1.
Ein starker, kalter Wind blies vom Grauen Meer ins Land Theliat, über die Hügel von Atho, durch die Ebene von Thejangar, entlang der Alten Straße. Er erreichte die Grafschaft Dorenn in der Nacht, brachte Sturm und eine dunkle Vorahnung. Sein Atem pfiff durch die Zinnen der Feste Dorenn, wo die Gräfin ihr Neugeborenes in den Armen wog, gleichgültig verwehte er ihr Schluchzen zwischen Freudentränen und Entsetzen. Die Fahne des uralten Fürstengeschlechts, sonst so stolz und hoheitsvoll, Symbol von Stärke und Freiheit, zerrte verzweifelt an ihrem Mast. Des ungleichen Spiels müde geworden, ließ der Sturm sie noch einmal tanzen, trieb dann eisigen Regen hinaus aus dem Burgtor, den Hügel hinab. Er umkreiste einen Mann, der sofort seinen Mantelkragen höher schlug und seine Schritte auf dem schlammigen Weg beschleunigte. Rechts und links des Weges ächzten die Bäume, Äste brachen und das Heulen des Windes vermischte sich mit dem ängstlichen Winseln von Hunden. Eine kräftige Böe öffnete ein Fenster, Kerzen flackerten und verlöschten.
Hogard brummte und unterbrach seine Arbeit. Mürrisch stapfte er zum schlagenden Fenster, um es zu schließen. Er warf noch einen Blick hinaus und ein kalter Schwall Regen schwappte in sein Gesicht. Prustend schloss er die Läden.
„Risszeit.“, murmelte er ärgerlich und ging zum Leuchter, um die Kerzen wieder zu entfachen.
Hogard war ein stattlicher, fast schon dicker Mann jenseits der fünfzig. Es zeigten sich bereits einige graue Haare in seinem ansonsten dunkelbraunen Schopf. Er trug eine seinen Bauch umspannende Lederschürze, die im Laufe der Jahre fleckig geworden war. Sein Gesicht war stets gerötet und zeigte selten ein fröhliches Lächeln. Hogard war der Besitzer der Schenke „Zum Goldenen Hahn“ und konnte es sich erlauben, mürrisch zu sein. Die Gaststätte war die einzige viele Meilen die alte Straße hinauf und hinunter. Wenn er auch eigentlich ein gutes Herz hatte, so war er doch von misstrauischem Wesen und sorgte sich stets um alle möglichen Dinge. Gerade jetzt, während er die Kerzen wieder entfachte, zeigte sein Gesicht einen besonders besorgten Ausdruck.
Es war Risszeit und das war an sich schon schlimm genug. Seit tausend Jahren nun tosten pünktlich zur Jahresmitte Stürme über das Land und der Himmel öffnete seine Schleusen. Das Leben schien in dieser Zeit auf seltsame Art und Weise stillzustehen. Es gab keine Geburten, weder von Menschen noch von Tieren, sogar die Pflanzen stellten ihr Wachstum ein. Dieser unnatürliche Zustand, Resultat der schrecklichen Schlacht der Zauberer, war nun beinahe zur Gewohnheit geworden. Die Lebewesen in der Welt Nasu hatten es akzeptiert und kamen damit aus, wie sie wohl mit allem auskommen würden, so oder so. Aber jetzt war etwas geschehen, das alles wieder auf den Kopf stellte.
Die Gräfin oben in der alten Burg hatte ein Kind zur Welt gebracht. Die Leute tuschelten seit dem Morgen darüber.
Kalmar, der Pferdeknecht des Grafen hatte völlig durchnässt die Gaststube betreten und mit ernstem Blick einen Krug Bier bestellt. Als Hogard ihm sein Getränk auf den abgewetzten Schanktisch stellte, leerte er es in einem Zug und verlangte ein weiteres. Zu dieser Zeit waren bereits viele Dorfbewohner im „Hahn“ versammelt und alle betrachteten ihn neugierig. Man erwartete Neuigkeiten. Einige Zeit starrte Kalmar auf sein Bier und ignorierte die wartenden Blicke. Endlich seufzte er und sah zu Hogard herüber. Er sprach leise zu ihm, doch schien es, als hallten die Worte bedeutsam durch den überfüllten Raum.
„Lange hat es gedauert. Meine Frau ist die Hebamme und sie hat es mir gesagt. Ein Kind…“
Er beendete den Satz nicht, sondern schüttelte nur den Kopf. Seine Hand glitt zu dem vollen Krug vor ihm und umfasste ihn. Hogard sah, dass sie zitterte.
„Die Geburt eines Kindes ist die natürlichste Sache der Welt, das weiß ich nur zu gut. Habe selbst drei Jungs,“, betonte Kalmar, „aber ausgerechnet jetzt, zu dieser Zeit! Das ist ...“.
Er zögerte. Irgendjemand in der Stube führte seinen Satz zu Ende: „... ein böses Zeichen!“
Ein zustimmendes Raunen ging durch den Raum.
Auch Hogard fühlte sich angesichts der Ereignisse nicht sehr wohl, es bereitete ihm Unbehagen, bloß darüber nachzudenken. Von Hexerei wollte er aber nichts wissen. Die ging nur den Zirkel der Zauberer etwas an, der die Magie zum Wohle des Landes und seiner Bevölkerung gebrauchte.
Er sah sich in seiner schummrigen Schenke um, die Luft war schwer von Rauch und Bratendunst, trübte den Blick in viele sorgenvolle Gesichter. An einem der grob gezimmerten Tische, zwei unebene Bretter auf einen Baumstumpf genagelt, saßen auf einer ebenso plumpen wie harten Bank Theru der Schmied zusammen mit seinem Gesellen Wolt über zwei Krügen. Noch schwarz von der Arbeit starrten sie finster geradeaus, nahmen ab und zu einen kräftigen Schluck, als wollten sie den Dreck und die aufkommende Unruhe hinunter spülen.
In einer der Nischen gegenüber der massigen Theke, versteckt und beinahe begraben unter gewaltigen sich biegenden Balken, hockte Imendin, seine unbewegliche Gestalt kaum wahrnehmbar im matten Schein der Kerzen. Das Halbdunkel verbarg sein sorgenvolles Gesicht jedoch nicht. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er seinen Dienst als Kammerdiener beim Grafen beendet. Seitdem fand man ihn beinahe täglich im Wirtshaus, wo er mit Ausdauer einen Krug nach dem anderen leerte. Wie so oft war er heute der erste Gast gewesen und daher bereits betrunken. Am selben Tisch saß sein Bruder Kjell, seines Zeichens Dorfvorsteher, der den Blick düster und wachsam durch die Runde schweifen ließ.
Hogard erkannte noch weitere bekannte Gesichter, Estrav der Flickschuster, Konjadin der Fleischer, Tollek der Bäcker, fast alle Männer des Dorfes waren versammelt. Die Schenke war prall gefüllt, wie bald auch sein Geldbeutel, dachte der Wirt insgeheim. Doch der Grund für diese Ansammlung bereitete ihm Magenschmerzen.
Kalmar hatte seine Stimme erhoben:
„In der Risszeit werden keine Kinder geboren, verdammt, das ist halt so! Und jetzt hat unsere Gräfin da oben ein Balg geboren, beim Donnergrollen, das darf nicht sein!“
Er hatte den zweiten Krug ebenfalls geleert und dies zeigte seine Wirkung. Allein, dass er sich traute vor all diesen Männern so vollmundig zu sprechen, bewies dies, fand Hogard. Wortlos stellte er ihm einen neuen Krug auf die Theke.
Kalmars Publikum stimmte ihm lauthals zu.
„Das geht nicht mit rechten Dingen zu!“, rief Theru und Wolt nickte eifrig.
„Ja, da muss etwas Böses im Spiel sein!“, pflichtete ihm Estrav bei.
„Vielleicht ist die Gräfin eine Hexe und wer weiß, was für ein Balg sie zur Welt gebracht hat!“, ereiferte sich Konjadin, sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Schluss damit! Hört auf so über Gräfin Denadel zu reden.“, rief Imendin schwerfällig in die allgemeine Aufregung. „Sie ... eine Hexe? Unmöglich! Jahrzehntelang hab ich ihr treu gedient und niemals, niemals hat sie Hexerei betrieben!“
„Und warum wird sie dann nach so langen Jahren endlich schwanger und gebiert das Kind ausgerechnet jetzt?“, sprach Kjell ungewöhnlich ruhig, warf seinem Bruder einen geringschätzigen Blick zu, erhob sich dann und ging gewichtig in die Mitte des Raumes. Alle Anwesenden verstummten und sahen gespannt zu ihm auf. Seit nunmehr siebzehn Jahren war Kjell der Ortsvorsteher, nicht dass sie eine echte Wahl gehabt hätten. Er verstand es seit jeher, seine Konkurrenten erfolgreich auszustechen, auf die eine oder andere Weise. Seine Interessen und damit auch die des Dorfes wusste er rücksichtslos durchzusetzen. Mitleid oder Feingefühl zählten nicht zu seinen Stärken, dennoch genoss er großes Ansehen unter den Bürgern, war er doch stets zufriedenstellend für die Belange der Gemeinde eingetreten.
Wie er so da stand, in seinem smaragdgrünen Mantel, der sich eng um seinen gedrungenen Körper spannte, die Hose fast versteckt von hohen, schwarzen, auf Hochglanz polierten Stiefeln, stellte er trotz seiner geringen Größe eine imposante Erscheinung dar. Er wandte seinen spärlich behaarten, halslosen Kopf Imendin zu, die schmalen dunklen Augen fixierten den Bruder kühl.
„Was weißt du schon? Dich hat sie doch auch schon verhext. Du würdest doch alles für sie tun, wenn du nicht gerade vollkommen betrunken bist.“
„So wie jetzt.“, fügte Kalmar hämisch hinzu und einige lachten unsicher.
Die beiden Brüder standen sich nun einige Schritte voneinander entfernt gegenüber, doch Imendin schwankte, vom starken Bier benebelt. Er konnte Kjells Blick nicht lange standhalten und sank langsam auf seinen Schemel zurück. Leise wimmerte er:
„Sie ist keine Hexe!“, seine Stimme brach, Tränen traten in seine getrübten Augen.
Kjell stand nun da und schaute mit feurigem Blick in die Runde, die abgewetzten Dielen knarrten unter seinen Füßen. Langsam drehte er sich im Kreis, blickte in die gespannten Gesichter und stellte mit Genugtuung fest, dass einige betreten den Kopf senkten.
‚Er genießt es regelrecht seine Macht zu demonstrieren’, stellte Hogard angewidert fest. Ihm missfiel Kjells Auftreten und er wünschte sich, diesen aufgeblasenen Wichtigtuer endlich einmal in seine Schranken zu weisen. Aber so gut ihm der Gedanke auch gefiel, so wusste er auch, dass es seinem Geschäft schaden würde.
„Es ist Risszeit!“, begann der Dorfvorsteher, Düsternis schwang in seiner Stimme und die Worte hallten unheilvoll durch den Raum. „Kein Kind wird in dieser Zeit geboren, das ist gegen die Natur, gegen unser Land. Uns steht schreckliches bevor, durch dieses Kind ist das Böse in unsere Welt gekommen. Es ist verflucht! Auch uns wird der Fluch treffen, Tod und Verderben werden über uns hereinbrechen, wenn wir nichts unternehmen.“
„Seit wann bist du ein Prophet, Kjell?“, unterbrach Hogard die flammende Rede. Seine Stimme war ruhig, scheinbar gleichmütig wusch er einen Krug aus. Doch das Gerede über fürchterliche Prophezeiungen hatte ihn beunruhigt, schlimmer noch, seine Gäste waren wie gebannt und glaubten jedes Wort. Hogard jedoch war skeptisch, seiner Meinung nach stanken die Worte wie Drachenmist. Er war nicht bereit, solch aufsässiges Geschwätz in seiner Schenke zu dulden.
„Seit wann kannst du in die Zukunft sehen?“, meinte der Wirt und setzte versöhnlich hinzu: „Habe gar nicht gewusst, dass mein Bier diese Wirkung hat.“
Niemand lachte über den schalen Witz.
„Ich weiß, wovon ich spreche!“, sagte Kjell schroff.
„Ich glaube nicht. Du bist betrunken und solltest nach Hause gehen. Ihr alle solltet das tun. In der Burg ist ein Kind zur Welt gekommen, das passiert jeden Tag. Was soll daran böse sein?“
„Es wurde in der Risszeit geboren, das erste Lebewesen seit tausend Jahren. Das ist böse daran!“, Kjells Stimme überschlug sich fast bei dem letzten Satz.
„Komm schon, es kann ja auch ein gutes Zeichen sein. Ist doch möglich, oder?“, erwiderte Hogard hoffnungsvoll.
Einige im Saal nickten zustimmend, andere wiederum schüttelten ungläubig die Köpfe.
„Vielleicht ist dieses Kind zu etwas Großem bestimmt. Vielleicht ist es auch nur ein Kind. Ich weiß es nicht und du kannst es auch nicht wissen, mein Freund. Außerdem sind wir nicht diejenigen, die darüber zu bestimmen haben. Es ist Erbe des Grafen von Dorenn. Es ist unsere Pflicht, unserem Herrn Respekt zu zollen.“
Jetzt nickten die meisten der Anwesenden und Kjell sah sich hektisch um, seine Felle schwammen davon.
„Kommt, ich gebe einen aus und dann gehen wir alle heim. Es ist spät.“, schlug Hogard vor und wandte sich dem Bierfass zu.
Unsicher sahen sich die Männer an. Sie waren hin und her gerissen zwischen ihrer eben noch heilen Welt und der Angst vor dem Unbekannten. Doch ein kühles Bier wollte keiner von ihnen ausschlagen und es gab ihnen Zeit zum Nachdenken.
Hogard kannte seine Gäste Zeit seines Lebens und hatte ein feines Gespür für ihre Gefühlslagen entwickelt. Dieses Mal jedoch ging etwas Seltsames vor, eine fast rebellische Stimmung hatte sich breit gemacht. Eigentlich stand ihnen nicht der Sinn nach Auflehnung gegen ihren Fürsten, der ihnen all die Jahre ein guter Herr gewesen war. Doch die Ereignisse des Tages hatten sie verängstigt. Sie fühlten sich bedroht und in ihnen war ein Kampf zwischen Furcht und Loyalität entbrannt. Kjell hatte ihre Angst geschürt und schien sich auch jetzt nicht von Hogard aufhalten lassen zu wollen.
Nachdem eine Weile Ruhe herrschte, sprach er leise und sah den Wirt durch schmale Augen an.
„Gewiss hast du Recht, Hogard. Wir schulden dem Grafen Respekt.“ Er ging langsam auf den Tresen zu, hinter dem Hogard begonnen hatte, die Krüge zu füllen und lehnte sich mit verschränkten Armen darauf. Ohne den Blick von ihm abzuwenden, griff er sich einen der Humpen, nahm einen kräftigen Schluck und wandte sich, den Mund mit dem Handrücken abwischend, von seinem Bier ab. Er lehnte sich an die Theke, lässig auf seine Arme gestützt und blickte zu Boden, während er langsam sprach, mehr zu sich selbst als zur Menge:
„Wir kennen doch alle die alte Hexe aus dem Bjegermoor. Ja, die kennen wir alle. Wir haben unseren Kindern Schauermärchen über sie erzählt. Sie, die vom Zirkel der Zauberer verstoßen und vergessen worden ist, weil ihre Magie finster und verdorben ist. Tja, ja, so ist das.“
Kjell kicherte und sah sich zu den Menschen in der Schenke um, die ihn mit großen Augen anstarrten. Hogard erschauderte vor dem dunklen Ton in Kjells Stimme. Mit einem Mal trat eine Stille ein, die sich wie ein Schatten über den Raum legte.
„Seltsames passiert draußen im Moor, jeder von euch weiß eine Geschichte darüber zu erzählen. Estrav, warst du es nicht, der seinen Hund tot im Moor gefunden hat, das Innere nach außen gekehrt?“
Die Anwesenden erschauerten und Estrav wurde bleich, nickte aber eifrig.
„Wie du gesagt hast, das sind Schauermärchen!“, wandte Hogard ein. „Warum erzählst du uns das?“
„Habt ihr euch niemals gefragt wie die Gräfin nach so langer Zeit doch noch schwanger werden konnte?“, fragte Kjell in die Runde.
Hogard antwortete ihm mit einem süffisanten Schmunzeln:
„Wenn es der Graf nicht selbst war, hat sich vielleicht ein junger Kammerdiener der Gräfin erbarmt, bei allem Respekt.“
Niemand lachte über den derben Scherz und Kjell tat den Einwand mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
„Unsinn, das hab ich nicht gemeint. Es geht um etwas ganz anderes, etwas Ungeheuerliches. Was glaubt ihr, all die Jahre ohne Thronfolger, wie verzweifelt muss sie gewesen sein? Ohne Erbe wäre das Grafengeschlecht dem Untergang geweiht, das Land würde vor die Hunde gehen. Sie wusste keinen anderen Ausweg mehr, es gab nur noch die eine, letzte Möglichkeit.“ Er machte eine gewichtige Pause, um dann triumphierend fortzufahren. „In einer dunklen Nacht, im letzen Herbst, machte sie sich auf den Weg ins Moor, mit nur einem Vertrauten an ihrer Seite. In ihrer Verzweiflung bat sie die alte Hexe um Rat und sie fand Gehör. Die Alte gab ihr einen Trank, das Ergebnis sehen wir heute. Sie hat ihren Schoß vergiftet!“
Sprachloses Entsetzen, nur Hogard blinzelte verblüfft.
„Woher weißt du das?“
Mit einer kurzen, überlegenen Kopfbewegung deutete Kjell auf seinen Bruder, der zusammengesunken in seiner Nische kauerte.
„Der Vertraute, von dem ich sprach, war Imendin. Er kannte ihr kleines Geheimnis als einziger, nicht einmal der Graf wusste davon. Doch mir hat er es erzählt, als er mal wieder betrunken war. Ein schöner Vertrauter! Aber dennoch, wir müssen ihm dafür danken, sonst wären wir genauso ahnungslos wie unser armer Herr.“
Imendin stöhnte bei diesen Worten auf, kaum hörbar unter dem höhnischen Lachen seines Bruders. Trotz seines Rausches war ihm kein Wort entgangen.
„Lasst mich in Ruhe, ich will darüber nicht sprechen!“, sagte er undeutlich.
Theru der Schmied trat auf den Betrunkenen zu und packte ihn am Kragen.
„Imendin, stimmt das, was uns dein Bruder grade erzählt hat? Ist unsere Gräfin verhext worden? Sag was, du alter Säufer, und sag die Wahrheit!“
Unglücklich sah der alte Kammerdiener in die Runde, Tränen rannen ihm die geröteten Wangen hinunter. Er schlug die Augen nieder und nickte.
„Verzeih mir, Denadel, verzeih mir.“, flüsterte er und weinte schließlich hemmungslos.
Theru wandte sich angewidert ab und sah zu Kjell hinüber.
„Bei der Hitze meines Schmiedefeuers, das Kind ist das Böse, aus einem verhexten Schoß geboren, noch dazu in der Risszeit! Was soll nun werden?“, rief er hysterisch.
In der Schenke herrschte nun Aufruhr. Die Männer hatten sich erhoben und sprachen lauthals durcheinander. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet, Angst und Wut erfüllten sie. Kjell übertönte die wütende Menge:
„Wir gehen zur Burg und holen uns das Balg!“
Hogard packte ihn hart am Arm.
„Du willst dem Grafen sein Kind wegnehmen? Und dann willst du es töten?“
„Wenn es sein muss, es ist unser aller Verderben!“, zischte Kjell fanatisch und riss sich los.
Hogard starrte ihn entsetzt an.
„Verrückt, ihr seid alle verrückt!“, die letzten Worte schrie er und die aufgebrachte Menge schenkte ihm ein letztes Mal Aufmerksamkeit.
„Es sind Wachen auf der Burg, ihr seid tot, bevor ihr das Kind überhaupt zu sehen bekommt!“
„Für die ist gesorgt, glaubt mir, sie werden uns nicht gefährlich werden.“, zerstreute Kjell die aufkommenden Bedenken. „Auf, Männer, zur Burg!“
Mit einem Mal verstand Hogard. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
„Du hast das alles geplant!“
Kjell antwortete ihm nicht. Er nahm eine Fackel von der Wand, warf dem Wirt ein letztes geheimnisvolles Lächeln zu und führte die Meute zur Tür hinaus.
2.
Ein hoch gewachsener Mann von kräftiger Statur starrte gedankenverloren aus einem der Fenster der Burg von Dorenn, eine Perlenkette glitt unruhig durch seine schmalgliedrigen Finger. Seine Schläfen waren bereits ergraut, Sorgenfalten durchfurchten das bleiche Gesicht, in dem besonders der dunkle Kinnbart auffiel. Er trug vornehme, jedoch nicht prunkvolle Kleidung. Auf die rechte Brust des dunkelroten Wams war das Wappen der Grafschaft gestickt. An seiner rechten Hand befand sich ein fein gearbeiteter Siegelring, der einen schwarzen Drachen zeigte, dessen Auge rot zu glühen schien. Nachdenklich betrachtete er diesen, ballte dann die Hand zur Faust und ließ sie nach einer Weile langsam sinken. Er wandte sich vom Fenster ab und trat in die Mitte des Raumes, der von mehreren Kerzen und einem Kamin erleuchtet war. Achtlos warf er die Kette auf einen großen Schreibtisch, wo sie gegen ein Tintenfass prallte, das überschwappte und dunkle Tränen auf dem abgenutzten Holz hinterließ. Der Mann nahm davon keine Notiz. Sein Blick irrte durch das Zimmer, über die wenigen Möbelstücke. Da waren nur ein Waffenschrank mit glänzenden Schwertern und Hellebarden und eine Kommode, deren oberste Schublade offen stand und einen Blick auf vergilbte, alte Schriftstücke preisgab. Die fahrigen Augen blieben auf einem Portrait an der steinernen Wand haften.
Er breitete die Arme aus, als suche er Trost in längst vergangenen Tagen, doch das Bild schwieg, wie schon seit Jahrhunderten.
Schließlich sank er in den mächtigen, gepolsterten Stuhl hinter dem Schreibtisch, vergrub das Gesicht in den Händen und rieb sich die Augen bis sie tränten, als wollte er einen bösen Traum vertreiben. Als er sie wieder öffnete, bemerkte er, erst verschwommen, dann immer klarer, die Tintenkleckse, die sich fast vollständig in das spröde Holz hinein gefressen hatten. Er glaubte ein seltsames Muster zu erkennen, geistesabwesend steckte er die Feder zurück ins Tintenfass. Sein Blick jedoch ruhte auf den Flecken im Holz, die sich langsam vor seinen Augen zu einem Gesicht formten. Ein Knabengesicht, und sah es nicht so aus, als ob es weinte?
Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Nun erkannte er nichts mehr, außer hässlichen dunklen Punkten in der Maserung des Holzes. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, seine Finger glitten durchs spärliche Haar. Für einen kurzen Moment dachte er über das Gesehene nach, wischte den Gedanken jedoch schnell beiseite. Es spielte keine Rolle, er glaubte nicht an böse Vorzeichen.
Er griff nach dem gehämmerten, randvoll gefüllten Silberkelch vor ihm auf dem Tisch und trank in großen, Sorgen vertreibenden Schlücken. Auf seiner Zunge mischten sich auf wundervolle Weise herbe Frische und süße Schwere zu wohltuendem Geschmack, aber der Wein bot ihm nur kurzzeitig Ablenkung.
Seine Gedanken kreisten um diesen Tag, den er sich seit Jahren herbei gesehnt hatte. Endlich war ihm, dem Grafen von Dorenn, ein Kind geboren worden. Er und seine Frau hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, sie glaubten das Reich verloren. Ohne Erbe wäre das Geschlecht derer von Dorenn ausgestorben. Endlich nun war ihm ein Sohn geboren worden, aber er fühlte kein Glück.
Sorgenfalten ließen sein Gesicht alt und grau erscheinen und er sank wie unter einer großen Last noch tiefer in seinen Stuhl.
Sein Sohn war in der Risszeit geboren. Niemals in den letzten tausend Jahren war Gleiches geschehen, eine Tatsache, die nicht zu verleugnen war. Der Graf hatte nie den furchtsamen Glauben der einfachen Leute an das Wirken des Landes geteilt, dass Gut und Böse aus dem Handeln der Lebewesen gegenüber ihrer alles beherrschenden Mutter, dem Land, entstanden. Seine Welt war bestimmt von simplen Regeln und Gesetzmäßigkeiten, sachlich und stets nachvollziehbar.
Er wollte den Gedanken an Aberglauben beiseite wischen und doch erinnerte er sich plötzlich an einen alten Mann aus seiner Ausbildungszeit am Hofe des Königs von Matrea. Dulgin, der Hofzauberer und gleichzeitig einer seiner Lehrer, hatte ihm oft erzählt, wie der Riss durch die Welt entstanden war, welche Kräfte zusammenwirkten und noch heute das Schicksal lenkten. Gerüchten zufolge hatte der alte Magier selbst an der Schlacht der Zauberer teilgenommen und sie überlebt. Er hatte angeblich gegen Drachen gekämpft und wahre Wunder vollbracht. Der junge Graf hatte damals schon solche Geschichten belächelt, glaubte nur an das, was er mit eigenen Augen sah, und solch absurde Vorkommnisse waren ihm noch nie untergekommen. Daher hatte er vieles von dem, was Dulgin ihm erzählte, als Geschwätz abgetan.
Doch jetzt, beinahe zwanzig Jahre später und um etliche Erfahrungen reicher, war es ihm nicht mehr möglich, die Tatsachen zu verleugnen und er wünschte sich, er hätte dem Zauberer besser zugehört. Heute schien es ihm fast so, als hätte er auf diesen Tag vorbereitet werden sollen. Nun aber fühlte er sich hilflos und überfordert.
Erschaudernd erinnerte sich der Graf von Dorenn an das ungläubige Gesicht der Hebamme, als sie zur Burg gerufen wurde. Sie hatte es wohl für einen schlechten Scherz gehalten, umso größer war ihr Entsetzen, als sie den Ernst der Lage erkannte. Erst weigerte sie sich, wollte unter Klagen und Verwünschungen die Burg wieder verlassen und nur eine Handvoll Goldstücke konnte sie davon abbringen. Dann hatte sie ihre Arbeit verrichtet, mit all ihrer Erfahrung und Routine, doch war ihr das Grauen förmlich ins Gesicht geschrieben.
Die Gräfin selbst hatte es bis zum letzten Moment nicht wahrhaben wollen, sogar als die Wehen einsetzten. Was dann folgte, war für den Grafen beinahe zu viel gewesen. Er hatte seiner Frau die Hand gehalten, mit ihr gesprochen, den Schweiß von ihrer heißen Stirn gewischt. Sie hatte geschrieen, dass es ihm durch Mark und Bein fuhr, geflucht und geschimpft, nie hatte er sie solche Worte sprechen hören. Sie hatte geweint vor Schmerzen und schwer geatmet. Immer wieder fiel sie auch in eine seltsame Apathie und murmelte leise vor sich hin. Der Graf hatte kaum ein Wort verstanden, war er doch für jeden Moment der Ruhe dankbar gewesen, aber vor dem was er gehört und verstanden hatte, graute es ihm immer noch.
„Meine Schuld ..., verfluchte Hexe ..., dreckiges altes Weib ..., meine Schuld, mein armes Kind ..., meine Schuld!“
Wie ein düsterer Choral kamen diese Worte über ihre aufgesprungenen Lippen. Der Graf hatte nicht die geringste Ahnung, worüber sie sich so grämte. Er wusste nur, dass er noch niemals in seinem Leben solche Angst gehabt hatte. So wie Denadel auf dem Bett gelegen hatte, aschfahl, mit dunklen Ringen um die ausdruckslosen Augen, schweißnass und krampfartig seine Hand haltend, hatte er gedacht, sie würde diese Nacht nicht überstehen.
Nach der Geburt durchtrennte die Hebamme mit einem knappen Schnitt die Nabelschnur und ließ das Kind blutverschmiert zwischen den Schenkeln der Mutter liegen. Sie warf keinen Blick zurück, als sie den Raum verließ.
Beinahe betäubt von der schweren Geburt, nahm der Graf den schreienden Säugling, säuberte und wickelte ihn in frische Laken. Mit dem Kind in den Armen stand Dorenn eine Zeit lang unschlüssig vor dem Bett und betrachtete seine Frau, die völlig erschöpft in tiefem Schlaf lag. Schließlich legte er das Kind in eine Wiege und ließ es in der Obhut einer Kammerdienerin.
Es klopfte an der Tür und der Graf schreckte aus seinen trüben Gedanken. Er erhob sich aus dem Stuhl, ordnete seine Kleidung und fuhr sich durch die Haare.
Knarrend öffnete sich die Tür und ein junges, mit Sommersprossen übersätes Mädchengesicht erschien im Türrahmen. Es war Elga, eine der Zofen der Gräfin und sie blickte ihn aus großen, tintenblauen Augen sorgenvoll an. Dorenn erschrak:
„Ist etwas mit dem Kind? Oder meiner Frau?“, fragte er ängstlich.
Elga schüttelte heftig den Kopf und bedeutete ihm, es sei alles in Ordnung. Mit kleinen, aber entschlossenen Schritten ging sie auf den Grafen zu; ein zerbrechlich wirkendes Geschöpf, in einem einfachen blauen Kleid, die langen braunen Haare zu zwei Zöpfen geflochten.
Der Graf erinnerte sich, wie das Mädchen vor etwa fünf Jahren zu ihnen gekommen war. Völlig verdreckt, fast nackt war sie eines Nachts vor dem Burgtor aufgetaucht. Niemand wusste, wer sie war oder woher sie kam. Wenn sie auch in all der Zeit kein Wort gesprochen hatte, hatte sie sich doch schüchtern mit der Gräfin angefreundet, die sich dankbar ihrer annahm. Endlich war da ein Kind gewesen, um das sie sich mütterlich hatte kümmern können.
„Was gibt es denn?“, fragte er ein wenig ungeduldig. Was immer sie wollte, es würde doch warten können.
Ihre Augen nahmen einen entschlossenen Ausdruck an und wirkten dunkler denn je. Eilig ging sie zurück zur Tür und forderte ihn winkend auf, ihr zu folgen. Fragend sah er sie an und ihre Gesten wurden energischer. Zweifellos wollte sie ihm etwas Wichtiges zeigen. Erst wollte er sie wegschicken, doch dann sah er wieder ihre Besorgnis. Nach einem letzten Zögern folgte er ihr hinaus auf den Gang.
Sie eilten durch die Korridore der Burg, Elga voran, sich immer wieder umschauend, ob Dorenn auch hinter ihr blieb. Er hingegen betrachtete sie nachdenklich. Wie sehr die Zofe im Lauf der Jahre unter Denadels Fittiche zu einer jungen Dame gereift war! Noch umgab sie eine Aura von mädchenhafter Zierlichkeit, doch ihre aufkeimende Schönheit war nicht zu übersehen. Bald würden ihre Zöpfe der Frisur einer Dame weichen und ihre Erscheinung interessierte Blicke auf sich ziehen. Müde stellte er dabei fest, wie sehr ihre Jugendlichkeit sein Alter betonte.
In den Gängen war es unangenehm kalt, der Wind pfiff und trieb feuchte Luft durch das alte Gemäuer. Sie waren nun beinahe von einem Ende der Burg zum anderen gegangen und der Graf wurde ungeduldig. Gerade wollte er Elga an der Schulter fassen, da blieb sie vor einer Tür stehen und öffnete sie. Regen fiel durch die schmale Öffnung.
„Da hinaus?“, fragte der Graf und betrachtete unwillig den nasskalten Wehrgang. Sie nickte heftig, zog sich ein Tuch über den Kopf und ging wieder voran. Wenig begeistert raffte der Graf seinen Kragen zusammen, zog den Kopf ein und trat mürrisch in den Regen. Nach wenigen Augenblicken war er nass bis auf die Haut. Der hölzerne Wehrgang war schlüpfrig und er achtete darauf, nicht zu straucheln. Langsam ging er auf Elga zu, die an der Brustwehr stand und mit ausgestrecktem Arm über die Mauer hinweg auf etwas deutete. Ein wenig schlitternd erreichte er sie und musste sich die Regentropfen aus den Augen wischen, damit er erkennen konnte, was sie ihm zeigen wollte. Er stutzte, als er über die Mauer auf den Weg lugte, der vom Dorf zur Burg hinauf führte. Überrascht sah er einen langgezogenen Fackelzug, der von einem stetig lauter werdenden Murmeln begleitet wurde. Der Graf zählte alleine über zwei Dutzend Fackeln und Laternen und ihm war nicht wohl bei diesem Anblick. Verunsichert blickte er zu Elga, er erwartete eine Erklärung. Sie überlegte kurz, dann hob sie beide Arme und ließ sie wie einen Dolchstoß hinunter auf seine Brust fahren. Verdutzt sah er auf ihre kleinen Fäuste, die den Druck auf seinen Brustkorb nachdrücklich verstärkten. Dorenn schüttelte verständnislos den Kopf. Mit einem Anflug von Panik deutete sie erneut auf die näher rückende Meute und wiederholte die bedrohliche Geste.
„Nein, das glaube ich nicht!“, rief der Graf aus, sah jedoch beunruhigt auf die tanzenden Lichter. Die Stimmen wurden nun lauter, vereinzelt waren laute Rufe zu hören, Waffen klirrten.
„Was geht hier vor?“, presste er hervor. Mit einem letzten ungläubigen Blick zu Elga stürzte er zurück in die Burg. Die Zofe blieb allein im Regen und schaute ängstlich zu der aufgebrachte Menge.
3.
In der Wachstube saßen zwei Uniformierte mit dem Kopf auf den Armen an einem groben Tisch. Neben ihnen auf einer Bank hatten sich zwei weitere ausgestreckt, drei andere wiederum hockten gegeneinander gesackt in einer Ecke. Ein letzter schließlich lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand. Keiner rührte sich, nicht einmal eine Horde Drachen hätte sie aufwecken können.
Der erste Weg des Grafen hatte ihn hierher geführt, doch was er nun sah, erschütterte ihn. Eine düstere Vorahnung begann ihn zu umklammern und eisige Fühler einer unbestimmten Furcht streckten sich nach ihm aus. Das flackernde Licht einiger Fackeln tauchte sein wächsernes Gesicht in flackerndes Orange, als er das Ungeheuerliche erahnte.
Er eilte aus der Wachstube, um zurück zur Burg zu gelangen. Vor ihm lag der Burghof, übersät mit tiefen, breiten Pfützen. Achtlos rannte er hindurch, nasse Füße kümmerten ihn jetzt nicht. Am Rande seines Blickfeldes erhaschte er eine Bewegung. Im Schatten des Wehrganges stand eine Gestalt, in Dunkel kaum zu erkennen. Leise trat ein Wachsoldat in das wässrige Zwielicht des Burghofes. Seine Uniform sah ungepflegt und schlampig aus. Alle Knöpfe standen offen und die Schwertkoppel hing lasch an der Seite herunter. Der Graf erkannte den Mann. Er war der Sohn des Dorfvorstehers, der seit einigen Jahren seinen Dienst hier verrichtete. Der Name wollte ihm jedoch nicht einfallen.
„Was geht hier vor, Soldat? Warum schlafen meine Wachen? Wieso, im Namen der Dunkelheit, ist niemand auf Posten?“, herrschte er den Untergebenen an.
Die Antwort war ein überlegenes Lächeln.
„Wollt ihr keine Antwort geben, Soldat?“, fragte der Graf ein wenig unsicher. „Es kommen Menschen vom Dorf hier hoch und ...“,
„Ich weiß.“, unterbrach ihn der Mann mit breitem Lächeln „Vater erwähnte so etwas:“
Sein Blick glitt zum Tor, er wartete auf etwas. Der Graf verstand sofort, als er ebenfalls hinüber blickte. Es stand halb offen und von Ferne war das Nahen von Menschen zu hören.
Die beiden Männer standen einander gegenüber, mehrere Augenblicke lang geschah nichts. Da war nur der Regen, der in die anschwellenden Pfützen prasselte, kalt und unaufhörlich.
Dorenn wusste nicht, warum er schließlich zuerst handelte. Die Bedrohung war spürbar, kam näher und ihr Ausmaß wurde ihm in jedem Moment bewusster. Sein Leben und das seiner Familie war bedroht, er musste handeln.
Mit einem Mal empfand der Graf eine kalte Wut, die seine Sinne schärfte. Er sah alles um ihn herum mit einer bestechenden Klarheit, er sah die kleine Narbe auf der rechten Wange des Gardisten, die ersten Stoppeln eines Kinnbartes, seinen tanzenden Kehlkopf und unruhig umherwandernde dunklen Augen. Er sah wie dicke Regentropfen von der dunkelroten Uniform abprallten und in Kaskaden zu Boden fielen. Er sah den Mann nervös auf der Stelle treten und wie seine Finger unentwegt auf die Oberschenkel tippten.
Der Graf ließ sich nichts anmerken, versteckte seinen Zorn hinter einer Maske ungläubiger Verwunderung. In seinem Inneren jedoch tobte es, Gedanken stürzten übereinander, Angst schnürte seine Brust zusammen. Berechnend beobachtete er sein Gegenüber, wartete bis dessen Blick wieder kurz zum Tor hinüber glitt. Dann zog er mit einer schnellen Bewegung einen Dolch aus seinem Gürtel. Es war eine schwere Waffe, reich verziert, mit Juwelen besetzt, ein uraltes Familienerbstück und es war ihm nicht bekannt, ob durch sie jemals Blut vergossen worden war. Der Dolch lag nur für einen flüchtigen Moment in seiner Hand, fühlte sich seltsam unförmig an und schlecht ausgewogen, Zweifel überkamen ihn. Seit Jahren hatte er schon nicht mehr im Wettkampf gestanden, noch niemals in einem Kampf auf Leben und Tod. Doch Entschlossenheit besiegte die Angst. In einer geschmeidigen Bewegung warf er den Dolch auf den Soldaten zu. Dieser bemerkte sofort den unerwarteten Angriff, sein Blick erfasste die glitzernde, auf ihn zu wirbelnde Waffe, aber er reagierte zu langsam. Er sprang in dem Moment zurück, als die Klinge seinen Oberschenkel durchbohrte. Hart landete er in einer Pfütze, Wasser spritzte auf. Der Mann schrie nicht, zeigte keine Anzeichen von Schmerzen, auf seinem Gesicht machte sich nur ein Ausdruck ungläubigen Erstaunens breit. Dorenn nutzte diesen Moment und rannte zurück in die Burg. Er eilte eine Treppe hinauf und hinterließ schmutzige Spuren auf den steinernen Stufen. Hinter sich hörte er jetzt das Wimmern des verletzten Soldaten und es verschaffte ihm eine angenehme Befriedigung.
Sein Ziel war das Gemach seiner Frau, in dem sie ahnungslos mit dem Kind schlief. Auf seinem Weg suchte er nach Bediensteten, doch es ließ sich niemand finden, es war, als wäre die Burg verlassen. Nach nur wenigen Atemzügen schnellen Hetzens durch die Korridore der Burg, stand er vor der Tür des Schlafzimmers. Er riss die Tür auf, stürmte ins Zimmer und sah Denadel erschrocken aus dem Bett hochfahren.
„Was ist denn...?“, fragte sie schläfrig. Dunkle Ringe zeichneten sich um ihre Augen ab. Sie zitterte, als sie sich langsam aufsetzte.
„Zieh dich an und nimm das Kind. Wir müssen weg und beim Donnergrollen, es muss schnell gehen!“, schrie Dorenn fast.
„Meredan...“, begann sie verwirrt, bis sie das Entsetzen in seinem Gesicht erkannte. Sie sah, dass es ihm bitterernst war und warf sich eilig einen Umhang über. Sie nahm das Kind aus der Wiege, das seinen Unwillen mit einem leisen Quäken kundtat und wickelte es in eine wollene Decke.
Dorenn wollte ihrem fragenden Blick nicht länger ausweichen.
„Verrat, Denadel, sie kommen, um das Kind zu töten!“, sprach er hastig. Erst jetzt, als er die Worte ausgesprochen hatte, fühlte er ein unglaubliches, nie gekanntes Grauen.
Die Worte trafen Denadel wie ein Schlag, ihre Augen weiteten sich und für einige Augenblicke stockte ihr der Atem.
„Wer denn, wer?“, das letzte Wort schrie sie, Tränen rannen über ihre Wangen.
„Ich weiß es nicht, da sind bewaffnete Männer mit Fackeln! Sie werden gleich hier sein. Denadel, komm jetzt, wir haben keine Zeit mehr!“
Mit sanfter Gewalt fasste er seine Frau am Arm und zog sie auf den Gang hinaus. Denadel hatte Mühe mit ihrem Mann Schritt zu halten, krampfhaft umklammerte sie das Kind. Sie rannten den Flur entlang, an jeder Ecke machten sie Halt und Dorenn hielt Ausschau nach möglichen Feinden. Ihm fiel wieder auf, wie menschenleer es war, doch diesmal kam es ihm sehr gelegen.
An der Tür zu seinem Arbeitszimmer hielten sie inne. Der Graf trat ein und kam nur wenige Augenblicke später zurück, ein Schwert um die Hüfte geschnallt, ein Köcher voller Pfeile auf dem Rücken und einen kunstvoll gearbeiteten Bogen in der linken Hand. Denadel zuckte bei diesem Anblick zusammen, die Gefahr, in der sie sich befanden, wurde ihr nur allzu deutlich. Aus dem Hosenbund zog Dorenn einen kleinen Dolch, den er seiner Frau wortlos reichte. Sie zögerte kurz, und packte dann entschlossen zu.
Eilig setzten sie ihre Flucht durch die eigene Burg fort. Einige Male war es ihnen, als würden sie Stimmen vernehmen, doch niemand trat ihnen entgegen. Unbehelligt erreichten sie den westlichen Turm, dessen lange Wendeltreppe hinunter zu den Ställen führte.
Eine Bewegung zu seiner Rechten ließ Dorenn herumfahren. Schützend stellte er sich vor seine Familie, seine Hand glitt zum Schwertknauf. Jemand stand im Dunkel eines unbeleuchteten Ganges.
„Wer ist da?“, rief er, bereit zu kämpfen. Das Herz pochte heftig in seiner Brust und schlug schmerzhaft gegen seine Rippen. Statt einer Antwort löste sich eine kleine Gestalt aus dem Dunkel und trat in das diffuse Licht der Fackeln. Es war Elga. Seine Knie zitterten vor Erleichterung.
„Dem Licht sei Dank, du bist es. Du kannst mit uns kommen, es wird allerdings kein leichter Weg sein.“
Zwar blickte Elga besorgt, wirkte jedoch nicht ängstlich. Dorenn erkannte dankbar ein Messer in ihren mädchenhaften Fingern, sie konnten jetzt jede Hilfe gebrauchen.
Die Treppe war schlecht beleuchtet und das flackernde Licht vereinzelter Fackeln ließ die Stufen vor ihren Augen verschwimmen und verzerrte ihre Schatten zu dunklen, schweigenden Begleitern.
Endlich erreichten sie das Ende der Treppe. Der Graf setzte zu einem langen Satz an, um die letzten Stufen auf einmal zu nehmen. Das trügerische Licht ließ ihn fehltreten, er stolperte, wankte für einen kurzen Moment, dann fiel er kopfüber. Hinter ihm rief seine Frau seinen Namen, eine Hand versuchte ihn zu greifen, doch sie rutschte haltlos ab. Er landete hart auf dem steinigen Boden und stieß sich selbst den Ellbogen in den Magen. Für kurze Zeit blieb ihm die Luft weg und eine Welle des Schmerzes durchflutete seinen Körper. Der Bogen glitt ihm aus der Hand und schlitterte in eine dunkle Ecke des Ganges. Mindestens die Hälfte der Pfeile rutschte aus dem Köcher und verteilte sich im Korridor zu einem wirren Muster.
Dorenn blieb kurz benommen liegen. Dann kniete jemand neben ihn und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei. Der kalte Geruch des Steines drang ihm in die Nase und er schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund. Er musste sich wohl auf die Zunge gebissen haben, sonst konnte er keinen schwereren Verletzungen feststellen. Er schüttelte die Benommenheit ab und rappelte sich wieder auf.
„Es geht mir gut, lasst uns schnell weiter gehen.“ Er atmete tief durch und sah sich nach dem Bogen um, den er nirgends entdecken konnte. Wehmütig nahm er den Verlust des Geschenks seines Großvaters hin. Unvermittelt musste er an die Worte des alten Mannes denken, als er ihm den Bogen überreichte.
‚Wenn du wirklich willst, ganz fest glaubst, dann kannst du mit diesem Bogen alles treffen. Du musst nur ganz fest daran denken, es unbedingt wollen, verstehst du das, mein Junge?’, hatte Großvater mit schnarrender Stimme gesagt und der Junge hatte heftig genickt. Und es war wahr gewesen, die Waffe hatte ihn niemals enttäuscht, hatte er doch jeden Wettkampf mit ihr gewonnen. Manchmal war ihm sogar so gewesen, als ginge eine unbestimmte Kraft von ihm aus. Das Holz des Schaftes war biegsam, aber dennoch schier unzerbrechlich und die silbern schimmernde Sehne war niemals gerissen. Er wischte die Erinnerung bei Seite, es blieb keine Zeit zu suchen. Bis zu den Stallungen war es nicht mehr weit und sie gingen weiter, unweigerlich ihre Schritte beschleunigend.
Hinter ihnen, am Fuße der Treppe vernahmen sie plötzlich das Geräusch von brechendem Holz. Jemand war auf die verstreuten Pfeile getreten und näherte sich ihnen mit schnellen Schritten. Dorenn drehte sich abrupt herum, seine Hand umklammerte den Griff seines Schwertes, sodass seine Knöchel weiß hervortraten. Er hatte die ganze Zeit über mit einer Konfrontation gerechnet, trotzdem brachte der Anblick der drei heraneilenden Gestalten sein Herz beinahe zum Stillstand. Er stand regungslos da, bis er die Männer erkannte, die jetzt vier Schritte von ihm entfernt standen. Einer war Theru der Schmied, ein Hüne von einem Mann, er trug eine Axt lässig in seiner linken Hand. Zu seiner Rechten hatte sich sein Geselle Wolt aufgebaut, der blöd grinsend zwischen seinem Meister und dem Grafen hin und her blickte. Ihr Anführer schien der Dorfvorsteher Kjell zu sein, zu dem Dorenn noch nie ein besonders gutes Verhältnis gehabt hatte. Er hatte ihn immer als seltsam kalt empfunden, seine Augen hatten etwas Eisiges. Auch jetzt brachten sie ihn wieder zum frösteln und er sah noch etwas anderes in ihnen - abgrundtiefen Hass.
„Was wollt ihr hier? Ihr habt hier nichts zu suchen!“, rief Dorenn ihnen entgegen und versuchte, das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen.
„Ich glaube, ihr wisst sehr gut, was wir hier suchen. Ich lasse euch die Wahl, gebt uns das Kind freiwillig und ihr werdet am Leben bleiben!“. Die offensichtliche Lüge spiegelte sich in seinen Augen.
„Was ist in euch gefahren? Welch böser Zauber hat euch hierher geführt?“
„Hier gibt es nur einen bösen Zauber und der liegt in den Armen Eurer Frau!“, entgegnete Kjell prompt. Er hatte nur auf die Frage gewartet und zeigte mit einem fleischigen Zeigefinger auf das Bündel in Denadels Armen, die das Kind instinktiv fester an sich drückte und einige Schritte zurück wich.
„Nein, niemals! Ihr seid verhext! Verschwindet hier auf der Stelle, oder ich werde euch lehren, unschuldige Kinder zu töten!“.
Er zog das Schwert aus der Scheide und stellte sich bedrohlich vor die Angreifer. Doch diese ließen sich nicht beeindrucken. Auf ein Zeichen von Kjell hin, traten die beiden Schmiede vor, ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen.
„Denadel, lauft zu den Pferden. Ich werde sie aufhalten und komme so schnell nach, wie ich kann!“, rief Dorenn seiner Frau zu, die sich sofort umwandte und mit Elga an ihrer Seite zum Ende des Ganges lief.
Dorenn ließ sich keine Zeit, hinter ihnen herzuschauen, vielmehr galt seine Aufmerksamkeit den Angreifern. Wolt stand ihm am nächsten und holte zu einem fürchterlichen Schlag aus. Zu plump für den Grafen, der behände auswich und einen Sprung zur Seite machte. Der Geselle des Schmieds taumelte ins Leere. Dorenn nutzte seine Chance und stieß seinem Gegner das Schwert in die Seite, der ächzend zu Boden sackte. Blitzschnell riss der Graf die Klinge wieder aus dem zusammengekrümmten Wolt heraus, wobei er sie gekonnt drehte und bewusst eine tödliche Wunde verursachte. Es galt, die Gegner nicht nur zu besiegen wie in einem fairen Wettstreit, sondern sie endgültig niederzuringen.
In blinder Wut erhob nun Theru die Axt und ließ sie auf Dorenn niederschnellen, der den Schlag im letzten Moment parieren konnte. Stahl klirrte, als die Axt gegen die Wand prallte. Der Schmied schrie auf und startete einen erneuten Angriff. Sein Gesicht war verzerrt und er wirkte wie berauscht. Dorenn konnte der wütenden Attacke nur mit knapper Not entkommen. Hart krachte die Axt auf den Steinboden. Für einen Moment war Theru wehrlos, der Graf preschte nach vorne und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Der Kopf des Schmiedes flog nach hinten und helles Blut benetzte den dunklen Boden. Geschlagen sank der Mann vor Dorenns Füßen in die Knie. Dieser holte gerade zu einem letzten Schlag aus, als er Denadels verzweifeltes Schreien hörte. Er fuhr herum.
Kjell wollte der Gräfin das Kind entreißen, bedrohlich hatte er sein Messer erhoben. Elga hatte seinen Arm gepackt, hing mit ihrem ganzen Gewicht daran. Gerade schlug er sie brutal ins Gesicht und sie fiel wie ein Sack zu Boden. Hasserfüllt sprang Dorenn auf Kjell zu, das Schwert zu einem tödlichen Streich erhoben. Der Dorfvorsteher sah ihn im letzten Augenblick und rettete sich mit einem Sprung zur Seite. Der Schlag ging ins Leere, doch die Wut des Grafen war nicht verraucht. Er ging zu einem weiteren Angriff über. Wieder sauste das Schwert auf Kjell zu, er duckte sich ab und der Stahl traf klirrend die Wand, kleine Steine stoben durch die Luft. Der nächste Schlag wischte eine Fackel aus der Halterung, zischend verlöschte sie, als sie zu Boden fiel. Urplötzlich lag der Korridor in einem verwirrenden Zwielicht und die Kontrahenten hielten kurz inne.
Kjell war wesentlich schlechter bewaffnet als der Graf, doch er hatte nicht die Absicht aufzugeben. Vielmehr tänzelte er vor Dorenn auf und ab, das Messer kampfbereit erhoben. Unablässig murmelte er unverständliche Dinge und spätestens jetzt trat sein Wahnsinn vollends zu Tage.
Er begann, aus Leibeskräften zu schreien. Zuerst verstand Dorenn nicht, was er damit bezweckte, doch dann wurde es ihm schlagartig bewusst. Kjell rief nach Verstärkung. Dorenns Wut schwoll wieder an und seine Absichten waren tödlich. Die Klinge zerschnitt die Luft, zischte mit zerstörerischer Kraft auf Kjell zu. Endlich lag auch Angst in seinem wahnsinnigem Blick. Dieser Umstand verschaffte Dorenn eine wilde Befriedigung, dieser Mann würde bezahlen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Hieb sein Ziel finden würde. Rückwärts floh Kjell vor dem Zorn des Grafen und fiel schließlich über seine eigenen Beine. Sofort schlug Dorenn auf den am Boden Liegenden ein. Mit letzter Kraft wälzte dieser sich beiseite. Das Ende des kurzen und ungleichen Kampfes schien nahe, als Denadels Stimme warnend ertönte:
„Vorsicht, Meredan! Hinter Dir!“
Theru war wieder auf den Beinen, die Axt in den Fäusten. Dorenn parierte, sein Schwertarm flog zur Seite, die Spitze seiner Waffe berührte den Boden. Ein neuer fürchterlicher Hieb zielte auf seinen Arm. Er zog ihn zurück und stattdessen traf die Schneide des Beils die Klinge des Schwertes. Sie zerbrach in einem dumpfen Klirren und der Griff prallte ihm aus der Hand. Unbewaffnet flüchtete der Graf vor den Schlägen Therus. Der Schmied schritt, die Axt an der Seite auf ihn zu, ein triumphierendes Lachen im Gesicht. Im Hintergrund erhob sich Kjell schwer atmend, den Blick düster auf Denadel gerichtet.
Theru trat an Elga vorbei, beachtete sie jedoch nicht. Die junge Zofe stellte ihm plötzlich ein Bein und große Mann stolperte auf die Knie. Elga sprang auf, den kurzen Dolch auf ihn gerichtet. Dorenn schrie:
„Elga, nicht! Mach, das du verschwindest!“
Doch die Warnung kam zu spät. Theru sah den Angriff kommen und führte die Axt über seinem Kopf hinweg. Das Blatt der Axt traf die heranstürmende Elga in der Brust. Sie prallte zurück und der Dolch entglitt ihrer Hand. Theru wandte sich um, sah, was er getan hatte und schien für einen kurzen Moment verwirrt. Dorenn zögerte nicht, nahm den zu Boden gefallenen Dolch, sprang auf Theru zu und trieb ihm den Stahl ins Herz. Der Getroffene röchelte, fiel vorne über und war tot, noch bevor er die Steine berührte. Atemlos starrte Dorenn den Leichnam an. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er jemanden getötet, voller Furcht war er gewesen vor einer solchen Tat. Heute hatte er es bereits zweimal getan, doch er fühlte keine Reue, nur das Gefühl wilden Triumphs.
Kjells Schrei holte in jäh in die Wirklichkeit zurück. Noch bevor er Gegenwehr denken konnte, traf ihn eine Faust im Gesicht. Er taumelte zurück. Einen Augenblick später loderte brennender Schmerz in seiner Seite. Kjell hatte ihm das Messer seitlich in den Bauch getrieben. Dorenn sackte gegen die Wand und versuchte, sich aufzuraffen. Doch die Schmerzen betäubten ihn, nahmen ihm die Sinne.
Denadels Schreie riefen ihn ins Bewusstsein zurück. Er fand sich selbst in einer Lache Blut liegen und nur wenige Schritte entfernt, versuchte seine Frau Kjell daran zu hindern, ihr das Kind zu entreißen. Der Kampf schien jedoch aussichtslos. Kjell war einfach stärker als sie. Er zerrte an dem Bündel und nun begann auch das Kind zu schreien.
„Gib es mir oder ich schneide ihm vor deinen Augen die Kehle durch!“, fauchte Kjell.
„Nicht so lange noch ein Funken Leben in mir ist!“, kam es krächzend aus Dorenns Mund. Er hatte sich erhoben und stand nun auf wackligen Beinen an die Wand gelehnt. Kjell fuhr herum und fluchte. Doch als er sich auf den Verletzten stürzen und seine Tat vollenden wollte, stockte er. Sein Blick glitt an Dorenn vorbei zum Ende des Ganges.
„Was willst du hier?“, fragte er wütend.
„Lass sie in Ruhe!“, sagte eine zögerliche Stimme.
Dorenn kannte die Stimme, ein Name dazu aber wollte ich nicht einfallen. Denadel rief etwas, doch das Blut rauschte zu laut in seinen Ohren.
„Was willst du mit dem Bogen, du alter Säufer?“, höhnte der Dorfvorsteher. Kjell lachte irrsinnig und seine Stimme überschlug sich. „Pass auf, dass du dich am Ende nicht selbst durchbohrst!“
„Fordere mich nicht heraus!“
„Na los, schieß schon. Worauf wartest du noch? Das wird nur eine weitere Sache sein, in der du versagst! Na komm, ich werde dir einen Grund geben! Was hältst du davon, wenn ich deinem Grafen die hässliche Fratze zerschneide?“
Kjell trat zu dem Verletzten und setzte ihm das Messer an die Wange. Provozierend schaute er zu dem Unbekannten hinüber.
Etwas sirrte durch die Luft und das Hohnlächeln gefror auf Kjells Gesicht. Ein Pfeil bohrte sich in seinen Hals und dunkles Blut sprudelte hervor. Kraftlos ließ er das Messer fallen und sackte vor den Füßen des Grafen zusammen.
Einen schier endlosen Moment sah Dorenn zu dem Toten herunter, erleichtert und angewidert zugleich. Dann legte seine Frau ihren freien Arm um seinen Hals und drückte in fest an sich.
„Lass uns schnell gehen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, sagte sie.
„Sie hat recht, Herr, diese Wahnsinnigen sind überall in der Burg.“, sagte jemand hinter ihnen. Als sich die Gestalt aus dem Schatten löste, erkannten Dorenn zu seiner Verblüffung Imendin. Der verloren
geglaubte Bogen lag lose in seiner Hand.
„Imendin, was...“, begann Dorenn, doch der alte Diener brachte ihn mit einer kurzen Geste zum Schweigen.
„Es bleibt keine Zeit mehr, ihr müsst verschwinden. Die Kutsche steht bereit, gleich hinter dem Stalltor. Kommt.“ Er packte den Grafen vorsichtig, aber energisch am Arm und wollte ihn mit sich ziehen. Dorenn stöhnte vor Schmerzen auf.
„Herr, Ihr seid verletzt!“
„Kümmere dich nicht darum, es wird schon gehen, alter Freund“, sagte er bestimmt und zwang sich zu einem Lächeln, das sein Gesicht in eine Grimasse verwandelte. Denadels besorgter Blick beendete sein armseliges Schauspiel jedoch sofort. Ihr konnte er nichts vormachen.
Imendin ging voran, wobei er sich immer wieder nach ihnen umsah. Der Leiche seines Bruders schenkte er keine Aufmerksamkeit. Als er die Treppe zu den Stallungen beinah erreicht hatte, ließ ihn ein Schrei herumfahren. Denadel war vor Elgas totem Körper in die Knie gesunken, in dem einem Arm das weinende Kind fest an sich gedrückt, mit der anderen Hand berührte sie das bleiche Gesicht.
„Lass sie, Denadel. Wir können nichts mehr für sie tun.“, sagte Dorenn mitfühlend. Ihm fiel es selbst schwer, das Mädchen, das sie beide ins Herz geschlossen hatten, dort in ihrem eigenen Blut liegen zu sehen. Sanft zog er seine Frau von dem Leichnam weg und sie folgten Imendin, der bereits die Treppe hinunterstieg.
Am Ende des Ganges hörten sie laute Stimmen und näher kommende Schritte.
„Zu den Ställen, schnell!“, rief Dorenn. So schnell sie konnten rannten sie die Treppe hinab, es war nun nicht mehr weit.
Die Wunde des Grafen schmerzte mit jedem seiner Schritte mehr und er spürte, wie warmes Blut an seinem Bein herab lief und seine Kräfte schwanden.
Endlich öffnete Imendin die letzte Tür zu den Stallungen, strenger Pferdegeruch drang in ihre Nasen. Der alte Diener rannte weiter zu dem kleinen Tor, welches normalerweise dazu diente, die Pferde zu ihren Weideplätzen zu führen. Er stürmte hinaus und deutete auf eine Kutsche, die im regennassen Dunkel kaum auszumachen war. Die beiden angespannten Pferde tänzelten nervös und die Kutsche setzte ein kleines Stück nach vorne. Während Imendin mühsam den Kutschbock bestieg, rief er dem Grafenpaar zu:
„In die Kutsche, schnell!“
Dorenn half seiner Frau die wackelige Treppe ins Innere der Kutsche hoch, um ihr dann mühselig zu folgen. Seine Wunde schmerzte jetzt so stark, dass er für einen kurzen Augenblick glaubte, das Bewusstsein zu verlieren.
Die Pferde trabten an und die Verfolger, die aus dem offenen Tor herausstürzten, sahen nur noch, wie die Kutsche im Dunkel der Nacht verschwand.
4.
Nur wenige Meilen entfernt, ritt eine dicke, alte Frau auf einem Esel durch den Wald am Rand der Grafschaft von Dorenn. Der Regen drang nur spärlich durch das dichte Blattwerk der Bäume und so trafen lediglich ein paar vereinzelte Tropfen ihren großen schwarzen Hut, unter dem lockiges graues Haar hervorquoll. Ihre Kleidung war bunt zusammengewürfelt, neben dem Hut trug sie ein froschgrünes einfaches Kleid, welches von einem breiten gelben Gürtel zusammengehalten wurde. In und an diesem befanden sich viele seltsame Dinge. Unter anderem lugte ein hölzerner Löffel hervor, hing ein Fuchsschwanz herab, baumelten Beutel mit klimperndem Inhalt daran und auch ein kleines Messer mit kunstvoll geschnitztem Griff fehlte nicht. Sie saß im Damensitz auf dem Esel und über den Knien lag ein langer, in sich verdrehter Stab. Das Kleid war ihr über die Knie gerutscht und offenbarte ungemein dicke Waden, die von blauen Socken umhüllt waren. Und wie als Höhepunkt steckten ihre großen Füße in roten, spitz zulaufenden Lederschuhen.
Ihren staubgrauen Esel umgab eine klappernde Wolke aus Kesseln, Löffeln, Knochen, Kräuterbüscheln und einem Hühnerkäfig, dessen Inhalt bei jedem Schritt laut gackernd den feuchten Waldboden mit Federn bedeckte. Den Anblick des seltsamen Gespanns krönte ein in allen Farben leuchtender Schirm, der aus dem Gewirr herauszuwachsen schien und in unregelmäßigem Takt über ihnen tanzte.
Mulgran, die alte Zauberin, befand sich auf dem Rückweg von einem Zaubererkonzil in Kalpalan, der Stadt der Zauberer. Sie empfand es als eine Zumutung, den mühsamen Weg auf sich zu nehmen und sich das alberne Geschwätz uralter Zauberer anzuhören, die den Kongress dazu nutzten, die eigenen Eitelkeiten zu pflegen und alte Streitigkeiten fortzusetzen. Der Zirkel war schon lange nicht mehr das, was er einmal gewesen war. Damals, kurz nach dem Krieg, in dem Mulgran als junge Novizin gekämpft hatte, hatten sie sich feierlich für alle Zeiten Einigkeit geschworen. Aber annähernd tausend Jahre sind auch für die Kundigen der Magie eine lange Zeit und gute Vorsätze halten selten so lange.
„Nichtsnutzige Wichtigtuer und dämliche Steinköpfe!“, grummelte sie und rutschte griesgrämig auf dem Rücken ihres Esels herum, der scheinbar zustimmend den Kopf in den Nacken warf und leise wieherte.
Wenn es nach ihr ginge, wäre ein Treffen alle fünfzig Jahre ausreichend. Seit Jahrhunderten war nichts mehr geschehen, das dem Konzil eine Entscheidung abverlangt hätte, die der Große Rat nicht hätte treffen können. Taten die sechs doch stets das, was sie allein für richtig hielten. Ein Umstand übrigens, der bereits seit weit mehr als tausend Jahren seine Richtigkeit hatte.
Und doch, dieses Mal war etwas anders gewesen. Etwas besonderes war geschehen, sie hatten es alle gespürt.
Sie erinnerte sich daran, gerade hatten sich alle im großen Ratssaal versammelt, wo Nermian, der Vorsitzende der Gilde der Baumzauberer zu seiner großen und aber sicherlich nicht wirklich interessanten Rede ansetzen wollte, als sich plötzlich die riesigen Fenster öffneten und ein leiser, schauriger Wind durch die Reihen wehte. Begleitet von einem fernen Flüstern sammelte er sich in der Mitte des Raumes und kräuselte sich dann zur gläsernen Kuppel des Saales empor. Das Glas beschlug an einigen Stellen, bis langsam eine Kontur sichtbar wurde. Die Zauberer trauten ihren Augen nicht. Die Silhouette formte sich zu den Umrissen der Welt Nasu, geteilt durch den mächtigen Riss, der jedoch kleiner und schmaler wurde, bis die zwei Landhälften für kurze Zeit miteinander verschmolzen. So schnell wie der Wind gekommen war, verschwand er auch wieder. Er löste sich einfach in Nichts auf, so als hätte es ihn nie gegeben. Zurück blieben nur die verdutzten Gesichter der Zauberer. Einige der Magier waren kurz davor dieses ungeheuerliche Erlebnis als Sinnestäuschung ab zu tun, wenn nicht dieses entfernte, durchdringende Grollen gewesen wäre. Einige von ihnen liefen zu den Fenstern, die immer noch weit offen standen. Und nun war es ganz deutlich zu hören. Die Drachen, Dutzende von ihnen, flogen über das Land, mächtige Flügel durchschnitten die kalte Luft und ihr grausiger Gesang erfüllte die Nacht. Sie waren aus ihrem alten Gefängnis auf der Insel Zagor entkommen und zogen nun wieder wie vor tausend Jahren wie ein wilder Sturm der Zerstörung über die Welt Nasu. Auf die Feuermagier, die einzigen, die der Magie der Drachen widerstehen konnten, kam viel mühsame Arbeit zu.
Mulgran erzitterte bei dem Gedanken daran. Noch nie hatte man gleiches beobachtet. Die Drachen, Teil der alten Magie, hatten dasselbe gespürt, das sie alle in dieser Nacht erfüllt hatte. Doch niemand, nicht einmal Olares war in der Lage gewesen, die Zeichen zu deuten. Seit kurzem erst war er der Große Vorsitzende des Großen Rates des Zirkels der Zauberer, mächtiger Magier und weiser Ratgeber zugleich. Doch auch er, ebenso wie die anderen Mitglieder des Rates hatte dem Ereignis wenig Bedeutung zugemessen Es war schließlich Risszeit, wann, wenn nicht jetzt waren seltsame Ereignisse an der Tagesordnung?
Und so hatte man sich diesmal früher als gewöhnlich getrennt. Jeder hatte sich auf den Weg zurück in die Heimat oder seine ihm anvertrauten Gebiete gemacht, um nach Anzeichen zu suchen, die den Vorfall erklären könnten.
Jetzt war sie auf dem Weg zu einer alten Freundin von ihr, die unweit von hier in einer alten Hütte inmitten eines Sumpfes lebte. Ebenso wie Mulgran war auch ihr das Talent der Magie in die Wiege gelegt worden, aber ihre Veranlagung war nicht stark genug für eine Ausbildung in Kalpalan gewesen. Stattdessen setzte sie nun ihre bescheidenen Fähigkeiten ein, um Kranke zu heilen oder eine lang gehegte Hoffnung auf Schwangerschaft zu erfüllen. Mulgran hatte sich vorgenommen, immer mal wieder bei ihrer Freundin nach dem rechten zu sehen. Gerade hier im Herzen des Königreich Theliat herrschte noch tiefer Aberglauben, verwurzelt seit Jahrtausenden, der auch nicht von dem Wissen um die Existenz von Magie zerstört werden konnte.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie erst nach einigen Momenten bemerkte, dass ihr Esel stehen geblieben war und nervös die Ohren in alle Richtungen drehte. Seine Nüstern waren weit aufgebläht und sein warmer Atem bildete kleine weiße Wölkchen in der kalten Luft.
„Was ist los mit dir, alter Junge? Siehst du Gespenster?“, fragte Mulgran und verstärkte den Druck auf die Flanken des Tieres ein wenig, um ihn wieder anzutreiben. Den Esel jedoch kümmerte dies wenig, aufgeregt stampfte er mit den Hufen, Schlamm spritzte in alle Richtungen. Eines der Kräuterbüschel löste sich und versank in einer Schlammpfütze. Langsam wurde die alte Zauberin ärgerlich, sie fasste die Zügel straffer, zog einen langen Weidenstock aus einem ihrer Bündel und gab dem Esel einen kräftigen Klaps auf sein Hinterteil.
„Nun mach schon, du altes störrisches Vieh! Ich habe wichtigeres zu tun, als mit dir hier im Regen herum zu stehen.“
Das Grautier wieherte kurz, machte einen Satz nach vorne, drehte dann auf dem Absatz herum und lief wie wild geworden in die entgegengesetzte Richtung. Mulgran hatte Mühe, sich im Sattel zu halten, hin und her geschüttelt, war sie kaum noch von ihren restlichen Utensilien zu unterscheiden. Kräftig zog sie an den Zügeln, doch der Esel wollte einfach nicht stehen bleiben.
„Vermaledeiter Esel, beim Donnergrollen, jetzt ist es aber genug!“, fluchte die alte Frau, machte eine abrupte Handbewegung, als wolle sie die Luft in zwei Hälften teilen und murmelte zwei Worte, im wilden Getrappel der Hufe kaum wahrnehmbar. Der Esel blieb wie vom Blitz getroffen stehen, so dass Mulgran beinahe vornüber gekippt wäre.
„Was ist nur los mit dir?“, brüllte sie den Esel an, der da stand als wäre er aus Wachs gegossen. „Du hast es nicht anders gewollt! Ich weiß genau, dass du es nicht magst, wenn ich dich verhexe! Aber du hast mir ja keine Wahl gelassen, einfach so durchzugehen. Dummes, dummes Tier, schau dich an, da stehst du nun und kannst dich nicht rühren! Meinst du, mir macht das Freude, dich so zu sehen? Aber mir egal, das ist dann deine eigene Schuld, ...“
Ihre Schimpftirade hätte wahrscheinlich noch Tage angedauert, wäre sie nicht von diesem ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen worden, der stetig näher kam. Mit vor Überraschung geweiteten Augen drehte sie sich um und sah voller Entsetzen einen großen schwarzen Schatten, der alles zu zermalmen schien, was sich ihm in den Weg stellte.
„Was...?“, stotterte sie, verstummte jedoch zugleich wieder, als sie erkannte, was dort durch den Wald brach. Aus dem Schatten formte sich eine Kutsche, führerlos und mit viel zu hoher Geschwindigkeit. Mulgran sah das Unglück voraus, doch sie konnte nichts mehr tun. Noch bevor sie das Gespann auf magische Weise zum Halten bringen konnte, brach die Achse der Kutsche mit einem lauten Krachen. Im gleichen Moment überschlug sich der Wagen und begrub die beiden Pferde unter sich. Die Deichsel brach und bohrte sich tief in den Boden der Droschke.
Fassungslos stand die alte Zauberin im nächtlichen Regen neben ihrem Esel, dessen Augen ängstlich rollten. Ein kaltes Gefühl breitete sich in ihr aus. Niemand konnte diesen Unfall überlebt haben, ohne Hoffnung trat sie näher.
Eines der beiden Pferde war bereits tot, während das andere noch unregelmäßig schnaufte. Es blutete aus zahlreichen Wunden. Mulgran war eine durchaus mächtige Zauberin, doch die Grenzen ihrer Heilkunst waren hier überschritten. Sie konnte dem Tier nicht mehr helfen. Kurz kreiste ihr Stab über seinem Kopf und es war von seinem Leiden erlöst.
Der Kutschbock war leer. Mulgrans suchender Blick fand schnell die verdrehte Leiche eines dünnen, alten Mannes, der offenbar gegen einen Baum geprallt war.
Und dann zerschnitt ein schrilles Weinen die trügerische Stille des Waldes. Mulgran fuhr herum und sprang zu der zerstörten Kutsche. Der Anblick im Innern war grauenhaft. Rechts von ihr lag blutüberströmt ein Mann auf dem Boden der Kutsche. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, doch an der unnatürlichen Haltung des Kopfes erkannte Mulgran sofort, dass sein Genick gebrochen war. Sein Schicksal jedoch erschien gegenüber dem der Frau beinahe gnädig. Die gebrochene Deichsel war von unten in die Kutsche eingedrungen und hatte sie förmlich durchbohrt. Sie hatte wohl noch einige Augenblicke gelebt, denn sie umklammerte das blutverschmierte Holz mit beiden Händen. Ein Säugling lag auf ihren Beinen, nur um wenige Fingerbreit dem Tod entronnen. Er war über und über mit dunklem Blut bedeckt, so dass kaum auszumachen war, ob er eigene Verletzungen davongetragen hatte. Behutsam nahm die alte Zauberin das Kind aus der Kutsche. Nach einem prüfenden Blick stellte sie erleichtert fest, dass er wohl unverletzt war, wenn er auch wie verrückt schrie. Unschlüssig sah sie sich den strampelnden Säugling an und wiegte ihn ein wenig unbeholfen hin und her.
„Was soll ich denn jetzt mit dir anfangen?“, fragte sie mehr sich selbst als den kleinen Wurm in ihren Armen, den der Klang ihrer Stimme merklich zu trösten schien. Sein Weinen verebbte zu einem leisen Wimmern.
Sie brauchte nicht lange nachzudenken, um zu wissen, dass dies nicht einfache Reisende waren. Ihr Gefühl sagte ihr, sie sollte das Kind mit sich nehmen und in Sicherheit bringen, ohne sich auch nur einmal umzublicken. So übermächtig war diese Eingebung, dass sie ihren Esel herbei rief, damit sie diesen unglückseligen Ort schnellstmöglich verlassen konnte. Sie trat einige Schritte auf ihr Reittier zu, als ihr ein silbriges Schimmern am Waldboden auffiel. Zu ihren Füßen lag ein fein gearbeiteter Bogen, dessen Sehne förmlich glänzte.
„Wenn du alt genug bist, wird dies das einzige sein, das ich dir von deinen Eltern überreichen kann!“, sagte Mulgran bedrückt und bückte sich nach der Waffe.
Tag der Veröffentlichung: 23.07.2009
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