagt?“, lächelte er verlegen.
„Ich? Ich hab nichts gesagt.“
„Doch hast du, ich hab das doch genau gehört.“
„Ich hab aber nichts gesagt“, versicherte ich ihn und sah ihn an.
„Du kannst mich nicht für dumm verkaufen, das konntest du noch nie, also sag“, brummte er und wir bleiben stehen.
Anscheinend waren wir da.
„Nein, wirklich, ich hab nichts gesagt.“, beteuerte ich ihn und steig aus.
„Rosalie!“, sein raue Stimme klang ernst, er steig aus und schloss seinen Wagen ab.
„So heiße ich.“
„Du lügst, das weiß ich ganz genau. Warum willst du es mir nicht sagen?“
Kurz drehte ich mich zu ihm um und zuckte kurz zusammen, als ich seinen ernsten Gesichtsausdruck gesehen hatte.
„Ist es dir so wichtig es zu wissen?“, fragte ich und betrat den Starbucks.
„Ja.“
„Das sage ich dir nur, wenn ich einen Muffin bekomme“, handelte ich mit ihm.
„Ok.“
Gemeinsam gingen wir zur Theke, wo auch schon eine übertrieben geschminkte Tusse wartete.
Natürlich als sie ihn erblickte, richtete sie ihre Frisur und checkte ihr Aussehen mit ihren kleinen Klappspiegel, den sie für so einen Fall gekauft hatte.
„Was kann ich für sie tun?“, fragte sie ihn und klimperte mit ihren falschen Wimpern übertrieben.
„Hallo, ich hätte gern… ähm was für einen Muffin willst du, Rosalie?“
Er wandte seinen Blick von den vielen verschiedenen Muffins ab und sah mich an.
Ein Blick über die Muffins reichte mir und schon wusste ich, was ich haben wollte.
„Einen Double Chocolate Muffin, bitte“, lächelte ich und die Bedienung starrte einfach Damon an.
Jetzt fehlte nur noch, dass die anfing zu sabbern.
Nach kurzer Zeit kam sie wieder zu sich und anscheinend fing auch ihr Hirn wieder an zu arbeiten, denn sie tippte es in die Kasse ein.
Naja, ich war mir nicht sicher, ob bei ihr da oben überhaupt was drin war, denn so wie die sich schminkte und dann erst mal ihre wasserstoffblonde Haare, die sie mit Extension versucht länger wirken zu lassen, was total unnatürlich aussah, aber anscheinend gut bei Männern ankam, denn ich hatte gesehen, wie ein Typ sie die ganze Zeit angestarrt hatte und nicht darauf geachtet hatte, wo er hinläuft und voll gegen eine Laterne gelaufen war.
„Kommt sofort“, meinte sie, als sie wieder zur Besinnung kam und holte einen Double Chocolate Muffin.
„Sonst noch was?“, fragte sie, eher zu Damon als zu mir.
„Nein, willst du noch was?“
Fokussiert auf den Muffin, bemerkte ich nicht, das er mich fragte und realisierte es erst, als er mich noch einmal fragte.
„Willst du noch was?“
„Äh, ja einen Latte Macchiato, wäre gut“, sagte ich und sah zu Damon, der mich anlächelte.
Wieso lächelte der mich an? Nicht so ein gefaktes sondern ein aufrichtiges.
„Das macht dann-“
„Stimmt so“, meinte Damon und schob einen Zwanzigdollarschein über die Theke.
Die Bedienung lächelte ihn noch breiter an und klimperte noch mehr mit ihren tiefschwarzen Wimpern.
In mir stieg –aus irgendeinen Grund, den ich mir nicht erklären konnte- Wut auf und ich hätte ihr am liebsten, dieses breite Grinsen aus ihrer Visage geschlagen, aber ich war ja nicht so. Zum Glück.
Warte, war ich etwa eifersüchtig auf diese Tusse?! Auf diese Tusse, die sich mindestens eine Tonne Make-up ins Gesicht kloppte und dann noch sagte, sie sei natürlich.
Sie gab ihn den Latte Macchiato und den leckeren Muffin und wir gingen dann zu einen freien Tisch.
„Hier.“ Er stellte mir den Muffin und den Latte Macchiato vor der Nase hin und lehnte sich in den Sessel zurück.
Ich bedankte mich bei ihm und nahm einen kleinen Schlug von dem Kaffee.
Danach biss ich genüsslich in den Muffin und schaute mich hier um.
So viele Leute waren hier gar nicht, bis auf einen alten Opi, ein frischverliebtes Pärchen, eine etwas älter Frau, die anscheinend bei der Bank arbeitet und Damon und ich.
„Schmeckt es?“
Statt zu antworten, biss ich wieder in den Muffin, was ihn zum Lachen brachte.
Nachdenklich betrachtete ich ihn.
Hatte er denn keinen Hunger? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er je in meiner Anwesenheit gegessen hatte.
„Hast du keinen Hunger?“
„Nein.“
„Bist du dir sicher?“
„JA.“
Skeptisch sah ich ihn an.
„Ganz sicher?“
„Jaha“, gab er genervt zurück, stützte seinen Ellenbogen auf den Sesselarm ab und legte seinen Kopf darauf. Sein Blick war stets auf mich fixiert.
„Hab ich irgendetwas im Gesicht, oder warum starrst du mich so an?“
„Kann schon möglich sein“, grinste er.
Ich fing an, wie eine Doofe in mein Gesicht rumzuwischen, doch ich fand nichts.
„Haha, da ist gar nichts“, meinte ich und streckte ihn die Zunge entgegen.
„Bist du dir da sicher?“, verunsicherte er mich, doch ich fiel diesmal nicht darauf rein und er musste sich das Lachen verkneifen.
„Ja.“
„Schade.“
„Was Schade?“
„Schade, ich dachte es würde nochmal klappen.“
„Tja, ich bin nicht so doof wie du denkst.“
„Echt?“
„Ja!“
„Wetten ich schaffe es, dich dazu zu bringen, alles zu machen was ich will?“, grinste er und ich blickte ihn skeptisch an.
„Wetten nicht!“
„Um was wetten wir?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Ok, wir wetten um einen Kuss, der Verlierer muss eine Person küssen, die der Gewinner auswählt“, schlug er vor und hielt mir seine Hand entgegen.
Nein, Rosalie du wirst da nicht einschlagen, redete mein Gehirn mir ein.
„Ok“, sagte ich und schlug ein.
Nein! Du Volldödel was hast du dir jetzt da eingebrockt!?
„Super“, lachte er.
Nachdem ich den Latte Macchiato ausgetrunken hatte, verließen wir den Starbucks.
Die Blondine hatte uns nur doof hinterher gesehen. Hatte die etwas anderes erwartet? Vielleicht das Damon zu ihr hinging und ihr seine Handynummer gibt? Das ich nicht lachte!
„Wie findest du die Bedienung?“, fragte ich und riss entsetzt die Augen auf.
Das hatte ich gerade nur gedacht!
Überrascht drehte er seinen Kopf zu mir.
„Wieso fragst du?“, wollte er wissen und grinste doof.
Ich hatte das doch laut gesagt und nicht gedacht!
„Nur so. Darf ich denn nicht fragen?“
„Bist du etwa eifersüchtig?“, grinste er.
„Nein! Wieso sollte ich bitte auf so eine Tusse eifersüchtig sein?!“
„Naja, vielleicht stehst du auf mich und deswegen bist du auf sie eifersüchtig.“
„Ich. Auf. Dich?! Never ever! Seh ich aus wie eine wasserstoffblonde Tusse, die nichts im Hirn hat und mit jedem ins Bett hüpft?!“
„Das mit den Haaren passt nicht, aber-“
„ Boah, bin ich mit dir ins Bett gehüpft?! NEIN!! Flirte ich mit jeden erst besten Typen?! NEIN!! Hab ich ein Vakuumhirn?! NEIN!! Aber wahrscheinlich du.“
„Beruhig dich mal. Es war nur ein Scherz.“
„Oh“, brachte ich nur hervor und lief rot an. Jetzt wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
Er fing an zu Lachen und verwuschelte mir meine Frisur.
„Ey, lass das!“, keifte ich und schubste ihn von mir weg.
Damon kam wieder auf mich zu und legte seinen Arm auf meine Schulter. Ok, was ging denn mit dem ab? Warte… der führt doch irgendetwas im Schilde! Das wusste ich!
„Was hast du vor?!“
Keiner Schuld bewusst sah er mich an.
„Ich? Ich hab nichts vor“, grinste er.
„Oh, doch, irgendwas hast du vor.“
Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Typen.
„Hallo Caleb“, grüßte Damon und blickte den Typen der gerade an uns vorbei ging an.
Caleb? Es war doch nicht der Caleb, den ich denke der er war?!
Ich spürte wie mir das Herz in die Hose rutschte und drehte mich um.
Anscheinend hatte Caleb es nicht gemerkt, dass Damon ihn begrüßt hatte, denn er ging einfach weiter, mit- Mit einer Frau im Arm!
Mein Herz rutschte wieder hoch und in mir stieg Wut auf. Unfassbare Wut!
Wieso spazierte er mit einer anderen Frau, die sehr leicht bekleidet ist statt nach mir zu Suchen?! Hallo ich wurde entführt!! Da machte man sich eher Sorgen als mit Tussis ins Bett zu hüpfen.
Warum machte der das?! Liebte der denn mich nicht?!
„Alles Ok mit dir?“, riss mich Damon aus den Gedanken und ich sah ihn an.
„Wusstest du das?“, wollte ich wissen und betrachtete das besorgte Gesicht von ihm.
„Ja.“
„Dieser Arsch!“, brachte ich nur raus und spannte meinen Kiefer an, damit ich nicht anfing zu Weinen.
Ich war so eine hohle Nudel! Wie konnte ich auf so einen Arsch reinfallen?
Sanft drückte er mich näher an sich und nahm mich in seine warmen Arme.
„Er hat dich nicht verdient“, tröstet er mich und strich mir übers Haar.
„Du kannst ruhig deinen Gefühlen freien lauf lassen“, flüsterte er mir in mein Ohr und die Fassade, die ich mühsam aufgebaut hatte fing an zu bröckeln und heiße Tränen flossen über meine Wange.
Ich konnte mich zwar nicht an Caleb erinnern, doch es versetzte mir ein Stich ins Herz, ihn mit einer anderen Frau zu sehen.
Behutsam strich er mir immer wieder über meine Haare und flüsterte mir irgendwas zu, was ich nicht verstand.
Nach einer Weile hatte ich mich wieder zusammen gerissen und wischte mir die Tränen aus den Gesicht.
„Tut mir leid.“
Denkfalten bildeten sich auf seiner Stirn und er betrachtete mich fragend.
„Was tut dir leid?“, fragte er nach.
„Dein Hemd, es ist voller Wimperntusche“, antwortete ich ihm.
Er sah an sich runter und entdeckte den großen schwarzen Fleck auf seinem Hemd.
„Ist nicht schlimm, ich hab noch andere weiße Hemde.“
„Trotzdem. Das Hemd war bestimmt nicht billig, so wie es aussieht“, behaarte ich und sah ihn an.
„Es ist nicht schlimm, ich hab genügend Geld, da kommt es auf ein Hemd nicht an,“
Ich verstand ihn nicht. Mal war er nett zu mir und im nächsten Moment war er gemein. Es verwirrte mich total.
„Komm, wir müssen noch einkaufen gehen“, meinte er, packte meine Hand und gemeinsam gingen wir zu seinem Auto.
Gentleman-like öffnete er mir die Autotür und ich setzte mich rein. Dann stieg er ebenfalls ein und fuhr los. Die Fahrt über sagte keiner etwas, was auch gut so war.
Ich stieg aus, als Damon einen Parkplatz gefunden hatte und wartet auf ihn.
„Geh schon mal rein, ich hole den Einkaufswagen“, gab er mir bescheid und ich schlenderte in den Supermarkt.
Einen Augenblick später kam schon Damon mit dem Wagen.
Man, wie schnell war der Typ?! Das war doch nicht menschlich.
Wir gingen durch den ganzen Supermarkt und kauften Obst, Gemüse, Fleische, Brot und noch andere Sachen.
Als er alles bezahlt hatte und die Sachen in seinen Wagen verstaut hatte, fuhren wir nach Hause.
Zuhause angekommen, räumte er erst mal alles ein und ich ging direkt ins Schlafzimmer.
Ich zog die Röhrenjeans und das Top aus und zog dafür meine Schlafsachen an.
Ich hatte keine Lust, mit Damon zu reden oder irgendetwas anderes zu machen, weswegen ich ins Bett ging.
„Rosalie, hast du Hunger?“, rief Damon, doch ich antwortete ihm nicht.
Kurze Zeit später kam er ins Schlafzimmer und musterte mich durchdringlich.
„Rosalie, er ist ein Arsch und verdient es nicht nachgetrauert zu werden“, sagte er und setzte sich auf die Bettkante.
„Ich weiß“, schmollte ich und zog die Decke bis zu meinem Kinn.
„Komm mal her“, meinte er und ich richtete mich so auf, dass ich gegenüber von ihm saß.
Seine starken Arme schlangen sich um mich und zogen mich an seine warme Brust.
Erst zögerte ich, doch dann erwiderte ich die Umarmung und legte meinen Kopf auf seine Brust.
„Ich war mal in ein Arsch verliebt“, stellte ich fest und horchte seinen Herzschlag beim Schlagen zu. Es verursachte in mir so ein gebogenes Gefühl, das ich mich einfach, ob ich es wollte oder nicht bei ihm wohlfühlte.
„Ja, das warst du.“, lachte er und zog mich noch näher an sich ran, so das ich auf seinen Schoß saß.
„Jetzt kann alles nur noch besser werden“, tröstete er mich und wiegte mich leicht hin und her, wie ein Baby, was ich schon lange nicht mehr war!
Ich hob meinen Kopf um ihn anzusehen, als ich plötzlich seine Lippen auf meinen spürte.
Erschrocken riss ich meine Augen weit auf und starrte die geschlossenen Augen von Damon an.
Er presste seine weichen Lippen fordernder auf meine und ich löste mich langsam aus meiner Starre.
Warum küsst der mich?! Das Schlimmste war ja nicht das er mich küsste, sondern, das er einen 3-Tage-Bart hatte und der pikste mich im Gesicht.
Rosalie du musst dich wehren! Du durftest es nicht zulassen, das er dich willenlos machte, redete mein Gehirn.
In meinen Bauch stieg ein warmes und kribbelndes Gefühl auf, was sich stückartig in meinen Körper ausbreitete.
Irgendwie schafften es seine Lippen meinen Verstand auf stand by zu stellen und ich schlang meine Arme um seinen Hals.
Gierig erwiderte ich dann seinen Kuss und mein Körper drückte sich an seinen dran.
Ein siegreiches Lächeln huschte über seine Lippen und er drückte mich sanft nach hinten, so dass ich mich langsam auf den Rücken legte.
Er sah mich kurz an, bevor er sich zu mir runter beugte und mich wieder küsste.
Mein Körper bewegte sich wie von selbst und ich fing an, an seinen Gürtel zu fummeln. Ein tiefes Knurren ließ mich jedoch inne halten
„Ich hab die Wette gewonnen“, grinste er hämisch und küsste mich wieder.
Mist! Die Wette hatte ich ja ganz vergessen. Die lief noch nicht mal einen Tag und schon hatte ich sie verloren na super! Das hieß aber, dass er mich nur geküsst hat wegen der Wette. Das warme, kribbelnde Gefühl verschwand so schnell wie es gekommen war.
Toll und wen durfte ich jetzt küssen? Ich hoffte mal nicht so einen Opi oder so.
„Und wen soll ich küssen?“, wollte ich wissen und sah ihn entgeistert an.
Kurz lächelte er mich an und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er mich noch einmal küsste.
War das jetzt der Kuss, wegen der Wette? Wollte er, dass ich ihn küsste?
Naja das konnte er den haben, aber dann schuldete ich ihn nichts mehr.
Ich gab mich diesen Kuss hin und war recht überrascht. Er konnte verdammt gut küssen!
Er konnte so gut küssen, dass meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlen und ich hatte das Gefühl hinzufallen, dabei lag ich.
Mein Gehirn verabschiedete sich und ich schlang meine Beine um sein Becken.
Gott, was machte ich da?! Ich war ihn ja ganz verfallen!
Nein, wenn du ihm verfallen wärst, dann würdest du- Oh mein Gott du bist ihm verfallen, schrie mein Gehirn panisch und stürzte wieder ab.
Ich glaubte ich musste mir bald mal ein neues Hirn holen, denn das was ich jetzt hatte, hatte Macken.
Langsam löste er sich von mir und sah mir tief in die Augen.
„So jetzt ist die Wette beglichen“, meinte ich und stieß ihn von mir runter, als mein Gehirn wieder bei vollen Verstand war.
„Du weißt schon, das der Verlierer eine Person nach Wahl des Gewinners küssen muss und nicht geküsst wird“, erinnerte er mich und ich wurde wütend.
„Und wen soll ich nach deiner Meinung küssen?“, fragte ich und unterdrückte den Drang ihn umzubringen.
„Mich“, grinste er schelmisch.
„Darauf kannst du lange warten! Ich werde dich niemals küssen! Lieber sterbe ich, als dich zu küssen!“, regte ich mich auf.
Erst tröstete der einen und dann hatte er noch die Frechheit einen zu küssen!
„Das hab ich eben aber anders verstanden.“
„Ja, da hast DU mich GEKÜSST, nicht ICH DICH!“
„Wo ist da der Unterschied?“
„Ha, siehst du, also sind wir jetzt Quitt!“
„Nö, du musst mich immer noch küssen“, verharrte er und stieg wieder auf mir drauf.
„Davon kannst du nachts träumen, dass ich dich küsse. Eher müssen alle Menschen auf dieser Welt sterben und da das nie passieren wird, werde ich dich nie küssen.“
„Bin ich so schlimm, dass du mich nicht küssen willst?“, interessierte ihn.
„Nö.“
„Warum küsst du mich dann nicht?“
Warum wollte ich ihn nicht küssen? Mist, mir fiel kein Grund ein.
„Äh…“
„Ja, siehst du. Also küss mich doch einfach, dann sind wir Quitt.“
„Nö“, streikte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Ich fange jetzt nicht an zu betteln.“
„Menno, das hätte ich zu gern gesehen.“
„Ich kann warten. Solange du mich nicht küssen willst, geh ich mal fernsehen“, meinte er, stand von mir auf und verließ das Schlafzimmer.
Wer wurde aus diesem Typ schlau?! Ich ganz sicherlich nicht.
Aber eins konnte er gut.
Er lenkte einen ab und man war danach besser gelaunt. Auch wenn man sich über ihn aufregte.
Trotzdem irritiert ging ich auch ins Wohnzimmer und setzte mich neben Damon auf die Couch.
„Was kommt heute?“
Kurz sah er zu mir rüber.
„Twilight“, spuckte er angewidert aus und rümpfte die Nase.
„Was hast du gegen Twilight?“
„Äh, diesen Vampirkack muss ich mir nicht antun. Hallo?! Edward, dieser Schwuchtel ist doch kein richtiger Vampir. Was erlaubt sich da das Fernsehen? Das ist eine Vergewaltigung meiner Gefühle“, erklärte er mir.
„Vergewaltigung deiner Gefühle?“, wiederholte ich und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Ja, Vergewaltigung meiner Gefühle. Hast du dir mal dieses Geschwafel von dem angehört. Unerträglich.“ Gespielt verdrehte er seine Augen und schaltete das Programm um.
„So schlimm ist Edward wiederum auch nicht. Glaube ich zu mindestens.“
„Siehst du, der geht dir auch auf die Nerven.“
„Das kann ich doch nicht wissen. Ich hab doch mein Gedächtnis verloren“, erinnerte ich ihn.
„Ach ja…“
„Ja, schnell Checker“, lachte ich.
„Das sehen wir uns aber trotzdem nicht an!“
„Was sollen wir uns sonst ansehen?“
„Mhm.. wie wäre es mit Schweigen der Lämmer?“
„Kommt das heute?“
„Nö, ich hab ihn aber auf DVD“, grinste er und holte aus einer Schublade die DVD raus.
„Ist der Film schlimm?“
„Nicht wirklich.“, meinte er und ich wusste, das das nicht stimmte.
„Hab ich eine andere Wahl?“
„Nö.“
„Damon, ich will den nicht gucken!“
„Den wirst du aber sehen.“
„Nein, werde ich nicht.“
„Doch wirst du“, ärgerte er mich und legte den Film in den DVD-Player ein.
„Nein, werde ich nicht! Du kannst mich nicht dazu zwingen“, verharrte ich und stand von der Couch auf, um ins Schlafzimmer zu flüchten.
Damon stellte sich direkt in den Weg.
„Damon, lass mich durch!“, quengelte ich.
„Nö.“
„Damon!“
„Nö.“
„Bitte.“
„Wenn ich einen Kuss von dir bekomme, dann überlege ich es mir“, feixte er verlegen.
„Damon!“
Warte er hatte gesagt „einen Kuss“, er hatte aber nicht gesagt wohin, also könnte ich ihm auch einen Kuss auf die Wange geben.
Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und sah in das breit grinsende Gesicht von Damon. Wenn der wüsste.
Seine Lippen waren nur noch wenige Millimeter von meinen entfernt.
Im letzten Moment wich ich aus und gab ihn einen Kuss auf die Wange.
„Ey, einen Kuss auf den Mund, nicht auf die Wange“, meckerte er.
„Tja, nächstes mal musst du dich genauer ausdrücken.“, ärgerte ich ihn und quetschte mich zwischen ihn und den Türrahmen durch.
„Du bist mies“, schmollte er, doch das ließ mich kalt.
„Ich weiß“, murmelte ich und ließ mich auf das Bett fallen.
Aus irgendeinem Grund fühlten sich meine Augen auf einmal so schwer an. Wenige Momente später konnte ich sie nur noch schwer aufhalten, bis sie zufielen und ich in einen traumlosen Schlaf fiel.
Mich weckte ein nerviges Geräusch, was sich so anhörte wie ein Wecker. Blind schlug ich mit der Hand auf den Wecker, doch er wollte nicht verstummen. Als ich es wiederholte und es noch immer nicht aufhören wollte zu nerven, stand ich auf, nahm den Wecker und ging zum Fenster. Ich öffnete es blind und warf den Wecker raus. Das Geräusch vom zerscheppern des Weckers ließ mich wieder entspannen und ich ging wieder zurück ins Bett.
Ich kuschelte mich an Damon wieder ran und versuchte wieder einzuschlafen.
Es machte mir irgendwie nichts mehr aus näheren Körperkontakt mit ihm zu haben.
„Hast du mein Handy gesehen?“, fragte mich Damon, kurz bevor ich wieder eingeschlafen war.
„Was?“, brummte ich und hob meinen Kopf von seiner Brust.
„Hast du mein Handy gesehen? Ich könnte schworen es hat eben geklingelt.“
Oh, das war gar kein Wecker, es war sein Handy.
„Upps“, brachte ich nur raus.
„Warte, hast du eben nicht irgendwas aus dem Fenster rausgeworfen?“
„UPPS!“
„Sag mir jetzt nicht, du hast MEIN Handy aus dem Fenster geworfen!“
„Ok, dann sag ich es dir nicht.“
„Rosalie!“, schrie er und ich sprang aus dem Bett.
So schnell ich konnte lief ich aus dem Schlafzimmer und ab ins Bad.
Zur Sicherheit schloss ich noch die Tür ab, denn ich wusste, wenn er versuchte die Tür aufzumachen, das ich keine Chance gegen ihn hatte.
„Rosalie!“
„Ich weiß das ich so heiße.“
„Du Feigling, komm sofort aus dem Bad!“
Der war aber wütend und das nur weil sein Handy jetzt den Bürgersteig verzierte.
„Und was wenn nicht?“
„Sonst werde ich die Tür aus den Angeln reißen und dann Gnade dir Gott.“
„Man, was konnte ich dafür, dass dein Handy sich so anhörte wie ein Wecker und mich auf meinen Schlaf riss!?“
„Vielleicht hat mein Chef mich angerufen?!“
„Na und, der kann ja später noch mal anrufen.“
„Ja, worauf denn bitteschön?“
Ach ja dazu brauchte man ja ein Handy.
„Tut mir Leid, okay?“
„Das wird nicht ausreichen.“
„Ok, es tut mir sehr Leid.“
„Ich muss jetzt zu Lestat und mir ein neues Handy holen. Du bleibst hier“, rief er und ich hörte wie er die Wohnungstür öffnete.
Der konnte mich doch nicht hier alleine lassen! Schnell schloss ich die Tür auf und stürmte raus, doch ich konnte ihn nirgendswo entdecken. War er schon weg?
„Hab ich dich“, knurrte er und zwei Arme umschlossen meine Taille.
Scheiße!
„Lass mich los!“, kreischte ich.
„Nö.“
Mit einem Ruck hob er mich hoch und trug mich durch die Wohnung.
„Damon, LASS MICH RUNTER!!“, krakeelte ich und versuchte mich von ihm zu befreien.
„Du hast mein Handy aus dem Fenster geworfen, also darf ich das hier machen“, rechtfertigte er sich und schaffte es irgendwie mich so in seinen Armen umzudrehen, das ich direkt in seine Augen sah.
Jedes mal wenn er ausatmete kitzelte sein süßer Atem mein Gesicht und mein Hirn war kurz davor wieder abzustürzen.
„Bevor wir zu Lestat fahren geh ich noch duschen, mich rasieren und dann anziehen, in der Zeit kannst du machen was du willst“, hauchte er und ließ mich runter.
Perplex sah ich ihm hinterher, bis ich wieder zur vollen Besinnung kam und mich umdrehte.
Wer aus diesem Typ schlau wird, verdient einen Nobelpreis.
Ich ging in das Schlafzimmer und holte mir ein weißes Sommerkleid aus der Tüte, das ich mir anzog.
Woher wusste er was mir gefällt, fragte ich mich und strich das Kleid glatt.
Obenherum war es ein Neckholder und unten war es am Ende mit Rüschen verziert. Unter der Brust war ein cremeweißes Band, dass, wie ich fand das Kleid abrundete.
Schnell noch einen Zopf machen, das müsste reichen.
Gerade als ich fertig wurde, kam Damon aus dem Badezimmer, nur mit einem Handtuch bekleidet und frisch rasiert.
Das Blut schoss mir in den Kopf und ich konnte meinen Blick nicht von seinem Körper wenden.
Er sah einfach perfekt aus. Durch die nassen Haare, die ihm wild ins Gesicht fielen, erinnerte er mich an ein Raubtier, das seine Beute verführen wollte und ich glaubte jeder Mann, wirklich jeder Mann wäre neidisch auf seinen Körper. Er war einfach der Traum jeder Frau.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sah ihm in die Augen.
„Wegen wem machst du dich denn so schick?“, grinste er frech.
„Vielleicht wegen Dean, vielleicht wegen Jacob, vielleicht bist du auch der Grund“, zwinkerte ich und ein breites Grinsen umspielte seine Lippen.
„Das war ein Witz“, meinte ich und sein Grinsen verschwand.
„Du bist gemein“, schmollte er.
„Tja, musstest ja nicht so doof Grinsen“, ärgerte ich ihn.
„Ich geh mir mal was anziehen“, sagte er und ging an mir vorbei ins Schlafzimmer.
Wo hat er im Schlafzimmer bitteschön einen Kleiderschrank?!
„Seit wann hast du einen Kleiderschrank im Schlafzimmer?“, wollte ich wissen und ging ihm hinterher.
„Seitdem ich hier eingezogen bin, ist eine Spezialanfertigung“, erzählte er mir und deutete auf die linke Wand.
„Da ist eine Wand und jetzt?“
„Schau mal genauer hin.“
Ich ging paar Schritte auf die Wand zu. Nach kurzer Zeit sah ich einen kaum sehbaren Schlitz.
Mehr als ein „Ah“ brachte ich nicht raus.
„Ja und jetzt raus, ich will mich umziehen“, brummte er und schob mich zur Tür.
Kaum war ich draußen, schloss sich die Tür hinter mir und ich bleib irritiert.
Nach fünf Minuten, was für mich wie eine Ewigkeit anfühlte kam Damon aus dem Schlafzimmer und sah mich an.
Er trug einen schwarzen Anzug, der ihm verdammt gut stand und fuhr sich kurz durch seine verwuschelten Haare.
„Wir können gehen“, lächelte er und kam auf mich zu.
„Ok.“
Gemeinsam verließen wir das Gebäude und fuhren zu seinen Boss.
Wir kamen nach einer kurzen Fahr dort an und Dean machte und wieder die Tür auf.
„Hallo Damon. Hey, Rosalie. Du siehst heute besonders gut aus“, gegrüßte er uns und zwinkerte mir zu. Unwillkürlich wurde ich rot.
„Danke Dean.“
Damon warf ihm einen bösen Blick zu, was Dean erschreckte.
„Damon, ich hab ihr nur ein Kompliment gemacht, brauchst mir ja nicht direkt dein Killerblick zuwerfen“, stieß er empört hervor.
„Oder stehst du auf sie?“, fügte er hinzu und wackelte übertrieben mit seinen Augenbrauen.
„Äh, sehe ich so aus, als wenn ich mich in Mädels verliebe“, zischte er und verpasste ihn eine auf dem Hinterkopf.
Es versetzte mir irgendwie ein Stich in mein Herz, als seine Worte in meinen Kopf eine Bedeutung bekamen. Tief in mein Inneren wollte ich es das er „ja“ sagte.
„Aua, das war nur eine Frage.“
„Was habe ich dir gesagt? Für jede dumme Frage gibt es einen Schlag auf den Hinterkopf.“
„Das war aber keine dumme Frage“, rechtfertigte er sich.
„Für dich war es vielleicht keine dumme Frage, aber für mich schon.“
„Kann es sein, das für dich alle Fragen dumm sind?“
Und wieder bekam Dean einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Ja, für dich sind alle Fragen dumm“, stellte er fest und rieb seinen Hinterkopf.
„Jungs, können wir auch mal weiter gehen?“, fragte ich und ging an den Volldeppen vorbei.
Wie kleine Hündchen folgten sie mir und ich betrat den Raum, was anscheinend der Aufenthaltsraum ist, denn es steht ein Flipper, Billardtisch und ein Fernseher drin stand.
„Hey Leute“, begrüßte ich alle und sie sahen mich an.
„Hey Rosalie, siehst heute echt gut aus“, sagten alle im Chor und Damon warf allen einen bösen Blick zu.
„Das hätte ihr lieber nicht gesagt“, murmelte Dean und die Jungs sahen ihn fragend an.
„Damon, wolltest du nicht zu deinen Boss?“, erinnerte ich ihn und er verließ wiederwillig den Raum.
Ich glaubte er hätte ihnen lieber den Kopf abgerissen, als zu gehen, aber er musste ja.
„Du kannst dich setzen wenn du willst“, meinte Dean und ich setzte mich zwischen den Jungs auf die Couch.
Die ganze Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet, was mich ein bisschen nervös machte. Wen auch nicht, bei sechs gutaussehenden Männern?
„Also… wie lange kennt ihr schon Damon?“, fragte ich und spielte mit meinen Händen.
Alle sahen sich gegenseitig an.
„Lange“, antwortete einer mir.
„Wie lange denn?“
„Sehr lange.“
„Ja, wie lange denn.“
Zögernd sahen sich wieder alle an, als wenn sie irgendetwas diskutieren würde, nur das keiner etwas sagte.
„Wissen wir nicht genau.“
Misstrauisch betrachtete ich sie an. Irgendetwas verbargen sie mir doch, aber was?
„Ach so...“
„Jaha… so und jetzt seit ihr leise, BBT kommt.“
Stumm warf ich einen fragenden Blick auf James zu.
„Big Bang Theory“, erläuterte er mir und verdrehte gespielt seine Augen.
Nur weil ich die Abkürzung für Big Bang Theory nicht kannte, brauchte er nicht gleich so reagieren.
Keiner sagte mehr etwas, bis diese Sendung zu Ende war.
Ah, Sheldon war ein besserwisserischer Perfektionist der alle immer korrigieren musste und immer Recht haben wollte, was er auch fast immer hatte. Leonard war ein kleiner freakiger Typ mit Brille, der seit über zwei Jahren in Penny verliebt war, aber zu schüchtern war, ihr seine Liebe zu gestehen.
„Warum dauert das denn so lange?“, fragte Dean, eher zu sich selbst und machte mich nervös, dadurch dass er die ganze Zeit im Raum rumlaufen musste.
„Was dauert denn so lange?“, wollte ich wissen und stand von der Couch auf.
„Das Gespräch zwischen Damon und Lestat“, antwortete er mir und blieb für einen Moment stehen.
„Es kann sein, weil ich das Handy von Damon aus dem Fenster geworfen habe“, sagte ich zögernd.
Alle starrten mich wie ein Auto an.
„Was? Ich kann doch nichts dafür, das der Klingelton seines Handy sich anhört wie ein Wecker“, rechtfertigte ich mich.
„Okay…“
Es herrschte Stille. Unangenehme Stille.
„Rosalie wir können gehen“, unterbrach urplötzlich Damon die Stille und ich drehte mich erschrocken zu ihm um.
„Ok“, sagte ich und ging mit ihm mit.
„Tschüss Jungs.“
„Tschüss Rosalie.“
Mit einem lauten Knall schloss sich die schwere Metalltür des Gebäudes hinter mir und ich sah mich um. Weit und breit war hier nichts und es wuchs hier nicht wirklich etwas. Unter dem Kies kam ab und zu Gras durch, aber es reichte um die graue Masse, freundlicher wirken zu lassen.
Wir stiegen in den schwarzen Ferrari ein und fuhren nach Hause.
„Haben die Jungs irgendetwas über mich erzählt?“, interessierte es ihn und er blickte mich an.
„Nein.“
„Rosalie…“
„So interessant bist du wiederum auch nicht, dass wir über dich reden, du selbstverliebter Depp“, machte ich ihm klar und lachte.
„Haha, so selbstverliebt bin ich wiederum auch nicht und ich bin interessant“, meinte er und der Wagen blieb stehen.
Er zog den Zündschlüssel raus und stieg aus den Wagen aus. Ich tat es ihm gleich und folgte ihm zu seinem Apartment.
„Ach ja, bevor ich es vergesse Lestat gab mir etwas für dich“, sagte er mir und drehte sich um. Er warf mir irgendetwas zu, was ich zum Glück noch rechtzeitig fing. Zögernd öffnete ich meine Hände und erblickte ein schwarzes Handy..
„Warum gibt mir Lestat ein Handy?“, fragte ich und betrachtete es genau. Es hatte einen großen Display und funktioniert anscheinend über einen Touchscreen. Es war nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Es hatte die perfekte Größe.
„Er wollte das du auch ein Handy hast, falls irgendwas mal passiert oder so“, zuckte er mit den Achseln und setzte sich auf die Couch.
„Okay…“
Irritiert setzte ich mich neben ihn hin.
„Hast du Hunger?“, fragte er nach und warf kurzen einen Blick auf mich.
„Nicht das ich wüsste.“
Falling a thousand feet per second, you still take me by surprise
I just know we can't be over, I can see it in your eyes.
Schnell sprang Damon von der Couch auf und lief ins Schlafzimmer.
Ok, was ging denn mit ihm ab? Bestimmt war das seine Freundin. Wie kam ich darauf, dass das seine Freundin war? Hatte der überhaupt eine? Obwohl sonst hätte er mich nicht geküsst, oder wollte das ich ihn küsste, oder war er vielleicht der Typ Mann, der nicht treu sein konnte oder eher gesagt wollte?
„NEIN! Du kommst nicht hier hin! Nein! Was verstehst du an „Nein“ nicht!?! Ich will dich NICHT bei MIR haben! NEIN! CHA- Boah, legt dieses Miststück einfach auf!“, schrie er stinkesauer und kam aus dem Zimmer.
„Alles Ok?“
„Ja.“
„Bist du dir sicher?“
„Ja.“
„Das hat sich aber eben aber anders angehört.“
„Meine Angelegenheiten haben dich nichts anzugehen, oder mische ich mich überall bei dir ein?“, brummte er und ließ sich auf die Couch fallen.
Ich wollte etwas sagen doch die Worte blieben mir im Hals stecken.
Abgesehen von dem laufenden Fernseher herrschte Stille. Beengende Stille.
Warum war der denn jetzt so zu mir? Was konnte ich dafür, das dieses Mädchen bei ihm anrief und so? Ich konnte nichts im Geringsten was dafür.
Irgendwie schaffte er es mich nervös zu machen, mit dieser Stille. Unfassbar nervös. Ich wusste nicht wieso, aber das war das erste Mal, das ich mich bei ihm nervös fühlte.
Die Zeit verging, wir wechselten keine Wörter und ich fühlte mich langsam unwohl.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als es urplötzlich an der Tür klingelte. Damon stand blitzschnell auf und flitzte zur Tür.
„Damon. Ich halte es nicht mehr ohne dich aus“, ertönte eine schrille Frauenstimme.
„Chantal, was willst du denn hier?!“, brüllte er entsetzt, als sie ihre Arme um ihn schlang.
„Hallo?! Ist es verboten seinen Freund zu sehen?“
„Wie oft soll ich es dir noch sagen?! Wir sind KEIN Paar mehr!!“, machte er ihr klar und drückte sie von sich, was sie nur noch mehr dazu veranstaltete, sich noch fester um ihn zu schlingen.
„Chantal, ich will das NICHT!!“
„Was ist mit dir auf einmal los?!“, wollte sie wissen und machte einen Schmollmund mit ihren aufgespritzten Lippen.
„Was mit mir los ist?! Du gehst mir schon seit Monaten auf die Nerven, da brauchst du dich nicht wundern, wenn ich so auf dich reagiere! “
„Mit uns ist es nicht aus! Wir haben gerade nur eine Pause“, meinte sie.
„Boah Chantal, es ist aus zwischen uns! Ich liebe dich nicht! Wann verstehst du es?! Und ich hab jetzt keine Zeit!“, schrie er, schob sie über die Türschwelle und wollte die Tür zumachen, doch im letzten Moment stellte sie ihren Fuß dazwischen.
„Es ist wegen einer anderen, hab ich recht?“
„Nein, ich liebe dich einfach nicht mehr!“
„Und warum darf ich nicht in deine Wohnung?“, interessierte es sie und versuchte einen Blick über Damons Schulter zu erhaschen.
„Weil ich das einfach nicht will.“
Sie drängelte sich an ihn vorbei und entdeckte mich. In ihrem Gesicht machte sich Entsetzen breit.
„Du verlässt mich wegen so ein billiges Flittchen?!“
Mir fiel die Kinnlade zu Boden. Hatte die gerade gesagt billiges Flittchen?! Ich und billiges Flittchen!? Die war doch so eine die sich von jedem flachlegen ließ, mit ihren Silikonbrüsten, aufgespritzten Lippen und ihren schulterlagen wasserstoffblonden Haare. Bei ihr war alles so natürlich, wie ihre bräune, die aus der Tube kam.
„Ich ein billiges Flittchen?!“, brachte ich nur entsetzt hervor.
„Ja“, meinte sie und sah mich abschätzend an.
„Guck dich mal an. Du musst dich unters Messer legen, damit dich die Männer überhaupt mit dem Arsch ansehen. Ich hab das nicht nötig“, zickte ich und sie sah mich empört an.
„Mich sehen sie wenigstens an“, zischte sie und kehrte mir den Rücken zu.
„Du hast mich doch nicht wegen diesem Miststück verlassen?“
Damon sah sie kurz an und kam dann auf mich zu.
„Ja, stell dir das mal vor. Mit ihr bin ich viel glücklicher und sie kann mir Sachen bieten, die du mir nie bieten könntest“, grinste er und legte eine Hand auf meine Hüfte.
Warte! Hatte ich da richtig gehört!? Er missbrauchte mich als schein Freundin!
„Das glaubst aber auch nur du! Und außerdem hat mir Dean da was anderes erzählt.“
„Gibt doch endlich mal auf. Ich liebe dich nicht mehr und habe dich auch vielleicht nie geliebt und ich bin jetzt mit Rosalie viel glücklicher, als das ich es mit dir je sein kann.“
Sie blies ihre Wangen auf und man konnte deutlich sehen, dass sie verärgert war. Ihr Kopf nahm die Farbe einer Tomate an, bevor sie sich umdrehte und die Wohnung verließ.
„Du wirst noch sehen, was du davon hast!“, rief sie noch, bevor die Tür ins Schloss knallte und danach wieder herrschte diese verdammte Stille.
„Wer war das?!“, fragte ich und nahm seine Hand von meiner Hüfte.
„Ähm, das war Chantal“, antwortete er zögernd.
„Und wer ist bitteschön Chantal und was hat die mit dir am Hut?!“
Unverständlich starrte ich ihn an und begab mich auf die Couch.
„Das war eine nervige Ex-Freundin von mir, mit der schon lange aus ist“, offenbarte er mir.
Schon allein die Vorstellung, dass er sich auf die mal gelegt hatte, widerte mich an und mir lief es eiskalt den Rücken runter.
„Und d-du hattest mi-mit ihr… hast du di-dich mal… auf sie… dra-draufgelegt?“, stotterte ich.
„Ja…?“
„Bah, bah, bah! Pack mich nie wieder an!“, kreischte ich, sprang von der Couch auf und lief ins Schlafzimmer.
„Was ist denn mit dir jetzt los?“, wollte er wissen und kam mir hinterher.
„Du lagst mal auf ihr und hast sie ihhh daran will ich erst gar nicht denken!“
„So schlimm ist das wiederum auch nicht“, meinte er und wollte eine Hand auf meine Schulter legen, doch ich wich ihr aus.
„Pack mich nicht an!“, krakeelte ich und sprang aufs Bett.
„Ey, nur weil ich mit ihr geschlafen habe und du es jetzt erfahren hast, habe ich doch nicht auf einmal eine Seuche“, rechtfertigte er sich.
Da hatte er Recht und ich hatte die ganze Zeit kontakt mit ihm.
„Scheiße, ich muss duschen gehen!“
„Wieso das denn?“
„Äh du hast dich mal auf sie drauf gelegt und die Seuche ist dann auf dich übergegangen. Dadurch das ich dann kontakt mit dir hatte, hab ich jetzt auch die Seuche“, erklärte ich ihm, sprang vom Bett und lief zur Badezimmertür.
„Ich hoffe das ich die Seuche weg kriege“, ärgerte ich ihn und schloss die Tür hinter mir.
Schnell zog ich meine Sachen aus, warf sie in irgendeine Ecke und stieg in die Dusche. Vorsichtig drehte ich den Wasserhahn auf und kaltes Wasser rieselte auf mich. Eine Gänsehaut übersäte meine Haut und ich stellte das Wasser wärmer. Ich nahm Duschgel und fing mich an zu schrubben, bis meine Haut gerötet war.
Bah, wenn ich mir nur vorstellte, wie er mit ihr…. Bah ne das widerte mich zu sehr an.
Irgendwie machte es mich auch traurig, dass er so ein Typ war, der mit so einer Schlampe ins Bett hüpfte.
Danach griff ich nach irgendeinem Shampoo, das in meiner Reichweite stand und shampoonierte mir damit meine Haare. Ich spülte es mir aus den Haaren und stellte das Wasser ab. Blind tastete ich nach einem großen Handtuch und wickelte es um meinen Körper. Langsam stieg ich aus der Dusche und tapste in das Schlafzimmer, wo meine Anziehsachen waren.
Wo waren meine Sachen? Die Tüte lag doch hier?! Er hatte doch nicht…
Leise begab ich mich ins Wohnzimmer, wo auch schon ein blöd grinsender Damon auf der Couch saß.
„Hast du meine Sachen gesehen?“, fragte ich grimmig.
„Woher soll ich es wisse?.“, grinste er breit.
Der wird schon sehen was der davon hatte.
„Dann muss ich wohl oder übel Sachen von dir anziehen“, meinte ich und drehte mich um.
Schnell sprang er von der Couch auf und stürmte auf mich zu.
„Wieso willst du dich umziehen, es geht doch auch so.“
Mit einer grazilen Bewegung drehte ich mich um.
„Damit du Spasti was zum Gucken hast?! Ne, lass mal stecken“, brummte ich, ging ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank.
Ich spürte seinen Blick auf meinem Hintern.
„Glotz nicht so auf meinen Hintern, sonst hast du eine hängen!“, drohte ich ihm und er stellte sich neben mich.
„Obwohl in meinen Klamotten würdest du echt-“, er stockte und sah mich kurz von oben bis unten an.
„Was würde ich in deinen Klamotten tun?“, wollte ich wissen und zog eine Augenbraue hoch.
„Nichts!“
„Mhm, das würde ich jetzt auch sagen.“
„Es ist wirklich nichts“, beteuerte er und ich kramte mir ein schwarzes Hemd raus.
„Jaja und jetzt verschwinde, ich will mich umziehen“, scheuchte ich ihn aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihn.
Kurz seufzte ich, bevor ich mir das Hemd schnappte und es mir anzog. Es ging mir knapp über den Hintern und die Ärmel waren mir viel zu lang.
Zögernd öffnete ich die Tür und spähte durch einen schmalen Spalt.
„Was wird das, wenn du fertig bist?“, wollte Damon wissen und ich sah ihn erschrocken an.
„Nichts.“
„Ich seh es“, schmunzelte er und ging zur dunkelgrauen Couch.
Ohne etwas weiteres zu sagen setzte ich mich neben ihn hin und kreuzte meine Beine übereinander.
„Ich weiß das du meine Sachen hast“, sagte ich und legte meine Hände auf den Schoß.
„Und was wäre, wenn du Recht hättest?“, grinste er frech.
Kurz warf ich ihn einen Blick zu.
„Dann würdest du deinen nächsten Geburtstag nicht mehr erleben“, erzählte ich ihm.
„Du kleiner Furz willst mich umbringen?“, lachte er und klopfte mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel.
„Du wirst noch sehen was du davon hast“, drohte ich ihm.
„Oh, da hab ich jetzt aber Angst.“
„Solltest du lieber mal haben!“
„Hab ich aber nicht“, feixte er und mir platzte allmählich der Kragen.
„Du! Du.. du aufgeblasener Arsch! Dir werde ich es zeigen!“
Mit einem Ruck, lag er auf der Couch und ich setzte mich auf ihn. Abwechselnd pikste ich ihn in seinen Waschbrettbauch und er fing an wild unter mir zu zappeln.
„Ah, hör nicht auf! Ah“, fing er an zu stöhnen.
Wieso stöhnte er? Ich hielt inne und sah ihn mit weit gerissenen Augen an, als ich merkte wie sich was zwischen meinen Schenkel aufbäumte.
Mein Atem stockte und ich wollte von ihm aufstehen, doch er fasste im letzten Moment meine Hüften und zog mich wieder runter.
„Wer was anfängt muss es auch zu Ende bringen“, knurrte er und schaffte es irgendwie, dass ich plötzlich unter ihm lag.
„Geh von mir runter!“, schrie ich und schlug mit meinen Händen gegen seine Brust.
Ehe ich mich versah, schnappte er sich meine Hände und legte sie über meinem Kopf.
„Damon lass den Scheiß!“
Zögernd nahm er eine Hand von meinen Händen weg, so dass er sie mit einer Hand gegen die Couch drückte und fuhr mit seiner freien Hand meinen Arm entlang, über mein Schlüsselbein und dann zwischen meinen Brüsten in Richtung meiner innigen Mitte.
„Damon!“
Ohne auf meine Schreie zu reagieren machte er weiter und kam am Ende des Hemdes an. Für einen Moment sah er mir in die Augen, bevor er mit seiner Hand unter mein Hemd ging. Immer wieder berührte sein hartes erregtes Ding die Innenseite meines Oberschenkels, was ein Kribbeln in dieser Gegend bescherte.
Mein Körper reagierte auf ihn, was mir ganz und gar nicht gefiel.
„Damon!“
Als ich meinen Mund öffnete um wieder seinen Namen zu schreien, in der Hoffnung, das er zur Besinnung kam presste er seine Lippen auf meine und erstickte mein Gebrüll. Wie wild fing ich an zu strampeln, doch ohne Erfolg, er war einfach zu stark für mich.
Umso mehr ich mich gegen ihn wehrte, desto stärker wurde sein Griff und ich gab schließlich auf, als ich erkannte, das es keinen Sinn machte.
Sein Kuss wurde fordernder und er erreichte meine Brust. Ich riss meine Augen weit auf, als er anfing sie zu massieren. Vor Schreck biss ich ihn in die Unterlippe und spürte, wie Blut aus der Wunde quoll. Es erregte ihn nur noch mehr, denn er fing an zu knurren und ich spürte wie seine Männlichkeit noch härter wurde.
Langsam löste er seinen Griff um meine Hände und ich sah meine Chance. Schnell stieß ich ihn von mir weg, was mich ziemlich wunderte, denn es war viel zu einfach ihn von mir wegzustoßen und hechtete von der Couch. Ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund fiel es mir schwer zu Atmen. Anscheinend raubte er mir den Atem!
„Toll jetzt darf ich noch mal duschen gehen“, brachte ich nur raus, wusste aber nicht wieso ich das gesagt hatte.
„Boah, hör doch mal auf. Es ist schon voll lange her, das ich was mit ihr hatte! Nach ihr hatte ich schon viele andere, also brauchst du dich nicht so verhalten.“
„Ihh, noch schlimmer!“
„Rosalie! Hör auf mit dem Mist, ich bin ja auch nicht so zu dir, nur weil du immer mit Caleb rumgeknutscht hast“, brummte er und richtete sich von der Couch auf.
„Schön, aber ich treib es nicht mit Schlampen!“, rechtfertigte ich mich.
„Bist du dir da sicher?“
Ich öffnete meinen Mund und wollte was sagen, doch ich überlegte es mir anders und schloss ihn wieder.
Eigentlich hatte er Recht. Caleb schleppte ein Mädchen nach dem anderen ab, das hieß er ist so gesehen eine männliche Schlampe.
„Ok, du hast Recht“, gab ich zu und verdrehte meine Augen.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
„Ich hab immer Recht“, grinste er.
„Immer?“ Skeptisch zog ich eine Braue hoch.
„Ja immer“, beteuerte er und kam auf mich zu.
„Da bin ich mir aber nicht sicher.“
„Bist du dir da sicher?“, wollte er wissen und blieb wenige Zentimeter vor mir stehen.
„Ja.“
Er legte seine großen Hände auf meine Hüfte und zog mich näher an sich.
„Du schuldest mir immer noch ein Kuss“, erinnerte er mich und beugte sich langsam zu mir runter.
„Da kannst du lange drauf warten“, lächelte ich frech, nahm seine Hände von meiner Hüfte und wich ihm einen Schritt nach hinten aus.
„Irgendwann ist es so weit, dann wirst du drum flehen mich küssen zu dürfen“, meinte er und irgendwas funkelte für einen Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen auf.
Ich konnte nicht sagen was es war, aber ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Es war so, als würde dieses kurze auf funkeln in seinen Augen mich in einen Bann zogen und mich nicht mehr hergeben wollte.
Einige Zeit lang standen wir nur da und starrten uns an.
„Lass uns was Essen gehen“, unterbrach er die Stille und wandte seinen Blick ab.
„Ok“, brachte ich nur raus und drehte mich um.
Was war das denn?! Es kam mir vor als hätte ich die Funken sprühen gesehen.
„Hier deine Sachen“, meinte er und gab mir die Tüte, die er aus der Kommode geholt hatte.
Wusste ich es doch! Er hatte sich die Tüte geschnappt, als ich Duschen war.
„Zieh dir schnell was an, dann können wir gehen“, sagte er und ich verschwand ins Schlafzimmer. Schnell kramte ich ein altrosafarbenes Kleid aus der Tüte und zog es mir an. Das Kleid war trägerlos und ging mir bis zur Mitte meines Oberschenkels.
Kurz checkte ich mein Aussehen im Spiegel und als ich damit zufrieden war, ging ich wieder ins Wohnzimmer.
„Wir können“, gab ich ihm bescheid und verließ mit ihm das Apartment.
„Was nimmst du?“, fragte mich Damon und ich überflog die Speisekarte.
„Mhm… ich glaube ich nehme… ich nehme eine Pizza alla diavola“, beschloss ich und klappte die Karte zu.
„Du weißt schon das diese Pizza scharf ist?“
Ich zuckte nur mit den Achseln und wartete auf den Kellner.
Als er sah, das ich die Karte beiseite gelegt hatte, kam er sofort auf uns zu und blieb direkt vor mir stehen.
„Was kann ich ihnen bringen?“, wollte er wissen und lächelte mich charmant an, während er unauffällig versuchte mit mir zu flirten.
„Ähm, ich hätte gern eine Pizza alla diavola“, bestellte ich und erwiderte sein Lächeln.
„Wollen sie sonst noch irgendetwas? Irgendeinen Wunsch den ich ihnen erfüllen könnte?“, grinste er und wackelte mit den Brauen.
Flirtete der gerade mit mir? So schlecht sah er ja nicht aus mit seinen schokobraunen verwuschelten Haare und seinen fast schwarzen Augen. Kurz warf ich Damon einen Blick zu, der Zähne knirschend da saß und seine Hände zu Fäusten ballte.
War er etwa eifersüchtig? Auf den Kellner? Ach ne… oder vielleicht doch? Probierten wir es doch mal aus.
„Ehm ja, könnte ich ihre Handynummer haben“, meinte ich und der Kellner sah mich mit riesigen Augen an.
„Äh, j-ja klar. W-warte kurz ich sch-schreibe sie schnell auf“, stotterte er und wurde rot im Gesicht.
Er krickelte schnell seine Nummer auf einen Zettel, riss ihn ab und gab ihn mir.
„Danke.“
Ich faltete den Zettel und lächelte den Kellner an, der sich dann umdrehte und verschwand.
„Das machst du doch mit Absicht, hab ich recht?“, interessierte es Damon und ich betrachtete ihn durchdringlich.
Jeder einzelner Muskel von ihm war bis zum zerreißen angespannt und es schien, als wenn er jeden Augenblick jemanden den Kopf abreißen könnte, doch etwas in ihm hinderte ihn daran. Ja, er war eindeutig eifersüchtig.
„Willst du nichts essen?“, fragte ich ihn, als mir auffiel, das er gar nichts bestellt hatte.
„Nein und beantworte jetzt meine Frage“, brachte er mühsam raus, ohne seine Kontrolle zu verlieren. Und wie eifersüchtig er war, dachte ich und musste mir ein Lachen verkneifen.
„Ich? Ich mache nie was absichtliches, außer ich versuche etwas, um meinen Verdacht zu bestätigen.“
„Und was war dein Verdacht?“, wollte er wissen und stützte sich mit seinen Ellenbogen am Tisch ab.
„Das eine gewisse Person auf den Kellner eifersüchtig ist“, gab ich ihm preis und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Meinst du mich?!“
„Siehst du sonst eine männliche Person an diesem Tisch sehen?“
„Ich auf den Kellner?! Das ich nicht lache! Der hat doch gegen mich keine Chance!“
„Ach ja?“, grinste ich und zog eine Augenbraue hoch.
„Ja! Hast du ihn dir mal genau angesehen?! Neben mir sieht er aus wie Quasimodo“
Oh man, konnte er eingebildet sein.
Seufzend verdrehte ich meine Augen.
„Was denn, das stimmt doch“, meinte Damon und verzog seine Lippen zu einem Schmollmund.
Ich wollte gerade etwas sagen, da kam der Kellner schon und stellte mir die Pizza genau vor meine Nase.
„Wenn sie noch etwas brauchen rufen sie mich einfach“, sagte er und zwinkerte mir zu.
Damon fing darauf an zu Knurren und der Kellner drehte sich erschrocken um.
„Geht es ihnen nicht gut?“, fragte der Ober.
„Flirten sie noch einmal mit meiner Freundin, dann reiß ich ihnen ihren verdammten Kopf ab“, drohte Damon ihn und richtete sich auf.
Der verängstigte Ober machte schnell die Fliege und Damon setzte sich wieder hin.
„Ah, neuerdings bin ich also deine Freundin“, stellte ich fest und schüttelte den Kopf.
„Was?! Der ist selber schuld, wenn er dich angafft“, rechtfertigte er sich.
„Der hat mich nicht angegafft! Nur weil du so besitzergreifend bist, muss kein Fremder dran leiden!“, nahm ich den Kellner in Schutz.
„Du weißt nicht-“, plötzlich hielt er inne.
„Was weiß ich nicht?!“
„Ist egal.“
„Nein ist es nicht! Sag es doch einfach.“
„Nein, es ist wirklich egal.“
„Sag doch einfach!“
„Nein.“
„Wieso nicht?“
„Ist egal.“
„Wenn du meinst“, gab ich auf und schnitt ein Stück von der Pizza ab und steckte es mir in den Mund.
Im Verlauf des Abends redete keiner mehr ein Wort, bis wir bei ihm waren. Als wir gegangen waren, hatte sich vorher noch Damon den Kellner vorgenommen, doch ich konnte noch im letzten Moment das Schlimmste verhindern und kassierte dafür einen bösen Blick von ihm.
Erschöpft ließ ich mich auf die Couch nieder.
„Der Kellner war selbst Schuld das er von mir eine auf die Fresse bekommen hat“, verteidigte er sich und ließ sich auch neben mir nieder.
„Nur weil er mit mir geflirtet hat, musst ihn du nicht gleich in die Mülltonne des Restaurants stecken!“
„Wie gesagt, ist der selber Schuld“, schmollte er und verschränkte seine Arme hinterm Kopf.
„Pff.“
Geschickt gähnte er und legte unauffällig einen Arm um meine Schulter.
Fragend sah ich ihn an.
„Äh, was wird das?“
„Was wird was?“
„Warum legst du deinen Arm um meine Schulter?“
Nachdenklich sah er mich an. Dachte er darüber nach, warum er seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte?
„Warum nicht?“, zuckte er schließlich mit den Achseln.
Ich nahm seine Hand und legte sie auf sein Bein.
„Ich glaub ich geh mal schlafen“, teilte ich ihm mit und ging ins Schlafzimmer.
„Ich komme gleich nach“, rief er noch hinterher und ich ließ mich einfach ins Bett fallen.
„Jaja“, murmelte ich noch, bevor ich meine Augen schloss und einschlief.
„When i see your smile, tears run down my face. I can't replace. And now that I'm stronger, I have figured out, how this world turns cold and it breaks through my soul. And I know I'll find deep inside me, I can be the one. I will never let you fall. I'll stand up with you forever. I'll be there for you through it all. Even if saving you sends me to heaven”, fing Damon plötzlich an zu singen und seine dunkle, sanfte Stimme bescherte mir einen angenehmen Schauer.
„Hey“, grinste er und schnitt eine Zwiebel in feine Würfeln.
Aus irgendeinen Grund kam mir dieses Lied so bekannt vor.
„Wie heißt das Lied?“, fragte ich nach und er hielt kurz inne.
„Your guardian angel“, schmunzelte er und schob die klein gehackte Zwiebel in die heiße Pfanne.
„Your guardian angel“, wiederholte ich und schnitt das Putenfile in Mundgerechte Stücke, bevor ich sie zu den Zwiebeln dazutat.
„Ach ja, wir treffen uns heute Abend mit Dean in einem Club“, gab mir Damon bescheid und schwenkte das Essen in der Pfanne.
„Warum in einem Club?“, wollte ich wissen.
„Woher soll ich es wissen? Dean wollte das wir uns dort treffen, nicht ich.“
„Ach so…“
„Jap, der wollte irgendetwas mit mir besprechen, aber ich hab keinen blassen Schimmer, was es sein könnte.“
„Kannst du mir mal den Reis geben?“
Ich reichte ihm den Reis und er schüttete ihn in das heiße Wasser. Während er das tat rührte ich das Fleisch mit den Zwiebeln um, damit es nicht anbrannte.
„Wann müssen wir denn da sein?“, wollte ich wissen und sah kurz zu ihm hoch.
„Um neun, glaube ich.“
„Warum erst um neun?“
Er zuckte nur mit den Achseln und schüttete Sahne zu den Fleisch und den Zwiebeln.
Schnell würzte er es noch mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss und noch andere Gewürze, die ich nicht kannte und ließ es dann kurz aufkochen.
„So und jetzt müssen wir nur noch warten, bis das Essen fertig ist“, meinte er, wusch seine Hände und setzte sich auf einen der drei Hockern, die an der Küchentheke standen.
„Wie lange müssen wir denn warten?“
„Mhm, der Reis braucht noch so… zehn Minuten, das heißt in zehn Minuten gibt es Essen“, spekulierte er und stütze sich mit seinen Ellenbogen auf der Theke ab.
„Noch so lange“, seufzte ich und er fing an zu Lachen.
„Die Zeit vergeht schneller als du denkst“, lachte er.
Ich verzog mein Gesicht skeptisch und gesellte mich neben ihm.
„In welchen Club gehen wir überhaupt?“, interessierte es mich.
„Ich glaube es war „Fallen Angel“, bin mir aber nicht mehr so sich.“
„Fallen Angel…“
„Jap, aber ich werde Dean gleich noch mal anrufen, nur um sicher zu gehen. Nicht das wir nachher, die ganze Zeit da warten und uns fragen, wo er bleibt.“
„Mach das.“
Erstaunlicherweise hatte Damon Recht. Die Zeit verflog schnell und das Essen war gerade fertig geworden.
Er platzierte das Essen genau vor mir hin und der herrliche Geruch von dem Reis und der Soße stieg mir in die Nase.
„Das riecht aber gut“, sagte ich und fing dann an zu Essen.
„Ich hoffe das es auch so gut schmeckt“, lächelte er und setzte sich neben mich.
„Mhm, es schmeckt gut“, schmunzelte ich und stopfte mir die nächste Ladung in den Mund.
„Da bin ich aber froh.“
Genüsslich aß ich es auf und schob den Teller beiseite, als ich satt war.
„Bist du satt?“, wollte er wissen.
„Jap“, brachte ich nur heraus und öffnete demonstrativ den obersten Knopf meiner Jeans.
„Gut, dann können wir ja gleich gehen“, grinste er.
„Wie gleich gehen? Wohin denn?“
„Du kannst doch nicht so in den Club. Wir müssen dir ein anständiges Kleid kaufen gehen“, meinte er und stand auf.
Ich sah an mir irritiert herunter und legte meine Stirn in Falten.
„Ist das nicht gut genug?“
„Ach ja, du hast ja immer noch nicht dein Gedächtnis wieder. Naja, da sind nur Leute die viel Geld haben, das heißt man muss sich schick anziehen, damit man rein kommt“, erklärte er mir.
„Und warum gehen wir in keinen anderen Club? Da brauchen wir auch nichts einkaufen.“
„Weil Dean und ich uns immer da treffen und weil wir dort ungestört reden können.“
„Aber ich hab keine Lust jetzt ein Kleid einzukaufen zugehen.“
Damon fing an zu Lachen.
„Ich dachte Frauen lieben es einkaufen zugehen?“
„Ja, schon, aber nicht nachdem sie was gegessen haben. Da fühlen sie sich zu dick und unattraktiv.“
„Mhm, es ist nicht direkt danach, sondern dazwischen ist ja noch die Autofahrt.“
„Ich hab aber keine Lust jetzt mir meine Schuhe anzuziehen mit vollem Magen und dann noch eine Achterbahn in deinem Auto. Ich glaube nicht, das ich das überstehen werde“, grinste ich und räumte den Teller weg.
„Also so schlimm fahre ich wieder auch nicht und außerdem brauchst du deine Schuhe nicht richtig anziehen, denn du brauchst eh neue für das Kleid.“
Also bekam ich so gesehen ein neues Outfit. Yay.
„Und auch noch ein neues Styling?“
„Naja so viel wiederum auch nicht.“
„Menno“, schmollte ich, während ich mir schon die Chucks anzog.
„Ach jetzt auf einmal macht es dir nichts aus dir deine Schuhe anzuziehen?“, lachte er und schlüpfte einfach in seine Lederschuhe.
„Hallo? Es geht hier auch um Schuhe, da geht alles.“
Schnell richtete ich mich wieder auf und verließ mit ihm die Wohnung.
Der schwarze Ferrari von meinem Entführer- obwohl er mir gar nicht als ein Entführer vorkam. Eher wie ein eigentlich „netter“ Typ mit dem ich zwangsweise unter einem Dach für eine bestimmte Zeit leben musste blieb vor einer edelaussehender Boutique stehen.
„Ich hoffe du benimmst dich da, ich will nicht meinen guten Ruf dort verlieren“, meinte er und hielt mir gentlemanlike die Tür auf.
„Merci“, kicherte ich, warum auch immer und sah mich um.
Der Laden war in creme Tönen gehalten und es vermittelte mir ein willkommenes Gefühl.
„Damon“, begrüßte eine etwas ältere Frau ihn und umarmte ihn herzlichst.
„Polly.“
Nachdem er ihre Umarmung erwidert hatte, löste sie sich von ihm und musterte ihn genau.
„Wie schaffst du es nur so jung zu bleiben?“, staunte Polly und kniff ihn in die Wange.
„Tja, ist mein Geheimnis“, grinste er verlegen und die ältere Frau bemerkte erst jetzt mich.
„Und wer ist die junge hübsche Dame hier?“, wollte sie wissen und blickte Damon mit einen breiten Grinsen an, was mir ein ungutes Gefühl bescherte.
„Das ist Rosalie und sie braucht ein Kleid für heute Abend“, lächelte er und Polly musterte mich von Kopf bis Fuß.
„Willst du mit ihr Essen gehen oder für was brauchst du ein Kleid?“, wollte sie wissen und umkreiste mich. Wie ein Adler seine Beute.
„Für einen Club brauche ich das Kleid“, antwortete ich ihr und fühlte mich gerade ein bisschen –viel-unwohl in meiner Haut.
„Gut, dann folg mir mal und Damon, du findest dich ja hier zurecht“, meinte sie und ging mit mir in den Bereich für Partys.
„So und er will mit ihnen in einen Club gehen?“, fragte sie und nahm ein paar Kleider von einer Stange.
„Ja, er und Dean wollten sich dort treffen.“
Sie drückte mir die Kleider in die Hand und zog mich zu einer Umkleide.
„Mhm, sonst nimmt er niemanden mit, wenn er sich mit Dean trifft und vor allem nicht in dem Club. Anscheinend bedeuten sie ihm viel“, schlussfolgerte sie und schob den Vorhang vor.
Ich bedeutete ihm fiel? Bestimmt steckten die beiden unter einer Decke und versuchten… was versuchten sie eigentlich? Das ich mit ihm ins Bett stieg? Dieser Gedanke war doch absurd. Kopfschüttelnd drehte ich mich um und sah mich hier mal um.
Die Kabine war groß und hatte einen großen Spiegel an der einen Wand.
Erst legte ich den Berg von Kleidern auf den Hocker, bevor ich das erste anprobierte.
Das erste Kleid gefiel mir nicht wirklich, weswegen ich das zweite anprobieren wollte, doch da gefiel mir die Farbe nicht. Wer wollte auch so einen Grünton anziehen, wenn er aussah wie Erbrochenes.
Nach dem sechsten Kleid gab ich die Hoffnung auf, das mir ein Kleid gefallen würde, das sie ausgesucht hatte, doch dann entdeckte ich das trägerlose cremefarbene Kleid. Es war enganliegen und nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Ab der Hüfte fiel es in Etappen bis zur Mitte meiner Oberschenkel.
„Leben sie noch, oder habe ich sie mit den Kleidern überfordert?“
„Nein, ich glaube… ich hab eins“, murmelte ich und schob den Vorhang beiseite.
„Kind, jetzt weiß ich warum Damon sich sofort in dich verliebt hat. Sie sehen ja atemberaubend schön aus“, schwärmte sie und zog das Kleid noch ein wenig zurecht.
Damon und verliebt? Wenn in sich selber, aber doch nie im Leben in mich. Doch das was sie sagte machte mir irgendwie auch Hoffnung. Moment! Worauf sollte ich mir bitteschön Hoffnung machen? Dass er etwas für mich empfand? Aber wieso?
„So wie ich sehe seit hast du schon was gefunden“, ertönte Damons tiefe Stimme und ich drehte mich erschrocken um.
Er hatte sich einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd ausgesucht und hatte die letzten Knöpfe des Hemdes extra offen gelassen, damit man einen guten Ausblick auf seine durchtrainierte Brust hatte. Damon wusste wie er sich kleiden musste um bei den Frauen landen zu müssen, denn ich musste schon zugeben, dass mein Kidnapper verdammt gut aussah.
„Wie es aussieht nehme ich den Anzug“, grinste er, als er merkte wie ich ihn anstarrte.
Schnell wandte ich meinen Blick zu Polly, die Damon kurz musterte und ein anerkennendes Lächeln bildete sich auf ihren schmalen Lippen.
„Gut, gut“, sagte sie und wandte wieder ihre ganze Aufmerksamkeit auf mich.
„Du brauchst noch Schuhe, denn in den Chucks wirst du ganz sicher nicht reinkommen.“
Kurz verschwand sie und kam mit einer schwarzen Schachtel wieder.
„Probier die Mal an“, forderte sie mich auf, was ich tat.
Die Schachtel öffnete ich und entdeckte weiß, fast cremefarbige High Heels. Mit ein paar Handgriffen hatte ich die weiße High Heels an und betrachtete mich kurz im Spiegel.
„Denkst du ich kann so gehen?“, fragte ich Damon und drehte mich zu ihm um.
Ein kurzes Lächeln huschte über seine leicht geschwungenen Lippen.
„Sogar mehr als das“, grinste er und vermehrt strömte das Blut in meinem Kopf, was eine gerührte Röte verursachte.
„So, wollt ihr die Sachen anbehalten, oder soll ich sie einpacken?“
„Wir behalten die Sachen gleich an.“
Polly führte uns zur Kasse und entfernte die Preisschilder von den Klamotten.
„Das macht dann- ach wisst ihr was? Ich schenke euch die Sachen.“
„Bist du dir sicher?“, frage Damon nach.
„Mir gehört dieser Laden, also kann ich euch diese Sachen schenken und dadurch das du ein Stammkunde und ein Freund von mir bist, hab ich noch einen Grund mehr euch die Sachen zu schenken.“
„Aber das kann ich doch nicht annehmen.“
„Ich bestehe sogar darauf“, verharrte sie, ging um die Kasse und schob Damon und mich in Richtung Ausgang.
„Ihr seit noch jung, lebt euer Leben und jetzt raus hier, bevor du darauf beharrst zu bezahlen“, meinte sie und schon schloss sich die Ladentür hinter uns.
„Wie viel Uhr haben wir eigentlich?“, wollte ich wissen und drehte mich kurz noch um, bevor wir zu seinem Wagen gingen.
„Warte, wir haben jetzt genau halb neun.“
Schon halb neun? Wie lange waren wir denn da drin?! Ich hatte doch nur sechs Kleider anprobiert! Ok, bei Sachen anprobieren war ich zwar nicht die Schnellste, doch wir waren nie im Leben da so lange!
Ich stieg in den Wagen ein und wir brausten zum Club.
„Wenn wir da sind, harkst du dich bei mir ein und folgst mir einfach, Ok?“
„Bin ich ein kleines Kind oder was?“
„Nein, aber da sind so viele Menschen, da könnten wir uns aus den Augen verlieren“, erklärte er mir, während wir ausstiegen.
„Harkst du dich jetzt bei mir ein?“, wollte er wissen.
Augenverdrehend harkte ich mich bei ihm ein und folgte ihm zum Türsteher.
„Damon altes Haus, lange nicht mehr gesehen“, begrüßte der Türsteher, der eher einen Riesen glich.
„Hatte in letzter Zeit viel zu tun. Wie geht es deiner Tochter?“, fragte Damon nach.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hier jeder Damon kannte.
„Ach, der geht es gut. Sie kann jetzt endlich laufen“, erzählte der Riese und strahlte vor väterlichen Stolz.
„Na das ist gut, können wir rein?“
„Immer doch“, meinte er und trat einen Schritt zur Seite.
„Danke.“
Wir gingen an dem Türsteher vorbei und wurden von stickiger, nach Alkohol riechender Luft begrüßt. Der Club war proppenvoll und manche männliche Blicke fielen auf mich. Eins wunderte mich jedoch. Ich wurde doch entführt, warum also erkannte mich niemand?
„Damon ich hab da mal ‘ne Frage“, schrie ich, denn die Musik war unerträglich laut.
„Was willst du mich denn Fragen?“
„Warum erkennt mich eigentlich niemand, ich wurde doch entführt?“
Er drehte sich zu mir um und sah mich kurz an, bevor er dann mit den Schultern zuckte.
„Lass mal ein bisschen tanzen gehen“, schlug er vor und zerrte mich auf die Tanzfläche.
Damon fing an sich im Rhythmus zubewegen und umtanzte mich.
„Komm, tanz doch, oder willst du das ich mich blamiere?“, brüllte er und lächelte mich hoffnungsvoll an.
Nachdem ich dann immer noch nicht angefangen hatte zu tanzen, nahm er mich an den Hüften und zog mich näher zu ihm ran.
„Komm schon, so schlimm ist tanzen nicht.“
Zögerhaft fing ich mich an leicht zu bewegen, bis ich merkte das es doch nicht so schlimm war und gab mich dann völlig der Musik hin.
„Geht doch“, lachte er und wir tanzten dicht beieinander.
Komischerweise machte mir seine Nähe gar nichts mehr aus. Im Gegenteil sogar. Ich fand sie sogar angenehm.
Ein Lied nach dem anderen wurde gespielt und langsam war ich auch außer Atem.
„Du, ich kann nicht mehr. Ich glaube ich hole mir einen Drink“, meinte ich und ging von der Tanzfläche.
„Warte, ich komme mit“, rief er mir hinterher.
Erschöpft ließ ich mich auf einen Barhocker fallen und stützte meine Ellenbogen auf der Theke ab.
„Hast du Durst?“
„Ja“, antwortete ich, worauf Damon den Barkeeper einen Zeichen gab, der dann zwei Getränke zusammen mixte.
Als er fertig war, stellte er die Getränke vor uns ab und verschwand auch wieder.
„Was ist das?“
„Du hast ist einen Kiss of Death und ich hab einen Gin Lemon“, sagte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
Zögernd nahm ich auch einen Schluck und sah mich hier um.
Die Tanzfläche war überfüllt mit Menschen, die ihren verschwitzten Körpern aneinander rieben und sich ihren Gelüsten völlig hingaben. Der Club war in schwarz-weiß gehalten und ab und zu tauchte vereinzelt ein bisschen Gold auf.
Über dem Eingang hing eine große altmodische Uhr, die neun Uhr dreißig anzeigte.
Warte! Schon halb zehn und Dean war immer noch nicht aufgetaucht.
„Wo bleibt Dean?“
Verdutzt sah er mich an und drehte sich zur Uhr um.
„Oh, wahrscheinlich hat er wieder mal verpennt“, zuckte er mit den Achseln und leerte sein Glas.
Wie verpennt? Hallo, es war halb zehn abends, ich glaubte nicht dass man da verschlafen konnte.
„Wie will man bitte schön ein Treffen verschlafen, dass um halb zehn abends statt findet?!“
Kurz zuckte er mit den Achseln und gab den Barkeeper ein Zeichen, das er noch einen Gin Lemon machen sollte.
„Was hast du denn für einen Freund?“ Kopfschüttelnd trank ich mein Kiss of Death und betrachtete Damon.
„Ey, nichts gegen Dean. Der ist der beste Freund den man haben kann.“
„Das sagt jeder über seinen besten Freund“, lachte ich.
„Es stimmt aber wirklich. Immer wenn ich in schwierigen Situation stecke und alleine nicht mehr daraus komme, dann hilft er mir immer, also meistens.“
„Siehst du, er ist also genauso wie alle anderen beste Freunde.“
„Nein, so kann man das nicht sagen. Er ist eher… mhm, wie soll ich es sagen? Er ist mehr als mein bester Freund, er ist wie ein Bruder für mich“, versuchte er mir zu erklären.
„Ah ja…“
„Was? Für dich ist bestimmt auch deine beste Freundin auch so eine Art Schwester.“
I know you're somewhere out there. Somewhere far away, I want you back
Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, als plötzlich Damon aufsprang und vor mir zu Wort kam.
„Wir müssen zu dem Lied tanzen!“
Er packte meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche wieder zurück. Zögernd, was sonst nicht seine Art war legte er seine Hände auf meine Hüfte und zog mich nah an sich.
Automatisch schlangen sich meine Hände um seinem Hals und wir bewegten uns im Tackt.
Langsam legte ich meinen Kopf auf seine Brust und horchte, obwohl es sehr laut war und es mir in den Ohren weh tat seinem Herzschlag. Bei jedem Atemzug zu hob und senkte sich seine Brust und sein herber Duft stieg mir in die Nase, was meinen Verstand vernebelte.
Als sich das Lied zu Ende neigte schaute ich kurz zu ihn rauf. Ohne dass wir es merkten blieben wir stehen und sahen uns einfach nur an. Eher gesagt starrten wir uns an.
Alles um mich herum verschwand. Selbst die laute Musik. Nur er und ich waren da. Zaghaft stellte ich mich auf Zehnspitzen und näherte mich seinem Gesicht. Wenige Millimeter vor seinen Lippen hielt ich jedoch inne. Den letzten Schritte sollte wenn er machen.
Urplötzlich tippte mich jemand von hinten an und ich drehte mich erschrocken um.
Die laute Musik drängte sich wieder in den Vordergrund und ich nahm die Menschen wieder um mich herum wahr.
„Rosalie, bist du das?“, lallte ein Mädchen in meinem Alter und konnte sich kaum auf den Beinen halten, so dicht war sie.
Ich legte meine Stirn in Falten und betrachtete sie genau. Sie hatte ihre langen, dunkelbraunen Haare zu einer Hochsteckfrisur zusammengesteckt und sah mich mit ihren schokobraunen Teddybär Augen an.
Irgendwie kam sie mir bekannt vor. Kurze Zeit grübelte ich darüber wer sie sein könnte, doch mir fiel nicht ein woher.
„Ja, das bin ich und wer sind sie?“, wollte ich wissen und sie starrte mich geschockt über meine Frage an.
„Erkennst du mich nicht?! Ich bins! Deine aller beste Freundin seit dem Kindergarten!“
In meinem Kopf machte es Klick und manche Erinnerungen an sie kamen wieder.
„Scarlett!“, schrie ich und fiel ihr um dem Hals.
„Ich wollt schon sagen.“
„Es tut mir so leid, das ich dich nicht erkannt habe“, entschuldigte ich mich bei ich, denn ich es tat mir wirklich Leid, das ich sie nicht erkannt hatte. Ich meinte, sie war meine aller beste Freundin und die konnte und sollte man nicht vergessen. Es wäre eine Schande.
„Ist schon vergessen“, babbelte sie und sah Damon an.
„Du bist aber auch schon eine. Erst verschwindest du, ohne mir etwas zu sagen und dann treffe ich dich hier mit Ian! Also wirklich, was bist du für eine Freundin?!“, warf sie mir vor.
Wie kam sie auf Ian? Und was meinte sie mit verschwinden?
„Äh, das ist nicht Ian, das ist Damon.“
In ihrem Gesicht bildete sich ein riesen großes Fragezeichen.
„Nein! Das ist Ian unser bester Freund, du willst mich doch nicht hier für dumm verkaufen?!“
Damon konnte doch nicht Ian sein!
Irritiert drehte ich mich zu Damon um.
„Ich will dich nicht für dumm verkaufen. Das hier ist Damon“, verharrte ich.
„Rosalie, es-“
„Rosalie, wo warst du? Ich hab mir schon Sorgen gemacht“, mischte sich noch eine dritte Stimme ein.
Verdutzt drehte ich mich um und erblickte das Gesicht meines Verlobten. Oder sollte ich lieber Ex-Verlobten sagen?
In mir stieg Wut, Trauer und Verwirrung gleichzeitig auf und ehe ich mich versah, hatte ich Caleb eine geklatscht.
Fragend und geschockt sah er mich an.
„Was hab ich gemacht, das du mir eine klatscht?“, wollte er wissen und hielt seine Hand, an die Stelle, wo vor wenigen Augenblick meine Hand seine Wange nicht gerade sanft berührte hatte.
Statt ihn zu antworten verpasste ich ihm noch eine.
„Dafür das du so ein mega Arsch bist.“
„Wieso bin ich jetzt ein mega Arsch?!“, fragte er schockiert.
Und wieder kassierte er eine Backpfeife.
„Wofür war die jetzt?!“
„Für jede dumme Frage kassierst du eine Backpfeife“, zuckte ich mit den Schultern.
„Das war aber keine dumme Frage!“
Und schon wieder ist meine Hand ausgerutscht. Was für ein Pech auch. Natürlich war das ironisch gemeint.
„Oh ich muss mich korrigieren. Für jede dumme Frage und Aussage.“
Anscheinend fanden es Scarlett und Damon witzig, wie ich mit Caleb umging, denn sie fingen an schallend zu Lachen.
„Was ist jetzt daran so witzig?!“, interessierte es Caleb und man spürte, das er deutlich gereizt war. Statt ihm zu antworten lachten sie einfach weiter.
Nach einiger Zeit hatten sie sich wieder eingekriegt und wischten sich noch die Lachtänen weg.
„Hast du den Ring bei dir?“, fragte ich Damon, der mich nur verwirrt ansah.
„Ja…“, meinte er und kramte ihn aus seiner Hosentasche, was mich eigentlich wunderte, da ich nicht gedacht hätte, das er den Ring dabei hatte. Er gab mir den Ring und ich betrachtete ihn kurz.
„Caleb, weißt du was?“, fing ich an und hielt kurz inne, „Du kannst dir die Hochzeit sonst wo hin stecken, denn sie findet zu hundert Prozent ohne mich statt!“
Entsetzt und verblüfft zugleich starrte er mich an, als ich ihm den Verlobungsring in die Hand gedrückt hatte.
Danach packte ich mit der einen Hand nach Damon und mit der anderen nach Scarlett und zerrte die beide aus dem Club.
„Was sucht der denn in diesem Club?!“
„Ich hab mich mit ihm dort getroffen“, gestand mir Scarlett.
„Wieso hast du dich mit ihm getroffen!?“ Entsetzt sah ich sie an.
„Er wollte mit mir über dich reden, doch dann bestellte er einen nach den anderen Drink und dann hab ich dich gesehen…“, sie hielt inne und wandte ihren Blick zu Damon, „…mit Ian.“
„Wie oft sol-“
„Nein Rosalie, es stimmt wirklich“, unterbrach mich Damon
Jetzt kapierte ich gar nichts mehr. Hieß er jetzt Damon oder Ian? Und wenn er dann doch Ian hieß, war er dann der Ian, der mein bester Freund war? Aber dann hätte er mir doch gesagt, wer er wirklich war, oder? Man, warum musste ich auch mein Gedächtnis verlieren?
„Wie jetzt?“
„Ich bin wirklich dein bester Freund Ian.“
Das gab mir den letzten Rest. Nun war ich wirklich verwirrt.
„Wieso hast du mir es dann nicht- Ne warte, ich will es gar nicht wissen. Das hier wird mir zu viel. Ich verschwinde!“
Das wurde mir einfach zu viel. Warum hat er mir es nicht von Anfang an gesagt, dass er mein bester Freund war, anstatt mich anzulügen? Irgendwie verletzte das mich. Auf meinen High Heels drehte ich mich um und entfernte mich immer mehr von ihm und meiner besten Freundin.
„Rosalie, ich kann dir alles erklären“, rief er mir hinterher und Tränen bahnten sich ihren Weg.
Nein Rosalie, du wirst jetzt nicht weinen!
Wieso sollte ich weinen?! Er war nur mein bester Freund, der mich angelogen hat! Eigentlich müsste ich doch enttäuscht sein?! Aber warum war ich jetzt traurig?! Man, ich verstand die Welt nicht mehr!
Verwirrt setzte ich mich auf eine Bank, stützte meine Ellenbogen auf den Oberschenkel ab und legte meinen Kopf auf die Handflächen.
Eine leichte kühle Brise wehte und ließ mich schaudern. Es war echt kühl geworden, stellte ich fest. Hätte ich lieber eine Jacke mitgenommen.
Ich lauschte das Rauschen des Meeres zu und schloss meine Augen.
„Du wirst mich nicht verlassen“, ertönte urplötzlich eine Stimme hinter mir.
Mein Herz fing wie wild an gegen meinen Brustkorb zu schlagen und ich drehte mich zögernd um.
„Hast du gehört? Du wirst mich nicht verlassen“, wiederholte Caleb sich und ich stand von der Bank auf.
„Und was wenn doch?“ Hatte ich das gerade wirklich gesagt?
Langsam kam er auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.
„Das würde ich lieber nicht tun, wenn ich du wäre“, drohte er mir.
Sollte ich jetzt Angst haben und ihm gehorchen?
„Oh, was willst du dann machen? Ein Mädchen schlagen?“
„Nein, ich würde jeden der dir wichtig ist qualvollerweise umbringen. Willst du das?“
„Das wirst du dich nicht trauen.“
„Da sieht man ja, wie “gut“ du mich kennst“, lachte er und streifte mit seinen Handrücken meine Wange.
„Pack mich nicht an“, keifte ich und wich ihm einen Schritt nach hinten aus.
„Was ist auf einmal mit dir los? Vorher hat es dich nie gestört das ich dich Berühre“, fragte er und kam einen Schritt auf mich zu.
„Da wusste ich auch noch nicht, was du für ein ekelhafter Arsch du bist!“
„Wieso bin ich ein ekelhafter Arsch?“
Er legte seinen Kopf leicht schräg und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Das Fragst du noch?! Wer BUMST denn hier jeden Tag eine andere?! Das bist ja wohl du!“
Stirnrunzelnd sah er mich an.
„Ja ich weiß, das du andere hast, aber leider hab ich es erst zu spät gemerkt!“
„Du bist klüger als ich gedacht habe“, stellte er erstaunt fest.
„Nur weil ich ein Mädchen bin, heißt das noch lange nicht, dass ich dumm bin und ich hab keine Lust mehr mich weiter mit dir zu unterhalten. Tschüss!“, verabschiedete ich mich von ihm und drehte mich um.
„Ne ne ne, du bleibst schön hier.“
Schnell packte er mich an meinem Handgelenk und zog mich an sich.
„Lass mich los!“, schnauzte ich ihn an und versuchte mich vom ihn weg zudrücken.
„Na na na, wer wird da denn launisch?“
„Ich bin nicht launisch, ich will nur nicht mit dir reden, geschweige denn, dass du mich anpackst!“, stellte ich klar.
„Das ist aber Schade“, meinte er und legte eine Hand auf meine Wange.
Was hatte der da vor? Doch nicht etwa…
Er näherte sich mir und schon lagen seine Lippen auf meine. Angewidert, denn ich wusste nicht wen er mit diesen Lippen schon geküsst hatte und was diese Frauen vielleicht hatten wehrte ich mich dagegen, doch ohne Erfolg.
Wie aus dem Nichts wurde Caleb von mir weg gerissen und ich wischte mir meinen Mund ab.
Ich fragte mich, wie lange ich mir die Zähne putzen musste, um diesen ekelhaften Geschmack von Caleb weg zubekommen.
„Pack sie noch einmal an, dann schwöre ich dir, bringe ich dich um!“, brüllte eine mir zu bekannte Stimme Caleb an.
Es konnte nur eine Person in Frage kommen, die mich vor Caleb retten könnte. Damon! Äh ich meinte Ian. Ach was wusste ich, wie er richtig hieß. Das konnte mir aber auch egal sein.
„Als ob du mir was anrichten könntest“, lachte Caleb und richtete sein Hemd wieder.
„Das werden wir ja sehen.“
„Dieses mal lass ich es dir durch gehen, doch ihr werdet mich wieder sehen und dann endet es nicht so gut für euch beiden“, drohte er Damon und mir, bevor er verschwand.
„Ist alles Ok mit dir?“, wollte Ian von mir wissen.
„Das kann dir doch egal sein“, fauchte ich ihn an.
„Nein, kann es mir nicht! Du bist für mich die wichtigste Person in meinem Leben, da kann es mir nicht egal sein!“
„Ach ja und gehörtes auch dazu, dass man die wichtigste Person in seinem Leben belügt?!“
„Rosalie, ich wollte dich nie belügen doch-“
„Damon, Ian oder wie auch immer du richtig heißt, ich will nicht deine Ausreden hören. Ich hab keine Lust belügt zu werden, also lass mich bitte in Ruhe“, redete ich ihm dazwischen.
„Ich hab dich nicht belogen. Mein wirklicher Name ist Damon. Ich schwöre.“
„Jaja, es interessiert mich eh nicht, also man sieht sich irgendwann mal“, sagte ich und wollte gerade losgehen, als er meine Hand packte.
„Rosalie, bitte geh nicht.“
Kurz sah ich ihn an.
„Wieso sollte ich?“
Er betrachtete den Boden, bevor er mich mit ernsten Blick ansah.
„Weil… wie soll ich es sagen? Bevor ich dich kennen gelernt habe, habe ich immer die Welt für grausam und kaltherzig gehalten, doch als ich dich dann kennen gelernt habe, hat sie sich schlagartig geändert. Dein Lächeln erhellt mir den Tag und ich konnte endlich an eine bessere Welt glauben. Wie du dich für andere einsetzt und immer wenn du dich über etwas aufregst, zauberte es mir immer ein Lächeln auf den Lippen, was keiner vor dir geschafft hat. Immer wenn du in meiner Nähe bist, weiß ich nie was ich sagen soll und mein Herz fängt immer schnell an zu schlagen, das ich Angst habe, das es stehen bleiben könnte, nur weil du mich ansiehst. Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber …“
Gestand er mir gerade seine Liebe?
„Komm auf dem Punkt“, forderte ich ihn auf.
Unsicher beugte er sich zu mir runter, doch hielt kurz inne, als er nur noch wenige Millimeter von meinem Gesicht entfernt war.
„Wenn du mich versuchst zu küssen, bring ich dich um.“
Sein Atem stockte und er sah mir tief in die Augen.
„Man Rosalie, bitte“, flüsterte mit brüchiger Stimme und sah in diesem Augenblick so verletzt und traurig aus, dass ich es nicht anders konnte und kaum merklich nickte.
Warte, sollte ich nicht die sein, die traurig und verletzt war? Gott, was machte dieser Typ mit mir?!
Er legte seine Hände auf meine Wangen und überbrückte die wenigen Millimeter die unsere Lippen voneinander trennten. Fordernd und mit all seiner Leidenschaft presste er seine weichen Lippen auf meine. Erst zögerte ich doch dann erwiderte ich seinen Kuss und legte meine Hände auf seine Brust. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus, als wenn in mir tausende Schmetterlinge wild herumflattern würden, was sich so unfassbar schön anfühlte.
Langsam löste wir uns voneinander und sahen uns nur stumm an.
„Ich glaube ich geh nach Haus“, flüsterte ich und drehte mich um.
„Du weißt doch gar nicht wo du wohnst.“
„Na und? Ich werde schon irgendwie und irgendwann nach Hause finden.“
„Nein, du kommst mit zu mir, solange bis du dich an alles erinnerst.“
Ich drehte mich wieder zu ihm um und sah ihn an.
Wieso sollte ich mit ihm mitgehen, er hatte mich schließlich angelogen, was mich irgendwie auch verletzt hatte. Ok, ich hatte ihn mich küssen lassen und hatte den Kuss sogar erwidert, doch ich ging ganz sicher nicht alleine mit ihm zu sich nach Hause.
„Nö, dann bleibe ich hier und warte solange, bis irgendjemand kommt und mich mitnimmt.“
„Bist du verrückt?! Was wäre wenn dieser Typ ein Vergewaltiger oder noch schlimmer ein Mörder wäre?“
„Ich bin schon groß genug um auf mich selber aufzupassen und wenn ich mit so einen Typ zu ihm nach Hause gehen würde, dann könnte ich mich selber verteidigen“, zuckte ich mit den Achseln.
„Das sehe ich wie du dich verteidigen kannst. Du gehst mit mir nach Hause, da bist du auch in Sicherheit“, verharrte er und nahm meine Hand.
„Und was wenn ich nicht will?!“
„Dann muss ich dich dazu zwingen.“
„Du kannst mich zu gar nichts zwingen.“ Ich entriss mich seinen Griff und funkelte ihn böse an.
„Dann werde ich dich eben verschleppen“, meinte er, packte mich an meine Hüfte und hob mich hoch.
„Damon! Lass mich runter!“, befahl ich ihm und blickte direkt in seine aschblauen Augen, die nur wenige Zentimeter von mir entfernt waren.
„Bring mich doch dazu“, grinste er und verringerte den Abstand zwischen unseren Gesichtern.
„Damon!“, brummte ich und legte meine Hände auf seine Schulter.
„Ok, ok, aber du kommst mit mir.“
„Nö.“
„Dann lass ich dich auch nicht runter.“
„Damon!“, quengelte ich.
Er setzte sich plötzlich in Bewegung und ich sah, wie sich das im Mondlicht schimmernde Meer immer mehr von mir entfernte.
„Damon! Du kannst mich doch nicht verschleppen!“
„Du siehst doch wie ich es kann und außerdem hab ich das schon mal gemacht“, lachte er schelmisch und blieb stehen.
„Ja schön, aber deswegen brauchst du das nicht noch mal machen“, seufzte ich.
„Außerdem verschleppe ich dich nicht, sondern lass dich gegen deinen Willen bei mir übernachten.“
„Wo ist da der unterschied?!“
„Naja, wenn ich dich entführen würde, müsste ich Lösegeld verlangen“, erklärte er und kramte aus der Hosentasche seine Autoschlüssel raus. Mit einem Klick öffnete sich sein Ferrari und öffnete die Beifahrertür. Danach setzte er mich auf den Beifahrersitz, schnalte mich an, schloss wieder die Tür und stieg auf der anderen Seite ein.
„Du machst es schon wieder und ich dumme Gans lass es auch noch zu“, ärgerte ich mich, was ihm zum Lachen brachte.
„Hör auf zu Lachen! Das ist nicht witzig!“, schnauzte ich ihn wütend an.
„Oh doch“, lachte er und startete den Motor.
„Ich kann immer noch aussteigen, wenn du nicht sofort aufhörst“, drohte ich ihm und legte meine Hand um den Türgriff.
„Ok, ok, ich hör ja schon auf“, meinte er und fuhr los.
Schweigend kamen wir bei seinem Wohnhaus an und betraten seine Wohnung.
Direkt ging ich ins Schlafzimmer und holte mir das Bettzeug und ging damit zur Couch.
„Wozu brauchst du das Bettzeug auf der Couch?“, wollte Damon wissen.
„Wozu braucht man wohl Bettzeug? Natürlich zum Schlafen“, antwortete ich ihm.
„Ja, aber warum auf der Couch?“
Ok, ich glaubte er ist einer der Sorte von den schnell Checker von der Firma ganz langsam.
„Vielleicht weil ich auf der Couch schlafen will“, erklärte ich ihm und kuschelte mich in die Decke ein.
„Und warum willst du auf der Couch schlafen?“, fragte er und nahm einen Schluck Wein aus seinem Glas.
„Weil ich ganz sicher nicht mit dir im einen Bett schlafen will.“
Er stellte das Glas ab und kam auf mich zu.
„Wieso das denn auf einmal? Vorher hat es dich noch nie gestört wenn wir ein Bett geteilt haben.“
„Schön, aber jetzt will ich es nicht mehr und Nacht“, grummelte ich und drehte mich auf die Seite, damit ich ihn nicht mehr ansehen musste.
„Rück mal“, forderte er mich auf, als er sich etwas ausbreiteten wollte.
„Nein“, brummte ich und schloss meine Augen.
„Ok, du hast es nicht anders gewollt“, sagte er und schob mich etwas zu Seite, damit er mehr Platz hatte.
„Hey, ich hab nein gesagt!“, krakeelte ich und richtete mich auf.
„Pech.“
„Ne, nicht Pech. Geh von der Couch runter, ich will schlafen!“, machte ich ihm gereizt klar und versuchte ihn von der Couch runterzuschieben.
„Doch Pech und ruhe jetzt, ich will in meiner Wohnung noch Fernseher sehen können.“
Mürrisch legte ich mich wieder zurück und zog die Decke bis zu mein Kinn hoch.
„Ich hoffe für dich, dass du in dein Bett schläfst.“
Ohne auf mich zu reagieren, sah er noch eine gefühlte Ewigkeit fern. Immer wieder drehte ich mich, doch ich konnte einfach nicht einschlafen.
„Damon kannst du nicht ins Bett gehen, ich will schlafen!“, knurrte ich und öffnete ein Auge.
„Nö“, grinste er.
„Damon“, quengelte ich.
„Na schön, dann gehe ich jetzt lieber ins Bett, bevor du mich noch anfällst oder irgendetwas anderes mit mir machst“, seufzte er und stand von der Couch auf.
„Nacht.“
Nach diesem Wort verschwand er in sein Schlafzimmer und es wurde still. Endlich fand ich meine Ruhe und ich gab mich dem Traumland hin.
I don't patronize, I realize, I'm losing and this is my real life, I'm half asleep
Schläfrig tastete ich nach den Lärmmacher und drückte blind auf irgendeine Taste.
„Ja?“
„Bist du es wirklich?“, fragte mich eine bekannte Stimme direkt.
„Wer ist denn da dran?“, wollte ich wissen und richtete mich ein so auf, das ich saß.
„Scarlett.“
In meinem Gehirn legte sich ein Schalter um und ich war hell wach.
„Ja ich bin es wirklich“, sagte ich. „Woher hast du meine Nummer?“
„Ehrlich gesagt. Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur, als ich heute morgen aufgewacht bin, das ich einen kleinen Zettel in der Hand hatte und da stand dein Namen und deine Nummer drauf“, erzählte sie mir.
„Ok…“
„Ja ich weiß, ich betrinke mich am laufenden Band, aber ich kann nichts dafür. Ein Typ nach den anderen spendiert mir ein Drink und du weißt ja, wie schlecht ich „Nein“ sagen kann“, rechtfertigte sie sich und seufzte.
„Ist schon Ok, ich mach dir ja keine Vorwürfe oder so, aber nächstes mal, sagst du auch mal „Nein.“
„Was ist mit dir passiert?! Sonst meckerst du mich an und redest so lange nicht mehr mit mir, bis ich es so sehr bereue, dass ich für einige Wochen kein Tropfen Alkohol anrühre. Ians Nähe verändert dich vielleicht“, stellte sie überrascht fest.
„Wenn du meinst“, verdrehte ich meine Augen, was sie zum Glück nicht sehen konnte, denn sonst dürfte ich mir was anhören.
Danach herrschte stille.
„Rosalie, kann es sein, das irgendetwas zwischen dir und Ian läuft?", unterbrach sie die Stille.
„Äh, wieso sollte etwas zwischen Damon und mir laufen?! Er ist doch mein bester Freund!“
„Oh mein Gott, du hast dich in ihn verliebt!“, kreischte sie und ich hielt das Handy von mein Ohr weg, damit mein Trommelfell nicht platzte.
„Nein, ich hab mich nicht in ihm verliebt! Er ist mein bester Freund, nicht mehr und auch nicht weniger. Und außerdem, wieso sollte ich mich in ihn verlieben? Er sieht zwar gut aus, aber er ist NICHT mein Typ“, rechtfertigte ich mich.
„Ich kann es nicht glauben. Meine beste Freundin hat sich in meinen besten Freund verliebt. Hätte ich doch lieber mit deiner Mutte-“, sie stockte Mitten im Satz.
„Was hättest du lieber mit meiner Mutter gemacht?“, fragte ich und stützte mich mit meiner freien Hand auf etwas weiches, warmen ab, was ganz sicher nicht die Couch war.
„Ist nicht so wichtig“, meinte sie und ich wusste, dass sie mir irgendetwas verschwieg.
Zögernd sah ich worauf ich meine Hand abgestützt hatte und schrie erschrocken auf.
„Was ist, Rosalie?“, wollte meine Gesprächspartnerin wissen und ich versuchte noch Halt an der Ecke der Couch zu finden, doch ich verfehlte sie und fiel auf den harten Boden.
„Was?“, schreckte ein verwirrter Damon aus dem Schlaf.
„Scarlett können wir noch ein anderes Mal telefonieren. Ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit Mister Ich-bin-ja-so-toll-und-mir-liegen-alle-Frauen-zu-Füßen reden“, sagte ich und legte dann auf.
„Was suchst du auf der Couch!?“, schrie ich ihn an. Noch halb am Schlafen stützte er sich auf seine Ellenbogen und kratzte sich am Hinterkopf.
„Musst du so laut sein? Ich war gerade so schön am Schlafen und dann kamst du und musstest losschreien“, beschwerte er sich.
„Selber schuld, wenn du die Frechheit hast dich einfach neben mich hinzulegen, wenn ich am schlafen bin!“
„Ich hab mich nicht einfach neben dich hingelegt!“
„Ach nicht?! Was hast du dann gemacht?!“
„Du hast auf einmal angefangen zu schreien und zu weinen, als du am Schlafen warst und dann hab ich nur nach dir gesehen, ob es dir gut ging, doch als ich wieder ins Bett gehen wollte, hieltst du mich fest und hast meinen Namen gemurmelt. Du hattest anscheinend einen Albtraum, weswegen ich mich neben dich hingelegt habe, aber ich weiß nicht wieso du meinen Namen gemurmelt hast. So angsteinflößend bin ich doch gar nicht“, erzählte er und legte die Decke beiseite. Mit geweiteten Augen starrte ich die nun unbedeckte Körperhälfte von ihm an.
Schnell versuchte ich meinen Blick von seinen kleinen Herkules, der aber eher groß als klein war und sah ihn ins Gesicht. Als er bemerkte, wie ich seinen kleinen Freund ansah, musste er verlegen Grinsen.
„Du hast nicht allen Ernstes so neben mir geschlafen?“, stieß ich entsetzt hervor.
„Was? So schlafe ich eigentlich, wenn ich alleine in meinem Bett schlafe.“
„Schön, aber du hast nicht in deinem Bett geschlafen und vor allem auch nicht alleine!“
„Kann ich wissen, dass du nachts schreist und mich dann festhältst, wenn ich wieder ins Bett gehen will!?“
„Nein, aber wenn ich bei dir schlafe, kannst du dir ja wenigstens was anziehen, so wie die letzten Tage.“
„Chill doch mal. Ich geh mir jetzt eine Boxershorts anziehen, in der Zeit kannst du ja machen was zu willst“, meinte er, stand von der Couch auf und ging in das Schlafzimmer.
„Wow, das war der erste vernünftige Satz, den ich je von dir gehört habe“, seufzte ich und setzte mich auf die Couch.
Ich sah an mir runter und bemerkte, dass ich noch das Kleid von gestern anhatte.
„Damon, beeil dich, ich muss mich noch duschen und anziehen gehen“, rief ich und schon öffnete sich die Tür.
„Jaja“, murrte er leicht gereizt.
Hastig eilte ich ins Schlafzimmer, nahm mir paar frische Sachen zum Anziehen und verschwand damit ins Badezimmer. Das Kleid zog ich schnell aus und stieg in die Dusche. Das warme Wasser rieselte sanft auf meinen Körper und ließ mich augenblicklich entspannen. Nichts ging über eine warme Dusche am Morgen.
Als ich fertig geduscht hatte, stieg ich aus der Dusche, nahm ein Handtuch und wickelte es mir um den Körper.
Plötzlich klopfte es an der Tür und ein verstörter Damon trat ein.
„Raus“, fuhr ich ihn direkt an, doch er ging nicht raus.
„Rosalie, es tut mir Leid“, sagte er nur und betrachtete den Boden. Stirnrunzelnd sah ich ihn an.
„Was tut dir Leid?“ Erst zögerte er, doch dann fing er an zureden.
„Dein Mutter….“
„Was ist mit ihr?“ Ich bekam ein ungutes Gefühl in der Magengrube.
„Sie… sie ist gestern Abend ins Krankenhaus eingeliefert wurden und erlag da ihren schweren Verletzungen“, berichtete er mir und in meinen Hals bildete sich ein Kloß.
Tränen kullerten meine Wange runter und der Kloß wurde immer größer.
Das konnte nicht wahr sein. Meine Mutter konnte noch nicht tot sein. Erinnerungen an ihr rauschten an meinem inneren Auge vorbei und mein Herz fühlte sich so unfassbar schwer an. Sie durfte einfach nicht tot sein.
„Es tut mir so unfassbar Leid“, flüsterte er und nahm mich in den Arm.
Unkontrolliert zitterte ich am ganzen Leib und konnte mich noch kaum auf den Beinen halten. Er schlang seine Arme fester um mich, damit ich nicht zusammen sackte und ich verbarg mein Gesicht an seine Brust. Ich fing an zu Schluchzen.
Meine Mutter und tot. Das passte nicht zusammen. Sie war eher das Gegenteil von tot. Ein lebensfroher Mensch, der jede Sekunde seines Leben auskostete.
„Sie… kann nicht… tot sein“, schluchzte ich und drückte mich fester an Damon.
„Es ist aber so. Irgendein kranker Typ ist in ihr Haus eingebrochen, hat sie halbtot geschlagen und ist dann einfach abgehauen. Leider wurde der Krankenwagen zu spät angerufen und sie ist dann an schweren inneren Blutungen im Krankenhaus gestorben.“
Ich hörte ihn zwar, verstand aber kein einziges Wort davon. Für mich brach eine Welt zusammen. Sie war die liebenswerteste Person die ich kannte. Ich konnte mich zwar nur einige Geschehnisse mit ihr erinnern, doch das reichte mir, um zu wissen, dass niemand ihr auch nur ein Haar krümmen konnte.
Plötzlich fing das Handy von Damon an zu klingeln. Schnell nahm er es aus der Hosentasche und sah auf den Display. Einige Sekunden verstrichen bis er seinen Blick von dem Display löste und mich ansah.
„Ist schon Ok“, sagte ich mit zittriger Stimme und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Er drehte sich um und verschwand ins Wohnzimmer.
Niedergeschlagen ging ich ins Bett, kuschelte mich in die Decke ein und schloss meine Augen. All das war gerade nicht passiert. Ich träumte gerade und gleich wachte ich auf und lag in meinem kuschligen Bett, zuhause bei meiner Mutter, redete ich mir ein. Plötzlich wurde ich von einer ungewollten Müdigkeit überwältig und schlief binnen Sekunden ein.
Langsam öffnete ich meine Augen und richtete mich auf. Direkt kam mir das Geschehende von gestern in den Sinn und heiße Tränen bahnten sich ihren Weg. Ich wischte mir die Tränen weg und stand vom Bett auf. Es war irgendwie zu still hier. Auf Zehenspitzen tapste ich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Kein Damon war zu sehen.
Komisch, wo war der denn? Suchend sah ich mich um und entdeckte einen Zettel auf der Theke.
Hallo Rosalie,
ich bin bei Lestat. Du sahst gerade so friedlich aus, als du am Schlafen warst, weswegen ich dich nicht wecken wollte und bin alleine dort hingefahren. So schnell ich kann, bin ich wieder da, solange musst du dich aber selber beschäftigen.
Damon
Na super. Wie bitteschön sollte ich mich hier alleine beschäftigen, abgesehen von fernsehen!? Hätte er wenigstens eine Spielkonsole wäre es nicht so langweilig, aber nein, er musste ja ausgerechnet der Typ von Mann sein, der keine Spielkonsole besaß.
Toll, was sollte ich jetzt machen? Warte! Ich hatte ja ein Handy…
Schnell suchte ich mein Handy und als ich es fand, was ich komisch fand, denn ich fand es in der Küche, zwischen den Tellern und wählte ich Scarletts Nummer.
Nach dem dritten Tut ging sich ran.
„Ja.“
„Hey Scarlett.“
„Rosalie, du bist es. Wie geht es dir?“, fragte sie.
„Es geht. Hast du Lust dich mit mir zu verabreden?“, lenkte ich vom Thema ab, denn ich hatte keine Lust darüber zu reden, wie es mir ging.
„Klar, wo und wann?“
„Ähm, vor Damons Wohnung. Jetzt.“
„Ok, ich mache mich auf den Weg. Wir sehen uns dann in zwanzig Minuten. Chau“, danach legte sie auf.
Ok, ich hatte zwanzig Minuten Zeit um mich fertig zu machen. Ich sah an mir runter und stellte fest, dass ich nackt war. Wieso war ich nackt?!
Stirnrunzelnd ging ich ins Schlafzimmer und zog mir eine graue verwaschene Röhrenjeans und ein weißes Top an. Mit ein paar Handgriffen richtete ich meine Frisur und betrachtete mich im Spiegel. Noch ein Handgriff hier und da und fertig war ich für das Treffen mit Scarlett.
Kurz drückte ich einen Knopf von meinem Handy, um die Uhrzeit herauszufinden und sah, dass ich mich sputen musste.
Hastig griff ich nach den weißen Chucks, zog sie mir an, während ich zur Wohnungstür rannte und verließ die Wohnung. Einige Augenblicke musste ich auf den Aufzug warten und stieg dort ein. Ungeduldig wartete ich, dass ich das Erdgeschoß erreichte und stürmte sofort aus dem Aufzug, als sich die Türen öffneten.
Scarlett stand schon mit einem weißen Cabrio vor dem Wohnhaus.
„Hallo Rosalie“, lächelte sie mich aufmunternd an und ich stieg ein.
„Hey.“
„Und wohin sollen wir hinfahren?“, fragte sie mich und fuhr los.
„Keine Ahnung. Ich wollte nur raus aus der Wohnung.“
Sie nickte nur und trat aufs Gaspedal.
Eine kurze Fahrt später blieben wir vor einem Café stehen. Gleichzeitig stiegen wir aus und gingen ins Café.
„Was machen wir hier?“
„Naja, ich dachte mir, du hast Hunger und hier kann ich gut mit dir reden“, erklärte sie mir.
„Ok und worüber willst du mit mir reden?“, wollte ich wissen und wir gingen zur Theke.
„Hallo, zwei Latte Macchiato bitte“, bestellte sie und lächelte den Typ hinter der Theke an.
„Kommt sofort“, grinste der Mitarbeiter und machte sich direkt an die Bestellung. Wenige Sekunden später kam er mit zwei Latte Macchiato zurück und stellte sie vor ihr ab.
„Nimm das schon mal, ich komme nach“, meinte sie und drückte mir die zwei Kaffees in die Hand. Irritiert drehte ich mich um und ging auf zwei freie Plätze zu. Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und stellte die beiden Latte Macchiatos auf den Tisch ab.
„Ist er nicht ein Traum von Mann“, seufzte Scarlett und setzte sich gegenüber von mir hin.
„Welcher Mann?“, wollte ich wissen und nippte am Kaffee.
„Na der Typ an der Kasse“, antwortete sie mir Augen verdrehend. Kurz drehte ich mich um und sah wie dieser „Traum von Mann“ rüber zu uns sah. Braune kurze Haare, grüne Augen, volle Lippen, markante Gesichtszüge. Ok, er sah gut aus, aber nicht mein Typ.
„Nicht mein Typ“, zuckte ich mit den Schultern.
„Rosalie, du weißt schon, dass das Taylor ist.“
Grübelnd sah ich sie an. Wer war Taylor? Ein Freund von ihr? Vielleicht sogar ihr Freund. „Wer ist Taylor?“
„Du erinnerst dich nicht mehr an Tay?!“
„Nein.“ Entschuldigend sah ich sie an.
„Kannst du dich an den Kindergarten erinnern?“, fragte sie mich.
„Kindergarten. Kindergarten. Kindergarten. Ne, da dämmert mir nichts.“
„Ok, mhm… macht es dir vielleicht klick bei Sandkastenfreund?“
„Um ehrlich zu sein. Nein.“
„Grr! Der ist dein Sandkastenfreund, der insgeheim in dich verliebt war, was du bist heute nicht wusstest. Oh scheiße, das sollte ich dir gar nicht sagen“, verplapperte sie sich. „Ok, vergiss das letzte. Taylor ist der, der nach dem Kindergarten nach New York gezogen ist mit seiner Mutter.“
Immer noch wusste ich nicht wen sie meinte.
„Tut mir Leid, aber ich weiß nicht wen du meinst.“
Sie seufzte und nahm einen großen Schlug aus dem Glas.
„Ist jetzt auch egal. Weißt du was ich eben erfahren habe?“
„Nein, aber du wirst es mir bestimmt jetzt sagen.“
„Mein Vater hat sich bei mir gemeldet...“, fing sie an und hielt kurz inne, „…durch ihm habe ich das mit deiner Mutter erfahren, aber was mich wundert ist, woher wusste er es, der war doch im Kanada. Ich hab ihn darauf angesprochen und er hat mir dann den Grund dazu erzählt.“
Einige Sekunden vergingen, doch sie machte keine Anstalten weiterzureden.
„Und was ist nun der Grund?“
„Das wirst du nie erraten“, grinste sie.
„Mein Vater ist der Bruder deiner Mutter“, gab sie preis und ich sah sie geschockt und überrascht zugleich an.
„Du verarscht mich doch gerade?“
„Nein, wirklich nicht, deine Mutter hatte einen Bruder und der ist mein Vater“, versicherte sie mir.
„Aber dessen Nachnamen sind ganz anders.“
„Das ist nur, weil deine Mutter ihren Namen geändert hat, aber den Grund hat mein Vater mir nicht erzählt. Er meinte die Zeit ist noch nicht reif dafür“, erzählte sie mir.
„Ok…“
„Freust du dich nicht, dass wir Verwandt sind?“, fragte sie und sah mich traurig an.
„Doch, doch, aber es ist so überraschend und was alles gerade passiert ist, macht mir irgendwie zu schaffen.“
„Ach so, ich verstehe dich. Naja dann warte ich bis du alles verarbeitet hast“, meinte sie und spielte mit dem Löffel.
And I'd give up forever to touch you. 'Cause I know that you feel me somehow. You're the closest to heaven that I'll ever be. And I don't want to go home right now
Irritiert sah mich Scarlett an.
„Was ist?“, interessierte es mich und ich kramte das Handy aus meiner Hosentasche.
„Es ist Damon“, meinte sie und ich sah auf den Display. Tatsache es war Damon.
„Ja?“
„Wo bist du Rosalie?“, erklang ein besorgter Damon.
„Ich bin in einem Café.“
„Wieso bist du in einem Café?!“, wollte er wissen und hörte sich ziemlich gereizt an.
„Darf ich keinen Kaffee mehr mit Scarlett trinken?!“
„Nicht jetzt. Wo bist du genau?“
„Woher soll ich es wissen, ich bin nicht gefahren“, antwortete ich ihm.
„Du musst doch wissen wo du gerade bist!“, schnauzte er mich an.
„Rosalie soll ich dich lieber wieder zurück fahren?“, mischte sich Scarlett ein. Anscheinend hatte sie mitbekommen, dass er so austickt. Stumm schüttelte ich den Kopf.
„Nein, weiß ich nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, das du mich finden wirst!“, meinte ich und legte auf.
„Bist du dir sicher, das ich dich nicht lieber zu ihm wieder fahren sollte?“
„Ne, brauchst du nicht“, versicherte ich ihr und trank einen Schluck von der heißen Flüssigkeit.
„Na gut, wenn du meinst“, seufzte sie und betrachtete ihr fast leeres Glas.
„Denkst du er wird mich finden?“ Fragend sah ich sie an und sie verzog ihr Gesicht nachdenklich.
„Glaube schon, der ist ja nicht von vorgestern.“
„Mhm… Wir werden es ja sehen“, murmelte ich.
Kurze Zeit vergingen, als die Tür des Cafés aufging und ein wütender Blondschopf eintrat.
„Rosalie Grace Adams, du kommst jetzt schon mit mir!“, sagte Damon stinkwütend.
„Und was wenn ich nicht will?“
Sein Blick wanderte zwischen Scarlett und mir hin und her.
„Dieses Spiel hatten wir schon mal. Komm jetzt einfach mit!“
„Rosalie, geh jetzt lieber mit ihm“, meinte nun auch meine beste Freundin.
Einen Moment lang betrachte ich sie und sah dann wieder Damon an.
„Na schön, aber dafür schuldest du mir etwas“, gab ich nach und stand auf. Bevor ich mit ihm ging, umarmte ich Scarlett noch zum Abschied und verließ dann das Geschäft.
„Und wohin fahren wir, wenn ich fragen darf?“
„Sei jetzt nicht so mies zu mir. Und außerdem weiß ich jetzt was genau mit deiner Mutter passiert ist.“
Überrascht sah ich ihn an und blieb stehen.
„Du weißt was mit ihr genau geschehen ist?“, fragte ich. Er drehte sich zu mir um, kam auf mich zu und packte mich an meinem Oberarm.
„Das kann ich dir jetzt nicht sagen. Nicht hier. Wir müssen aus der Stadt fahren, sonst passiert und genau das gleiche, wie mit deiner Mutter“, brummte er und zerrte mich zu seinen Wagen. Schnell öffnete er die Beifahrertür und ich stieg ein. Wenige Augenblicken später saß er auf den Fahrersitz und fuhr los.
„Es war kein Einbrecher der deine Mutter ermordet hat, es war… Caleb“, erzählte er mir.
Mein Atem stockte und ich konnte kaum glauben, was er gerade gesagt hatte, doch dann fielen mir Calebs Worte von Letztens ein: „Nein, ich würde jeden der dir wichtig ist qualvollerweise umbringen.“
Scheiße! Er meinte das wirklich ernst!
„Oh mein Gott, hätte ich es nur ernst genommen“, flüsterte ich und war den Tränen nahe.
„Was Ernst genommen?“
„Naja, Caleb hat letztens gesagt, bevor du ihn von mir gerissen hattest, dass wenn ich ihn nicht heirate, er jeden der mir wichtig ist, qualvoll tötet.“
Er sah kurz von der Straße und betrachtete mich mitfühlend.
„Es ist nicht deine Schuld. Du konntest es ja nicht ahnen, dass er es ernst meinte“, versuchte er mich zu trösten.
„Nein, alles ist nur meine Schuld, hätte ich einfach nur auf ihn gehört, dann wäre meine Mutter jetzt noch am Leben!“ Tränen kullerten meine Wange herunter.
„Rosalie, Caleb ist ein gestörter Mensch. Er hätte sie bestimmt auch umgebracht, auch wenn du ihn heiraten würdest. Er würde alles darum tun, damit du dich an ihn klammerst und nicht mehr von ihm los kommst.“
„Woher willst du das wissen?“
„Hallo?! Ich kannte ihn vielleicht auch und habe ihn nicht durch eine rosarote Brille gesehen!“
„Na und? Bei dir gab es auch eine Zeit, wo du durch die rosarote Brille gesehen hast“, verteidigte ich mich und machte beleidigt einen Schmollmund. Kurz warf er mir einen Blick zu, der alles sagte.
„Nein, habe ich nicht“, meinte er trocken.
„Aber du musst dich doch irgendwann mal verliebt haben?!“, fragte ich geschockt.
„Wieso? Wenn ich mal ein Mädchen traf, das mir gefiel, empfand ich irgendwie nie mehr als Freundschaft, aber… ich glaube..“, er ließ den Satz offen.
„Aber du glaubst?“
Mit einer beifälligen Handbewegung wank er ab und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
„Also gibt es ein Mädchen, das du liebst…“, schlussfolgerte ich.
Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. „Ich weiß nicht ob man das Liebe nennen kann.“
„Ah ok, kenn ich sie?“ Irgendwie weckte es in mir Neugier, aber es versetzte mir auch zugleich einen Stich ins Herz. Wieder verzog er sein Gesicht.
„Das heißt wohl nein. Ist sie hübsch?“ Auch wenn ich es nicht wollte, aber man konnte deutlich aus meiner Stimme Eifersucht und Traurigkeit raushören.
„Sie ist das wunderschönste Wesen, was ich je gesehen habe. Ihr Antlitz gleicht den eines Engels“, sagte er und es versetzte mir erneut einen Stich Mitten ins Herz.
„Weißt du ob sie auch das gleiche empfindet?“
„Ehrlich gesagt. Ich weiß es nicht, manchmal scheint es so, doch im nächsten Moment habe ich das Gefühl, das sie mich hasst.“
Stumm nickte ich nur und sah traurig auf meine ineinander verschränkte Hände.
Obwohl ich dieses Mädchen nicht kannte, war ich eifersüchtig auf sie. Warum war ich eifersüchtig? Ich wollte doch nichts von ihm! Oder vielleicht doch?
Zögernd hob ich meinen Kopf und sah in seine Richtung. Sein Blick war auf die Straße fixiert und er tastet blind nach dem Einschalter von dem Radio. Als er ihn nach einer langer Sucherei gefunden hatte, drückte er auf den Knopf und der Klang von Musik erfüllte das Auto.
„Oh, can’t you see. You belong to me. How my poor heart aches. With every step you take”, sang Damon mit seiner faszinierende Stimme lautstark mit.
„Das Lied schafft es auch immer wieder, das ich mitsinge“, lachte er, als das Lied zu Ende war.
„Ich merks“, murmelte ich und sah aus dem Fenster.
„Was los?“, interessierte es ihm und er musterte mich beunruhigt.
„Nichts.“
„Doch, mit dir ist doch irgendetwas“, beharrte er.
„Mit mir ist nichts“, versicherte ich ihm.
Konnte er nicht so sein, wie die nicht gerade emotional Intelligente? Nicht zu checken, wenn es einen schlecht ging und noch nicht mal bemerkt, wenn er einen zu tiefst verletzt hatte.
„Ich merke doch, dass mit dir etwas nicht stimmt. Du kannst mir ruhig alles erzählen.“
„Es ist wirklich nichts, nur ich finde gerade passiert so viel auf einmal und ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll.“
Er nickte nur und der Wagen blieb am Straßenrand stehen.
„Komm mal her“, forderte er mich auf und breitete seine Arme, um mich in den Arm zunehmen. Erst zögerte ich, doch dann beugte ich mich nach vorne und schlang meine Arme um seinen Oberkörper. Sofort legten sich seine Arme um meinen Körper und zog mich näher an sich.
Unwillkürlich zog ich seinen verführerischen Duft ein und es vernebelte mir den Verstand. In seinen starken Armen fühlte ich mich so geborgen, dass ich die Welt um mich vergessen könnte. Ich schloss meine Augen und horchte seinen Herzschlag zu. Überraschenderweise war er schnell.
War er etwa nervös? Wegen mir? Ach ne. Wieso sollte er auch? Er war in ein anderes Mädchen verliebt und ich war ja seine beste Freundin, wieso sollte er also nervös sein? Er müsste ja dran gewöhnt sein, mich in den Arm zunehmen.
„Alles kann nur noch besser werden“, flüsterte er in mein Haar hinein und drückte mir einen sanften Kuss aufs Haar.
„Hoffe ich.“
„Keine Sorge, es ist so.“
Eine Weile verging und Damon löste sich langsam von mir. Ich beugte mich wieder zurück und fuhr mit der einen Hand durch meine Haare.
„Wir müssen noch so ungefähr zweihundert bis dreihundert Meilen fahren“, schmunzelte er und gab Gas.
„Was?! Wieso so viel?!“
„Naja, wir müssen die Stadt verlassen und irgendwo untertauchen und dadurch dass wir ein kleines Quartier in New Almaden haben, tauchen wir dort unter. Keiner wird uns finden und wir können erst mal dort alles in Ruhe verarbeiten“, erklärte er mir.
„Na supi und was soll ich jetzt die nächsten Stunden machen?“, seufzte ich.
„Ach so lange dauert es nicht“, grinste er und beschleunigte auf zweihundert. Ruckartig wurde ich in die Rückenlehne gedrückt und krallte mich in die Lederarmlehnen. Na, das wird eine tolle Fahrt, ging es mir durch den Kopf.
Nach einer dreistündigen Achterbahnfahrt kamen wir endlich bei dem Quartier an. Der Motor verstummte vor einem kleinen, alten, aber süßen Haus.
„Wir sind da“, lachte Damon und stieg aus. Ich tat ihm es gleich und betrachtete das Haus genauer. Das kleine Häuschen entsprach meiner Vorstellung von meinem Traumhaus. Es war nicht zu groß, aber auch nicht zu klein und war an den Seiten mit Efeu bewachsen.
„Das ist aber putzig.“ Kichernd lief ich zur Haustür.
Ungeduldig wartete ich, bis Damon endlich bei mir ankam und die Tür öffnete. Sobald die Tür offen war, stürmte ich rein und sah mich um. Direkt wenn man rein kam, links, war das Wohnzimmer und rechts, die Küche. Wenn man die Treppe hochging waren ein Badezimmer und Schlafzimmer.
„Wow“, staunte ich und ließ mich auf die süß klein und gemütlich aussehende Couch fallen.
„Findest du? Ich finde es zu klein“, er verzog skeptisch sein Gesicht und setzte sich neben mich.
„Also ich finde das Haus perfekt.“
„Wenn du willst kannst du duschen gehen. Duschzeug ist schon oben im Bad. Handtücher müssten im Regal neben der Tür sein.“
Eine Dusche würde mir jetzt richtig gut tun, dachte ich und stand von der Couch wieder auf.
Ich brachte nur ein „Ok“ raus, bevor ich die Treppe hochging, ins Bad.
Schnell entledigte ich mich meiner Kleidung und stieg in die Dusche. Vorsichtig drehte ich den Wasserhahn auf und wartete bis das Wasser die richtige Temperatur hatte. Als es die erreicht hatte, ließ ich es über meinen Körper rieseln und musste augenblicklich schaudern.
Nachdem ich fertig war, stieg ich wieder aus der Dusche, nahm mir ein Handtuch aus dem Regal und wickelte es um meinen Körper.
Erst jetzt fiel mir auf, das ich keine frischen Klamotten mitgenommen hatte und ging runter ins Wohnzimmer.
„Du, weißt du wo ich hier frische Kleidung finden kann?“
Er schaute aus der Zeitschrift, die er in der zwischen Zeit las, als ich duschen ging auf und musste automatisch bei meinen Anblick schelmisch grinsen.
„Äh… ja, warte ich zeige es dir“, grinste er und führte mich ins Schlafzimmer. Er öffnete den altmodische Kleiderschrank und sah rein.
„Hier“, meinte er, als er etwas aus dem Schrank kramte und mir einfach in die Hand drückte.
„Äh, danke“, brachte ich nur raus und starrte die Kleidungsteile in meiner Hand an.
„Nichts zu danken“, lächelte er und ging wieder runter.
Ich zog als erstes die Unterwäsche an und betrachtete dann das kurze Minikleid an, was er mir gegeben hatte. Gab es kein anderes Kleid, das vielleicht länger war? Oder musste ich als Schlampe rumlaufen? Für einen Augenblick spielte ich mit den Gedanke, ob ich eine gute Schlampe wäre, den ich aber gleich wieder beiseite schob und im Kleiderschrank nachsah, ob es vielleicht noch andere, längere Kleider gab.
Nichts. Rein gar nichts, gabs da, was länger war, als das was ich immer noch in der Hand hielt. Wiederwillig zog ich das Kleid an und betrachte mich damit im Spiegel. Das weiße Kleid ging mir gerade unter meinem Hintern und war trägerlos und enganliegen. Irgendwie kam ich mir wie eine Presswurst darin vor.
Zögernd begab ich mich zu Damon und setzte mich stumm neben ihn hin.
„Stimmt irgendetwas nicht?“, schmunzelte er und musste sich ein Grinsen verkneifen.
„Als ob du es nicht wüsstest. Dieses verdammte Kleid ist viel zu kurz und es gibt kein längeres!“, schnauzte ich ihn an und verschränkte die Arme vor meine Brust.
„Wieso, es ist doch perfekt“, kicherte er und sah von seiner Zeitschrift hoch.
„Ja, perfekt für eine Schlampe, aber nicht für mich!“
„Ach du bist keine Schlampe?“, scherzte er und kassierte dafür einen Schlag von mir.
„Ich bin nicht eine von deinen Tussen!“, zischte ich und zeigte ihn meine kalte Schulter.
„Ach komm schon Rosalie. Das war doch nur ein Scherz. Ich meine es doch nicht ernst.“
„Geh doch zu deine Tusse, die kann es bestimmt kaum erwarten mit dir ins Bett zu hüpfen.“, sagte ich und versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen, doch es hörte sich eher eifersüchtig an.
„Ist da jemand eifersüchtig?“
„Nö, nur ich hab keine Lust auf deine Anwesenheit.“
„Rosalie, komm schon, ich weiß ganz genau, das du nicht willst, das ich verschwinde“, drang es an mein Ohr und ich musste schaudern. Mein Herz fing wild an zu Schlagen und ich zuckte erschrocken zusammen.
„Damon, könntest du mal eine kleines Stück näher kommen“, bat ich ihn. Grinsend kam er meinem Gefallen nach und ich verpasste ihn einen Schlag mitten ins Gesicht.
„Aua, wofür war der denn?“, wollte er wissen und rieb sich seine Nase.
„Naja, du gehst mir auf den Keks und da fällt mir ein, das ich gerade Hunger auf einen Keks bekommen habe“, sagte ich und drehte mich zu ihm um.
Aus irgendeinem Grund, den ich nicht kannte grinste er mich auf eine Weise an, wo irgendetwas dahinter steckte.
Oh oh, das bedeutet nichts gutes, schoss es mir durch den Kopf.
Langsam kam er mir immer näher und näher bis ich mich an der Lehne von der Couch presste und er nur wenige Zentimeter von mir entfernt war.
„Mal gucken, ob du mir widerstehen kannst“, hauchte er und überbrückte die letzten Zentimeter, die seine Lippen von meinen trennten.
Mein Herz pochte rasend schnell gegen meinem Brustkorb und ich hatte Angst, dass es jeden Augenblick, wegen Überbelastung stehen bleiben würde.
Wie Kaschmire schmiegten sich seine Lippen an meine und verschmolzen zu eins. Fordernd umschlang er mit seinen Arm meine Taille und zog mich noch näher an sich, damit so wenig Freiraum wie möglichst zwischen uns war. Seine Nähe, seine Wärme, seine Lippen, all das vernebelte mir meinen Sinne und ich hörte wie mein Gehirn nur noch „Auf Wiedersehen“ sagte, bevor es seinen Geist aufgab.
Na super, jetzt war ich mit diesen perversen Lustmolch alleine.
Alleingelassen und ihm hilflos schlang ich meine Arme um seinen Hals und gab mich ihm völlig hin. Als er es merkte fing er an meinen Lippen an zu Lächeln und liebkoste meine Mund leidenschaftlicher.
Wie konnte er mich so leidenschaftlich küssen, wenn er mich nicht liebte? Und wie konnte es sich so richtig anfühlen, wenn es falsch war und mir nicht galt? Diese Gedanken fühlten sich wie ein Messer an, das sich immer wieder in mein Herz rammte und dann wieder rausgezogen wurde, nur damit es wieder in mein Herz gerammt werden konnte.
Verletzt stieß ich ihn von mir weg und stand von der Couch auf. Eine einzelne Träne lief an meine Wange herunter, die ich schnell wegwischte.
„Was ist los?“, fragte er und legte seine Stirn in Falten.
„Nichts, nur ich fühle mich ein bisschen müde. Ich glaube ich gehe lieber schlafen“, log ich und machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer, als plötzlich Damon mein Handgelenk ergriff.
Kühl drehte ich mich um und betrachtete ihn ausdruckslos.
„Hab ich dich verletzt?!“ Besorgt schaute er mich an und zog mich näher an sich.
„Wieso solltest du mich verletzten? Außerdem kann mich niemand verletzten, denn erst bräuchte er etwas was ich nie hergeben werde. Und zwar mein Herz“, meinte ich, entriss mich seinen Griff und verließ das Wohnzimmer. Oben angekommen legte ich mich ins Bett und kuschelte mich in die weiche Decke ein.
Eine Mütze schlaf würde mir jetzt bestimmt gut tun, dachte ich und schlief wenige Augenblicke später ein.
Von einem gleichmäßigen, warmen Atem, der meinen Nacken umspielte wurde ich aus meinen traumlosen Schlaf gerissen. Schlaftrunken hob ich leicht meinen Kopf und sah mich mit halbgeöffneten Augenlidern um. Außer die Umrisse von den Möbeln konnte ich nicht erkennen und schloss wieder die Augen.
Augenblicklich musste ich schaudern, als ich wieder den warmen Atem in meinen Nacken spürte. Ich wollte mich aufrichten, um nachzusehen, wer mich geweckt hatte, wurde aber von irgendetwas gehindert. Zögernd blickte ich an mir runter und entdeckte einen Arm, der um meinen Bauch geschlungen war.
Unwillkürlich zauberte es mir ein Lächeln auf die Lippen, doch es verschwand sofort, bei den Gedanken dass er in eine andere verliebt war.
Vorsichtig schob ich seine Hand beiseite und stand vom Bett auf. Auf Zehnspitzen schlich ich die Treppe runter, in die Küche.
Obwohl das Haus von außen etwas altmodisch aussah, war innen alles modern eingerichtet. Ich nahm die Milch aus dem Kühlschrank und goss mir die in eine Tasse, die ich zuvor aus einem Hängeschrank geholt hatte. Noch immer halb am Schlafen setzte ich mich an den kleinen Tisch, der in einer Ecke stand und nahm einen Schluck von der kalten Milch.
Die kühle Flüssigkeit floss meine Kehle runter und machte mich erst richtig wach.
„Morgen“, murmelte ein verpeilter Damon und kratzte sich am Hinterkopf.
Erschrocken drehte ich mich zu ihm um und fing an zu Lachen. Es sah einfach zu komisch aus, wie all seine Haare in jede denkbare Richtung abstanden.
„Was ist so witzig, das du am frühen Morgen schon lachst?“, wollte er wissen und setzte sich gegenüber von mir hin.
„Morgen und hast du schon heute in den Spiegel gesehen“, kicherte ich.
„Ne, wieso?“
„Naja, ich glaube die Igelfrisur ist schon seit langem out.“
Stirnrunzelnd sah er mich an. „Igelfrisur?“
„Ja Igelfrisur“, lachte ich.
„Och nö, nicht schon wieder“, meinte er, als er verstanden hatte, was ich meinte.
Seine Ellenbogen stützte er auf den Tisch an und beugte sich nach vorne.
„Steht mir das denn wenigstens?“, grinste er.
„Mhm, du sieht damit zum Anbeißen aus“, scherzte ich.
„Du aber auch“, zwinkerte er mir zu und in meinem Gesicht bildete sich ein dickes Fragezeichen.
„Wie meinst du das?“
„Hast du heute schon mal an dir runter gesehen?“
Ich sah an mir runter und bemerkte, dass das enge, trägerlose Kleid sich während ich geschlafen hatte, bis zu meinen Bauchnabel runtergerutscht war und ich nur Obenrum einen BH an hatte. Reflexartig schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper und spürte, wie meine Wangen von einer Röte verziert wurden.
„Ah, das ist ja voll peinlich“, kreischte ich, sprang vom Stuhl auf und rannte die Treppe hoch.
Ich riss den Kleiderschrank auf und suchte etwas, was mir nicht runterrutschen konnte.
Trägerlos. Zu kurz. Viel zu kurz. Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte die weiße Decke an.
Es musste doch etwas körperbedeckendes geben, als diese Minikleider! Warte, Damon brauchte ja auch Sachen zum anziehen…
Schnell rappelte ich mich auf, griff nach einem T-Shirt und einer Hose und warf das Kleid auf dem Boden. Auch wenn die Sachen von ihm mir viel zu groß waren, waren die immer noch besser als die Minikleider.
Als ich das T-Shirt und die Hose anhatte, ging ich wieder runter.
„Hast du Hunger?“, rief Damon, von der Küche aus und ich sah ihn irritiert an.
„Ich stehe hier, da brauchst du nicht schreien.“
Überrascht drehte er sich um und ich hatte einen hervorragenden Blick auf seinen nackten Oberkörper.
Das Mädchen hatte glück, in die er verliebt war, schoss es mir durch den Kopf und ich fühlte mich in den Moment so unfassbar traurig.
Abrupt drehte ich mich um und ging ins Wohnzimmer.
Was war nur los mit mir?! Wieso machte es mich so traurig, dass er eine andere liebte, fragte ich mich. Es war ja nicht so, dass ich… Oh mein Gott, ich war doch nicht in ihn verliebt?!
Das konnte ich nicht glaube. Ich Rosalie… äh, wie hieß ich mit Nachnamen? Ach egal. Ich Rosalie konnte nie im Leben in Damon wie-auch-immer-er-mit-Nachnamen-hieß verliebt sein!
Das war doch absurd! Er war mein bester Freund! Vielleicht verwechslte ich Freundschaft mit verliebt sein.
„Rosalie, irgendetwas stimmt doch nicht mit dir, seit der Autofahrt“, kam Damon ins Wohnzimmer rein.
„Wieso sollte irgendetwas nicht mit mir stimmen? Mir geht es gut.“
Skeptisch betrachtete er mich. „Ich merke es, deswegen gehst du mir auch aus den Weg. Nur dummerweise ist dieses Haus nicht groß genug, dass wir uns aus dem Weg gehen können. Man Rosalie, du weißt ganz genau, das du alles, wirklich ALLES mir erzählen kannst.“
Ach Damon, was ich dir nur sagen wollte war, das ich vielleicht in die verliebt war, aber ich hoffe das ändert nichts an unsere Freundschaft. Klar, als ob ich ihn das sagen würde.
Wartend auf meine Antwort, sah er mich an, doch ich zuckte nur mit den Achseln.
„Was hab ich gemacht, das du so zu mir bist?“
„Nichts.“
Er kam auf mich zu und sah mir tief in die Augen. Es kam mir so vor, als wenn er mir direkt in die Seele sehen würde und ich wandte schnell meinen Blick von ihm ab. Ich ertrug es nicht, wenn er mich so ansah.
„Irgendetwas verschweigst du mir doch“, verharrte er.
„Was sollte ich dir denn verschweigen?“
„Vielleicht das du in mich verliebt bist“, grinste er und ich fühlte mich ertappt.
„Wieso sollte ich ausgerechnet in dich verliebt sein?! Ich würde mich eher in einen Affen verlieben, als mich in dich zu verlieben“, sagte ich und konnte mich schon im nächsten Moment dafür Ohrfeigen.
„Autsch, das kratzt an meinem riesen Ego“, meinte Damon und wirkte verletzt.
„Tja, kommt davon, wenn man dumme Vermutungen ausspricht.“ Ich streckte ihm die Zunge entgegen und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Das war keine dumme Vermutung.“
„Wenn du meinst.“ Augen verdrehend ging ich an ihm vorbei. Urplötzlich hob er mich hoch und warf mich im nächsten Moment auf die Couch.
„Ey, was soll das?!“, schnauzte ich ihn an und wollte wieder aufstehen, doch er drückte mich in die Couch zurück.
„Ich lass dich nicht so eher gehen, bis du mir sagst, wieso du so bist“, brummte er.
Darauf konnte er lange warten. Ich wendete meinen Blick von ihm ab und starrte den Fernseher an.
„Rosalie, ich kann warten und wenn du es mir nicht freiwillig sagen willst, muss ich es dir wohl oder übel aus dir rauskitzeln“, drohte er mir.
„Mach doch. Ich hab dir nichts zu sagen und wenn würde ich es dir eh nicht sagen.“
„Ok, du hast es nicht anders gewollt“, meinte er, bevor er anfing mich zu kitzeln.
Lachend krümmte und streckte ich mich unter ihm und konnte gar nicht aufhören zu Lachen.
„Damon hahaha… hör au-hahaha… auf mich zu… hahaha kitzeln“, lachte ich.
„Nicht eher bis du es mir sagst.“ Er war felsenfest entschlossen, mich so lange zu kitzeln, bis ich es ihn sagte. Ich sah es in seinen Augen.
„Ok, ok, ich sag es dir“, gab ich nach und er hörte auf mich zu kitzeln.
„Also…“, fing ich an und wandte wieder meinen Blick von ihm ab. „Vielleicht, wirklich nur VIELLEICHT hab ich mich…“, ich ließ den Satz offen.
„Vielleicht hast du was?“, wollte er wissen.
„In dich verliebt“, vollendete ich den Satz, aber sagte es so leise, das ich es fast selber nicht gehört hätte.
Ein breites, euphorisches Grinsen breitete sich auf Damons Gesicht aus.
Hatte der es etwa gehört?! Dabei hatte ich es so leise ich konnte gesagt!
„Ich wusste es.“
Mein Gesicht nahm die Farbe einer Tomate an und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken! Couch, warum konntest du nicht aus Treibsand bestehen und mich verschlucken?!
„Ich wusste es. Ich wusste es. Ich wusste es.“
„Ok, ich glaube, es jetzt hat das jeder von uns verstanden und da ich es dir jetzt gesagt habe, kann ich ja gehen.“ Unsanft schubste ich ihn von mir runter und versuchte so schnell wie möglich von ihm zu verschwinden. Um so weiter weg ich von ihn war, umso besser war es für mich.
Gerade als ich die Treppe erreicht hatte, packte er mich an meine Hand und zog mich zu sich. Erschrocken prallte ich gegen seine Brust und wurde dann fest von seinen starken Armen umklammert.
„Lass mich los!“, befahl ich ihm.
„Nein.“
„Wieso nicht?“
Ich wollte nur noch weg von ihm, denn nun wusste er über meine Gefühle über ihn Bescheid. Was war, wenn er sie nicht erwiderte? Das würde mich doch nur verletzen und das wollte ich nicht. Ich glaubte keiner wollte so etwas.
„Du gestehst mir deine Liebe und willst mir danach aus den Weg gehen?“
„Äh… ja.“
Verständnislos sah er mich an.
„Du bist echt dumm.“
„Hä, wieso bin ich jetzt dumm?“
„Du hast es immer noch nicht kapiert, oder?“
„Was soll ich nicht kapiert haben?“
„Ich frag mich, wie du es die ganze Zeit nicht bemerkt haben kannst“, lachte er kehlig.
Ok, jetzt verstand ich gar nichts mehr.
„Was soll ich nicht bemerkt haben?!“
„Das du dieses Mädchen bist, dass mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, nur wenn ich an sie denke. Du bist dieses Mädchen, das mir den Verstand raubt, nur weil sie in meiner Nähe ist. Du bist dieses Mädchen, das mir den Tag versüßt, nur wenn ich sie höre. Du bist dieses Mädchen, das ich so sehr vermisse, nur wenn sie mal für einen Augenblick weg muss, dass ich das Gefühl habe zu sterben. Du bist dieses Mädchen, das so wunderschön ist, das ihr Antlitz eines Engels gleicht.“
Ich konnte meinen Ohren kaum glauben. Ich war dieses Mädchen! Mein Herz machte vor Freude einen riesen Sprung.
Irgendwie kam ich mir gerade voll dämlich vor, das ich es nie bemerkt hatte.
In meinen Bauch tobte ein Chaos aus Gefühlen und ich blickte zögernd zu ihm hoch.
„Verstehst du jetzt, wie ich fühle?“, lächelte er und strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Stumm nickte ich nur, denn mir fehlte einfach die Stimme, um etwas zu sagen.
Einen Augenblick überlegte ich, bevor ich mich auf die Zehnspitzen stellte und ihn küssen wollte. Millimeter trennten unsere Lippen voneinander, als es an der verdammten Tür klingelte. Ärgerlich seufzte er, doch er ließ sich nicht beirren und überwand die wenigen Millimeter die uns voneinander trennten und gab mir einen ersehnten Kuss.
die nervige Klingel ertönte erneut. „Macht doch jemand mal die Tür auf! Ich weiß ganz genau, dass ihr hier seit!“, beschwerte sich eine lautstarke helle Stimme.
Ich ließ von ihm ab und ging zu Tür. Einen Augenblick verweilte ich, bevor ich die Tür öffnete.
„Wurde aber auch mal Zeit, das- Was hast du da an, Rosalie?!“, begrüßte mich meine beste Freundin recht freundlich und zog eine Augenbraue hoch. Stirnrunzelnd sah ich an mir runter. Was meinte sie damit?
Ach ja, ich hatte ja noch die Kleidung von Damon an. Mit einer abwinkenden Bewegung machte ich ihr klar, das es zu lange dauern würde, es ihr zu erklären.
„Scarlett, was suchst du denn hier? Woher weißt du wo wir sind?“, wollte ich wissen und machte ihr Platz, damit sie reinkommen konnte.
„Ähm, vielleicht weil ich deine aller beste Freundin bin und weiß wo du bist, egal ob du es mir sagst oder nicht.“
Als sie den halbnackten Damon sah, wanderte ihr Blick zwischen ihm und mir hin und her und auf ihren Lippen breitete sich ein breites zufriedenes Lächeln aus.
„Ich wusste es“, sagte sie euphorisch und fiel mir um den Hals.
Damon und ich warfen uns einen Blick zu.
„Ich wusste dass ihr zusammen kommt. Ich wusste es!“, quiekte sie überglücklich.
Wie kam sie darauf, dass ich und er zusammen waren? Ok, wir hatten uns unsere Liebe gestanden, aber deswegen musste man nicht direkt zusammen kommen, doch was mich am meisten Fragte war, woher wollte sie wissen, das etwas zwischen ihm und mir war?
„Ich glaube es wäre besser, wenn ich mich mal anziehen gehe“, meinte er und verschwand die Treppe hoch. Gemeinsam mit ihr ging ich ins Wohnzimmer.
„Und wie war es?“, fragte sie mich, als er außer Hörweite war.
„Wie war was?“
„Naja, wie war der Sex mit ihm?“
„ÄH…!“
„Du hast noch nicht mit ihm geschlafen, oder?“ Ihre Freude war wie weggeblasen.
„Nein.“
„Och Rosalie, irgendwann musst du dich doch mal flachlegen lassen. Ich sag dir, danach wirst du dich fragen, wie du nur ohne Sex siebzehn Jahre lang auskommen konntest“, seufzte sie und ließ sich auf die Couch fallen.
„Was soll das heißen?!“, interessierte es mich und ich setzte mich neben sie.
„Naja, irgendwann muss du doch mal ein Ende machen mit deiner Jungfräulichkeit.“
Mit weit geweiteten Augen sah ich sie an. Nie im Leben konnte ich noch Jungfrau sein!
„Ich bin noch Jungfrau?!“
„Ja, du wolltest dich doch bis zur Hochzeitsnacht aufbewahren.“
„Echt? Und hattest du schon?“
„Rosalie, was denkst du von mir?! Natürlich hatte ich schon mal. Mit meinen achtzehn Lebensjahren wäre es doch eine Blamage, wenn ich noch Jungfrau wäre, aber bei dir ist es etwas anderes, oder eher gesagt war es was anderes. Du bist siebzehn und verlobt, da ist es nicht so schlimm.“
„Ah ja…“
„Zum Glück hast du ja Damon. Da dauert es bestimmt nicht lange, bist du… naja deine Jungfräulichkeit verlierst“, grinste sie.
„Und worüber redet ihr so?“, tauchte Damon auf.
Gleichzeitig fuhren Scarlett und ich zu ihm herum. Er hatte das doch nicht etwa gehört, was sie eben gesagt hatte?
„Ach nur, das du sie bald flachlegen wirst“, zuckte Scarlett mit ihren Schulter. Geschockt und entsetzt zugleich sah ich sie an. Das hatte die gerade doch nicht ernsthaft gesagt!?
Nachdem Gesichtsausdruck von ihm, hatte sie es gerade wirklich gesagt.
„Scarlett sei nicht so neugierig! Geh lieber in einen Club und lass dir von den Typen dort ein paar Drinks ausgeben .“
„Genau!“
„Regt euch doch nicht so auf. Rosalie wird es mir eh erzählen, wie es war und ich schwöre dir, wenn du sie verletzt oder enttäuscht, dann ist dein bestes Stück Geschichte!“, drohte sie ihm und er schluckte erst mal.
„Wieso bist du gekommen Scarlett?“, lenkte ich vom Thema ab und war erleichtert, als sie darauf ansprang.
„Eigentlich wollte ich dir etwas sagen, aber ich glaube du musst mir auch mal was erklären. Seit ihr zusammen, oder habt ihr euch nur eure Liebe gestanden und seit zu schüchtern den nächsten Schritt zu gehen?“
Ok, das war unheimlich. Woher wusste sie so etwas? Hat sie irgendwo bei mir eine mini Kamera angebracht und hört und sah alles mit?
„Wir wollten es eigentlich gerade klären, aber da kam leider eine gewisse Person und hat uns gestört“, ärgerte sich Damon und ließ sich neben mir nieder.
„Oh… Mist! Ach egal, könnt ihr gleich noch regeln, aber jetzt muss ich dir sagen, warum ich überhaupt hergekommen bin.“
Stille trat ein.
„Und das wäre…?“, forderte ich sie auf und es erinnerte mich irgendwie an die Situation von gestern im Café.
„Ach ja, jetzt muss ich es dir ja sagen. Also, du erinnerst dich doch, dass ich wieder Kontakt zu meinen Vater habe? Natürlich tust du das. Ich hab mich mit ihm getroffen und du weißt nicht was er mir erzählt hat.“ Sie machte extra eine Pause, um mich zu ärgern.
„Sag doch jetzt einfach, was dein Vater dir gesagt hat!“
„Ist Ok. Also, erst war das ganze Gespräch normal: Was hast du so all die Jahre getan? Wie geht es dir? In welche Klasse gehst du jetzt? Und so weiter und sofort. Dann hat er mich was ganz komisches gefragt: „Glaubst du dass es höhere Wesen, als den Menschen gibt?“. Erst sah ich ihn schräg von der Seite an, doch als ich merkte, dass er es Ernst meinte, sagte ich „Nein“. Dass das danach folgte wirst du mir nicht glauben!“, sie holte tief Luft, um den Hauptteil, worum sie eigentlich gekommen war hinauszuzögern.
„Man Scarlett, sag es doch einfach!“, platzte es aus mir raus.
„Ok, ok, ich sag es ja schon, aber könnte dazu Damon verschwinden, weil ich darf es dir ja nur erzählen, du gehörst ja zur Familie“, meinte sie und blickte Damon entschuldigend an.
Augen verdrehend stand er von der Couch auf und verließ den Raum.
„Mhm, wie soll ich es sagen, ohne verrückt zu klingen? … Ach scheiß drauf, mein Vater hat mir erzählt, dass wir Engel sind.“
Mit offenem Mund sah ich sie an. Engel. Scarlett und ich? Engel gab es nicht. Die wollte mich doch nur auf den Arm nehmen.
„Scarlett geht es dir gut? Vielleicht hast du Fieber“, sagte ich und kontrollierte die Temperatur an ihrer Stirn. Normal.
„Nein Rosalie hab ich nicht! Ich sage die Wahrheit. Als erstes habe ich es auch nicht geglaubt, doch dann hat mein Vater mir was gezeigt und hat mich vom Gegenteil überzeugt.“
„Und das wäre?“
„Mhm, manche Engel haben besondere Fähigkeiten, aber das kommt nicht oft vor, außer in der Urfamilie, da hat jeder eine, wenn nicht sogar zwei besondere Fähigkeiten.“
„Hast du eine?“
„Ich hab sogar zwei.“, grinste sie stolz.
Zwei besondere Fähigkeiten. Warte, dann ist sie einer aus der Urfamilie.
„Urfamilie“, nuschelte ich kaum merklich.
„Bingo und du bist auch eine von denen.“
Irgendwie war das ein bisschen unlogisch. Sie war ja ein Engel und ich auch, warum hatte ich dann keine besondere Fähigkeiten, geschweige irgendetwas was mit einem Engel zu tun hatte?
Ich wollte sie das gerade fragen, als sie mir zuvor kam.
„Du bist noch keine achtzehn, deswegen hast du noch deine Kräfte nicht. Sie „erwachen“ so gesehen erst, wenn du dein achtzehntes Lebensjahr vollendet hast“, erklärte sie mir und ich nickte nur.
„Ok und was sind jetzt deine besondere Fähigkeiten?“, wollte ich wissen.
Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass wir Engel sein sollten Ich musste es erst selbst sehen, damit ich es glauben konnte.
„Telekinese und ich kann in die Zukunft sehen“, gab sie mir stolz preis.
Mhm, das waren coole Kräfte.
„Telekinese… zeig das mal.“
Ein siegreiches Lächeln umspielte ihren Mund und sie machte eine kleine, kaum merkliche Handbewegung. Einige Sekunden verstrichen, doch nichts veränderte sich.
„Wo ist denn deine so tolle Kraft?“
Wusste ich es doch. Sie hatte mich nur auf den Arm genommen.
„Schau mal nach unten“, grinste sie und verschränkte ihre Arme mit einem selbstfälligen Lächeln.
Kurz sah ich nach unten und meine Augen weiteten sich überrascht. Statt wie erwartet auf der Couch zu sitzen, schwebte ich ungefähr einen halben Meter über ihr.
„Ok, das ist cool“, lachte ich und sie ließ mich wieder runter. Zum Glück.
„Ich weiß“, quiekte sie. „So, jetzt hab ich es dir es gesagt und du bist darauf vorbereitet. Sonst noch was, was ich machen sollte?“ Nachdenklich tippte sie sich mit dem Zeigefinger an ihr Kinn. „Ne ich glaube, das war’s. Ich muss dann aber auch wieder“, meinte sie und stand von der Couch auf.
„Wie du musst schon wieder weg?“, fragte ich und richtete mich auf.
„Ja, mein Vater hat gesagt, ich soll dir es erzählen, damit du vorbereitet bist und nicht ausversehentlich halb Amerika zerstörst. Naja, da ich es gerade gemacht habe, muss ich wieder gehen. Mein Vater will das ich direkt danach zu ihm gehe und ich mit ihm meine Kräfte trainiere“, seufzte sie und verdrehte ihre Teddybäraugen.
„Dein Vater ist mies“, schmollte ich. „Du kannst mich doch nicht jetzt alleine lassen, wo ich gerade erfahren habe, das ich ein Engel bin.“, warf ich ihr vor und sie sah mich entschuldigend an.
„Ich kann dagegen nichts machen. Mein Vater will den ganzen Tag mit mir trainieren, da habe ich kaum Zeit um noch andere Sachen zu machen und ich habe gerade Pause, die bald wieder zu Ende ist und ich darf dann wieder zu ihm. Oh Mist, ich bin schon viel zu spät dran. Wir sehen uns Rosalie“, schnell umarmte sie mich noch, bevor sie aus dem Haus eilte.
„Und schon ist sie weg“, lachte Damon und kam ins Wohnzimmer rein.
„Ja…“
„Und was hat sie dir gesagt?“
„Neugierig?“, grinste ich.
„Vielleicht.“
„Dann sag ich es dir nicht.“
„Och man, wieso nicht?“, er schob die Unterlippe vor uns sah mich mit seinem Hundeblick an.
„Erstens, das zieht bei mir nicht und zweitens ist es ein Familiengeheimnis.“
„Gehör ich nicht zu deiner Familie?“
„Biologisch gesehen.“
Beleidigt verzog er sein Gesicht und verschränkte seine Arme.
„Ist da jemand beleidigt?“, fragte ich lachend.
„Nö, nur ich dachte wir haben keine Geheimnisse voreinander“, versuchte er mir ein schlechtes Gewissen zu machen.
„Du wirst das Geheimnis noch früh genug erfahren.“
„Ich will es aber jetzt wissen., schmollte er und sah in dem Moment aus, wie ein kleines Kind, was seinen Lolli nicht bekam.
„Hab Geduld“, sagte ich und ging auf ihm zu. Ich stellte mich auf Zehnspitzen und blickte tief in seine aschblauen Augen. Sie waren so schön und hatten etwas an sich, was ich mir nicht erklären konnte, doch sie zogen mir direkt in ihren Bann und wollten mich mit aller Gewalt nicht mehr loslassen.
„Findest du es nicht besser mich zu küssen, als beleidigt zu sein?“, hauchte ich, wenige Zentimeter vor seinem Gesicht und legte meine Hände auf seine Brust.
Dies ließ er sich nicht zweimal sagen und küsste mich. Seine Arme legte er um meine Hüfte und zog mich näher an sich, um den Anstand zwischen ihm und mir zu verringern. Wie wild fing es an in meinem Bauch an zu kribbeln und überall wo er mich berührte hinterließ er eine Spur aus Lava. Es war so ein unbeschreibliches wunderschönes Gefühl seinen unwiderstehlichen Mund auf meinem zu spüren.
Mein Verlangen nach ihm wuchs und wuchs und ich wollte nicht mehr, dass es nur beim Küssen blieb. Ein verlangendes Knurren, das aus seiner Kehle kam, signalisierte mir, das er auch mehr wollte und ich fing an, an seinem T-Shirt zu zerren. Widerwillig löste er sich von mir und zog sein T-Shirt aus. Jede verstrichene Sekunde, wo seine Lippen nicht auf meine lagen, kamen mir wie eine Ewigkeit vor und ich zog ebenfalls mein T-Shirt aus, damit wir uns nicht noch mal voneinander trennen müssen.
Die Wärme die von ihm ausging, gemischt mit seinem verführerischen Geruch machte mich verrückt. Er war wie eine Droge, von der ich nicht genug bekommen konnte. Mit einer Handbewegung zog er mir meine Hose aus und ich stand nur noch in Unterwäsche vor ihm. Fest griff er in meine Pobacken und hob mich hoch. Gierig schlangen sich meine Beine um sein Becken und mein Brustkorb fing an zu schmerzen, denn mein Herz hämmerte ohne Rücksicht zu nehmen, gegen meinem Brustkorb.
Unsere Körper glühten förmlich und wir gaben uns unseren Gelüsten hin.
Vorsichtig trug er mich zur Couch und ließ mich sanft auf ihr nieder, ohne das unsere Lippen sich voneinander trennten.
„Ich will dich“, flüsterte er heiser und entledigte sich seiner Hose. Nur in Boxershorts legte er sich auf mich und küsste mich fordernd.
In diesem Moment fing sein Handy an zu klingeln und er verdrehte genervt seine Augen. Als es nicht verstummen wollte, stand er widerwillig und deutlich gereizt von mir auf und ging ans Handy.
„JA!?“
„DU WIRST NICHT MIT IHR SCHLAFEN!!!“, schrie ein wutentbrannte männliche Stimme, so laut durchs Handy, das ich es von der Couch aus hören konnte..
„Wieso das nicht?“
„Nein! NEIN! Nein!“ Damon drehte sich zu mir um und sah mich entschuldigend an, bevor er aus dem Wohnzimmer verschwand.
Verpeilt starrte ich noch eine Weile an die Stelle, wo er vorhin noch gestanden hatte.
Ok, das kam unerwartet. Das er so schnell seien konnte, hätte ich nicht gedacht.
Bestimmt nur weil es sein Boss war, war er so schnell verschwunden. Aber der hatte sich nicht gerade freundlich angehört. Was er wohl von Damon wollte.
„Ja, ist ok. Ich verstehe schon. JA, ich werde schon nichts machen! Lestat, ich weiß! Tu nicht so als wenn ich ein kleines Kind wäre! JA, ja, TSCHÜSS!!“, nach diesen Worten legte er auf und kam wieder in den Raum.
„Was ist los?“, fragte ich besorgt.
„Nichts“, murrte er.
„Damon“, mahnte ich und zog kritisch eine Braue hoch.
„Es ist nichts nennenswertes“, wank er ab.
Jetzt stimmte irgendwas nicht mit ihm. Eben stimmte was nicht mit mir und jetzt mit ihm. Bei diesem Gedanke musste ich lächeln.
„Das heißt wir können da anfangen, wo wir aufgehört haben?“, grinste ich und näherte mich ihm.
Seit wann war ich so… naja so wie Damon? Oh mein Gott, er färbte auf mich ab! Ich wollte nicht so werden wie er! Ein schwanzgesteuerter Macho!
„Rosalie, ich muss dich kurz hier alleine lassen. Lestat will mich unbedingt jetzt sprechen und diesmal darf ich dich nicht mitnehmen.“
„Häää… wieso darf ich nicht mit?! Und was ist mir dir auf einmal los?“
„Nichts und er hat eine Versammlung einberufen, wo du leider nicht mitdarfst.“
Ich verzog beleidig das Gesicht.
„Kann ich nicht in den Aufenthaltsraum? Ich störe auch nicht. Ihr würdet mich gar nicht bemerken. Ich bin so leise wie eine Stuhl.“
„Rosalie, es geht wirklich nicht. Wenn es gehen würde, dann würde ich dich natürlich mitnehmen, doch dieses mal geht es wirklich nicht.“
„Aber, aber, aber…“, ich schnappte aufgebracht nach Luft, „das ist voll mies! Lestat wird noch sehen, was er davon hat.“
„Tut mir wirklich Leid. Nächstes mal darfst du wieder mit, aber jetzt muss ich mich noch anziehen und dann losfahren“, sagte er und verschwand ins Schlafzimmer.
Ich konnte es nicht glauben! Ließ der mich eiskalt in Unterwäsche, ich betonte, UNTERWÄSCHE stehen. Wie konnte er da widerstehen?! Oder war ich für ihn unattraktiv?!
„Ich bin so in ein bis zwei Stunden wieder zuhause“, rief er und öffnete die Tür, als er fertig angezogen war.
„Du lässt mich allen Ernstes so hier stehen?!“, schrie ich und zeigte mit meinen Händen auf meinem halbnackten Körper.
Schnell lief er zur Wohnzimmertür und musterte mich von dort aus.
„Oh“, brachte er nur raus und kam auf mich zu. Er gab mir einen flüchtigen Kuss und rannte wieder zur Haustür.
„Danke, das ich so UNATTRAKTIV bin, aber hey, es ist ja nicht so schlimm, ich bins ja nur!“
Ein lauter Seufzer ertönte und wenige Augenblicke später stand schon Damon vor mir.
„Du bist nicht unattraktiv, ich finde dich sogar sehr anziehend und würde dich auf der Stelle vernaschen, doch leider musste der verdammte Arsch Lestat, genau jetzt eine Versammlung ausrufen“, meinte er und legte seine Hände auf meine Hüfte.
„Musst du unbedingt dahin?“, wollte ich wissen und sah ihn mit meinem Hundeblick an.
„Ja“, seufzte er und schob mir eine verwirrte Strähne hinters Ohr.
„So schnell ich kann, bin ich wieder da. Verspochen.“ Er sah mir tief in die Augen, bevor er mich kurz küsste. Ich wünschte dieser Kuss würde nie aufhören, doch dann löste er sich wieder von mir und machte sich auf den Weg zur Tür.
„Wehe nicht, dann such ich mir einen anderen, der mich nicht so stehen lässt.“
„Dann waren das die letzten Stunden von diesem Typen, denn ich werde ihm den Kopf abreißen, aber so weit lasse ich es nicht kommen“, lachte er und die Tür fiel ins Schloss.
Und schon war ich allein.
Man, mir war jetzt schon langweilig. Warum musste er ausgerechnet jetzt weg?! Konnte Lestat nicht warten, bis Damon und ich es getan hatten?! Aber nein, er musste natürlich jetzt anrufen und eine Versammlung ausrufen!
Irgendwie hatte ich jetzt Lust irgendetwas in mich reinzustopfen.
Gesagt, getan. Ich ging in die Küche und schaute in den Kühlschrank. Uh, Käsekuchen. Mit der Zunge fuhr ich über meine Lippen und nahm ein Stück vom Käsekuchen.
Ok, jetzt brauchte ich nur noch Besteck.
„Besteck, wo bist du? Ich weiß das du hier bist, ich kann dich in irgendeiner Schublade liegen hören“, alberte ich rum und sah in den Schubladen nach. Bei der vorletzten Schublade wurde ich endlich fündig und nahm eine Kuchengabel.
„Käsekuchen, Käsekuchen, ich hab ‘nen Käsekuchen. Käsekuchen, Käsekuchen, ich hab ‘nen Käsekuchen. Ohne einen Käsekuchen, bist du bei mir unten durch“, sang ich und schaufelte mir den Kuchen in den Mund. Was Käsekuchen mit mir anstellen konnte. Kopfschüttelnd betrat ich das Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Zufrieden schaltete ich den Fernseher ein und folgte einer Folge von How i met your mother.
Barney, Barney, Barney, warum sagtest du es nicht einfach Robin. Was war daran so schwer seine Gefühle zugestehen. Ich hatte es ja auch bei Damon gemacht.
Als How i met you mother zu Ende war, räumte ich den Teller und die Gabel in die Spülmaschine und ging hoch ins Schlafzimmer. Ich konnte ja nicht die ganze Zeit nur in Unterwäsche rumlaufen. Ein Hemd von ihm würde ja reichen.
Ich kramte aus dem Schrank ein schwarzes Hemd von ihm raus und zog es mir an. Es war gleich schon viel wärmer, stellte ich fest.
Plötzlich hörte ich wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und jemand eintrat.
War Damon schon wieder da? Vielleicht hatte er ja wieder sein Portmonee vergessen und war deswegen zurückgekommen.
„Hast du irgendetwas vergessen, oder warum bist du schon zurück?“, rief ich runter, doch als ich keine Antwort bekam, stieg ein ungutes Gefühl in mir auf.
„Damon?“, fragte ich und ging langsam die Treppe runter. Stufe für Stufe näherte ich mich dem Erdgeschoss und das mulmige Gefühl wurde stärker.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Konnte es sein, das es gar nicht Damon war, der die Tür aufgeschlossen hatte?
Scheiße, was war, wenn es ein Einbrecher war?! Ich war nur leicht bekleidet und konnte mich nicht wehren. In mir stieg Panik auf und ich wollte nur noch wohin, wo ich in Sicherheit war.
„Ich hab doch gesagt, ich bringe alle Leute um, die dir etwas bedeuten und da dir deine Mutter sehr wichtig war, fing ich mal bei ihr an“, drang eine tiefe, raue Stimme an mein Ohr.
Mein Herz fing wie wild an zurasen und ich drehte mich zögernd um.
Nur einer konnte diese tiefe, raue Stimme haben. Caleb.
„Was willst du?“, fragte ich mit angespannten Kiefer. In mir stieg Wut und Trauer zugleich auf. Hatte er denn kein schlechtes Gewissen?! Wie konnte er es nur wagen, meine Mutter umzubringen?
„Hast du mich nicht vermisst?“
„Wieso sollte ich ein arrogantes, selbstverliebtes Arschprolet vermissen?“
„Ich hab dich auch vermisst. Aber jetzt sollte ich lieber zu der Sache kommen, wieso ich eigentlich gekommen bin“, grinste er, packte ich mich an meinem Handgelenk und zog mich an sich ran.
Was wollte der von mir?!
Seine ekeligen Lippen näherten sich meinen und er drückte mir einen widerwertigen Kuss auf meinem Mund.
Mit aller Kraft versuchte ich ihn von mir wegzudrücken, doch leider ohne Erfolg. Langsam fuhr er mit seiner Hand unter mein Hemd. Ich versuchte es erneut, ihn von mir wegzustoßen, was mir auf wundersamer weise gelang und rannte, wie eine aus einem schlechten Horrorfilm, die Treppe hoch, was wie ich merkte eine nicht gerade intelligente Idee war.
Panisch wanderte mein Blick zwischen Badezimmer und Schlafzimmer und entschied mich, mich ins Schlafzimmer zu barrikadieren. Schnell lief ich in das Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu.
Ok, das war eine dumme Entscheidung. Jetzt konnte ich nicht mehr fliehen und bin ihm hilflos ausgeliefert.
Hektisch sah ich mich um, ob ich mich mit irgendwas verteidigten konnte oder Hilfe rufen konnte. Warte, ich musste doch hier irgendwo mein Handy haben, aber nur wo?
„Rosalie, das ist doch nicht dien Ernst? Du schließt dich ins Schlafzimmer ein. Ok, ich dachte du wärst intelligenter, aber danke, das du mir den Weg ersparst, dich ins Bett zu tragen.“, ertönte Calebs Stimme, vor der Schlafzimmertür.
Ich wurde noch panischer und fand endlich mein Handy. So schnell meine Finger es mir erlaubten, suchte ich Damons Nummer und wählte sie.
Plötzlich wurde die Tür aus den Angeln getreten und Caleb trat ein. Wie stark war er?
„Rosalie?“, hörte ich Damons Stimme am Handy.
Calebs Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er schlug mir das Handy aus der Hand. Voller Wucht stieß er mich aufs Bett und stieg auf mich drauf.
„Damon! Hilf-“, schrie ich so laut ich konnte, in der Hoffnung das er es hörte, doch Caleb presste seine Hand auf meinem Mund und erlosch damit meinen Hilferuf.
„Shhhh, du willst mich doch nicht verärgern?“
Jetzt hatte ich keine Chance mehr mich zu wehren, geschweige zu fliehen. Ich war ihn hilflos ausgeliefert.
Ohne zu zögernd fuhr er mit seiner Hand wieder unter mein Hemd und blieb bei meiner Brust stehen.
Tränen stiegen in meine Augen und flossen an meine Augenwinkel runter.
„Wieso weinst du? Du müsstest glücklich sein, das ich dir die Ehre erweise, mit mir zu Schlafen.“
„Ehre?! EHRE! Es soll mir eine Ehre sein?! Da schlaf ich lieber mit einem Esel, als nur daran zu denken, es mit dir zu tun!“, krakeelte ich.
Verärgert drückte er mich tiefer ins Bett und riss mit einem Ruck mein Hemd auf. Vereinzelt flogen einzelne Knöpfe durch die Luft.
Ich wandte meinen Kopf zur Seite und schloss meine Augen, damit ich nicht sein Gesicht sehen musste, wenn er es tat..
Wie aus dem Nichts wurde er von mir weggerissen. Erst realisierte ich, als ich in den warmen und starken von Damon war.
„Du mieser Mistkerl, was fällt dir ein, sie anzupacken!?“, knurrte Damon wutentbrannt.
Caleb rappelte sich vom Boden auf und grinste uns nur an.
„Das könnte ich dich genauso gut fragen, Bruder.“
Hatte der gerade Bruder gesagt?! Wie kam er darauf, dass Damon sein Bruder war?! So etwas war unmöglich. Damon war viel zu nett um Calebs Bruder zu sein.
Geschockt und fragend sah ich zu Damon und dann wieder zu Caleb.
„Ach, hat der dir es etwa nicht erzählt? Natürlich hat er dir das nicht erzählt. Naja anfangs hatte ich nur eine wage Vermutung, doch als ich dir nach dem Club aufgelauert bin und Damon dann kam, wusste ich, das er mein älterer Bruder ist“, klärte er mich auf und ich musste mich beherrschen, das mir nicht die Kinnlade bis zum Boden runter fiel.
„Er ist dein Bruder“, brachte ich nur raus.
„Ja und willst du auch wissen, warum er sich mit dir überhaupt angefreundet hat?“
Weil er mich nett fand oder hübsch, was wusste ich.
„Du hast keine Ahnung wieso, hab ich recht? Ok, ich hab immer recht, wieso frag ich dich dann überhaupt? Ach egal. Ich werde dir jetzt mal die Wahrheit über deinen tollen Damon erzählen, denn ich finde du hast auch ein Recht, die Wahrheit zu erfahren.
Mhm, wo soll ich anfangen…? Ah ja, bei deinem Vater. Also dein Vater wollte nur das Beste für dich, wie jeder Vater eigentlich auch und wollte auch sicher gehen, dass dir nie etwas zustößt, deswegen hat er jemanden beauftragt, der auf dich aufpassen soll. Natürlich so, das es niemand mitbekam. Dadurch das dein Vater Damon kannte und ihm vertraute, gab er ihm die Auftrag, doch Damon wollte diese nicht annehmen, aber als er erfuhr, das DU in MICH verliebt warst, hat er sofort den Auftrag angenommen. Aber um den Grund zu wissen, warum er dann genau den Auftrag angenommen hatte, müssen wir ein bisschen weiter zurück.
Alles fing an, als ich die Welt erblickte. Die kleine perfekte Welt, die Damon davor genossen hatte, war dann nicht mehr so perfekt, denn nun war ich der Mittelpunkt. Alles drehte sich nur noch um mich und Damon war dann ganz alleine. Niemand schenkte ihn mehr Beachtung, weswegen er mich aus tiefsten Herzen anfing zu Hassen. Irgendwann, das ist aber schon lange her, hielt er es nicht mehr aus und versuchte mich, als ich am Schlafen war, zu erwürgen. Ich wurde dabei zum Glück wach und konnte mich noch im der letzten Sekunde befreien, da kam auch schon unser Vater ins Zimmer und hat Damon rausgeworfen. Seit dem hat ihn niemand mehr von unserer Familie ihn gesehen und er hat sich wirklich verändert, ich meine, ich bin sein Bruder und müsste ihn doch erkannt haben. Tat ich aber nicht. Naja seit dem sind einige Jahre vergangen und wir sind nach Los Angeles gezogen, aber darum geht es ja hier nicht. Dann lernte ich dich kennen und kurze Zeit später trat auch Damon in dein Leben.
Ok, jetzt sollte ich dir mal endlich den Grund nennen.
Er hat nur den Job angenommen, damit er sich an mich rächen konnte. Er war nie wirklich an dir interessiert, sondern hatte nur seine Rache in Sicht. Egal was er dafür machen musste, er tat es, ohne Rücksicht auf Gefühle von den anderen zu nehmen, selbst auf deine nicht“, erzählte er, ohne eine Regung im Gesicht.
„Das hast du jetzt nur erfunden!“, sagte ich und war den Tränen nahe.
Das konnte nicht wahr sein! Er konnte mich nicht so geküsst haben, ohne mich zu lieben, oder hatte ich es mir nur so sehr ersehnt, das ich es mir eingebildet hatte?
„Warum sollte ich dich anlügen?“
„Damit ich wieder zu dir gehe.“
„Ich könnte es mir auch gewaltsam holen, wieso sollte ich dich dann belügen?“ Irgendetwas in seinem Blick verriet mir, das er nicht log.
„Nein! Nein! NEIN! So was würde er nicht machen! Er könnte keiner Menschenseele was antun!“
Durch einen Tränenschleier sah ich zu Damon, der nur beschämt zu Boden sah.
Es stimmte! Er hat mich NIE geliebt! Alles nur um sich an seinem Bruder zu Rächen! Wieso täuschte ich mich immer in Personen?!
Am Boden zerschmettert stand ich vom Bett auf und verließ das Zimmer.
Mir wurde alles gerade zu viel. Wie konnte man nur so auf den Gefühlen eines Menschen rumtreten!? In diesen Moment wollte ich einfach nur weg. Weit weg. Irgendwo wo mich niemand fand, wo ich ganz allein war, oder zu mindestens weg von ihm. Aber wohin könnte ich gehen? Vielleicht konnte ich zu Scarlett?
Mist mein Handy war noch im Schlafzimmer! Toll jetzt durfte ich noch mal ins Zimmer zurück und es holen!
Wiederwillig ging ich ins wieder Zimmer und musterte Caleb und Damon, die sich gerade gegenseitig an die Gurgel gingen.
Als sie merkten, dass ich den Raum betreten hatte, blieben sie mitten in ihrer Bewegung stehen und schauten verwundert zu mir rüber. Damon und mein Blick trafen sich, doch ich konnte dieses Gefühl, das bei mir aufkam, sobald ich in seine Augen sah nicht standhalten und wandte schnell meinen Blick von ihm ab.
Stumm hob ich mein Handy vom Boden auf und ging wieder raus. Es war einfach zu schmerzlich.
Auf dem Weg zur Haustür, wählte ich schon Scarletts Nummer und sie ging -zum Glück- direkt ran.
„Und wie war’s?“
„Scarlett kannst du mich bitte abholen“, brachte ich unter Tränen raus.
„Was ist passiert?! Sag mir nicht, das er dich verletzt hat!?“
„Komm bitte einfach. Ich will nur noch weg von hier!“
„Klar komme ich. Bin gerade auch in der Nähe. Ich bin so in fünf bis zehn Minuten bei dir“, danach legte sie auf und ich öffnete die Haustür.
„Rosalie, bleib hier.“
Ohne auf ihn zu reagieren, ging ich raus und schloss meine Augen.
„Bitte, ich kann dir alles erklären“, flehte nun er und ich drehte mich um, hatte aber immer noch meine Augen geschlossen.
„Und was ist, wenn ich es nicht erklärt haben will? Mich interessieren deine Ausreden nicht! Davon hab ich schon zu viele gehört. Tu mir bitte ein Gefallen und lass mich in Ruhe“, meinte ich monoton und öffnete meine Augen.
„Bitte, tu mir das nicht an. Bleib bei mir und ich schwöre dir, ich erzähle dir die ganze Wahrheit“, bettelte er und ergriff meine Hand.
„Das hättest du dir vorher überlegen sollen, bevor du mich kennen gelernt hast“, sagte ich und entriss mich seinem Griff.
„Rosalie…“
„Nichts Rosalie, ich hab keine Lust mehr verarscht zu werden! Was hab ich eigentlich gemacht, das ich so etwas verdient habe?!“
Ich hörte, wie sich das Summen eines Wagen näherte.
„Ich wollte dich nicht verarschen, wirklich, Vielleicht hab ich am-“
„Du Sackgesicht! Was habe ich dir gesagt, falls du meine kleine Maus verletzt?!“, schrie eine helle, fuchsteufelswilde Stimme Damon an.
Kurz danach legte sich eine zierliche Hand auf meine Schulter und eine zornige Scarlett stand neben mir.
„Scarlett, was machst du denn hier?“, fragte er stirnrunzelnd.
„Naja, eine tiefst verletzte Rosalie hat mich angerufen, weil irgendetwas Schlimmes passiert ist und ich möchte gern wissen, was es war.“
Stille trat ein.
„Boah, was ist daran so schwer, mir zu sagen, was passiert ist?“
„Er hat mich die ganze Zeit nur verarscht! Alles war nur vorgegaukelt, nur damit er mich benutzen kann, sich an seinem Bruder zu Rächen“, platzte aus mir raus und Tränen flossen meine Wange herunter.
„Er hat WAS!? Das ist nicht dein Ernst!? Und seit wann hast du einen Bruder?“
„Seit dem es Caleb gibt!“
„Warte! Caleb ist der Bruder von Damon?! Ach du scheiße! Rosalie du tust mir echt leid. Ich glaube es wäre besser, wenn wir jetzt gehen“, meinte sie und wir drehten uns um.
„Ach ja, bevor ich es vergesse“, sagte sie, lief zu Damon und verpasste ihm einen rechten Kinnharken, der sich gewaschen hatte. Sie schlug so hart zu, das Damon auf dem Boden fiel.
Seit wann war sie so stark, fragte ich mich. Zufrieden drehte sie sich um und kam auf mich grinsend zu.
„Jetzt können wir gehen“, lächelte sie zufrieden, harkte sich bei mir ein und ging mit mir zur ihrem Wagen.
„Ich hab ihn gewarnt, doch er wollte nicht auf mich hören. Naja er hat jetzt bekommen, was er verdient hat“, sagte sie und wir stiegen ein.
Noch ein letztes Mal sah ich zurück und in meinem Brustkorb zog sich alles schmerzhaft zusammen, denn mir wurde jetzt erst richtig bewusst, was geschehen war.
Der der mir am meisten bedeutet hatte, bis auf meine Mutter, hatte mich die ganze Zeit belogen. Jedes einzelne Wort, jede einzelne Berührung, jedes einzelne Gefühl, was ich dachte, was er dabei empfand, wenn er mich küsste, all das war eine Lüge! Diese Gedanken zerrissen mir mein Herz und ich war mir sicher, das es nie wieder heilen könnte, egal, wie viel Zeit vergangen war, denn die Zeit heilte nicht alle Wunden, sie lässt einen nur sich an den Schmerz gewöhnen.
Tränen rannen meinem Gesicht herunter, die ich schnell wegwischte. Man, jetzt weinte ich noch wegen diesem Arsch! Der hatte sogar versucht Caleb umzubringen. Ok, ich glaubte an Damons Stelle hätte ich das auch getan, aber Caleb war auch nur einen Mensch und niemand hat das Recht jemanden umzubringen, egal was er getan hatte.
„Ich hab Schokolade hier, willst du welche?“, fragte Scarlett vorsichtig. Erschrocken wandte ich meinen Blick vom Fenster zu ihr und bemerkte erst jetzt, das wir bereits losgefahren sind.
„Schokolade?“
„Ja, die ist sogar mit Nüssen“, meinte sie und hielt sie mir hin. Dankend nahm ich sie an und betrachtete sie erst, bevor ich sie öffnete und anfing Stück für Stück zu essen.
Genau das brauchte ich gerade. Schokolade mit Nüssen. Der der die Schokolade erfunden hatte, müsste man vergöttern, außer es war ein Mann, dann würde ich ihm die Schokolade in seinen Herzen brechenden Arsch schieben.
Als ich die ganze Tafel der süßen Versuchung verputzt hatte, kuschelte ich mich in den Sitz und schloss meine Augen. Schlafen, da dachte ich über nichts nach. Das wäre genau das richtige für mich. Kurz Gähnte ich noch, ehe ich langsam, aber sicher einschlief.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erblickte den blauen, wolkenlosen Himmel. Stirnrunzelnd sah ich mich um. Soweit das Auge reichte war eine wunderschöne Blumenwiese, wo nur rosafarbene Blumen wuchsen.
„Da bist du ja Rosalie“, lachte eine Stimme hinter mir.
Ruckartig drehte ich mich um und entdeckte Damon vor mir.
„Wo sind wir?“, fragte ich ihn und er fing an zu Lachen.
„Erinnerst du dich nicht mehr. Das ist die Blumenwiese, wo wir uns das erste mal sahen“, lachte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Unwillkürlich musste ich anfangen zu Lächeln, was ihn dazu brachte, sich langsam zu mir runter zu beugen und mir einen sanften Kuss auf die Lippen zudrücken. Es war kein leidenschaftlicher Kuss, es war eher ein einfühlsamer, zurückhaltender Kuss.
Langsam löste er sich von mir und sah mir tief in die Augen.
„Weißt du Rosalie, ich muss dir die Wahrheit sagen. Du bist gar nicht dieses eine Mädchen. Ich brauchte dich nur, um mich an meinem Bruder zu rächen und da ich es jetzt getan habe, brauche ich dich nicht mehr“, sagte er und ich verstand kein einziges Wort mehr aus seinem Mund.
Wie meinte er das? Auf meiner Stirn bildeten sich Falten und ich sah ihn nur fragend an.
„Sie ist viel hübscher und intelligenter als du und der Traum aller Männer.“
Tränen rannen mir aus den Augenwinkel und liefen meine Wange herunter, als ich die Bedeutung seiner Worte verstand..
Wolken zogen auf und der Himmel färbte sich grau. Die wunderschönen rosa Blumen erblassten, bis sie am Ende vertrocknet waren. Alles um mich herum fing an zu sterben.
„Nein“, brachte ich nur raus.
„Oh doch und ich hab jetzt keine Lust mehr, meine Zeit bei dir zu verschwenden. Leb wohl“, verabschiedete er sich und drehte sich um, um für immer aus mein Leben zu verschwinden.
„Damon! Nein! Geh bitte nicht! Ich mach auch alles für dich, doch bitte verlass mich nicht“, schrie ich, doch er entfernte sich immer weiter von mir.
Schweißgebadet schreckte ich aus meinem Alptraum auf.
Es war nur ein Traum, nur ein Traum, redete ich mir ein. So was war nicht passiert und wird mir nie passiere.
Als ich den Traum beiseite geschoben hatte, fiel mir auf, dass ich in einem fremden Bett lag.
Scheiße, wo war ich jetzt schon wieder?! Warte, ich war doch mit Scarlett… Hä, wie war ich aber ins Bett gekommen? Sie hatte mich doch nicht etwa ins Bett getragen? Das schaffte sie doch nicht, aber wie war ich sonst hier rein gekommen?
Grübelnd sah ich mich hier um und entdeckte ein Foto auf dem Nachtisch, neben dem Bett.
Dort waren Damon und ich drauf… Damon.
Alles eine Lüge! Vom Anfang an! Bevor ich ihn überhaupt kannte!
Ich spürte schon, wie sich die Tränen ihren Weg bahnten. Nein, ich werde jetzt nicht weinen! Nicht weinen! Du warst ein großes Mädchen und große Mädchen weinten nicht, vor allen nicht wegen einem Typen!
Kurz vor einem Heulkrampf kuschelte ich mich tiefer in die Decke ein und schloss meine Augen, als es auf einmal an der Tür klopfte. Zögerlich öffnete sich die Tür und ein Kopf tauchte zwischen der Tür und dem Türrahmen auf.
„Hey… ich hab dir etwas zu Essen gemacht“, lächelte mich Scarlett aufmunternd an.
Stumm sah ich sie nur an und richtete mich so auf, das ich mich mit den Rücken an die Kopflehne stützte.
„Eier, Croissant und ein Marmeladenbrötchen, so wie du es immer mochtest“, meinte sie und stellte das Tablett auf meinen Oberschenkeln ab. Kurz nickte ich und griff zum Marmeladenbrötchen. Es erweckte irgendwie meine Erinnerung daran, als ich damals bei Damon in der Wohnung alleine war und mir ein Marmeladenbrötchen machen wollte, was dann doch nicht mehr Essbar war. Mir verging augenblicklich der Appetit bei der Erinnerung und ich schob das Essen beiseite.
„Rosalie, du musst was essen, sonst verhungerst du und ich sage dir, es ist scheiße ein Engel zu sein, auch wenn die Kräfte noch nicht erwacht sind, wenn man dann wochenlang nichts isst und langsam vor sich hinzuvegetieren., sagte sie und musterte mich besorgt.
Skeptisch sah ich zu ihr rüber. Sie wusste ganz genau, das es mir nichts ausmachen würde zu verhungern, egal, wie lange es dauern würde, bis ich dann schließlich tot wäre, denn es wäre nichts im Gegensatz, was gerade mit mir vorging.
„Ich bleibe so lange hier, bis du wenigstens die beiden Eier gegessen hast“, gab sie nicht auf.
Provokativ legte ich mich wieder hin und zog die Decke bis zum Kinn.
Warum ließ sie mich nicht in Ruhe? Ich hatte kein Lust irgendetwas zu Essen und daran wird sich auch nichts ändern, egal wie lange sie an der Bettkante sitzen blieb.
„Du Sackgesicht hast zwei Tage, ZWEI verdammte Tage lang geschlafen und in diesen zwei Tagen habe ich mir so unglaublich viele Sorgen gemacht, die ich nie wieder haben will, also iss die verdammten Eier!“
Über ihren plötzlichen Wutanfall zuckte ich erschrocken zusammen und blickte sie entsetzt an.
„Ja, ich kann auch so mit dir reden! Also isst du die Eier, oder soll ich dich dazu bringen?“
Kurz betrachtete ich sie, ohne eine Regung in meinem Gesicht und zuckte dann mit meinen Schultern.
„GRRR! ROSALIE GRACE ADAMS, du wirst JETZT sofort die beschissenen Eier essen, die ich EXTRA für dich gemacht habe, sonst rappelst, aber gewaltig!“, schrie sie mich an, doch ich zuckte noch nicht mal mit der Wimper.
„Wen du die schon nicht isst, dann rede wenigstens mit mir.“ Nun klang sie eher flehend als wütend. Schweigend wand ich meinen Blick zu ihr und nahm ein Ei. Mit einer kurzen Handbewegung, warf ich das Ei irgendwohin und es landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem echt holz Boden.
„Das hast du gerade nicht wirklich gemacht?!“
Ich zuckte nur mit den Achseln und betrachtete sie gefühlslos.
Langsam aber sicher, nahm ihr Kopf die Farbe einer Tomate an und eine Ader trat an ihrer Schläfe zum Vorschein. Wäre ich nicht so traurig, würde ich darüber lachen.
„Du hebst das SOFORT auf!“
Anstatt das zutun was sie gesagt hatte, nahm ich das andere Ei und warf es zu dem ersten Ei.
„Rosalie! Heb die Eier SOFORT auf!“
Einige Sekunden vergingen, doch nichts geschah.
„Boah weißt du was?! Ich hab kein Bock mehr! Von mir aus kannst du vor dich hinvegetieren, aber ich werde dich nicht mehr daran hindern, geschweige stören! Tschüss!“, meinte sie, stand wütend auf und verließ das Zimmer.
Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss und danach herrschte Stille. Angenehme Stille.
Endlich Ruhe. Da hatte ich mich getäuscht, denn sobald ich mich in die Decke gekuschelt und meine Augen geschlossen hatte, wurde plötzlich sturmgeklingelt.
Welcher Arsch klingelt jetzte bitte sturm?!
Ich hörte wie Scarlett die Tür aufmachte und irgendjemand rein kam.
„Was willst du denn hier?! Hast du nicht schon genug angestellt?! Wie kannst du dich nach allem hier blicken lassen!?“, schrie Scarlett auf einmal.
Ok, ich glaubte ich konnte mir schon denken, wer es war. Vorsichtig, das ich ja kein Geräusch machte stand ich vom Bett auf und schlich zur Tür.
„Es tut mir alles Leid. Ich wollte sie nie verletzten. Wirklich.“
Nicht nur mein Atmen blieb stehen, sondern auch mein Herz und ich verharrte in meiner Bewegung.
„Jaja, das sagt irgendwie jeder und dabei interessiert es ihm nicht die Bohne, wie es ihr geht! Sie hat wegen dir zwei Tage, ZWEI verdammte Tage lang geschlafen! Hallo!? Sonst hat sie, wenn sie mal etwas früher ins Bett gegangen ist, maximal sieben Stunden geschlafen! Weißt du eigentlich, wie viele Sorgen ich mir um sie gemacht habe?! Und all das ist nur DEINE Schuld!“, schrie sie ihn an.
Zögernd öffnete ich die Tür, obwohl ich wusste, was mich dahinter erwartete, doch irgendetwas in mir drängte mich dazu.
„Ich- ich- Es ist ganz anders als-“, er stockte, als sich unsere Blicke trafen.
Verdammt! So schnell ich konnte schloss ich wieder die Tür und ließ mich stockend an ihr runter gleiten.
Er hatte mich gesehen! Ganz sicher wird er jetzt kommen und mit mir reden wollen. Mist! Warum hab ich auch die Tür einen kleinen Spalt aufgemacht?! Ich dumme Kuh! Ich wollte nicht mit ihm reden! Aber anderseits wiederum schon,.
„Nein! NEIN! Du gehst da nicht rein! Nein!“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und plötzlich wurde die Tür hinter mir weggezogen.
Erschrocken klappte mein Oberkörper nach hinten und ich blickte in das überraschte Gesicht von Damon, der direkt vor mir stand.
„Tut mir Leid, Rosalie, ich hab es nicht geschafft ihn davon abzuhalten in dein Zimmer zukommen“, entschuldigte sie sich.
Blitzschnell hatte ich mich aufgerappelt und in mir stieg, aus irgendeinen Grund-Panik auf.
„Rosalie...“, sagte er nur und legte seine Hand an meine Wange. „Es tut mir so Leid, ich…“, er ließ den Satz offen und zog mich ruckartig zu sich ran.
Mein Bewusstsein brauchte erst mal einen Moment, um diese missliche Situation zu verarbeiten und bemerkte es erst, das ich von seinen Armen umschlungen war, als ich seinen verführerischen Duft einatmete. Sein Geruch, seine Wärme, seine Nähe, all das erweckte Erinnerungen, die ich allzu gerne vergessen würde.
„Es- es tut mir so unendlich Leid, Rosalie. Wenn i-“
„Ich will es nicht hören“, meinte ich und versuchte meine Gefühle, die aufkamen, zu unterdrücken.
„Bitte, hör wenigstens zu, was ich dir sagen will“, flehte er und drückte mich fester an sich.
„Ich will dir aber nicht zuhören. Du hast mich die ganze Zeit angelogen, ohne auch nur einmal an mich zu denken. Sag mir einen guten Grund, wieso ich dir zuhören sollte.“
Mit einer Hand fasste er mir unters Kinn und zwang mich in seine aschblauen Augen zu sehen, die mich förmlich hypnotisierten
„Weil ich ohne dich nicht leben kann., hauchte er.
Dieser Satz verschlimmerte das Chaos, das schon zuvor in mir herrschte.
„Das sagst du doch nur, damit du es deinen Bruder unter die Nase reiben kannst, dass du mich rumgekriegt hast.“
„Nein, ich meine es todernst!“
„Hallo ich bin auch noch da“, meldete sich Scarlett zu Wort.
„Halt doch mal deine Klappe, ich versuche gerade mit Rosalie reden!“, schnauzte er sie an und sie starrte ihn entsetzt und mit leicht geöffneten Mund an.
„Ich finde es besser, wenn du jetzt gehst“, sagte ich und schob ihn von mir weg.
„Bitte, alles aber nicht das ich gehe“, flüsterte er und in seinem Blick lag etwas Flehendes und Verzweifeltes.
„Im Moment tut es einfach zu sehr weh. Lass mir Zeit, damit ich es verarbeiten kann.“
„Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich werde warten und bis du dann bereit, werde ich da sein und dich mit offenen Armen empfangen“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Ich werde warten“, waren seine letzten Worte, bevor er aus der Wohnung verschwand.
„Ok, der Typ ist komisch“, seufzte Braunschopf.
„Denk dran, du hast dich mit ihm angefreundet.“
Überrascht sah sie zu mir rüber.
„Du kannst ja auch mit mir reden“, staunte sie und ich verdrehte meine Augen.
„Klar kann ich mir dir reden, nur ich hatte keine Lust mit dir zu reden“, zuckte ich mit den Achseln.
„Mit mir hast du keine Lust zu reden, aber mit dem Typen, der auf deinen Gefühlen rumtritt, redest du! Du mies! Ich bin deine aller beste Freundin!“, warf sie mir vor.
„Tut mir Leid, aber ich fühlte mich nicht danach, mit irgendjemanden zu reden, doch… keine Ahnung, eigentlich wollte ich nicht mit ihm reden.“
„Du wolltest eigentlich so vieles nicht, aber hast es gemacht“, meinte sie gespielt beleidigt.
„Kann ich das riechen? Nein. Und ich geh jetzt mal duschen.“
Ohne ihr weiter Beachtung zu schenken, ging ich ins Bad und zog meine Sachen aus. Danach stieg ich in die Dusche und stellte das Wasser an. Ich wartete bis das Wasser die richtige Temperatur hatte, bevor ich meinen Körper damit übergoss.
Nachdem ich fertig war stellte ich das Wasser wieder ab und nahm mir ein Handtuch, mit dem ich mich abtrocknete. Als ich fertig damit war, ging ich in mein Zimmer und kramte mir ein Kleid aus dem Schrank. Es war ein schwarzes, enganliegendes Kleid, das mir bis zu der Mitte meines Oberschenkels ging. Es passte perfekt, zu meiner Stimmung.
„Hast du vielleicht jetzt Hunger?“, rief meine aller beste Freundin, aus der Küche.
„Nö“, antwortete ich ihr und ging wieder in mein Schlafzimmer.
„Wehe, du gehst jetzt wieder ins Bett! Ich schwöre dir, es rappelt dann!“
Woher konnte sie das wissen, das ich wieder ins Bett gehen wollte.
„Denkst du ich bin so dumm und kenn dich nicht?!“
Ok, das war irgendwie unheimlich. Als wenn sie meine Gedanken lesen könnte. Ich konnte es ja mal ausprobieren. Scarlett war eine dumme Kuh, die mal grasen gehen sollte.
„Nein, das werde ich nicht tun.“
Oh mein Gott, sie konnte meine Gedanken lesen!
„Nur ‘ne Frage, können Engel Gedanken lesen?“, wollte ich wissen und ging in die Küche.
„Nicht das ich wüsste.“
„Ok und warum kannst du meine lesen?!“
„Kann ich doch gar nicht. Hast du vielleicht schon mal daran gedacht, das ich dich schon seit den Kindergarten kenne und weiß wie du tickst?“, lachte sie und nahm einen Schluck frischgebrühten Kaffee.
„Oh, wieso bin ich nicht selber darauf gekommen? Toll, jetzt fühle ich mich nicht nur verletzt, traurig und verarscht vor, sondern auch noch dumm. Das hast du aber super hingekommen.“
„Das tut mir aber Leid. Soll ich dich in den Arm nehmen?“, machte sie sich darüber lustig und kassiert dafür von mir einen vernichteten Blick.
„Ich glaube ich geh mal lieber wieder ins Bett und schlafe wieder zwei Tage lang“, ärgerte ich sie.
„Das wirst du nicht!“
„Wer soll mich davon abhalten, es wieder zu tun?“
„Ich! Denn damit ist nicht zu spaßen! Vielleicht wachst du auch nie wieder auf, denn…“, sie verstummte und wandte ihren Blick von mir ab.
„Denn…?“
„Nichts. Hat sich erledigt.“
„Wenn du meinst. Naja, ich bin wieder in meinem Zimmer, wenn was ist, kannst du anklopfen“, sagte ich und verschwand in meinem Schlafzimmer.
Kaum war die Tür hinter mir geschlossen, legte ich mich ins Bett und schaltete den Flachbildfernseher, der gegenüber von meinem Bett war an.
Langweilig, öde, sterbenslangweilig. Gab es nichts Vernünftiges im Fernseher?!
Desinteressiert schaltete ich den Fernseher wieder aus und sah mich hier ein bisschen um. Links von mir stand direkt neben dem Bett eine Nachtkommode. Neben der Tür war ein Schreibtisch und zwischen den Schreibtisch und der Ecke war ein Minikühlschrank. Zu mindestens nahm ich an, dass das ein Minikühlschrank war. Nachdenklich kroch ich aus dem Bett und schaute nach. Tatsache, es war ein Minikühlschrank. Das war mal cool, ich hatte einen Minikühlschrank in meinem Zimmer. Und da war auch noch was drin. Ok, aber warum war da Wodka drin? Ich trank doch nicht heimlich… oder vielleicht doch?
Oh mein Gott, ich war doch keine Alkoholikerin!? Nein. NEIN! Nein! Das war doch absurd. Vielleicht, hatte das ja nur Scarlett hier reingestellt. Mhm, vielleicht wenn ich einen Schluck davon trank, erinnerte ich mich daran. Ich nahm die Flasche mit der durchsichtigen Flüssigkeit und nahm einen kleinen Schluck daraus. Die Flüssigkeit fing an in meinem Hals zu brennen und ich verzog mein Gesicht.
Ihhh! Nein, so etwas konnte ich nie im Leben getrunken haben! Bah, das schmeckte doch nicht! Angewidert wischte ich mir den Mund ab und stellte die Flasche, samt ihren Inhalt wieder zurück. Das musste eindeutig Scarlett gehören.
Ich stand auf und wollte wieder ins Bett gehen, als ich das Gleichgewicht verlor und flog hin. Scheiße! Ich falle! Ich falle! ICH FALLE!! Scheiße! Warum half mir keiner?!
Mit einem dumpfen Laut prallte mein Kopf gegen die Bettkante und ich nahm einen stechenden Schmerz wahr.
Ich legte meine Hand an die Stelle, woher der Schmerz kam und fühlte etwas warmes, klebriges. Ich hoffte, das es nur Sirup oder irgendetwas anderes war, nur kein Blut.
Mir wurde schwarz vor den Augen und das letzte was ich wahrnahm, war wie jemand sich über mich beugte und irgendwas zu mir sagte.
Mit einem dröhnenden Schädel erlangte ich wieder das Bewusstsein.
Was war passiert, dass ich so einen dröhnenden Kopf hatte. Ich konnte mich nur erinnern, wie ich einen Schluck Wodka genommen hatte und dann… dann war ich umgekippt. Aber wieso war ich umgekippt? Doch nicht wegen einen Schluck Wodka?!
Ich wollte meine Hand an meinen Kopf legen, doch sie wurde von irgendetwas gehindert.
Wiederwillig öffnete ich meine Augen einen Spalt und sah nach, was mich dort festhielt. Erst konnte ich nur Umrisse erkennen, doch mit der Zeit gewöhnten sich meine Augen, an die Helligkeit und ich konnte endlich erkennen, was mich an der Hand festhielt.
Eigentlich dachte ich es wäre Scarlett gewesen, doch zu meinem Entsetzen war es Damon.
Mein Herz fing schlagartig heftig gegen meinen Brustkorb an zu Schlagen und in mir stieg ein komisches Gefühl auf. Wieder war diese Panik da. Ich wusste nicht wieso, aber sie war da.
Abrupt zog ich meine Hand weg, was ihn aufweckte.
Erschrocken fuhr sein Kopf hoch und er sah mich erst verschlafen an, doch als er erkannte, dass ich ihn auch ansah, weiteten sich seine Augen.
„Du bist wach“, stellte er fest und sein Gesicht fing an zu strahlen.
„Ja und wo ist Scarlett?“, fragte ich, als mir auffiel, das sie nicht im Raum war. Warte, wo war ich überhaupt.
Es sah nicht aus, wie bei mir, aber es sah auch nicht soaus, wie im Krankenhaus, also wo war ich?
„Sie redet kurz mit Lestat“, antwortete er mir und umfasste meine Hand, die ich direkt wegzog.
„Und wo sind wir? Das sieht hier nicht, wie im Krankenhaus aus.“
„Wir sind im Hauptquartier von Lestat.“
Ich öffnete gerade meinen Mund und wollte etwas sagen, da kam Scarlett mit einem dunkelblond haarigen Mann rein. Dieser Mann sah nicht älter als dreiundzwanzig und seine royalblauen Augen strahlten Weisheit aus, die ich mir in seinem Alter nicht erklären konnte. Seine Lippen wurden von einem sanften Lächeln umspielt, als er merkte, dass ich ihn ansah. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab und betrachtete stattdessen meine Hände, die ich ineinander gelegt hatte.
„Lestat und ich haben etwas beschlossen. Darum geht es um dich, Rosalie“, fing Scarlett an zureden, doch ich starrte weiterhin meine Hände an, anstatt wie sie es erwartet hatte, sie anzusehen.
„Damon wird nun vierundzwanzig Stunden am Tag auf dich aufpassen, denn wir denken nicht, das du einfach nur Ohnmächtig wurdest, sondern das dich jemand manipuliert hat“, verkündigte anscheinend Lestat.
Entsetzt hob ich meinen Blick und starrte beide fassungslos an.
Das hatten die gerade nicht wirklich gesagt! Ich konnte ihn doch keine vierundzwanzig Stunden am Tag ertragen! Ok, ich werde davon sicherlich paar Stunden schlafen, aber rund um die Uhr. Ich schaffte es noch nicht mal, ihn für paar Minuten zu ertragen! Also seit dem ich die Wahrheit erfahren hatte. Davor hätte ich unendlich viel Zeit verbringen können und ich fände es noch zu wenig.
„Es war kein Unfall?!“ Damon war nun hell wach und bäumte sich ganz auf.
„Nein. Irgendjemand hat sie manipuliert. Wir wissen zwar noch nicht wer, aber wir werden es schleunigst herausfinden“, meinte Lestat kühl.
„Diese Bastards! Wie konnten die nur!?“, knurrte er und spannte seinen Körper bis zum Zerreißen an.
„Weiß du wer es sein könnte?“, wollte Lestat wissen und in seinem Gesicht zeigte sich eine Regung. Ich konnte nicht erkennen was es für eine Regung war, denn dazu war sie zu kurz da.
„Ja“, brachte er nur unter zusammengebissenen Zähne raus, bevor er aus dem Zimmer stürmte.
„Was ist denn mit dem jetzt los?“, fragte Scarlett.
„Er reagiert sich ab.“
„Und wie reagier er sich ab?“, interessierte es mich.
„Indem er läuft, etwas kaputt macht oder wie in diesem Fall jetzt, sich rächt“, erklärte Lestat mit einen undefinierbaren Unterton.
Damon
Wenn ich diesen Bastard in die Finger bekam, dann schwöre ich bei Gott, schlug seine letzte Stunde!
Die sonst so sanften Regentopfen, fühlten sich wie einzelne Nadelstiche auf meiner nackten Haut an. Ok, eigentlich war es logisch, bei der Geschwindigkeit, aber dadurch, dass ich mir abgewöhnen musste, so schnell zu Rennen und mich wie ein Mensch zu verhalten, damit ich kein Aufsehen erregte fühlte es sich so ungewohnt an.
Innerhalb wenigen Sekunden stand ich vor Calebs Wohnungstür und konnte meine Wut nicht mehr im Zaun halten.
Mit Leichtigkeit trat ich die schwere Metalltür aus den Angeln und trat in die Wohnung ein.
„CALEB!“, schrie ich und ließ meinen Blick über den Raum schweifen.
„Was?“, knurrte er und stand, wie aus dem Nichts vor mir.
„Was fällt dir ein sie zu manipulieren!?“, fauchte ich und musste mich zusammenreißen, damit ich ihn nicht jetzt schon eine verpasste.
Anstatt mir zu antworten, brach er in schallendes Gelächter aus. Das reicht mir jetzt! Der war schon so gut wie tot!
Ich verpasste ihn einen Schlag in die Magengrube und er flog einige Meter weit, bis er gegen eine Wand prallte. Einzelne Stücke von der Wand splitterten ab und rieselten auf ihn. Wutentbrannt rappelte er sich blitzschnell auf und entblößte seine langen Fangzähne.
„Das hätte ich lieber nicht gemacht!“, fauchte er und ging auf mich los. Seine schokobraunen Augen sahen nun wie flüssiges Gold aus und das Augenweiß färbte sich rubinrot. Jetzt zeigte er seine wahre Gestalt. Seine Vampirgestalt.
„Ich bring dich um!“, knurrte er und versuchte mich zu Schlagen, doch ich wich im letzten Moment aus. Jeder einzelne Versuch mich zu Treffen scheiterte und auf meinen Lippen breitete sich ein belustigtes Grinsen aus.
Nun war ich an der Reihe ihn zu Schlagen. Mit einem gekonnten Hieb hob er wieder ab und knallte auf den Tisch, der unter ihm zusammen brach.
„Du bist besser geworden“, stellte er fest und sprang auf.
„Ich hatte immerhin zweihundert Jahre Zeit und in der Zeit habe ich mich ziemlich verändert“, grinste ich siegreich und ging auf ihm zu.
Er kam mir entgegen und holte schon zum Schlag aus, doch ich kam ihm zuvor und verpasste ihn eine, mitten ins Gesicht. Caleb fiel zu Boden und knurrte mich wütend an.
Ich sah mich hier um, denn ich hatte keine Lust noch, es noch länger raus zu zögern und fand ein abgebrochenes Holzbein vom Tisch. In Vampirgeschwindigkeit griff ich es und ehe er es bemerken konnte, bohrte ich es ihm von vorne ins Herz.
Seine Augen weiteten sich und er sackte augenblicklich zusammen. Leider war es noch nicht damit getan, denn ein Holzpfahl im Herzen, lähmte nur einen Vampir.
Gerade als ich nach etwas Ausschau hielt, um ihn wirklich zu töten, wurde ich von ihm weggerissen und gegen die Wand geworfen.
Schmerzvoll verzog ich mein Gesicht und fiel schlaff auf den harten Marmorboden.
Verdammt!
„Was wagst gerade du Caleb umzubringen!?“, zischte eine tiefe Stimme, die ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört hatte.
„Was wagst du mich daran zu hindern ihn zu töten, Vater?“, das letzte Wort,spuckte ich angewidert aus und bäumte mich auf.
Ohne mir weitere Beachtung zu schenken, beugte er sich zu ihm runter und zog ihm den Pfahl aus der Brust. Caleb fing schlagartig wieder an zu Atmen und richtete sich langsam wieder auf.
„Das wirst du mir büßen!“, brummte er und funkelte mich böse an.
„Ich büße schon wegen meiner Sturheit und meinem Ego, also kannst du dir dein „das wirst du mir schon büßen!“ in den Arsch schieben“, fauchte ich und ging in Gedanken durch, welche Chancen ich jetztgegen die beide hatte. Die sahen nicht gerade gut aus.
Ein hämisches Grinsen verzierte die vollen Lippen meines verhassten Vaters und er zückte irgendetwas kleines, dünnes aus seiner Hosentasche.
Mit einer schnellen Handbewegung schleuderte er es in meine Richtung.
Stirnrunzelnd sah ich ihn an, als nichts geschah.
„Das wars? Du hast noch nicht mal getroffen“, lachte ich.
„Hab ich nicht?“, grinste er.
Schlagartig breitete sich ein unerträglicher Schmerz von meiner Brust aus, der sich dann über meinen ganzen Körper ausbreitete. Es fühlte sich an, als wenn ich innerlich brennen würde.
Scheiße, er hatte mich doch getroffen! Und die Nadel war noch in der Essenz von Damascena-Rosen getaucht. Verdammt! Verdammt! VERDAMMT!
Ich musste ganz schnell weg hier. So schnell es mir meine Schmerzen erlaubten, lief ich zur Tür und verließ die Wohnung.
Binnen wenigen Sekunden, war ich wieder beim Hauptquartier und ging mir kurz noch durch die Haare, ehe ich rein ging. Hoffentlich würde dieser verdammte Schmerz bald vergehen, dachte ich, bevor ich die Tür aufmachte und eintrat.
,„Ich bin wieder da“, rief ich und steuerte direkt auf Rosalies Zimmer zu. Der Schmerz wurde erträglicher und ich seufzte erleichtert auf. Es war zum Glück keine hohe Dosis.
„Was hast du gemacht?“, ertönte eine Stimme hinter mir auf und ich drehte mich ruckartig um.
Vor mir stand Rosalie, die mich fragend ansah. Sofort war der Schmerz vergessen und in mir stieg der Drang auf, sie einfach in den Arm zunehmen und sie ganz fest an mich zu drücken. Es zerriss mir das Herz, das sie dachte, dass ich sie nur aus Rache benutzt hatte. Ok, am Anfang war es auch so, doch dann lernte ich sie kennen und hatte mich sofort in sie verliebt.
„Ich? Ich hab mich nur ein bisschen abreagiert.“ Ich hatte sie nicht angelogen, nur ich hatte ihr nicht alles erzählt. Das unangenehme brennen in meiner Brust verschwand und ich konnte wieder klar denken.
„Ach so“, meinte sie und ging an mir vorbei. Ihr hinreißender Duft drang mir in die Nase und ich musste unwillkürlich schaudern. Sie roch nach einer Rose, an einem heißen Sommertag.
Unabsichtlich griff ich nach ihrem Handgelenk und riss sie sanft zu mir.
„Bitte Rosalie, lass mich dir alles erklären“, flehte ich und zog ihren Duft ein.
„Bitte“, bettelte ich in ihr Haar und schlang meine Arme um sie.
Rosalie
„Damon, ich-“, ich stockte, als eine Tür aufgerissen wurde.
„Oh.. Ähm, Essen ist fertig“, meinte Scarlett und musterte uns. Als sie fertig damit war, zog sie eine Augenbraue hoch und drehte sich dann stumm um.
Bestimmt dachte sie jetzt was falsches und machte sich Hoffnungen, dass wieder etwas zwischen mir und Damon laufen würde.
Zögernd löste er seine Arme von mir und ich ging in die Küche.
„Was gibt es?“, fragte ich und hob leicht die Topfdeckel, damit ich drunter durchspähen konnte.
„Kartoffeln, Bohnengemüse und Schnitzel“, antwortete sie mir und setzte sich auf einen Stuhl.
„Yammy.“ Ich nahm mir von allem etwas auf den Teller und setzte mich zu Scarlett.
„Wo ist Lestat?“, wollte Damon wissen und meine Gegenüber drehte sich zu ihm um.
„Ich glaube er ist in seinem Büro. Wieso?“
„Ich wollte mit ihm reden“, sagte er und ging wahrscheinlich zum Büro, von Lestat.
„Habt ihr alles geklärt und alles ist jetzt Friede, Freude, Eierkuchen?“, interessierte es sie brennend, als er das Zimmer verlassen hatte.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Naja, er hatte seine Arme um dich geschlungen und du sahst so… so…, Mist wie heißt das Wort?!“
„Ich glaube ich muss hier mal was klar stellen. Zwischen Damon und mir ist gar nichts. Er hat mich verletzt und ich weiß nicht ob ich ihm je verzeihen kann, also fang bitte nicht so etwas an zudenken“, stellte ich ernst klar und stopfte mir etwas Schnitzel in den Mund. Lecker.
Beleidigt machte sie einen Schmollmund und verschränkte ihre Arme.
„Man darf ja noch träumen“, schmollte sie.
„Jaja, aber nur träumen.“
„Hehe und aus meinen Träumen wird dann Realität.“
„Ok, jetzt darfst du es nicht mehr träumen.“
„Ok, dann werde ich es in meinen Träumen träumen.“ Sie streckte mir die Zunge entgegen und ich funkelte sie böse an.
„Selbst dann nicht.“
„Och man.“
„Tut mir Leid, bin aber eine Frau“, ärgerte ich sie.
Mein Blick wandte ich von ihr ab, als ich merkte wie Lestat und Damon den Raum betraten.
„Scarlett bist du so weit?“, fragte Lestat sie.
„Klar“, grinste sie und stand auf.
Hä, was ging denn hier jetzt ab?
„Wir gehen kurz was einkaufen. Es wird eine Weile dauern, das heißt, dass wir frühestens zehn, elf Uhr wieder hier sind. Tschüss“, meinte sich, ehe sie mit Lestat ging.
„Und schon sind wir alleine.“
Ich starrte ihn eine Weile an, bevor ich verstand, was seine Worte bedeuteten.
Scheiße! Ich war mit ihm hier ganz alleine. NEIN!
So schnell ich konnte, aß ich auf, räumte den Teller in die Spülmaschine und ließ ihn alleine in der Küche stehen.
Wo konnte ich hin, ohne dass er im gleichen Raum war?! Suchend, öffnete ich jede Tür, bis ich auf einen Raum stieß, was aussah wie ein Wohnzimmer.
Hier würde er nicht nachsehen, oder? Egal. Es sah gemütlich aus und es war sogar ein riesen Flachbildfernseher im Zimmer.
Ich ließ mich auf die riesen Couch fallen und schaltete den Fernseher an. Gerade lief eine Folge „How i met your mother“ und danach würde noch eine Folge kommen. Wenigstens etwas vernünftiges, dachte ich und schmiegte mich tiefer in die Couch ein.
Nach zwei Folgen himym und einer Folge Scrubs wurde mir langsam langweilig.
Ich erschrak als es auf einmal an der Tür klopfte und sah auf die Uhr. Es war gerade erst halb zehn. Scarlett oder Lestat kann es nicht sein, da bleibt nur noch eine Person übrig. Damon.
„Hey“, meinte er und kam in den Raum. „Scrubs“, grinste er und setzte sich neben mich hin.
Erst jetzt bemerkte ich, das er eine Decke in der Hand hatte.
„Ich dachte dir könnte kalt sein, weswegen ich eine Decke mitgebracht habe“, sagte er, als könnte er meine Gedanken lesen.
Er entfaltete sie und deckte mich mit ihr zu.
„Danke“, nuschelte ich und zog sie mir bis zum Kinn.
„Immer doch.“
Aus dem Augenwinkel erspähte ich, wie ein Lächeln über seine Lippen huschte und verkroch mich tiefer in die Decke.
Unbewusst rückte ich immer näher zu ihm und merkte es erst, als ich fast auf seinen Schoß saß.
„‘Schuldigung“, murmelte ich und meine Wangen wurden von eine Röte verziert.
„Du brauchst dich doch für so was nicht entschuldigen“, lächelte er und legte seinen Arm um mich.
Stirnrunzelnd starrte ich seine Hand an und öffnete den Mund, doch schloss ihn dann wieder.
„Stört dich mein Arm?“
Überrascht sah ich zu ihm und schüttelte stumm meinen Kopf. Eigentlich störte mich sein Arm nicht. Im Gegenteil sogar, ich fand es sogar angenehm. Auch wenn er mich zu tiefst verletzt hatte, fühlte ich mich bei immer noch so geborgen. Ohne ein weiteres Wort miteinander zu sprechen sahen wir fern.
Es war schon ein bisschen komisch, in seinen Armen zu legen, nachdem was alles passiert war.
„Wo bleiben denn Scarlett und Lestat?“, interessierte es mich, als ich auf die Uhr sah und sie mir anzeigte, das wir viertel vor zwölf hatten.
„Keine Ahnung, vielleicht ist ihnen irgendetwas dazwischen gekommen“, zuckte er mit den Achseln und faltete die Decke.
„Da kannst du recht haben. Naja ich geh mal schlafen.“
„Warte ich komme mit.“
Schnell faltete er die Decke zu Ende zusammen und lief mir hinter.
Ich betrat mein Zimmer und steuerte auf das weiche Bett zu. Müde ließ ich mich reinfallen und zog mir flüchtig die Decke über meinen Körper.
„Nacht“, sagte Damon und legte sich auf die kleine Couch, die neben dem Bett, an der Wand stand.
Skeptisch beobachtete ich das Spektakel, wie er versuchte, auf der Couch, die nur ein Meter siebzig lang war und damit viel zu klein war eine bequeme Schlafposition zu finden, wo er mich auch noch im Blick hatte.
Nach einiger Zeit konnte ich es nicht mehr mitansehen und beschloss, das er im Bett schlafen konnte und ich auf der Couch. Für mich war sie gerade noch groß genug.
„Damon.“
Er verharrte in seiner Bewegung und betrachtete mich überrascht.
„Wie wäre es, wenn wir tauschen würden?“, schlug ich vor und er sah mich fragend an.
„Du schläfst im Bett und ich auf der Couch“, erklärte ich ihm und setzte mich auf.
„Ne geht schon.“
„Es ist schon in Ordnung. Ich kann eh nicht in so einem großen Bett schlafen, also kannst du hier schlafen“, verharrte ich und stand vom Bett auf.
Widerwillig machte Damon mir platz und ging ins Bett.
„Nacht“, brummte ich und kuschelte mich in die Decke ein.
Wenigen Augenblicken später war ich eingenickt.
Wochen vergingen und in diesen Wochen ist eigentlich nicht so viel geschehen. Damon war fast immer die ganze Zeit bei mir und hatte immer darauf geachtet, was ich getan hatte. Ich hatte mich mit der Zeit an ihn gewöhnt, doch manchmal ging er mir auf die Nerven, wenn ich nur mal für eine Sekunde allein seien wollte. Deswegen hatte ich ihn einmal angeschnauzt, was ich eigentlich nicht wollte, aber später hatte ich mich später wieder bei ihm entschuldigt.
„Rosalie, kommst du bitte, wir wollen jetzt ENDLICH fahren“, rief Lestat ungeduldig von der Haustür aus und ich warf noch schnell einen Blick im Spiegel, bevor ich loslief.
Die Frisur saß und das Make-up war an der Stelle, wo es sein sollte. Gut, jetzt konnte ich los.
„Ich komme!“, schrie ich und lief los.
Außer Atem kam ich an der Haustür an. Warum musste das Quartier auch so groß sein und mein Zimmer so weit weg von der Haustür sein?
„Endlich. Wir dachten, wir müssten bis nächstes Jahr Weihnachten warten“, ärgerte mich Damon und ich streckte ihm die Zunge entgegen.
„Nur weil du dich nicht um dein Aussehen kümmerst“, meinte ich, was eigentlich gar nicht stimmte, weil er eigentlich immer abgöttisch gut aussah. Doch er brauchte es nicht wissen, denn es würde nur unnötig sein Ego steigern.
„Muss ich nicht. Ich seh immer gut aus“, grinste er frech.
„Bist du dir da sicher?“
„JA.“
Ich stellte mich auf Zehnspitzen und verwuschelte ihm seine Haare.
„Jetzt siehst du nicht mehr so toll aus“, lachte ich.
„Boah, das wirst du mir büßen“, lächelte er und ich wusste das es nichts gutes zu bedeuten hatte.
Ehe ich mich versah packte er mich und zerstörte meine Frisur.
„Ey, lass das! LASS DAS, hab ich gesagt!“, kreischte ich und schlug wild um mich.
Nachdem meine Frisur ganz im Eimer war, ließ er mich endlich los und ich funkelte ihn böse an.
„Das hast du dich nicht gerade wirklich gewagt!?“
„Hab ich aber.“
Wütend ging ich auf ihn los und verwuschelte ihm seine Haare so, dass er sicher eine halbe Ewigkeit brauchte, um sie wieder herzurichten. Da hatte ich aber falsch gedacht, denn er ging sich kurz mit der Hand durch sein weiches Haar und die Frisur saß wieder perfekt.
„Du bist mies“, schmollte ich und versuchte meine Frisur wieder zu richten.
„Wie ich sehe ist alles wieder Okiledokeli mit euch beiden“, tauchte Scarlett auf und betrachtete uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Schnauze. Gar nichts ist Ok, meine Frisur ist im Arsch und das nur wegen diesem Idioten“, fuhr ich sie an und zeigte auf Damon.
„Damon, das war nicht nett von dir. Wie soll sie jetzt raus gehen?“, schimpfte sie.
„Sie hat aber angefangen“, verteidigte er sich und mir kam es so vor, als sei Scarlett die Mutter und Damon der Junge, der etwas angestellt hatte.
„Trotzdem, man zerstört nicht die Frisur einer Frau.“
Damon machte einen Schmollmund und verschränkte beleidigt die Arme vor seiner Brust.
„Haha“, lachte ich.
„Und du Fräulein, lach hier nicht so doof, du wirst auch noch sehen.“
„Uhh, ich werde auch noch sehen“, kicherte ich.
Bevor ich reagieren konnte, verpasste sie mir mit der flachen Hand eine gegen meinen Hinterkopf.
„Aua, das tat weh“, meinte ich und rieb mir die Stelle, wo sie mich getroffen hatte.
„Bist du selber Schuld.“
„Ihr benimmt euch wie Kinder“, mischte sich nun auch Lestat ein.
„Die haben angefangen“, schrie Scarlett und rannte aus dem Haus.
Eigentlich würde
„Was hab ich nur mit ihr falsch gemacht?“, fragte ich eher zu mir selbst und schüttelte meine Kopf.
„Können wir jetzt gehen?“, interessierte es Lestat und wir gingen zur Antwort alle aus dem Haus. Vor dem schwarzen Hummer wartete schon eine ungeduldige Scarlett, die darauf wartete, dass Lestat den Wagen aufschloss.
„Ungeduldig?“, grinste der und schloss den Wagen auf.
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie und stieg auf der vorderen Beifahrerseite ein.
„Ihr könnt hinten sitzen“, kicherte sie, bevor sie die Wagentür schloss.
Kurz sahen Damon und ich uns an, ehe wir dann auch etwas irritiert einstiegen. Lestat ließ den Motor starten und fuhr los.
„Wo fahren wir eigentlich jetzt genau hin?“, wollte ich wissen
„Zu einer Abendveranstaltung“, antwortete Lestat mir.
„Ach deswegen sollte ich das Kleid anziehen“, stellte ich fest.
Alle fingen an zu Lachen.
„Lacht nicht darüber!“, motzte ich alle an und verzog beleidigt mein Gesicht.
„Du bist so süß, wenn du beleidigt bist“, meinte Damon und zog mich näher an sich ran, sofern es mein Sicherheitsgurt erlaubte.
„Hey, in diesem Auto wird nicht geschmust“, maulte der Fahrer des Autos.
„Klappe!“, murrte Damon und schlang seine Arme um meinen Oberkörper.
„Damon, lass das“, quengelte ich.
„Ich will dich nicht los lassen.“
„Damon.“
„Nein!“
„DAMON!“
„NEIN!“
„Arsch!“, brummte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Ich gab es auf und ließ zu, dass er mich umklammerte. Zum Glück war es nicht von langer Dauer, denn wir blieben vor einem Haus, das einem Palast glich stehen. Staunend stieg ich aus und betrachtete das Gebäude. Es sah aus als wäre es aus der Renaissance entsprungen und war in einem strahlenden weiß gehalten. Ab und zu waren goldene Verzierungen da und verliehen dem Gebäude etwas Antikes.
„Wow.“
„Finde ich auch“, lächelte Damon.
Staunend betraten wir das alte Gebäude und waren begeistert –zu mindestens ich.
Wir standen in einer großen Halle, wo links und rechts große Treppen standen und es befanden sich jeweils auf beiden Seiten der Treppen Tische, wo jeweils eine Vase mit Blumensträußen aus weißen Rosen drinnen waren.
„Wo müssen wir hin?“, fragte Scarlett und drehte sich einmal im Kreis.
„Hoch und dann links“, meinte Lestat und wir gingen hoch. Oben angekommen, bogen wir links ab und blieben vor einer Flügeltür stehen. Lestat drehte sich zu uns um und sah jeden einzelnen ernst an.
„Wenn wir da jetzt rein gehen, bitte ich euch, euch zu benehmen, denn immerhin habe ich hier einen Ruf zu verlieren“, sagte er und öffnete dann die Flügeltür.
Alle im Saal verstummten und sahen uns mit musternde Blicke an. Ich ließ meinen Blick über den ganzen Saal schweifen und stellte fest, dass alle wunderschön waren. Jeder normaler Mensch würde hier Minderwertigkeitskomplexe bekommen, ich mit eingeschlossen. In meinem Kleid kam ich mir jetzt völlig nackt vor und fühlte mich sichtlich unwohl.
Wieso sahen alle so schön aus? Das war doch nicht mehr normal.
„Keine Angst, du siehst bezaubernd aus“, flüsterte Damon mir ins Ohr, als hätte er gewusst was ich gerade dachte und mich nun versuchte zu beruhigen.
„Die sind aber alle so… hübsch.“
„Du bist aber viel hübscher als alle von denen zusammen und das wissen sie auch“, schmeichelte er mir und legte seinen Arm um meine Schulter, was ich ausnahmsweise duldete. Langsam gingen wir in den Saal und setzten uns an einen der freien Tische.
„Warum starren die uns alle an?“, fragte ich Damon, als die Leute nach einiger Zeit uns immer noch angafften.
„Weil Lestat ein wichtiger Geschäftsmann in der Branche ist und es neu für die Leute hier sind, das er irgendjemanden zu einen Treffen mitnimmt.“
„Und wieso ist er hier ein wichtiger Geschäftsmann?“, wollte ich nun wissen und betrachtete Lestat. Er war ein stiller und zurückhaltender Mensch, somit auch ein perfekter Geschäftsmann, doch irgendwie konnte ich mir nicht recht vorstellen, dass er so ein hohes Tier in der Branche war.
„Er leitet eine große Firma, die im Hintergrund viele Firmen leitet, doch nur wenige, wichtige Leute dürfen zu so einen Treffen kommen“, erklärte mir Damon.
„Wenige Leute?“, wiederholte ich skeptisch und sah mich um. Das konnte man doch nicht wenige Leute nennen! Das waren doch mindestens vierhundert Leute!
„Jap.“
„Scarlett findest du es sind hier wenige Leute?“ Ich wollte ihre Meinung dazu hören.
„Ja, wieso?“
Okay, wenn Scarlett und Damon es so fanden, fand Lestat es vielleicht anders.
„Lestat…?“
Er sah mich fragend an.
„Findest du es auch, dass hier nur wenige Leute sind?“
„Ja…?“
„Man, wieso findet ihr es, das hier nur wenige Leute da sind?! Hier sind mindestens vierhundert Leute! Das kann man nicht wenig nennen!“, regte ich mich auf.
„Für dich erscheint es, dass hier viele sind, aber wenn man schon lange in der Gesellschaft ist und oft auf solche Treffen geht, sind eigentlich doppelt, wenn nicht dreifach so viel Menschen da, also ist das hier noch wenig“, erklärte er mir.
Moment! Hatte der gerade lange in der Gesellschaft gesagt? Der sah doch nicht älter als dreiundzwanzig aus!
„Ich weiß man sieht es mir nicht an, aber ich bin deutlich älter als ich aussehe“, schmunzelte mein Gegenüber und stützte seine Ellenbogen auf den Tisch.
„Und wie alt bist du jetzt?“
„Ein Mann wie ich spricht nicht über sein Alter“, zwinkerte er.
„Frauen reden nicht über ihr Alter, doch bei Männern ist es egal, also kannst du es mir verraten.“
Einen Augenblick lang überlegte er. „Nö.“
„Wieso nicht?“
„Weil es unhöflich ist, einen älteren Mann nach seinem Alter zu Fragen.“
„Du bist aber kein älterer Mann. Du bist höchstens dreiundzwanzig. “
„Das glaubst du“, grinste er.
„Das glaube ich nicht nur, ich weiß es.“
Unerklärlicherweise fingen Damon und Scarlett an zu lachen.
„Warum lacht ihr jetzt auf einmal?!“, wollte ich wissen.
„Wie du- haha... wie du- haha… wie du das gesagt hast!“, lachte meine beste Freundin.
„Haha, es ist auch so zum Totlachen!“, schmollte ich und verschränkte beleidigt die Arme vor meiner Brust.
„Wenn du wüsstest“, brachte sie unter einen Lachkrampf raus und hämmerte mit der geballten Hand auf den Tisch.
„Scarlett“, mahnte Lestat sie und warf ihr einen vielsagenden Blick zu..
Sofort hörte sie auf zu Lachen und schaute beschämt zum Tisch runter. „Tut mir Leid“, entschuldigte sie sich, als sie merkte wie jeder sie anstarrte.
„Genau deswegen nehme ich niemanden zu so einen Treffen mit.“
„Was kann ich dafür, das Rosalie so was sagt?“, verteidigte Scarlett sich.
„Was kann Rosalie dafür, dass du über jeden Mist lachst?“, mischte sich Damon ein.
„Halt du dich da mal raus!“, fuhr sie ihn an und streckte ihn die Zunge raus.
„ Nö“, grinste er belustigt.
„Doch! Das ist eine Sache zwischen Lestat, Rosalie und mir! Also halt dich gefälligst daraus!“, regte sie sich auf.
„Reg dich doch nicht so auf, die Leute gucken schon so doof“, sagte Lestat und nahm einen Schluck Rotwein.
Statt sich zu beruhigen, regte sie sich noch mehr auf und machte Faksen. Augen verdrehend stand Lestat vom Tisch auf. „Ich begrüße mal die Gäste“, meinte er, ehe er ging.
„Das hast du toll hinbekommen, Scarlett“, ärgerte Damon sie.
„Wieso bin ich das jetzt Schuld?!“ Empört schnappte sie nach Luft.
„Weil du alles Schuld bist“, lachte er und ich sah ihn kopfschüttelnd an.
„Damon!“; brummte ich.
Er öffnete gerade seinen Mund, um etwas zu sagen, als ihm jemand zuvor kam.
„Damon Wentworth, bist du es wirklich oder bilde ich es mir nur ein?“
Ich wandte meinen Blick in die Richtung, woher die Stimme kam und entdecke Dean.
„Dean“, Damon stand auf und begrüßte seinen Freund mit einer freundschaftlichen Umarmung.
„Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Wir haben gedacht dich gäbe es nicht mehr.“
„Tut mir Leid, aber ich musste rund um die Uhr auf Rosalie aufpassen.“ Er sagte es so, als wenn es eine Strafe wäre. Irgendwie verletzte es mich.
„Ach so. Naja, so schlimm ist es wiederum auch nicht. So wie es aussieht ist alles wieder normal zwischen euch“, lächelte er und sah mich an.
„Kann man so nicht sagen“, schmunzelte Damon und setzte sich wieder hin.
„Wieso? Ist es wegen Chantal?“, wollte er wissen und legte seine Stirn in Falten.
Chantal? Was hatte jetzt Chantal damit zutun? Er hatte doch keinen Kontakt mehr zu ihr! Zu mindestens hatte er mir das gesagt! Oder vielleicht hatte er doch noch Kontakt zu ihr? Entsetzt sah ich Damon an.
„Oh, sie weiß nichts davon. Hab ich recht?“, stellte er fest, als er meinen Blick bemerkte.
„Ich muss mal für kleine Mädchen, sagte ich und richtete mich auf.
Das konnte doch nicht wahr sein! Warum belog er mich schon wieder? Vor allem wegen dieser Bordsteinschwalbe Chantal. Auch wenn ich Damon noch nicht verziehen hatte, hätte ich nicht gedacht, dass er direkt zu Chantal gehen würde. So hatte ich ihn nicht eingeschätzt. Sobald die ihn eine Abfuhr erteilt, direkt wieder zu der Alten, die man abserviert hatte und wenn die einen nicht wieder zurück nahm zu einer Neuen. So etwas verletzte mich. Zu tiefst.
„Warte, ich komme mit.“ Hastig sprang Scarlett auf und wir gingen auf die Toilette.
Damon
„Musstest du unbedingt Chantal erwähnen?!“, fragte ich wütend meinen besten Freund.
„Ich dachte sie wüsste es, aber anscheinend hast du es ihr verschwiegen“, verteidigte er sich und setzte sich mir gegenüber.
„Ich hab sie schon genug verletzt, da wollte ich nicht, das sie das mit Chantal noch erfährt. Das hätte ihr den Rest gegeben.“
„Wenn es sie noch mehr verletzten würde, das du dich mit Chantal triffst, warum triffst du dich dann mir ihr?“, wollte er wissen.
„Weil sie sonst Rosalie umbringen will.“
Deans Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. „Warum beseitigst du sie einfach nicht, wie die anderen, die Rosalie umbringen wollten?“
Ich wusste dass er diese Frage stellte, doch ehrlich gesagt hatte ich keine Antwort darauf.
„Ich weiß es nicht.“
„Wie du weißt es nicht?! Sonst bist du immer so eiskalt und zögerst nie, wenn es um Rosalie geht!“
„Dean, es ist nicht so einfach wie du denkst. Vielleicht hat sie Hintermänner, die sobald ich sie kalt mache, versuchen Rosalie umzubringen und dieses Risiko will ich nicht eingehen.“
„Ich hoffe du weißt, das alle hinter dir sind und falls es wirklich so sein sollte, das wir diese Hintermänner umbringen werden, ehe sie auch nur in Rosalies Nähe kommen können“, versuchte er mir klar zu machen.
„Sie kennt unser Geheimnis und ich weiß nicht, wem sie es alles zu ihrer Absicherung erzählt hat. Das heißt wir können sie nicht umlegen, weil sonst unser Geheimnis ans Fernseher kommt.“
„Was bist du auch für ein Volldepp und verrätst ihr unser Geheimnis!?“
Schuldig betrachtete ich den Tisch und spielte mit der Tischdecke. „Sie hat mich beim Bluttrinken erwischt.“
„Damon! Wie dumm bist du eigentlich!? Weiß es wenigstens Lestat?“, interessierte es ihm.
„Ja.“
„Mir tut Rosalie voll Leid und alles nur wegen deiner Dummheit!“, warf er mir vor und ich sah schuldbewusst auf meine Hand.
„Ich kann doch auch nichts dafür. Ich-“
„Du kannst wohl was dafür! Hättest du schon von Anfang an die Wahrheit gesagt, hätten wir diesen Schlamassel nicht!“, schnauzte er mich an.
Rosalie
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Scarlett und musterte mich besorgt.
„Wieso sollte nicht alles in Ordnung sein?“
Auf der Damentoilette betrachtete ich mein Spiegelbild und korrigierte mein Make-up, was verwischt war.
„Ich sehe es dir doch an! Es hat bestimmt einen Grund warum er sich mit Chantal trifft.“
„Es geht mich nichts an mit wem er sich trifft und mir kann es auch egal sein, aber weißt du was mich stört?“
Irgendwie verletzte mich die Tatsache mehr, das er es hinter meinen Rücken machte, als er sich mit ihr getroffen hatte.
„Nein, was denn?“ Sie strich mir eine Strähne hinters Ohr und lächelte mich aufmunternd.
„Das er es mir verheimlicht hat. Jedes Mal, als er sagte, er trifft sich mit einem Freund, hat er sich bestimmt mit ihr getroffen. Ich fände es nicht schlimm wenn er sich mit ihr treffen würde, aber dass er es mir nicht sagt, verletzt mich sehr.“ Eine einzelne Träne purzelte meine Wange herunter, die ich schnell wegwischte.
„Hey, Mäuschen. Es wird sich bestimmt bald alles regeln und das mit Chantal, das regle ich“, munterte sie mich auf. „Komm, lass uns wieder zurück gehen“, lächelte sie und wir verließen die leere Damentoilette.
Mit einem Lächeln im Gesicht setzten wir uns wieder an unseren Tisch.
„Du bist echt ein Vollidiot, aber leider gibt es dagegen noch kein Heilmittel, weswegen wir uns noch mit deiner Dummheit vergnügen müssen“, seufzte Dean und schüttelte nur den Kopf.
„Das kannst du laut sagen“, fügte Scarlett hinzu und funkelte Damon böse an.
„Kann es irgendwie sein, dass jetzt alle gegen mich sind?“
„Ne, wir tun nur so“, sagte nun ich sarkastisch.
Überrascht und entsetzt zugleich starrte er mich an.
„Was? Ich hab einen Grund dazu, also sei mal schön leise.“
Er verfiel in eine Starre und konnte nicht glauben, dass ich so etwas zu ihm sagen könnte. Naja, war er selber Schuld.
Ich nahm eine Flasche Wasser, die auf dem Tisch stand und schüttete mir etwas in mein Glas.
„So kenn ich dich gar nicht Rosalie“, lachte Dean und meine Lippen wurden von einem verlegenden Lächeln umspielt.
„Ey, hört auf zu flirten!“, raunte ein griesgrämiger Damon.
„Wir flirten nicht!“, schnauzten Dean und ich gleichzeitig ihn an.
„Rosalie, Dean hört auf Damon anzuschreien“, griff Scarlett ein.
„Wir schreien ihn nicht an, wir stellen nur etwas klar“, erklärte ich ihr.
„Das kann man aber auch leiser klären.“
„Und amüsiert ihr euch?“, fragte Lestat auf einmal.
„Sogar prächtig“, antwortete alle gleichzeitig.
Skeptisch betrachtete er uns. „Na dann. Ich muss dann auch wieder“, lächelte er und ging wieder.
„Weswegen haben wir uns nochmal gestritten?“, interessierte es Scarlett.
„Das hatte irgendetwas mit Damon zu tun…, glaube ich zu mindestens“, sagte ich.
„Warum bin ich jetzt der Grund dafür?!“
„Weil du ein Vollidiot bist!“
„Woher willst du wissen das ich ein Vollidiot bin?!“
„Weil du Chantal unser-“, mitten im Satz stockte Dean und stand vom Tisch auf.
Was hatte jetzt schon wieder Chantal damit zu tun!? Das regte mich tierisch auf!
„Ich muss jetzt gehen“, sagte er und ging.
„Was ist denn mit dem auf einmal los?“, fragte ich und sah ihm hinterher.
„Ihm ist bestimmt irgendetwas eingefallen, was er noch machen muss.“
Kritisch betrachtete ich Damon. „Klar und deswegen erzählt er nicht zu Ende und verschwindet dann.“
„Vielleicht ist es was sehr wichtiges.“
„Oder er wollte sich einfach nicht verplappern.“ Ich zog eine Braue hoch und nahm einen Schluck Wasser.
„Wobei sollte er sich denn verplappern?“
„Vielleicht habt ihr ja ein Geheimnis und keiner darf es erfahren, doch du hast es Chantal erzählt“, spekulierte ich und erkannte anhand seines Gesichtsausdrucks, das ich ins Schwarze getroffen hatte.
„Dürfen wir es erfahren?“, wollte ich wissen und Scarlett wirkte jetzt am Gespräch interessiert.
„Nein.“
„Wieso darf es Chantal erfahren, aber wir nicht, du kennst uns viel besser als sie und weißt, das wir es niemanden weitererzählen würden“, warf ich ihm vor.
„Genau, wieso darf diese Schlampe es erfahren und wir nicht!“ Überrascht über ihre Wortwahl sah ich sie an.
„Was? Ich sag auch so etwas.“
„Ihr versteht es-“
„DAAAAMMMOOOON!“, unterbrach ihn eine schrille Stimme.
Irgendwoher hatte ich schon mal diese Stimme gehört. Nur woher?
Plötzlich schlangen sich zwei dürre Arme um Damon.
„Ich hab dich sooo vermisst“, meinte Chantal und presste ihn ihr Silikonbrüste, die nur mit wenig Stoff bedeckt waren gegen seinen Kopf.
„Wenn man vom Teufel spricht“, murmelte Scarlett.
Sie setzte sich neben Damon und legte eine Hand demonstrativ auf seinen Oberschenkel. Anscheinend störte es Damon nicht, denn er ließ ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Dieser Ausblick schnürte meinen Brustkorb zusammen und ich rang um Atem.
„Chantal was machst du denn hier?“, wollte er verwundert wissen.
„Ich wollte dich mal wiedersehen und habe mir gedacht, dass ich dir damit eine Freude machen kann und bin mit meinen Daddy hierhergekommen, auch wenn es hier sterbenslangweilig war“, erzählte sie und ich musste mir einen Würgereiz unterdrücken. Ich wusste nicht wieso, aber sobald ich sie sah, bekam ich das Gefühl, das ich mich gleich übergeben musste.
„Ach so“, nuschelte er und sie legte ihren Kopf an seine Schulter. Wie erwartet unternahm er wieder nichts und es versetzte mir einen Stich. Sie hob ihren Kopf und näherte sich seinen Gesicht. Sie hatte doch nicht etwa vor ihn zu küssen?! Ehe ich mich versah, hatte sie ihre überschminkten Lippen auf seine.
Das konnte doch nicht wahr sein!? Und er erwiderte noch den Kuss! Es war zwar paar Wochen her, dass ich die Wahrheit erfahren hatte und er alles versucht hatte mich wieder zubekommen und was machte er jetzt?! Er küsste diese Schlampe Chantal!
Verletzt richtete ich mich auf und sah Scarlett an, die Chantal einen verdammt guten Killerblick zuwarf.
„Ich geh mal zu Dean und den anderen Jungs“, gab ich den beiden bescheid, doch sie waren eher mit sich selbst beschäftigt.
Langsam lösten die beiden sich voneinander und er sah mich entschuldigend an.
„Rosalie…“, brachte er nur raus und ich drehte mich eiskalt um.
Aus dem Augenwinkle sah ich, wie Scarlett auch aufstand und eine kaum merkliche Handbewegung machte.
Urplötzlich knallte eine Weinflasche, die wie aus dem Nichts kam, gegen Chantals Kopf und zerbrach in tausende Scherben. Der Inhalt der Flasche übergoss sie und ihr weißes Kleid war ruiniert.
„Welches Arschloch hat eine Flasche nach mir geworfen?!“, schrie sie außer sich.
„Ich glaube das war dann wohl ich“, grinste Scarlett und sie funkelte meine beste Freundin böse an.
„Naja jeder bekommt das, was er verdient“, sagte ich und musste mir mein Lachen verkneifen. Es sah einfach zu herrlich aus, wie der Rotwein ihre wasserstoffblonden Haare runterlief, auf ihr Kleid und dazu noch ihr Gesichtsausdruck. Einfach himmlisch.
„ DAMON!“, brummte sie und er stand auf.
„Das war nicht nett von dir. Entschuldige dich bei ihr!“, forderte er Scarlett auf und sie und ich sahen ihn empört an.
Wieso verteidigte er sie noch!? Sie war es doch selber Schuld! Es fühlte sich so an, als würde mir jemand langsam ein Messer ins Herz rammen und er brach die Klinge ab.
„Das ist nicht dein Ernst! Sie ist es selber Schuld! Wäre sie nicht so eine Schlampe und hätte sie dich nicht vor Rosalie geküsst, dann wäre es nicht passiert!“; schrie sie ihn an, packte mich und zog mich von diesem Arsch weg.
„Nenn sie nicht Schlampe!“; brüllte er uns noch hinterher.
„Dieser verdammte Arsch, der wird noch sehen, was der davon hat, zu dieser Schlampe zuhalten!“, regte Scarlett sich auf.
„Der kann mir an meinen Arsch vorbeigehen. Anscheinend bin ich so schnell ersetzbar, aber das schlimmste finde ich, dass er mich durch Chantal ersetzt hat!“
Diese Tatsache schnürte mir die Luft zum Atmen weg und ich blieb für einen Moment stehen.
„Ist alles in Ordnung?“, wollte sie wissen.
„Ja, nur ich hab das Gefühl keine Luft zubekommen.“
„Komm, wir gehen an die frische Luft“, lächelte sie sanft und zog mich aus den überfüllten Saal, an die frische Frühsommerluft. Vor einer Mauer blieben wir stehen und ich lehnte mich dagegen.
„Tut mir Leid.“
Fragend sah ich sie an. „Wieso entschuldigst du dich und weswegen überhaupt?“
„Für das Verhalten von Damon“, erklärte sie mir und lehnte sich ebenfalls an die Mauer.
„Was kannst du dafür, dass er so ein Arsch ist? Du brauchst dich nicht für ihn entschuldigen, man kann ihn ja eh nicht ändern“, seufzte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Da hast du Recht, aber er braucht nicht gleich ankommen und so zutun, als wenn nichts passiert wäre“, stimmt sie mir zu. „Ich hab ‘ne Idee. Lass uns ihn mal zu ignorieren. Dann wird er bestimmt rasend vor Wut“, schlug sie vor und ich nickte nur.
„Cool, jetzt müssen wir nur noch warten“, grinste sie und betrachtete den Himmel.
„Ihr würdet so ein schönes und vor allen perfektes Paar abgeben, doch leider musste Damon alles kaputt machen“, unterbrach sie die Stille.
„Findest du? Ich finde der passt eher zu Chantal.“
„Ach, die passen gar nicht zusammen! Und ich könnte wetten, dass sie ihn zu allen zwingt.“
„Das sah aber eben nicht danach aus.“
„Naja, vielleicht musste er es wegen irgendetwas machen, oder was weiß ich.“
„Siehst du! Aus seinen Mund kommen doch eh nur Lügen!“
„Da bin- Äh, der Vollidiot kommt“, warnte sie mich und ich schaute in Richtung Eingang.
Mit einen breiten Grinsen kam er auf uns zu.
„Hey, warum seit ihr rausgegangen?“, wollte er wissen, als wäre alles wie immer und ich schaute Scarlett an. Das Ignorieren konnte begingen.
„Hast du irgendetwas gehört?“
„Außer die Vögeln? Nein.“
„Das ist nicht witzig, hört auf damit!“
„Naja egal, was ich dir eigentlich sagen wollte war, dass ich demnächst wieder zu uns in die Wohnung ziehen werde“, erfand ich schnell und wollte sehen, wie er darauf reagieren wird.
„Das ist nicht dein Ernst! Du bleibst schon bei Lestat und MIR!“, schrie er empört, doch wir ignorierten ihn weiter.
„Echt? Das ist mal cool. Ich werde dann alles schon mal vorbereiten.“
Grob packte er mich am Arm und rüttelte mich leicht. „Das wirst du schön lassen! Du bleibst bei mir! Nur bei MIR!“
„Musst du nicht zu deiner Schlampe und dich durchvögeln lassen?“, fragte ich und versuchte so kühl wie möglich zu bleiben.
Seine Wut verschwand und Verwirrtheit nahm stattdessen seinen Platz ein.
„Bist du etwa eifersüchtig?“, grinste er.
„Tut mir Leid, aber auf so einer Schlampe kann und werde ich nicht eifersüchtig sein“, meinte ich eiskalt und entriss mich seinen Griff.
„Böhh, Rosalie hat Damon gerade einen Korb gegeben!“, lachte Scarlett.
„ Sie hat mir keinen Korb gegeben!“, maulte er.
„Doch, das hat sie“, kicherte sie belustig.
„Das du so tief sinken kannst, hätte ich echt nie gedacht, aber da sehe ich mal wieder, wie sehr ich mich in Menschen täuschen kann.“
Er zog scharf die Luft ein und drehte sich dann um.
„Wenn das so ist, sollte ich besser gehen“, meinte er verärgert und ging wieder ins Gebäude.
„Damon ist echt komisch“, stellte Scarlett fest, .
Damon
Wieso sagte sie so etwas?! Ok, es war nicht in Ordnung Chantals Kuss zu erwidern, aber was hätte ich tun sollen? Sie abweisen und riskieren, das Rosalie etwas passierte? Nein! Dann wollte ich lieber dass sie mich hasst, als das ihr irgendetwas passiert.
Man, warum musste alles so kompliziert sein?! Am besten war, ich ging jetzt erst mal beiden aus den Weg!
„Alles in Ordnung?“, fragte mich urplötzlich James.
Ich zuckte nur mit den Schultern und lehnte mich an einer Wand an.
„Du kannst mir ruhig alles erzählen. Vielleicht kann ich dir sogar helfen.“
Skeptisch verzog ich mein Gesicht.
„Gib dir einen Ruck und erzähl es mir.“
„Na gut. Es geht um Rosalie. Ich weiß nicht was ich machen soll. Chantal zwingt mich mit ihr zutreffen, weil sie sonst Rosalie umbringen will und wenn ich sie beseitigen würde, würden ihre Hintermänner unser Geheimnis verraten. Rosalie hab ich immer erzählt, dass ich zu euch gehe, doch dann hat sich eben Dean verplappert und jetzt weiß sie es! Sie sah dann so traurig aus und ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen, doch sie ist mit Scarlett auf die Damentoilette gegangen. Kurze Zeit später kam sie wieder und dann kam Chantal und hat mich geküsst. Wenn ich mich gewehrt hätte, hätte sie Rosalie etwas angetan und deswegen musste ich ihren Kuss erwidert! Am liebsten würde ich mich selber dafür Ohrfeigen, doch ich fand keine andere Lösung. Und dann als ich bei ihr eben draußen war, da war sie so eiskalt zu mir. Es tat mir in diesen Moment so unfassbar weh!“, erzählte ich ihm.
„Ach Damon, wie schaffst du es auch immer wieder so eine Scheiße zu machen?“, seufzte er und schüttelte enttäuscht den Kopf. „Naja, jetzt ist es eh egal. Hast du schon mal mit Rosalie geredet? Hast du ihr schon mal deutlich gemacht, was du für sie empfindest? Aber am wichtigsten ist, hast du dir schon mal Gedanken gemacht, wie sie sich fühlt?! Ganz sicherlich nicht, oder? Versetzt dich mal in ihr rein. Stell dir vor, wie du dich fühlen würdest, wenn sie einen anderen Typen küssen würde. Ganz sicher nicht gut.“
Einen Moment dachte ich darüber nach, was er gesagt hatte. Irgendwie hatte er Recht. Ich musste ihr sagen, was ich für sie fühlte, egal ob sie mir zuhören würde oder nicht.
„Danke James. Du hast etwas gut bei mir“, sagte ich und machte mich auf den Weg zu Rosalie.
Schnell lief ich wieder nach draußen, an der Stelle, wo sie eben war, doch dort war sie nicht mehr.
„Rosalie? ROSALIE?“, rief ich und ließ meinen Blick über die Gegend leiten.
„Was willst du?“, tauchte eine Stimme hinter mir auf und mich verließ der Mut schlagartig.
„Was ich will? Ich… äh…“ Man jetzt wusste ich nicht mehr was ich sagen wollte. SUPER!
„Ich warte.“
Zögernd drehte ich mich um. „Ich- ich- ich wollte dir et-etwas sagen“, stotterte ich. Oh Gott! Ich stottere! Das war ja mega peinlich!
„Und was?“ Sie sah mich eiskalt an und ich musste augenblicklich schaudern.
„Ich- Ich.“ Aus irgendeinem Grund konnte ich es ihr nicht sagen. Wieso konnte ich es nicht? Sonst ist es mir nie schwer gefallen, so etwas zu sagen. Ok, vielleicht lag es daran, das ich es nie wirklich ernst meinte.
„Du?“ Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte ihre Arme.
„Es ist sch- schwer zu sagen. Ic- ich. Es tut mir Leid, wie ich eben zu dir, zu euch war, nur ihr müsst mich verstehen. Denkst du ich küsse sie freiwillig?! Wenn ja, dann täuscht du dich gewaltig! Ich will keinen außer dich küssen, berühren oder auf irgendeine andere Weise spüren“, sprudelte es aus mir heraus und ich sah sie hoffnungsvoll an.
„Und was ist der Grund, warum du es zulässt?“ Sie sah mich immer noch ohne eine Regung von irgendeinen Gefühl im Gesicht an.
„Wenn ich es nicht alles mache was sie mir sagt, wird sie versuchen dich umzubringen“, gestand ich ihr.
„Das sagst du doch nur so. In Wahrheit findest du es doch toll.“
„Nein! Ich hasse es! Die einzige Person die ich küssen will, bist du. Nur du! Warum glaubst du mir das nicht!?“
„Mal überlegen. Du hast mich angelogen und dadurch so sehr verletzt und ich weiß nicht ob ich dir je wieder vertrauen kann!“
„Man Rosalie! Bitte, ich sage dir doch die Wahrheit. Ich bereue es doch, was ich dir angetan habe!“
„Das würde ich jetzt auch sagen“, meinte sie.
Mir reichst, wenn sie mir nicht glauben wollte, musste sie es fühlen! Ich legte meine Arme um ihre Hüften und zog sie zu mich ran. „Glaub mir doch“, hauchte ich und presste meine Lippen auf ihre, bevor sie dagegen wehren konnte
Rosalie
Plötzlich legte er seinen Mund auf meinen.
Erst war ich total erschrocken, doch dann schaltete sich mein Verstand ein und ich versuchte Damon von mir wegzudrücken. Einerseits wollte ich es, doch anderseits wollte ich es nicht, denn ich wusste nicht ob ich ihn vertrauen konnte.
Mein Herz und mein Verstand fingen sich an zu Streiten und verursachten in meinem Kopf, das reinste Chaos.
Sollte ich den Kuss erwidern? Mein Herz schrie laut „Ja“, doch es wurde vom Verstand unterdrückt, denn er schrie lauter „Nein“.
Konnte ihr euch nicht mal einig werden?! Diese Streitereien hatte ich echt satt! Mein Verstand wollte eigentlich nur mein Herz davor schützen wieder verletzt zu werden, doch es sah auch ein, das es dieses Risiko eingehen sollte, da es ansonsten vielleicht nie wieder die Chance hatte auf wahre Liebe.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Wie sehr hatte ich mich nach seinen samtweichen Lippen gesehnt und endlich spürte ich sie wieder.
Er umklammerte meine Hüfte fester, hob mich hoch und drehte sich im Kreis.
„Ich liebe dich“, gestand er mir, als unsere Lippen sich voneinander trennten. Er sah mir tief in die Augen und setzte mich wieder ab. „Noch nie habe ich diese Worte vorher gesagt. Du bist die Erste.“
Für einen Moment machte mein Herz einen Aussetzer. Er hatte die drei Worte gesagt. Oh mein Gott! Er hatte die drei Worte gesagt!
„Du hast die drei Worte gesagt.“
„Ja.“ Verlegen drehte er seinen Kopf weg, denn er wollte nicht, dass ich sah, wie rot er gerade wurde.
„Ich kann es nicht glauben. Sag es noch einmal“, forderte ich ihn auf.
„Du hast mich verstanden, also brauche ich es nicht wiederholen.“
„Ich bin mir aber nicht sicher, ob du es wirklich gesagt hast, oder ich es mir nur eingebildet habe.“
„Ich liebe dich“, nuschelte er und nahm die Farbe einer Tomate an. Er konnte ja auch rot werden. Süß.
„Was ist mit Chantal?“
Auf seiner Stirn bildeten sich Denkfalten. „Um die kümmere ich mich schon“, meinte er und legte meine Hände in seine.
„Komm, wir gehen rein und werden mal mit Chantal reden“, lächelte er und wir gingen beide rein.
Drinnen angekommen hielten wir Aussicht nach Chantal, bis er sie fand und mich hinter ihm zu ihr her zog.
Freudig lächelte sie ihn an, doch als sie bemerkte, dass er meine Hand hielt, verfinsterte sich ihre Miene, was mir ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht zauberte.
„Chantal wir müssen reden.“
„Denk daran, wenn du mit mir Schluss machst werde ich sie umbringen“, zischte sie und sah mich böse an.
„Versuchst du sie umzubringen, dann wirst du mich mal so richtig kennenlernen“, knurrte er und umschlang meine Finger etwas fester.
„Du hast es nicht anders gewollt, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie noch etwas mit dir zutun haben will, wenn sie dein Geheimnis kennt“, grinste sie.
Was verbarg sich hinter diesem Geheimnis, dass ich nichts mehr mit ihm zutun haben wollte? War es so schlimm?
„Willst du sein Geheimnis wissen?“, fragte sie mich.
„Wenn, will ich es von ihm erfahren.“
„Egal, ich werde dir es trotzdem sagen. Er ist ein abscheuliches Monster, das viele Menschen auf dem Gewissen hat.“
Das war sein Geheimnis? Das sollte schlimm sein? Ich hätte irgendwie etwas Schlimmeres erwartet. Das war ja eigentlich schon schlimm, doch ich wusste nicht wieso, aber es schockierte mich nicht. Vielleicht kam es davon, dass ich erfahren hatte, das ich ein Engel war.
„Das ist sein Geheimnis?“
„JA!“
„Ich hätte was schlimmeres erwarte“, zuckte ich mit den Achseln und beide sahen mich entsetzt an.
„Du findest es nicht schlimm, dass er sich von unschuldigen Menschen ernährt?!“
„Wie er ernährt sich von unschuldigen Menschen?“
„Du bist echt dumm oder? Er ist ein Blutsauger! Ein Vampir! Jeder der hier ist, ist ein Vampir!“
Hatte sie gerade Vampir gesagt?! NE, das hatte ich mit bestimmt nur eingebildet! Es gab keine Vampire! Vampire existierten nur in Romanen und in der Fantasie! Obwohl, wenn es Engel gab, dann könnten auch Vampire existieren.
Moment! Wenn der ganze Saal voller Vampire war und Scarlett und ich Engel waren… Verdammt!
Panisch sah ich mich um. Wo war Scarlett! Sie war doch eben noch bei mir! Die hatten sie doch nicht etwa…
„Damon, wo ist Scarlett?“ Überrascht über meine Reaktion, sah er mich verdutzt an.
„Ich glaube die ist bei Lestat.“
„Und wo ist Lestat?“
„Äh… Weiß ich nicht, aber ich kann dir beim Suchen helfen“, schlug er vor und wir ließen Chantal einfach sitzen, Wort wörtlich gemeint.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte er wissen und musterte mich besorgt.
„Wieso sollte nicht alles mit mir in Ordnung sein?“
„Naja, weil du gerade erfahren hast, das ich ein Vampir bin.“
„Damon, du musst verstehen, in letzter Zeit ist so vieles passiert. Erst habe ich mein Gedächtnis verloren, dann wurde ich von dir verschleppt, dann habe ich erfahren das mein damaliger Verlobter ein verdammtes Arschloch ist, danach das ich ein Engel bin und dann das du ein Vampir bist… Scheiße! Ich durfte dir gar nicht erzählen, dass ich ein Engel bin! Du hast nichts gehört! Ok?!“
„Rosalie, ich wusste das du ein Engel bist.“
Verdattert betrachtete ich ihn. „Woher?“
„Scarlett hat es mir erzählt, als du am Schlafen warst“, erzählte er mir.
„Boah, das ist voll mies, ich darf es nicht weitererzählen, aber sie! Das ist mies!“
„Ich dachte, du würdest nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, wenn du wüsstest, was ich wirklich bin“, lächelte er traurig.
„Wieso das denn?“
„Weil wegen solche Wesen wie ich es bin, Menschen sterben. Du hasst Leute, die andere töten. Ok, heute hauptsächlich nicht, aber es gibt immer noch welche, die es nicht für nötig finden, von Blutbeuteln zu Leben. Früher gehörte ich auch zu denen, doch dann lernte ich Lestat kennen und der hat mir geholfen mich zu ändern.“
Wie kam er denn darauf? Ich könnte ihn nicht verlassen. Lieber starb ich, als das ich ihn verließ!
„Damon, du warst früher mal so, doch heute bist du ganz anders. Du bist nett, du hilfst den Leuten, bist auch manchmal ein Macho-Arsch, aber du könntest keiner Menschenseele mehr etwas antun. Mir ist es egal wie du damals warst, es kommt mir drauf an, wie du jetzt bist“, machte ich ihm klar und nahm seine Hand.
„Anscheinend sind sie hier nicht drin. Wir suchen draußen weiter“, meinte er.
Gerade kamen wir am Eingang an, als Damon plötzlich von hinten angegriffen wurde.
„Lauf!“, schrie Damon, doch ich konnte mich irgendwie nicht von der Stelle bewegen.
Damon wurde von einer Person gegen die Wand gedrückt, so dass er sich nicht mehr wehren konnte.
Ich wollte um Hilfe rufen, doch aus meinem Mund kam kein einziges Wort raus. Was war mit mir los? Warum konnte ich nicht um Hilfe rufen?!
Der Typ brachte einen Holzpfahl zum Vorschein und rammte ihn in Damons Brustkorb. Mitten ins Herz.
„Damon!“, kreischte ich, als er leblos zusammen sackte.
Schelmisch grinste mich dieses Arschloch an, der es wagte Damon zu tötet -ich nahm es an, das er es getan hatte und er kam auf mich zu.
„Schlaf meine Kleine, schlaf“, sagte er und meine Augenlieder fühlen sich unfassbar schwer an. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ich fühlte mich zu kraftlos, um irgendetwas von mir zugeben, weswegen ich ihn dann wieder schloss. Meine Augen konnte ich noch kaum aufhalten, doch ich wollte nicht einschlafen. Ich durfte es nicht!
„Schlaf“, sagte er noch mal und ich sank auf die Knie.
Damon, bitte sei nicht tot, war mein letzter Gedanke, bevor ich mich der Müdigkeit hingab und in einen traumlosen Schlaf fiel.
Weiter geht es in dem zweiten Teil »Trust you«.
Texte: Alle rechte der Handlung in der Geschichte liegen bei mir. (Bild von Google)
Bildmaterialien: die Bilder sind nicht von mir, ich habe sie lediglich nur bearbeitet
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Mutter und meiner aller besten Freundin.
Ich entschuldige mich schon im vorhinein für meine Rechtschreibefehler ^^