Cover

K1



Die Legende des Schwanenkönigs




Es war einmal… in einer weit entfernten und längst schon
In Vergessenheit geratenen, zauberhaften Märchenwelt. Eine Welt,
in der Wunder, keine Wunder, sondern Wirklichkeit sind…


Die Sonne strahlt die Mottenlarve an,
als ob Sie nur für dieses
eine kleine Lebewesen scheinen würde.
Plötzlich regte sich etwas.
Die Eltern hielten gespannt ihren Atem an –
Dann endlich war es geschafft!
Ihr Kind war geboren. Tristan!
Tristan Thu, das vierte ihrer
ach so bunten Schmetterlingsfamilie.
Kaum vom Kokon befreit,
flog der Neuling auch schon in die Lüfte,
wie von einer fremden Macht getrieben,
gerade Wegs Richtung Himmel,..
…ins Licht der Sonne.
Voller Stolz, regungslos,
mit einem weisen und zufriedenen Lächeln im Gesicht
sah der Vater seinen Sohn Tristan
bei seinen ersten Flugversuchen zu.



Es war das reinste Vergnügen,
den ganz in weiß gekleideten Schmetterling anschauen zu dürfen,
wie er die Luft, die Sonne und das Meer,
zu einem einzigen,
vor Ehrfurcht bebenden Element
verschmelzen ließ.


Tristan,
sang der Vater,
lass niemals von Deinen Zielen ab,
behalte sie immer in Deinen Augen.
Behüte sie, sonst stürzt Du ab
und verlierst noch Dein Leben!


Ich, grinste Tristan, werde dem Licht ganz nahe sein!
Ich werde die Sonne besuchen!





Hatten nun wirklich all die so normalen Sonnenkinder
Recht behalten?

Die Sonne blickte Tristan in den letzten Sekunden seines
Lebens mit gleich schöner Gestalt an.
Ich, grinste Tristan, werde dem Licht ganz nahe sein.
Ich werde die Sonne besuchen!
Und er sah seinen Vater,
wie er ihn mit den gleichen lieblichen, stolzen
und respektvollen Blicken beobachtete.

K2






Im Glasgarten der Liebe,…




so wird die große Eisscholle,
auf der Spitze der Rockys genannt,
wird alle sieben Jahre
das voller Ungeduld, voller Spannung
und zur Rede freigegebene Naturereignis erwartet:

Die Rückkehr des Schwanenkönigs!


Kehrt nämlich der Schwanenkönig

an den Anfang des Sommerregens

im Glitzern der Morgensonne zurück,





wird ein neugeborener Bote,
lächelnd,

die aufrichtigste,
nichts versprechende,

aber alles erfüllende
Liebe leben können!


Man erzählt sich,

wer diesem Liebeszauber verfallen ist,

wird bis ans Ende des ganzen, unergründlichen Seins

solch ein strahlendes, unbeschreibliches,

warmes Licht der Geborgenheit versprühen,

welches nur die gigantische Sonne,

noch zu übertreffen weiß!


Alle Herzen dieser Welt neigen ihren Kopf tief hinab,

um den Schwanenkönig gebührend willkommen zu heißen.


Doch nichts ist so, wie es einst gewesen ist.

Die Liebe ist gestorben.
Der Schwanenkönig tot.

Die Welt trauert,
Sie jammert sich in einen tiefen,
dunklen Schlaf des Vergessens.

Überall sieht man, triste und arme Sonnenkinder.
Nichts ist wie es war!

Gottes Liebe ist tot.

K3






Tristan der kleine und unbefleckte Schmetterling,
war traurig und wütend zugleich.
Er fragte die anderen Sonnenkinder:
Was geschieht nun mit uns?


Wir werden nach und nach
alle jämmerlich sterben müssen, denn
ohne unseren Schwanenkönig sind wir nichts!


Ein Volk voller Narren.


Wie wirst du dich wohl fühlen,
wenn du keine echte Liebe empfängst,
nie wahre Freude sehen wirst
und nie das unbeschreibliche Kribbeln
im Bauch zu spüren bekommst!


Also, zieh Dich irgendwohin zurück
und warte auf Deinen Tag.


Mehr können wir nicht mehr tun!


Es ist was es ist, nicht mehr
und auch nicht weniger!


Das Ende von uns Sonnenkindern!






Ich bin nicht geboren um zu sterben!


Wenn ich schon sterben muss,

dann werde ich zumindest noch unsere Sonne besuchen,

und so meinem Ziel absolut treu bleiben!


Tristan erinnert sich an die Worte seines Vaters:

Lass niemals von Deinen Zielen ab,

behalte sie immer in Deinen Augen.

Behüte sie, sonst stürzt Du ab
und verlierst noch Dein Leben!


Es wird jeden Tag aufs Neue mein Ziel sein,
dem Licht ganz nah zu kommen!

Die Sonne gibt mir die Wärme für mein Herz,

die Kraft für meinen Willen, die einzigartige Schönheit,

mein Ziel zu erreichen.


Die Sonnenkinder spotten:

Keiner kann es schaffen die Sonne zu besuchen.

Sie ist viel zu weit weg,
und wenn Du sie auch erreichen könntest,
wirst Du sofort in ihr verglühen
und alles war umsonst!

Hör endlich auf zu träumen und finde Dich ab!


Nie! reagierte der weiße Falter
mit einem frechen Grinsen in seinen Augen.


Am nächsten Tag versuchte Tristan

der Sonne entgegen zu fliegen.


Er flog und flog, doch kam er Ihr kein Stückchen näher.

Enttäuscht kehrte er um.
Trübsinnig saß er auf einem Ast.


Ein Vogel kam zu Ihm und fragte:

Was ist los? Schaffst du es doch nicht?
Ich wollte heute die Sonne besuchen,
und bin geflogen und geflogen,
aber ich kam Ihr überhaupt nicht näher.

Lieber Tristan, die Sonne kann niemand erreichen.
Es haben schon so viele versucht.
Aber keiner hat es je geschafft.
Sie haben so hart dafür gearbeitet,
und es hat trotzdem nicht funktioniert.

Tristan sagt voller Tatendrang:
Aber ich werde es schaffen!

Der Vogel belächelte ihn leise und flog kopfschüttelnd davon.
Ab diesem Zeitpunkt trainierte Tristan Tag ein Tag aus.





Einmal kam der Hase vorbei und fragte verblüfft,

was er hier den ganzen Tag denn machen würde?


Der inzwischen zu einem
stattlichen Flieger herangereifte Tristan antwortete:

Weißt Du, ich fliege bald die Sonne besuchen,
und deshalb muss ich ganz stark sein!

Du willst die Sonne besuchen?,
fragte der Hase mit weit gespitzten Ohren.

Ja, bald schon –

Und wenn ich wieder zu Hause bin,

erzähle ich Euch wie es war.


Ungläubig, aber dennoch mit einem sanften Lächeln
hoppelte der Hase davon.

Als der Hase wieder zuhause im Wald angekommen war,
erzählte er allen Sonnenkindern davon,
und ein jeder belächelte Tristan nur.


Ich sollte doch besser
mit den Tagträumereien aufhören.


Tage und Wochen vergingen.


Ihr Sohn kam nur noch sehr selten zu Besuch…


Und wenn er überhaupt zu Besuch kam,

war er jedoch,

bevor eine halbe Stunde vergehen konnte,

schon wieder verschwunden.


Was hat man ihm so Schlimmes angetan?


Dieser einst so fröhliche, immer hilfsbereite,
und durchaus sehr kluge Falter mit
redegewandter Stimme scheint

gebrochen worden zu sein.


Er vegetiert nur noch vor sich hin.
Nur noch eine jämmerliche, kranke,
in alte, graue Leinen gehüllte, leblose Kreatur.

Und bevor die Uhr halb schlagen konnte,
war er mit tief gesenktem Haupt
auch schon wieder verschwunden.


Was ist nur mit Tristan geschehen?


Und wer konnte ihn so schwer verletzen?


Monate, sogar Jahre sind inzwischen vergangen.


Schon wieder einmal vergangen.


Die Jahreszeiten streifen wieder und wieder durchs Land.


Das Einzige, was uns bis heute von Tristan, diesem

ehrlichen und überaus sympathischen und einst auch

so stolzen Ehrenfalter übrig geblieben ist,

sind Geschichten und Vermutungen.

Und nicht zu vergessen,
unter anderem dieser wunderschöne Terrassenholzboden, ein
echtes Meisterwerk, den Tristan, in nur einer Nacht und kurz
vor seinem Verschwinden noch angefertigt hatte.


Nicht zu vergessen, die fast täglich neu aufbrodelnde Gerüchteküche.


Von den Schönen, zu den Unschönen,
von ganz Lieben,
zu extrem bösen Gerüchten
über Tristan Thu:

Zum Beispiel man habe ihm seine Flügel gebrochen, und
diese wären nie richtig verheilt.


Oder sogar, dass er weiterhin hier unter uns leben würde,
nur mit geänderter Identität.


Oder seine unüberwindbare Ängstlichkeit hätte
ihn in eine verlogene Schlange verwandelt,
die nur in Jauchegruben ihr Glück finden darf.


Oder sein früher so großer Verstand hätte ihn um den Selben
gebracht.


Seine innere Stimme war in Wirklichkeit keine Stimme der
Ehrlichkeit, sondern die Stimme von kleptomanischer
Missgunst.





Am besten gefällt mir jedoch das Gerücht der Zeit!

Da heißt es, dass die Stunde bald geschlagen hat!

Unser aller Tristan kommt völlig gesund und stark,
genau so unerwartet zu uns zurück,

genau so, wie er damals verschwunden war.


Doch die meisten Gerüchte erzählen,


er weile schon seit Jahren nicht mehr unter uns.


Er sei tot!


Von Ermordungen, von Selbstmorden, von seltsamen

Krankheiten und von Unfällen aller Art und mehr

wird gemunkelt.





Wir schreiben ein neues Zeitalter –
Ein neues Jahrtausend hat gerade begonnen…


Unser einst so gelobtes Land,

unsere Mutter Erde,

so scheint es wirklich,

wird bald zusammen mit all‘ unserer Tier- und Pflanzenwelt

unwiderruflich ausgelöscht sein.


Wörtlich und etwas genauer bedeutet dies,

dass der Planet Erde noch nicht einmal

mehr fünf komplette Jahre zu leben hat!


Einige dieser Regionen und Gebiete
haben noch nicht einmal fünf Jahre,
sonder etlichen von uns

bleiben noch nicht einmal mehr vierundzwanzig Monate!


Schuld an dieser schrecklichen Misere,
ist unser liebste Strahlefrau, die Sonne!

Die Sonne hat in den letzten Jahren,
unendlich viel Kraft aufbringen müssen,
um unser Leben immer weiter
sichern zu können!


In den erwähnten, nächsten zwei bis fünf Jahren
steht unserem Sonnensystem
keine Energie mehr zur Verfügung.


Weder für unsere Mutter Erde,

noch für sich, die Sonne selbst!


Alles was je war, wird sich
in einen riesigen Eiswürfel verwandeln.

Sozusagen ein weiteres Mal eine bitterkalte Eiszeit,
mit verheerenden Folgen!





Das endgültige Ende und Aus für alle!

Das endgültige Ende und Aus für unser liebe Mutter Erde!

Das endgültige Ende und Aus für unser geliebte Sonne!


Das endgültige Ende und Aus für
so ziemlich alle anderen Planeten unseres Systems!

Das endgültige Ende und Aus für
die Liebe, den Hass, die Ehrlichkeit, die Lüge, die Vernunft, die
Unvernunft, die Ehre, den Stolz, den Respekt, die Höflichkeit,
die Sexualität, die Erinnerungen,..

Das endgültige Ende und Aus für

Könige und ihre Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen. Keine

Helden mehr, keine Diebe und Verbrecher mehr, keine Clowns,

keine Musiker, keine Schauspieler,..


Das endgültige Ende und Aus, auch für wahre Legenden!


Es ist vorbei! Der König ist tot!

Und zusammen mit der Krone, ist auch die letzte Hoffnung

gestorben! Der Schwanenkönig ist tot und steigt auch nicht

als unser Retter empor! Er kann der Sonne nicht helfen, er

ist tot! Dieser dünner Seidenfaden, ist nicht nur gerissen, er
war nie da!


Tote helfen auch keiner Sonne, sie sind ja einfach nur tot!

Mit ihr zusammen Seite an Seite, gäb es eine Chance.

Neue, gigantische Energiequellen zu erschaffen
und so all Unheil unverzüglich abzuwenden!


Die einzigste Chance und vor allem einzige mit echt-realen

Chancen, diese Chance war in Wirklichkeit, so wie wir nun

bitterlich am eigenen Leibe erfahren werden, nie eine echte

Chance für uns gewesen!


Wir hatten nie eine echte Chance!


Nach dieser Schreckensnachricht, dass alles keinen Sinn mehr
hat,
noch schlimmer, auch noch nie sinnvoll gewesen war,

wurde es sehr ruhig um die Gerüchteküche

und so auch um den vierten Sohn des Thus, alias Tristan.


Kein Wunder, das Interesse jeglicher Art, ist so

eigennützig geworden, wie es eigennütziger und egoistischer

nicht mehr sein kann. Jeder ist sich jetzt der Nächste

geworden Und offiziell!

Obwohl einige von uns fast fünf Jahre übrig gehabt hätten,

droht der Nächstenliebe und der Liebe unwiderruflich schon

recht bald das Unvermeidbare: Das Aus!


K4




Der gleiche Augenblick.




Eine andere Örtlichkeit.







Es ist schon spät und dunkel.
Aber dunkel, was heißt das schon.

Nacht ist es ja hier überall
und vor allem ständig.

Um genau zu sein, herrscht hier in
den Rockys täglich zweiundzwanzig Stunden und
achtundzwanzig Minuten die dunkle Nacht!

In völliger Dunkelheit bedeutet:

es gibt keine Lichtquellen,
die früher für schöne und erholsame Nächte
bekannt gewesen sind. Die Tage bei uns
sind wie ein Kinderspiel. Verdammt kurz!

Das Tageslicht reicht mittlerweile gerade so
noch für eine Stunde und achtunddreißig Minuten.

Mehr Kraft rückt unsere geschundene Sonne nicht raus!

Obwohl es nicht wie früher taghell wird in diesen
knappen eineinhalb Stunden, ist diese Zeit
täglich unser größtes und ebenso einziges Highlight!

Ich schaue mir am liebsten unter Kerzenlicht alte Fotos an,
die Motive der Bilder sind mir egal geworden.
Schnappschüsse aller Art, Hauptsache unter freiem Himmel.


Innenaufnahmen mag ich nicht besonders.




Für besondere Abzüge werden auch
immense Summen von so genannten Liebhabern gezahlt.
Bildentwicklungen im Maßstab 1:1,
in vorzüglicher Profiqualität, sind vor allem,
sehr begehrt und lassen sich auch extremgut verkaufen.
Unsere Werte, seit dem die Sonne schwächelt,
sind so was von verändert!




Kinogroßformate, dazu das Motiv aller Motive,
natürlich die heißbegehrte Sonne selbst,
hat heute einen Wert einer luxuriösen Dreifamilienvilla, inklusive des hauseigenen Personals.


Unter der Hand werden Familien aller Schichten und Klassen einfach abgegeben.
Weitergereicht, wie ein ausgelutschtes, altes Kleidungsstück,
welches im Laufe der Zeit, wertlos geworden war.
Eine schlechte Welt! Ein eiskalt-gewordene, depressive Welt, mit gebrochenem Herzen!
Erotik und Sexualität sind Bedeutungslos geworden. Sie existieren nicht mehr!
Ohne unsere geliebte Sonne,
fehlen unserem Organismus bekanntlich, allerhand wichtige und
lebensnotwendige Elemente!


Ohne diese Elemente, ist der Apparat Fortpflanzung ausgeschaltet,
folgeweislich stirbt die Begierde.
Die Hierarchie Jagd die
Sonnenkinder des schwachen Geschlechts.
Aus den einst so
begehrenswerten, weiblichen Sonnenkindern,
ist nur noch ein kümmerlicher, winzig-kleiner Rest,
von zweitklassigen, wehrlosen und unnütze Kreaturen,

übrig geblieben. Elend, soweit das Auge reicht!

Wie gesagt, alles ist anders, anders verteilt eben!

Nichts ist mehr so, wie es einst gewesen ist!

Die dunkelschwarzen Nächte machen dich
irgendwann nicht nur krank sondern sie lassen dich auch verrückt werden!

Es ist uns Alles egal und unbedeutend geworden.

Angeführt vom suizidgefährdeten Überlebenswillen,
welcher uns nur noch an Wege, in die Irrgärten einer,

am sterben liegende Zukunft, verweist.


Die neue Macht wird von einer Art Mafia bestimmt!

Die Licht- und Sonnenmafia!

Alles Sonnenähnliche wird angeboten, und Kaufinteressenten
sind schnell und in genügender Anzahl vorhanden.

K5



Pssst…
Pssssst...


Hallo!? Wer ist das?


Ich bin's! - Komm bitte raus, aber leise!


Wer ist denn ich?


Ich, Tristan, dein Sohn!


Tristan!!!


Pssssssssst!
Los komm‘ raus zum Glasgarten!
Du weißt schon!


O.K.! Ich komme, ich komme, ich komme…


Ich habe es ganz genau gewusst!
Die Hoffnung!!
Die Hoffnung stirbt eben doch zuletzt!!!





Tristan, mein Junge!!!
Komm, lass Dich drücken…


Guten Tag mein Vater!



Gut siehst Du aus, mein Junge,
schön Dich zu sehen! Du lebst!
Hätte vorher in meinen kühnsten Träumen
noch nicht einmal annähernd erahnt,
wie viel Kleidung übereinander getragen
werden kann… nie geahnt! Solche Mengen
Stoff passen ja gar nicht in all meine Schränke!
Gut, wenn man friert, soll man sich schützen.
Hast ja recht. Nur so eine gigantisch große
Masse von Hosen, Pullover und Jacken…



Ja, wie Du siehst, lebe ich!



Ich geh nur schnell ein gutes Tröpfchen holen,
für besondere Anlässe…



NEIN!!!


WIR HABEN KEINE ZEIT FÜR SO WAS!!!



O.K.! - Leg los!
Was kann ich für Dich tun?
Ich mache alles! Mein Tristan!



Wir haben nur begrenzt Zeit!




Und überhaupt ist alles sehr begrenzt!


Tristan, Tristan, mein Sohn,
rettest du uns und die Erde?
Bin schon mal beruhigt, dass dein Vorrat
an Klamotten auf keinen Fall
begrenzt scheint!



Deshalb bin ich hier!



Mein Junge, mein Junge, rettet uns,
rettet mich, und zum guten Schluss
rettet mein Tristan die ganze, ganze
große Welt!




Vater!!! Genug gefreut jetzt! Du sollst mir
helfen! Bekommst Du das auch hin? Vater,
Du musst alles genau so machen, wie ich es
Dir sage! Hast Du das verstanden?




Mein Tristan, mein Junge, rettet uns,
rettet mich, und zum guten Schluss
rettet mein Sohn die ganze, ganze
große und weite, weite Welt!
O.K.! O.K.! Ich höre jetzt damit auf
mich auf zu freuen! - Lalalal lilalalaa!
Was, was, Sohn, mein Junge, mein Retter?




Wie soll ich Dir denn überhaupt helfen?



IN DREI TAGEN GEHT’S UM ALLES, UND WIR
HABEN NUR DIE EINE EINZIGE CHANCE!!!



O.K.! Nur die eine Chance!


In Wirklichkeit haben wir viel weniger
als eine realistische Chance! Gut sieht
es echt nicht gerade aus!


Erst in drei Tagen, und Du machst so
einen Terz! Lass Dich Anschauen, mein Großer!



Vater, hast Du überhaupt eine Vorstellung,
wo, aber vor allem wie lange ich überhaupt
weg gewesen bin?



Auf jeden Fall, lass ich Dich nie wieder weg!
Mein Retter Tristan!


Och, Vater!



„Den heutigen Tag abzüglich,.. warst Du
genau 12 verdammte Jahre, 7 elende Monate
und nach Adam Riese, 12 verdammte Tage weg!



Mein Pa!!!





4602 Tage!!! - Ohne auch nur einmal, sowas
ähnliches wie Freude zu fühlen!!! Ich hab‘
die Hoffnung, dass Du zurückkommst, nie,
das musst Du mir glauben, nie aufgegeben!!!
Ich hab jeden und jeden Tag für Dich
gebetet, das sind 4600 und ein Gebet! Hat sich ja gelohnt,
das Beten! Tristan, ich bin so unendlich glücklich!!!





Ich freue mich auch hier zu sein, Pa!

Pa, ich wäre froh, wir hätten mehr Zeit!

Ich muss dir so viel erklären und Input
zukommen lassen, um unsere Chance nicht
noch zu minimieren! Und es sind nur noch drei
Tage bis zum Tag X!

Der Tag des Lichtes

,

ist glaub ich,
ein guter Tag! Die Sonnenkinder arbeiten nicht
und stehen uns besser zur Verfügung!



Arbeiten, tut hier außer mir, glaub ich, niemand
mehr! Es ist ja immer nur dunkel. Seit dieser

fürchterlichen Finsternis ist unser Land immer
mehr am Verkommen! Die meisten sind nicht mehr
zu gebrauchen, schlecht und nur böse! Diesen

Einwanderern, - kann man nicht trauen!
Auf jeden
Fall kein Stück weiter, wie ich eine gefesselte
Sonnenanbeterin werfen kann!



Vater!! Eine gefesselte Sonnenanbeterin kannst
du überhaupt nicht werfen!! Mhhhmmhh.



Eben drum! Tristan Denen darf
man NULL & nicht trauen!!! Nie!




Pa! Ich war über zwölf Jahre im Exil! Habe
täglich 23 Stunden trainiert!

Tag ein Tag aus!

Und das über zwölf verdammte Jahre lang.


Ich bin nicht der, der ich einst war, bevor ich
verschwand! Mir sind viele schreckliche Dinge
widerfahren!

Und es gab nur eins, was mir
immer wieder Mut gab um weiter zu trainieren,
um so immer besser zu werden!

Um den Mut,
nicht auch noch sterben zu lassen!

Dinge, die mir
die Kraft gegeben haben, immer wieder weiterzumachen:

-Meine Liebe, -meine Hoffnung und -meine Ziele!
-Nicht zuletzt die Stimme in meinem Kopf.


„Lass niemals von Deinen Zielen ab,
behalte sie immer in Deinen Augen.

Behüte sie,
sonst stürzt Du ab und verlierst noch Dein Leben!“

„Ich werde dem Licht ganz nahe sein, ich werde
die Sonne besuchen“!


Du bist ein guter Junge! Mein Junge halt!
Bin weitaus mehr, als sehr stolz auf Dich!

In den ganzen Jahren war ich hinter diesen riesigen Mauern gefangen!

Mein Training, mein Vorhaben Vater, war das
Härteste, was es auf diesem ganzen Planeten je gegeben hat!

ES GIBT KEINE EINZIGE KREATUR, DIE ES MIT
TRISTAN THU, AUCH NUR ANNÄHERD AUFNEHMEN KANN!!!

Diesen Vorteil, auf den ersten Blick als Vorteil zu sehen, kann den Untergang von allem bedeuten!

Kannst du mir

folgen, Pa?


Ja, mein Junge, ich denke schon!

Ich bin so hart ausgebildet, dass die Angst vor
mir selbst gleichzeitig meine einzige Angst ist, die
ich kenne! Und glaub mir, mein Vater, ich habe
wirklich jede auch noch so verrückteste, eigenartige, oder, ach ganz egal.

Ich kenne sie alle!

Seltene, irgendwelche ab normalen Formen, nichtnachvollziehbaren Ängste.

Völlig egal!

Ich kenne die Ängste. Und das Universum!

Und ich hab‘ alle dieser Ängste besiegt!


Ich kenne den Weg zu meiner Liebe!
Und wenn ich sage, ich nenne den Weg,
dann kenne ich ihn!
Sohn, jetzt wird es mir unheimlich,
aber rede ruhig weiter!


Am Tag des Morgentaus

, muss ich sie treffen,
denn sie
muss am darauffolgenden Tag,
dem Tag des Lichtes

,
all ihre Energie zu einer
genau abgestimmten Zeit
und Ort freigeben!
Gelingt uns das nicht,
dann sind nicht
nur wir, sondern alle
und Alles im Arsch!
Es gibt nur die eine Chance für uns!
Jetzt pass gut auf.
Dein Part:
Du machst alle Sonnenkinder heiß,
damit am Tag
des Morgentaus

, wenn
es Sonnenstrahlen regnet,
mein Abflugplatz voller angeheizter Zuschauer ist!
Klar bis hier?
Am Tag des Morgentaus

,
eine Stunde bevor die Show
startet, muss klar sein, dass jeder dieser
Zuschauer,

JEDER, auch DU! Eine Pille des Vergessens
eingenommen hat! Die Pillen bekommst Du
rechtzeitig von mir! Nimmt auch nur ein
einziger dieser Zuschauer keine von diesen
Pillen, dann war es das mit unserer Minichance!



Tristan?
Warum müssen alle Zuschauer
vergessen?



Pa, hör mir zu! In den zwölf Jahren, hinter den
Mauern, hatte ich Sparringspartner.
Etliche Sparringspartner!

Es waren auch supergefährliche und auch gottähnliche Talente unter ihnen gewesen.

Ich brauchte die Sparringspartner um besser zu werden! Besser, als ich war!

Verzeih mir, oh Vater…

Und für mein Ego, tu ich mir sowas bestimmt nicht an!

Das kannst du mir glauben.



Tristan, halt dich fest, auch Dein alter Herr
war, zwar nur einige Monate, aber ebenfalls ein
Sparringspartner! Dein Daddy war auch mal vor weit
über dreißig Jahren ein ganz passabler Kämpfer.




Vater bitte sei still! Ich hatte in den zwölf
Jahren täglich fünf Sparringspartner. Kannst
Du mich jetzt besser verstehen?



Denke mal schon. Die letzten Jahre waren
nicht gut für Dich, Du musstest Dich
so oft beweisen, täglich fünf harte Gegner!
Mein lieber Sohn, es kommt auch für Dich
eine viel bessere Zeit, ohne Kampf
und ohne irgendwelche Gewalt!
Hey, mein kleiner Tristan.
Was ist denn, Du weinst ja!
Hab ich was falsch gemacht?
Wenn ja, dann tut es mir leid!
Bin ein alter Mann geworden. -
Wein dich ruhig aus.
Du weißt, dass Dein alter Herr immer für Dich da sein wird
und Dich liebt!“




Glaub mir bitte Vater!“ Ich bereue vieles! Ich
war unerfahren und kannte nicht alle Tricks, die
man zum Vollkontakt benötigt! Ach, Pa, habe
viel zu spät erkannt, das was ich Dir zu
Anfang anvertraut habe:




NUR ANGST VOR MIR SELBST ZU HABEN!
Ich schlafe schon seit etlichen Jahren
noch nicht mal eine Stunde am Stück durch.
In meinen Träumen
kommen sie, die …
das macht mich kaputt!




Wer kommt?




ALLE! ALLE, DIE, DIE DURCH MEINE HAND
GESTORBEN SIND!




Mein Sohn Tristan, vielleicht solltest Du
damit anfangen mit Deiner Vergangenheit
Stück für Stück ins Reine zu kommen!
Und die Kämpfer, welche durch Deine Hand starben,
schließen Frieden mit sich und mit Dir!
Was hab ich nun falsches gesagt?
Tristan…? Was ist?




Ich habe in jener Zeit hinter diesen dicken Mauern
noch nie einen Kampf verloren!
Verstehst Du? Pa, mein Vater, kannst Du mich hören?
Vater vergib mir! Vater, ich habe bis zum
heutigen Tag …
– Vater, bitte vergib mir! Ich bin ein elender Mörder!




Vater bis zum heutigen Tag habe ich 23010 Kreaturen
In den Tod geschickt!
Vielleicht wäre es für alle das Beste,
ich würde am besten selbst sterben,
um kein Unheil mehr anzurichten! Mein Pa!
Es tut mir leid, Du hast einen besseren
Sohn verdient, als ich einer bin! –
Ich bin müde. Hast du ein Bett für mich?
Vergiss unser Abkommen nicht,
und vor dem Tag des Lichtes, dem Tag X,
darf niemand, hörst DU, niemand
von meiner Heimkehr erfahren!!!




Mein lieber Sohn Tristan,
versuche etwas deine Augen zu schließen!
Mein Kind, ich erzähle Dir noch eine kleine Geschichte,
damit Du besser zur Ruhe kommst!
So, mein kleiner Tristan, hör mir zu
und versuche zu schlafen!


„Der Schwanenkönig:
Im Glasgarten der Liebe,
so wird die große Eisscholle auf der Spitze der Rockys genannt,..




...wird alle sieben Jahre

das voller Ungeduld, voller Spannung

und zur Rede freigegebene Naturereignis erwartet:

Die Rückkehr des Schwanenkönigs!

Kehrt nämlich der Schwanenkönig an den Anfang

des Sommerregens im Glitzern der Morgensonne zurück,
wird ein neugeborener Bote,
lächelnd,
die aufrichtigste,
nichts versprechende,
aber alles erfüllende,
Liebe leben können!

Man erzählt sich,
wer diesem Liebeszauber verfallen ist,
wird bis ans Ende des ganzen, unergründlichen Seins
solch ein strahlendes, unbeschreibliches,
warmes Licht der Geborgenheit versprühen,
welches nur die gigantische Sonne
noch zu übertreffen weiß!

Alle Herzen dieser Welt neigen ihren Kopf tief hinab,
um den Schwanenkönig gebührend willkommen zu heißen“.

Gute Nacht mein Sohn Tristan!




Ich bin so froh,
dich wieder in meinen Armen halten zu dürfen!




{Die Nacht geht vorbei, ein neuer Tag ist da.}



V

ater, hab dir noch was Wichtiges nicht erzählt:
Am Tag X, musst du unbedingt jedem Zuschauer,
der meiner Flugshow zuschauen wird,
unbedingt einzutrichtern:
Tristan Thu, Dein Sohn war nie von zuhause weg!
Der Tag X, vor – zwölfeinhalb Jahren!
Alle! Auch meine Geschwister, meine Mutter
und auch Du, mein geliebter Pa!
Übrigens, Du hast um Weiten




mehr Stoffe
an, als ich!
Ich trage schon seit etwa dreizehn
Jahren die gleiche Anzahl an Kleidungsstücken!
Also: ein Paar Socken, eine Unterhose, ein
Hemd, eine Hose und ein Paar Stiefel.




Ich weiß, du würdest nie die Unwahrheit sagen!
Schließlich hab ich Dich
mit Deiner Stimme bekannt gemacht!
Trotzdem bin ich jetzt sprachlos,
und das soll was heißen?
Bitte, spann mich nicht auf die Folter,
momentan versteh‘ ich gerade überhaupt nix!




Ich will Dich doch nicht auf die Folter spannen,
ebenso bin ich unfähig, wie Du weißt,
einer Lüge willen, die Unwahrheit zu sagen!
Mach dir nicht so große Sorgen.
Morgen bist Du um ein vieles klüger!
Vertrau mir! Es geht nicht anders!
Lass mich morgen zuerst mal Dich retten
und danach die ganze Welt!




O.K., aber den Trick mit den ganzen Klamotten,
verrätst du mir, sobald du unseren Planeten
erfolgreich gerettet hast. O.K.?




Wird dann zwar nicht mehr nötig sein, aber O.K.!
Pa! Wir gehen jetzt noch einmal alles durch,
dass alles gut funktioniert!
Und Du auch Deinen Wecker stellst,
früh genug alles regeln kannst,
nicht dass mein alter Herr verpennt, und verpasst,
wie ich ihn rette!



Du kannst dich Hundert Prozent auf mich verlassen,
hab die Wecker heute Morgen schon scharf gemacht!


Deine aller, aller wichtigste Aufgabe, von allen ist es,
ohne Kompromisse dafür zu sorgen,
dass alle Zuschauer, Dich einschließlich
sowas von heiß drauf sind, meine Show zu sehen,
aber sowas von heiß!


Und niemand darf zwölfeinhalb Jahre vermissen!
Morgen, wird gestern sogar zur Zukunftsversion!



Gut! Gut!




Nachdem Du gerettet bist,
kannst Du auch alles aufdecken
und die Wahrheit lauthals ausposaunen!
Hey, bin echt froh, Dich morgen auf meiner Seite zu haben! Du schaffst das schon!




Ach, da fällt mir ein,
hast Du gestern eigentlich gut geschlafen?



Ohh, oh ja so verdammt gut
hab ich bestimmt hundert Jahre nicht mehr geschlafen!
Wie hast Du dass bloß angestellt?
Ich habe sogar durchgeschlafen!


Ganz einfach mein Kind! Ganz einfach!
Genauso wie früher auch!
Du bist in meinen Armen und bei einer kurzen Gutenachtgeschichte,
genauso wie vor über zwanzig Jahren, seelenruhig
mit Deinem Köpfchen auf meiner Brust eingeschlafen.
So süß,
ist der kleine Tristan nach einem Kindermärchen, und
als er sein altes Kuschelkissen wieder hatte, eingeschlafen!
Schlaf gut! Bis Morgen,
verschlaf nicht! Sonst werde ich nicht gerettet!!“



Du bist echt der aller Größte! Bis Morgen.




ES IST SOWEIT.


> > vor 12 ½ Jahren > > Zeitsprung





Der Tag, an dem Tristan

mit seinem schönsten Samtkleid,

seine Reise antritt, war gekommen!


Sein überhartes Training,
und was es aus ihm gemacht hatte,
war nun Geschichte.


Alles was jetzt noch zählt,
ist das Heute! Ist das hier! Ist das jetzt!

Dieser mit Sehnsucht und voller Ungeduld erwartete,
große Moment, schien gekommen!

Es sind diese Momente im Leben,
jene unsterblichen Augenblicke.


Augenblicke, wo Helden zu Helden werden können…


Nachdem Tristan seinen weißen Samt
in heroischer Tradition zu öffnen weiß
und seine gigantische Spannbreite zu
präsentieren beginnt,
wird es mit einem Schlag still.


So still,
diese so himmlische und so vertraute,
vermählte und friedliche Ruhe
tiefer Zweisamkeit.


Startbereit und Startklar!

Unwiderruflich.


Tristan.


Anfangs begann es fürchterlich zu gewittern.

Gefolgt von einem gewaltigem Donnerhall,
einschlagende Blitze zischten nur so durch die Lüfte.

Da war Sie, die perfekte Welle, die richtige Zeit!

So wie der Sommerregen,
der wie tausend Sternschnuppen vom Himmel fällt.

Die Winde trieben auf und halfen dem jungen Thu somit,
genug Schwung zu haben.

Auf dem größten Baum, von dem höchsten Ast flog er los.

Angespannt, dennoch fast regungslos,
mit weit aufgerissenen Augen,
staunte sein Pa gar nicht schlecht:


Was für ein großartiger Start!


Wie gekonnt und genial war das denn?

Absolut mitgerissen, fasziniert und total von einer unbekannten Gefühlswelt überwältigt,
ruft er seiner Gemahlin zu:

Mama, Mama Thu, hast du das gesehen?

Unser beider Sohn, unser kleiner Tristan.

Da fliegt er davon. Einfach unglaublich!

Sieh hin!


Ganz der Papa!


Völlig verständnislos und mit krank-kalter Stimme
antwortet Tristans Mutter:


Ja, ja. Ganz der Vater.

Du Dummkopf, siehst du nicht,
dass unser Kind geradewegs in sein Verderben fliegt?

Anstatt ihn zu ermutigen, solltest du ihn aufhalten!

Er sollte sich besser anpassen.

So wie seine anderen Geschwister auch,
sollte er ein normales Leben führen!

Egal wie es ausgeht, es ist falsch!

Dieser dumme Träumer bricht noch
den Stolz unserer Familie.

Ob er als verängstigter Versager zurückkehrt,
oder als mutiger Versager getötet wird.

Es ist falsch!

Merkst du nicht, die Leute reden schon heimlich über uns?

Was hab‘ ich nur verbrochen?

Warum macht er das,
er sollte seine Mutter lieber stolz machen und hierbleiben!

Hörst du mir eigentlich zu?


Leicht genervt, doch sehr bestimmend

übernimmt nun das Familienoberhaupt das Wort:


Weib! Sei still!

Geh‘ zurück ins Haus und bereite ein Festmahl zu!

Ein Festmahl, zum Gedenken an diesen
unvergesslichen Tag!

Den Tag an dem unser Sohn ausflog,
um seine Träume zu leben!

Los geh‘ tu‘ was ich dir sage!

Und koche reichlich,
denn alle sind herzlich dazu eingeladen.

Eingeladen,
mit uns diesen Tag gemeinsam zu feiern.


Ja,

ruft der Vater Tristan lauthals hinterher,
Du machst das sehr gut! Sei stark!
Hey Tristan, wir sind alle stolz auf Dich!
Und hörst Du! Pass gut auf Dich auf!
In Gedanken werde ich jede Sekunde bei Dir sein!


Elegant gleitet Tristan immer höher
in die Weiten des Himmels hinauf!


Ja, eigentlich hatte sein Erzieher
gar keine echte Angst um Tristan.
Sondern war von einer rasenden Zuversicht beglückt.

Er hatte dennoch berechtigte Zweifel,

dass er es schaffen würde,

er war so unendlich stolz,

dass sein Junge seinen Traum so eisern verfolgte

und ihn auch, gegen jede Norm, verwirklichte.


Tristan flog immer höher und höher.

Er vergaß alles und hatte nur ein einziges Ziel:


Die Sonne!

Nach einer langen, schweren und gefährlichen Nacht,
dachte er für sich, dass es durchaus nötig gewesen war,
so viel Zeit damit zu verbringen,
ständig zu trainieren.

Unzählige Tage und Nächte vergingen.

Und er war absolut eins mit sich selbst.

Er war eins mit seinem Geist.

Er war eins mit seinem Körper.

Und verbunden durch diesen Einklang
gelang es ihm auch
eins mit den Naturgewalten und ihren Gesetzen zu werden.


Am absoluten und ständigen Limit seiner Kräfte,
ließ Tristan jedoch unendliche Weiten hinter sich.


Und kam seinem Ziel wieder ein ganzes Stück näher.


Die Gedanken, dass es wohl nicht mehr
allzu lange dauern könne,
endlich sein Ziel zu erreichen,
setzte die Macht, seiner Gedanken frei.


Diese Kraft, freier Gedanken waren es,
die er zusätzlich benötigte,
weiterhin mit stolzer Brust, durchzuhalten!


Tag ein und Tag aus,
immer und immer wieder aufs Neue
schwebt der weiße Falter,
mit stets erhobenem Haupt,
in einen goldfarbenen Lichtertunnel.

Getrieben von dem Ziel aller Ziele,
immer weiter der Sonne entgegen!

Aufgeben? Ich?
Einer wie ich, gibt nicht auf!
Mich zwingt auch niemand in die Knie!




Schon damals, in frühster Kindheit,
musste sich Tristan damit abfinden,
dass die anderen Schmetterlinge
irgendwie alle anders waren.
Anders, als er es war.


Die anderen Sonnenkinder,
Sie durften selbständig Entscheidungen treffen.

Zum Beispiel durften sie sich entscheiden,
entscheiden, zwischen echt aufregenden,
kleinen Lügenmärchen,
oder den meist
viel zu langen und auch langweiligen
wahren Geschichten!


Es gab für ihn, schon immer nur die Eine!


Die eine Wahrheit!


Und diese auch nur in ihrer reinsten Form!


Eine Lüge wurde sofort von ihm enttarnt
und mit Missachtung getadelt.




Es ist die innere Stimme,
die im Falle von Lug und Betrug,
immer ein exekutives Warnsignal bei Tristan auslöste.


Ganz bestimmt hätte Tristan damals wohl
die eine oder andere Lüge freiwillig überhört.

Um einmal selbst die Qual der Wahl haben zu können.

Um sich, nur dieses eine Mal
völlig frei entscheiden zu können.

Vielleicht auch einfach nur so,
um einmal dabei gewesen zu sein.

Damals.
Damals,...

Als all die Sonnenkinder noch
mit Freude unter Freunden
die Spiele ohne Grenzen
spielten.


Kurzzeitig verließ ihn der Mut, und er dachte,
er schaffe es nicht.

Da blickte er der Sonne entgegen
und merkte schon ein wenig ihre Wärme.


Und jener Kummer war auf einmal wie vergessen!




Er kam ihr immer näher und es wurde sehr heiß.
Und es wurde immer heißer und heißer…



Mit seinem Ziel vor Augen, die Sonne, flog Tristan immer weiter.
Es wurde sehr schwer, weil es jetzt um ihn herum, so unerträglich heiß geworden war,
wie es wohl heißer nicht mehr sein könne.




Mit dem erlösenden Gedanken: Gleich habe ich es geschafft!
Und den mutigen Blick immer voraus zu seinem Traumziel,..



… verwandelte sich Tristan in einen funkelnden Feuerball.


Hatten nun wirklich all die so normalen Sonnenkinder
Recht behalten?

Die Sonne blickte Tristan in den letzten Sekunden seines Lebens mit gleich schöner Gestalt an.
Ich, grinste Tristan, werde dem Licht ganz nahe sein.
Ich werde die Sonne besuchen!
Und er sah seinen Vater,
wie er ihn mit den gleichen lieblichen, stolzen
und respektvollen Blicken beobachtete.





Als sich der engelhafte, funkelnde Feuerball…



…über die Welt erhebt!










K6


Im Glasgarten der Liebe,


wird das einzige wahre

Naturereignis erwartet:

Die Auferstehung des Schwanenkönigs!


Kehrt nämlich der Schwanenkönig an den Anfang des Sommerregens

im Glitzern der Morgensonne zurück,

wird der neugeborene Bote, lächelnd,

die aufrichtigste, nichts versprechende,

aber alles erfüllende Liebe leben können!


Man erzählt sich,

wer diesem Liebeszauber verfallen ist,
wird

bis ans Ende des ganzen, unergründlichen Seins

solch ein strahlendes, unbeschreibliches,

warmes Licht der Geborgenheit versprühen,

welches nur die gigantische Sonne noch

zu übertreffen weiß!


Alle Herzen dieser Welt neigen ihren Kopf tief hinab,


um den Schwanenkönig gebührend willkommen zu heißen.


Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt…, singt der

Schwanenkönig,

gibt es nur die eine, einzige wahre ehrliche Liebe!“




Es ist die versprühende,

wahre und nie enden wollende Liebe

des stolzen Schwanenkönigs.




Echte Liebesgeschichten gehen nie zu Ende,
denn die Liebe wohnt in ihnen.




Die Ewige Liebe, fühlt sich:

- nur dort klar verstanden;
- nur dort völlig geborgen und sicher behütet;
- nur dort richtig zuhause;
und
- nur dort erst am Ziel angekommen!




Manche Sonnenkinder hören mit großer Klarheit
ihre inneren Stimmen.

Und sie leben mit dem was sie hören!

Solche werden entweder verrückt,
oder sie werden zu Legenden!

Wir sind die, die wir sind!

Vielleicht verrückt,
oder schon heute eine Legende…



ENDE






Written by
Swan king
alias
Olaf B.






Impressum

Texte: ~ Olaf B. ist Jahrgang 1969 und hatte es im Leben nicht immer einfach. Es gab immer Stimmen und Kräfte in seinem Umfeld, die versuchten ihn in eine bestimmte Richtung zu stoßen oder wenigstens zu lenken. Dass er trotz allem seinen Weg gegangen ist, hat ihn stark gemacht und, wie er heute selbst sagt, zu einem Menschen, dem es gut geht. Unterwegs auf diesem Lebensweg musste er so manch anderen vor den Kopf stoßen, was ihm einige schwer oder gar nicht verzeihen können. Doch nur so kann er heute dastehen, wie er dasteht: Als Schwanenkönig - ein Bild, das ihn schon seit Kindertagen fasziniert, und das er zu seinem Altego werden ließ. Als Autor legt er hier ein bildgewaltiges, fantastisches Erstlingswerk vor.
Lektorat: Michael Von Ehr {Sit}
Übersetzung: The legend of the swan king
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
~ Ein Buch gewidmet dem einzigen Menschen, der für mich das Prädikat "Besonders und Wertvoll" verdient: -Leonie Burkholz- ~

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