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Das Stadtleben trägt einen voller Elan im Hut

Bin die Straßen auf und ab gegangen, in Mantel gehüllt, der Überwurf der Eleganz, einem feinem Zwirn des edlen Geblütes ist nichts zu Schade. Der schwarze Hut auf meinem Kopf und im schwarzen Mantel gehüllt. Die Stadt, die ich so liebe. Wo ich gestürzt bin tausendfach und wo ich tausendfach mich selbst erhoben habe.

Die schöne Stadt, wie tut mir sie gut. An vielen Plätzen ging mein Schritt, viele Eindrücke gewann ich dort um sie als Souvenir mit mir zu tragen. Viele Momente einer unbetuchten Schönheit am Vergehen, wenn sich zufällig des Tages Blicke finden, sich Blicke begegnen. Kompositionen aus Situationen und versponnenen Plätzen, indenen Momente sich blicken. Mal meidend, mal sehnend, mal lächelnd, mal sich in sich kehrend. Mein liebster Stadtteil ist die träumende Sehnsucht gewesen, wie mir das Herz bangte des Lebens, des Pulsierens. Und den Frauen, deren Schönheit unübersehbar war.

Wie meine Augen sich den Schaufenstern blickten und der Duft von Kaffee und Cappuccino, der mir die Nase schmeichelt wenn ich in den Winkeln und Ecken und Straßen meine Zeit vertreibe. Mich an alten Erinnerungen auffrischend, weidend, so wie alles ist. Alte Träume mir immer wieder einrühren in den Milchkaffee, mein Sinne tauchen und weiten und doch weitergehen. Keine Flucht, kein Sturz, kein Meiden mehr, nur der ruhige Schritt, der Beton, Stuckfassaden und Schaufenster. Darin die feinsten Stoffe und Kleider, die zu leblosen, zum Moment erstarrten Plastikfiguren überspannt sind. Ganz gleich, als wollte man die Leblosigkeit überziehen mit einem Hauch Verführung, die Tod schmücken mit einer Spur von Lebendigkeit im Gesicht von wortlosem Plastik und unberührten Augen. Eine Zigarette im Mund, eine Meditation im Tagwerk der Stadt. Und der unbestimmte Wunsch nach Liebe und Sinnlichkeit.

Die Veränderungen halten inne, doch die Stadt ist ein Moloch, was einem die Sinne nehmen kann, man kann sich darin verlieren. Stadt, Städte, Städter, Stadtkinder, Stadtbürger. Die Veränderungen stürzen auf, denn die Stadt ist ein Aufkeimen, was einem dem Sinne tränken kann, man kann sich in ihr selbst entdecken. Koffein, Kaleisdoskop, Kakao, Konfitüre, Kollagen, Karussell und Kaskaden, Koketterie und Klimax.

Viele Gesichter zeichnen mir die Stadt und ebenso viele Gesichter habe ich ihr gezeigt. Einige zeigten mir eine Lächeln, andere ihren Rücken. Viele Schritte bin ich ihren Straßen gelaufen, saubere Straßen, wo das moderne Leben zirkuliert, schmutzige Straßen, wo der Schlamm stagniert. Blühende Parks und Gärten, wo die Glut der Abenddämmerung das Haupt der Häuser und Bäume in Gold taucht. Verfallende Häuser und Grundstücke, wo der Mond des Nachtmeeres der Bauten und Gerippe in Finsternis taucht. Viele Gesichter zeigen mir die Fremde und in ebenso vielen Gesichtern habe ich meine Fremde gezeigt. Wechselgesicht im Stoßverkehr des Sozialen Leibes, was zeige ich dir, was zeigst du mir. Und doch war die Stadt in allen ihren Gesichtern mir stets ein Freund. Und irgendwo im nirgendwo küsste sich ein Liebespärchen.

Parkbänke, Ampeln, Fenster, Baustellen, die Fabrik fulminanter Fabeln. Grandhotel der Eitelkeit, der Pfau ist dein Kostüm und dein Kostüm trägt die Schimmer der Stadt durch die Windungen des Stadtkörpers. Alle die Wahrnehmungsfragmente, die sich mit Erinnerungen und Träumen vermischen, das nichts nicht Teil des Gesamten ist. In jedem Moment ist Wahrnehmung möglich, in jedem Blick ist ein Versuch möglich, die vielen Scheiben, die vielen Fenster, die vielen Gesichter im Streuregen des Öffentlichen. Wer sucht wen hier und wer hat was hier verloren. Die Stadt träumt ihre eigenen Fantagorismen, schmückt sich des Neuen und hängt der Krallen im Alten fest. Alte Stadtkerne, neue Glanzbauten, alte Trümmerfelder und einstürzende Neubauten. Keimzellen neuer Gedanken im Stoßverkehr. Wer lässt den Kindern den Garten versperrt, wessen sind die Maschendrahtzähne des Privaten. Und dabei einen Fallafel genießen mit Knoblauchsoße und Gemüse

Tags ist die Stadt ein Brei der Hektik, Autos meiden die Straße, Fassaden fliehen den Blick. Wohl dem, der hier der Ruhe weilt, er sieht sich satt. Unsagbarer Lärm sägt das Rauschen. Wörter schreien sich der Artikulation, die Lippen, ein See, ein Beet. Doch stille dort im Heimlichen des Öffentlichen. Die alten Schornsteine sind gestorben, neue Hochschichtungen ragen. Warten der Nacht, um ihr kaltes Licht zu vergeuden, locken sich. Der Himmel der Stadt ist ein anderer, der Himmel über Berlin, über Köln, über Hamburg, jede Stadt ein eigener Himmel wo die eigenen Engel stürzen der Nacht ins Farbenbluten. Engel der Nacht trinken den Schmerz aus den Wunden der Sehnsucht. Engel der Nacht bluten sich das Feuer der Hoffnung nach einem Stückchen Glück unter fremden Sternen. Unsagbare Lieder sägen die Stille, Glieder toben sich dem Ausdruck, der Augen, ein Meer, eine Zerbrechlichkeit.

Große Häuser, kleine Häuser, viele Erscheinungen, ein großes Feld für das Bild indem sich das Leben zeichnet, Konstrastkonvergationen und Konsumkonfessionen. Gespräche werden hauptsächlich nebensächlich, das Klischee ist Fetisch. Das Frivole ist zarte Fauna, Fauvistisch die Obsession und die Narzissen im Park, die Seerosen auf dem Teich und der Funkenflug der Sensationen. Softdrinks sind Sokratik. Sentimentale Erinnerungen. Ich liebe sentimentale Erinnerungen, stundenlang ziehe ich der Stadt des Weges, Wanderer der Traumzeit, folge alten Erinnerungen. Das Stehen bleiben, ein metaphysischer Akt. Ganz den Moment sehen, die Bewegungen, die Glieder, Augen, dann Ruhe, Stille, das Material spricht Bände.

Ein Haus ist stumm sich still als Zeuge der Vergangenheit und erzählt, die eine träumende Geschichte. In der Stuckfassade spricht die Vergangenheit, in den Fensterrahmen lauern die Momente alter Erinnerungen, hinter dem von der Zeit ergrauten Glas während die Wildnis des Dschungels die Verwahrlosungen des Gartens befreit zur Wucherblüte, ihre langen Ranken aus wilden Rosen und Efeu übers Mauerwerk spannen, als wollten sie das Mauerwerk in sich fressen zu Pulverstaub, in dem die Geschichte zu Grabe getragen wird. Wer wohl dort einst lebte, was wohl einst in jenen Winkeln sich abspielte. Welche Komödien dort sich frivol der Leichtigkeit den Sekt aus vollen Gläsern tranken, welche Worte der Lust dort die Runde machten. Welche Tragödien sich dort abspielten, vielleicht ein Mord, vielleicht ein hinterhältiger Akt. Die Vergangenheit schweigt und nur die Fassade und der Garten sprechen noch im Einzelnen die Bilder, die sich wie ein Geisternebel der Fantasie umschleichen zur Schauerfreude. Vielleicht eine Orgie der Lust, die geboren aus Langeweile, Überdruss, Dekadenz und Erregung die Leiber entfackelte zu Wonnen. In einem Meer von Küssen, Sahneküssen der Glieder, Sektfluten der Liebesmünder, getragen in der Symphonie aus Liebesschreien und Obszönitäten. Und Rosenpeitschen, die der Nacht glühten.

Ein Kaffee lockt mich, ich verweile kurz. Lade mich selbst ein und hoffe, dich, einen anderen, einen Fremden oder einen Freund einladen zu können. Werde höflich bedient, lächele, träume mich nach draußen. Und sehe die vielen Gesichter der Stadt an mir vorbeiziehen, einer Stadt, deren Leben ich liebe.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
gewimdet den Städten Köln und Berlin, in deren Fluren und Gärten und Schluchten ich wanderte dem Meer der Sehnsucht.

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