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Snake und Kevin in Paris

„Its a long and hard way out of hell, mein Friend, so ist das Leben“, sagte die tiefe, sinnliche klingende Stimme im Halbdunkel der Kerzen, die auf dem Tisch gedankenverloren flackerten zum Anbruch der Nacht.
„Its a long and hard way to fuck this crazy shit away, so ist der Tod“, antworte eine Stimme, die so voller dunkler Schmerzen und innerer Verwirrung gekennzeichnet war
Das Gesicht glich einer offenen Narbe, die viele Nächte wilden Feuers sah, in der die Hoffnung, jene Nacht zu schaffen, die jenem Schatten ein Fest war. Die amerikanischen Tage wichen in jener ewig frühlinghaften Nacht. Zwei Männer saßen ganz in schwarz gekleidet an einem Tisch. Der eine trug eine Lederjacke, der andere ein Jacket. Einer von beiden hatte lockige Haare, der andere mit Gel fixierte schwarze Haare und trug eine Sonnenbrille.

„Mit was darf ich den beiden Herren dienen?“, fragte eine Stimme, die sie beide aus ihrer Versunkenheit holte. Sie starrten sie an, als wollten sie ihr die Klamotten vom Leibe reißen. Sie kicherte schüchtern, verlegen in der jungen Blüte ihrer Zierde, bemüht im Versuch, sich nichts an Röte anmerken zu lassen als sich unter ihrem knappen Oberteil die zarten Nippel in Konturen wie Knospen abzeichnete. Ihr Arsch war einfach wunderschön. Was schön er wohl wahr, wenn er sich nackt an Fleisch der Begierde zeigte waren die Gedanken des einen Mannes. Der andere schwieg unter seiner Sonnenbrille.

Die beiden hatten sich gefunden. Paris hatte sie in seine Arme genommen über den Fluss des Lebens, der sie ans Ufer der Seine gespült hatte in das purpurne Vergnügen der endlosen Pariser Nächte zwischen lodernder Ekstase und feuchtblauer Melancholie. Sie trafen sich über das Portal sich suchender Träume in den virtuellen Verknüpfungen des weltweiten Internets über Facebook. „Gesucht, gefunden“, war ihr gemeinsames Motto, mit dem beide den ersten Schritt eines Bemühung gingen, mit den Trümmern ihres Lebens aufzuräumen. Die Bruderschaft der Sehnsucht zwischen Selbstzerstörung und Selbsterschaffung verband sie mit ihrer Vorliebe zum Drogenkonsum, wenngleich zwischen der Art des Konsum sowie der Mittel ein Abgrund klaffte. Paris, welch Stadt, welch Nacht, ihn wiederfand, ihn, der damals, in den schönsten Momenten seiner Poesie ihn sterben ließ im Buch der Stunden, die die letzte Vision des Lebens ihm eröffnete, seinen eigenen, leibhaftigen Tod. In Strömen roten Weines so manche Perle sich dem Geist entlockte zu betörenden Versen die doch von Hauch des Grabes sich in Weltschmerz ihr stilles Grab suchten. Ein schwarzer Rabe auf einem Baumgerippe krächste.

Kevin war seit Jahren chronisch Kokainsüchtig. Snake war süchtig nach allem.
Beide schluckten ihre seit einiger Zeit die Unsicherheit über ihre paranoiden Wahnvorstellungen mit Schlafmitteln herunter, was in beiden Fällen zu keiner Lösung der Thematik führte sondern zu einer weiteren Sucht. Die Bruderschaft der Träume, deren purpurne Schleier eines einzige Versprechung waren in die Abgründe der Versuchung zu tauchen, keinem einzigen Angebot flüchtigen Vergnügens zu widerstehen. Wo sind die Trauben, die den Kindern versprochen fragte sich Snake. Von den großartigen Erinnerung an die Zeiten damals war nicht mehr viel geblieben.

Pervercity lag im Sterben wie ein klagendes Weib, was ihr eigenes Kind zu Grabe trägt, zerfressen und ausgehöhlt von den Würmern, die ins Innere bohrten. Alles hat seine Zeit. Eine Zeit, geboren zu werden, eine Zeit zu sterben, eine Zeit zu kämpfen und eine Zeit zu erliegen. Und eine Zeit zu sterben, zu verfallen in jener wilden Nacht, die ihre letzten Lichter löscht wenn die Musik der Bühne erlischt. Sag mir, wo die Liebe ist, sag mir, wo die Krieger sind, die Propheten, die Seher des Lebens, die Seher des Todes. Träume sanken sich geschwind gleich sterbendes Laub, was am Boden in Fäulnis sich wandelt, aufgelöst, zersetzt und letztlich vergessen. Wann wird man je verstehen, wenn die Aschen sich im Wind verwehen, wann wird man je verstehen, das was zu sehen, ein Gehen ist, wenn man im Tod den Tod vergeht.

Snake war schon seit seiner Ankunft in Paris verwirrt und erregt. Er wusste gar nicht, ob er jemals einen anderen Namen getragen hatte. Er war bereit, wieder einzukehren in das Mysterium eines Sternes, der als Komet in den Orbit kam um als Feuer in der Nacht unsterblich in den Herzen der Sterblichen als Mythos zu brennen. Nie wird man je vergessen, nie wird man je verstehen um das zu sehen, was trunken des Wahnsinns blieb im Dreck aus Suff, Sex, Drogen und Ableben. Er wusste, das sich etwas unsterblich in Unterbewusstsein der Menschen gebrannt hatte, etwas, was ihn hier immer weiter zu Asche verbrannte innerlich.

Welcher verrückte Prophet auch immer sich hier fand, fanden seine Worte ein dunkles Herz in allem, was tiefer war, tiefer selbst als Nacht gedacht, wenn tiefer selbst die Lust erwacht. Was immer die Lüge dessen unergründlicher Wahrheit, doch selbst in jenem Tod glich allem einem Kuss von seiner Göttin, wobei Kevin konsequent jeden Gott und Gott leugnete außer vermutlich dem Gott seines eigenes Erfolges.

Die Bilder in seinem Kopf verblassten doch eine Resterinnerung in ihm blieb offen wie ein Glas ungesoffenen Rotweins vom Vortrag. So wie viele Menschen eine Reise im Unbekannten der Geburt beginnt um sich durchs Leben zu winden, einem unbekannten Horizont entgegen, so führt einen der eigene Weg auf unerklärliche Logik manchmal an Orte, wo etwas anfing, was dem Verstand schwerfällt zu erklären. Als ob die Straße des Lebens ein Kreis wäre, wo man ab einem bestimmt Punkt wieder an den Ausgang zurückfindet und sich dennoch weiterhin im Kreis dreht. Allen Menschen gemeinsam ist der Weg, der sie Tag für Tag näher in den Tod zieht seit dem ersten Atemzug ihres Lebens.

Dort wo alles anfängt, wird alles enden, so wie im Tod das Leben endet um im Tod das Leben selbst immer und immer neu zu gebähren aus jener Nacht, die dem Licht die Quelle ist. Und doch der Gegenwart die Vergangenheit zollen, deren Früchte süß wie kostbarer Honig oder bitter wie kalte Asche sein können.

Der Fluss blutglutiger Poesie, an dessen Ufern große Dichter ihren Träumen hinterher eiferten um sie in dem Verlangen nach unsterblicher Verewigung an Schönheit einem traumschwangeren Himmel der Sehnsucht zu malen in den Klangbildern der Lust. Vers für Vers ein Blut, Vers für Vers ein inniges Bekunden der Seelentriebfeder.
Wie viele Liebende sich an jenem Ufer des Flusses trunken der Liebe in die Augen blickten, um sich in einem selbstvergessenen Moment das Wort gaben und sei es nur für die Freuden einer Nacht der Sinne. Ein Kuss, der alle Nächte bricht und aller Liebe spricht. Wie viele Rosen wurden hier verschenkt, wie viele Versprechungen sich von den Lippen angenommen, wie viele Hände gingen sich gegenseitig haltend an jenem Ufer spazieren mit leuchtendem Blick. Ein Fluss, der viele Sterne spiegelt in sternenklarer Nacht.

In jenen trunkene Himmeln der Sommerglut eines Weines, dessen Röte dem Blute gleich sich den Mündern einflößt, um das Leben zu küssen. Wie viele der Engel, die einst, der Nacht gefallen und einst der Nacht verfallen, sich engelsgleichen Flügeln der Poesie nackt schreiend, nackt weinend, nackt tanzen ergaben in Paris. Einige starben in Einsamkeit, andere an Verzweiflung und andere, Einzelne, Einsame wurden unsterblich, doch was nützt dem Hier und Jetzt die Nachwelt waren Snakes Gedanken in diesem Moment. Einer Existenz am Rande des Abgrundes und doch mittendrin sein waren von beiden die Philosophie.

Wie viele Träumer mit leer geweinten Augen der Sehnsucht an jenen Ufern saßen, um sich in dem Spiegels des Wasser aufs dem Fluss zu vergessen um sich im Selbstmord zu ertränken vom Schmerz der Existenz bleibt unausgesprochen wie alle Gedichte der Welt, die ungelesen im Schatten verwesen zu Asche und Nichts.

Auf dem Boulevard der Einsamkeit tranken sie ersten Wein, umgeben von lachenden und lächelnden jungen Menschen und alternden Künstlern auf der Gala Boheme. Das Café war mit Girlanden geschmückt, die sich von Baum zu Baum im Vorgarten spannten. Einzelne der Träumenden saßen mit verklärten Blicken über einem Buch oder einer Zeitung vertieft. Ein Ort, wo es sich lohnt, sein dankbares Grab zu finden inmitten des Wirbelwindes eines wildes Lebens. Ein Ort, wo es sich lohnt, in Würde in die Weisheit des Alters zu schreiten. Es roch nach Holunder und Flieder, nach Rosen und Oliven und duftendem Schafskäse zu Baguette. Kein Moment gleicht anderem Moment wenn alles Leben wie von zärtlicher Stille vom Zauber des Lebens berührt wird. Und wie auch immer dem Leben ein Leben und ein Tod im gleich sei, so bleibt der Mund der Sinne stets der Geschmack der Sinne, die sich genüsslich dem Leben küssten. Traurig war nur, das den beiden der Geschmack des Lebens abhanden gekommen war. Beide schauten sich an, schwiegen, soffen und warteten auf den Einbruch der Nacht. Einer Nacht nur in einer der endlosen Nächte, die die Frage offenließ, ob es der Nacht genug an Licht sei um sie zu verzaubern.

Pervercity wurde ein schlammiger Nebel, der die Dämonen des Verstandes bis in die letzte Konsequenz ausgegoren hatte in der Begierde nach unstillbarer Ekstase. Das etwas hier und dort geschah darüber bestand kein Zweifel. Pervercity, jenes Geheimnis, was nur die Maya kannten in ihren dunklen Kammern, klaffte in brennenden Begierden und doch die Krankheit dort den Verfall brachte in jene Scheiße, die aller Scheiße Grund in allem glich, die einst, ein Gold, die heute, ein Grab der Würmer jener Träume glich, die immer hungriger Mäuler schrien.

Kevin fror. Sein Körper zitterte trotz seinen Pullovers. Er spürte das zerrende Verlangen nach seiner Droge in jeder Faser seines Körpers. Obwohl er schon vor Wochen aufgehört hatte und die Hölle des Entzuges durchlebte, brannte immer noch die unermüdliche Gier in ihm, die wie ein bestialisches Raubtier ihn griff, wenn er sich dem Abgrund seiner Sucht verlor. In Schweiß gebadet, wachte er Nacht für Nacht auf, von Gier und Selbstzerstörung gepeitscht, um Stück für Stück von den Dämonen seines Verlangens zersetzt zu werden. Die Körperlichkeit war noch die harmloseste Seite dieses Fegefeuers. Die schlimmste Seite seiner Entgiftung war das nackte Entsetzen, was ihn packte, als er glaubte von Würmern zerfressen zu werden, die wie tausende von Ameisen über seine Haut fuhren um ihn mit tausenden Wahnvorstellungen wie Halluzinationen zu vergiften. Jedes Wesen war sein Feind und er war ein Feind von jedem Wesen, wo jeder nur auf eine Chance lauerte, aus dem Hintergedanken seine Sucht zu befriedigen, die sich wie ein Biest in dem Gewebe seiner Träume festkrallte auf der immerwährenden Jagd nach einer Möglichkeit, sein Ego zu befriedigen. Ein Verlangen, was einst in Sehnsucht entsprang um letztlich als reine Zerstörung von ihm selbst und anderen zu enden. Wenn die Sucht die Sehnsucht überdauert bleibt nichts außer Leere, Betäubung und Gier in allen Formen der Berechnung zum Preis des Verlustes an Würde und Stolz, die eben vom Stolz selbst am Leben erhalten wird, die viele seiner Freunde und Bekannte von ihm in einen Abgrund trieb. Die ganze Ungeheuerlichkeit seines jahrelangen Missbrauchs dieses Pulvers erschien ihm absurd und lächerlich wenn er dabei all die Orgien bedachte, all die wilden und ausufernden Spiele mit jungen Mädchen, von denen er einige persönlich zu wahren Sklavinnen abrichtete, die sich für nichts zu schade waren. Heute saß er da. Ein gebrochener Mann, der nicht verstehen wollte, weshalb es ein Ende finden sollte. Immerhin kannte er das innere das Geheimnisses gut genug um zu verstehen, was damit in Verbindung steht.

Er hat genug Männer gesehen, die an dieser Substanz verendeten ohne dabei das Ausführung ihrer gesellschaftlichen Aktivitäten eingebüßt haben, Männer in wichtigen Positionen großer Firmen, Banken und Museen. Männer, die schon lange selbst verkauft hatte für immer wieder ein bisschen mehr von Glück, ein bisschen mehr Erfolg, Gewinn, immer weiter gespielt ohne auf Zeichen zu achten. Genau die richtigen Opfer für Pervercity. Männer, denen gleich war ob sie lügen oder was wahres sprachen auf dem privaten Totentanz der eigenen Rachefeldzuges gegenüber eines Welt voller Feinde und Gegner. Männer, die schon lange jede Würde vor dem Leben verloren hatten in einer endlosen Spiralen aus Geilheit und Niedergeschmettertheit


Das zweite Glas Wein brachte die Erleichterung, die vom wohligen Geschmack des ersten Glases angekündigt wurde. Die junge Frau, Anfang zwanzig, servierte ihn. Ihr französischer Dialekt war unwiderstehlich charmant. Sie sah hinreißend hübsch aus, wenn sie ein scheues Lächeln aufsetzte. Die Unschuld der Jugend aufkeimender Lust zwischen Rebellion, Neugierde, Unbefangenheit, welche die süßen Knospen der Sinne wie reife Trauben zum blühen brachte. Zwischen Exzess und räudiger Kater, zwischen unsterblich verliebt und unsterblich betroffen brannte ein junges Herz.

Snake hatte es aufgegeben den Überblick über seine wilden und willkürlichen Gedankengänge zu behalten, die gespeist vom Meer des Unterbewusstseins
sich in der unberechenbaren Akausalität zwischen Beziehungssprüngen und Beziehungsähnlichkeiten im Wechselspiel aus Außen und Innen waren. Er wusste schon lange nicht was real und was Traum wahr in seinem Traumreisen.

Seit Indien hatte er aufgehört, Drogen zu konsumieren. Selbst Haschisch erzeugte immer wieder in ihm diese eigenartigen Zustände von Entfremdung als sei er ein Gast in seinem Körper, der verloren in einem fremden Land der Entfremdung vom Ekel zugrunde gerichtet zu werden. Des Dichter Vision nach grenzenloser Inspiration durch radikale und konsequente Ich-Auflösung um in einen Zustand zwischen Wahnsinn und Vision zu kommen bröckelte von der Fassade seines Weltbildes ab, wo ein Abgrund klaffte wie eine existenzielle Absurdität, dass es keinen Ausweg außer dem Suizid gibt. Eine Absurdität, das Leben immer Hölle ist da es immer ein anderes gibt, zwischen Möglichkeit verdammt sich zu entscheiden im Irrgarten des Sisyphus. Das Kaugummi, was auf der Bank klebte, die Hundescheisse am Straßenrand, das niedergetretene Gras, die welke Blume im Garten, das Röcheln eines Mannes, der verschmierte Spiegel, morgens zur Rasur ergriffen, den Rest an Essen auf dem Teller, den Blick eines Menschen, der Fülle sucht und ins Leere greift, den Gedanken, das Pendel, der Schnitt, die Zeit schwindet, wenn man ihm nahe sein will, das Lachen eines Kindes, die Wehmut des Penners auf der Bank und letztlich, die Nacht, die immer kommt, wenn aller Tage Ende wird um einer Nacht zu sein und dabei immer, der Zufall, der reine Zufall einer Begegnung der Üblichkeit mit dem Unüblichen einer Perfektion, die eben genau jenes ausmacht. Der Garten der Lüste unter trächtigem Meer

Am Anfing empfanden es beide sehr mühselig die Unterhaltung zu eröffnen.
Zwei vom Leben gezeichnete Gesichter saßen sich gegenüber, starrten sich mit eingefallenen Wangen aus leeren Augen an und rauchten eine Zigarette nach der nächsten. Zwei Gesichter, die den Tod geschmeckt hatten und zum Leben zu verbrannt waren.

Die letzten Wochen nagten ihnen zu sehr in den Knochen. Das Übermaß an Eindrucken von seiner Reise zum Himalaya nagten immer noch an Snake, der längst keinen Nerv mehr verspürte, mit Spiegeln in der Hand durchs Land zu wandern. Was immer er sah beschlich ihn der drohende Eindruck, das es einen bahnbrechenden Einfluss auf sein Leben haben könne.

Außerdem waren beide zu verschieden von ihrer Art, von ihrem Wesen, von ihrer Lebenseinstellung und Welt. Hätten sie sich bereit erklärt, gemeinsam Kokain zu verzerren, wäre es ihnen leicht gefallen, ein Gemeinsamkeit aufzubauen. Drogensüchtige kennen die Neigung, andere Süchtige und Konsumenten als Teil einer geheimen Verbrüderung zu sehen, in der man sich über die Wahl der Droge selbstredend versteht, da man gemeinsam Teil nimmt an dem selben Gift. Drogensüchtige kennen die Allianz der Neigungen, die sie wie unsichtbare Magneten einander anzieht. Ein Süchtiger kann manchmal unter einer Masse von Menschen einen anderen Verfallenen riechen und erkennen in dem Codex ihrer gemeinsamen Teilnahme am Spiel des Todes mit der Lust.

Beide wussten, wie leicht man Menschen in das eigene Leben lässt, die im Grunde so gut keine Ähnlichkeit mit einem Selbst haben alles bloß, um Komplizen für die eigene Sucht zu finden. Die wenigsten Süchtigen suchen die Einsamkeit. Snake und Kevin hatten dieses Stadion der Sehnsucht nach Geselligkeit und Austausch schon lange hinter sich gelassen wie eine plagende Erinnerung an etwas, was man entfernte Züge von Menschlichkeit hatte. Die Sucht kennt keine Freunde sondern nur Komplizen wie in einer zweitklassigen Kriminalstory. Und das ausgerechnet eine Kriminalgeschichte den Lauf der eigenen Geschichten prägen sollte kam wohl zu diesem Zeitpunkt keiner. Kevin zitterte innerlich und wusste, das es nicht am Klima liegt. Es war nicht nur das verdammte Kokain, was ihn in seinen Krallen hatte. Es war die Geilheit, die Perversion dessen, es waren die Schreie seiner Mädchen und die Momente des Triumphs, wenn er sowohl Frauen als auch Konkurrenten seinem Willen gefügig machte. Es waren die Momente, wo er in Pervercity ganz groß war, das man behaupten kann, es sei in Wahrheit süchtig nach jener Stadt, nach jenem Zustand innerhalb des Bewusstseins und Unterbewusstseins. Doch etwas stimmte nicht mehr und das bereitete ihm Sorgen.

Mit der neuen Bestellung Rotwein löste sich die Befangenheit in den beiden Männern langsam. Die Musik war längst nicht aus sondern hob die anbrechende Nacht zu einem Fest der Nacht. Dunkelheit verdrängte die Dämmerung und legte alles in ein Spiel von Schatten in jener Unausweichlichkeit, der jeder Nacht zu eigen ist.

Allmählich füllte sich das Restaurant mit immer neuen Gesichtern. Vor der Tür standen einige zu einer Schlange aufgereiht und warteten auf Einlass.
Die Bedienung hatte alle Hände viel Geschäftigkeit, oben glühten die ersten Sterne im der Finsternis. Eine Liveband spielte feucht melancholischen Sound, getragen von einem virtuosen Spiel der Hammondorgel. Ein Sänger sang mit dunkler Stimme fast schon anmutig klingende Verse, die mit ihrer Magie das ganze Szenarium langsam erfüllte. Die Musik war rockig, ein wenig Jazz vielleicht, ein wenig psychedelisch, dann wieder punkig und generell durchaus geeignet, das Tanzbein zu schwingen. Der Gitarrenspieler spielte wild aufpeitschendes Lustgebärden als würde er ein wildes Tier bändigen. Ein Hauch von amourösen Sinnlichkeit ging von jener Musik aus wie ein Tango des Universums mit seinem eigenen Geheimnis im Ausdruck der Lust, dem Spiel von Anziehung und Abstoßung. Es roch nach Schweiß, nach Nacht, nach Lust, nach Parfüm, nach nacktem Begehren, es roch nach Liebe. Die Bedienung entzündete längst die Kerzen der Tische. Man konnte sich dem Eindruck nicht erwecken, das bald sich die ersten die Küssenden sich finden. In den Augen der Bedienung brannte ein Feuer, ihre Nippel waren offensichtlich, die ihren wunderschönen Busen im Schleier ihres Oberteils verbargen. Unterstützt wurde sie von einigen anderen Frauen, vielleicht Studentinnen, die ihr weniges an Habhaftigkeit durch jenen Nachtjob ein wenig aufbessern wollten. Ein Meer von Lichtern schmückte die Szene. Vereinzelt tanzten Menschen zu der Musik auf der Tanzfläche. Wie schön Menschen sein können, wenn sie tanzen, tanzen, als hätte Gott den Menschen den Tanz geschenkt um sich an ihm der Schönheit zu erfreuen.

Der Nihilismus des Nachtlebens ist ein Hommage an die Nymphen der Rauschorgien, der Gottesdienst trinkt Cocktails und sektet sich der Münder die Scham frei, das Mänaden des Morpheus die Neophyten des Erwachens im Feuertanzes sind. Tief erfüllte Noctambulismen lassen die Gläser klirren, wandelnd dem Neon sich kokettierend in obszönen Gestiken, der Optik ein Orakel der Gunst in der sinnlichen Masturbation, die nur schwärze der Nacht ermöglicht in ihrem dunklen Gustus.

Die Zeit der Nacht war gekommen und über dem Himmel von Paris loderten die Sterne wie Kristalle im Schwarz der Nacht geschmückt. Wie viele Menschen wissen, das sie ficken wollen, wie viele Menschen wissen, wie pervers sie sein können, wenn sie sich jenem Inneren öffnen, von dem Pervercity genährt wurde in aller Begierden dunkler Art ein Himmel war. Wie viele der Menschen wissen, das sie gar nicht leben sondern ihren Träumen hinterher hängen, in deren Schatten sie sich verfangen und doch nur von Lust, von tiefer Genugtuung träumen. Die Politur der Eitelkeit ist die poetische Politik der Platonik, hinter der sich das Portrait der Schönheit abzeichnet in der sinnlichen Pornographie aus Kusswörtern. Junge Fräuleins, die nur drauf warten, im Kuss genommen zu sein um einem Tanz entfesselt zu sein um auf Rosen ins Bett gebracht zu werden im Rausch. Wie schön doch junge Tage sein können wenn der Tod in jedem Jahr des Lebens mehr im Leben sichtbarer wird.

Es war die Zeit, wo Mütter die letzten Kinder ins Bett brachten. Väter, des Krieges des Tages müde, vor Fernsehern mit Rest an Tag im Bauch, dämmerten, müde der Lust ins Bett stiegen um des Morgens klar zu sein, dem System zu sein während die Autos der Hektik schwiegen und nichts mehr blieb an Nacht und Rausch und Lust. Irgendwann enden die meisten Nächte eh im Suff und beginnen mit dem Kater danach, es sei denn, man erwacht neben einem hübschen Fräulein, was einem die Nacht lang ein Feuer der Liebe schenkte und den Morgen mit einem Kuss der Liebe beschenkt. Und mancher der Liebenden, der lustvoll der Glieder morgens auf den Markt jagen um der Liebsten Rosen ins Bett zu liegen um den ersten Kuss geschenkt zu bekommen. Oh Paris, sangen die Dichter, oh Paris, dem Musentum, dein Grab und doch ein Licht uns allen während die beiden sich anschauten um auf den Moment zu warten, sich gegenseitig das Wort zu ergreifen in ihrer Sterbenswüste. Paris, deine Parks, deine Kanäle und deine Blicke schöner Frauen sie betörten. Ich will beim ficken sterben, tötest du mich sprach der Orgasmus genannt kleiner Tod, um dem Meer eins zu sein. Und wenn ich sterbe, sprach so mancher Poet, so feiert mich, feiert meinen Untergang, tanzt, sauft, singt, fickt für mich und legt mir die Verse und Zeilen ins Grab, die eure eitle und belanglose Welt nicht achten wollte und vergesst die roten Rosen dabei nicht, damit meine Poesie mit den Würmern verendet zu Erde.
„Jeanette, wie schön dich zu sehen, wie schön du heute wieder ausschaust“, hörten sie eine Stimme aus der Masse. Kevin und Snake zuckten zusammen.
Ein Meer von Momenten voller pikanter Fügungen, voller Zwischenlicht, voller Zartheit, Momente, die im Fluss des Rausches vergehen und sich an sich selbst entzünden. Wehmut trunken und sternhagelvoll die einen, die anderen entgrenzt, lebende Skulpturen des Nachtlebens. Das junge Fräuleins Namens Jeanette war von solcher Schönheit, das sie einen Schwarm junger Männer um sich herum gruppierte. In ihren rötlichen Locken, grünen Augen und dem weißlichen Teint ihrer Haut wirkte sie auf unerklärliche Art von einer nahezu übernatürlicher Sinnenlust. Vielleicht war es auch ihre Ausstrahlung, die ihr dieses besondere verlieh, dieses etwas, was man nicht erwerben und erlernen kann und erst Recht nicht von anderem abschauen konnte. Sie lächelte einfach.

Die Schönheit all dessen entzog sich der beiden Männer, die wie in Dunkelheit gehüllt in diesem Reigen saßen. Einige der Gäste, die ab und an in ihre Richtung blickten, rümpften die Nase oder schauten verunsichert in eine andere Richtung. Selbst die Bedienung wirkte auf der einen Seite verunsichert, doch dann wieder angezogen. Vermutlich fragte sie sich, auf jene Besucher der Sänger der Black Snakes war, von denen sie sogar eine CD sich gekauft hatte. Doch als sie in diese leeren und traurigen Augen blickte, in denen ein krankes Licht müde flackerte, verwarf sie diesen Gedanken wieder. Augen, in denen sich die rötliche Adern wie Gerippe abzeichneten, die sich in endlosen Nächten verästelt hatten.

Der Rockstar und Dichter und der Geschäftsmann und Zuhälter saßen sich gegenüber und musterten sich immer noch. Von Größe schien den beiden kaum noch angesehen. Ab und an warf Snake einer jungen Dame ein Lächeln zu, was jedoch mehr gewollt als wirklich wirkte. Kevins Leben war die letzten Monate völlig aus den Fugen geraten. Er hatte es immer noch nicht verarbeitet, das die Chinesen in seine Wohnung einbrachen und Daten von seinem Rechner stahlen zusätzlich zu den Manuskripten seines ehemaligen Freundes Ricardos. Dann kam hinzu, das er seit Wochen sich eingebildete, in der Stadt von jemanden verfolgt zu werden, der es auf ihn abgesehen hatte. Er traute sich kaum noch aus dem Haus und ließ sich die meiste Zeit von seinem Chauffeur fahren. Und das ausgerechnet die eine, die er so meisterhaft mit Hilfe von Chantal abgerichtet hatte, ihn bei der Polizei anzeigen würde, hätte er niemals für möglich gehalten, wo sie doch immer so gut zu ihm war, so ergehen, so dienlich bis ins Letzte. Auch die Spur des jungen Mädchens, was sich selbst das Leben nahm und einen Brief hinterließ führte die Ermittler direkt zu ihm. Mit dem Satz: „Hier sind hunderttausend Dollar, sorgen sie dafür, das die Geschichte einfach aus der Akte verschwindet“ schuf er sich dieses Problem aus dem Leben. Hinzu kamen eine Reihe ungünstiger Zwischenfälle, die ihn, hätte er nicht so viel Geld besessen, schon längst in den Ruin gestürzt. Die Zwischenfälle in Pervercity wurden ebenfalls immer bedrohlicher und immer wieder nahm er dort Spuren auf, die ihn auf den Namen Black Snake brachte, jener seltsame Prophet dort, der scheinbar Zugangscodes zu Bereichen dieser abscheulichen Matrix hatte, die Grunde nicht möglich sind. Und ausgerechnet jener Snake, der dort in Sachen involviert, die keiner überschaut, sitzt hier, auf der Erde, als drogenzerstörter Rockstar vor ihm und starrte ihm in die Augen. Und gäbe es neben dem Sex und den Drogen eine weitere Gemeinsamkeit der Beiden so wäre das die Beschäftigung mit dunklen Mächten und Kräften. Auch Snakes Leben glitt die letzten Monate immer mehr wie Sand durch seine Finger und entzog sich immer mehr seiner eigenen Kontrolle. Nach dem Zwischenfall im Hotel war das Verhältnis zu seiner Band nicht mehr dasselbe wie vorher und auch auf der Bühne schwächelte er oft, wirkte verwirrt als sei sein sprichwörtliches Charisma von ihm gewichen, welches seine übersinnliche Präsenz oft ausmachte. Auch mit den Frauen lief es nicht mehr so wie gewohnt. Hinzukamen seiner zunehmend paranoiden Zustände, die sein Leben enger und enger zu schnüren drohte. Paradoxerweise zu seinem eigenen Untergang hier auf der Erde, wuchs seine Macht in Pervercity immens. Die Produktion des Serum lief immer mehr an und bald wäre die Erwählte bereit, ihre Aufgabe wahrzunehmen.
Die hübsche Bedienung erkundigte sich nach dem Wohlergehen der beiden, die ihr Bemühen mit dem Satz erwiderten, dass sie ihnen noch einen Merlot bringen solle.

„Und wir wollten sie viel, mein Freund“, brach Snake das Schweigen nach dem dritten Glas traubenblutigen Merlot. Kevin sagte immer noch keinen Ton sondern starrte Snake an. „Was ist? . Wollen wir uns endlich einmal unterhalten, aus irgendeinem Grund haben wir ja gefunden. Während ich, ja, ich hier, mich bemühe, diesen ganzen Scheißdreck hier zu regeln, verspielst du alle deine Gunst, steigerst dich in den Ruin.“
Kevins Blick nahm einen besorgniserregenden boshaften Eindruck an als er mit gebrochener Stimme antwortete. „Deine Show läuft wohl auch nicht mehr so wie gewohnt. Schau dich mal an, glaubst du, du machst das noch lange mit.“
„Kann dir egal sein, ich weiß, was ich gesehen habe“, schrie Snake mit aufgerissenen Augen als würde der Wahnsinn in ihm schreien.
Beide stritten sich, bewarfen sich mit allerlei wüsten Beschimpfungen und Unterstellungen, was zu keinen Ergebnis zu führen schien.
„Was weißt du über diesen Ricardo?“, wollte Snake plötzlich aufgebracht wissen.
„Dieser Mistkerl, seitdem er mit dieser Jeanette zusammen ist.“
„Du weißt doch selbst, wie wichtig sie ist“, fuhr Snake ihn an.
„Sollen die sich durch die Hölle ficken, mir ist es gleich.“
Beide rauchten eine Zigarette nach der anderen als sie versuchten, ein Gespräch zu entwickeln.“
„Was ist mit dieser Geschichte, die er schreibt“, wollte der Musiker wissen.
„Diese morbide und kranke Geschichte? Was soll damit sein. Genauso krank und durchgeknallt wie der Schriftsteller selbst“, schoss fast ruckartig aus Kevin.
„Du hast Angst, Kevin, du hast Angst vor ihm, ich sehe es dir an.“
„Snake, im Ernst, ich habe nicht viel Lust, mich mit einem Freak wie dir groß über Dinge zu unterhalten, die meine persönliche Sache sind.“
„So ist das also. Und warum wolltest du mit mir sprechen? Mal den großen Snake persönlich treffen, soll ich ein Zaubertrick präsentieren oder gleich einen Skandal auslösen?“, betonte Snake höhnisch seinen Sarkasmus und trank das Glas leer.
„Wer ist Shankar“, schrie der Zuhälter ihn an.
„Darf ich mal lachen, sag mal, und du willst ein großer Traumreisender sein wenn du noch nicht mal Shankar kennst? Ich mach dir ein Angebot und ich werde dir das Geheimnis sagen.“
„Was verlangst du dafür. Wenn du Kohle brauchst, vergiss es, ich steck keinem Rockstar auf dem absteigenden Ast Kohle in seinen Lederarsch.“
„Geld, was will ich mit Geld. Ich will was ganz anderes von dir.“
„So, ich wüsste nicht, mit was ich noch helfen könnte.“
„Pass auf, Kevin, sorge dafür, das du dich wieder mit Ricardo verstehst und ich werde dir sagen, wer sich hinter Shankar verbirgt.“
Kevin sagte keinen Ton. Beide schwiegen eine Weile.
„Warum willst du, das wir beide uns wieder verstehen“, wollte Kevin wissen.
„Weißt du, mein Freund, unter welchen Mühen ich mir hier und drüben, auf der anderen Seite, den Ruf als verrückter Prophet aufgebaut habe.“
„Was meinst du damit?“
„Das heißt, ich werde dir mit Sicherheit nicht sagen, was das Scherbenorakel mit mitteilte. Warum sollte eine Schlange den Namen ihren Giftes verraten?“
„Warum willst du eigentlich wissen, wer sich hinter Shankar verbirgt. Shankar ist ein wesentlicher Schlüssel dort, ich hoffe, du weißt, zu welcher Größe er bestimmt ist.“
„Das ist es ja. Irgendeine komische Geschichte passiert.“
„Okay, Kevin, ich habe gerade einen Scherz gemacht“, lachte Snake und rief grinsen die Bedienung herbei um einen Rotwein und einen Pastis zu bestellen. Für einen kurzen Moment konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, das eine ungeheuer Anziehung von ihm ausging, was auch die Kellnerin wahrgenommen hatte und kichernd mit leuchtenden Augen ihm diesen Wunsch erfüllte. Auf französisch flüsterte er ihr etwas zu, was sie leicht erröten ließ.
„Okay, Kevin, hör mir genau zu. Ich will wissen, was für Buch dein Schriftstellerfreund schreibt. Ich habe gehört, er soll gar nicht im Lande sein. Sorge dafür, das ich Einblick bekomme. Es ist wichtig, sehr wichtig. Keine Ahnung, wie du das machst und ich werde etwas mitteilen, was du niemals glauben wirst.“
„Wenn das alles, was wir uns zu sagen haben, wäre das geklärt.“
„Noch was, Kevin, du kennst doch Ricardos Vorliebe bestimmten Dingen gegenüber, damit kannst du ihn locken. Ihn oder vielmehr sie, den ohne sie ist er wenig.“
„Noch was, Kevin, wenn du Jeanette findest, sei einfach nett zu ihr, ich mag sie.“
Dieser bemühte sich, nicht in höhnisches Lachen zu verfallen
„Snake, wie, verdammt noch mal, bist du drüben in die inneren Ebenen gekommen, du weißt in welchem Zustand die Stadt ist.“
„Ja, deswegen brauche ich die Geschichte von Ricardo.“
„Ich schwöre es dir, ich werde dein Geheimnis noch ergründen“, drohte er dem Rockstar mit einem Gesicht, was keine Zweifel an der Behauptung offen ließ.
„Sicher, deine Bemühung in Ehren. Wenn du mich finden willst, drüben, dort, in jenen weiten Ebenen, die unbenennbar sind, so findest du mich auf dem Meer in meinem Knochenschiff.“

Sie sagten nicht mehr viel, tranken noch einen weiteren Wein und schauten gleichzeitig ins Innere des Clubs. Dort tanzten die jungen Menschen und lachten. Die Bedienung hatte alle Hände voll zu tun, die vielen hungrigen Seelen mit Getränken und Lächeln zu versorgen. Eine Gruppe von Studenten tranken Rotwein aus einer Flasche und unterhielten sich über die Abart schlechter belangloser Literatur, wie sie heute immer mehr salonfähig wird seitdem jede Hausfrau und jeder Hausmann im Netz die flach geistigen Auswüchse ihrer Minimalbegabung als Alltagsnotdurft ihren virtuellen Nachbarn zu Kaffee und Kuchen präsentieren darf um den goldenen Gartenschlauch vorzüglicher Literatur überreicht zu bekommen, das Joyce, Bulgakow, Dostojewski, ja selbst Nietzsche dieses mit tiefster Verachtung strafen würde um mit jenem Gartenschlauch ihnen die Lenden ihrer Kleinmütigkeit zu striemen. Die Demokratie hat auf demokratische Art und Weise die Idiotie wieder zum Volk gebracht als Stimme des Volkes behauptete ein junger Mann mit langen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haare.

Immer wieder hörte man Stimmen lachen in dieser frühlingshaften Nacht in Paris, in denen sich leicht nur, ganz leicht, sowohl meckernde als auch frivole Töne legten, die zu angedeutet blieben um als obszön und vulgär bemerkbar zu sein. Ein junges Pärchen um die zwanzig küssten sich wild und innig wie zwei wilde Tiere, die nur auf die Entscheidung warteten, im geeigneten Moment sich selbst zu entblößen, zwei wilde Tiere, die doch dem Engel nahe, in Liebe ergriffen um der Nacht ein Feuer zu sein. Möchtest du mein Feuer entzünden sprachen jene Augen, deren Wahrheit ein Leuchten war, was sich an der Schönheit dessen entzückte. Und wäre der Liebe eine Rose, so wäre dieser Liebe, die sich im Kuss verliert und auflöst in solchen Moment die reichste aller Blüten aller nächtlichen Begierden. Wer kann sagen, wo zu jener dunklen Stunden die Schmetterlinge. Ein Hunde schlich durch die Massen und bellte.

Snake und Kevin, trotz ihrer Trunkenheit, schienen ganz stumm zu sein wie als ob sie in einem ganz tiefen Grund lagen. Welchen Grund mag ein Meer haben wenn alles ein Meer ist. Kevin zündete sich eine weitere Zigarette an und steckte sie zwischen seine schmalen Lippen in seinem von einer schwarzen Sonnenbrille verdunkelten Gesicht. Er sagte einfach nichts. Er fror. In seinem Kopf brüteten finstere Gedanken. Der schwarze Lockenkopf mit dem Blick eines Raubtiers tat es ihm gleich. Und gäbe es Engel des Herren in dieser dunklen Stunde, die ihre zarten Schwingen des Lichts der Liebe den sterblichen Kinder des Lebens ums Herz legten um sie auf den Flügeln des Lebens zu erheben so wäre es ein Glanz goldener Süße im Tanz der Sinne. Doch was blieben jenen Engeln außer die ewige Sehnsucht nach Momenten der Liebe in einem Leben vieler Nächte und vieler Gläser gestrandeter Einsamkeit.


„Sag doch, was für wundervolle Stadt Paris ist“, sagte Snake schüchtern als hätte er Angst etwas heiliges zu verraten. „People are strange when are a stranger“, hauchte ein Wind in betörender Einsamkeit im ihn den Sinn.

Wäre nicht diese allgegenwärtige Schwärze hätte man vermuten können, seine dunklen Augen hätten den Hauch eines Leuchtens. Er schaute kurz in den Himmel und bemerkte, das sich ein voller Mond im silbernen Kleid dort zeigte. „Was für eine wundervolle Stadt doch Paris ist, so schön, das man dort im Schmerz sterben kann und dennoch glücklich ist“, fügte er gedankenverloren hinzu, fast flüsternd in Betörung. Dann lachte er, laut, höhnisch, meckernd, teuflisch wie ein wüster Bock. Kevin nickte fast unmerklich, bemühte sich, seine Sonnenbrille gerade zu richten, seine Wangen blieben eingefallen. Snake Gedanken verloren sich in willkürlichen Erinnerungen vieler Küsse in jenem wilden Garten seiner selbstbeschworrenen Poesie, die ihm einst die Kraft schenkte, die Welt in Feuer zu setzen und in Atem zu halten. Von Irgendwoher krächste ein Rabe dem Tod ein Licht.

Etwas umgab sie, doch von jenem namenlosen nahm keiner Kenntnis sah man davon ab, das es den Anschein erweckte, als ob sich eine zunehmend gelöste Stimmung bemerkbar machte unter den Gästen. Und wer wird schon darauf kommen, das Pervercity nur drauf lauert, in dem einen oder der anderen in dieser Nacht noch ungeheuerliche Lüste zu entfachen und zu entfesseln in den Farben perverser Gelüste. Die hübsche Bedienung zündete eine erloschene Kerze wieder an. Ihre Augen leuchteten dabei als ob sie der Nacht selbst ein Feuer zündete. Ihre Erscheinung war solch ein Ausdruck der Zierde als sie sich nach dabei noch vorne beugte in Hingabe, wie schön muss solche Pracht erzittern, wenn nackte Lust den Leib erfasst und welche Wonne mag erstimmen, wenn jener Leib, in Fesseln leuchtet so wonnigen Schmerzen der Lust dachte sich Kevin. Snakes Gedanken drehten sich dabei um den Gedanken, an was es einem Weibe mehr bedarf als rosensüßen Honig zarter Worte oder Peitschenklänge. Charisma, reines Charisma war das Geheimnis des Selbst gleich einem Stern der Liebenden, dem alles sein ein Wille zur Lust ist im Segen alter und mächtiger Götter im Geistertanz, doch so wie jene den Erwählten diese göttliche Gewissheit schenkten, sie nahmen sie ihnen auch wieder um sie fallen zu fallen, fallen zu lassen in den Dreck des Abgrundes. Ihn beschlich ein Gefühl völliger Leere und Entfremdung dabei das er sich am liebsten billige Drogen gekauft hätte.

Kevin entfernte die schwarze Sonnenbrille seinem Gesicht und blickte Richtung der Traube vergnügter Menschen, die sich lächelnd, kichernd ihrer Freude hingaben und doch waren allem eine stille Einsamkeit in jener Nacht der Kerzenlichter. In den Augen von beiden trat ein ganz eigenartiger Ausdruck, fast traurig der vielen Tode, doch genauso gut könnte man diesen Blick mit dem Attribut wahnsinnig benennen. Augen, die so leer wirkten als hätten sie Ewigkeiten lange keine Tränen mehr gesehen, in deren Strömen das Leben den Schmerz lehren würde, den Schmerz einer Welt, die in Belanglosigkeit sich selbst ins Lächerliche führt.

Sie verweilten noch einige lange Momente dort, tranken noch einige Rotwein. Auf ihren Mundwinkeln zeichnete sich ein diabolisches Grinsen ab als sie sahen, was sich dort entwickelte.

Wo sind die Trauben, die man uns versprach, murmelte Snake als er sah, das in der Masse eine ziemliche Unruhe sich verbreitete. Dann sahen sie, wie zwei Männer eine Frau heraus begleiteten, die zitternd der Schmerzen ergriffen unter Tränen stehend eine Klage der Verzweiflung an den Himmel über Paris schrie. Es war Jeanette, jenes hübsche Fräulein mit den rötlich gelockten Haaren. Sie schrie hysterisch wild kreischend wie ein wildes Biest als ob immer und immer einen Namen schreien würde. Dann brach sie auf dem Boden zusammen. Es verbreitete sich die Nachricht, das sich gerade auf der Herrentoilette einer selbst das Leben genommen hatte in dem er sich sein Geschlechtsteil abgeschnitten haben sollte und verblutete und als die Musik aufhörte zu spielen, blieben einige Gäste immer noch und als die Lichter ausgingen war die Nacht zuende während der Mond über Paris einen leichten Stich ins Rot bekam. Die beiden in schwarz gekleideten Männer trennten sich ihrer Weg. Kevin besorgte sich noch eine Flasche Whisky und trank sie im Hotel leer. Die Schlange hatte Snake wieder und wie einer unsichtbaren Einflüsterung folgend beschloss er, den Friedhof von Père Lachaise aufzusuchen. Vor einem in völlige Finsternis umfangenen Grab blieb er stehen. Er hatte dabei das Gefühl in tausend Schlünden zu zerfallen und dabei zu verbrennen wenn tausend Flammen untergehen. Er wollte sterben wie er sich noch niemals so sehr gewünscht hatte zu sterben. Meine geliebte Göttin waren seine flehenden Gedanken, nimm mich auf, lass mich sterben, völlig sterben in dir, für dich, vernichte mich schrien seine dunklen Windungen in Wirbeln dem schwarzen Nichts entgegen. Er kniete vor dem Grabstein in der Hoffnung, dort Antworten und Hinweise zu finden. So schloss er die Augen. Er wirkte wie eine geheimnisvolle mystische Figur aus alten Geschichten.

Doch er wusste, er darf nicht starben, denn er hatten einen Auftrag zu erfüllen. Auf der Leichenbett lagen im Moderbeet einige Bünde roter Rosen, die schon anfingen zu verfallen als hätte sie ein Liebender dort vergessen. In bedrohlich wirkenden Lettern las er auf dem Grabstein die in griechische verfasste Inschrift: „Gemäß seinen Dämonen“

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Texte: einzig alleine beim Schöpfer dieser Gedanken
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2011

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