Cover

WELCOME TO KAIJA'S LIVE

Vorgeschichte:

Kaarina Jacinta wurde als Tochter des Finnen Ilari Karjalainen und der Spanierin Saraia in Helsinki geboren. Ihre Namen hatte sie von ihrer Großmüttern Kaarina und Jacinta. Sie wächst im katalanischen Barcelona auf und besucht ein internationales Internat. Ihre Eltern gehören der oberen gesellschaftlichen Schicht an, da ihr Vater ein erfolgreicher Immobilienmakler ist. Bei einem tragischen Unfall, bei dem beide Eltern sterben, holt ihrer Großmutter Kaarina ihrer Enkelin nach Finnland und ermöglicht ihr dort eine wunderbare Kindheit, die sie in Spanien nie erleben durfte. Mit Hilfe des Nachbarjungen Jukka, einen verrückten und aufdrehten Jungen, lernt sie die Sprache. Aus den beiden wird ein Paar, doch nach einer Fehlgeburt, trennen sich die beiden in Freundschaft und werden dadurch wieder zu besten Freunden, was sie schon vor ihrer Beziehung waren. An ihren achtzehnten Geburtstag erbt sie ein riesiges Vermögen, das durch Zutun ihrer Mummo in den Jahren vermehrt hatte. Zu dem Geld bekam sie außerdem noch das Haus ihrer Eltern überschrieben, das im Herzen von Barcelona lag. Mit einundzwanzig Jahren lernte sie das bei einen Party ihres Arbeitsgebers den Produzenten Juhani kennen und lieben. Auf die Warnungen ihrer Freunde und Familie hörte sie, die Kaarina warten, das Juhani nur hinter ihrem Geld her wäre. Sie war blind vor Liebe und glaubte, in Juhani den Mann ihres Lebens gefunden zu haben. Hals über Kopf heiratete sie ihn schon nach drei Monaten gegen den Willen ihrer Familie. Anfangs lief auch alles Gut zwischen den Beiden, doch nach einen halben Jahr Ehe erwischte Kaarina ihren Mann mit einer 18-jährigen in ihren Ehebett. Dadurch wurde ihr auf schmerzweise gezeigt, wie blind sie vor Liebe gewesen war.


Fairytale gone bad

Anfang April 2005

Normalerweise schrieb Kaija Artikel über Musiker, Bands oder Schauspieler, aber in den ersten Woche des April gab es nur ein Thema: Der Tod des Papstes Johannes Paul II. nach 27 Jahren im Amt. Ihr Chefredakteur wollte, dass sie das Leben dieses Mannes ihren jungen Lesern nahebrachte. Also schickte sie ihr Redakteur nach Italien, um live vor Ort zu sein, um auch einen Bericht über die Beerdigung zu schreiben. Innerlich verfluchte sie ihren Chef. Mit Religion hatte sie seit ihrer Kindheit in Spanien nichts mehr zu tun. Es hatte ihr gereicht, dass sie auf streng katholischem Internet geschickt wurde, wo verboten war, ein Jungen auch nur anzusehen. Aber sie war bereit für neue Veränderungen und würde Mika einen Artikel liefern, der einen Pulitzer verdiente. Sie bliebt bis zur Beerdigung am 8ten des Monats und reiste dann zurück nach Finnland. Zwei Tage schrieb sie an ihren Artikel. Heraus kam ein Bericht über das Lebenswerks dieses Papst, sein Verhaltung gegen über der Jugend und seine Aufenthalt in Finnland 1989. Mika war begeistert von ihren Artikel und bat sie, auch von dem bevorstehenden Konklave zu berichten und ein kurzes Porträt über den nächsten Papst zu schreiben. Also reiste Kaija ein zweites Mal nach Italien, um wieder vor Ort zu sein. Kaija liebte ihren Job als Journalisten, auch wenn es manchmal damit verbunden war, durch die Weltgeschichte zu reisen. Aber das Fliegen war für sie nichts Besonderes mehr. Sie fand es immer interessant neue Leute und neue Länder kennenzulernen. Einen Tag nach dem Ende des Konklaves machte sie sich wieder auf den Weg nach Helsinki. Auf sie warteten drei Wochen Urlaub, den sie mit ihren Mann verbringen wollte.

Es war mittags als der Flieger aus Rom in Vaanta landete. Kaija war froh, den stickigen Flieger und den neugierigen Stewardessen zu entkommen. In Finnland war sie doch eine kleine Bekanntheit, was wohl daran lag, dass sie einen berühmten Cousin hatte. Die Damen von der Flug Crew hatten mal wieder um Autogramme gebettelt, was Kaija gehörig auf die Nerven ging. Nachdem sie 10 Minuten auf ihr Gepäck gewartet hatte, konnte sie dann endlich den Flughafen verlassen. Sie gingen zu ihren kleinen dunkelblauen Flitzer, einen BMW M6 Cabrio. Das Auto hatte sie sich von ihrem Erbe gegönnt. Sie liebte es, damit im Sommer bei offenem Dach durch die finnische Landschaft zu düsen. Kaija warf ihr Gepäck in den Kofferraum und setzte sich hinters Lenkrad. Sie steckte den Zündschlüssel ins Zündschloss und ließ ihr "Baby" erst mal richtig aufheulen. Danach fuhr sie aus dem Parkhaus Richtung Helsinki Innenstadt. Sie wohnte mit ihren Mann in einen riesen Apartment vom dem einen wunderschönen Blick auf dem nördlichen Hafen hatte. Der Ausblick war ausschlaggebend gewesen das Kaija das Apartment angemietet hatte. Kaija parkte ihr Baby in der Tiefgarage, nachdem sie eine halbe Stunde länger gebraucht hatte, nach Hause zu kommen. Juhani wusste nicht, das sie bereits heute wieder heimkommen würde. Er rechnete erst am nächsten Tag mit ihr. Doch Kaija wollte ihn überraschen. Kaija ließ ihr Gepäck im Kofferraum, das konnte sie später noch holen. Mit dem Fahrstuhl fuhr sie in den vierten Stock, wo die Wohnung lag. Aus ihrer Handtasche kramte sie ihren Wohnungsschlüssel und versuchte leise aufzuschließen, damit Juhani nicht allzu schnell bemerkte. Schon im Flur war Musik zu hören. Irgendwelche Dance Musik. Ihr Mann hatte den schlechtesten Musikgeschmack den sie kannte. Dann fielen ihr in Flur die High Heels auf, die nicht ihrer waren. Hatte ihr Mann Besuch von Freunden? Dann hörte sie ein Poltern aus dem Schlafzimmer. Kaija lief langsam zum Schlafzimmer. Die Türe war nur leicht angelehnt. Als sie die Türe weiteraufschob sah sie Juhani, auf ihn ein junges Mädchen, nackt. Sie waren mitten bei der Sache. Das junge Mädchen bemerkte als erste Kaija und ließ einen Aufschrei los und verdeckte ihre Brüste. Juhani blickte erst sie, dann Kaija an. Als er merkte, dass es seine Frau war, stieß er das Mädchen von seinen Schoss.

"Schatz, das ist nicht so wie es aussieht."

"Ach ja. Bist du jetzt ihr Arzt und misst bei ihr Temperatur oder was?

"Nein."

"Ist sie denn überhaupt schon volljährig."

"Ja", sagte jetzt das Mädchen.

"Du hast gesagt, wenn ich nett zu dir bin, darf ich eine Demo bei dir aufnehmen."

"Ich verstehe unter "Demoaufnahme" was anderes."

Kaija war den Tränen nahe, unterdrücke sie jedoch. Die Wut in ihr war stärker. Alle hatten sie gewarnt und nun war sie ins Verderben gerannt.

"Wenn ich wieder komme, ist das Flittchen und du aus meiner Wohnung verschwunden."

"Das ist nicht mal deine Wohnung?", sagte das Mädchen empört, stand aus dem Bett auf, suchte ihre Sachen zusammen und verschwand aus dem Schlafzimmer.

"Bitte Kaija, lass uns darüber reden."

"Das gibt es nichts mehr zu reden. Wie gesagt, wenn ich wieder komme, ist die Wohnung leer und deine Sachen verschwunden."

Kaija drehte sich um und verließ ebenfalls das Schlafzimmer.

"Warte, wo willst du hin?", rief er hinterher.

"Geht dich einen feuchten Drecke an. Wir sind getrennte Leute."

"Du gehst zu ihm, nicht wahr."

Kaija wusste, dass er Jukka meinte, ihren besten Freund.

"Es hat dich nicht zu interessieren."

Kaija stand bereits in der Wohnungstür und drehte sich noch einmal um. Juhani stand nackt im Flur.

"Wenn ich wiederkomme und irgendwas von meinen Sachen fehlt, bekommst du Ärger, dann werde ich dich anzeigen. Und jetzt: Adiós, imbécil", sagte sie und knallte die Tür hinter sich zu.


Into the Blue

"Wohin darf es gehen?", fragte die freundliche Dame am Schalter und riss Kaija damit aus ihren Gedanken.

"Barcelona. Einfach Hinflug. Erste Klasse, Fensterplatz."

"Heute oder morgen?"

"Noch heute. Ist das möglich."

"Einen Moment bitte. Ich sehe gleich mal nach."

Die nette Damen, Mitte fünfzig, widmete sich wieder ihren Computer um nach einen passenden Flug zu suchen.

"Der nächste Flug nach Barcelona geht um 17:25. Sie wären dann in vier Stunden in Barcelona."

"Das klingt gut. Reservieren sie mir einen Platz."

"Dann bräuchte ich noch ihren Reisepass."

Kaija kramte in ihrer Handtasche nach ihren Reisepass und legte ihn auf den Schalter. Die Dame warf einen kurzen Blick in den Pass.

"Sie sind ja wahnsinnig viel unterwegs."

"Das liegt am Beruf."

Kaija war froh, dass die nette Dame sie nicht erkannte. Erstens hatte sie eine Brille auf und zweitens sah sie nicht danach aus, als würde sie das Leben von irgendwelchen Promis interessieren. Die Dame fragte nicht weiter und gab ihr ihren Reisepass zurück. "So alles reserviert. Das Boarding fängt um 17 Uhr an. Seien sie pünktlich, sonst verpassen sie den Flug noch. Der nächste geht erst wieder morgen."

"Danke für alles."

Sie nahm ihr Flugticket, das man ihr reichte und verließ den Schalter. Sie lief durch die Halle zur "Bar Delight" und setzte sich an die Bar. Der Barkellner kannte sie inzwischen und ohne danach zu fragen stellte er ihr Kahvi ja Munkki hin.

"Danke", sagte sie leise.

"Alles ok mit ihnen?", fragte der Kellner besorgt.

"Ja. Wie man will."

"Private Probleme oder Arbeit. Wieder mal beruflich unterwegs."

"Spontaner Kurzurlaub."

Der Kellner merkte, dass Kaija nicht in der Stimmung zum Reden war und widmete sich wieder den Putzen seiner Gläser. Als ihr Handy in der Tasche vibrierte, nahm sie es aus der Tasche und sah auf dem Display Jukkas Nummer. Kaija nahm das Gespräch an.

"Was gibt es mi corazón?"

"Wo steckst du?", fragte Jukka ohne Umschweife.

"Warum willst du das wissen?"

"Weil mich ein wütender Herr angerufen hat und gemeint hat, ich solle ihm sagen wo du bist."

"Naja bei dir bin ich nicht", sagte Kaija lachend.

"Das ist mir auch klar. mi corazón wo bist du jetzt?"

"Das verrate ich dir nicht."

"Kaarina, du sagst mir jetzt sofort wo du bist?"

Doch Kaija musste keine Antwort geben, den Jukka hört im Hintergrund eine der Durchsagen am Flughafen.

"Wenn geht dein Flug?"

"Um 17:25."

"Ich komme. UND keine Widerrede."

"Na schön."

Da hatte Jukka auch schon aufgelegt. Keine halbe Stunde später sah sie ihn durch Empfangshalle laufen und nach ihr suchen. Als er sie sah, kam er auf sie zu und setzte sich zur ihr an die Bar.

"Mi corazón, was ist los?"

"Er hat eine andere in unserem Ehebett gevögelt."

"Hab mir schon so was Ähnliches gedacht. Ich hab dich vor seinen Ruf gewarnt. Aber der Sturkopf bei euch Karjalainens ist ja legendär."

"Mach mir keine Vorwürfe. Ich weiß jetzt selber, wie dumm und blind ich war."

"Zumindest hast du endlich erkannt."

"Wenn auch auf schmerzlich Art."

"Und wie lange willst du in Barcelona bleiben?"

"Weiß nicht."

Es war klar, dass Jukka wusste wohin sie wollte. Er kannte sie inzwischen besser als sie sich selbst.

"Soll ich mit Mummo Kaarina als klären, was den Idiot betrifft?"

"Das wäre so lieb mi corazón. Ich hab ihn klar gemacht, dass er sich aus meinen Leben verpissen soll."

"Wir beide werden schon dafür sorgen", sagte er lachend.

Kaija lachte wenn sie daran dachte, dass ihre Mummo sich Juhani vorknüpfen würde.

"Soll ich Jarni oder Kati anrufen?"

"Meinetwegen beide. Man kann nie genug Anwälte haben."

Ihr Onkel Jarni und ihrer Tante Katianna waren beide Anwälte, hatte eine gemeinsame Kanzlei und für ihre Nichte einen Ehevertrag aufstellen lassen.

"Dann flieg du und wir werden hier alles regeln."

"Danke mi corazón."

"Nichts zu danken, du weißt ich bin immer für dich da."

"Ich weiß."

Als es Zeit war für Kaija, zum Boarding zu gehen, verabschiedenden sich die beiden voneinander und Kaija ging an Board. In Barcelona würde sie Ruhe finden und Zeit, alles was passiert war, zu verarbeiten.


Nach drei Stunden Flug kam sie Abend gegen 22 Uhr auf den Flughafen El Prat an. Nachdem sie ihr Gepäck am Band geholt hatte, machte sie sich auf den Weg zu den Taxiständen. Sie stiegt ins erste Taxi.

"Passeig de Maragall 347", sagte sie nur.

"Das dauert ungefähr 18 Minuten", sagte die Fahrerin.

Sie stieg aus und hievte das Gepäck von Kaija in den Kofferraum. Dann fuhr sie los.

"Sind sie zum Urlaub hier?"

"Ja ich brauch etwas Urlaub von meinen Leben."

"Männerprobleme?"

"Ja. Aber damit ist erstmals Schluss."

"Sie sprechen sehr gut spanisch, wenn ich das sagen darf."

Kaija lächelte.

"Bin zur Hälfte Katalanin, zur Hälfte Finnin."

"Interessante Mischung. Und was schlägt mehr durch, die finnische oder die spanische Seite?"

"Mal die eine, mal die andere", sagte Kaija lachend.

Die Fahrerin war ihr sympathisch.

Die Fahrt dauerte länger als gedacht. Es war bereits nach 23 Uhr als sie Tür zur Villa aufschloss. Dem Hausmeister Rubén war es tatsächlich doch gelungen, das Haus in alle Eile für sie herzurichten. Wenn Kaija nicht in Spanien war, wurde die Villa an Produktionsfirmen vermietet, die dort Werbespots, Videos oder Fotoshootings herstellten. So waren die Kosten gedeckt, wenn Kaija das Haus nicht für sich selbst nutzte.

Nachdem sie der Taxifahrerin ein großzügiges Trinkgeld gegeben hatte, schleifte sie ihren

Koffer zur Haustür. In ihrer Handtasche kramte sie nach den Schlüssel. Die Post der vergangen Tage war fein säuberlich sortiert und lag neben der Garderobe. Kaija war jetzt aber viel zu müde um sich darum zu kümmern. Sie stellte ihren Koffer ab, hängte ihren Mantel an die Garderobe und ging nach oben in den zweiten Stock, wo ihr Schlafzimmer lag. Wieder kramte sie einen Schlüssel aus ihrer Handtasche und schloss auf. Die Fenster standen weit offen, auf den Schminktisch stand eine Vase mit frischen Rosen. Ohne sich auszuziehen warf sie sich aufs Bett und war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wachte sie gegen 9 Uhr ausgeschlafen und erholt auf. Sie hatte die Nacht geschlafen wie ein Baby. Kaija zog sich die verschwitzen Klamotten aus und ging nach nebenan ins Badezimmer duschen. Das lauwarme Wasser weckte ihre Lebensgeister. Sie stieg nach zehn Minuten aus der Dusche, schnappte sich den weißen Bademantel und ging nach unten in die Küche, um zu sehen, was noch im Kühlschrank vorhanden war. Doch Ruben war nicht mehr dazu gekommen, den Kühlschrank aufzufüllen. Das bot Kaija die Möglichkeit, einen ausgiebigen Bummel über den Fira Artesana zu machen. Das war einen der besten Märkte die es in Barcelona gab. Nachdem sie ihren Koffer in ihr Zimmer geschleift hatte, sich umgezogen hatte machte

sie sich zu Fuß in die Stadt. Sie fuhr mit der Linie L3 zur Fira Artesana. Ohne große Umwege suchte sie nach ihren Lieblingsstand.

"Hola Marco. Feliç tornada per veure", sagte sie mit einen Lächeln.

"Hola Kaija. Han perdut es també una vegada més a Barcelona?"

"Ja hab ich."

"Gibst dafür auch einen Grund?", fragte Marco.

"L'estrès amb el meu marit", sagte Kaija.

"Verstehe. Brauchst wohl ein bisschen Abstand."

"Ja. Und jetzt brauche ich vor allem...."

"Crema Catalana", beendete Marco ihren Satz.

"Genau, das fällt mir unheimlich, wenn ich oben in Finnland bin. Ich hab's so oft versucht, es nach zu kochen, aber es gelingt mir einfach nicht."

"Ist auch manchmal schwierig. Ich hab ja frisches da. Hat Lola heute früh noch schnell gemacht."

Er griff unter die Theke und reichte ihr das Crema Catalana.

"Was sehe ich da? Unsere Finnin beim Naschen", sagte eine tiefe Stimme.

Überrascht drehte sich Kaija um. Antonio, ein alter Freund aus Internatszeiten stand vor

ihr.

"Tony, schön dich zu sehen."

Die beiden umarmten sich herzlich. Während der Schulzeiten war sie nachts immer in sein

Zimmer geschlichen, um sich erwischen zu lassen und von der Schule zu fliegen. Beide wollten damals von Internat geschmissen werden, hatten deshalb eine Zweckgemeinschaft gehabt und waren dadurch Freunde geworden. Inzwischen betrieb Tony ein kleines Tanzlokal, das bei Touristen als Geheimtipp galt.

"Das ich dich hier treffe, muss ein Wink des Himmels sein."

"Wie meinst du das denn?", fragte Kaija verdutzt.

"Ich bin von Pech verfolgt. Beide Tänzerinnen ausgefallen. Die eine gebrochenen Fuß und die andere Sehnenentzündung. Und jetzt treffe ich die beste Flamenco- Tänzerin die ich kenne."

„Tony, ich hab seit Jahren nicht mehr getanzt.“

„Ach komm schon. Du musst nur die Musik hören, dann hast du es wieder im Blut.“

Kaija dachte eine Weile nach. Das war die beste Möglichkeit, sich von allen Problemen mit Pekka abzulegen.

„In Ordnung. Hast mich überredet.“

„Gut, dann komm heute Abend um 18 Uhr.“

„Werde ich. Und ich versuche pünktlich zu sein.“

„Ich hoffe es“, sagte Tony lachend.

Sie verabschiedeten sich herzlich voneinander und Kaija ging ihren restlichen Einkäufen nach. Als sie in die Villa kam, räumte sie Einkäufe auf und ging nach oben in ihr Zimmer. Im Schrank hing ihr geliebtes blaues Flamenco Kleid. Kaija hatte es sich vor zwei Jahren von einer Schneiderin hier in Barcelona anfertigen lassen. Immer wenn sie Barcelona Urlaub machte, nahm sie es mit.

Es war schon nach 18 Uhr, als Kaija atemlos ins „El sueño de Lola” gestürmt kam. Völlig außer Atem ließ sie sich auf einen Stuhl ersten Tisch fallen.

„Ich glaub es einfach nicht. Leihwagen springt nicht an, erste Metro verpasst und dann Verspätungen wegen eines technischen Defekts.“

„Naja kann passieren. Für deine Verhältnisse bist du heute mal ziemlich pünktlich. Du kannst dich hinten fertig machen.“

„Dauert auch nicht lange.“

Kaija nahm ihren Kleidersack, in dem sie ihr kostbares Kleid aufbewahrte und ging nach hinten, wo eine kleine Kammer als Garderobe für die Tänzerinnen diente. Auf den kleinen Schminktisch lag benutztes Make-Up herum. Doch Kaija hat ihre eigenen Schminksachen dabei. Sie schloss die Tür hinter sich ab und begann dann ihrer Klamotten auszuziehen. Fertig bis auf die Unterwäsche ausgezogen, nahm sie ihr Kleid aus der Schutzhülle und schlüpfte in das seidene Kleid. Das Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Körper. Vor allem betonte es ihren Kurven. Kaija setzte sich an den Schminktisch und erneuerte ihr Make-Up. Besonderen Wert legte sie auf ihren Augen. Viele sagten, dass ihre eisblauen Augen das schönste an ihr waren. Als Kaija mit dem Schminken fertig war, suchte sie in ihrer Tasche nach ihrer Maske. Dadurch wollte sie geheimnisvoller wirken.

Toni war gerade dabei, die ersten Gäste zu bedienen, als Kaija fertig umgezogen in die Bar kam. Als er Kaija in ihren Kleid sah, viel beinahe die Kinnlade herunter.

„Wow…wow…wow. Also wenn ich nicht schwul wäre, würde ich dich sofort anbaggern.“

„Lass das bloß nicht Juan hören“, sagte Kaija lachend.

„Du weißt doch wie es meine.“

„Klar. Du wenn kommt der Gitarrist.“

"Der müsste eigentlich gleich kommen. Aber unser Stammgast ist schon da."

Toni zeigte auf einen Mann, der in einen stillen Eck der Kneipe saß und irgendwas auf einen Block vor sich auf den Tisch schrieb. Als er scheinbar merkte, dass er beobachtet wurde, sah er genau in ihrer Richtung.


Destiny

Er hatte blondes Haar, das verstrubelt war. Anscheinend schienen seine Haarbürsten in Streik gegangen zu sein. Soweit sie das erkennen konnte, hatte er helle Augen, wahrscheinlich blau. Er war blass und sicher nicht Spanier. Wahrscheinlich ein Tourist aus den Norden. Auf seinen Oberarmen konnte Kaija Tattoos entdecken. Was sie sah gefiel ihr schon, doch sie hatte mit dem Thema Männer erst mal abgeschlossen.

"Er kommt jeden zweiten Tag hier her und schreibt an seinen Songs."

"Ein Musiker also."

"Ja. Er sagte mal, meine Bar wäre inspirierend für ihn."

"Ich schätze wohl eher die Tänzerinnen", sagte Kaija lachend.

Inzwischen war auch der Gitarrist da. Auch ihn kannte Kaija noch aus der Zeit im Internat.

"Schön dass du Ersatz gefunden hast, und dann auch noch einen schönen", sagte Ramòn.

"Jedes Mal wenn wir uns sehen, bist du noch schöner geworden."

"Danke für das Kompliment. Und wie jedes Mal, bekommst du auch diesmal eine Abfuhr."

Ramòn konnte es nicht lassen, mit ihr zu flirten, doch Kaija hatte ihn bisher immer wieder liebevoll darauf hingewiesen, dass er es nie schaffen würde, dass sie mit ihm ausging.

"Ich wollte dich nur ein bisschen necken."

Er griff unter sein T-Shirt und zog darunter eine Kette hervor. Daran hing ein Goldring.

"Seit einen Jahr verlobt", sagte er stolz.

"Mit Milena, einer meiner Tänzerin."

"Aber ich bin schuld das sie flachliegt. Sie hört ja nicht auf mich wenn ich sage, sie soll in der Innenstadt auf ihre High Heels verzichten."

Die beiden sahen lachend Kaija an.

"Hey, ich ziehe solche Dinger nur auf Partys an. Aber sollten wir nicht langsam mal anfangen?"

"Aber klar doch", sagte Ramòn und ging zur kleinen Bühne, auf der die Tänzerinnen ihr Können.

"Jetzt geht's los. Gott ich bin aufgeregt", sagte Kaija nervös.

"Du wirst das Rocken", sagte Toni. "Und nun ab auf die Bühne"

Er gab ihr noch einen kleine Klaps auf den Hintern und stieg ging zaghaft Richtung. In diesen Moment kam wieder dieses verdammte Lampenfieber, das sie schon als Teenager gehabt hatte, wenn sie Auftritte im Internat gehabt hatte. Toni stellte die Stereoanlage aus. Das war für Ramon das Zeichen, das die Show beginnen konnte. Er saß in der linken Ecke der Bühne auf einen Hocker und fing an, die ersten Saiten zu zupfen. Sobald die ersten Noten erklungen, war das Lampenfieber verschwunden und Kaija war voll in ihren Element. Sie liebte das Tanzen, sie liebte den Flamenco. Sie gab sich ganz der Musik hin, spürte die Blicke der Männer, die ihr faszinierend zuschauen. Sie spürte den Blick dieses Fremden. Und immer wenn sie ihn kurz ansah, trafen sich ihrer Blicke. Seine Augen waren blau wie der Himmel. Kaija suchte immer wieder Blick mit ihm. Er gefiel ihr.

Erschöpft ließ sie sich auf einen Barhocker fallen. Sie streifte ich die Flamencoschuhe von den Füßen und drehte sie hin und her.

"Ich hab gemerkt, ich sollte wieder mehr tanzen. Ich bin aus der Übung."

"Ach ja, wie sieht es dann aus, wenn du in Form bist? fragte Toni lachend.

"Eigentlich genauso", gab Toni lachend zurück.

"Kann ich noch ein Bier haben", fragte nun der Fremde und setzte sich auf den Hocker neben Kaija. Seine dunkle Stimme ließ Kaija einen warmen Schauer über den Rücken laufen. Und mit diesem süßen Akzent kann sie noch viel sexyer. Nun wusste sie auch aus welchem Land er stammte.

"Nicht lieber einen Wodka?", fragte sie.

"Warum denn einen Wodka?", fragte er erstaunt.

"Na ihr Finnen trinkt den doch massenweiße. Gleich hinter den Kaffee."

"Woher willst du wissen, dass ich Finne bin."

"Ich weiß es halt", gab Kaija zurück. "Dein Akzent hat dich verraten."

"Naja, ich hab zwar mal 4 Jahre hier gelebt, doch das mit der Sprache war immer ein Problem."

"Find ich nicht", sagte sie lachend.

"Es ist ja auch deine Muttersprache."

"Estoy medio finlandés", sagte sie lachend.

"Nun, bei dir hört man keinen Akzent."

"Wurde mir schon oft gesagt. Und das obwohl ich erst mit dreizehn die Sprache gelernt habe."

Die beiden waren ins Finnische übergegangen. Toni zog sich leise zurück und ließ die beiden unter sich.

"Und wo lebst du dann? Spanien oder Finnland?", wollte er wissen.

"Hauptsächlich in Helsinki. Ich mach nur einmal in Jahr ausgiebig Urlaub in Spanien."

"Und jetzt ist wieder Urlaubszeit."

"Nein, eigentlich nicht. Ich würde es als Auszeit bezeichnen."

Kaija war überrascht, wie viel sie von sich preisgab. Aber dieser Kerl war ihr einfach sympathisch.

"Aha. Von was?"

"Von Kerlen", gab sie zurück.

"Oh, das sollte ich wohl verziehen. Ich bin schließlich einer."

"Du kannst bleiben", sagte sie lachend. "Ich hab die Nase voll von einem bestimmten Kerl."

"Probleme in der Beziehung?"

"Yep. Ich wurde durch eine noch jüngere ersetzt. Naja was soll es. 23 und eine gescheiterte Ehe hinter mir."

"Noch so jung. Das fühle ich mich ja alt mit meinen fast 30."

"Hast dich aber gut gehalten."

Beide lachten laut los. Es war als würden sie sich schon ewig kennen, dabei war es grade mal eine halbe Stunde.

"Wie heißt du eigentlich?", wollte er nun wissen.

"Kaarina, aber man nennt mich meistens Kaija oder Mi corazón."

"Samu oder Schpermann."

"Was hat den Schpermann zu bedeuten?", wollte Kaija wissen.

"Das hat damit zu tun, dass mein Vater aus Deutschland stammt. Ich bin ein Deutsch-Finnisches Projekt."

Samu hatte ein herzliches Lachen, das Kaija in ihren Bann zog. Und erst diese wundervollen blauen Augen. Ich hatte eine Schwäche für blaue Augen.

"Du bist Musiker?"

"Ja, ich hab eine Band. Wir tingeln durch die Clubs und versuchen eine Plattenfirma von uns zu überzeugen. Und was arbeitest du?

"Sieht man doch. Tänzerin", sagte sie lachend. "Nein im Ernst. Ich interviewe Leute wie dich, auch wenn sie noch nicht berühmt sind."

Sie merkten gar nicht wie die Zeit verging. Toni ermahnte sie dann kurz vor Ladenschluss, doch nun endlich zu gehen, damit er abschließen konnte. Ihm war nicht entgangen, dass Kerl heftig mit Kaija geflirtet hatte und das Kaija ihn nicht in die Schranken gewiesen hatte. Anscheinend stimmte etwas in ihrer Ehe nicht, den er wusste, dass Kaija ein absolut treuer Mensch war.

Draußen hatte es sich inzwischen deutlich abgekühlt. Kaija fror in ihren kurzen Top und der Capri Hose. Liebevoll legte Samu ihr seine Lederjacke über die Schultern.

"Sollen wir noch um die Häuser ziehen. In meinen Hotel gib es eine tolle Bar."

"Um die Urzeit wohl eher die Minibar", sagte Kaija.

"Ok, ich hab einen super Ausblick aufs Meer."

Es war offensichtlich worauf er aus wollte. Eigentlich war Kaija nicht der Typ für so was, aber sie dachte sich, was ihr Ex-Mann konnte, konnte sie schon lange.

"Wäre schön, so den Sonnenaufgang zu sehen“, sagte sie mit sinnlicher Stimme und harkte sich bei ihm unter.


Nasty

"Wo ist dein Hotel eigentlich", fragte Kaija nach einer Weile, das sie bestimmt schon ein halbe Stunde unterwegs waren.

"Pass...atge...Maigno oder so ähnlich."

"Wir hätten ein Taxi nehmen können. Warte", sagte sie. Sie suchte ihr Handy und wählte die Nummer der Taxi Zentrale.

"Hola, necessito un taxi(Hallo wir brauchen ein Taxi)...dues persones (Zwei Personen), Carrer de Joaquim Ruyra", sagte sie in Katalanisch. "Wie heißt dein Hotel?", wollte sie von Samu wissen.

"Nautalia Viajes"

"Hotel Nautalia Viajes...Bé, estem a l'espera. (Gut, wir warten)

"Das Taxi kommt in zehn Minuten."

"Dann kann ich ja noch ein Rauchen. Auch eine?"

"Nein, ich rauche nicht, aber danke. Finde es halt ungesund."

"Mein Laster. Hast du keines?"

"Crema Catalana., dafür könnte ich sterben."

"Was genau ist das."

"Eine Dessertcreme die mit einer festen Karamellschicht überzogen ist. Einfach himmlisch. Leider bekomme ich sie nur hier. Ab schon hundertmal versucht zu machen, aber geht immer schief."

"Keine gute Köchin, was", sagte er lachend.

"Nicht was die spanische Küche betrifft. Die finnische beherrsche ich aber."

"Schade dass ich das nicht probieren darf."

"Mhm", sagte sie nur.

Da kam auch schon das Taxi.


Sie standen vor seiner Hoteltür und er suchte nach der Keycard in seinen Hosentasche.

"Ist das so viel drinnen, das du die nicht findest", kam es lachend von Kaija.

"Tatata, das ist das gute Stück."

"Ich glaub das gute Stück ist woanders."

Kaija musste kichern wie ein kleines Kind. Der Wein den ihr Toni hingestellt hatte, wirkte langsam. Samu zog die Karte durch den Kartenleser und die Tür ging auf. Beide traten ins Zimmer. Im Flur stand an der Wand eine Gitarre.

"Mein Baby", sagte er stolz.

"Mein Baby ist ein BMW M6. Hab ich mir letztes Jahr zum Geburtstag gegönnt."

"DU stehst auf Auto?"

"Ja, auf kleiner Flitzer. Ist das so ungewöhnlich", fragte sie erstaunt.

"Naja, ich kenne nur Frauen mit einem Schuhtick."

"Jetzt kennst du eine, die auf kleine Flitzer steht."

"Und anscheinend auf große blonde Finnen."

Er drückte sie sanft gegen die Wand und sah ihr tief in die Augen. Sie hatte wunderschöne dunkelgrüne Augen die ihn anfunkelten. Auch Kaija konnte sich seinen Blick nicht entziehen. Langsam kamen sich ihrer Gesichter näher, ihr Lippen trafen sich zu einen zaghaften Kuss.

"Ich bin kein Porzellanpuppe, ich zerbreche nicht", murmelte sie. "Küss mich richtig."

Er schob eine Hand ihren Rücken und zog sie blitzschnell an sich. Er drückte seine Lippen auf ihrer und küsste sie leidenschaftlich, diesmal ohne das geringste Anzeichen von Zurückhaltung. Sie merkte wie seine Hände unter ihr T-Shirt fuhren, ihren Brustkorb hinauf fuhren und eine Gänsehaut hinterließen. Mit den Fingerspitzen umkreiste er ihre Brustwarzen bis diese standen und gegen den Stoff ihres Top's drückten. Kaija zog sich aus seinen Kuss zurück und zog sich ihr Top aus, ließ es zu Boden fallen. Dann zog sie ihn wieder an sich um ihr Kusspiel erneut zu beginnen und ihn Einlass in ihren Mund zu gewähren. Sie merkte er, wie er den Knopf ihrer Capri Hose öffnete und den Reißverschluss langsam herunter zog. Kaija wackelte kurz mit den Hüften und schon rutschte die Hose an ihren Beinen herunter. Samu ging in die Knie und zog ihr Höschen herunter. Plötzlich nahm er ihren Fuß und stellte ihn auf seine Schulter. Das Kribbeln, das seine Hände auf ihren Körper hinterließen, war kaum noch auszuhalten. Sie schloss ihre Augen und dann spürte sie seinen Lippen an ihrer empfindlichsten Stelle, das Saugen an ihrer Perle. Genuss voll stöhnte sie auf. Wellen der Lust überkamen sie. Ihre Hände hatten sie in seine Haare gegraben. Es dauerte nicht lang, bis sie ihre Erlösung fand.

"Això era bo", hauchte sie. (Das war gut)

"Wirklich".

"Das hast du verstanden?"

"Ja, das hab ich verstanden. Machen wir im Schlafzimmer weiter."

Sie nickte stumm. Samu hob sie hoch und trug sie Richtung Schlafzimmer, wo er sie sachte aufs Bett setzte.

"Ich finde, du hast noch viel zu viel an. Gleichberechtigung muss sein."

Sie griff nach seinen Gürtel und zog ihn näher ans Bett, öffnete den Gürtel und zog ihn mit einem Ruck aus den Schlaufen der Jeans. Als nächstes waren die drei Knöpfe die dran glauben mussten. Extra langsam öffnete sie die Knöpfe. Ihr war die Beule in seiner Hose nicht entgangen. Sie streifte ihm die Hose herunter, danach seine Boxershort. Er ist gut ausgestattet, dachte sie sich. Sie schob sich in die Mitte des Bettes. Mit dem Zeigefinger deutete sie an, dass er sich zu ihr begeben sollte. Samu kroch zu ihr aufs Bett. Sie richte sich leicht auf.

"Komm her, du wilder Finne", sagte sie verführerisch.

"Ein Moment, dann kommt der wilde Finne."

Er stand kurz auf, ging zum Nachkästchen und holte ein Kondom aus der Schublade, das er sich überstreifte. Sie öffnete ihr Beine, eine Einladung, die er nicht abschlagen würde. Er kam über ihr zum Liegen. Ein Ruck, schon konnte sie ihn in sich spüren. Lustvoll stöhnte sie auf, als er in sie eindrang, schlang ihr Füße um ihn. Langsam steigerte sein Tempo. Er sah ihr tief in die Augen, wollte ihre Lust darin sehen. Ihr Finger hatten sich an seinen Rücken festgekrallt. Ihr lustvolles Stöhnen erregte ihn noch mehr. Mit einem lustvollen Schrei erlebte sie ihren zweiten Höhepunkt. Kurz danach fand auch er seine Erlösung. Schweratmend rollte er sich von ihr, stand kurz auf und ließ das das benutzte Kondom im Bad verschwinden. Als er wieder kam, stand Kaija eingehüllt in der Bettdecke am Balkonfenster und blickte sehnsüchtig aufs Meer.

"Ich liebe dieses Stadt, dieses Land. Ich kann immer alle Sorgen vergessen, ihr bin ich."

Sie drehte sich nicht um, merkte aber wohl, das Samu wieder im Zimmer war.

"L'amor no vol dir que sempre combina bé amb una", sagte sie in Gedanken versunken (Die Liebe meint es nicht immer gut mit einem)

"Du hast noch nie gemacht, einfach mit einen fremden Mann ins Bett gehen", fragte Samu und trat näher an sie heran.

"Nein. Aber ich bereue es nicht. Es war schön wieder einmal begehrt zu werden."

"Du bist vergeben?"

"Ich war es bis vor zwei Tagen. Verheiratet um genau zu sein. Aber ich war blind vor Liebe und habe nicht erkannt, was er wirklich an mir liebte. Nämlich mein Geld."

"Willst du reden? Ich bin auch ein guter Zuhörer, nicht nur ein guter Liebhaber."

Kaija sah ihn. Seine blauen Augen zogen sie wieder in ihren Bann. Er löste Gefühle in ihr aus, die eigentlich nicht haben durfte, war sie doch immer noch verheiratet. Sie lief zum Bett und setzte sich in die Mitte.

"Ich bin erst seit einen halben Jahr verheiratet. Alles ging so schnell. Es war Liebe auf den ersten Blick. Alle haben mich gewarnt."

"Und du hast dir nicht reinreden lassen."

"Ja, das ist die Sturheit der Karjalainens. Nach drei Monaten haben wir geheiratet. Alles war so schön. Ich war verliebt und er der Mann meiner Träume. Bis ich in einen Alptraum aufgewacht bin."

In Kaija kamen wieder die Bilder in den Kopf, wie sie Juhani bei Sex in ihrem Ehebett erwischt hatte.

"Hat er dich betrogen?", fragte Samu vorsichtig und setzte sich zur ihr aufs Bett.

"Er hat sie in unserem Bett gevögelt. Sie bestimmt erst achtzehn. Und sie meinte, er würde mit ihr ein Demo aufnehmen."

"Die Produzentenmasche."

"Er ist Produzent. Aber ein grottenschlechter. Das ist Mi Corazón tausendmal besser."

"Wer ist mi corazón?", wollte Samu wissen und klang dabei eine Spur eifersüchtig.

"Jukka, mein bester, liebster und treuster Freund."

"Ach so."

"Naja, ich hab den Kerl aus "meiner Wohnung" geschmissen, besser gesagt, ich hab ihn gewarnt, wenn er nicht verschwunden ist, wenn ich wieder komme, gibst Ärger."

"Mit dir ist wohl nicht gut Kirschen essen."

"Nein, wer mich anlügt, der hat schlimmes zu erwarten."

"Oh, dann sollte mich wohl in Acht nehmen."

"Ich glaube nicht, dass du so wie mein Ex bist. Ich weiß nicht, du bist anders."

Sie sah ihn an. Diese Augen, wie konnte man nur so blaue Augen haben. Sie lösten wieder dieses Kribbeln in ihr aus.

"Du hast wunderschöne Augen, die sind mir als erstes aufgefallen. Dieses faszinierende Grün. Ich versinke darin."

Sein Gesicht kam näher.

"Und diese Lippen. Sinnlich und weich..."

Ihre Lippen war Zentimeter voneinander entfernt.

"Dieser Körper, der sich sinnlich bewegt.."

Kaija war es die seine Lippen als erstes berührte. Erst sanft, dann immer leidenschaftlich. Diesmal war sie es, die Führung übernahm.

"Hinlegen, sexy Finne."

Samu tat, was sie ihm sagte und ließ sich aufs Bett fallen. Kaija setze sich auf seinen Schoss und ließ ihrer Hände über seinen Oberkörper fahren. Seine Haut fühlte sich weich und warm an. Kaija beugte sich zum ihm herunter und begann ihn wieder zu küssen. Erst seinen Mund, dann seinen Hals. Neugierig erkundete sie mit ihren Lippen seinen Oberkörper. Sie spürte den Druck seiner Erektion an ihrem Schoss. Kaija reckte sich zum Nachtisch und holte ein weiteres Kondom aus der Schublade. Vorsichtig riss sie die Packung auf, nahm das rosa Kondom heraus und streifte es Samu vorsichtig über. Dann ließ sie sich langsam auf seinen Schoss herunter und nahm ihn in sich auf. Langsam begann sie ihr Becken kreisen zu lassen. Diesmal spürte sie ihn noch intensiver. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und genoss es einfach. Seine Hände führen ihren Oberkörper hoch und massierten ihrer Brüste. Noch nie hatte Kaija so ihrer Hemmungen fallen lassen. Als sie beide ihrer Erlösung fanden, rollte sich Kaija von deinen Körper und blieb schwer atmend liegen. Nach einer Weile verschwand Samu in Richtung Bad. Kaija lag mit einen Lächeln liegen und fühlte sich einfach nur lebendig wie lange nicht mehr.

"Stört es dich, wenn ich rauche?", fragte er, als er wieder aus dem Bad kam.

"Nein, aber man trotzdem die Balkontür auf. Es ist heiß ihr drinnen."

"Das einzige heiße ihr drinnen bist du."

Er kam zum Bett und küsste sie nochmal leidenschaftlich. Dann ging Samu nach draußen auf den großen Balkon und zündete sich eine Zigarette an. Als er wieder ins Schlafzimmer kam, lag Kaija eingekuschelt in der großen Bettdecke und war eingeschlafen.


Sunny Day

Kaija wachte auf als das erste Sonnenlicht in Zimmer fiel. Samu neben ihr schlief noch. Sie hatte gemerkt, wie er sich im Schlaf an sie gekuschelt hatte. Es war schön gewesen, seinen Körper an ihren zu spüren. Vorsichtig löste sie sich aus seiner Umarmung und stand auf. Sie suchte ihre Sachen zusammen und zog sich in Windeseile an. Dann suchte sie nach einen Blatt und einen Stift. Im Wohnzimmer fand sie einen Block und einen Kuli. Sie setzte sich aufs Sofa und schrieb ihm eine Nachricht:


Guten Morgen kleine Schlafmütze,

Wenn du mich wiedersehen willst, dann komme heute nach Mittag zur Tapas Bar auf den Markt Sant Antoni

Ronda Sant Pau/Carrer Comte d'Urgell. Liebe Grüße Kaija

PS: Crec que m'agrades molt (Ich glaube ich mag dich sehr gerne)


Leise schlich sie nochmal ins Schlafzimmer und legte den Zettel auf die leere Bettseite. Dann verließ leise das Zimmer.


Kaija saß an einen der kleinen Tische der Tapas Bar und beobachte das Treiben auf den Markt. Familien, die ihrer täglichen Einkäufe erledigten. Kleine Kinder, die vor dem Süßigkeitenladen standen und ihre Nasen an den Scheiben plattdrückten. Amüsiert sah Kaija einer älteren Dame zu, die mit einen Obsthändler diskutierte. Sie konnte bis zu ihren Tisch hören, welche katalanischen Schimpfwörter die ältere Dame dem armen Verkäufer an den Kopf knallte. Plötzlich hielt ihr jemand die Augen zu. Sie erkannte sofort seine Hände, die sie heute nach immer wieder gespürt hatte.

"Wer bin ich?", fragte er und versuchte seine Stimme zu verstellen.

"Der Verrückte Finne", sagte sie lachend.

"Ich bin nicht verrückt", gab er gespielt beleidigt zurück.

"Doch ein kleines bisschen. Verrückt süß."

Samu setzte sich zu ihr an den Tisch. Ein Kellner kam an den Tisch und wollte Samu's Bestellung aufnehmen.

"El Senyor posa el mateix que jo", sagte Kaija, noch bevor Samu zu Wort kam. "Café con leche."(Der Herr bekommt das gleich wie ich)

"De seguida, la senyora." (Kommt sofort, Madame.)

"Ist das jetzt Katalanisch oder Spanisch?", fragte Samu neugierig.

"Katalanisch. Wir sind hier in der Hauptstadt von Katalonien, das ist Amtssprache."

"Aha. Dann bist du also dreisprachig aufgewachsen."

"Viersprachig. Katalanisch, Spanisch, Finnisch und Englisch."

"Das muss ja ein Kuddelmuddel gewesen sein."

"Ja", sagte sie lachend. "Ich hab àvia Katalanisch beigebracht und sie und Mi corazón mir Finnisch."

Inzwischen war der Kellner mit der Bestellung zurückgekommen.

"Katalanischer Kaffee. Ein halber Teil Kaffee, der andere Teil ist heißer Milch. Schmeckt wunderbar."

Samu nahm einen kräftigen Schluck. Kaija sah ihn neugierig an.

"Und?", fragte sie gespannt.

"Kann man trinken."

"Nette Aussage."

"Und hast du was für den heutigen Tag geplant?"

"Ja, du bekommst eine Stadtführung. Ich zeige dir mein Barcelona."

"Klingt toll."

Sie tranken ihr Café con leche noch zuende und dann ging es los.

"Und wo starten wir deine Tour?"

"Magic Fountain of Montjuic, ein wundervoller Platz. Es ist zwar noch nicht Abend, aber mir gefällt es am Tag besser dort."


Als sie eine halbe Stunde am Magic Fountain of Montjuic ankamen, wusste er was sie meinte. Kaija hatte im erklärt, dass der Brunnen abends ein extravagantes Licht-, Musik- und Wasserschauspiel zu bieten hatte, aber abends tausende von Touristen den Platz belagerten und Kaija das zu viel war. Sie genoss lieber die Ruhe hier. Samu genoss derweil die Tour mit Kaija und sie die Zeit mit ihm. Sie merkte, dass sie langsam begann, Gefühle für ihn zu entwickeln, die weit über das hinausgingen, was sie grade hatten. Eine Urlaubsaffäre, Sex und ein paar Stunden zusammen verbringen. Für Liebe war da kein Platz. Und Kaija war noch nicht bereit, ihr Herz wieder zu verschenken. Als es Abend wurde brachte sie ihn wieder zu seinem Hotel, das er ohne sie wahrscheinlich nicht gefunden hätte, da es in Barcelona nur weniger Taxifahrer gab, die gut Englisch konnten. Sie war verwundert, wie er es die letzten Tage geschafft hatte, sich in Barcelona zu Recht zu finden, den sein Spanisch war, naja ganz passable, aber durchaus ausbaufähig.

Sie standen vor seinem Hotel um sich voneinander zu verabschieden.

"Willst du nicht mit rauf kommen. Die Minibar wartet immer noch auf dich."

"Heute nicht. Aber wir sehen uns morgen wieder. Morgen ist hier ein besonderer Tag."

"Und was ist das für eine besondere Tag?", wollte Samu wissen.

"Sant Jordi. Ich lade dich zum Mittagessen ein. Aber du hast eine Rose dabei, aber nicht vergessen."

"Warum eine Rose?", fragte er verwundert. "Fragt an der Rezeption, die werden die es erklären."

"Ok, wir komme ich zu dir?"

"Warte einen Augenblick."

In ihrer Handtasche suchte sie nach Visitenkarte des Hauses. Dann nach langen Suchen fand sie eine.

"Hier bitte. Aber beim Anblick des Hauses nicht in Ohnmacht fallen, ja. Ich schleppe dich nicht rein, wenn du am Boden liegst."

"Ich werde aufpassen das nicht umfalle, auch wenn ich nicht weiß warum. Bekomme ich noch einen Gute-Nacht-Kuss?"

Er musste sie nur mit seinen blauen Augen anschauen und sie konnte ihm keinen Wunsch abschlagen.

"Nur einen Kuss. Nicht mehr. Darauf musst du heute nach verzichten."

Er zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.

"Bis morgen, kaunis Enkeli."

"Bis morgen, boig finlandès."

Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging davon.


Kaija schloss gerade die Haustür auf, als das Haustelefon klingelte. Sie rannte in die Küche und erwischte den Anruf gerade noch. Es war Jukka.

"Na, Mi corazón, wie geht's dir inzwischen?", wollte er wissen.

"Gut, ich hab Ablenkung gefunden."

"Aha. Ein Mann, oder?"

"Du kennst mich zu gut."

"Und wie ist er?

Jukka war überhaupt nicht neugierig, aber wollte nur immer alles haargenau wissen.

"Der Hammer. In allen Dingen."

"Kaarina, was höre ich denn da. Was ist der mit vernünftigen Kaarina passiert."

"Die ist aufgewacht."

"Das freut mich. Wir haben ihn aus der Wohnung geschmissen. Unter Aufsicht. Den er wollte ein paar deiner Dinger mitgehen lassen, aber Rami hat ihn noch einer Körperkontrolle unterzogen, als endlich gegangen ist. Der Arsch wollte dein Sparbuch mitgehen lassen. Naja, jetzt hat er halt die Anzeige wegen Diebstahl an der Backe."

"Wenn ich meine Familie hätte", seufzte sie und war vor, das Juhani nun endlich gültig aus ihren Leben verschwunden war.

"Wie lange willst du eigentlich da unten bleiben?"

"Weiß nicht. Mal schauen."

"Lass die ruhig Zeit. Mommu will deine Wohnung umdekrorien. Damit du nicht an ihn erinnerst wirst."

"Bitte pass bloß auf, dass ich keine Blümchentapette bekomme."

"Keine Angst. Kati ist dabei."

"Dann ist ja gut. Du ich leg mich jetzt hin. War ein anstrengender Tag."

"Wohl eher eine anstrengende Nacht", lachte Jukka am anderen Ende der Leitung.

"Das auch. Aber ich hab heute meine berühmte Stadtführung gemacht. Und morgen ist Sant Jordi. Du weißt wie das liebe."

"Stimmt. Dann viel Spaß morgen. Ich melde mich die Tage. Bin im Studio ausgebucht."

"Dann viel Spaß beim Musik mischen. Gute Nacht, Mi corazón."


Sweet Symphony

Das Klingeln des Weckers riss sie aus ihren wunderschönen Traum. Die Augen noch geschlossen, suchte sie nach dem verdammten Ding, um es auszustellen. Doch anstatt ihn auszustellen, knallte er auf den Boden und hörte dadurch endlich mit diesen schrecklichen Krach auf. Mühsam quälte sie sich aus dem Bett und lief ins Bad. Sie zog ihr Nachthemd aus und drehte das Wasser auf. Sie öffnete ihren Zopf und stieg dann unter das warme Wasser. Mit der Stirn an die Kacheln gelehnt ließ sie das warme Wasser über ihren Körper laufen. Die Bilder des Traumes kamen ihr wieder ins Gedächtnis. Wieder hatte sie von ihrer Nacht mit Samu geträumt. Er ging ihr einfach nicht aus dem Kopf und hatte sich in ihren Träumen eingenistet. Was war nur mit ihr los. Noch auf den Flug hatte sich geschworen, allen Männern aus den Weg zu gehen und sich bloß auf nichts einzulassen. Und nun? War sie gerade dabei, sich zu verlieben. In einen Mann den sie gerade mal 48 Stunden kannte. Aber das konnte keine Zukunft haben. Sie lebten vielleicht im selben Land, vielleicht sogar in der gleichen Stadt. Doch nach diesem Urlaub würde alles vorbei sein. Kaija würde wieder in ihr altes Leben zurückkehren. Sie würde den ganzen Mist mit Juhani vergessen und sich wieder ihrer Familie und ihren Beruf widmen. Vielleich irgendwann, würde sie sich bestimmt wieder verlieben.

Zwanzig Minuten später und leicht verstrubbelt stieg sie aus der Dusche. Sie schnappte sich das rosa Handtuch von der Heizung und trocknete sich damit ab. Wie konnte Rubèn nur rosa Handtücher besorgen. Sie wickelte das Handtuch um ihren Körper und ging zurück ins Schlafzimmer. Mir Bett sah aus, als hätte sie eine heiße Nacht hinter sich. Innerlich musste Kaija grinsen, sie schien seit wilden Träumen zu haben. Sie ging zu ihren Kleiderschrank und suchte sich ein paar gemütliche Sachen heraus und legte sie aufs Bett. Sie hatte sich viel für den Vormittag vorgenommen. Erst mal nahm sie die Bodylotion von ihren Schminktisch und cremte sich ihren Körper ein. Der Duft von Rosen stieg ihr in die Nase. Sie zog ihre Unterwäsche an, danach die bequeme Jeans und die rote Bluse. Sie ging zurück ins Bad und suchte nach dem Föhn. Heute würde sie darauf verzichten, ihre Locken zu glätten. Nachdem sie ihre schwarze Mähne trocken war, ging sie hinunter in die Küche, nahm den Einkaufszettel von Küchentisch und schnappte sich im Flur ihren Einkaufskorb. Zehn Minuten war sie mit den Leihwagen unterwegs. Eine viertel Stunde später parkte sie ihren Wagen gegenüber des Mercat de Sant Antoni. Der Markt hatte nicht nur eine super Tapes-Bar zu bieten, sondern auch frisches Obst aus der Region und den besten frischen Fisch der Stadt. Kaija hatte sich vorgenommen, Samu heute die katalanische Küche schmackhaft zu machen. Sie hatte sich für Mar i Muntanya und eine Crema Catalana entschieden. Die Crema Catalana hatte sie bei Marco bestellt, der ihr versprochen hatte, sie gegen Mittag zu liefern. Das Mar i Muntanya würde sie selber kochen. Nachdem sie bei einer Händlerin ein Huhn besorgt hatte, suchte sie an den verschiedenen Fischständen nach guten Garnelen und wurde dann bei einem Händler fündig. Nachdem er ihr eine Kostprobe gegeben hatte, kaufte sie zwanzig Stück. Danach besorgte sie noch die restlichen Zutaten wie Tomaten, Petersilie, Knoblauch, Mandeln und Olivenöl. Die restlichen Zutaten hatte sie noch Zuhause. Danach fuhr sie noch in einen kleinen Buchladen, den sie schon als Teenager gerne besucht hatte, um dort ein paar Stunden der Realität zu entkommen und die Welt der Literatur einzutauchen. Sie wollte Samu zum Sant Jordi ein Buch schenken, dass sie bei ihren letzten Urlaub vor fünf Jahren entdeckte hatte. Sie hatte Glück. Der Ladenbesitzer fand nach zehn Minuten suchen noch ein Exemplar des Buches "Die verschwiegene Frau" von Maria Jaén.

Nachdem sie wieder zuhause war, packte sie erst mal ihre Einkäufe aus und richte alles fürs Kochen her. Sie liebte es in ihrer großen Küche zu kochen. Wenn sie einmal in ihrem Element war, merkte sie meistens nicht, was um sie herum vorging. So merkte sie erst nach dem dritten Mal, dass es wild an der Tür klingelte. Kaija nahm schnell die Töpfe vom Ofen und rannte zur Haustür. Es war Marco mit der frischen Crema.

"Sorry ich hab dich hoffentlich nicht bei was gestört?"

"Außer beim Kochen. Oder was denkst du."

"Naja, was ich so von Toni gehört habe, pflegst du einen kleinen Urlaubsflirt."

"Und, ich bin eine freie Frau. Ich kann tun und lassen was ich will."

"Kommt runter, Maus. Ich habe es nicht böse gemeint", sagte Marco beschwichtigen.

"Weiß ich doch."

"So hier hast du deine heißgeliebte Crema. Und was gibst dazu?"

"Mar i Muntanya."

"Klingt lecker. Darf ich zum Essen bleiben."

"Nein, ich bekomme schon Besuch", sagte sie lachend und nahm ihm das Paket mit der Crema ab.

"Dann will ich nicht weiter stören. Lola wartet mit meinen Mittagessen auf mich."

"Dann würd ich mich beeilen, sonst wird sie noch sauer", sagte Kaija lachend.

"Man sieht sich", sagte Marco zum Abschied und lief dann zu seinem Auto, das vor der Einfahrt parkte. Kaija ging zurück in die Küche stellte das Paket auf eine frei Stelle, und fing dann wieder an zu Kochen. Kurz vor zwölf Uhr war sie mit allen fertig und fing an den Tisch im Esszimmer zu decken. Nachdem sie auch damit fertig war, ging sie nach oben um sich umziehen. Für diesen Anlass wählte sie ein schönes Sommerkleid mit Rosenmuster aus. Es passte perfekt zum Tag. Sie war gerade dabei, sich zum Schminken, als es unten an der Tür klingelte. Das musste Samu sein. Kaija legte den Kajal beiseite und rannte nach unten. Etwas außer Atem öffnete sie die Haustür. Ihr verschlug erst mal den Atem. Samu sah umwerfend aus. Er hatte sich für eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd entschieden. Um den Hals trug er eine Kette mit einem Gitarrenanhänger.

"Bin nicht umgeflogen", sagte er grinsend zu Begrüßung. "Hast du das gemietet um mich zu beeindrucken?"

"Nein, das Haus gehört schon mir", sagte sie lachend.

"Ich wusste es, du nimmst einen Millionär heimlich aus."

"Nein das auch nicht. Ich habe es geerbt."

"Cool ich hab mir eine Millionärin geangelt", sagte er grinsend.

Kaija wusste das er damit nur Spaß machte.

"Komm erst mal rein."

Samu folgte ihr ins Haus und war sichtlich davon beeindruckt. Alles war lichtdurchflutet und vom Flur aus kam man direkt ins riesige Wohnzimmer, wo ein große Couch dazu einlud, sich faul hinzulegen. Durch die großen Fenster hatte man einen beeindruckenden Blick auf den Garten und den Pool. Eine hohe Ecke schütze vor Blicken neugierigen Nachbarn. Kaija führte Samu ins Esszimmer, das gleich neben der Küche lag.

"Mach es dir gemütlich. Ich hole das Essen."

"Und was gib es?

"Mar i Muntanya. Das ist Huhn mit Garnelen in Mandelsauce."

"Huhn und Fisch zusammen?", fragte Samu skeptisch.

"Erst probieren, dann meckern", sagte Kaija lachend und ging in die Küche.

Eine halbe Stunde später waren sie mit Essen fertig. Samu hatte sich noch zwei Mal nachgenommen, so gut hatte ihn das Mar i Muntanya geschmeckt. Und auch von der Crema Catalana war er begeistert.

"Das war richtig lecker. Eine Sweet Symphony. Und du hast das alles selber gekocht?"

"Ja. Außer die Crema Catalana. Die hab ich mir bringen lassen."

"Danach könnte man süchtig werden."

"Willkommen im Club. Das bin ich schon", sagte Kaija lachend. "Und jetzt werden wir einen Verdauungsspaziergang machen. Heute ist Sant Jordi."

"Das hat mir die nette Dame an der Rezeption auch gesagt. Dann werde ich dir unterwegs eine Rose besorgen."

"Nur eine?", fragte Kaija grinsend.

"Lass dich überraschen. Ich finde das ist ein schöner Brauch."


Eine halbe Stunde später schlenderten die beiden durch die bunt geschmückten Straßen der Altstadt. Überall verkauften Händler ihre Rosen und alle paar Meter war ein anderer Buchstand. Kaija hatte sich bei Samu eingeharkt und genoss die Zweisamkeit mit ihm. Es machte ihr nicht mal etwas aus, dass viele der Händler sie für ein Paar hielten. Auch Samu genoss die Zeit mit Kaija, den er hatte sich längst in die verliebt.

Let's get nasty

Sie waren den ganzen Nachmittag in der festlich geschmückten Altstadt unterwegs gewesen und hatten sich köstlich amüsiert. Es war nach 23 Uhr, als sie wieder in Kaija's Villa kamen. Kaija hatte darauf bestanden vor Mitternacht wieder zuhause zu sein. Den Grund dafür hatte sie ihn nicht genannt, aber den würde er noch früh genug erfahren. Während Samu es sich auf der Terrasse gemütlich machte, bestellte Kaija Pizzas. Sie war viel zu erschöpft um jetzt noch zu kochen. Sie hatte gerade aufgelegt, als es an der Tür klingelte. Kaija war perplex, so schnell konnte der Pizzaservice nicht sein. Als sie zur Tür kam und öffnete, sah sie nur einen riesen Strauß rote Rosen.

"Són dona Karjalainen?", fragte der Blumenbote, der hinter den Strauß versteckt war. (Sind sie Frau Karjalainen.

"Si la paperera", sagte Kaija. (Ja, die bin ich)

"Llavors ells són aquí per a ells. Ordre ve de Finlàndia." (Dann sind diese hier für sie. Bestellung kommt aus Finnland)

Kaija wusste sofort, dass die Rosen nur von Jukka sein konnten.

"Necessito llavors una sola signatura que han rebut l'ordre de." (Ich brauche dann nur noch eine Unterschrift, dass sie die Bestellung erhalten haben).

Kaija unterschrieb das Formular, das der Bote ihr hinhielt, nahm ihn dann die Blumen ab und ging dann zurück ins Haus.

"Hast du einen Blumenladen geerbt?", fragte Samu, der das Klingeln auch gehört hatte und ins Wohnzimmer kam.

"Nein. Sind von einen Freund."

"Gib es denn einen Grund für die Blumen."

"Denn gibst es nach Mitternacht."

"Aha.

"Hältst du mal, ich muss eine Vase suchen."

Kaija drückte ihn den Strauß Rosen in die Hand und ging in die Küche, um dort eine Vase zu suchen. Nachdem sie endlich eine gefunden hatte, ging sie zurück ins Wohnzimmer. Sie nahm Samu die Rosen ab und stellte sie in die Vase. Eine Rose nach sie an sich und ging damit in den Garten. In ein hinteres Eck kniete sie sich ins Gras und legte die Rose auf einen kleinen Stein. Als Samu näher kam, sah er was auf den Stein stand.

"Ilari Jukka Karjalainen, *23.April 2004 +25. April 2004"

"Mein Sohn. Er hatte einen schweren Herzfehler. Nach zwei Tagen wurde er endlich erlöst", sagte sie, als sie merkte, dass er näher gekommen war.

"Jukka und ich waren am Boden zerstört. Ein halbes Jahr später haben wir uns getrennt, weil die Liebe erloschen war. Ich liebe ihn heute immer noch, aber nicht wie einen Mann, sondern wie einen Bruder."

Kaija wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht und stand auf.

"Alles ok. Wird es dir zu viel? Soll ich gehen?"

"Alles in Ordnung. Du kannst bleiben. Man kann von meinem Schlafzimmer einen wunderschönen Sonnenaufgang beobachten."

"DU kannst wohl nicht genug von mir bekommen?", fragte er grinsend.

"Ich hab halt eine Schwäche für Finnen. Daran kann ich nichts ändern."

Samu zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich.

"Ich entwickele gerade eine Schwäche für schöne Katalaninnen."

Sie merkte, wie seine Hände sich am Reißverschluss ihres Kleides zu schaffen machten. Er war gerade dabei es zu öffnen, als es wieder an der Tür klingelte.

"Mist, ausgerechnet jetzt", sagte er leicht enttäuscht.

"Du hast dafür noch die ganze Nacht. Aber ich für meinen Teil habe Hunger."

Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging zur Tür.

"Dues vegades Tuna pizza. Això fa que 22, 00 EUR. (2x Mal Pizza Thunfisch. Das macht 22 Euro)

Kaija gab den Pizzaboten 25,-Euro und nahm ihn dann die zwei Kartons ab und ging zurück ins Haus.

"Essen ist da", rief sie aus der Küche.

Samu kam in die Küche und roch erst mal an den Kartons.

"Riecht nach Thunfisch."

"Gute Nase. Und dazu gibst einen schönes Glas Rotwein aus der Region."

"Lecker. Zu einem leckeren Wein sag ich nicht nein."

"Wein steht im Kühlschrank, ich hole Besteck. Wir essen auf der Terrasse."

Zehn Minuten später saßen sie auf der Terrasse und genossen den guten Wein. Als Kaija ihr letztes Stück verdrückt hatte, nahm Samu die Kartons und schaffte sie in die Küche. Er wollte gerade wieder auf die Terrasse, als der Anrufbeantworter ansprang.

"He meine Süße. Alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe du machst die einen schönen Tag. Ich melde heute Nachmittag noch mal, dann kannst du mir erzählen, wie du Sant Jordi verbracht hast. Dann bis später."

Der Anrufer hatte seinen Namen nicht genannt, aber Samu vermutete, dass es dieser Jukka war, von dem ihm Kaija erzählt hatte. Das hat Kaija also gemeint, als sie gesagt hatte, dass es für die Rosen einen Grund gab. Sie hatte Geburtstag. Samu sah sich in ein paar Schubladen um und entdeckte ein paar Wunderkerzen. Die würden es auch tun. Kaija wunderte sich derweil, warum er so lange in der Küche brauchte. Auf einmal ging auf der Terrasse das Licht aus. Dann hörte sie wie er näher kam.

"Happy Birthday to you, happy Birthday dear Kaija, Happy Birthday to you."

Er hatte eine unglaublich geile Stimme. So warm das sie einen direkt ins Herz ging. Sie drehte sich um und er stand mit zwei Wunderkerzen in der Hand da.

"Hab leider nur das gefunden. Du hättest ja was sagen können."

"Hätte ich noch", sagte sie lachend. "Woher weißt du dass ich Geburtstag habe."

"Ich glaube es war Jukka, der angerufen hat und deinen Anrufbeantworter vollgequatscht hat."

Wahrscheinlich. Oder mein Cousin. Höre ich später ab."

Kaija stand auf und ging auf Samu zu.

"Ich wüsste was du mir schenken könntest?"

"Was denn?"

"Eine unvergessliche Nacht."

"Ihr Wunsch ist mir ein Befehl."

Mit einem Ruck hob es sie hoch.

"Leider weiß ich nicht wo dein Schlafzimmer ist", sagte er lachend.

"Erste Stock, zweiter Tür links."

Als wäre sie leicht wie eine Feder trug er sie hinauf in den ersten Stock. Die Zimmertür, die nur leicht angelehnt war, stieß er mit den Fuß auf. Kaija's Schlafzimmer war in schlichtem Weiß gehalten. Mitten in Zimmer stand ein Himmelbett, bezogen mit blauer Satinbettwäsche. Auf ihren Nachtisch lag die blaue Seidenmaske, die sie getragen hatte, als sie im Tonis Bar getanzt hatte. Samu trug sie zum Bett und setzte sie auf der Bettkante ab. Kaija blickte ihn mit ihren wunderschönen dunkelgrünen Augen an, diese Augen, die in ihm Gefühle auslösten, die er nie zuvor gefühlt hatte.

"Küss mich", hörte er sie leise flüstern. Er zog zu sich hoch und fing an sie zu küssen. Ihre Zunge hatte sofort wieder zu ihren Spiel gefunden. Kaija war inzwischen süchtig nach seinen Küssen geworden. Seine Hände machten sich wieder an die Arbeit den Reißverschluss ihres Kleides zu öffnen. Diesmal würde ihn niemand dabei stören. Nachdem der Reißverschluss endlich auf war, rutsche das Kleid an ihrer schlanken Figur herunter und fiel zu Boden. Kaija kickte es mit ihren Fuß aus dem Weg.

"Wow", stammelte Samu, als er sah, was für Unterwäsche sie trug.

Eine weiße Korsage aus dünnem Jeans-Stoff mit breiter Spitzenbodüre mit einer Rückenschnürung und vorne verschlossen mit Häkchen. Dazu trug sie einen weißen String-Tanga. Sie sah absolut heiß darin aus. Kaija griff sich in die Haare und löste den Zopf. Ihre langen schwarzen Haare fielen bis zu den Hüften.

"Das sieht absolut heiß aus, aber wie macht man das auf?", fragte er.

Kaija sagte nichts, sondern öffnete langsam jedes einzeln Häkchen bis sie beim letzten angekommen war und die Korsage fallen ließ. Ihre Brustwarzen standen bereits. Sie kam einen Schritt näher auf ihn zu und hauchte ihm ins Ohr:

"Du hast zu viel Stoff am Körper."

"Kann ich sofort ändern."

Während er sich sein Hemd, den Jeans und der lästigen Boxershorts entledigte, hatte sie sich aufs Bett gelegt und sah ihn dabei zu. Mit der Zunge über ihre Lippen fahrend sah sie ihn dabei zu. Sein Körper machte sie an. Die breiten Schultern, an den man sich toll anlehnen konnte, die muskulösen Arme mit der sie hoch hob, als wäre sie eine Feder. Der durchtrainierte Oberkörper über den sie gerne ihrer Finger fahren ließ. Samu kam zu ihr ins Bett gekrochen.

"Du machst mich verrückt", sagte er mit heiserer Stimme.

Dann beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie leidenschaftlich. So viel Verlangen lag in dem Kuss. Kaija hatte die Augen geschlossen, als sie merkte, dass sich seine Lippen auf Wanderschaft machten. Sie sie auf ihren Hals, dann zwischen ihren Brüste. Zärtlich ließ er seine Zunge um ihre Brustwarzen kreisen was ihr ein lustvolles Stöhnen entlockte. Nachdem er sich ausgiebig ihren Brüsten gewidmet hatte, ging seine Wanderschaft weiter zu ihren Bauchnabel. Auch diesen verwöhnte er mit vielen Küssen. Kaija öffnete leicht ihre Beine um ihn Einlass zu ihrer empfindlichsten Stelle zu lassen. Als sie seine Zunge dort spürte, verging sie fast vor Ekstase. Stöhnend wand sie sich auf den Bettlaken. Sie schrie ihre Erlösung fast hinaus. Mit einen leidenschaftlich Kuss verschloss er ihren Mund.

"Ich will dich richtig spüren", hauchte sie ihm ins Ohr, als er ihre Lippen freigab.

Sie hob ihr Becken an und wenige Sekunden später konnte sie ihn in sich spüren. Erst langsam, dann wurde sein Rhythmus schneller. Auf einmal wurde er wieder langsam, kurz bevor sie ihrer Erlösung fand. Aber langsam steigerte er das Tempo wieder. Sie sahen sich tief in die Augen als sie ihrem Höhepunkt fand. Einen kurzen Augenblick später fand auch er Erleichterung. Schwer atmend rollte er sich auf die Seite.

Kiss Goodbye

Die ersten Morgen strahlen bahnten sich den Weg ins Schlafzimmer. Kaija schlief noch tief und fest. Sie waren erst in den frühen Morgenstunden zum Schlafen gekommen. Samu lag noch wach und beobachtete Kaija beim Schlafen. Ihr langes Haar war zu einem Zopf gebunden und lag wie einen dunkle Schlange auf ihren Rücken. Ein paar Strähnen lagen auf ihren Wangen und bewegte sich auf und ab wenn sie atmete. Ihre geschlossen Augen bewegten sich schnell, anscheinend war sie mitten in einen Traum. Samu hoffte sie würde von ihm träumen. Er hatte sich als über Kopf ins sie verliebt. Ob es ihr auch so ging oder hing sie vielleicht doch noch an ihren Mann. Aber so wie sie von ihm gesprochen hatte, konnte das kaum der Fall sein. Sollte er ihr sagen, dass er sich verliebt hatte. War sie überhaupt schon bereit für eine neue Beziehung, so kurz nach einer gescheiterten Ehe. Fragen über Fragen im Kopf schlief er ein.

Als Kaija aufwachte zeigte ihr Digitalwecker 8:45. Obwohl sie erst in den frühen Morgenstunden zum Schlafen gekommen waren, funktionierte Kaijas innere Uhr perfekt und sie war wie jeden morgen früh wach. Sie blieb noch einige Minuten liegen und sah Samu beim Schlafen zu. Er sah niedlich aus mit seinen verstrubelten Haaren. Sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, er merkte es nicht einmal. Dann stieg sie leise aus dem Bett und ging ins Badezimmer, das gegenüber von Schlafzimmer lag. Sie öffnete ihren Zopf, schüttelte das lange Haare und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser weckte die letzten müden Lebensgeister. Kaija lehnte mit der Stirn gegen die kalten Kacheln, hing ihren Gedanken nach. In ihren Kopf spielten sich die letzten Tage ab. Was das noch eine Urlaubsaffäre oder hatte sich inzwischen mehr daraus entwickelt. War sie eigentlich schon bereit, sich wieder auf einen Mann einzulassen oder suchte sie einfach nur Abwechslung. Und was war mit ihm? Was sah er in ihr? Auch nur eine Affäre. Dieses Gedankenchaos in ihren Kopf machte sie verrückt. Kaija stellte das Wasser, stieg aus der Dusche und griff nach dem Handtuch, das über der Heizung lag. Sie trocknete sich ab, nahm die Bodylotion aus dem Spiegelschrank, die so wunderbar nach Rosen dufte und cremte ihren Körper ein. Als sie damit fertig war, zog sie ihren seidenen Bademantel an und ging nach unten in die Küche. Sie brauchte einen Kaffee, sonst wäre sie heute nicht ansprechbar. Zehn Minuten später saß mit ihren Kaffee draußen auf der Terrasse und beobachte die Vögel am Himmel. Wie sehr sie die morgendliche Stunde hier draußen liebte. Durch die hohen Hecken rund um den Garten drang kein Verkehrslärm an sie heran. Je wurde die Stille durch das Klingeln des Telefons gestört. Leise fluchend ging sie ins Wohnzimmer. Auf der Display erschien die Nummer von Jukka. Kaija nahm den Hörer ab und legte ihn neben das Telefon und drückte auf Lautsprecher.

"Guten Morgen, mi corazón", sagte sie.

"Guten Morgen Geburtstagskind. Na wir geht’s dir?"

"Besser. Könnte nicht besser sein."

"Aha. Was heißt das jetzt?"

"Ich hab Ablenkung gefunden."

"Lass mich raten. Groß, blond und sehr attraktiv?"

"DU kennst mich einfach zu gut."

"Ich ruf leider nicht nur deswegen an."

"Was ist passiert?", fragte Kaija.

"Lass mich raten? Juhani will die Wohnung nicht verlassen?"

"Ja."

"Dachte ich mir. Holt meine Sachen da raus. Soll er doch glücklich da drin werden. Ich bezweifele, dass er die Miete aufbringen wird."

"Glaub ich auch. Aber es wäre besser, wenn wieder kommst um alles selber zu klären."

Kaija dachte eine Weile nach.

"Hei, bist du noch da?"

"Ja. Ich schaue, dass ich heute noch einen Flug zurückbekomme. Dann werde ich das mit diesem Idioten regeln."

"Und was machst du mit deiner Urlaubsbekanntschaft?", fragte Jukka nun neugierig.

"Weiß nicht. Mal schauen."

"Rufst du mich an, wenn du losfliegst. Ich hole dich dann ab. Kannst erst mal bei mir pennen."

"Danke. Ich freue mich auf deine Couch", sagte sie lachend. "Ich melde mich dann später, wenn ich alles organisiert habe."

"Dann bis später, mi corazón".

Sie legte den Hörer zurück aufs Telefon und ging zurück in den Garten. Plötzlich ließ sie einen lauten Schrei los.

"Verdammt noch mal, kann er nicht einfach verschwinden und Ruhe geben. Wir blind war ich eigentlich", fluchte sie wütend. "Dieser verdammte Mistkerl, dieses Arschloch. Wir konnte er es nur schaffen sich in mein Herz zu schleichen. ich wollte doch nur geliebt werden und nicht dieses verdammte Geld, das ich nun mal habe."

"Du bist wütend wirklich süß", sagte Samu plötzlich.

Erschrocken drehte sich Kaija um. Samu stand nur in Boxershorts lässig an der Balkontür.

"Das musste einfach mal raus."

"Das hab ich oben gehört."

"Ich muss zurück. Es gibt einige zu regeln."

"Und wenn willst du zurückfliegen?"

"Noch heute. Das duldet leider keinen Aufschub."

"Schade, ich hätte gerne noch mehr Zeit mit dir verbracht."

"Es war auch eine schöne Zeit mit dir. Aber ich weiß nicht ob das zuhause ein Zukunft hätte."

"Dein Vertrauen in Männer ist immer noch nicht da, oder?"

"Ich weiß nicht ob ich schon bereit bin, ein neue Beziehung einzugehen", gab Kaija ehrlich zu.

"Wir könnten uns einfach nochmal treffen und in Ruhe kennenlernen?", schlug Samu vor.

"Ich weiß nicht ob ich das kann."

"Ich gebe dir meine Nummer und wenn du bereit bist, dann ruf an", sagte Samu liebevoll.

"Und wenn ich nie anrufen werde?", fragte Kaija.

"Dann werde ich immer an diese schönen Tage mit dir erinnern."

Er kam näher und zog Kaija an sich. Dann küsste er sie leidenschaftlich.

Während er das Frühstück vorbereite, saß Kaija an ihren Laptop und suchte einen schnellen Flug nach Hause. Sie wusste, dass nur sie Juhani in seinen Schranken weißen konnte. Das Kapitel abschließen war nun angesagt.

Stormy End

Kurz vor Mitternacht landete der Flieger aus Barcelona in Helsinki- Helsinki Vantaa. Kaija hatte während des Fluges geschlafen, dass sie in der Nacht kaum geschlafen hatte. Nachdem sie ihr Gepäck abgeholt hatte, betrat sie den Abholbereich. Sie wollte gerade ihr Handy aus der Handtasche holen, als sie schon seinen wuscheligen Blondschopf sah. Jukka kam auf sie zu gerannt.

"Hey Mi Corazón, schön dass du wieder im Land bist."

"Naja, ich wäre ja gerne länger geblieben."

"Sorry das ich dich von deinen heißen Typen trennen musste, aber dein Ex macht enorme Schwierigkeiten."

"Der wird mich jetzt mal kennenlernen. Aber erst mal brauch ich ein richtiges Bett."

"Kannst du haben. Meines ist immer noch so groß."

"Danke dir."

Jukka nahm ihr Koffer und die beiden liefen zur Tiefgarage, wo er sein Auto geparkt hatte. Während Kaija bei der Beifahrertür einstieg, verstaute Jukka ihren Koffer in seinen quietschgelben Smart. Als er einstieg meinte sie lachend:

"Kauf dir endlich ein anderes Auto. Ich mag diese Badeente nicht."

"Aber ich."

"Deinen Autogeschmack hab ich noch nie verstanden", sagte Kaija kopfschüttelnd.

"Wirst du wohl auch nie", gab Jukka lachend.

Nachdem er losgefahren war, machte Kaija das Radio an und suchte nach Radio Pookie. Als sie den Sender gefunden hatte, lief gerade "Nemo" von Nightwish.

"Yeah, ich liebe diesen Song."

"Er ist gut gemacht", sagte Jukka.

"Was ist Blondie?", fragte Kaija.

"Wieder eine Absage. Die Band sollte doch auch Metal machen. Aber wir haben richtig gute Popsongs."

"DU solltest mir bei Gelegenheit die Band vorstellen. Ich könnte ein Artikel schreiben und euch ein bisschen puschen."

"Sobald wir einen Vertrag haben, bist du die erste, die ein Inklusiv Interview bekommt."

"Praktisch wenn man solche Kontakte hat, nicht?", sagte Kaija lachend.

"Jo."

Eine halbe Stunde später kamen sie bei Jukkas Junggesellenbude an. Zur Abwechslung war es da mal ordentlich.

"Ok, hast du dir inzwischen eine Putzfrau angeschafft oder war Kiira wieder mal da."

"Ja. Mommy hat hier durchgefegt."

"Du wirst immer ein Chaot bleiben."

"Ich weiß. Ich mach uns nen Kaffee", sagte Jukka und verschwand in die Küche. Währenddessen kramte Kaija nach ihrem Handy und wählte dann die Nummer ihrer Mommu. Die war auch gleich in der Leitung, als hätte sie nur darauf gewartet, das Kaija endlich anrief.

"Wart kurz, ich schalt auf Lautsprecher."

Kaija schaltete den Lautsprecher auf ihrem Handy an.

"So, sonst schlafe ich beim Telefonieren noch ein."

"Dann schick Jukka Kaffee machen", sagte Kaarina lachend.

"Mach er schon."

"Und hat dir der Kurzurlaub gut getan?", wollte Mommu wissen.

"Jaaaaaa. Ich konnte mich gut ablenken."

"Lass mich raten. Groß und blaue Augen."

"Ja. Und ebenfalls ein Finne."

"Hier gibt es genug Finnen, deswegen musst du eigentlich nicht nach Barca fliegen."

"Weiß ich doch."

"Hat dich Jukka auf den neusten Stand der Dinge gebracht."

"Jo, hat er. Der Typ macht Ärger."

"Und wie. Wir sind nicht in die Wohnung gekommen. Du hattest ja deinen Schlüssel und der Idiot hat uns nicht reingelassen."

"Der wird sich morgen wundern, wenn er nach Hause kommt und die Wohnung halb leer ist."

"Jarni hat schon die Scheidungspapiere fertig gemacht und im Familiengericht abgegeben."

"Gut. Dann ist das in sechs Monaten Geschichte."

"Ja ist es. Und eine Bitte meine Kleine. Beim nächsten Mal den Kerl besser prüfen."

"Ja, Mommu. Aber so schnell wird’s erst mal keinen geben."

"Sehr vernünftig. Genieße dein Singleleben erst mal."

"Kaffee fertig", rief Jukka aus der Küche.

"Komme gleich. Wir sehen uns dann morgen Vormittag vor der Wohnung."

"Ja. Rami kommt auch mit helfen."

"Super. Schlaf gut Mommu. Ich gehe dann auch schlafen."

"Wenn das bei Jukka klappt", sagte Kaarina grinsend. "Also gute Nacht, meine kleine."

"Gute Nacht, Mommu."

Kaija beendete das Gespräch und ging zu Jukka in die Küche. Der stand an die Spüle gelehnt und genoss schon sein Kaffee.

"Morgen geht’s los. Ich wünschte ich könnte sein Gesicht sehen wenn er die leere Wohnung entdeckt."

"Das würde ich auch zu gerne sehen."


Es war neun Uhr morgens, als sich Kaarina, Jukka, Kaija und Rami, ihr Cousin vor dem Backsteinhaus trafen, in dem Kaijas Apartment lag. Von einer Nachbarin wusste Kaija, das Juhani den ganzen Tag im Studio sein würde und so konnten sie in Ruhe ihre Sachen ausräumen. Rami war mit einem Transporter gekommen, den Kaija für den Tag gemietet hatte. Außerdem hatte er jede Menge Umzugskartons besorgt. Jeder der Anwesenden nahm sich ein paar Kartons und dann ging es mit den Kartons in den Fahrstuhl, hoch in den vierten Stock, wo das große Apartment lag. Vor ihrer Wohnungstür bliebt Kaija einen Moment stehen und atmete tief durch.

"Kleine, wenn du es nicht schaffst, machen wir es alleine", sagte Kaarina.

"Ich pack das schon."

Sie nahm ihren Schlüssel und schloss die Tür auf. Ihnen schlug der Geruch von Zigarettenrauch entgegen.

"Gott, hat er hier drinnen gegrillt", sagte Kaarina kopfschüttelnd.

"Seine Socken vielleicht", sagte Jukka lachend. "Ich suche im Wohnzimmer deine Sachen zusammen."

"Ich übernehme das Schlafzimmer", sagte Kaarina.

"Und ich kümmere mich um die Rache", meinte Kaija lachend.


Zwei Stunden später waren sie mit dem Ausräumen fertig. Sämtliche Sachen von Kaija waren in vierzehn Kartons verpackt worden und standen nun im Transporter. Kaija hatte während ihrer Lieben ihre Sachen zusammengesucht hatten, Juhanis Lieblingssachen in die Waschmaschine gestopft und im 90° Grad Waschgang gewaschen. Auf den Spiegel im Flur hatten sie mit Lippenstift geschrieben:

Adéu, fill de puta. Meva és la venjança

Ich empfehle ein Katalanischen Übersetzter

Sie war ihren Schlüssel in die dafür vorgesehen Schlüssel und schloss dann die Türe hinter sich. Vor der Haustüre wurde sie bereits erwartet.

"Und wo willst du deine Sachen derweil lagern?", fragte Rami.

"Ich hab erst mal für einen Monat ein Lager angemeldet. Und solange beehre ich dich, Mummo."

"Darauf freue ich mich. Das Haus ist so leer ohne dich."


Am späten Nachmittag kam Kaijas Tante Katia zu Besuch. Sie hatte den Kaufvertrag von Kaijas Apartment auf Juhani umgeschrieben. Alles was noch fehlte, war dessen Unterschrift. Sie überredete ihre Nichte, sie am nächsten Tag noch einmal zu Juhani zu begleiten. Kaija war anfangs nicht begeistert, doch dann sah sie die Möglichkeit, Juhani noch mal richtig ihrer Meinung zu sagen. Also trafen sich die beiden Frauen am nächsten Tag bei Juhani. Kaija hatte ihn per SMS mitgeteilt, dass sie ihn aufsuchen würde. Kaum waren sie aus dem Fahrstuhl gestiegen, war im Hausflur Musik zu hören. Es hörte sich nach "Wicked Games" an. Kaija hatte dieses Lied schon immer gehasst. Juhani hatte immer versucht, sie bei diesem Lied zu verführen.

"Ich ahne schlimmes. Mach dich liebe auf einen unangenehmen Anblick gefasst", sagte Kaija warnend.

Katia drückte die Klingel und die beiden warteten, das Juhani die Tür aufmachte. Nach zwei Minuten wurde dann die Tür endlich geöffnet und den beiden Frauen bot sich ein lustiger Anblick. Juhani stand nur mit einem hautengen String Tanga vor ihnen. Kaija konnte sich nur mühsam ein Lachen verkneifen, genauso wie ihrer Tante.

"Netter Anblick. Erwartest du etwas noch dein Blondchen?", fragte Kaija lachend.

"Ich hatte gedacht du kommst alleine."

"Wie du siehst nicht. Zieh dir was an. Du siehst lächerlich aus."

Juhani drehte sich um und lief ins Schlafzimmer. Die Beiden betraten die Wohnung und warteten darauf, dass Juhani wieder zurückkam.

"Und was wollt ihr von mir?", fragte er, nachdem er sich im Schlafzimmer einen Morgenmantel angezogen hatte.

"Du bekommst die Wohnung und ansonsten nichts."

"Was. Du zahlst mir gefälligst Unterhalt."

"Ich denke nicht mal dran. Du hast mich betrogen, die steht nichts von meinem Geld zu", schrie Kaija laut.

"Wenn du dauernd unterwegs bist. Du musst doch nicht mal arbeiten."

"Ich liebe meine Arbeit. Aber ich gehe nicht mit ihr fremd so wie du, der das nächstbeste Flittchen abschleppt."

"Das war nur Sex, ohne Gefühle."

"Und wenn schon, du hast mich betrogen. DU warst sowieso nur hinter meinen Erbe her. Aber davon siehst du nichts."

"Das werden wir noch sehen. Mein Anwalt wird dich fertig machen."

"Kaija, lass es sein. Wir haben immer noch den Ehevertrag. Er hat ihn unterschrieben und er kann ihn nicht anfechten.

"Und ob ich den anfechte."

"Katia, lass uns gehen."

Ihre Tante legte die Papiere auf den Garderobenschrank und verließen die Wohnung wieder.

"Der sah zum Schießen aus. Woher hat er bitteschön diese Unterwäsche?", fragte sie lachend.

"Nicht von mir."

Vor der Haustür verabschiedenden sich die beiden voneinander und Kaija fuhr weiter zu Jukka.

Destiny (part two)

Six Months later

Viel war im letzten halben Jahr passiert. Viele Veränderung hatten stattgefunden. Nachdem Kaija die ersten paar Wochen nach der Trennung bei ihrer Mummo gelebt hatte, wohnte sie nun wieder in einer eigenen Wohnung. Das große Apartment lag im Stadtteil Katajanokka. Sie hatte eine große Terrasse wo man einen atemberaubenden Blick über die Kruunuvuorenselkä Bucht hatte. Diese Ausblick war ausschlaggebend gewesen, das Kaija sich die Wohnung gekauft hatte. Und sie hatte keine Sauna, was typisch für viel finnische Wohnung war. Sie genoss es, wieder in ihren eigenen vier Wänden zu wohnen.

Die Scheidung von Juhani war bald durch, nur noch ein Gerichtstermin und sie war ihren Ex-Mann endlich los. Ihre Tante und ihr Onkel hatten alles geregelt, doch Juhani versuchte immer noch, Unterhalt von Kaija zu bekommen. Das Gericht sollte nun entscheiden, ob Kaija für ihren verlogenen Ex-Mann zahlen. Und noch eine Veränderung war in ihren Leben passiert. Sie hatte es einen Monat nach ihrer Rückkehr aus Spanien bemerkt. Die heißen Nächte mit Samu waren nicht ohne Folgen geblieben. Sie war schwanger geworden. Anscheinend hatte sie einmal vergessen, Kondome zu benutzen. Als sie das erste Mal bei der Ultraschalluntersuchung den Herzschlag des Babys sah, wusste sie, dass sie es auf keinen Fall abtreiben würde. Die ersten drei Monate behielt sie die Schwangerschaft für sich, weil ihr alle Vorwürfe machen würden, dass sie von einen ihr Unbekannten hatte schwängern lassen. Doch irgendwann war es schwer geworden, den Bauch zu verstecken, den das sie schlank war, fiel das kleine Bäuchlein bald auf. Kaarina war die erste, die sie auf die Schwangerschaft ansprach. Kaija gab es schließlich zu. Die Angst, das Kaarina es nicht verstehen würde, warum sie das Kind behielt und auch den werdenden Vater nicht in Kenntnis setzte, verflog. Kaarina tadelte sie zwar, aber versuchte sie nicht dazu zu überreden, sich mit Samu in Verbindung zu setzen. Sie hoffte, das Kaija es bald von selber tun würde. Jukka freute sich dagegen riesig für Kaija, das nun endlich ihr Kinderwunsch in Erfüllung ging. Er wusste wie sehr sie der Tod des gemeinsamen Kindes fast aus der Bahn geworfen hatte. Doch auch er konnte sie nicht überreden, sich mit Samu in Verbindung zu setzten. Doch Jukka hatte ein Geheimnis vor Kaija. Er kannte ihren Samu inzwischen auch. Als er das erste Mal Samu gesehen hatte, als er mit seiner Band ins Studio kam, wusste er es. Kaija hatte ihn sehr gut beschreiben. Er wartete nur den richten Moment ab, um die beiden endlich wieder zusammen zu führen.

Kaija parkte ihren BMW auf den letzten freien Parkplatz vor dem Gerichtsgebäude. Draußen war es inzwischen Herbst geworden, doch heute strahle die Sonne noch einmal von ihrer schönsten Seite. Kaija schob sich mit ihren dicken Babybauch aus dem Auto. Sie hatte sich heute nicht die Mühe gemacht, den Bauch zu kaschieren. Sollte Juhani denken was er wollte. Heute würde das Kapitel "JUHANI" endlich geschlossen. Kaija ging auf das Gebäude zu und sah in der Innenhalle ihren Onkel, der bereits auf sie wartete.

"Guten Morgen, meine Kleine", begrüßte er seine Nichte liebevoll.

"Wie geht's euch Mädels?", wollte er wissen.

"Gut. Sie schläft gerade, weil sie die halbe Nacht Boxen gespielt hat."

Kaija wusste er seit eine Woche, dass sie eine Tochter bekommen würde.

"Ich hoffe trotzdem du bist ausgeschlafen."

"Ja, bin ich. Endlich ist es vorbei."

"Ja. Und er wird nichts bekommen."

In diesen Moment kam Juhani zusammen mit seiner Anwältin ins Gericht.

"Na sieh mal an. Bist ja ganz schön in die Breite gegangen", sagte er lachend.

"Das gleich kann ich von dir behaupten. Ein Sixpack sieht anders aus."

"Damit du es gleich weist, für das Balg werde ich nicht zahlen."

"Muss du auch nicht. Es nicht dein Kind", sagte Kaija ruhig.

"Du hast mich betrogen. Das ändert sich so einiges", sagte sich und glaubte wahrscheinlich, dass er so doch noch Geld von Kaija bekam.


Zwei Stunden später verließ Kaija erleichtert und als geschiedene Frau das Gericht. Juhani würde keinen Unterhalt von ihr bekommen, da im Ehevertrag festgelegt worden war, dass er bei Ehebruch keinen Cent sehen würde. Natürlich hatte er versucht, Kaija des Ehebruchs zu besichtigen, doch ihr Onkel konnte den Richter beweisen, dass Kaija sich schon getrennt hatte, als sie ihre Affäre hatte. Kaija lief zu ihren Wagen und stieg ein. Sie wollte gerade losfahren, als ihr Handy anfing zu vibrieren. Während der Verhandlung hatte sie es auf stumm gestellt.

"Hallo, hier Karjalainen."

"Hallo geschiedene Frau."

"Jukka, was gibst, Süßer?"

"Hast du Lust heute ins Studio zu kommen. Ein bisschen Ablenkung."

"Du willst mich der Band vorstellen?"

"Ja. Wir bräuchten ein bisschen Werbung."

"Na schön. Ich hab sowieso Zeit. Wie komme ich dahin?

"Du fährst auf der E75 und dann auf die E18 bis Porvoo. Die Adresse lautet Jernbölevägen."

"OH Gott. Warte kurz ich schalte das Navi ein, sonst lange ich am Schluss noch in Russland."

Kaija schaltete ich Navi ein und gab dann die Adresse des Studios ein.

"Ich sollte in einer Stunde da sein. Außer der Verkehr oder meine Blase kommt mir dazwischen."

"Gut, bis später. Ach ja, ich hab da eine Überraschung für dich."

"Ok. Und was?", wollte Kaija wissen.

"Kaija es heißt Überraschung, also lass dich überraschen."

"Na schön. Dann bis später."

Kaija legte das Handy auf den Beifahrersitz und startete das Auto.


Sie kam recht gut voran, der Verkehr war nicht so schlimm. Auch ihren kleinen Würmchen schien die Fahrt zu gefallen, denn sie trat ihrer Mutter heftig in die Rippen. Kaija machte auf halbe Strecke eine kurze Pause, um zu tanken und eine Kleinigkeit zu essen. Gegen 14 Uhr erreichte sie die Stadtgrenze von Porvoo. Ohne die Hilfe ihres Navi wäre sie aufgeschmissen gewesen. Das Studio lag mitten in einen kleinen Waldstück. Als sie den Kiesweg zum Studio hochfuhr, sah sie schon von weiten Jukkas quietschgelben Smart. Kaija packte direkt neben seine Quietschende, schaltete den Motor aus und nahm ihr Handy, um kurz bei Jukka anklingeln zu lassen. Danach quälte sie sich wieder mühsam aus ihren Auto. Jukka kam bereits aus der Haustür gestürmt und umarmte sie stürmisch.

"Endlich bist du ihn los", sagte er begeistert.

"Ja. Und was du für einen Überraschung für mich?"

"Nicht so ungeduldig. Komm mit."

Kaija folgte Jukka ins Haus. Es war ziemlich ruhig.

"Also ich hab's mir in einen Studio lauter vorgestellt", sagte Kaija lachend.

"Die Jungs machen Siesta und sind in der Stadt zum Mittagessen."

Doch dann konnte man plötzlich die Klänge einer Gitarre hören. Dazu sang jemand. Eher näher sie kamen umso deutlicher war die Stimme des Mannes zu erkennen.

"Only you can hear my whispers

Filled with velvet dreams

The thousand words are floating in the room

Like wondrous streams

Sie kannte das Lied nicht, doch die Stimme hinterließ eine Gänsehaut. Ein halbes Jahr hatte sie diese Stimme nicht mehr gehört. Doch noch immer ließ sie ihr Herz höher schlagen, ihrer Knie weicher werden. War es Schicksal, das sie jetzt gerade begegnen mussten. Er jetzt bemerkte sie, das Jukka seltsam grinste, als wüsste er etwas.

"Ist das meine Überraschung?"

"Geh einfach weiter."

Kaija blieb wie angewurzelt sehen.

"Na komm schon. Er beißt nicht."

Kaija sah Jukka kurz an, doch der lief weiter. Kaija folgte ihm. Als sie den großen Raum betraten, saß dort Samu mit geschlossen Augen und sang seinen Song. Kaijas ganzer Körper fing mit einen Mal an zu kribbeln, als sie ihn da sitzen sah. das blonde Haar war immer noch so wie damals. Verwuschelt und lud dazu ein, mit den Finger durchzufahren. Und seinen T-Shirt zeichneten sich seine Muskeln ab.

"Hey Kumpel. Ich hab deine Überraschung dabei. Ich muss euch ja einander nicht vorstellen oder doch?"

"Kaija, das ist der heiße Finne, Samu das ist die heiße Flamencotänzerin aus Barcelona. Und bitte benehmt euch", sagte er lachend und ließ die beiden alleine.

Samu stand auf und kam auf sie zu, blieb vor ihr stehen.

"Schön dich wieder zu sehen."

Es klang nicht danach, als würde er es freundlich meinen. Kaija sah ihn einfach nur an und wusste nicht was sie sagen sollte. Sie hatte sich nach ihrer Rückreise nicht bei ihm gemeldet. Und als sie ihrer Schwangerschaft erfuhr, hatte sie endgültig der Mut verlassen.

"Redest du jetzt nicht mehr mit mir", sagte er leicht wütend.

"Ich hatte ein kleines bisschen gehofft, dass du dich verliebt hattest, doch anscheinend war es für dich nur eine Urlaubsaffärre."

"Nein", sagte sie schließlich und die Tränen schossen ihr in die Augen.

Abrupt drehte sie sich um und rannte nach draußen zu ihren Auto. Als Samu hier hinterher rannte, war sie schon den Kiesweg zur Straße gefahren. Jukka, der alles mitbekommen hatte, kam aus seinen Büro.

"Sie ist weg", sagte Samu tonlos.

"Vielleich habe ich doch überrumpelt. Aber es musste sein. Sie vergeht vor Sehnsucht nach dir."

"Wie lange wusste du es schon?", fragte Samu seinen Kumpel.

"Seit fünf Monaten. Aber sie wollte sich nicht bei dir melden. Wir haben alles versucht, um sie zu ermutigen, aber sinnlos."

"Ich weiß schon, die Sturheit der Karjalainens."

"Ja. Weißt du was. Fahr ihr nach. Ihr müsst das endlich klären."

"Und wenn sie mich nicht an sich ranlässt."

"ich vertraue dir jetzt ihren Zweitschlüssel an. Kämpfe um sie. Du bist der Richtige. Und eines lass dir gesagt sein: Wenn du ihr das Herz bricht, dann kannst du die Musikkarriere vergessen. Sie bedeutet mir alles. Auch wenn wir kein Paar mehr sind."

Jukka drückte ihm den Zweischlüssel zu Kaijas Wohnung in die Hand und stieß ihn richtig Auto.

"Viel Glück. Ruf mich später an, ich will wissen, ob ihr es hinbekommen hab."

Samu ihn verwirrt an, ging dann aber zu seinen Auto und fuhr Kaija hinterher.

Impressum

Texte: Bis auf die Figuren Kaija und ihrer Kinder, einzelne Familienmitglieder und Freunde, handelte sich bei allen anderen um reale Personen
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

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