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Wenn man jemanden fragt, wie eine Bahnhofskneipe von innen aussieht, bekommt man uriger weise zu 98 % die Antwort, dass der Angesprochene noch nie ein derartiges Etablissement aufgesucht habe. Bahnhofskneipen haben einen Ruf wie Prinz Ernst –August von Hannover. Keiner will sie kennen, aber immer sind sie voll. (Ob das für den Prinzen Ernst –August auch gilt weiß ich nicht, aber man hört ja das eine oder andere. Denke darüber jeder, was er will. Vergesse er aber nicht, dass Prinzen auch nur Menschen sind.)

Bahnhofskneipen zeichnen sich dadurch aus, dass sie schon morgens gut frequentiert sind. Der Geschäftsmann, der auf dem Weg in den Norden noch schnell ein Bier trinkt, bevor der weiterführende Zug einfährt, (oder auch zwei, weil es noch fünf Minuten bis Abfahrt sind ( und er eigentlich um diese Uhrzeit nie trinkt, nun gerade schmeckt es aber sehr bekömmlich und eigentlich trinkt er nie (ist eine doppelte Verneinung nicht eigentlich eine Bejahung?, bevor die Sonne über der Rahnock steht. )))

Über Bahnhofskneipen lässt sich nun einmal nichts Poetisches sagen. Nie wurde ein Gedicht, eine Ode, eine Hymne oder nur ein kleiner Reim eines großen Dichters und Denkers über die Bahnhofskneipe im Großen und Ganzen verfasst und für viel Geld veröffentlicht. Selbst die die stärksten Trinker unter den Heroen der reimenden Künste zogen es vor, sich zuhause wegzuballern. In Sonnenintensiven Ländern wahlweise auch auf Terrassen mondäner Cafés.

Ralf Lambrecht war weder bekannter Dichter noch Denker. Niemand hätte ihn ihm auch einen beliebten Maler oder Fernsehmoderator vermutet. Was er auch weder noch war. Ralf Lambrecht ist ein ganz normaler Mensch, dessen Zug erst in einer Stunde fahren würde und der sich in diesen Fällen der Wartezeit gerne auf ein Bier, oder auch zwei bis drei, in die Bahnhofskneipe des Hannoveraner (oder Hanoveraneschen?) Hauptbahnhofs zurückzog. Diese Kneipen sind immer an den weniger frequentierten Ausgängen der Bahnhöfe niedergelassen, um Touristen nicht zu verschrecken. Diese benutzen den Haupt Ein- und Ausgang und erfreuen sich ( im Falle des Rausgehens ) der malerischen Pracht des Bahnhofsvorplatzes und seiner vollgeschissen Statue.

Ralf saß also in besagter Kneipe und versuchte
krampfhaft die Aufmerksamkeit des Bedienungspersonals zu erheischen, welches sich angeregt mit den Hauptberuflichen Automatenzockern am anderen Ende des Tresens unterhielt. Am Tresen verdeutlichte ein Mann einem weiteren Gast, der nicht zuhörte, die unsäglichen Strapazen der Wehrmachtangehörigen im Zweiten Weltkrieg, an dem er an Mangel an notwendigem Alter nicht hatte teilnehmen können. Ehrlich gesagt, wurde er erst 1967 geboren, aber er hat sich aufwendig mit aussagekräftiger Lektüre ausgestattet und kann daher mitreden.

An einem längeren Tisch hinten links, ein Haufen junger Leute, die sich wie männliche Studenten auf einer Butterfahrt benahmen und es geschafft haben, um 11: 00 Uhr morgens auszusehen, wie David Hasselhoff am späten Nachmittag. Ansonsten die üblichen alten Rentner, deren Frauen schon lange gestorben waren, und die nicht mehr mit ihnen (also, den Rentnern) schimpften. Deren Wohnungen verwaist und verstaubt vor sich hin gilbten und nach selbstgedrehten Zigaretten und Maria Cron rochen.
Ein paar Geschäftsreisende rundeten die Sache ab.
Ach ja, und ungefähr zwei Dutzend Kegelbrüder, die den Gang bevölkerten, sich gegenseitig versuchten zu übertönen, zuweilen Trinksprüche grölten und ganz im allgemeinen Laut waren und den Gang verstopften.
Im Hintergrund liefen (Echt? Das geht?) zwei an der Decke aufgehängte Fernseher und zeigten seit zwanzig Minuten dasselbe, in endloser Warteschleife. Der Ton war ausgeschaltet und niemanden interessierte es. So generell.

.....

Im Allgemeinen war Heinz-Eberhardt zu Brunnenkopf- Kresse mit seinem Job als Bundeskanzler sehr zufrieden. Der Bundestag lief wie am Schnürchen, die Presse ließ ihn schon seit Tagen in Ruhe und selbst der vermaledeite amerikanischen Präsident versuchte schon seit mindestens Anfang letzter Woche nicht ihn in irgendeinen vermaledeiten Krieg aufzuschwatzen. Eigentlich könnte das Leben nicht besser sein. In dem in einer Schrankwand eingebauten Flatscreenfernseher lief eine Talkshow und der Bundeskanzler saß tief in seinem rot-braunen Ledersessel, Füße vor ihm auf dem Schreibtisch. Nur eines gab es zu bemängeln. Er beugte sich leicht mit dem Oberkörper vor und sprach zu der Sekretärin, die vor ihm unter dem Schreibtisch kniete und mit ihrem Mund des Kanzlers Gemächt bearbeitete.
„Rhythmischer, Frau Landknecht, rhythmischer. Bitte.

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„Bedienung? Hallo? Sieht mich jemand?“ Noch immer plagte Ralf der Durst und die Zeit zur Abfahrt drängelte sich wie eine unhöfliche Ramschladentussi am Grabbeltisch immer näher heran. Was er nicht wusste, war, dass die Bedienung in durchaus sowohl sah, wie auch hörte. Sie konnte ihn nur nicht leiden und hielt es für besser, Ralf zu ignorieren.
Ralf schimpfte und dann schmollte er. „Scheiß drauf“, dachte er. „Irgendwann muss sie hier vorbei kommen, dann halt ich die blöde Kuh solange fest, bis sie mich sehen muss.“ Er überkreuzte die Arme vor seiner Brust und flunschte mit der Unterlippe. „Sollen sie doch ruhig sehen, dass ich maulig bin“, grummelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. Er sah auf den Fernseher.

Dort sah man folgendes: Ein Büro, gut ausgestattet, mit einem großen Mahagoni Schreibtisch. Einen Ledersessel, rot-braun, mit hoher Lehne. Auf dem Bürostuhl ein Mann, augenscheinlich der Bundeskanzler, mit geröteten Augen und Panik in denselben. Aufgrund der fehlenden Lautstärke konnte man nicht hören, was er sagte, aber von Ralfs Position aus, sah es nicht so aus, als wäre es was Erfreuliches. Der Bundeskanzler schien zusammenzubrechen. Sein Kopf fiel auf den Schreibtisch und er schien heftig zu schluchzen. Seine Schultern zuckten hysterisch. Aus einer Ecke, die die Kamera nicht eingesehen hat, stürmte eine Frau mit verschmiertem Lippenstift auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn. Die Schleife fing von neuem an. Am unteren Rand des Bildschirmes lief ein Countdown.
Neugierig geworden wandte Ralf sich wieder Richtung Tresen. „Hallo?“, rief er. „Hallllooo, können Sie das mal bitte lauter machen, da?“ Sein Arm, inklusive Finger, zeigte auf den Fernseher. „Da ist was passiert, machen Sie doch mal lauter.“

Die Bedienung beantworte seine Anfrage mit stoischer Nichtbeachtung. Allerdings zog er die Aufmerksamkeit eines der Kegelbrüder auf sich, der, Ralfs Finger folgend, den Blick auf den Fernseher richtete und beim neuerlichen Zusammenbruch des Bundeskanzlers seinen nebenstehenden Bruder (es war tatsächlich auch sein leiblicher Bruder) auf die Schultern klopfte, dann was in sein Ohr rief (das Ohr des Bruders) und hektisch auf den Fernseher zeigte. Der Bruder wiederum klopfte auf die Schultern des nebenstehenden Bruders (Kegelbruder) und so setzte sich das ganze fort, bis die ganze Brüderschar gen Fernseher starrte. Einer aus der Menge rief der Bedienung, sie möge bitte mal lauter machen. Als bemerkt wurde, dass sie ihn freundlich lächelnd ignorierte, fingen alle an sie anzuschreien. Erschrocken griff sie auf die Theke und nach der Fernbedienung und schaltete den Ton ein.
Ralf bemerkte, dass die Zeit am unteren Rand des Bildschirms in diesem Moment von 00:08:01 auf genau 00:08:00 sprang. Hüpfte, oder was auch immer.

.....

Der Bundeskanzler genoss mit geschlossen Augen die Rhythmusfähigkeit seiner Sekretärin und dachte daran, wie klasse es war Bundeskanzler zu sein, als er ein Hüsteln vernahm.
Er öffnete die Augen und richtete seinen Blick in Richtung des Hüstelns, dass, wie er erkannte, nicht nur aus der Richtung des Fernsehers kam, sondern aus dem Fernseher selber. Ein Gesicht war dort zu sehen. Und eine Hand. Sie winkte ihm.
„Hallo, Heinz-Eberhardt. Ähm. Könnte sie eben eine Pause machen? Ich muss kurz mit dir sprechen.“

Heinz-Eberhard bemerkte wie die Sekretärin aus dem Takt kam. Mehre Dinge passierten gleichzeitig.
Er sprang auf. Das irritierte die Sekretärin, die schnell genug war, den Mund auf zu machen und den Bundeskanzler nicht aus Versehen zu entmannen. Gleichzeitig erschrak sie und stieß mit dem Hinterkopf volle Sahne gegen die Unterseite des edlen Mahagonischreibtisches. Dieses Erlebnis bescherte ihr erst das sehen von kleinen Sternchen vor den Augen, dann sank sie ihn Ohnmacht.
Der Bundeskanzler indes sagte ganz weltmännisch und mit all seiner politischen Erfahrung: „Hä?“ und „Was?“ und „Wer?“.
Nebenbei knöpfte er sich die Hose zu.

„Hey, hör mal“, sagte das Gesicht im Fernseher. „Ich wollte dich jetzt echt nicht stören oder so. Allerdings gibt’s da ein winzige, aber wichtige Kleinigkeit, die du vielleicht wissen solltest.“
Heinz-Eberhardt, nicht gewohnt, dass Menschen aus dem Fernseher mit ihm sprechen, sank in seinen rot-braunen Luxusledersessel mit der extra hohen Lehne und was und wie und wer-te weiter.
„Nun komm mal wieder runter und hör mir doch mal zu. Ist ja nicht so, dass noch jede Menge Zeit bliebe.“
„Wie kommen Sie bitte in meinen Fernseher? Wie können Sie mich sehen. Wofür ist noch jede Menge, keine Zeit? Ich verstehe nicht. Wer sind Sie eigentlich? Sicherheitsdienst!“, das letzte brüllte Heinz- Eberhardt in Richtung Bürotür.
„Mach dich doch mal locker, tut dir ja keiner was. Also, kein Mensch zumindest.“
„Wer zur Hölle sind sie denn?“ Unauffällig versuchte Heinz-Eberhardt den Kanal zu ändern, aber egal, auf welchen Kanal er wechselte, immer war das Gesicht da und schaute ihn treu doof an.
„Wer ich bin, ist doch egal. Echt jetzt. Pass auf, du kennst mich unter den Namen Jesus, okay.“
„… Gott?“, stammelte Heinz-Eberhardt.
„Nein, das ist mein Dad. Aber hey, hör mal, der kann echt nichts für den Scheiß, okay. Keiner ist schuld. Ehrlich.“
„Schuld? Dad? Was?“ Im Stammeln wurde der Bundeskanzler richtig gut. „Apokalypse? Armageddon? Weltuntergang?“, ging es weiter.
„Pass auf, ich erkläre es dir“, sagte das Gesicht nicht stammelnd.“ Eigentlich ist es einfach, okay? Das Material, also das, was ihr Erde nennt, ist ein wenig … nun ja, brüchig. Irgendwie. Materialfehler wohl. Kommt in den besten Familien vor.“

Der Kanzler war käseweiß. Glanzweiß, nicht Matt weiß. „Gott will uns auslöschen? Umbringen? Alle Menschen?“ Wenigstens wieder einigermaßen ganze Sätze.
Das Gesicht auf den Bildschirm seufzte und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, nicht Dad. Quatsch.“ Das Gesicht schaute nach links und rechts und sprach dann leise weiter. „Ehrlich gesagt, wollte er gar nicht, dass ich es euch erzähle. Ich find das aber doof, ich meine, wenn man schon sozusagen mit Mann und Maus vernichtet wird, dann sollte man das doch vorher erfahren dürfen, oder nicht?“
„ Oder nicht?“, echote Heinz-Eberhardt.
„Sag ich doch“, bejahte das Gesicht.
„Aber warum? Wieso? Werden wenigstens einige überleben?“
„Ich fürchte nicht. Weißt du, so ganz hab ich es auch nicht kapiert. Irgendwas im Kern ist wohl gerissen. Oder so. Auf jeden Fall fliegt der ganze Otto in die Luft. Und das war´s dann wohl für euch. Echt sorry, Mann. Pass auf, ich muss dann wieder. Nimm es nicht persönlich, okay.“
Der Kanzler sprang auf. „Halt warte, wann? Wann soll das passieren?“
Das Gesicht, das sich schon halb abgewendet hatte, schwang zurück. „Ach so, warte mal. Wenn ich Dad richtig verstanden habe, dann ist das so … ungefähr in zweieinhalb Stunden eurer Zeit.“
Heinz-Eberhardt schaute auf seine Uhr. Zwölf Uhr mittags. High Noon.
„War ja klar“, sagte er. Mittlerweile zu sich selbst.

.....

Als die Bedienung es geschafft hatte, sich aufzuraffen und endlich den richtigen Knopf für die Lautstärke gefunden hat, interessierten sich exakt vier Männer für das Geschehen auf der Mattscheibe. Drei der Kegelbrüder und ein älterer, abgerissen aussehender Mann, der immer reinkam und in der Hoffnung lebte, die aktuellsten Fussballergebnisse erheischen zu können. Was keiner wusste, auch sog er tief Luft ein und erhielt so seine Tagesration aus Nikotin, dass in der Luft waberte. Den anderen dauerte das alles zu lange und schrien sich weiter aus nächster Nähe an.
Ralf selber lebte kurz in der Hoffnung, nun genug Aufmerksamkeit zu bekommen um ein weiteres Bier zu bestellen. Immerhin hatte sich die Bedienung bewegt und stand nun nur einen Meter von den Zapfhähnen weg. Die Chance war da, würde sie ihn nur nicht weiter stur ignorieren. Ralf, enttäuscht und aufgebend, entließ Lauthals Luft aus seinem Brustkorb, was sich, hätte einer zugehört, wie ein langgezogenes Pfffffffffffffffffffffff anhörte. Während er pfffffffffffffffffffffffte, wandte auch er sich den Geschehnissen im Fernseher zu.
Die Aufmerksamkeitsspanne in der Kneipe war noch nicht hoch genug, die Unterhaltungen im hinteren Bereich wurden noch immer lautstark fort geführt. Bei den Kegelbrüdern ebbte langsam die Lautstärke ab und Stille flutete zumindest die Mitte des Raumes. Der arme Mann, der sich viel zu lange die Tiraden des Möchtegerngenerals anhören musste, packte die Gelegenheit nicht nur am Schopf, sondern den tapferen Kameraden auch am Kragen und verdeutlichte ihm, dass er gewaltig Dresche beziehen würde, hielte er nicht sofort den Mund. Es wurde noch ruhiger, am Bildschirm brach der Kanzler wieder am Tisch zusammen, die verschmierte flog aus der Ecke, die Schleife startete von neuem. 00:07:20. Sprang der Countdown. Hüpfte, oder was auch immer.

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger“, schluchzte ihnen ein sichtlich vertränter Bundeskanzler zu.
„Ich habe nicht viel Zeit, daher sage ich Ihnen einfach, wie sich die Situation darstellt. Ich habe die unmissverständliche Information bekommen (hier zog er geräuschvoll die Nase hoch), dass heute um genau 12:00 Uhr Ortszeit die Welt untergehen wird. Der Planet Erde wird aufhören zu existieren.
Sie-, wir-, ich (wieder geräuschvolles Nasehochziehen, kurzer Schluchzer und Träne aus dem Auge wischen), werden alle sterben. Der eingeblendete Countdown am unteren Bildschirmrand wird sie informieren, wann unsere Zeit abgelaufen ist. (Der Zähler machte zwar nicht Klick oder sowas, aber sprang auf 00:06:04)
An dieser Stelle kam wieder Zusammenbruch, angelaufene Frau usw.

Ralf staunte nicht schlecht, als es der eher als behäbige und sich langsam und verträumt bewegenden Bedienung scheinbar ohne Mühe gelang, aus dem Stand über den Tresen zu hüpfen und sich in hoher Geschwindigkeit dem Ausgang zu nähern.

An dieser Stelle sollte der Tür und deren Mechanismus genaueres Augenmerk gewidmet werden.
War es doch eine gläserne Schiebetür, die, in geschlossenen Zustand, die Ankunft eines Gastes gewahr, sich ruhte, langsam ihre zwei Hälften zu öffnen und so einen Durchgang von ca. 1, 50 m Breite zu 2,30 m Höhe zu kreieren. Betonung lag auf langsam. So schaffte es die Dame nun mit hohem Tempo blindlings in die Tür zu laufen. Welche es nicht schaffte, sich schnell genug zu öffnen. Was der Tür natürlich egal war. Es machte ein wump

und eine Art ploing

und die Bedienung fiel kerzengerade nach hinten über und blieb still liegen. Die Tür indes öffnete sich langsam weiter.

Das war das Startzeichen für alle anderen.
In ruhigeren Zeiten und bei genauer Überlegung, wäre es allen Beteiligten klar gewesen, dass eine Tür in benannter Breite und Höhe nur eine gewisse Durchlassrate an menschlichen Körpern aufweist. Was das gleichzeitige Durchqueren dieser benannten Tür betrifft.
Diese Tür war dem Ansturm nicht gewachsen. Ein dummer Zufall half dabei. Der der Tür am nächsten stehende Mann stolperte über die am Boden liegende Bedienung und lag darauf hin genau quer im Eingang. Der nächste Mann sprang über die beiden hinweg und schaffte es nach draußen. (Nicht, dass es ihm was in 00:04:12 Minuten nützen würde.)
Die nächsten stolperten wieder, fielen, die nächsten auf sie drauf, wurden von hinten geschupst oder gezogen und innerhalb kürzester Zeit passierte es, dass der Zugang vollkommen mit Leibern verstopft war. Es ging nichts mehr vor oder zurück. Die, die konnten, schrien. Entweder aus Angst oder Schmerzen. Die anderen, nun, hatten keine weltlichen Probleme mehr.

Ralf saß mit Erstaunen an seinem Tisch und schaute ungläubig auf den Pfropfen. Ein weiterer Blick auf dem Bildschirm bedeutete ihm, dass es, sollte der Bundeskanzler Recht gehabt haben, noch 00:02:29 Minuten dauern würde, bis die Erde entweder laut oder leise, aber auf jeden Fall Servus sagen würde. Sein Blick wanderte vom Fernseher wieder auf die Masse verkeilter Menschen. Noch ein bisschen weiter nach links. Ein herrenloser Tresen. Ralf zuckte die Schultern, stand auf, ging hinter den Tresen und zapfte sich ein Bier an. Gott sei Dank würde er wenigstens das noch bekommen. „Prost“, sagte er zu niemand bestimmten und nahm einen tiefen Schluck.

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Tag der Veröffentlichung: 25.05.2011

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