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Zauberer. Oder Magie. Oder was auch immer.

Anjo eilte durch die dunkle Gasse. Seine dunklen Haare waren bereits komplett durchnässt, klebten an seinen Schläfen oder hingen ihm vereinzelt in den Augen. Er müsste dringend mal wieder zum Friseur, dachte er beiläufig und rümpfte die Nase. Der Gestank, der aus den Mülltonnen ringeherum emporstieg, wurde durch die Feuchtigkeit in der Luft noch verstärkt.

 

Auch Kater, der gerade seinen Kopf aus der Tasche gestreckt hatte und seinen Diener mit großen gelben Augen anschuldigend ansah, ließ ein angeekeltes mreow von sich hören.

Ja, Diener. Denn Katzen hatten keine Besitzer.

Naja, eigentlich hatten sie Sklaven, aber Anjo war ganz okay, also hatte Kater ihn zum Diener befördert.

Besagter Diener warf ihm einen flüchtigen Blick zu und rollte mit den Augen.

 

„Ja, ich weiß. Mir stinkts auch, dass ich dich mitnehmen muss.“

 

Anjo hielt kurz inne.

 

„Und dass sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Ha!“

 

Während er damit beschäftigt war, über seinen eigenen Witz zu lachen, war Kater überhaupt nicht amüsiert. Ganz im Gegenteil sogar, seine Laune war noch ein Stück gesunken. Und das ließ er den jungen Zauberer auf seine ganz eigene Art wissen.

 

„Hey! Lass das. Nein. Oh Nein. Nein! Kater, du behältst dieses Fellknäul fÜR DICH ODER ICH WERDE-“, warnte Anjo, als seine Katze begann, ihren Würgreflex anzuschmeißen.

 

Kater hatte natürlich keineswegs vor dieses Fellknäul für sich zu behalten.

 

Was er im Endeffekt auch nicht tat.

 

Aber Anjo, der mittlerweile mit solchen Mätzchen vertraut war, hievte Kater gerade noch rechtzeitig in die Gasse, sodass er dort seine Innereien platzieren konnte. Und nicht wie geplant in Anjos Tasche.

 

„Nur damit das klar is, ich bin davon genauso angewidert wie du von meinen Witzen, also Kompliment, Kater. Ich ziehe meinen Hut vor dir.“

 

Ein weiteres Würgen.

 

„Aber jetzt mal im Ernst. Wenn ich mich darauf verlassen könnte, dass du dich an die Regeln hältst, während ich weg bin, hätten wir das ganze Theater nicht. Doch da dies nicht der Fall ist und du immer…du immer“, er hielt inne und überlegte.

Was genau machst du eigentlich immer?“, fragte er. Kater bedachte ihn mit einem Blick der soviel sagte wie das willst du wirklich nicht wissen.

Anjo runzelte die Stirn.

„Naja, egal was es ist, es macht zu viel Lärm. Du weißt ganz genau, dass in meiner Wohnung keine Tiere erlaubt sind. Und der Vermieter hat schon so einen Verdacht. Und da sich Seine Majestät  so dagegen sträubt, verzaubert zu werden, haben wir beide wohl keine andere Wahl.“

 

Kater schniefte beleidigt, als wüsste er gar nicht, wovon Anjo da sprach. Als dann auch noch ein besonders dicker Regentropfen auf seinem Kopf landete, hatte er genug. Mit einem letzten Zucken der Ohren, verkroch er sich zurück in Anjos Tasche, welche nicht nur durch Zauberei innen vergrößert worden war, sondern in der es vor allem nicht regnete.

 

„Na, sind wir nicht froh, dass der ‘Wasserfest-Zauber‘, den ich gestern gefunden hab, funktioniert?“ Weitere unfreundliche mreows und Gegrummel waren aus den Untiefen seiner Tasche zu hören.

Wenn Anjo es nicht besser wüsste, hätte er gesagt, seine Katze hatte ihn gerade beschimpft.

Andererseits…

Wusste er es besser.

 

„Und bin ich nicht froh, dass der ‚Übersetzer-Zauber‘ nur für menschliche Sprachen gilt?“, murmelte er vor sich hin, bevor er einen letzten Blick über die Schulter warf.

Um sicher zu gehen, dass ihm niemand gefolgt war und es auch sonst keine neugierigen Nasen gab, die ihn dabei beobachteten, wie er den Bleistift hinter dem Ohr hervorzog und sich dieser prompt in einen Zauberstab verwandelte.

 

Danach fuhrwerkte er mit den Silberanhängern an dem Armband, das er an seinem linken Handgelenkt trug.

Ein Stapel Bücher (Zaubertränke für Fortgeschrittene, Zaubersprüche Band 3, Verwandlung für Anfänger), ein Federkiel (ziemlich altmodisch, aber die Magische Gesellschaft stand wohl auf dieses Vintagezeug), ein vierblättriges Kleeblatt (ein buchstäblicher Glücksbringer, den seine Großmutter ihm nach Dem Flugzeug-Vorfall für sicheres Reisen geschenkt hatte) und dann endlich der Anhänger, den er gesucht hatte.

 

Ein kleiner silberner Besen.

 

Eine simple Berührung mit dem Zauberstab und der Besen wurde größer und größer, das Silber wich Holz und schließlich hatte Anjo einen normalen Besen in der Hand.

Zumindest sah er aus, wie ein normaler Besen.

Man sollte meinen Hexen und Zauberer in der heutigen Zeit hätten etwas…modernere Fluggeräte, wie Autos oder Motorräder, aber da lag man wohl falsch. Vintagezeug und all das.

 

Anjo stieg auf und wiederholte den ‚Flug-Zauber‘, den er mittlerweile im Schlaf konnte. Noch während die gemurmelten Worte seine Lippen verließen, stieg ein altbekannter Wind um ihn herum auf. Er wehte durch seine Haare, umhüllte ihn, bis hinunter um seine Füße, wo er begann stärker und stärker zu werden, bis Anjo fühlen konnte, wie er selbst leichter und leichter wurde.

 

Dies war der beste Teil. Die Erwartung. Die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm spöttisch sagte, dass er auf keinen Fall gleich durch die Luft fliegen würde. Schon gar nicht auf einem Besen. Und dann kam der wundervolle Moment, in dem die Stimme verstummte, wenn Anjo tief ein- und ausatmete, sich vom Boden abstieß und in der Tat auf einem Besen flog.

 

Er flog aus der Gasse, stieg höher und höher an den grauen Wänden der Gebäude um ihn herum.

Höher und höher, bis die einst riesige Großstadt nur noch ein kleines Modell war, die hupenden Autos winzige Ameisen und die geschäftigen Leute nicht mal ein Krümelchen Staub.

Das Adrenalin in seinem Körper drängte ihn weiter, drängte ihn, den Regen hinter sich zu lassen und durch die Wolkendecke zu brechen, wo er allein mit dem Mond und Millionen Sternen war (und dem ein oder anderem Flugzeug, aber er versuchte generell, sie nach dem Vorfall zu meiden).

 

Das war der zweitbeste Teil. Der Teil, wo er endlich atmen konnte.

Der Teil, wo die kalte Luft seinen Kopf von allem befreite, was dort unten auf ihn wartete.

Dort unten, wo sein Leben hektisch und stressig war. Dort unten, wo er nie so richtig dazu gehörte.

Aber hier.

Hier oben war er frei.

 

Hier oben war er Magie.

 

 

 

Noch vor einem Jahr hatte er nicht gewusst, dass Zauberei und all der Quatsch wirklich existierte.

Und er hatte auch nicht daran geglaubt.

 

Das war was für kleine Kinder und Leute, die nicht mit der Realität klarkamen und sich in irgendwelche imaginären Fantasywelten wünschten. Und er gehörte weder zu der einen, noch der anderen Sorte (und dass er Teilzeit in einem alten Buchladen arbeitete und am liebsten Fantasy- und Abenteuerromane las, war hierbei völlig irrelevant).

Er hatte deshalb auch nicht gewusst, dass er selbst ein Zaubrer war und natürlich hätte er auch niemandem geglaubt, der ihm das erzählt hätte.

 

Dementsprechend hatte er reagiert, als vor knapp einem Jahr seine Großmutter Juliette die Bombe hatte platzen lassen.

 

Mit einer Zigarette in der Hand hatte er die Tür geöffnet, vor der aus heiterem Himmel Juliette gestanden und ihn mit folgenden Worten begrüßt hatte: „Du bist ein Zauberer.“ Danach hatte sie ihn kritisch beäugt, bis ihr Blick an der Zigarette hängen geblieben war und hinzugefügt: „Und hör doch bitte mit dem Rauchen auf. Es ist nicht gut für deine Gesundheit.“

 

Dann war sie an ihm vorbei in die Wohnung marschiert.

 

Anjo hatte im Flur gestanden, Tür sperrangelweit offen, Zigarette in der Hand, bis ihm ein bisschen Asche auf den Fuß gefallen war und ein Loch in seine Socke gebrannt hatte.

 

Das Loch war immer noch da und ganz ehrlich?

 

Wenn nicht, würde Anjo heute noch nicht glauben, dass das alles wirklich passiert war.

 

 

Doch weiter im Text.

 

Das weitere Geschehen war folgendermaßen abgelaufen:

Seiner Großmutter hatte es anscheinend zu lange gedauert, dass Anjo wie eine völlig verwirrte Statue im Flur gestanden hatte und so hatte sie begonnen, sich selbst einen Kaffee zu machen da ihr Enkel anscheinend immer noch keine Manieren besaß. Wusste er denn nicht, dass man Gästen etwas zu trinken anbot?

 

Kurz darauf hatten sich wie von Zauberhand (Was, wie Anjo später erfahren sollte, tatsächlich der Fall gewesen war) Schränke geöffnet, der Wasserkocher mit Wasser und Kaffetassen mit Instantkaffepulver gefüllt.

Das Wasser hatte gekocht, was den Wasserkocher dazu veranlasst hatte, über die Tassen zu schweben und diese zu befüllen.

Aus einer Schublade waren Löffel herausgeflogen und hatten begonnen, den Kaffee umzurühren.

 

Anjo hatte das alles mit weit aufgerissenen Augen beobachtet und wie ein Fisch den Mund auf- und zu gemacht.

Ohne einen einzigen Ton herauszubringen.

Als seine Großmutter mit einer simplen Handbewegung den Kühlschrank aus einem Meter Entfernung geöffnet hatte, woraufhin die Milch herausgeschwebt kam, waren Anjos Knie unter ihm weggebrochen.

Doch glücklicherweise wurde er von einem Stuhl gerettet, der sich von seinem Platz am Tisch von allein wegbewegt hatte.

Juliette hatte ihn dann gefragt, ob er in seinen Kaffee auch Milch und Zucker nehme und Anjo hatte genickt, obwohl er seinen Kaffee schwarz, ohne alles trank.

 

Aber das hatte er kurzzeitig vergessen, denn heilige Schokoladentorte, in seiner Küche war gerade eine Mary Poppins-artige „Ein Löffelchen voll Zucker“-Nummer abgelaufen und anscheinend gab es Magie und Zauberei wirklich. Also wirklich wirklich.

 

 

Nach zwei Tassen Kaffee (die zweite endlich richtig zubereitet, dafür hatte er sich inzwischen genug erholt gehabt) hatte seine Großmutter angefangen, ihm von Magie und Zauberei zu erzählen, von der Geschichte der Magischen Gesellschaft und was nicht alles, aber Anjo hatte nur mit halbem Ohr zugehört.

Er hatte versucht, sich darauf zu konzentrieren, was seine Großmutter ihm erzählte, wirklich, dass hatte er.

Aber alles was er hören konnte waren seine eigenen wirren Gedanken, meist verschiedene Versionen von Magie ist echt, Magie ist echt, magieistecht-

 

Nachdem Juliette fertig war, hatte sie ihn erwartungsvoll angeguckt.

 

Er hatte ein paar Mal geblinzelt und sich aus seiner Starre befreit.

„Also…“, hatte er gesagt, aber nicht gewusst, wie er aufhören sollte. Oder, was das anging, wo er überhaupt anfangen sollte.

Ein paar Minuten waren vergangen.

 

Stille.

 

Er hatte tief ein- und ausgeatmet. Nur leider hatte das wenig geholfen.

 

„Du bist also eine Hexe.“ Er wusste nicht, warum das nicht als Frage rausgekommen war, denn sein Kopf war voll davon.

 

Juliette hatte kurz gezögert. „Ja. Ich bin eine Hexe.“

 

„Und…ich bin auch...?“  Da war die Frage. Eine unvollendete, aber ein Frage.

 

„Ja, bist du Magie. Die Begriffe „Hexe“ und „Zauberer“ werden nur von den Menschen gebraucht, wie ich bereits erklärte. Aber da du noch nicht mit unserer Gesellschaft vertraut bist, ist es für dich einfacher zu verstehen, wenn ich diese Worte benutze.“

 

Anjo hatte versucht, diese Information zu verdauen.

 

Er war ein Zauberer. Oder Magie. Oder was auch immer.

 

Er hatte jetzt ganz andere Probleme um die er sich kümmern musste.

Zum Beispiel, warum ihm nicht früher jemand etwas gesagt hatte.

Er war verdammt nochmal 21. Fast 22 sogar.

Er war erwachsen.

Er hatte seine eigene Wohnung (eine verdammt kleine, aber trotzdem seine eigene.)

Er hatte ein festes Einkommen und einen dauerhaften Job (Okay, vielleicht waren es zwei Teilzeitjobs, aber die hatte er, seit er die Schule beendet hatte, also waren sie beständig und dauerhaft. Und zwei Teilzeitjob ergaben in seiner Rechnung eh einen Vollzeitjob)

 

Der Punkt war:

Er hatte ein normales (manchmal ziemlich mieses) Leben und jetzt tauchte auf einmal seine Großmutter auf und stelle das alles auf den Kopf indem sie ihm erzählte, dass er magisch war?

 

Aber natürlich hatte sie eine Erklärung dafür. Sie hatte immer eine Erklärung für alles.

Anjos Mutter nannte es (manchmal scherzhaft, meistens nicht) Den-Juliette-Effekt.

 

 

Alle Mitglieder der Magischen Gesellschaft hatten im Mittelalter begonnen, sich zu verstecken. Es waren düstere Zeiten gewesen. Zauberei war schon immer gefährlich für ihren Benutzer gewesen. Schon in antiken Zivilisationen war Zauberei etwas gewesen, was einen nicht gerade beliebt gemacht hatte, sondern manchmal auch in Gefangenschaft geraten ließ.

 

Später wurde es eigentlich nur noch schlimmer. Im Mittelalter hatte die menschliche Rasse vor vielem Angst gehabt. Der Dunkelheit, Wäldern, großen gefährlichen Tieren. So ziemlich allem, was sie nicht kannten oder einschätzen konnten.

Blöd nur, dass Zauberei auch in diese Kategorie fiel.

Und dann kam schließlich, Trommelwirbel, bitte, die Era der Hexenverfolgung.

Gute Arbeit, alle zusammen.

 

Glücklicherweise waren Menschen allerdings ziemlich mies darin gewesen, wahre Zauberei zu erkennen und falls sie doch einmal Magie gefangen nehmen konnten, war es für die betroffene Person kein Problem, sich durch einen Zauberspruch zu befreien.

Einige begannen sogar, eine Art Wettbewerb daraus zu machen. Wem vielen mehr unterschiedliche Wege ein, um zu entkommen.

 

Doch auch so etwas wurde nach ein oder zwei Jahrhunderten langweilig und irgendwann sogar lästig. Vor allem Europa schien damals voller Nicht-Magie Spielverderbern zu sein. Also beschlossen viele Mitglieder der Magischen Gesellschaft auszuwandern.

Leider hatten Menschen irgendwann die selbe Idee, was unter anderem zu den Hexenprozessen von Salem führte. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Das Ergebnis dieser ist allerdings, dass man begann, sich zu verstecken.

 

Oder vielmehr, sich in die menschliche Gesellschaft einzufügen. So konnte man ein deutlich ruhigeres Leben führen.

 

Zauberei wurde immer noch im geheimen praktiziert, Kinder lernten von ihren Eltern oder nächsten Verwandten, je nachdem, wer genau von dem besonderen Erbe bescheid wusste.

 

Was auch der Grund war, warum Anjo in genau diesem Moment einmal quer durchs ganze Land flog, wie jedes Wochenende, um zur kleinen Stadt am Meer zu gelangen, wo seine Großmutter ihm die Kunst der Zauberei beibrachte.

 

Anjos Mutter wusste nichts davon.

Natürlich nicht, denn sie hatte keine Ahnung davon, dass Anjo Magie war. Oder sein Vater. Er hatte es ihr nie erzählt.

 

Gemischte Familien kamen in der Zeit auf, in der sich die Magische Gesellschaft unter die Menschliche verteilte. Früher war man immer bei sich geblieben, doch nun kam es ab und an vor, dass Magie und Mensch sich ineinander verliebten.

Wer wusste also, wie viele es gab, die so waren wie Anjo. Ein wohl behütetes Geheimnis, ebenso wie die Zauberei, die ein Elternteil hinter sich gelassen hatte. Wer wusste, wie viele sich so fühlten, als fehlte ihnen etwas, als würden sie einfach anders sein, aber nicht wissen, was genau sie so anders machte. So, wie Anjo.

 

Juliette hatte es so erklärt: Magie war nichts, was jemand besaß, oder sich beschaffen konnte.

Magie war kein Teil von jemandem. Man selbst war Magie.

 

So wie Menschen aus Fleisch und Blut bestanden, waren Mitglieder der Magischen Gesellschaft genau das. Magie.

(Nicht, dass sie nicht auch aus Fleisch und Blut bestehen würden, hatte Juliette hinzugefügt. Natürlich taten sie das. Aber dann eben doch Magie und nicht Fleisch und Blut und Anjo hatte das alles doch ziemlich verwirrt, trotzdem glaubte er zu verstehen, was seine Großmutter meinte. Irgendwie. Ein bisschen.)

 

Alles in allem war dieser Tag sehr anstrengend und verwirrend für Anjo gewesen.

Wie seine Großmutter plötzlich aufgetaucht war, die er früher nur von Fotos, Weihnachts- und Geburtstagskarten und später dem ein oder anderen Skypen kannte (Er hätte wissen sollen, dass etwas mit ihr und ihrem technologischen Wissen nicht stimmte).

 

Wie sie ihm die alte Kunst der Zauberei beibringen wollte.

Wie Anjos Vater es gewollt hätte.

 

Sein Vater, der alles magische für die Liebe seines Lebens aufgegeben hatte, die nicht Magie war, und der sich gleichzeitig nichts sehnlicher gewünscht hatte, als seinem Sohn die Wunder seiner Welt zu zeigen und zu sagen, dass er anders war, als die anderen Kinder, aber das nicht schlimm war.

Weil er Magie war.

 

Sein Vater, der sich in der Großstadt einen Knochenjob gesucht hatte, statt eine hohe Position im Rat der Magischen Gesellschaft anzunehmen.

Sein Vater, der nach zu vielen Überstunden nicht schnell genug reagieren konnte, als ein betrunkener Fahrer die Ampel ignorierte.

 

Und obwohl Zauberei stark und voller Wunder war, konnte sie nicht die Toten zurückbringen. Egal, wie sehr man manchmal wünschte, sie könnte.

 

Das war das erste, was Anjo über Zauberei lernte.

 

Das zweite war, dass Zauberei Gefühle zwar zu einem gewissen Grad manipulieren, doch niemals erschaffen konnte.

 

Nummer drei waren Schutzgeister. Meist Magie in Form von Tieren, mit denen man einen Seelenbund schloss und die einem helfen konnten, bestimmte Zauber und Rituale einfacher zu erschließen. („Also…wie ein magisches Haustier?“, hatte Anjo gefragt. Juliette hatte ihn angesehen und geseufzt, aber diese vereinfachte Version ihres überforderten Enkels so stehen lassen. Vorerst)

 

Sie hatte ihm erklärt, dass sein Schutzgeist von allein zu ihm kommen würde.

Anjo war total aufgeregt gewesen und hatte sich ausgemalt, was für eine Art von Schutzgeist er bekommen würde.

Juliette hatte gesagt meist in Tierform.

 

Konnte er also auch einen richtigen Geist abbekommen?

Oder eine andere magische Kreatur? Gab es so etwas überhaupt?

Er musste seine Großmutter das nächste Mal unbedingt fragen.

 

Doch einen Monat lang war nichts passiert.

 

Dann, eines nachts, als Anjo gerade seine Zigarettenpause hinter dem 24-Stunden-Diner, in dem er nachts arbeitete, machen wollte, saß eine kleine schwarze Katze direkt vor dem Angestellteneingang.

 

 

- Fortsetzung folgt

 

 

 

Nächtes Mal bei Wizardz

 

Die Katze saß auf dem Tisch, starrte ihn direkt an und hob die Pfote. Anjo Blick flickerte zu seiner Kaffetasse, die unschuldig am Rand stand.

„Wa…was genau denkst du, was du da machst?” De Pfote kam gefährlich nah in die Reichweite der Tasse. Anjo zog scharf die Luft ein. „Wehe, Kater. Ich warne dich, du bekommst einen Namen, ob es dir gefällt oder ni- Nein, Kater. Ich weiß was du da tust. Hör sofort auf daMIT KATER ODER ICH SCHWÖRE BEI ALLEM WAS HEILIG IST-“

 

Und dann schob Kater ohne zu blinzeln die Tasse vom Tisch.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.02.2018

Alle Rechte vorbehalten

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