Outing
Nein, ich werde niemals outen, was ich für Blumen im Vorgarten wachsen lassen, denn mein Garten ein wilder Wald voller Magie, Zauber, Wurzeln und Gewässern. Ich werde niemals ein Wort über meine Kinder verlieren, denn ich habe weder Kinder noch Frau noch Eltern und meine Kinder seid ihr, Brüder und Schwestern meiner Träume. Euch gilt mein Wort, was ich aus meiner Wüste erhebe im Tonfall einer Schlange, die sich in euch kriecht um euch zu prüfen auf die Frage, ob ihr wisst, dass ihr wirklich lebt. Meine Eltern sind die Sterne und die Finsternis dahinter.
Nein, ich werde niemals eure seichten Gewässer betreten, die eure Bürgerlichkeit ausmacht, welche eure Denken ausmacht in der ganzen trivialen Oberflächlichkeit lebendiger Abziehbilder von euch selbst. Pappfiguren im Puppentheater, allesamt durchschaubar, berechenbar, benutzbar mit einkalkulierten Reflexen.
Nein, ich werde niemals mich in jene Welt der seichten Floskeln jener bewegen, die glauben, Kultur wäre eine Minimalgeburt geistiger Fünfminutenpoesie. Wem es nicht passt mag gehen. Ich zwinge keinen dazu, sich von meinem Gedanken, Gedichten und Texten fesseln zu lassen. Ich jage keinen durch den wilden Garten um ihn in die Irre zu führen, um ihn dort, mit dem Gesicht zur Wand, zu fesseln, anzuketten um sich von meinen Worten entführen, verführen und verlocken zu lassen. Keiner wird von mir ausgesaugt bis auf das Blut und keinem drohe ich Gewalt im Falle des Widerspruches. Ich peitsche keinem dem Leib zur Glut und scheiße keinem eine Anklage auf seine Freiheit, denn Kunst ist frei sowie der Geist dahinter frei ist.
Doch eines, Brüder und Schwestern des Waldes der Verzückung, werde ich immer machen, solange mein Herz schlägt, solange mein Atem mich belebt. Ich werde meine Innigkeit ausdrücken, schreiben, schreien, zaubern, wundern, tanzen, meditieren, saufen, scheißen, fressen, lachen, weinen als Lebender, als Erwachter. Ich komme von einer langen wieder und habe einen Arsch voller Geschichten, Gedanken und Gold in mir.
Und jeder, der sich meinem poetischen Sturm, meinem literarischen Reigen entgegenstellt wird übergangen, wird übersehen, denn mein Weg geht nach vorne. Tief hinein in die Mutter, tief in die Höhle der Geburt, die mich nährt und stillt in der grenzenlosen Liebe zu meiner eigenen Mutter.
So wisst, das ich euch weder das Blaue vom Himmel herunterlügen werde noch eure Rollen, eure Vorstellungen zu spielen habe denn eure Welten sind mir zu billig, zu durchschaubar, zu trivial und lächerlich in all den peinlichen Versuchen, sich hinter Masken zu verstecken. Ich brauche keinen Vorgarten, keine Enkelkinder, keine Haustiere als Kindersatz, denn mein Kind ist die Poesie. Ich bin mein eigenes Kind, habe mich selbst ausgetragen, erschaffen, habe mich selbst geboren in meiner Poesie, meinen Texten, Liedern und Gedanken. Jeder ist seines Selbst der eigene Schmied genau wie jeder seines ICHs der eigene Totengräber ist.
Im Grunde ist das gleich. Euch gilt mein Mitgefühl, meinen Zorn, Schmerz, Trauer, Lust, Verlangen, Erleuchtung bewahre ich mir selbst auf um meine Poesie, meine Geschichten zu nähren mit dem Blut meines Herzens. Ein Ja auf mich selbst.
Von Zeit zu Zeit enthüllt eine von Skandalen und Sensationen genährte Presse immer wieder in reißerischer Pose die Nachricht, das sich ein bekanntes Gesicht öffentlich geoutet habe, einer homosexuellen Gesinnung verfallen zu sein. Es erweckt den Eindruck, als ob jenes sich outen zwangsläufig im Bewusstsein der Bürger dieses Landes unweigerlich mit einer offiziellen Bekenntnis zu einer unnatürlichen sowie perversen Gesinnung gleichgesetzt wird.
Hört, hört, da ist jemand der ist, was er ist. Er schreit gegen den Wind, er tanzt mit den Winden. Im Feuer hat er zu brennen, im Feuer wird er tanzen. Hört, ihr wanderten Völker, aus seiner Einsamkeit steigt er aus der Höhe, kommt aus der Tiefe und hat etwas zu sagen. Und dieser Splitterfasernackte, dieses Kind, diese Unschuld, mit nichts aus sich selbst, singt sein Lied, singt seine Geschichte, singt seinen Untergang und seine Auferstehung aus dem Morast der Todes. Diese Unschuld ist ein einziger Kuss, ein Hand, die findet und fühlt, ein Herz was fühlt in allem ob es nun schön und entzückend, ob es nun eklig oder erschreckend ist.
Ich habe schon einmal einen Schwanz im Mund gehabt, habe meinen Arsch mir von einem Mann mir nehmen lassen. Na und, was ist denn schon dabei? Von Sperma im Mund stirbt man nicht und es hinterlässt auch keinen bleibenden Schaden in einem.
Ist man deswegen ein schlechter Mensch? Ich habe mir mein ganzes Leben anhören müssen, was für ein Arsch, was für ein Teufel, was für ein Haufen dreckiger Scheiße ich sein soll, dass ich geglaubt habe, das zu kompensieren, in dem ich mir einredete, ein Engel zu sein, ein auserwähltes Wesen im rabenschwarzen Kleid der Nacht. Gleichwohl glaubte ich dabei immerwährend genau das Gegenteil von mir selbst.
Die meisten Menschen dachten und denken eh, ich wäre das und das, habe es mir immer anhören müssen, das ich den Teufel, den Satan in mir trage. Höre das mal dein halbes Leben. Welche Träume entwickelt ein in der Kindheit missbrauchtes und vergewaltigtes Wesen? Missbraucht in einer Art und Weise, die über die üblichen Formen weit hinausgeht, die einen in den Wahnsinn treiben können, aus dem ich geflohen bin, aus dem ich herausgewachsen als Krieger des Lichtes und des Lebens.
Mastkur aus Würmern und Scheiße für das schreiende Wurmkind mit dem Kopf in den tiefsten Höhen und weitesten Tiefen träumend, umgeben von Göttern und Dämonen. Geschlagen zu werden, eingesperrt zu werden in die Finsternis der Ohnmacht bis nur noch ein Schrei blieb, der mich die Sehnsucht bluten lies. Ein Pakt mit dem Unterbewusstsein geschlossen, welches mir die Träume schenkte, die mich läuterten. Macht das mal mit, ich gönne es keinem. Diese extreme Spannung in mir, die nur durch noch extremere Müdigkeit und Traumnebel ausgeglichen wurde.
Was nun, meine Freunde, was nun. Kommt jetzt der schüttelnde Kopf, kommt jetzt die ablehnende Hand oder ein tugendhafter Versuch, aus Mitleid eine Geste zu zeigen, die wie Hilflosigkeit erscheint. Keine Sorge, ich brauche euer Mitleid nicht, ich brauche eure Hilfe nicht. Ich will nur, dass man mir zuhört genau wie ich anderen zuhöre in allem.
Meine Poesie, meine Bücher, dass alles ist keine Show, kommt nicht aus dem Irgendwo um eine große Nummer zu sein. Ein Arsch zu sein, ein Zerstörer, ein Ekelfaktor, ein Prophet des Abgrundes und des Todes oder doch besser der brave Engel, der gute Bürger, der Spross der Weisheit?
Hemmingway sagte einmal, die beste Voraussetzung, ein großer Künstler zu sein ist, eine schwierige Kindheit zu haben und genug Ehrgeiz, Mut, Unerschrockenheit sowie Talent. Ein Engel der Hölle oder ein Teufel des Himmels, was spielt das für eine Rolle in der Wildnis der eigenen Träume. Zwischen Psychiatrie, Gefängnis, Straße und Erleuchtung zerschollen auf dem Weg zur Quelle allen Lichtes. Keine Droge unversucht lassend in unersättlicher Gier und doch immer wieder der Sucht entkommen durch nichts anderes als die Glauben an etwas gutes in mir selbst, etwas feines, zartes, weiches und wundersames. Geläutert, gereinigt, erneuert und immer ins Leben geworfen sich dem Sein zu stellen.
Es hat mir nicht wirklich gefallen, mit einem Mann einen Akt zu vollziehen, doch wenn dich die Neugierde packt, gibt es nur einen, der dir im Wege steht und zwar du selbst. Dieses Etwas, diese Schuld und Scham, dieses falsche Gewissen, was dauernd alles moralisch bewerten muss, dieser Furzkörper der Erziehung, dessen Anstand oft nur eine Maske der Heimtücke ist versperrt den Weg in die Freiheit des Herzens.
Auch diesen Spiegel habe ich zertrümmert, auch diesen Schatten zugrabe getragen in endloser Traumarbeit. Eine weitere Illusion zu Asche verbrannt, um vom Fluss des Leben ins Meer getragen zu werden. Soll ich jetzt Einzelheiten erzählen über Wahrheiten meines Selbst, die ich selbst noch nicht einmal begreifen kann?
Ich oute mich, jeder kann mich sehen und ob ich mit Blumen oder mit Erde oder Dreck beworfen werden ist mir egal. Jeder, der sich vor meinen Worten ekelt oder erschrickt, verkennt die Schönheit dessen, durch die ausgeglichen wird durch so viel mehr an Schönheit. Ich werde meine Gedichte, meine Poesie, meine Geschichten weder vom Thema noch Motive ändern, selbst wenn ich dafür gekreuzigt oder verbannt würde. Doch das ist nicht meine Absicht. Ich bin einfach da als das, was ich bin mit all meiner Geschichte, all meiner Vergangenheit, all dem Licht und all der Finsternis in mir selbst. Alle den Gefühlen und Instinkten, Träumen und Wünschen, die mich beleben und in Bewegung halten. Selbstbewusst heißt sich selbst bewusst sein und ist weder ein spirituelles Konzept, ein irreales spirituelles Konzept der Selbstbeweihräucherung, ein spirituelles Konzept der Weltflucht noch ein Leistungsbeweis der eigenen Stärken sondern die schamlose, skrupellose, nackte und unschuldige Annahme von sich selbst in seiner totalen Ganzheit und Einheit.
Ein Baum der wächst, aus dem Inneren heraus, sucht sich über die Sehnsucht seine Wurzeln und streckt sich in seinen Träume in den Himmel hinein und nichts, aber auch wirklich nichts kann sein Wachsen und die Art des Wachsens einschränken.
Es ist pervers, aus seiner persönlichen Geschichte einen Mythos zu spinnen und das ist genau das Coming Out. Ich werde aus meiner schwarzen Kindheit und finsteren Jugend kein religiöses Drama mehr spinnen zwischen Erlöser und Teufel, zwischen Süße und Scheißdreck in mir selbst. Mich nicht mehr mit meinem ICH in meine Filme verstricken, die mich von dem trennen, was ich selbst bin. Und doch dabei mich selbst belassen, mich zumuten, mich zeigen im Lichte des Lebens auf der Bühne der Öffentlichkeit ohne Scham und Skrupel, ohne Reue und Schuld. Werde mich nicht mehr in die Schizoprenie fallen lassen, die mich zwischen Hass und Liebe auseinanderdiviert in tausend Fragmente meines Wesens im Spiegellabyrinth zerbrochener Träume.
Sich selbst vor sich selbst outen ist vielleicht der größte Schritt überhaupt. Die Scham auf sich zu nehmen, den Spott um zu sagen, seht ihr Bürger, so einer bin ich, ich bin einer von denen und ich stehe dazu, lebe es, fühle es und was macht ihr ? Bekennt ihr euch zu etwas außer euren fadenscheinigen Identitäten aus Arbeit, Familie und Nationalität und vorsätzlicher Religionen?
Keine Sorge, so bin ich nicht. Um beim Thema zu bleiben. Brüste und Ärsche schöner Frauen sind einfach mehr ansprechend als haarige Pobacken von Männern, denn alles, was aus Liebe entspringt ist, ist gut, selbst wenn es nicht immer sichtbar ist. Sich selbst im Spiegel sehen um zu sagen, seht, ich bin es, gleichwohl der Spiegel niemals das Selbst wiedergibt sondern lediglich die Masken spiegelt.
In einer Welt, die bis auf die Knochen korrupt ist, zerfressen von Gier und Unersättlichkeit, von Betrug, Abzug und Lüge, dürfte die persönliche Fantasie nichts darstellen, was das Leid der Welt mehrt statt der Welt ein wenig mehr an Licht und Freiheit zu schenken.
Seht meinen Schmerz, seht meine Tränen, die ich euch zuliebe vergossen habe um als Dank nur Ignoranz zu ernten. Wie oft habe ich gebetet und um das mindeste gefleht, was man einem Menschen geben kann. Lest meine Gedichte denn sie sagen mehr aus, als man auf den ersten Blick vermuten wird. Es ist meine Geschichte, von der ich schreibe. Eine Geschichte, die mich in die sonderbarsten Orte meines Verstandes geführt um dort die Spuren zu finden, die mich zu dem machen, was ich bin. In jener Flamme entzündet mich meine Poesie, meine Lyrik, meine nächtliche Tiefe.
Zuviel Wahrheit kann ein Schwert sein. Zuviel Nähe kann ein Feuer sein und so erspare ich mir den Pathos, euch die ganze Fülle meiner wilden Fantasie zu offenbaren. Nichts lässt das Feuer der Leidenschaft mehr zum erlöschen bringen als zu viel der Wahrheit des eigenen blind zu offenbaren. Nichts ist langweiliger als durchschaut zu werden und so halte ich immer ein paar Karten in der Hinterhand. Soviel Wahrheit behalte ich mir selbst vor in meinem Schweigen gleich einem süßen Entzücken der Stille. Männer sind ja so berechenbar. Ein Wunder, das wir in dieser Trivialität es zu so einer kulturellen Entwicklung gebracht haben.
In einer Welt, die derartig aus der Mitte gerissen wurde, spielen die Träume eines Poeten nur in seinem eigenen Drama eine zentrale Rolle. Der Wind weht auch ohne meine Träume weiter genau wie die Erde sich ohne meine Träume weiterdrehen wird.
Wer maßt sich an zu sagen, was pervers sei in einer Welt, wo die Mächtigen ihre Fantasien im Keller sadomasochistischer Fantasien für teures Geld ausleben. Fragt man eine jener Dominas, die wie Göttinnen die Peitsche des Zornes schwingen, nach
jenen Reichen und Wohlhabenden, würden die Ungetüme geheimer Wünsche offenbart werden in all ihrer Entsetzlichkeit.
Wären solche Berichte von Prostituierten ein inoffizielles Outing, wie sehr die Welt an ihrer Widersprüchlichkeit erkrankt sei? Gibt es Dinge, die einfach niemals geoutet werden, wenn bestimmte Formen der Offenheit öffentliche Empörung auslösen könnten. Denn nichts stört einen Moralapostel mehr als Leute, die von der eigenen Vorstellung abweichen und genau deswegen dort einen Teufel zeichnen müssen. Freiheit duldet das anders sein in all seiner Ausdrucksweise. Nicht um der eigenen Vorstellung die Bestätigung zu liefern sondern um sich selbst heraus zu sein.
Schwulheit ist genauso wie bizarre Sexualität ein Teil der Realität geworden, doch welche Geschichten damit in Verbindung stehen, welche Fantasien damit Erfüllung bleiben, wird selbst bei öffentlichen Outings immer ein Kopfschütteln abverlangen. Muss ein Poesie-Album für alle Welt da sein, um von allen gesehen zu werden und dabei hinter tausend Masken sich verstecken, da man überhaupt nie gesehen werden will als das, was man ist. Muss die Welt ein Hurenmarkt sein, um sein inneres an ihr zu prostituieren, um im Zentrum der Wahrnehmung anderer zu stehen, da man sich nicht genug ist. Doch Dichter lieben nicht zu schweigen genauso wie Sänger es nicht lieben, nicht zu singen.
Unter Outen kann man viel verstehen, soll damit heißen, zu sagen, ich das bin und das macht jene Doppelmoral heutzutage aus. Für eine Etikette reicht ein Bekenntnis, doch kommen wahren Geständnisse zu Tisch, neigt der Bürger den Kopf mit Empörung zu schütteln als wolle er sagen, pfui, nein, in meiner Welt gibt es so etwas nicht. Schlimmstenfalls ertönt hinter vorgehaltener Hand der Ausruf, man habe es doch schon immer gewusst. Wie kann man nur ist das Mantra der Entrüstung.
Soll ich weiterhin über mich selbst schreiben am Tage, wo ich mich oute. Soll ich von jenen Stunden erzählen, wo ich im Zimmer hockte, schreiend, innerlich blutend, zum verrecken hasserfüllt und abgrundtief traurig dabei. Wie sich der Schmerz durch mich bohrte, um mein Herz dort zu finden. Geht es jemanden etwas an, wie oft ich fluchte, wie oft ich schrie und kotzte, wie oft ich mich abstoßend fand im Glauben, ein Monster zu sein auf der Jagd nach der jungfräulichen Schönheit. Vielleicht bin ich intensiv. Immerhin bin ich noch intensiv und nicht farblos, leblos und blass. Und die Tage, wo ich in meinen Nächten träumte, die Welt in Dreck, in Scheiße zu verwandeln, sind lange einem Licht in mir gewichen, da ich ich eine wichtige Entscheidung in mir selbst getroffen habe. Wie lange habe ich gebraucht, um zu erkennen, das es lediglich meine eigenen Träume waren, die im Grunde nicht wirklich entscheidend für die ganze Welt sind.
Welches Interesse sollten die Menschen haben, jemanden zu lesen, der lange Zeit zwischen Gier, Geilheit, Selbstzerstörung, Selbstekstase, Erleuchtung und lethargischer Müdigkeit durch seine Nacht trieb. Sollten diese Verdachtsmomente ausreichen, eine Diagnose zu stellen über seinen psychischen Zustand, um jemanden zu finden, dem man die eigene Schattenhaftigkeit in die Schuhe zu schieben. Vergesst es, der einzige schwarze Mann, den es gibt, seid ihr in Wahrheit selbst, wie ihr euch kriecht und windet um anderen fadenscheinig weiszumachen, das ihr so schön und toll seid und euch selbst bepudert mit eurer Scheinheiligkeit, die alles andere als heilig ist.
Daher werde ich mich nicht outen. Es geht keinen was an, wo ich meine Nase überall reingesteckt hatte, um Lösungen und Antworten zu finden auf Fragen, die die meisten Menschen niemals stellen würden. Es geht keinen was an, wie ich in meiner Kindheit missbraucht, gedemütigt, vergewaltigt und gleichzeitig vergöttert wurde von Menschen, Frauen, die mich mehr verletzten als die Zumutung tragbar macht und gleichzeitig überliebten. Überliebten und mich dabei in einen autistischen Zustand verbannten, von dem meine Suche nach Freiheit, Wahrheit, Leben und Ausdruck begann. Ein Ringen um etwas, was sich ab und an in einem Ausbruch von Energie entlud wie ein Vulkan der Wörter und Gedanken.
Es ist nicht die Geschichte der Schmerzen und des Ekels, die ich in mir trage sondern die Geschichte der Überwindung, die Geschichte des Kämpfens für mich selbst um irgendwann die Waffen ruhen zu lassen. Bevor das Outing noch ein Stigmata wird, mit welchem man mich brandmarken will und selbst wenn, was spielt das noch für eine Rolle für mich? Spielt die Geschichte überhaupt noch eine Rolle wenn nicht als eigener Pathos, in dem man sich selbst gerne leuchten sieht.
Wollt ihr hören, welcher Schönheit ich jahrelang hinterhergelaufen in meinen Träumen. Wollt ihr hören, welche Süße ich glaubte, bei Huren zu finden, die mir zeitweilig die Wonne schenkten, mich für ein paar vergängliche Moment mit der unvergänglichen Freude zu beschenken, als das angenommen zu sein, was ich in der Ganzheit meines Seins bin. Ihr würdet es nicht glauben, von welcher abartigen Schönheit die Seelenschwester meiner Fantasie ist, zu welchen irrwitzigen Abgründen versauter Dreckigkeit sich jene Zauberfee hingab der Liebe wegen.
Wenn meine eigene Seelenschwester so eine wundersame Ferkelin ist, wie sehr muss ich, als ihr Bruder eine Seele mit ihr sein und doch ist sie von einer Schönheit, die einem den Verstand rauben kann. Die Wahrheit trägt sonderbare Züge ab und an. Die Wahrheit ist ein Witz.
Wollt ihr hören, welche Drogen ich nicht unversucht ließ auf der Suche nach etwas, was niemals erklärbar ist und nur im Nebel der Sehnsucht ein Licht glaubt zu finden auf der Reise durch die Nacht in den neuen Morgen. Einer Reise in den Wahnsinn, die mich fast meinen Verstand kostete, mich in das Gefängnis und die Nervenheilanstalt führt um dort weitere Spuren zu finden, die mir den Weg zeigten.
Psychosen überwindend, Paranoia überwindend in einem wilden ungezügelten Irrgarten der Träume, die mich auf ihre Reise mitnahmen in die Unbestimmtheit des Grundes um irgendwann, endlich, unendlich, als Mensch anzukommen auf der Erde mit beiden Füßen auf dem heiligen Boden von Mutter Erde.
Ich werde mich nicht outen. Meine intimen Fantasien bleiben das, was sie schon immer waren und zwar mein Geheimnis. Alle die Wünsche und Sehnsüchte, die mich aufgefressen haben, mich in sich hineingezogen ohne einen Moment sie zu schmecken, zu fühlen. Sie bleiben im Grab meiner Einsamkeit versiegelt im Feuer meiner eigenen Nacht.
Fantasien, die mehr als das sind, mehr als Trieb, mehr als Wunsch, mehr als Idee im Kopf sondern ein wesentlicher Schlüssel zum Verstehen meiner Innenwelt, meiner Kunst, meiner Sichtweisen und Haltungen. Ich sehe schon die Intelligenz, wie sie ihren Kopf zerbrechen werden um mich zu interpretieren um bei dem Punkt hängenzubleiben, das es wohl die Kindheit gewesen sein muss. Und die Drogen, denn Drogen zerstören, dass es nicht verwunderlich ist, das jemand solche Gedanken entwickeln kann, denn es sind ja immer die Drogen. Und das Unvermögen, jemanden als mehr zu sehen außer ein Klischee.
Ich werde nicht sagen, wie oft ich den Mörder in mir kannte, den Killer genauso wie den Erlöser, den Heiler, denn ich weiß, das ich, wenn es ums outen, das überhaupt, weder ich noch sonst wer Anspruch auf einen Titel hat wie ein willkommensein im Club der sich-geoutet-haben. Welcher Hurenbock auch immer meinem Lachen diese obszöne Dreckigkeit verleiht wenn ich mich freue über die Wonne. Vermutlich bin ich sogar eine Rose in mir selbst, eine Blume des Lebens.
Sehr doch, dieser schon wieder, jetzt ist es öffentlich, er hat sich geoutet, ob da nicht ein Spötter sagen mag, da schau einer an, so einer ist das also, er habe es ja schon immer gesagt, heimlich, im Hinterkopf. Sollen sie mich am Arsch lecken, um Goethes Götz zu zitieren, die ganzen Hintersinnigen, Heimlichen und Heuchelnden hier. Sollen sie sich ihr Maul zerreiben mit Aphorismen der Binsenweisheit, hinter denen heimliche Vorurteile und Verurteilungen lauern, die nur drauf warten, wieder mit nackten Finger auf andere zu zeigen.
Sollen sie mich ruhig deuten und interpretieren in ihren Projektionen. Ich bin der Narr auf dem Hügel und lache vergnügt über alles und jenen, denn der Magier meiner Tiefen hat das Licht jener grundlosen Heiterkeit in mir selbst entzündet, die nur ein tanzendes Licht hat.
Ich werde nicht die Namen der Dämonen zitieren, die ich mit meinem Hass und Angst nährte, da ich glaubte, es wäre cool, zu böser Musik böse Fantasien gut zu finden. Und ich werde nicht die Engel zitieren, die mir Licht zeigten um meinem Herzen, dann und ab, fast unbemerkt, die Bitterheit, die Verbissenheit, die Verkrustung nahmen, mit denen ich mich selbst schützte aus Angst vor mir selbst.
Früher brannte ich nach, mich zu veröffentlichen, doch mehr als Pathos und Schwachsinn war nicht drinnen. Heute oute ich mich in all meinen Gedichten und Geschichten und ehrlich, ich liebe es. Ja, ich liebe es, wenn die Leute den Kopf schütteln, gerade die anständigen, die braven, die hinterlistigen und die im Vorruhestand dösenden. Und ich liebe es zu spielen mit meinen Worten.
Um beim Outen zu bleiben, ich bin Erdnuss-Flips-Junky, trage Boxershorts und manchmal zwei verschiedenfarbige Socken. Außerdem kaufe ich bei McDonals. Ich bin Steinbock Azzedent Stier und liebe Kabarett. Außerdem knappere ich manchmal an den Fingernägeln, wenn ich mal vergessen habe, mir jene zu beschneiden.
Wie schrecklich ist denn das. Jemand, der sich vorstellt. Gestatten, Vogt, Lebenslauf auf den Tisch geknallt. Stellt mich ein, ich bin ihr Mann, wann geht’s los? Hut ab, Höflichkeit vor, der Dame aus dem Mantel geholfen und reinen Weine einschenken. Kaviar muss nicht immer sein, viel zu wertvoll und teuer für das Loch in meiner Geldbörse und geschenkt bekommt man in diesem Leben nichts. Bis auf die Schuhe, die mir Andrea schenkte. Man glaubt es nicht, wenn man das hört. Töchter der Erde, stellt mich bloß niemals euren Müttern vor. Ich nehme eure Schokolade nicht an.
Nein, das ist viel zu viel des Guten jetzt.
Wer erkennt, das er alles in sich trägt, von Teufel bis Engel, von Mörder bis Heiler, von Räuber bis Pflanzer, wer jenes in seiner ganzen Fülle erfasst ohne sich gegen etwas zu stellen, der ist in sich ganz, heißt ungeteilt, ein Individuum, ein echtes Wesen, der Rest träumt den eigenen Totentanz und sei er noch so schön und lieb. Die meisten Menschen hassen sich selbst, weil sie dauernd damit kämpfen, das bestimmte Vorstellungen von ihnen nicht mit anderen übereinstimmen, was im Grunde schizophren ist. Zu sagen, ich bin alles, was ich bin, heißt Mut zu haben ohne sich in der Öffentlichkeit branden zu lassen um dem Pokal der Coolheit.
Nein, ich werde mich nicht outen, nicht sagen, das ich ab und an im Stehen pisse und mir lustige Gedanken dabei mache. Manchmal popel ich in der Nase und hoffe, nicht ertappt zu werden, wenn ich den Finger ablecke. Ich werde nicht sagen, welche Filme ich schon im Netz gefunden habe, dann was war, spielt keine Rolle für das, was ist, in diesem Moment, wo nur der Moment zählt. Vielleicht lüge ich auch einfach, wer will das überprüfen. Doch eines kann ich zeigen. Ich kenne meine eigene Wahrheit und ich bin mir nicht zu schade, sie zu sein. Und wer sagt, das ich immer nett sein muss. Wer sagt, das ich immer freundlich sein muss? Doch keine Sorge, es gibt keinen Grund zu bangen. Für eine kosmische Wahrheit bin ich viel zu sehr ich selbst.
Im Zimmer hockend, in Kälte, Schlamm und Schleim, im Schatten, Kellerkind und nur die Ketten glänzen nach silbrigen Licht einer geheimnisumwobenen Göttlichkeit ohne Namen. Es tropft die unermüdliche Verzweiflung und der Zweifel im Tale des Todes, in der Tiefe. Und doch ist dort eine Tür. Die Tür öffnet sich, Licht dringt ein, ein Weg bahnt sich an. Draußen auf der Wiese spielen Kinder, nackt und unschuldig. Haben sie sich dabei selbst geoutet ? Und spielt das überhaupt eine Rolle, wie andere einen sehen ? In Wahrheit brauche ich einfach nur Liebe und die Aufrichtigkeit, endlich weder meinen Fantasien hinterherzulaufen noch von ihnen gejagt zu werden sondern einfach nur sein, mit allem, was mich ausmacht und das ist vielleicht das größte Outing, was denkbar. Einfach nur zu SEIN. Ich bin das, was ich bin.
Mag sein, das ich eine Drecksau bin, ein Arsch, ein Narr, ein Poet oder was auch immer, doch eines weiß ich ganz genau. Genauso gut könnte ich sagen, das ich Licht bin, Liebe, spirituelle Seelenessenz, eine Fee wie meine Mama oder gar ein Engel, doch zu welchem Ziel würde es führen. Anderen was vorzumachen über irgendwelche Titel oder Ansprüche. Es gibt keine Antwort auf die Frage wer man sei. Das einzige sind immer weitere Illusionen im Spiel der Träume. Die einzige Antwort wäre, wie man mit seiner eigenen Wahrheit umgeht. Und der Wahrheit anderer.
Aller Wahrscheinlichkeit nach bin ich möglicherweise gar kein schlechter Mensch, denn ich fühle ein fühlendes Herz mit genug Geheimnissen und geheimen Seiten meiner Vielschichtigkeit um nicht in allem sichtbar, offensichtlich und offenbar zu sein. Für einen Ehrentitel habe ich viel zu wenig zu bieten. Und auch wenn ich Vorgärten nicht mag und bürgerliche Idylle mir ein Graus ist schenke ich, ab und an, sogar jemanden ein Lächeln, einfach so aus mir selbst heraus. Heute hab ich einer alten Frau ein Lächeln geschenkt, die einsam bei offenen Fenster. Sie leuchtete und strahlte dabei.
Die Rolle eines Heiligen ist genauso ein Gefängnis für das Herz wie die Rolle eines Teufels, eines Biestes, eines Vampirs denn letztlich und endlich bin ich nicht anderes wie alle anderen auch. Ein einfacher Mensch mit allem, was dazugehört. Wer vermag die Weisheit zu ermessen ohne selbst der Anmassung zu verfallen, Beurteilungen zu vollstrecken ob etwas angemessen oder überflüssig ist. Flüchtige Erinnerungen, die zu Nichts verblassen im Feuer der Gegenwart. Wer mag die Tränen im Regen zählen, die sich grundlos auf die Erde niederlegen wie funkelnde Kristalle.
Ich lege meine Geschichte ab, begrabe sie, lasse los und fange an, ich selbst zu sein, Schritt für Schritt, bis ich keine Geschichte mehr brauche um ich selbst zu sein. Ich selbst in meiner Ganzheit, die sogar meine Kindheit, meine Wünsche, meine Fantasien zulässt ohne mich von ihnen manipulieren und korrumpieren zu lassen.
Jetzt bleibt es dir, bleibt es euch überlassen, einen Reim auf mich zu machen, wie ich bin, was ich bin, wer ich bin und ich versichere euch, das ich immer ein Geheimnis bleiben werde, selbst in meiner trivialsten Form des Einfachen. Eine Freiheit bewahre ich mir. Die Freiheit, das zu sagen, was ich will und das zu schreiben, was ich will und die Träume leben, die ich selbst will.
Wie sagt man so schön, lebe ungewöhnlich, sei ungewöhnlich, denn Gewöhnlichkeit gibt es im Land der Masken schon genug. Und eines habe ich zu lernen. Nicht immer ICH zu betonen und zu erwähnen, denn irgendwie sind wir wirklich alles eins. Im Guten wie im Schlechten als Ausdruck des einen in allen Formen und Gestalten.
Doch um der Kunst willen und der Seele wegen bedarf es eines ICHs, denn ohne würde sich jede Muse, jede Kunst, überhaupt, alles innige zum einem Nichts verflüchtigen. Einem Nichts, was vielleicht erleuchtet ist, heilig ist, doch keine Eigenschaften mehr trägt, keine Besonderheiten, keine Inspiration und überhaupt keine Leidenschaft. Einem Nichts, was leer ist und jede Menschlichkeit schon lange verloren hat.
Tief in mir selbst will ich, schweigen, mit dir, mit euch in der ganzen Lautstärke des Leben, im Chaos der Schöpfung in einem Himmel vollkommener göttlicher Ordnung, wo alles seinen Platz findet, sogar ich selbst.
Nun ist eure Menschlichkeit gefragt, die ich prüfe. Eure Toleranz und Akzeptanz, eure Offenheit und wahres Verstehen. Und wenn ihr dessen nicht mächtig seid, so leckt mich am Arsch, ich werde ihn extra nicht putzen. Natürlich bildlich gesprochen, denn eine allzu wörtliche Auslebung gibt einfach keinen Sinn. Wenn ich meines Weges gehe und bei jedem, der meinen Arsch lecken würde, anhalten und mich bücken würde, hätte ich überhaupt keine Zeit mehr für mich selbst.
Ein Geheimnis sei noch gelichtet. Der poetische Herz, der Bruder der Melancholie, das Feuer der Ekstase in mir selbst, die mich gerne in Bildern, war ganz bang und besorgt, als man ihm sagte, er sei lustig und manchmal sogar richtig komisch. Eine Eigenschaft, die mich entsetzte und drohte, den ganzen Pathos in mir zum Erlöschen zu bringen.
Jetzt genug. Geht nach Hause oder direkt feiern. Oder küsst euch einfach. Wenn ich noch länger über mein ICH rede, mach ich Überstunden und ihr fangt an zu gähnen.
Ist die Katze aus dem Haus, hat sie einfach mit dem Kater Spaß und die Mäuse sowieso und sagt bloß nicht, das das hier kein Schwein lesen kann.
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
ich widme dieses buch meinem selbst und allem, was mich ausmacht. Außerdem dem vielen kleinen und großen Helfern auf meinem Weg