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Kapitel 1

Hauptcharaktere:

 


Leigh    Jade    Kentin     Stacy  Castiel  Nathaniel  Lysander

 

 

 

Ich saß im Zug nach Sweet Amoris. Meine Eltern starben vor einem Monat bei einem Autounfall. Ich saß mit im Auto, aber wundersamer Weise passierte mir dabei nichts Großartiges. Ein paar Kratzer und blaue Flecken, aber ansonsten nichts. Die Ärzte meinten, es wäre unvorstellbar einen derartigen Unfall zu überleben und ich hätte einen sehr starken Schutzengel. Lieber wäre ich aber mit ihnen gestorben. Ich liebte meine Eltern und sie haben sich immer liebevoll um mich gekümmert. Nun waren sie fort und ließen mich allein. Nach dem Unfall redete ich zwei Wochen lang mit niemandem mehr. Doch letzte Woche flatterte ein Brief bei mir ein, indem Freunde meiner Eltern von einem geschlossenen Pakt erzählten.

Anscheinend hatten meine Eltern einen echt komischen Pakt mit diesen Freunden geschlossen, nämlich das, wenn die Eltern sterben würden, sie die Kinder des jeweils anderen adoptieren würden. Klingt fast so, als hätten meine Eltern schon gewusst was passieren würde oder sie dachten einfach immer schon an das Schlimmste. Nun saß ich also hier und verließ meine vertraute Heimat um in einer wildfremden kleinen Stadt neu anzufangen. Mit neuen Eltern, neuen Geschwistern, einer neuen Schule, vielleicht neuen Freunden und einer neuen Umgebung.

Der Zug hielt und ich stieg aus. Durch Bilder der jeweiligen Personen, welche dem Brief beigelegt waren, wusste ich nach wem ich auf dem Bahnhof Ausschau halten musste. Um ehrlich zu sein, der Gedanke, dass ich jetzt eine neue Familie haben sollte, gefiel mir noch nicht so recht. Doch anhand der Fotos konnte ich erkennen, dass sie alle sehr nett sein mussten. Das erleichterte mich schon mal und ich bin ihnen auch dankbar, weil ansonsten hätte ich in ein Heim gemusst und das will ich ja nun wirklich nicht. Ich lief mit meinen 2 Koffern an den Händen, die Rollen hatten, ein wenig durch die Gegend und suchte meine neuen Eltern. Da hörte ich einige Meter weiter wie jemand mein Namen rief und schaute in die Richtung. Das musste die Mutter sein, schlussfolgerte ich anhand ihres Aussehens und ging auf sie zu. „Hallo Stacy. Schön das du da bist. War die Zugfahrt ok?“. Sie umarmte mich überschwänglich und ich war erst ein wenig überrumpelt, schließlich kannte ich diese Frau ja an sich gar nicht, doch bald löste ich die Hände von den Henkeln der Koffer und erwiderte die Umarmung. „Ja, die Zugfahrt war ok. Danke, dass sie mich so herzlich bei sich aufnehmen.“ „Das ist doch ganz selbstverständlich. Wie könnten wir zulassen, dass das Kind unserer guten Freunde in ein Heim gesteckt wird? Jetzt geb mir doch erstmal einen deiner Koffer, die müssen bestimmt sehr schwer sein. Frank wartet draußen auf dem Parkplatz auf uns. Dann fahren wir erstmal nach Hause.“ Frank ist der Vater und die Mutter heißt Elke. Gut das von allen so eine Art Steckbrief bei dem Brief dabei war sonst wüsste ich jetzt nicht wer Frank ist.

Wir kamen beim Auto an und luden die Koffer in den geräumigen Kofferraum. Frank stieg aus und half uns dabei, sie in den Kofferraum zu hieven. Danach begrüßte er mich freundlich und umarmte mich ebenfalls. Dann setzte ich mich auf die Rückbank, Elke auf den Beifahrersitz und Frank wieder ans Steuer.

>Na dann mal auf in dein neues Leben Stacy<, dachte ich mir und war froh das meine Adoptiveltern wenigstens so freundlich waren. Bei den weiteren Familienmitgliedern war ich mir da allerdings noch nicht ganz sicher.

 

 

Kapitel 2

 

 

 

Nach einer viertel Stunde Autofahrt kamen wir bei dem Haus meiner Adoptivfamilie an. Es war ein riesiges weißes Haus mit einem kleinen Vorgarten, den aber alle möglichen schönen Blumen zierten. Umrandet wurde der Vorgarten von einem niedrigen weißen verschnörkelten Zaun. Ab der Tür des Zaunes begann ein gepflasterter Weg in einer leichten Schlängellinie der genau vor der Tür des Hauses endete. Insgesamt sah das Haus von außen so aus wie ich mir ein schönes Familienhaus immer vorstellte. Frank und Elke gingen schon auf die Tür des Hauses zu und ich trottete, immer noch das Haus bestaunend, hinterher. Frank schloss die Tür auf und wir gingen hinein. Beim Eintreten in das Haus befand man sich gleich in einer kleinen „Empfangshalle“. Direkt vor mir, nur einige Meter weiter weg, war die Treppe, die in das obere Stockwerk führte. In der Empfangshalle hingen viele schöne Bilder und Portraits gemalt von berühmten Künstlern wie z.B. Pablo Picasso oder Leonardo da Vinci. Sie sahen alle ziemlich echt aus und extrem wertvoll. So tollpatschig wie ich bin hoffte ich nicht aus Versehen mal eins kaputt zu machen. Bei mir kann man da nie wissen. Unten an der Treppe führten an den Seiten kleine Gänge entlang. Hinter den Türen die dort waren, lagen Räume die ich noch nicht kannte. Erstmal führten Frank und Elke mich in die Küche, welches gleich die erste Tür unten auf der rechten Seite war. Elke meinte: „Du musst ja einen riesen Hunger haben, nach einer so langen Zugfahrt. Setz dich erstmal, ich bringe dir etwas zu Essen.“ Wie auf Kommando fing meine Magen an zu knurren und Frank konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Elkes Lippen zierte auch ein kleines belustigtes Lächeln. An dem großen Tisch ließ ich mich auf einen der Stühle sinken. Schnell machte mir Elke ein paar Pfannkuchen und stellte mir Ahornsirup dazu. Ich träufelte ein wenig Ahornsirup auf meine Pfannkuchen und verschlang sie genüsslich. Als ich fertig mit Essen war, bedankte ich mich bei Elke und sagte, dass es echt köstlich gewesen wäre. „Danke.“, sagte sie, „Nun zeig ich dir am Besten mal den Rest des Hauses.“ Sie gab mir mit ihrer Hand zu verstehen, dass ich ihr folgen sollte und ich erhob mich vom Stuhl und folgte ihr. Wir gingen ein bisschen weiter in dem kleinen Gang entlang und kamen an eine weitere Tür. Elke zeigte auf die Tür und meinte: „Hier ist der Vorratsraum.“ Ein Stück weiter an der nächsten Tür sagte sie: „Das hier ist der Abstellraum.“ Mehr Türen gab es in diesem Gang nicht mehr, also gingen wir auf die andere Seite. Dort befand sich das Büro von Frank, welches ich unter keinen Umständen betreten durfte, weil es anscheinend nicht mal die Kinder betreten durften und Elke auch kaum. Dann befanden sich dort noch ein Abstellraum und die Zimmer der Angestellten. Anscheinend wohnten diese mit im Haus. Diese Familie musste echt steinreich sein, wenn sie sich das alles leisten konnten. Mit dem unteren Stockwerk waren wir nun fertig und gingen die Treppe nach oben. Es folgten weitere Zimmer die diesmal aber aus denen der Kinder und der Eltern bestand. Dann gab es noch 3 Gästezimmer von denen ich eines bekam. Jedes Zimmer hatte sein eigenes Badezimmer. Also sowohl das der Kinder, der Eltern, der Gästezimmer und auch das der Angestellten. Auf dem oberen Flur hingen weitere berühmte Kunstwerke. Bald kamen wir an meinem Zimmer an und Elke öffnete die Tür. Ich fand mich in meinem Zimmer auf Anhieb wohl und fand es auch sehr schön. Die Wände waren in einem warmen Orange gestrichen. Der Teppich war weiß. Das Bett war groß und war mit oranger Bettwäsche bezogen. In der Ecke, an der Wand, stand ein großer Schrank und ich würde wetten, dass es ein begehbarer Kleiderschrank war. Das große Fenster durchflutete den Raum mit Licht und gab den Blick frei auf den Garten. Diesen hatte ich bisher noch nicht gesehen aber er war riesig und ich sah Liegen auf denen man sich sonnen und einfach nur entspannen konnte. Die Blumen und Büsche waren auch hier großzügig vertreten. Elke wollte mir noch das Bad zeigen und ich folgte ihr. Ein Stück weiter neben dem Schrank an der rechten Wand befand sich die Tür zum Bad. Elke öffnete sie und das Bad verschlug mir den Atem. Es war weiß gefliest und hatte eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette. Doch ebenso auch eine sehr luxuriös aussehende Eckbadewanne. Über dem Waschbecken hing ein Spiegelschrank und neben dem Waschbecken war ein Regal mit Handtüchern angebracht. Insgesamt wirkte das Badezimmer wie so ein Luxusbad aus den Zeitschriften.

 

Elke verabschiedete sich erstmal und meinte ich solle doch schon mal meine Koffer ausräumen. Also öffnete ich den Schrank und wer hätte das gedacht? Er war begehbar! Wie ich mir gedacht habe. Es war kein sonderlich großer begehbarer Kleiderschrank. Also nicht so groß wie ein kleines Extrazimmer, aber trotzdem war ich der Meinung, ich würde ihn nicht voll bekommen. So viele Klamotten besaß ich nämlich leider nicht. Wir waren nie eine besonders reiche Familie gewesen. Aber meine Mutter sagte immer, man brauche kein Geld um glücklich zu sein. Ich fand sie hatte in gewisser Weise Recht aber zu 100% würde ich dem auch nicht zustimmen. Ich fragte mich warum meine Eltern mit Elke und Frank so gut befreundet waren. Eigentlich verabscheuten sie reiche Leute. Aber die beiden waren ja auch echt nett, also haben sie da vielleicht mal eine Ausnahme gemacht. Ich war gerade in Gedanken versunken als ich hörte wie sich meine Zimmertür öffnete. Es war Frank, der mir meine Koffer brachte. Er schaute nur kurz zu mir, lächelte mir zu und verschwand wieder. Ich nahm mir vor mich bei nächster Gelegenheit dafür zu bedanken. Da meine Koffer ja jetzt da waren, konnte ich sie ausräumen. Als ich alle Klamotten in den Schrank geräumt hatte, extra großzügig sortiert um mehr Platz zu verbrauchen, war der Schrank trotzdem noch nicht voll. Naja, vielleicht werde ich mir bald etwas Neues zum Anziehen kaufen können, dachte ich. Danach verteilte ich noch ein paar Bilder von meiner Familie in meinem Zimmer. Beim Ansehen der Bilder liefen mir wieder ein paar Tränen über die Wange, die ich aber mit meinem Ärmel schnell wieder wegwischte. >Du musst stark sein<, ermutigte ich mich in Gedanken.

Da mein Zimmer jetzt hergerichtet war, dachte ich mir, dass ich mir mal die Stadt ansehen sollte. Ich ging die Treppe hinunter und suchte nach Elke um ihr Bescheid zu sagen. Als ich sie nicht fand und Frank übrigens auch nicht, schrieb ich schnell einen Zettel und legte ihn auf den Küchentisch. Dort würde ihn sicher jemand finden. Dann ging ich in die Empfangshalle und zog mir meine Schuhe an. Meine Handtasche nahm ich auch mit. In der befanden sich mein Handy und mein Geld. Zumindest das Geld was von meinem letzten Taschengeld noch übrig war. Dem letzten Taschengeld, das ich von meinen Eltern bekommen hatte. Dieser Gedanke stimmte mich wieder traurig doch ich riss mich erneut zusammen. Ich verließ das Haus und sah wie auch bei den Nachbarn jemand das Haus verließ. Es war ein Junge mit braunen Haaren und strahlend grünen Augen. Die Haare waren stufig geschnitten und gingen etwa bis übers Ohr. Er sah auch etwa aus wie in meinem Alter. Da ich nicht wusste wo ich lang musste dachte ich, ich frag ihn mal. Schnell lief ich rüber, stellte mich vor ihn und fragte: „Hey. Ich wohne erst neu hier und weiß noch nicht wie es in die Stadt geht. Könntest du mir sagen wo ich lang muss?“. Dabei lächelte ich ihn freundlich an. „Klar, ich wollte gerade eh selbst in die Stadt. Du kannst mich begleiten, wenn du willst.“, sagte er und lächelte zurück. „Wie heißt du denn?“, fügte er noch dazu. „Ich bin Stacy und du? Übrigens danke, dass du mich mitnimmst. Ich hätte mich wahrscheinlich verlaufen, selbst wenn du es mir erklärt hättest.“ „Ich heiße Kentin. Stacy ist ein schöner Name.“. Seine Augen verrieten mir, dass er an etwas dachte was weit zurück lag, da sie in die weite Ferne schauten. Da er keine Anstalten machte loszugehen und sich auch sonst nicht regte, fing ich an mit meiner Hand vor seinem Gesicht rumzuwedeln. „Hallo?! Erde an Kentin. Können wir jetzt losgehen?“ Durch das wedeln meiner Hand riss ich ihn zurück in die Realität und er schüttelte kurz mit dem Kopf um sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Seine Augen nahmen kurz einen traurigen Ausdruck an, doch nach dem Bruchteil einer Sekunde strahlten sie wieder fröhlich. „Ja, sicher. Lass uns gehen.“, meinte er und schritt voran. Schnell eilte ich an seine Seite. Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl Kentin schon mal irgendwo gesehen zu haben und ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart. Das war äußerst komisch für mich, denn ich fühlte mich normalerweise nie schnell wohl bei fremden Personen. Diese komische Vertrautheit zu ihm kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich wusste nicht woher.

 

Als wir in der Stadt ankamen schlenderten wir erstmal ein bisschen durch die Straßen und er zeigte mir wo es gute Cafés, Eisdielen, Buchläden und anderes gab. Die Sonne strahlte erbarmungslos auf uns hinunter und die Hitze war fast unerträglich. Kentin schien es genauso zu gehen, denn er fragte mich ob wir nicht ein Eis essen gehen wollten. Ich stimmte sofort zu und wir gingen in eine der Eisdielen die er mir vorher noch empfohlen hatte. „Was darf es denn sein?“, fragte der Eisverkäufer uns. „Ich hätte gerne einmal Pistazie und Heidelbeere im Becher. Dann noch mit Sahne darauf und Kokosstreusel.“, äußerte ich meinen etwas extravaganten Wunsch. Wegen der Sahne bekam man auch immer noch eine von diesen kleinen süßen Waffeln in die Sahne gesteckt. Als mein Eis fertig war und ich es entgegennahm gab Kentin seine Bestellung auf. „Und ich hätte gerne einmal Schokolade und Mango im Becher.“ Als ich gerade dabei war mein Geld aus meiner Tasche zu kramen hatte Kentin schon für uns beide bezahlt. „Du kannst nicht für mich mitbezahlen. Das kann ich nicht annehmen. Schließlich hast du doch mir geholfen nicht andersherum.“, fing ich sogleich mit meckern an, als ich es bemerkte. „Na klar kann ich. Wenn ich dir ein Eis ausgeben will dann mach ich das.“, meinte er ohne Umschweife. „Nein, kannst du eben nicht!“, fuhr ich fort. Langsam war Kentin ein bisschen genervt, aber er schlug einen Kompromiss vor. „Lass uns einfach darauf einigen das du das nächste Mal das Eis ausgibst, ok?“ „Na gut.“, gab ich mich seufzend geschlagen.

Wir fingen an unser Eis zu essen und unterhielten uns nebenbei. Er fing als Erster an mich etwas zu fragen: „Warum wohnst du eigentlich im Nachbarhaus? Da wohnen doch schon welche, oder nicht?“ „Ja, Elke und Frank wohnen auch immer noch da. Sie haben mich adoptiert.“ „In dem Alter wird man noch adoptiert? Wie kam es dazu? Was ist mit deinen Eltern?“, löcherte er mich mit Fragen. Traurig blickte ich nach unten und unterdrückte die Tränen die begannen sich ansammeln zu wollen. Kentin sah es und fragte mich entschuldigend: „Stacy? Habe ich gerade etwas Falsches gesagt?“ Ich lächelte ihn traurig an und meinte: „Nein, das ist es nicht. Es ist nur…“ Ich schaute wieder zu Boden und dachte nach. >Sollte ich es ihm erzählen? Ich weiß nicht warum, aber ich vertraute ihm.< Es war diese tiefe Vertrautheit zu ihm, die fast dafür sorgte, dass ich es ihm erzählte. Doch ich entschied mich dann doch dagegen. Ich schüttelte den Kopf und sagte schließlich zu ihm: „Ich möchte nicht gerne darüber reden. Können wir über etwas Anderes reden?“ Kentin schaute mich mitleidig und besorgt an, doch zu meinem Glück nickte er nur.

Eine Weile schwiegen wir und dann fragte er mich das Übliche: „Wie alt bist du? Was ist deine Lieblingsfarbe? Hast du ein Haustier? Was sind deine Hobbys?“ Ich antworte wahrheitsgemäß: „Ich bin 15, werde aber am 3. September 16. Meine Lieblingsfarbe ist Lila. Nein, ich habe kein Haustier. Aber ich hatte mal ein Meerschweinchen. Es hieß Amy. Sie war noch ein Baby und hat anscheinend im Freigehege irgendwo ein größeres Loch gefunden, durch das sie sich gezwängt hat. Seit dem habe ich sie nie wieder gesehen. Wir haben sogar Flyer aufgehängt, doch es hat sich nie jemand gemeldet. Vermutlich wurde sie am selben Tag noch von einem Auto überfahren oder wurde das Opfer einer Katze oder eines Raubvogels. Meine Hobbys. Lass mich überlegen. Ich war früher im Schwimmverein und habe auch mal Handball gespielt. Im Handball war ich total schlecht, obwohl ich es geliebt habe, deswegen habe ich dann aufgehört. Beim Schwimmen habe ich aufgehört, weil ich dort Silber gemacht hatte und der Trainer der es mit mir gemacht hatte, meinen Schwimmerauszeichnungspass mitnehmen wollte um irgendeinen Stempel draufzumachen. Die nächsten 3 Trainings hatte er ihn immer wieder vergessen mitzubringen. Danach wurde mir nur noch erzählt, er wäre in irgendeiner anderen Stadt. Meinen Pass habe ich bis heute nicht wiederbekommen. Deswegen habe ich auch damit aufgehört. Im Karnevalsverein war ich noch die ganze Zeit. Doch durch die Adoption und den Umzug, musste ich auch das aufgeben. Wie sieht es denn bei dir aus?“ „Wow. Das war jetzt mehr als das, womit ich gerechnet hätte. Also, ich bin 16. Meine Lieblingsfarbe ist weiß. Grün oder Blau hat ja fast jeder Junge als Lieblingsfarbe. Weiß ist natürlich und schön und strahlt auch eine gewisse Kraft aus. Ein Haustier hatte ich noch nie, da meine Mutter allergisch ist. Ich mag Tiere aber. Meine Hobbys sind Kickboxen und Backen. Kickboxen mache ich um mich fit zu halten. Ich war für eine Weile auf einer Militärschule, weil mein Vater wollte, dass ich lerne wie man ein richtiger Mann wird und ich mich verteidigen kann. Kickboxen stand dort an der Tagesordnung um Muskeln aufzubauen und die Beweglichkeit zu erweitern. Doch nach einiger Zeit hat es mir Spaß gemacht und gefallen. Gebacken hab ich schon immer gern. Früher zusammen mit meiner Mutter und jetzt mach ich es auch selber. Ich esse unwahrscheinlich gerne Kekse. Früher war das noch viel schlimmer, doch ich esse sie immer noch gern. Dann habe ich neben der Schule noch einen Job als Krankenpfleger im Krankenhaus. Ich habe schon immer gerne anderen Menschen geholfen. Hauptsächlich bin ich in der Kinderabteilung und die kleinen Mädchen himmeln mich die ganze Zeit an. Die sind schon süß, die Kleinen. Du willst gar nicht wissen wie viele Heiratssanträge ich von denen schon bekommen habe. Die Jungs dort sehen mich fast als großen Bruder an. Als Hobby würde ich es zwar nicht ganz zählen, aber ich bin unglaublich gerne dort bei den Kindern. So, jetzt haben wir unser Eis aufgegessen und können ja weiter gehen.“. Schon im selben Moment wie er den letzten Satz sagte, nahm mich Kentin plötzlich an der Hand und zog mich hinter sich her. Ich fragte ihn wohin wir gingen da sagte er: „Ich habe eine Überraschung für dich.“. Das reichte mir nicht, denn ich fragte ihn darauf was das denn für eine Überraschung sei, doch darauf meinte er nur, dass ich es gleich sehen würde und zog mich weiterhin hinter sich her.

Kapitel 3

 

 

 

Während Kentin mich weiter hinter sich her zog, stellte ich mir die Frage wieso ich eigentlich so ein starkes Vertrauen zu ihm hatte. Dabei kannte ich ihn erst seit ein paar Stunden... oder vielleicht doch schon etwas länger? Aber das ist doch unmöglich! Ich bin schließlich erst seit heute in Sweet Amoris und kannte noch keinen außer meinen Adoptiveltern, die ich auch erst vor Kurzem kennengelernt hatte. Wahrscheinlich gehörte Kentin einfach zu den Menschen, die, wenn man sie sah, eine Art von Vertrauen ausstrahlten. Ja, das wird es wohl sein! "TADAAA!", rief Kentin plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir vor einem riesigen Laden standen. Im Schaufenster konnte man Schaufensterpuppen sehen, denen man seltsame Klamotten angezogen hatte. Klamotten in allen möglichen Farben und Formen. Im Schaufenster hingen überall Luftschlangen und Ballons und an den Wänden hingen eigenartige Masken und Hüte. Auf dem Boden lagen weitere Luftschlangen, Ballons und Konfetti. Als ich mir das Schaufenster anschaute, traf mein Blick irgendwann auf eine große, bunte Neonschrift mit der auf dem Schaufenster geschrieben stand: "Sweet Amoris Faschingshalle". Ich schaute Kentin an und fragte: "Warum stehen wir vor einem Faschingsladen?" Kentin sah mich für eine Sekunde

verwirrt an und setzte sofort wieder sein freundliches Gesicht auf. "Erstens", fing er an, "ist das kein Faschingsladen, sondern eine Faschingshalle. Die größte und beliebteste Faschingshalle in der Stadt. Wenn du mal auf eine Party mit Motto eingeladen bist, kannst du hier alles finden was du brauchst, von einer Ameise bis zu einem Zwerg (A-Z ^^). Und zweitens ist mir aufgefallen, dass du so traurig bist, da dachte ich mir vielleicht muntert dich das auf." Ich realisierte wie ich langsam rot wurde und schaute sofort auf den Boden damit Kentin es nicht merkte. "D...", ich wollte mich gerade bedanken, als mir auffiel für was. Denn ich war schuld daran, dass ich ihm Kummer bereitet hatte, also wäre es falsch sich dafür zu bedanken. Ich neigte meine Kopf noch weiter nach unten und sagte: "Es tut mir leid, dass du dir wegen mir Sorgen gemacht hast, Kentin." Kentin machte große Augen und sagte: "Du brauchst dich doch nicht dafür zu entschuldigen! Ich mag es nur einfach nicht, wenn Mädchen traurig sind oder weinen." Kentins Blick war plötzlich so, als ob er ganz woanders mit den Gedanken wäre, für ein paar Sekunden starrte er nur ins Leere. Als er wieder normal schaute, lächelte er mich an und sagte: "Da fällt mir ein, du brauchst mich nicht immer Kentin zu nennen, Ken reicht auch". Er hielt mich an der Hand und wir gingen in die Faschingshalle. Dort probierten wir die verrücktesten Kostüme an. Ich als Werwölfin mit einem rosa Tütü und er als eine Bauchtänzerin, was wirklich lustig aussah. In der Faschingshalle gab es sogar ein Fotostudio, wir gingen mit unseren Kostümen dorthin und machten viele Fotos, die wir anschließend behalten durften als Geschenk des Geschäftsleiters. Wir zogen uns wieder unsere Sachen an, gingen aus der Halle und liefen nach Hause. Auf dem Heimweg schauten wir uns die Fotos an und lachten den ganzen Weg lang noch darüber. Als wir an unserer Straße ankamen, begleitete Ken mich bis zur Haustür. "Vielen Dank für den heutigen Tag, es hat mir viel Spaß gemacht. Und dein orientalischer Bauchtanz war auch nicht schlecht muss ich mal zugeben", sagte ich und lachte dabei. "Ja, mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht und von deinem Werwolfsjaulen bin ich ganz schön beeindruckt", sagte Ken und zwinkerte mir zu. Ken verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Sehr weit war dieser ja nicht. Ich merkte so langsam, dass ich ihm jetzt noch mehr vertraute und rief sofort: "Ken warte!" Ken blieb stehen und drehte sich um, ich lief zu ihm und blieb vor ihm stehen. Wir standen uns eine Weile gegenüber, bis ich anfing zu reden: "Wegen deiner Frage vorhin, was mit meinen Eltern passiert ist. Nun ja... das ist so.", ich zögerte etwas," Vor einem Monat hatten wir einen Autounfall. Es hatte an jenem Tag sehr stark geregnet, das Auto kam ins schleudern und prallte gegen einen Baum. Ich war ganz benommen und stieg aus dem Auto, dann lief ich ein paar Schritte und versuchte mich zu orientieren. Schließlich drehte ich mich um und sah meine Eltern bewusstlos und Blut überströmt im Auto sitzen". Ich fing langsam an zu weinen. "Es ging alles so schnell, ich hörte ein lautes Krachen und sah wie der Baum auf das Auto meiner Eltern fiel und anschließend in Flammen aufging. Das einzige woran ich mich erinnern konnte war, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin. Ich hatte nur Kratzer und Prellungen und meine Eltern waren... waren...waren". Nun fing ich richtig an zu weinen, fiel auf die Knie und vergrub mein Gesicht auf dem Boden. Ich merkte wie Ken sich hinkniete, mich in den Arm nahm und versuchte mich zu beruhigen. Nach einer Weile beruhigte ich mich wieder und bedankte mich bei Ken wegen der Umarmung. Ken gab mir seine Nummer und sagte ich solle ihn anrufen, wenn es mir wieder einmal so schlecht gehen sollte. Wir verabschiedeten uns und ich ging wieder zurück nach Hause. Dort schloss ich die Tür mit dem Schlüssel auf, den mir Elke gegeben hatte und ging rein. Als ich versuchte meine Schuhe auszuziehen hörte ich direkt vor mir ein "Hallo". Ich hob meinen Kopf und sah einen Jungen mit schwarzen Haaren. Diese waren hinten auf Ohrhöhe, doch vorne gab es jeweils eine breitere Strähne auf Schulterhöhe, die sein Gesicht umspielte. "Hallo, mein Name ist Leigh, du musst wohl Stacy sein. Schön dich kennen zu lernen...".

 

„Oh Hallo. Ich freue mich auch dich kennen zu lernen.“ Schnell zog ich mir meine Schuhe aus. „Das Essen ist auch schon fertig. Magst du mich in die Küche begleiten?“, fragte er mich freundlich. „Sicher.“, antwortete ich und folgte ihm. Bereits ein paar Meter vor der Küche umspielte mich ein herrlicher Duft. „Mhh riecht das gut.“, sagte ich. „Ja, das find ich auch.“

Wir betraten die Küche und wurden sogleich herzlich von Frank und Elke begrüßt. „Wie ich sehe hast du Leigh schon kennen gelernt. Ich hoffe er war nett zu dir.“, sagte Elke und musterte Leigh mit skeptischem Blick. „Ja, er war sehr freundlich zu mir.“, beruhigte ich sie. Dann wurde unser Gespräch von Frank unterbrochen: „Setzt euch doch.“ Sogleich suchten wir uns einen Platz und setzten uns. Der Tisch war sehr fein gedeckt. Ich fand es ein wenig übertrieben. Ist ja nicht so als wäre der Präsident zum Essen eingeladen. Leigh suchte sich den Platz neben mir und Elke und Frank saßen uns gegenüber.

Sobald wir saßen kam schon eine der Angestellten und deckte den Tisch. Die Teller waren so eklig sauber, dass man sich darin ebenso gut sehen konnte wie in einem Spiegel. Ebenso sauber war das Besteck auch. Echtes Silberbesteck. Ich fand es furchtbar. Normales Besteck tut es doch auch oder nicht? Dann brachte die Angestellte noch Weingläser und goss Rotwein ein. Ich bemerkte wie sie dabei leicht das Gesicht verzog. Komisch, aber vielleicht mochte sie einfach keinen Wein. Ist ja auch nicht mein Problem. Mir wurde allerdings kein Rotwein eingeschenkt und ein Weinglas bekam ich auch nicht.

Anscheinend hatte Elke angeordnet, dass ich keinen bekommen würde. So erhielt ich also nur ein normales Glas Orangensaft. „Kann ich nicht auch ein Glas Wein bekommen?“, meinte ich. Elke sah mich schockiert an und erwiderte dann: „Nein, du wirst keinen Wein bekommen. In deinem Alter sollte man noch keinen Alkohol trinken und in diesem Haus wirst du auch keinen bekommen.“ „Aber das ist doch nur Wein. Außerdem möchte ich auch nur ein Glas voll.“. Ich schaute sie bittend an. „Nein! Und das ist mein letztes Wort!“ meinte sie scharf. Als sie es bemerkte warf sie mir gleich einen entschuldigenden Blick zu um die Schärfe ihrer Aussage zu mildern. Hilfesuchend blickte ich zu Leigh, doch er schüttelte nur leicht den Kopf und zuckte dann kaum merklich mit den Schultern. Zudem warf er mir einen mitleidigen Blick zu. Na schön, dachte ich, dann trinke ich eben nur Orangensaft. So teurer Luxuswein schmeckt bestimmt sowieso scheußlich. Wir begannen zu essen und unterhielten uns währenddessen. Doch etwas beschäftigte mich schon die ganze Zeit.

Ich wartete einen passenden Moment ab und fragte: „Wo ist eigentlich der andere Junge? Dieser Lysandor oder wie er hieß.“ „Er heißt Lysander und du wirst ihn leider erst zu einem späteren Zeitpunkt kennenlernen können. Momentan befindet er sich in einem Musikinternat. Wann er zurückkommt wissen wir allerdings selber noch nicht.“, antwortete mir Elke. „Was spielt er denn für ein Instrument?“ fragte ich interessiert und diesmal antwortete mir Leigh. „Ein Instrument spielt er nicht. Gitarre kann er zwar spielen, aber dort ist er wegen seines sängerischem Talents. Außerdem schreibt er sehr gute Texte.“ Elke fügte noch hinzu: „Dieses Internat ist sehr angesehen. Dort waren schon viele jetzige Promis Schüler. Sie haben ihm eine exklusive Einladung geschickt, weil bei einem Schulkonzert ein Lehrer hier war der beauftragt war unbekannte Talente zu finden. Dieser Lehrer war sehr begeistert von ihm.“, schwärmte sie voller Stolz in der Stimme. „Aha. Das ist ja schön.“, erwiderte ich überflüssigerweise.

Wir aßen auf und es hatte echt köstlich geschmeckt. Danach gingen ich und Leigh hoch. Ich zeigte ihm mein Zimmer und er war sehr begeistert von der Art wie ich es dekoriert hatte. Schnell ging ich zu meinem Bett um meinen Pyjama, der auf dem Bett lag, unter der Decke zu verstecken. Dieser war wirklich echt peinlich. Es waren nämlich ganz viele kleine Bären drauf. So welche wie man sie aus Kinderbüchern kannte. Doch ich liebte ihn, weil ich ihn von meiner verstorbenen Großmutter geschenkt bekam. Deswegen muss ihn aber nicht gleich jeder sehen. Als ich mich umdrehte hatte Leigh ein Bild in der Hand, was er von meiner Kommode genommen hatte. Es war ein Familienfoto mit mir und meinen Eltern. „Nicht anfassen! Stell das bitte wieder hin.“ Schnell rannte ich zu ihm und nahm ihm das Bild behutsam aus den Händen. Dann stellte ich es ab und strich einmal zärtlich darüber. „Tut mir leid, aber dieses Bild bedeutet mir sehr viel.“ „Nein, es tut mir leid. Ich hätte es nicht einfach nehmen dürfen. Es ist sehr schön. Du musst deine Eltern ziemlich vermissen. Sie haben dich sicher sehr geliebt.“, meinte er mitfühlend. Seine Worte gingen mir sehr nahe und stimmten mich wieder traurig. Aber ich dürfte nicht weinen. Nicht vor ihm! „J-Ja ich vermisse sie s-schrecklich. Du hast R-Recht. Sie waren sehr l-liebe-liebe-liebevolle Eltern.“ Meine Stimme brach und ich fang wieder bitterlich zu heulen an. Verdammt! Wieso hab ich mich auch nicht besser im Griff? Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Jetzt hält er mich sicher für eine Heulsuse. Das ist jetzt schon das zweite Mal heute das ich weine.

Kurz darauf spürte ich eine Hand auf meinem Kopf die mir über die Haare strich. Dann nahm mich Leigh in seine Arme und ich kuschelte mich noch mehr an ihn und vergrub meine Hände in seinem T-Shirt. Die ganze Zeit strich er mir dabei zärtlich über den Kopf. Irgendwie fühlte es sich in seinen Armen richtig gut an. Deshalb beruhigte ich mich wahrscheinlich auch so schnell wieder.

Als ich meinen Kopf wieder hob und mir die Tränen wegwischte sah ich, dass sein T-Shirt total nass geworden war. „Ich glaub dein T-Shirt ist so ein bisschen nass.“, sagte ich zu ihm und lachte. Naja wohl ehr so eine Mischung aus Lachen und Schniefen. Er schaute an sich hinunter und stimmte mit in mein Lachen ein. „Das ist doch nicht so schlimm. Geht es dir denn wieder besser?“, fragte er besorgt. „Ja. Danke, dass du mich in den Arm genommen hast.“ „Nichts zu danken. Das hab ich doch gern gemacht, Schwesterherz.“, meinte er und zwinkerte mir zu. Als er meinen Gesichtsausdruck sah entschuldigte er sich aber wieder. „Tut mir leid. Es ist wahrscheinlich ein bisschen zu früh für dich. Gewöhn dich erstmal an alles hier. Wenn du über den Unfall ein wenig hinweg bist, wird es sicher besser. Zudem hattest du ja auch nie Geschwister. Obwohl es für mich auch ungewohnt ist plötzlich eine Schwester zu haben. Auch wenn es nur eine Stiefschwester ist.“

„Danke, dass du so verständnisvoll bist. Wie wäre es mit einem Themawechsel? Also wie alt bist du? Und was machst du beruflich?“ „21. Ich bin selbstständig und führe das Modegeschäft hier in der Stadt. Vielleicht hast du es ja schon mal gesehen. Damals hab ich mein Studium abgebrochen um den Laden zu eröffnen. Meine Eltern waren erst dagegen, aber der Laden läuft gut also haben sie sich damit abgefunden.“ „Ist ja cool. Dann krieg ich Rabatt wenn ich bei dir einkaufen gehe, oder?“, fragte ich und zwinkerte ihm zu. „Ich hatte eh daran gedacht mir mehr Klamotten zuzulegen. Den Schrank hier bekomm ich nämlich nicht mal annährend voll.“ Ich nahm ihn an der Hand, zog ihn zu meinem Schrank und öffnete den Schrank um ihn die „Vielfalt“ meiner Klamotten zu zeigen. „Ohje. Anziehsachen hast du wirklich nicht sehr viele. Da hat ja selbst Lys mehr in seinem Schrank. Komm doch einfach mal vorbei. Dann gucken wir ob wir was für dich finden.“ „Ok. Ich hoffe nur du hast nicht nur Markenklamotten denn sehr viel von dem letzten Taschengeld meiner Eltern hab ich nicht mehr.“, meinte ich und schaute traurig nach unten. Er kennt es ja nicht anders. Bei ihm ging das Taschengeld wahrscheinlich nie leer und wenn doch gaben ihm seine Eltern gleich neues. „Deswegen brauchst du dir doch keine Sorgen zu machen. Meine Eltern werden dich doch nicht ewig von dem Geld leben lassen was du jetzt hast. Natürlich bekommst du von ihnen auch Taschengeld. Schließlich bist du ja jetzt auch sozusagen ein Kind von ihnen. Frag sie einfach wenn du was brauchst.“ Kaum hat er damit geendet klingelte sein Handy. „Sorry. Meine Freundin Rosalia. Da muss ich dran gehen, aber ich bin gleich wieder für dich da.“ Ich nickte nur und er verließ das Zimmer.

Nach 5 Minuten kam er wieder rein. „Tut mir echt megaleid, Kleines. Aber ich muss jetzt los. Rose braucht mich. Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Komm doch einfach mal im Laden vorbei. Bye.“ Er umarmte mich noch schnell und gab mir einen Kuss auf die Haare. Dann verschwand er wieder aus dem Zimmer und kurz danach hörte man auch die Haustür ins Schloss fallen. Schade, dass er schon los musste. Aber was soll man machen? Wenigstens ist er so ein Typ der alles stehen und liegen lässt wenn seine Freundin ihn braucht. Ich hab da auch schon andere Typen kennen gelernt, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Morgen würde mein erster Schultag an der Sweet-Amoris-Schule sein. Ich hoffe es gibt dort auch nette Leute. Ich dachte ja wenigstens Lys würde ich schon kennen. Aber jetzt kenn ich dort niemanden. Obwohl. Ken geht ja auch auf diese Schule. Dann bin ich schon mal nicht so allein. Leider geht er aber in eine andere Klasse.

Ich fing an meine Umhängetasche mit dem Schulzeug zu packen. Mit Anmeldeformularen musste ich mich Gott sei Dank nicht mehr rumschlagen, denn das hatten Elke und Frank schon erledigt. Soweit ich weiß muss ich nur noch 25€ und ein Passfoto abgeben. Das Passfoto hatte ich heute mit Ken schon in der Stadt gemacht und die 25€ hatte ich von meinem Taschengeld noch übrig gelassen. Leider wäre es dann komplett leer und ich müsste Frank und Elke schon am zweiten Tag nach Geld fragen. Na, das ging ja gut los.

Nachdem die Tasche gepackt war machte ich mich bettfertig und ging ins Bett. Es war sehr bequem. Viel bequemer als mein altes Bett. So ein großes Bett hatte ich früher auch nicht gehabt. Ich kuschelte mich in die Kissen, dachte an alle Erlebnisse des heutigen Tages und schlief nach kurzer Zeit ein.

Kapitel 4

 

 

 

Ich wachte auf. Noch schlaftrunken ging ich ins Bad und klatschte mir am Waschbecken eiskaltes Wasser ins Gesicht. Dann schaute ich in den Spiegel. >Stace! Du siehst echt furchtbar aus!<, sagte ich zu meinem Spiegelbild. Ich hatte tiefe Augenringe. Kurz darauf ging ich wieder ins Zimmer und schaute mich um. >Oh mein Gott! Wo bin ich hier?! Das ist nicht mein Zimmer!< Ich rannte zurück in das Bad und sah mich dort erneut um. >Das ist auch nicht das Bad von zu Hause! Außerdem<, überlegte ich, >hatte ich auch nie ein eigenes Bad!< Panisch lief ich wieder zurück ins Zimmer. Da klopfte es an der Zimmertür und eine gut aussehende Frau kam rein. Sie wirkte noch ziemlich jung, auch wenn mir auffiel, dass sie älter war, als mancher denken möge. „Guten Morgen, Stacy. Hast du gut geschlafen? Warum bist du eigentlich noch im Schlafanzug, du musst gleich zur Schule. Zieh dich schnell an, sonst kommst du noch zu spät!“ Jetzt fiel mir alles wieder ein. Meine Eltern waren bei einem Autounfall gestorben und nun war ich von Freunden meiner Eltern adoptiert worden. Traurig blickte ich zu Elke. „Morgen, Elke. Wie spät ist es denn?“ Sie schaute auf ihre teuer aussehende Uhr. „Es ist schon 7.45 Uhr. Um 8 Uhr fängt die Schule an.“ Jetzt wurde ich wieder panisch. Doch diesmal nicht, weil ich einen riesigen Blackout hatte, sondern weil ich zu spät zur Schule kam. Und das an meinem ersten Tag!

Ich rannte an meinen Schrank und holte mir schnell ein paar Klamotten raus. Elke war inzwischen schon wieder verschwunden. Dann zog ich die Sachen an und rannte ins Bad. Ich putzte mir die Zähne und trug dann leicht lila-schimmernden Lidschatten sowie Mascara und ein wenig durchsichtigen Lipgloss, der meine Lippen zum Glänzen brachte, auf. Als ich damit fertig war, nahm ich meine schon fertig gepackte Tasche und rannte die Treppe runter in die Küche. Es stand schon ein Marmeladenbrötchen für mich auf dem Tisch, also aß ich es schnell auf und schaute auf die Uhr, die in der Küche hing. 7.55 Uhr. Wenn mich jemand fahren würde, wäre ich noch pünktlich. Ich musste also Frank suchen. Bestimmt war er in seinem Büro. Nur durfte ich dort nicht rein, also klopfte ich nur an die Tür. „Ja?“, hörte ich seine Stimme von drinnen. „Tut mir Leid, dass ich dich störe, aber ich muss zur Schule und bin spät dran. Könntest du mich hinfahren?“ Ich sprach durch die Tür. „Lucas fährt dich. Er wartet draußen schon auf dich. Viel Spaß an deinem ersten Tag.“ Lucas? Wer war das denn jetzt? Naja, Hauptsache, ich kam zur Schule. Also lief ich raus und tatsächlich stand schon ein junger Mann da. „Ich fahre Sie zur Schule, Miss. Steigen Sie ein.“ Er öffnete mir die Tür zu einem Porsche. Warum müssen die so teure Autos haben? Ein normales, billigeres Auto hätte es auch getan. Ich stieg ein und er schloss die Tür. Dann setzte er sich ans Steuer und fuhr los. Nach kurzer Zeit kamen wir an. Er stieg wieder aus und öffnete mir galant die Tür, bevor ich überhaupt reagieren konnte. „Viel Spaß in der Schule, Miss.“ „Danke, Lucas. Und tu mir doch bitte einen Gefallen und hör auf, mich ’Miss’ zu nennen. Ich habe schließlich auch einen Namen! Außerdem brauchst du mir die Türen nicht aufzuhalten und sie hinter mir zu schließen. Das schaffe ich auch alleine!“ Leicht angesäuert stieg ich aus und lief auf das riesige Schulgebäude zu. >Hier ist echt nix normal! Sogar die Schule ist riesig groß!< Als ich im Schulflur stand, kam eine nur in Pink gekleidete alte Frau auf mich zu. „Guten Morgen. Du musst Stacy sein. Ich bin die Direktorin dieser Schule. Melde dich doch am besten gleich beim Schülersprecher. Er befindet sich dort im Schülersprecherzimmer.“ Sie zeigte mit ihren Wurstfingern auf eine Tür rechts von mir. „Danke, Frau Direktorin. Ich werde gleich hingehen.“ Sie verabschiedete sich und ging wieder weg. >Gott sei Dank ist dieses pinke Monster jetzt weg.< Ich ging also in das Zimmer und sah einen blonden Jungen, seine Haare waren mittellang, über einen Stapel Papiere gebeugt. „Hallo. Bist du der Schülersprecher? Ich bin neu hier und die Direktorin hat mich zu dir geschickt.“ Er blickte auf, stand von seinem Stuhl auf und gab mir die Hand. „Guten Tag. Ja, der bin ich. Nett, dich kennenzulernen. Wollen wir doch mal schauen, ob deine Unterlagen auch alle da sind.“ Er wühlte in einigen Papieren und zog dann eine Mappe hervor. Rasch blätterte er sie durch und schaute mich dann wieder an. „An Unterlagen ist alles da. Doch dein Passfoto und die Anmeldegebühr von 25€ fehlen noch.“ „Achso, ja!“ Ich wühlte in meiner Schultasche und gab ihm das Foto und die 25€. „Super, dann ist ja jetzt alles beisammen. Hier ist noch dein Stundenplan.“ Er gab ihn mir und meinte dann, ich müsse nun zum Unterricht. Also verabschiedete ich mich von ihm und verließ den Raum. Auf dem Flur schaute ich dann auf den Stundenplan. Die Räume standen ebenfalls darauf, aber woher soll ich denn wissen wo Raum B213 ist? Ich schlenderte also durch den Flur und schaute auf jedes Schild der Räume, an denen ich vorbei lief. Doch nirgendwo stand ’’Raum B213’’ darauf. Ich lief gerade um die Ecke, als mich jemand umrannte. Ich schloss die Augen und bereitete mich auf den Sturz vor, aber es kam keiner. Stattdessen fing mich mein Gegenüber auf. „D-Danke“, sagte ich und schaute zu demjenigen auf.

 

Es war Nathaniel. „K-Kein Problem. Tut mir leid, dass ich dich umgerannt habe. Aber warum bist du denn noch nicht im Unterricht? Da fällt mir ein, ich habe vergessen, dir den Lageplan der Schule zu geben.“ „Ähm, also, ich- ich habe den Raum nicht gefunden, weil was ist denn B213 bitte für ein Raumname?“ „Ja, tut mir leid. Das war wohl meine Schuld. Hier der Plan. Da steht alles drauf.“ Er überreichte mir einen Zettel und da stand tatsächlich immer der Raum dabei und wo er sich befand. „Warte, ich begleite dich.“ Er machte ein Handzeichen, dass ich ihm folgen sollte und das tat ich dann auch. Wir mussten noch ein Stockwerk höher und dann ein bisschen durch den Flur laufen, bis wir da waren. Nathaniel klopfte an die Tür und öffnete sie. „Tut mir leid für die Verspätung der neuen Schülerin, Frau Schollmeyer. Stacy und ich mussten noch einige organisatorische Dinge klären. Ich muss dann auch wieder los, mich um einige Papiere kümmern. Auf Wiedersehen.“ Kaum hatte er den Satz beendet, war er auch schon wieder weg. >Oh nein, lass mich jetzt bitte nicht allein.<, dachte ich seufzend. Die Lehrerin begrüßte mich freundlich und bat mich nach vorn, um mich vorzustellen. >Oh nein! Bitte, bitte nicht!< Ich lief langsam nach vorne und stellte mich vor die Tafel, mit dem Gesicht der Klasse zugewandt. „Hallo. Ich heiße Stacy und bin 15 Jahre alt. Vor ein paar Tagen bin ich erst hierher gezogen. Meine Lieblingsfarbe ist lila.“ „Das waren schon einige Informationen, Stacy. Lassen wir doch aber die Klasse noch einige Fragen stellen.“ Kaum sprach die Lehrerin das aus, hoben sich schon einige Hände. Die Lehrerin nahm die Erste dran. „Hast du Geschwister?“ Ich antwortete sofort: „Nein, hab ich nicht.“ Shit! Vergessen! „Ähm. Moment. Ich habe doch welche. Zwei Brüder, um genau zu sein.“ Die Klasse runzelte die Stirn über diese unschlüssige Antwort und auch die Lehrerin starrte mich merkwürdig an. Dann sagte sie: „Kannst du uns deine plötzliche Meinungsänderung erklären? Hast du etwa vergessen, ob du Geschwister hast?“ Langsam wurde ich nervös. „Ähm, ja, also ich hatte keine Geschwister. Wie gesagt bin ich vor ein paar Tagen erst hierher gezogen. Ich wurde von einer Familie adoptiert, deswegen habe ich jetzt zwei Adoptivbrüder.“ Die Lehrerin nickte verständnisvoll. Nun hoben sich noch einige Hände mehr. Frau Schollmeyer forderte den Nächsten auf. „Hast du einen Freund?“ Meine Antwort lautete: „Nein, habe ich nicht.“ Da warf ein blondes, eingebildet aussehendes Mädchen ein: „So, wie du aussiehst, ist das auch kein Wunder!“ „Amber! So etwas sagt man nicht!“, schimpfte die Lehrerin mit ihr. Doch statt die Fragerunde endlich zu beenden, nahm Frau Schollmeyer wieder ein Mädchen dran. „Warum bist du denn adoptiert worden? Bist du eine Waise gewesen?“ Diese Frage wollte ich nicht beantworten. Ich konnte nicht. Also blieb ich stumm, bis die Lehrerin mich aufforderte, die Frage zu beantworten. „Ich bin keine Waise. M-Meine Eltern, s-sie sind vor einem Monat gestorben“, sprach ich mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen. Da sprach diese Amber wieder unaufgefordert: „Ohh. Da fängt wohl gleich jemand an zu weinen.“ Ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten, schaffte es jedoch nicht. So stand ich vor der Klasse und hielt mir heulend die Hände vors Gesicht. >Und schon wieder habe ich es nicht geschafft. Diese Amber hat schon recht. Ich bin echt erbärmlich.< Der Rest der Klasse blickte mich mitfühlend an, außer zwei andere Mädchen. Diese lachten zusammen mit Amber. Da gab mir die Lehrerin ein Taschentuch und forderte Amber und die anderen zwei Mädchen, die wohl Li und Charlotte hießen, zur Ruhe auf. Frau Schollmeyer zeigte auf einen leeren Platz neben einem Mädchen mit lilafarbenen Haaren und sagte: „Setz dich neben Viola. Solange Lysander nicht da ist, wird es so gehen.“ Ich schlurfte traurig auf den Platz. Inzwischen hatte ich aufgehört zu weinen. Viola klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Der Rest der Stunde verlief normal. In der Pause kam ein Mädchen auf mich und Viola zu. Sie hatte orange Haare und stellte sich als Iris vor. „Lass dich von Amber nicht ärgern. Sie ist immer so. Das mit deinen Eltern tut mir leid“, sagte sie und zog mich und Viola mit auf den Pausenhof. „Jetzt stellen wir dich mal unseren anderen Freunden vor“, meinte sie lächelnd.

 

Als wir auf dem Pausenhof angekommen waren, blickten Iris und Viola sich um. Nach einigen Sekunden fanden sie ihre Freunde anscheinend, denn sie winkten ihnen zu. Bald darauf kamen wir bei ihnen an. Das erste Mädchen hatte lange weiße Haare und gelbe Augen. Sie hatte ein echt hübsches Kleid an, das mich ein bisschen an eine Bluse erinnerte nur dass sie wie ein Kleid geschnitten war. Dieses Mädchen war sehr hübsch, bestimmt wurde sie von allen Jungs verehrt. „Hallo. Ich bin Rosalia, aber nenn mich doch Rose“, sagte sie freundlich zu mir. Ein Mädchen mit braunen kurzen Haaren stellte sich als Kim vor. Sie hatte eine sehr lockere und auch freche Art, war aber trotzdem nett. Beide gingen in eine Klasse über uns, deshalb hatte ich sie im Klassenraum auch nicht gesehen. Später erfuhr ich, dass Rose einen Freund hatte. Trotzdem war sie bei den Jungs sicher sehr beliebt. Was mich ein wenig wunderte, war, dass es scheinbar viele Mädchen gab, die Rosalia hießen. Denn soweit ich mich erinnerte, erwähnte Leigh doch auch, dass er zu seiner Freundin Rose musste, oder?

Plötzlich machte Iris einen Vorschlag und riss mich so aus den Gedanken. „Wie wäre es, wenn wir, zur Feier des Tages, nach der Schule alle ein Eis essen gehen würden? Das wird bestimmt cool.“ Alle stimmten begeistert zu, nur ich war mir nicht sicher. Als alle mich fragend anschauten, musste ich wohl etwas sagen. „Ich weiß nicht. Meine Adoptiveltern machen sich dann bestimmt Sorgen und eine Nummer, um sie anzurufen und Bescheid zu sagen, habe ich nicht.“ Sie schauten mich betroffen an und sagten fast alle einstimmig: „Ja, das ist ein Problem. Dann sollten wir es vielleicht verschieben.“ Außer Kim. Sie meinte: „Geh doch einfach mit uns. Deine Adoptiveltern werden dir schon nicht sauer sein.“ „Das wäre nicht das einzige Problem“, fing ich traurig an. „Ich habe auch kein Geld mehr. Mein letztes Taschengeld, das ich von meinen Eltern bekam, ging für die 25€ Anmeldegebühr drauf.“ Auf einmal hielt mir jemand von hinten die Augen zu. Wer konnte das sein? Ich kannte doch außer den Mädels niemanden auf dieser Schule. Der Jemand hinter mir lachte leise und ich erkannte das Lachen wieder. „Ken!“, rief ich freudig, drehte mich um und warf mich ihm in die Arme. „Hey, Süße. Warum hast du denn vorhin so traurig geguckt?“ „Es ist nur, naja, also die Mädels wollten mit mir Eis essen, aber ich kann nicht. Die Nummer von zu Hause habe ich nicht, also kann ich meinen Adoptiveltern nicht Bescheid sagen. Außerdem habe ich kein Geld mehr.“ Die Mädchen sprachen dazwischen. „Das mit dem Geld ist doch gar kein Problem. Wir legen einfach zusammen und bestellen für dich mit. So teuer wird das ja nicht. Geht schließlich nur um ein Eis.“ Ken fügte hinzu: „Und bei dir zu Hause kann ich doch Bescheid sagen, ebenfalls kein Problem. Schließlich wohne ich doch gleich nebenan.“ Die Hilfe der Anderen rührte mich tief. „Danke, Freunde. Ihr seid echt zu nett zu mir“, meinte ich gerührt. Dann rief Rose plötzlich: „Gruppenkuscheln!“ Lachend liefen alle auf mich zu und umarmten mich. Da musste ich auch lachen. Nach einer Weile bekam ich aber langsam keine Luft mehr. „Leute...ich bekomm…..keine….Luft“ japste ich und sie ließen mich sofort los. Dann mussten wir wieder lachen. Das Klingeln unterbrach uns. Die nächste Stunde fing an. Seufzend gingen wir alle in unsere Klassen und verabredeten uns, um halb zwei, also nach Ende des Unterrichts, am Schultor zu warten. Doch erst mussten wir durch diesen dummen Unterricht.

 

Der Unterricht war zu Ende und ich ging zusammen mit Iris und Viola zum Schultor. Als wir ankamen, waren weder Rose noch Kim schon da. Wir warteten fünf Minuten, als Ken auf uns zukam. „Na, ihr? Ich wünsche euch viel Spaß. Und keine Sorge, Stacy, ich sage Bescheid.“ Er umarmte mich noch schnell und lief dann los. „Bye. Und danke“, rief ich ihm hinterher. Doch da war er schon verschwunden. Als weitere fünf Minuten vergangen waren, kamen die beiden endlich. „Wo wart ihr denn so lange?“, fing Iris auch gleich an zu meckern. „Ey, Iris! Reg dich mal nen bisschen ab und chill deinen Body! Wir mussten noch aufs Klo und Rose dann noch ans Fach, also sei mal ein bisschen relaxter!“ Daraufhin meinte Iris beruhigend: „Ist ja gut, Kim.“ „Können wir dann los?“, fragte Rose, um die Anspannung etwas zu lösen. „Klar, lasst uns gehen“, sagten wir dann im Chor. Weit war der Weg nicht. Nach wenigen Minuten Fußweg waren wir da. Wir schnappten uns den letzten Tisch, der Gott sei Dank auch groß genug für alle war, und setzten uns hin. Kurz darauf kam schon eine Kellnerin und gab uns die Eiskarte. Schnell hatten wir uns entschieden. Kim wollte einen Schokobecher, Iris einen Erdbeerbecher, Viola entschied sich für einen Becher mit Vanilleeis, Rose für einen Himbeerbecher und ich für einen Kiwibecher. Während wir auf das Eis warteten, führten wir ein Gespräch. Rose legte gleich los: „Sag mal, Stacy, kann es eventuell sein, dass du total auf Ken abfährst?“ Sie grinste mich wissend an. „Was? Oh, nein! Ken ist nur ein sehr guter Freund. Ich mag ihn sehr, aber mehr ist da nicht.“ Kurz darauf fragte ich die Anderen: „Habt ihr denn einen Freund oder seid verliebt?“ Ich versuchte, dasselbe Grinsen zu machen wie Rose. Iris meinte, es gäbe keinen Bestimmten, aber man sah ihr an, dass sie log. „Komm schon, Iris. Ich kann sehen, dass du lügst. Denkst du etwa, ich würde es weitererzählen?“ Ich versuchte, enttäuscht auszusehen und es klappte. „Nein, das denke ich natürlich nicht!“, meinte sie schnell. „Es, ich weiß nicht, aber Castiel ist ja schon ganz süß.“ „Castiel? Wer ist das?“, sagte ich verwirrt. „Oh, du hast ihn wohl noch nicht kennen gelernt. Ist auch kein Wunder, so selten, wie er mal im Unterricht ist“, antwortete mir Rose. „Bestimmt wirst du ihn noch kennen lernen, aber denk dran, er gehört mir“, sagte Iris scherzhaft und zwinkerte mir zu. Dann sah ich Kim fragend an. „Was glotzt du mich so an?“, fragte sie gleich darauf. „Na, warum wohl? Hast du einen Freund? Oder gibt es einen Jungen, auf den du stehst?“ „Nö, ich will erstmal nix mehr von Jungs wissen. Hab grad erst ne Beziehung hinter mir.“ Ich schaute sie mitleidig an. „Das tut mir leid für dich.“ „Brauch dir nicht leid tun. Mir geht’s gut.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, lächelte sie mich an. So wandte ich mich weiter zu Viola. Sie verfolgte das Gespräch die ganze Zeit schweigend mit. Doch als ich sie anschaute, senkte sie ihren Blick und ihre Wangen erröteten. Sah wie ein Volltreffer aus. „Violaaaaa.“ Ich zog ihren Namen in die Länge. „Wer ist es bei dir? Dass es jemanden gibt, sehen wir alle sehr deutlich.“ Sie krallte ihre Finger in ihren Rock und errötete noch um eine Spur mehr. „Niemand“, sagte sie dann nach kurzer Zeit leise und schüchtern. „Na los, Viola. Sag es uns.“ Ich schmiss mich auf sie und fing an, sie zu kitzeln. Sie lachte und warf sich hin und her. „Bitte...Stacy. Lass das.“ Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen und kitzelte sie weiter durch. „Ok, ok. Ich sag es euch. Aber bitte…Stacy, hör auf, mich zu kitzeln.“ Sie lachte immer noch. Doch nach ihrer Unterwerfung ließ ich sie los. „Es, naja...also, ähm, es ist...ich mag, ich meine...Lysander ist ganz süß.“ Sie stockte zwischendurch ein wenig und wurde zum Ende hin immer leiser. Jetzt sah ihr Gesicht schon aus wie eine Tomate und ihre Finger traten weiß hervor, weil sie sie so doll in ihren Rock grub. Die Anderen schauten ebenfalls überrascht. „Das wussten wir ja noch gar nicht!“ „Tut mir leid. Ich wollte es für mich behalten. Er wird mich ja eh nie haben wollen. Wer will schließlich schon so ein schüchternes Mädchen wie mich?“ „Was soll das denn bitte heißen? Du bist hübsch und hast einen tollen Charakter, Viola. Es gibt sicher viele Jungs, die dich toll finden. Allen voran Lysander“, meinte ich aufmunternd zu ihr. „Sagt mal, von welchem Lysander reden wir eigentlich? Ist es der, auf dessen Platz ich sitze?“ „Ja, genau. Das ist er. Ich habe mich so gefreut, als die Lehrerin uns nebeneinander setzte, aber natürlich habe ich mich nicht getraut, ihn anzusprechen. Und jetzt ist er ja leider weg und ich kann ihn nicht mehr sehen.“ „Er kommt doch wieder, oder? Mir wurde erzählt, dass er nur für eine Weile auf einem Musikinternat wäre.“ „Woher weißt du das denn alles? Kennst du ihn etwa?“, fragten die Anderen überrascht. „Wen? Lysander? Noch nicht persönlich, aber von einem Foto und seinem Steckbrief. Außerdem wurde mir gestern beim Abendessen etwas über ihn erzählt. Er scheint ein richtig musikbegeisterter, talentierter Junge zu sein.“ Nun schauten sie mich verwirrt an. „Wieso hast du denn ein Foto und einen Steckbrief von ihm? Und wieso wird dir von ihm so viel erzählt?“ „Na, wisst ihr das nicht? Ich bin doch jetzt seine Adoptivschwester und wohne bei seinen Eltern zu Hause, also bei meinen Adoptiveltern.“ Nun waren die Anderen total überrascht. Sie guckten mich an, als hätte ich ihnen erzählt, dass ich die Frau vom Kaiser von China wäre. Alle lehnten sich nun weit über den Tisch. Ängstlich rückte ich etwas zurück. „Du, du, du bist also Leighs und Lys Adoptivschwester?“ „Ja, genau.“ „Aber wieso adoptieren dich ihre Eltern? Die haben doch schon zwei Kinder“, fragten sie mich. „Meine Eltern und ihre waren sehr gut befreundet. Scheinbar wollten unsere Eltern auf Nummer sicher gehen und versprachen sich gegenseitig, sich um die Kinder der Anderen zu kümmern, wenn ihnen etwas zustoßen sollte. So kam es also dazu, dass ich nun hier bin. Und ja, ich weiß auch, dass das merkwürdig klingt, aber es ist wirklich so.“ Sprachlos lehnten sie sich wieder zurück. Einige Minuten sprach keiner. Da wurde uns unser Eis gebracht und die Anderen erwachten aus ihrer Starre und stürzten sich förmlich auf das Eis. Außer Viola. Sie löffelte ihr Eis ruhig und gewissenhaft. Ich ebenso.

Bald hatten wir aufgegessen und ich fragte die Anderen, ob es ihnen wieder gut ging. Sie nickten mir zu und sagten, dass sie nur etwas überrascht waren. Wir bezahlten unser Eis, beziehungsweise bezahlten alle außer mir ihr Eis. Die Kosten für mein Eis übernahmen meine neuen Freundinnen gemeinsam. Als sie bezahlt hatten, verließen wir gemeinsam das Eiscafe. Ich verabschiedete mich von ihnen und ging nach Hause. Gott sei Dank kannte ich den Weg, da Elke ihn mir gezeigt hatte. Als ich zu Hause ankam, öffnete ich die Tür, ging rein und lief gleich hoch in mein Zimmer. Ich war so erschöpft, das ich mir nur noch schnell meinen Schlafanzug anzog und mich ins Bett schmiss, wo ich auch bald einschlief.

Impressum

Texte: Die Rechte der Texte sind alle mir vorbehalten. Aus dem Spiel wurden lediglich das Aussehen und die Namen der Charaktere (auch nicht aller Charaktere) verwendet.
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Sweet Amoris, dem Spiel nachdem diese Fanfiction nachempfunden wurde. Außerdem widme ich es meinen treuen Lesern und hoffe, dass sie diese Geschichte auch wieder mögen werden.

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